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Deutschland. Ein Wintermärchen

Du hast bestimmt schon mal Märchen gelesen oder vorgelesen bekommen. Bei dem Werk "Deutschland: Ein Wintermärchen" des deutschen Lyrikers und Schriftstellers Heinrich Heine handelt es sich jedoch um eine Satire, die er an einige Preußen und Deutschen seiner Zeit gerichtet hat. Das Werk, das im Jahr 1844 erschien, ist ein Versepos und wird in die Epoche des Vormärz eingeordnet.

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Du hast bestimmt schon mal Märchen gelesen oder vorgelesen bekommen. Bei dem Werk "Deutschland: Ein Wintermärchen" des deutschen Lyrikers und Schriftstellers Heinrich Heine handelt es sich jedoch um eine Satire, die er an einige Preußen und Deutschen seiner Zeit gerichtet hat. Das Werk, das im Jahr 1844 erschien, ist ein Versepos und wird in die Epoche des Vormärz eingeordnet.

Versepos

Beim Versepos handelt es sich um eine Mischgattung. Dabei wird das Epos, womit eine erzählende Versdichtung gemeint ist, in Versen verfasst, die idealerweise mit Reimpaaren miteinander verbunden werden. Viele antiken Epen wie u. a. die Odyssee und Ilias sind in Versform geschrieben und können daher als Versepos gelten.

Satire

Die Satire ist eine Kunstform, die durch Über- oder Untertreibung, Ironie und Sarkasmus Verhältnisse, Personen oder Kunstwerke kritisiert. In den meisten Fällen ist die Kritik gegen mächtige Personen oder Personenstände, aber auch gegen gesellschaftliche Verhältnisse gerichtet. Satire kann in der Literatur, der bildenden Kunst, in Film und Fernsehen oder in der Musik vorkommen.

Satirische Texte zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie spielerische Elemente mit gesellschaftskritischen Aussagen verbinden. Zu spielerischen Elementen zählen unter anderem humoristische Schreibweisen oder Nachahmungen anderer Texte.

Preußen

Einige deutsche Königreiche standen um die Entstehungszeit dieses Werks noch unter preußischer Herrschaft.

Preußen war ursprünglich ein kleines Königtum, das im 19. Jahrhundert seine Macht immer weiter ausdehnte und schließlich viele andere deutschen Königtümer unter seine Kontrolle brachte. Aufgelöst wurde Preußen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs durch die Siegermächte, auch Alliierte genannt, und zwar mit der Begründung, dass Preußen historisch die Militarisierung Deutschlands betrieben hat.

"Deutschland. Ein Wintermärchen" – Zusammenfassung

Im Folgenden erhältst Du eine Zusammenfassung von "Deutschland. Ein Wintermärchen". Eine namenlose Person kehrt nach Jahren des Exils nach Deutschland zurück und nimmt das Land als im Würgegriff preußischer Unterdrückung wahr. Anstatt aber darüber zu schweigen, kritisiert diese Person bestimmte Entwicklungen und Persönlichkeiten. In Hamburg, dem Wohnort seiner Mutter, endet das Versepos.

"Caput bzw. Capita" bedeutet Kapitel.

"Deutschland. Ein Wintermärchen" Caput 1 bis 7: Ankunft des Erzählers in Deutschland und sein Besuch in Aachen sowie Köln

Der reisende Ich-Erzähler kommt mit einem Gefühl des Heimwehs in Deutschland an. Aber schon bald erlebt er seine erste Enttäuschung, als die preußischen Zollbeamten ihn und sein Reisegepäck unnötig streng kontrollieren. Für ihn ist das ein Zeichen von staatlicher Überwachung. Er tröstet sich aber mit der Bemerkung, dass der preußische Staat wenigstens seine Gedanken nicht kontrollieren kann. Eine mitreisende Person dagegen sieht in der Grenzüberwachung durch die preußische Zollbehörde eher eine Chance, Deutschland politisch und wirtschaftlich zu einigen.

In Aachen begegnet der Ich-Erzähler einigen preußischen Soldaten, für die er nur noch Spott und Hohn übrig hat, denn diese verkörpern in seinen Augen u. a. die Rückständigkeit und geistige Stagnation. Die Stadt hat dem Reisenden nicht viel zu bieten. Daher sagt er aus Ärger über die Preußen, dass er den Reichsadler, also den Wappen der Preußen, zerstören würde.

Auch an der Stadt Köln hat der Reisende viel auszusetzen. So ist für ihn der Kölner Dom ein Zeichen vom politischen und geistigen Rückschritt Deutschlands. Mit dem Bau so eines religiösen Gebäudes würde Deutschland sich — so der Ich-Erzähler — mit der katholischen Kirche solidarisieren, anstatt das Ideal der Trennung von Staat und Kirche zu erreichen.

"Deutschland. Ein Wintermärchen" Caput 8 bis 13: Zwischenstops in weiteren Städten (Mülheim, Hagen, Unna, Teutoburger Wald und Paderborn)

Weder Mülheim noch Hagen können den Reisenden für sich einnehmen. In Mülheim wollten die Menschen die Demokratie einführen. Das gelingt ihnen jedoch nicht, weil Preußen die Stadt unter seine Kontrolle bringt. Und Hagen hat dem Ich-Erzähler nichts außer unappetitlichen Mahlzeiten und passivem Leben zu bieten.

Unna dagegen, eine Kleinstadt im heutigen Nordrhein-Westfalen, beurteilt der Ich-Erzähler überwiegend positiv. Denn die Menschen hier sind in seinen Augen sentimental und naiv, was er viel besser findet als die militärische Mentalität in einigen anderen deutschen Städten.

In Detmold kritisiert der Erzähler ein Denkmal, das an die Varusschlacht aus dem Jahr 9. nach unserer Zeitrechnung erinnern soll.

Die "Varusschlacht" fand im Jahr 9 nach unserer Zeitrechnung auf dem Gebiet der Germanen östlich des Rheins statt, vermutlich nahe dem Kalkrieser Berg im heutigen Niedersachsen. Dieses historische Ereignis erhielt im Zuge der Nationalisierungsbewegung in etlichen deutschen Königs- und Fürstentümern des 19. Jahrhunderts neue Bedeutung. Viele Politikerinnen und Politiker wollten die Varusschlacht für ihre nationalistischen Zwecke nutzen.

Für den Reisenden aber ist der Sieg der Germanen über die Römer einzig den schwer zugänglichen Wegen in den germanischen Wäldern zu verdanken, nicht aber der behaupteten Tapferkeit der Germanen. Daher sieht er den Bau dieses Denkmals bei Detmold kritisch an.

In Paderborn erlebt der Ich-Erzähler den Sonnenaufgang und bedauert ihn, statt sich darüber zu freuen. Denn trotz des täglichen Sonnenaufgangs liegt für ihn nach wie vor ein Großteil der Menschheit im Dunkeln. Seiner Meinung nach mangelt es ihr an Bildung an Kritikfähigkeit. Der Anblick des gekreuzigten Jesus am Wegrand betrübt ihn noch mehr, da er darin die Vergeblichkeit aller menschlichen Bemühungen sieht: Auch wenn Jesus Christus damals die Menschen moralisch bilden wollte, wurde er gekreuzigt.

Dank der Erfindung des Buchdrucks aber hat sich in seinen Augen eines verbessert: Anstatt Menschen wegen ihrer Meinungen zu töten, werden sie durch die Zensurbehörde nun lediglich zum Schweigen gebracht.

Eine Zensurbehörde ist für die Zensur des Buch-, Lied- und Filminhalts zuständig. So kann sie die Zulassung bzw. das Verbot bestimmter Inhalte verordnen.

"Deutschland. Ein Wintermärchen" Caput 14 bis 20: Begegnung mit Kaiser Barbarossa und die Weiterreise nordwärts

Der Ich-Erzähler träumt in seiner Kutsche vom Kaiser Barbarossa, der nicht über die aktuelle deutsche Geschichte informiert ist. Als der Ich-Erzähler dem Kaiser begeistert von der Französischen Revolution und der Guillotine berichtet, hält der Kaiser ihn für einen Verräter. Denn mit seiner Begeisterung für den Aufstand gegen Adelige zeigt der Reisende keine Achtung vor der adeligen Tradition.

Kaiser Barbarossa

Kaiser Barbarossa (* um 1122; † 10. Juni 1190 im Fluss Saleph nahe Seleucia, Kleinarmenien) war von 1152 bis 1190 Kaiser des römisch-deutschen Kaiserreiches. Mehr Information über ihn findest Du in der Erklärung "Barbarossa" auf StudySmarter.

Französischen Revolution

Die Französische Revolution ereignete sich zwischen 1789 und 1799. Während dieser Zeit lehnten sich die nicht adeligen Menschen gegen die Herrschaft des Königs auf und forderten mehr Mitbestimmung ein.

Mehr Information über dieses Ereignis findest Du in der Erklärung "Französische Revolution" auf StudySmarter.

Indessen ist der Ich-Erzähler desillusioniert und setzt seine einzige Hoffnung auf den französischen Kaiser, der die Deutschen von der preußischen Unterdrückung befreien soll. Dieser steht nach seiner Meinung für moderne Werte wie Freiheit und Demokratie, die deutschen Kaiser jedoch nicht.

Seine nächste Station ist Minden. In einer großen Festung hat er das Gefühl, als ob er in einem preußischen Gefängnis sitzen würde. In einem Albtraum sieht er ein zukünftiges Deutschland, das nur von negativen Elementen, wie u. a. der Zensur und dem Militarismus, bestimmt ist.

Zunächst in Bückeburg und dann in Hannover angekommen, betrachtet der Reisende das dortige Fürstentum als nichts Besonderes. Auch daran übt er eine scharfe Kritik, da die lokalen Adeligen nichts Bedeutendes tun und eher in ein träg passives Leben bevorzugen.

"Deutschland. Ein Wintermärchen" Caput 20 bis 27: Letzte Station Hamburg und das Schlusswort

In Hamburg besucht der Reisende seine Mutter, die er dreizehn Jahre nicht mehr gesehen hatte. Er lässt sich von ihr üppig bewirten. Seine Eindrücke von der Stadt seiner Kindheit sind eher ernüchternd: Viele Häuser sind infolge eines großen Brands im Jahr 1842 teilweise zerstört und immer noch im Wiederaufbau begriffen, manche seiner Bekannten sind wie ausgewechselt und nicht wiederzuerkennen; Reiche werden noch reicher, Arme nur zahlreicher.

Als Nächstes trifft er für ein Abendessen mit seinem Verleger Julius Campe im Restaurant Lorenz ein. Nach diesem Essen sucht er eine Prostituierte auf, die ihn mit sich in ihr Zimmer nimmt. Es stellt sich aber heraus, dass es sich bei ihr um die Schutzgöttin seiner Stadt namens Harmonia handelt. Sie will ihn davon überzeugen, künftig in Deutschland zu bleiben, da dieses Land in ihren Augen nicht mehr so streng und repressiv ist.

Gegen sein Versprechen, über das Erfahrene absolut zu schweigen, will Harmonia ihm ein Geheimnis offenbaren. Sie weist ihn auf einen Nachtstuhl in der Ecke ihres Zimmers hin, der Karl dem Großen, also dem Gründer der Stadt Hamburg, gehöre. Als der Ich-Erzähler den Deckel aufmacht, wird er vom Gestank der Zukunft bewusstlos.

Seine Reise endet mit einer Erinnerung an Aristophanes, einen Dichter aus dem antiken Griechenland, und einer Mahnung an den gegenwärtigen preußischen König: Auch Aristophanes musste unter der bitteren Anfeindung seitens der Herrscher seiner Zeit leiden, später wurde der Dichter aber verehrt. Diese Tatsache und den Umstand, dass Dichter mit ihren Werken die Macht der Könige zum Wanken bringen können, soll der preußische König zur Kenntnis nehmen.

"Deutschland. Ein Wintermärchen" – Figurenkonstellation

Der Ich-Erzähler ist bei Weitem die wichtigste Figur im Werk. Denn sie ist diejenige Figur, durch die man alle anderen Figuren kennenlernen kann. Zu den übrigen Hauptfiguren gehören dann Kaiser Barbarosa und preußische Beamten.

Der Ich-Erzähler

  • kommt ursprünglich aus Hamburg, lebt aber in Paris
  • kehrt nach dreizehn Jahren nach Deutschland zurück
  • übt Zeitkritik
  • ist ein scharfer Gegner von preußischen Soldaten und Beamten

Kaiser Barbarossa

  • war ein bedeutender Kaiser im Mittelalter
  • ist eine uninformierte Figur
  • schilt den Ich-Erzähler für seine Sympathie mit der Französischen Revolution

Preußische Beamten und Soldaten

  • werden als zu streng und autoritär dargestellt
  • kontrollieren den Ich-Erzähler unnötig streng
  • verkörpern Pedanterie, Autorität und antidemokratische Ideale

"Deutschland. Ein Wintermärchen" – Analyse

Als Versepos ist der Text des Werks sprachlich auf andere Art gestaltet als z. B. ein Roman oder eine Kurzgeschichte. Das gilt dann auch für den Aufbau. Die nächsten Abschnitte sind eine Analyse von Sprache und Aufbau von "Deutschland. Ein Wintermärchen".

"Deutschland. Ein Wintermärchen" – Sprachliche Mittel

Für die sprachlichen Mittel in "Deutschland. Ein Wintermärchen" ist es wichtig zu wissen, dass der Text des Werks durchgehend in Versen geschrieben ist. Diese sind an vielen Stellen durch einen Reim miteinander verbunden. So beginnt dann das Werk mit folgenden Zeilen:

Im traurigen Monat November war's,

Die Tage wurden trüber,

Der Wind riß von den Bäumen das Laub,

Da reist ich nach Deutschland hinüber.1

Die farbigen Wörter reimen sich. Um seinen Überdruss über das Alte und Bekannte auszudrücken, verwendet der Ich-Erzähler das Stilmittel namens Parallelismus.

Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,

Ich kenn auch die Herren Verfasser; […] 1

Der Parallelismus liegt vor, wenn zwei oder mehr Sätze mit dem gleichen Satzbau aneinandergereiht werden. Mehr Details zum Thema Parallelismus findest Du in der Erklärung "Parallelismus" auf StudySmarter.

Als der Autor etwas Hoffnung auf eine bessere Zukunft in seiner Heimat wecken will, bedient er sich der Metapher "fleißige Hände".

Wir wollen auf Erden glücklich sein,

Und wollen nicht mehr darben;

Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,

Was fleißige Hände erwarben. 1

Bei der Metapher handelt es sich einen bildhaften Ausdruck.

Heine versieht z. B. Tiere mit menschlichen Eigenschaften, indem er sie personifiziert.

Zu Aachen langweilen sich auf der Straß'

Die Hunde, sie flehn untertänig:

»Gib uns einen Fußtritt, o Fremdling, das wird

Vielleicht uns zerstreuen ein wenig.« 1

Der Ausdruck "Hunde" steht hier für Personen, die ihren Obrigkeiten allzu dienstfertig gehorchen.

Mehr Infos zu diesen Stilmitteln findest Du in den Erklärungen "Personifizierung", "Metapher" und Parallelismus" auf StudySmarter.

"Deutschland. Ein Wintermärchen" – Aufbau

Der Aufbau des Versepos "Deutschland. Ein Wintermärdchen" ist in siebenundzwanzig Capita aufgeteilt. Jedes Caput enthält mehrere Verse.

In jeder Strophe haben der erste und dritte Vers vier Hebungen, der zweite und vierte dagegen immer nur drei. Das Versmaß ist vorwiegend jambisch. Die Zahl der unbetonten Senkungen unterscheidet sich jedoch von Strophe zu Strophe. Vom Reimschema her sind jeweils die Verse 2 und 4 durch einen Kreuzreim verbunden, Vers 1 und 3 sind hingegen reimlos.

"Versmaß" bezeichnet die Art, in der die Verse verfasst sind. "Jambus" bzw. "jambisch" ist ein Vers dann, wenn er aus einer Reihenfolge von einer kurzen unbetonten und einer betonten Silbe besteht.

"Kreuzreim" ist ein Reimtyp, bei dem jeweils der erste Vers mit dem dritten und der zweite Vers mit dem vierten reimt. (abab)

Im Unterschied zu einem Epos hat Heines Werk weder eine steigende Handlung noch einen Wendepunkt. Der Grund dafür ist, dass es sich bei dem Werk um eine Satire handelt; und in Satiren gibt es diesen Handlungsverlauf meist nicht.

Eine Satire hat oft eine Kritik zum Ziel, und nicht etwa die Darstellung des Auf-und Abstiegs einer Person. Daher wendet sich der Ich-Erzähler in Heines Werk an mehrere Persönlichkeiten Deutschlands, um diese einer scharfen Kritik zu unterziehen.

"Deutschland. Ein Wintermärchen" – Interpretation

Da Heine in seinem Werk unterschiedliche Personen und Dinge kritisiert, kann das Werk auf mehrere Weisen interpretiert werden. Die wichtigsten Punkte der Interpretation von "Deutschland. Ein Wintermädchen" siehst Du in den folgenden Abschnitten.

Kritik an Preußen und politischen Persönlichkeiten

Am deutlichsten kritisiert Heine in seinem Werk die preußischen Soldaten und Beamten. So lässt er seinen fiktiven Ich-Erzähler gleich am Anfang seines Werks den preußischen Zollbeamten begegnen, um ihr repressives Verhalten aufzuzeigen.

Während die Kleine von Himmelslust

Getrillert und musizieret,

Ward von den preußischen Douaniers

Mein Koffer visitieret.

Beschnüffelten alles, kramten herumIn Hemden, Hosen, Schnupftüchern;Sie suchten nach Spitzen, nach Bijouterien,Auch nach verbotenen Büchern. 1

Beim Lesen dieser Kritik würdest Du Dich vielleicht fragen, was so eine Kritik mit dem Titel "Wintermärchen" zu tun hat. Denn ein Märchen ist "Deutschland: Ein Wintermärchen" mit so einem Inhalt kaum. Vielmehr ist das Werk als eine Satire gegen die preußische Unterdrückung aufzufassen. Auch bei der Darstellung einiger anderer Persönlichkeiten, wie etwa des berühmten fränkischen Kaisers Karl der Große und Kaiser Barbarosa, schreibt Heine satirisch.

Zu Aachen, im alten Dome, liegt

Carolus Magnus begraben.

(Man muß ihn nicht verwechseln mit Karl

Mayer, der lebt in Schwaben.)

Ich möchte nicht tot und begraben seinAls Kaiser zu Aachen im Dome;Weit lieber lebt' ich als kleinster PoetZu Stukkert am Neckarstrome. 1

Zwar kritisiert Heine hier nicht die Taten dieser Persönlichkeiten selbst, dafür mindert er aber ihren Stellenwert. Er höhnt nämlich, dass er lieber ein Poet als Kaiser Karl der Große wäre.

Kritik an der Kirche

Heine verschont auch die Kirche nicht, wenn er seinen Ich-Erzähler beim Anblick des im Bau befindlichen Kölner Domes sagen lässt:

Doch siehe! dort im MondenscheinDen kolossalen Gesellen!Er ragt verteufelt schwarz empor,Das ist der Dom von Köllen.

Er sollte des Geistes Bastille sein,Und die listigen Römlinge dachten:In diesem Riesenkerker wirdDie deutsche Vernunft verschmachten! 1

Und die Menschen, die den Kölner Dom wieder aufbauen wollten, prangert er so an:

Ihr armen Schelme vom Domverein,Ihr wollt mit schwachen HändenFortsetzen das unterbrochene Werk,Und die alte Zwingburg vollenden!

O törichter Wahn! Vergebens wirdGeschüttelt der Klingelbeutel,Gebettelt bei Ketzern und Juden sogar;Ist alles fruchtlos und eitel. 1

Damit wirft Heine vor, dass die Christen für den Bau des Kölner Doms selbst zu einer unterwürfigen Bittstellung bei den Nichtgläubigen und Menschen jüdischen Glaubens wären.

Entmythologisierung

Entmythologisierung bezeichnet ein Verfahren, bei dem bestimmte Mythen auf ihre Wahrheit hin geprüft werden.

Dabei wird u. a. klargestellt, ob diese Person bzw. diese Tatsache sich wirklich den hohen Wert verdient hat, wie allgemein geglaubt. Heine macht das mit dem Kaiser Barbarosa, dem Cheruskenfürst Armenius sowie dem fränkischen Kaiser Karl der Große, indem er ihre hohe Bedeutung in der deutschen Geschichte infrage stellt.

Damit wirkte er dem allgemeinen Trend im Deutschland seiner Zeit entgegen, Persönlichkeiten aus sehr fernen Zeiten der deutschen Geschichte für nationalistische Zwecke zu vereinnahmen.

Heinrich Heine – "Deutschland. Ein Wintermärchen" / Entstehungsgeschichte

Heinrich Heine gilt als einer der bekanntesten Lyriker und Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Geboren am 13.12.1797 in Düsseldorf, studierte er Rechtswissenschaften in Bonn, Göttingen und Berlin. Er war gegen die Monarchie als Regierungsform, und insbesondere gegen die preußische Monarchie. Während der Julirevolution, die gegen die preußische Monarchie gerichtet war, floh er deshalb nach Paris. Erst nach 13 Jahren im Exil besuchte er Deutschland wieder.

Die Julierevolution begann im Jahr 1830 in Paris und verbreitete sich im Laufe der Zeit auch in anderen Teilen Europas. Die Revolution hatte die Demokratisierung Frankreichs zum Ziel.

Die Ereignisse um die Julierevolution hat er in "Deutschland: Ein Wintermärchen" verarbeitet. Daher kann der Ich-Erzähler im Werk mit Heine selbst gleichgesetzt werden. Entstanden ist das Werk auf Heines Rückreise aus Hamburg nach Paris, also zu einem Zeitpunkt, zu dem er mit folgenden seiner Werke bereits erfolgreich war:

  • Die Grenadiere
  • Belsatzar
  • Almansor
  • Die Harzreise
  • Buch der Lieder

"Deutschland: Ein Wintermärchen" konnte Heine jedoch nicht ohne erhebliche Änderungen veröffentlichen lassen. Die ursprüngliche Fassung enthielt eine noch schärfere Kritik als die hier besprochene. Zwar konnte in Deutschland das Verbot des Werks seine illegale Verbreitung nicht verhindern, das deutschsprachige Publikum lehnte es jedoch klar ab, da sie die enthaltene Kritik für zu respektlos hielten.

Heine selbst drohte eine sofortige Verhaftung, sollte er Deutschland betreten. Daher musste Heine bis zu seinem Tod am 17. 02. 1856 in Pariser Exil leben.

"Deutschland. Ein Wintermärchen" – Epoche

"Deutschland. Ein Wintermärchen" wird in die Epoche des Vormärz eingeordnet. Es erschien zu der Zeit, als Preußen seine politische Dominanz in etlichen anderen, ursprünglich unabhängigen Königs- und Fürstentümern, auszuüben begann. So versuchte Preußen durch Hilfestellungen und mitunter sogar mit politischer Gewalt immer mehr dieser Königs- und Fürstentümer unter Kontrolle zu bringen. Die Herrschaft der Preußen kam vielerorts einer Unterdrückung gleich, da Preußen u. a. das Recht auf die Meinungs- und Pressefreiheit nicht gewährte.

Daher stellt "Deutschland: Ein Wintermärchen" eine Kritik an Preußen dar. Der Unterdrückung Preußens stellt Heine die Ideale der Französischen Revolution entgegen: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Daher kommt Heine in seinem Werk oft auf sie zu sprechen, als er in Deutschland genau das Gegenteil erleben muss. Wegen seines Potenzials zur Zeitkritik und der Entstehungsperiode wird das Werk in die Epoche des Vormärz eingeordnet.

Der Vormärz war eine Literaturepoche in Deutschland, die innerhalb des Zeitraums von 1815 bis 1848 verortet wird. Der Vormärz zeichnete sich vor allem durch seine politische Orientierung aus. Die Vertretenden des Vormärz forderten engagiert und aggressiv mehr Freiheit und politische Rechte. Zu diesem Zeitpunkt durften Menschen nicht sagen, was sie für richtig hielten, denn es gab eine behördliche Zensur, die jegliche Kritik an Preußen verbot.

Zu den bekanntesten Autoren der Epoche des Vormärz zählen:

  • Heinrich Heine (1797-1856)
  • Georg Büchner (1813-1837)
  • Friedrich Wilhelm Schulz (1797-1860)
  • Ferdinand Freiligrath (1810-1876)
  • Georg Herwegh (1817-1875)

Mehr Details zum Thema Vormärz findest Du in der Erklärung "Vormärz" auf StudySmarter.

Deutschland. Ein Wintermärchen – Das Wichtigste

  • Der deutsche Lyriker und Schriftsteller Heinrich Heine schrieb das Versepos "Deutschland: Ein Wintermärchen". Das Werk erschien 1844. Daher wird das Werk in die Epoche des Vormärz eingeordnet.
  • Bei diesem Versepos handelt es sich um eine Satire, die eindeutig gegen die preußische Unterdrückung etlicher deutschen Königs- und Fürstentümer gerichtet war. Aber auch die Kirche und bestimmte Persönlichkeiten deutscher Geschichte werden im Werk kritisiert.
  • Die strukturelle Analyse des "Deutschland: Ein Wintermärchen" zeigt, dass das Werk in siebenundzwanzig Capita aufgebaut ist. Das Metrum im Werk ist vorwiegend jambisch. Kreuzreime dominieren das Reimschema.
  • Die Analyse enthält einige sprachliche Mittel. Das Werk ist reich an verschiedensten Stilmitteln u. a. Metapher, Parallelismus und Personifikation.
  • Heines Werk entstand auf seiner Rückreise von Hamburg nach Paris, kurz nach der Veröffentlichung wurde es aber in Deutschland verboten. Dennoch konnte es sich weit verbreiten.
  • Er schrieb das Werk vor dem Hintergrund der Nationalbewegung in Deutschland, die u. a. mit extremem Patriotismus, also exzessiver Liebe für das eigene Land, einherging.
  • Zur Interpretation des Werks kann gesagt werden, dass es eine Kritik sowohl an Preußen als auch an der Kirche bezweckt.

Nachweise

  1. Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermährchen. (Separatdruck) Hoffmann und Campe, Hamburg 1844.
  2. Heinrich Heine. Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke. Hrsg. von Manfred Windfuhr. Bd. 4: Atta Troll. Ein Sommernachtstraum / Deutschland. Ein Wintermährchen. Bearb. von Winfried Woesler. Hoffmann und Campe, Hamburg 1985.
  3. Joseph A. Kruse: Ein neues Lied vom Glück? Heinrich Heines „Deutschland. Ein Wintermährchen“. In: J. A. K.: Heine-Zeit. Stuttgart/München 1997. S. 238–255.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Deutschland. Ein Wintermärchen

"Deutschland. Ein Wintermärchen" erzählt die Reise des Lyrischen Ichs durch Deutschland. Während dieser Reise werden vor allem die Unterdrückungs- und Zensurpolitik preußischer Beamter und ihr Militarismus kritisiert.

Das Werk wurde vom deutschen Dichter Heinrich Heine geschrieben.

Das Versepos besteht aus 27 Capita mit unterschiedlich vielen Strophen. 

Der Erzähler beginnt seine Reise durch Deutschland im November, der Titel bezieht sich also zum einen auf die wirkliche Jahreszeit, in der das Geschehen stattfindet. Der Titel könnte auch auf die emotionale Kälte der Deutschen anspielen. Außerdem soll das Werk das Gegenstück zum Versepos "Atta Troll. Ein Sommernachtstraum" darstellen.

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