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Dieser Satz stammt von dem amerikanischen Astronauten Neil Armstrong, der am 21. Juli 1969 als erster Mensch den Mond betrat. In diesem Zitat wird mit dem Gegensatz zwischen dem "kleinen Schritt" und dem "riesigen Sprung" die großartige Bedeutung des Moments der Mondlandung für die Menschheit betont.
Dieser Gegensatz wird auch als Antithese bezeichnet. Diese ist ein Stilmittel, das zu den Gedankenfiguren gehört.
Der Begriff Antithese stammt vom lateinischen Begriff antithesis ab, das übersetzt "Gegensatz" bedeutet. Die Antithese ist ein rhetorisches Stilmittel, bei dem gegensätzliche Begriffe oder Gedanken gegenübergestellt werden.
Definition von Gedankenfiguren
Die Gedankenfiguren dienen der Strukturierung eines Gedankengangs. Die Gedankenfiguren bilden neben den Wortfiguren, Satzfiguren, Klangfiguren und den Tropen eine Art der rhetorischen Stilmittel.
Gedankenfiguren werden häufig auch als Sinnfiguren bezeichnet.
Zu den Gedankenfiguren werden alle rhetorischen Stilmittel gezählt, die dazu beitragen, den Gedankengang der Leser*innen zu strukturieren. Damit nehmen die Gedankenfiguren Einfluss auf die inhaltliche Ebene bzw. Bedeutungsebene und sind nicht durch syntaktische Besonderheiten erkennbar.
Als Syntax wird die Lehre vom Aufbau eines Satzes bezeichnet. Somit sind syntaktische Besonderheiten Auffälligkeiten, die den Satzbau betreffen.
Rhetorische Stilmittel sind sprachliche Ausdrucksmittel, die bei der Erstellung von Texten als Gestaltungsmittel genutzt werden, um die Sprache auszuschmücken.
Das Wort Rhetorik stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet übersetzt "Redekunst". In ihrer Funktion dienen die rhetorischen Mittel sowohl in Texten als auch in Reden der Betonung, Veranschaulichung oder Einprägsamkeit dessen, was vermittelt werden soll.
Daher sind Stilmittel ein effektiver Weg, um Gefühle zu transportieren, ein anschauliches Bild zu erzeugen und eine Rede mitreißend, lebendig und überzeugend zu gestalten. Da rhetorische Mittel vielseitig einsetzbar sind, werden sie in unterschiedlichen Bereichen wie in der Literatur, Lyrik, Politik und Werbung eingesetzt. Auch im alltäglichen Sprachgebrauch werden häufig stilistische Mittel genutzt.
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Verwendung und Wirkung der Gedankenfiguren
Gedankenfiguren bewegen sich außerhalb des Geschehens des Textes auf der Bedeutungsebene. Sie beeinflussen den Gedankengang der Leser*innen und dienen der Veranschaulichung von Sachverhalten und der Erzeugung von Gefühlen. Somit kann die Verwendung von Gedankenfiguren zum Verständnis des Textes beitragen.
Herakles war so stark wie ein Stier.
In diesem Beispielsatz wird der Vergleich als rhetorisches Stilmittel verwendet. Der Vergleich bewirkt, dass die Leser*innen sich bildlich vorstellen können, wie stark Herakles war.
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Entstehung und Herkunft der Gedankenfiguren
Die Gedankenfiguren werden bereits seit der Antike als rhetorische Stilmittel verwendet, als sich die Rhetorik als eigene wissenschaftliche Disziplin etablierte.
Die Rhetorik entwickelte sich mit all ihren Ausprägungen über den langen Zeitraum der Antike. Deshalb tragen die meisten rhetorischen Mittel griechische oder lateinische Namen. Eine Kategorisierung der stilistischen Mittel in Gedanken-, Satz-, Klang-, Wortfiguren und in Tropen wurde damals noch nicht vorgenommen. Die erste Unterteilung erfolgte vermutlich in einem verlorenen Werk über den "Redeschmuck" von einem Schüler von Aristoteles in der hellenistischen Zeit.
Eine genauere Unterteilung der Stilmittel in Wort- und Gedankenfiguren wurde erst zum Ende des 1. Jahrhunderts vor Christus in einem rhetorischen Prosawerk in lateinischer Sprache vorgenommen.
Aristoteles (384 v. Chr. – 322 v. Chr.) war ein griechischer Universalgelehrter und Schüler Platons, der die Logik als eigene Wissenschaft begründete.
Der Hellenismus ist die antike griechische Epoche zur Zeit des Regierungsantritts von Alexander dem Großen und dauerte von 336 v. Chr. bis zur Eingliederung des letzten hellenistischen Großreichs in das Römische Reich im Jahr 30 v. Chr. an.
Gedankenfiguren wurden in der Antike noch nicht genau untersucht, sodass sie über Jahrhunderte hinweg als "abweichende Gestaltung der Inhaltsebene" bezeichnet wurden. Erst in der Spätantike wurden sie in die vier Teile, die jeweils einen Mangel, einen Überschuss, eine Umstellung und eine Auswechslung darstellen, eingeteilt.
Im Mittelalter wurde die Lehre der rhetorischen Figuren vor allem in Bezug auf die Lyrik behandelt, im Gegensatz zur Verwendung in Reden, wie es in der Antike der Fall war. Dabei wurde zwischen leichtem und schwerem Redeschmuck unterschieden. Der schwere Redeschmuck bestand aus den Tropen und der leichte Redeschmuck aus den übrigen Figuren (Satz-, Wort-, Klang- und Gedankenfiguren).
Ab dem 16. Jahrhundert wurde mithilfe der Analyse alter Quellen auf das antike Verständnis der Figurenlehre zurückgegriffen, damit eine genauere Klassifikation der Gesamtheit der Figuren vorgenommen werden konnte. Eine schematische Aufteilung der Stilmittel zu den rhetorischen Figuren hat sich nie etabliert. Heute nehmen die Fachbereiche der Linguistik, Semantik und Semiotik an der Diskussion teil, wie die Figuren kategorisiert werden sollen.
Linguistik ist der Fachbegriff für die Sprachwissenschaft. Die Semantik ist dabei ein Teilbereich der Linguistik, der sich mit den Bedeutungen sprachlicher Zeichen und Zeichenfolgen befasst. Die Semiotik ist ebenfalls ein Teilbereich der Linguistik und beschäftigt sich mit Zeichensystemen.
Gedankenfiguren – Beispiele
Im Folgenden werden einige Stilmittel, bei denen es sich um Gedankenfiguren handelt, vorgestellt.
Antithese
Die Antithese ist ein Stilmittel, bei dem gegensätzliche Wörter oder Gedanken in einem Satz gegenübergestellt werden. Das lässt sich bereits aus dem Namen "Antithese" ableiten, denn eine These ist eine Behauptung und das vorangestellte Wort anti bedeutet "gegen". Damit ist eine Antithese eine Gegenbehauptung. Antithesen liegen immer vor, wenn auf eine Aussage bzw. Behauptung ein Widerspruch erfolgt.
Das Fahrrad, das geklaut wurde, war rot.
Nein, das Fahrrad war nicht rot. Es war grün.
Antithesen lassen sich oft in der Literatur, vor allem in Prosatexten und in der Lyrik, finden. Dort werden meist komplexere Antithesen verwendet, die nicht nur aus einer Aussage und einem Widerspruch bestehen, sondern gegensätzliche Wörter oder Gedanken beinhalten.
Im Folgenden siehst Du ein Beispiel aus Friedrich Schillers Gedicht "Das Lied der Glocke":
Denn wo das Strenge mit dem Zarten,Wo Starkes sich und Mildes paarten,Da gibt es einen guten Klang.
Die Antithese bewirkt, dass die gegenübergestellten Aussagen hervorgehoben werden. Außerdem wird bei der Verwendung gegensätzlicher Begriffe und Gedanken ein Kontrast erzeugt. Durch die Darstellung eines Gegensatzes oder Widerspruchs nimmt die Antithese Einfluss auf die Bedeutungsebene und dient der Strukturierung des Gedankengangs der Leser*innen.
Oxymoron
Das Oxymoron stellt, ähnlich wie die Antithese, ebenfalls einen Widerspruch dar. Dieser befindet sich jedoch auf innerer Ebene, da das Oxymoron aus zwei sich widersprechenden oder sich gegenseitig ausschließenden Begriffen besteht. Das Oxymoron kann dabei als Wortzusammensetzung oder Wortverbindung auftreten.
Der Abschied war bittersüß.
Das Essen war teuflisch gut.
Während die Antithese zwei gegensätzliche Begriffe gegenüberstellt, verknüpft das Oxymoron diese Gegensätze miteinander.
Unendlich und geheimnisvoll
Durchströmt uns süßer Schauer
In Novalis' "Hymnen an die Nacht" bewirkt der innere Widerspruch des Oxymorons, dass das geheimnisvolle Gefühl des Schauers verstärkt dargestellt wird. Das Oxymoron dient somit dem verstärkten Ausdruck eines Sachverhaltes und agiert auf der Bedeutungsebene.
Correctio
Bei der Correctio wird eine Aussage direkt nach ihrem Ausspruch zurückgenommen und durch einen schwächeren oder stärkeren Ausdruck ersetzt. Der Begriff Correctio stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Korrektur", was die Funktion der Selbstkorrektur treffend wiedergibt.
Das Kleid ist wunderschön, wirklich atemberaubend.
Durch die Selbstkorrektur wird der Satz kurz unterbrochen. Damit bewirkt die Correctio, dass das Gesagte besonders betont und die Bedeutung verstärkt wird. Der Gedankengang des Lesers wird durch die Korrektur neu strukturiert, da ein aktueller Gedanke unterbrochen und durch einen neuen Gedanken ersetzt wird.
Heute haben sich die Stilmittel Antithese, Allusion, Aphorismus, Apostrophe, Oxymoron, Archaismus, Beispiel, Symbol, Vergleich, Chiffre, Correctio, Synästhesie und Zynismus als Gedankenfiguren etabliert.
Gedankenfiguren - Das Wichtigste
- Die Gedankenfigur ist eine Art der rhetorischen Figuren, die der Strukturierung eines Gedankengangs dient.
- Die Gedankenfiguren nehmen Einfluss auf die inhaltliche Ebene bzw. Bedeutungsebene und sind nicht durch syntaktische Besonderheiten erkennbar.
- Durch die Verwendung von Gedankenfiguren werden die Inhalte eines Textes veranschaulicht, Gefühle erzeugt und Sachverhalte verbildlicht.
- Gedankenfiguren wurden bereits in der Antike verwendet und ihre Kategorisierung entwickelt sich heute immer noch weiter.
- Heute werden die Stilmittel Antithese, Allusion, Aphorismus, Apostrophe, Oxymoron, Archaismus, Beispiel, Symbol, Vergleich, Chiffre, Correctio, Synästhesie und Zynismus zu den Gedankenfiguren gezählt.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Gedankenfiguren
Welche rhetorischen Figuren zählen zu den Gedankenfiguren?
Eine genaue Kategorisierung wurde seit der Antike diskutiert, aber nie abschließend festgelegt. Heute werden
die Stilmittel Antithese, Allusion, Aphorismus, Apostrophe, Oxymoron, Archaismus, Beispiel, Symbol, Vergleich, Chiffre, Correctio, Synästhesie und Zynismus zu den Gedankenfiguren gezählt.
Was sind rhetorische Mittel in Deutsch?
Rhetorische Mittel sind sprachliche Ausdrucksmittel, die bei der Erstellung von Texten als Gestaltungsmittel genutzt werden, um die Sprache auszuschmücken. Sie dienen in Texten und Reden der Betonung, Veranschaulichung und Einprägsamkeit.
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