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"Wer anderen eine Grube gräbt, mahlt zuerst." – Kennst Du das berühmte Sprichwort? Aber lautet das Sprichwort nicht eigentlich anders? Lies den Satz gern noch einmal. Vielleicht ist Dir auch gleich zu Beginn aufgefallen, dass hier etwas nicht stimmt. Denn richtig heißt es: "Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein." Vermischt mit dem Sprichwort "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst."…
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Jetzt kostenlos anmelden"Wer anderen eine Grube gräbt, mahlt zuerst." – Kennst Du das berühmte Sprichwort? Aber lautet das Sprichwort nicht eigentlich anders? Lies den Satz gern noch einmal. Vielleicht ist Dir auch gleich zu Beginn aufgefallen, dass hier etwas nicht stimmt. Denn richtig heißt es: "Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein." Vermischt mit dem Sprichwort "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst." entsteht ein rhetorisches Stilmittel, das durch die Kombination von unterschiedlichen sprachlichen Bildern eine komische, belustigende Wirkung erzielt. Die Rede ist von der Katachrese.
Die Katachrese zählt zu den rhetorischen Stilmitteln. Dabei stammt der Begriff "Katachrese" ursprünglich aus der altgriechischen Sprache (κατάχρησις katáchrēsis) und bedeutet übersetzt so viel wie "Missbrauch".
Wie der Begriffsursprung bereits andeutet, stellt die Katachrese ein rhetorisches Stilmittel dar, das Worte entgegen ihrer eigentlichen Bedeutung verwendet oder widersprüchliche, nicht zusammenpassende metaphorische Bilder miteinander vermischt.
Unter der "Katachrese" wird nicht nur ein rhetorisches Stilmittel verstanden. Der Begriff "Katachrese" wird auch synonym zur "toten Metapher" verwendet und stellt in dieser Funktion kein Stilmittel dar. Mehr dazu erfährst Du im nächsten Kapitel "Die Bedeutungen der Katachrese".
Die Katachrese als Stilmittel drückt das Gemeinte nicht direkt aus, sondern nutzt für ihre Aussageabsicht andere sprachliche Wendungen. Dabei bedient sie sich sprachlicher Bilder.
Die Katachrese aus der Einleitung möchte aussagen, dass es von Vorteil sein kann, andere reinzulegen. Dabei sagt sie das Gemeinte nicht direkt aus, sondern vermischt stattdessen die sprachlichen Bilder bekannter Sprichwörter miteinander.
Kennst Du weitere Stilmittel, die ähnlich vorgehen? Der Klassiker ist die Metapher, die gleich im folgenden Absatz noch eine Rolle für die Erklärung der Katachrese spielen wird. Und auch die Metonymie und die Synekdoche meinen etwas anderes, als sie entsprechend der eigentlichen Bedeutung der gewählten Worte sagen.
Die Katachrese gehört, wie die eben genannten Stilmittel, zu den sogenannten Tropen.
Die Bezeichnung "Tropen" stellt ein Überbegriff für jene Stilmittel dar, die mit bildhaften Ausdrücken arbeiten. Das Gemeinte stimmt nicht mit dem Gesagten überein.
Klick Dich in die Erklärung zu den "Tropen" oder zu den Stilmitteln, die zu den Tropen zählen, wie beispielsweise die "Metapher", die "Metonymie" oder die "Synekdoche".
Doch was ist denn nun mit einer Katachrese gemeint? Um die Katachrese als rhetorisches Stilmittel zu verstehen und zu erkennen, werden im Folgenden die Bedeutungen der Katachrese beschrieben. Denn mit einer Katachrese können zwei unterschiedliche sprachliche Erscheinungen gemeint sein.
Hast Du schon einmal ein Buch mit einem Rücken oder einen Brief mit einem Kopf gesehen? Oder laufen etwa Tische auf ihren Beinen durch die Gegend? Hinter diesen bewusst witzig formulierten Fragen stecken Begriffe, die zum alltäglichen Sprachgebrauch zählen: der Buchrücken, der Briefkopf und auch das Tischbein.
Weil ursprünglich kein Begriff für das Gemeinte existiert hat, wurde die Sprachlücke mithilfe einer Metapher geschlossen. Dabei verliert der Begriff im Laufe der Zeit seine Verbindung zu dem sprachlichen Bild und wird daher nicht mehr als Metapher identifiziert. In diesem Zusammenhang wird dann von einer toten Metapher oder auch von einer Katachrese gesprochen.
Übersetzt bedeutet die Metapher "Übertragung". Aber was wird bei der Metapher übertragen? Kurz gesagt: Die Metapher überträgt die eigentliche Bedeutung eines Wortes in einen anderen Zusammenhang.
Kennst Du das, wenn nach einer Klausur oder einer herausfordernden Aufgabe Dein Kopf raucht? In diesem Fall wird ein sprachliches Bild erzeugt, indem das Wort "rauchen" in einen anderen Bedeutungszusammenhang gesetzt wird. Denn in diesem Beispiel einer Metapher raucht nicht der Kamin, sondern der Kopf. Die Worte werden verwendet, um auszusagen, dass eine anstrengende geistige Leistung vollbracht wurde.
Du möchtest Dein Wissen zur Metapher auffrischen? Auf StudySmarter findest Du Erklärungen zur "Metapher" und zu "rhetorischen Stilmitteln".
Eine Katachrese als "tote Metapher" wird heute in der Alltagssprache verwendet.
Denkst Du bei dem Begriff "Handschuhe" daran, wie Du Schuhe an den Händen trägst? Vermutlich nicht, denn auch der Handschuh gehört zu den toten Metaphern und stellt somit eine Katachrese dar. Sie ist fest im Sprachgebrauch verankert und wird gedanklich längst nicht mehr mit dem sprachlichen Bild verknüpft. Stattdessen verbindest Du mit dem Begriff "Handschuh" das wärmende Kleidungsstück, das Du bei niedrigen Temperaturen an den Händen trägst.
Die tote Metapher ist auch unter dem Begriff "konventionalisierte Metapher" bekannt.
Sie verhält sich ähnlich zur verblassten Metapher, die auch sprachliche Bilder nutzt, um etwas zu beschreiben und im Laufe der Zeit in den Sprachgebrauch übergegangen ist. So wird sie nicht mehr als Metapher gedeutet.
Der Unterschied zwischen der verblassten Metapher und der Katachrese als tote Metapher besteht darin, dass die verblasste Metapher ein sprachliches Bild für einen bereits vorhandenen Begriff darstellt. Sie kann somit als Synonym gesehen werden, das anders als die tote Metapher keine Sprachlücke füllt.
"Wer anderen eine Grube gräbt, mahlt zuerst." – Werden wie in der Einleitung sprachliche Bilder miteinander vermischt, die semantisch gesehen nicht zusammen passen oder sogar widersprüchlich zueinander sind, so entsteht ein sogenannter Bildbruch.
Wird der Bildbruch absichtlich erzeugt, so kann er auch als Katachrese bezeichnet werden. Andernfalls, wenn er versehentlich passiert, wird von einem Stilfehler gesprochen.
Wird die Katachrese als Bildbruch verwendet, so stellt sie ein rhetorisches Stilmittel dar. Die Katachrese als Synonym für die "tote Metapher" gilt nicht als Stilmittel.
Der "Sprachstil" meint die Gestaltung der sprachlichen Ausdrucksweise. Geschieht ein Fehler in der Gestaltung des sprachlichen Ausdrucks, zum Beispiel, indem sprachliche Bilder falsch eingesetzt oder kombiniert werden, so kann das als Stilfehler bezeichnet werden.
Was würdest Du sagen? Liegt im folgenden Beispiel eine Katachrese oder ein Stilfehler vor?
Max und Lisa unterhalten sich über Beziehungen. Max sagt zu Lisa: "Die Kommunikation ist in einer Beziehung das A und B!". Daraufhin muss Lisa lachen und Max korrigiert sich peinlich berührt: "Ich meine natürlich, die Kommunikation ist in einer Beziehung das A und O."
Max hat sich versprochen, daher liegt ein Stilfehler vor. Er hat die Redewendung "Das A und O sein" ungewollt falsch verwendet.
Um einen Bildbruch zu erzeugen, werden bei der Katachrese meist Redewendungen und/oder Sprichwörter miteinander zu einer sprachlichen Einheit kombiniert:
"Ihr zieht alle am gleichen Boot!"
In diesem Beispiel einer Katachrese wurde die Redewendung "im gleichen Boot sitzen" mit der Redewendung "am gleichen Strang ziehen" zu einem Satz vermischt.
Die Begriffe "Redewendung" und "Sprichwort" werden im Sprachgebrauch meist synonym verwendet. Streng genommen besitzen die beiden Begriffe aber unterschiedliche Bedeutungen:
Wusstest Du, dass viele Redewendungen in der Bibel zu finden sind? Für seine Bibelübersetzung 1521 erschuf der Reformator Martin Luther viele sprachliche Bilder, die heute als bekannte Redewendungen gelten. So geht zum Beispiel die Redensart "Sein Licht unter den Scheffel stellen" auf Luther zurück.
Wird die Katachrese als rhetorisches Stilmittel genutzt, so soll sie als sprachliches Gestaltungselement eine bestimmte Wirkung bei den Rezipient*innen erzeugen. Welche Wirkung das ist und welche Funktion damit erzielt wird, kommt auf die entsprechende Katachrese an.
Häufig soll mit einer Katachrese eine lustige, komische Wirkung erzeugt werden. So bedienten sich bereits die Menschen in der Antike der Katachrese als Stilmittel, um eine gewisse Komik herbeizuführen.
"Bevor ich die Katze im Sack kaufe, lass doch lieber die Katze aus dem Sack."
Durch die Kombination der beiden Redewendungen, erzeugt die Katachrese eine belustigende Wirkung.
Was wird noch durch die ungewöhnliche Vermengung der beiden sprachlichen Bilder erreicht? Überlege zunächst für Dich, bevor Du weiterliest.
Die unübliche Vermischung der beiden Redewendungen, wirkt nicht nur komisch, sondern auch irritierend. Das hat zur Folge, dass die Aufmerksamkeit der Rezipient*innen erregt und auf die Aussageabsicht gelenkt wird. Die Leser*innen beziehungsweise die Zuhörer*innen müssen das unbekannte sprachliche Bild und die dahinterliegende Aussage zunächst entschlüsseln und in Bezug zum Kontext setzen, um sie zu verstehen.
Die Kombination von zwei oder mehreren sprachlichen Bildern eröffnet zudem die Möglichkeit, eine andere Aussage als die, die dem ursprünglichen sprachlichen Bild zugrunde liegt, zu transportieren:
"Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein." beinhaltet ursprünglich die Weisheit, dass ein Mensch sich letztlich nur selbst schadet, wenn er einen anderen Menschen überlistet.
"Wer zuerst kommt, mahlt zuerst." möchte aussagen, dass es von Vorteil ist, zuerst vor anderen Menschen (an einem Ort) anzukommen.
Werden die beiden Sprichwörter in Form einer Katachrese kombiniert, so wird eine vollkommen andere Aussage getätigt: "Wer anderen eine Grube gräbt, mahlt zuerst." sagt aus, dass es zum eigenen Vorteil ist, andere reinzulegen.
Ob Dir nun ein dramatischer, ein lyrischer, ein epischer oder ein Sachtext vorliegt – Die Katachrese kann grundsätzlich in den verschiedenen Textarten als Stilmittel vorkommen.
Weil die Katachrese als tote Metapher kein rhetorisches Stilmittel darstellt, liegt der Fokus bei der Textanalyse auf der Katachrese als Bildbruch. Sie wird als sprachliches Mittel bewusst eingesetzt, um eine gewisse Wirkung zu erzeugen, sie kann etwa die Leser*innen irritieren oder belustigen.
Die folgenden Tipps helfen Dir, eine Katachrese bei einer Textanalyse zu erkennen und zu deuten:
Um bei einer Textanalyse die Katachrese als Stilmittel ausfindig zu machen und zu deuten, kann es im Sinne des bekannten Lernkonzepts "Learning by Doing" helfen, selbst eine Katachrese zu bilden.
Im Folgenden findest Du einige Redewendungen, die Du nach Lust und Laune zu einer Katachrese vermischen und kombinieren kannst. Überlege Dir dabei, was Du mit Deiner Katachrese aussagen möchtest und welche Wirkung sie erzeugen soll:
Redewendungen:
Sprichwörter:
Probiere es einfach einmal aus und vermische die verschiedenen Sprichwörter und/oder Redewendungen miteinander, um eine Katachrese in Form eines Bildbruchs entstehen zu lassen. Wie wäre es zum Beispiel mit der Katachrese "Das passt wie der Deckel auf den Topf."?
Eine Katachrese ist ein rhetorisches Stilmittel, das entweder als tote Metapher eine Sprachlücke füllt und durch den Übergang in den Sprachgebrauch nicht mehr als Metapher gedeutet wird (z. B. Tischbein) oder als Bildbruch nicht zusammenpassende, oft widersprüchliche metaphorische Bilder miteinander vermischt (z. B. "Ihr zieht alle am gleichen Boot.").
Eine Katachrese wirkt oft belustigend oder komisch. Zudem irritiert die ungewöhnliche Vermischung sprachlicher Bilder und erregt so die Aufmerksamkeit der Rezipient*innen. Welche Wirkung sie genau hat, hängt aber von der Katachrese ab.
Ein Beispiel für eine Katachrese ist "Bevor ich die Katze im Sack kaufe, lass doch lieber die Katze aus dem Sack.". Bei dieser Katachrese werden die Redewendungen "die Katze im Sack kaufen" und "die Katze aus dem Sack lassen" miteinander kombiniert und dadurch eine neue Aussage transportiert.
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