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Eine Litotes hast Du mit Sicherheit schon einmal, vielleicht unbewusst, verwendet. Bei einer Litotes handelt es sich um ein rhetorisches Stilmittel, das Aussagen auf eine bestimmte Art hervorhebt.
Eine Litotes ist ein Stilmittel der Rhetorik und wird oft verwendet, um eine Bedeutung auszudrücken, ohne sie mit direkten Worten auszusprechen. Das passiert, indem das Gemeinte nicht direkt gesagt, sondern mit anderen Worten umschrieben wird. Durch das "Verpacken" der Worte wird die eigentliche Bedeutung hervorgehoben.
Die Litotes ist ein sogenannter Tropus. Als Tropen werden die Stilmittel bezeichnet, die eine Austauschfunktion besitzen. Die Litotes zählen daher innerhalb der rhetorischen Stilmittel zu den Substitutionsfiguren. Das bedeutet, sie ersetzt einen Ausdruck durch einen anderen. Das Gemeinte wird nicht direkt gesagt, sondern mit anderen Worten ausgedrückt. Umgangssprachlich wird das auch als "im übertragenen Sinne" bezeichnet. In Texten oder Reden bewirkt das eine lebendigere oder bildhaftere Gestaltung. Neben der Litotes zählen z. B. die Metapher, die Synekdoche, der Euphemismus oder die Ironie zu den Tropen.
Um eine Aussage mithilfe einer Litotes hervorzuheben, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Du kannst es entweder mit einer Bejahung durch doppelte Verneinung, mit einer Untertreibung bzw. Abschwächung des Gesagten oder mit einer Verneinung des Gegenteils machen.
Bei einer Litotes durch doppelte Verneinung werden zwei verneinende Partikel bzw. verneinende Pronomen verwendet. Negationspartikel bzw. -pronomen im Deutschen sind:
Mit einer doppelten Verneinung wird die Aussage bejaht. Du drückst nämlich einen positiven Sachverhalt aus. Unten findest Du zwei Beispielsätze:
"Ich glaube nicht, dass das niemand gesehen hat."
Bedeutet: "Ich glaube, irgendjemand hat das gesehen."
"1 + 1 sind 2. Ich kenne keinen Menschen, der das nicht weiß."
Bedeutet: "Jeder weiß das."
Insbesondere im zweiten Beispielsatz wird verdeutlicht, dass die Litotes eng mit der Ironie verwandt ist. Der ausgedrückte Sachverhalt, dass 1 + 1 = 2 ergibt, scheint so einfach zu sein, dass das wirklich jeder Mensch weiß. Dass Ironie in dieser Litotes steckt, erkennst Du auch daran, dass es unmöglich ist, jeden Menschen auf der Welt zu kennen.
Ähnlich wie bei der doppelten Verneinung kommt es bei der Verneinung des Gegenteils zu einer Bejahung. Allerdings wird hier das Negationspartikel nur einmal verwendet. Die zweite Verneinung erfolgt durch das Gegenteil des Sachverhalts, den Du eigentlich ausdrücken willst.
Bedeutet: "Der Hund ist (ziemlich) groß."
"Das Kunstwerk ist nicht günstig."
Bedeutet: "Es ist teuer."
Du kannst mit dem Verneinen des Gegenteils auch auf freundlichere Art und Weise Kritik äußern, ohne die Person zu sehr anzugreifen oder zu verletzen.
Eine Hervorhebung durch Untertreibung hat den Zweck, eine Aussage abzuschwächen, z. B. in Form von Diminutiva. Das heißt, man hängt einem Substantiv die Endung "-chen" oder "-lein" an, um es sprachlich zu verkleinern bzw. zu verniedlichen. Durch das sprachliche Abschwächen wird der eigentliche Inhalt der Aussage hervorgehoben. Du kannst Diminutiva verwenden, um die Größe einer Sache ironisch zu betonen:
Eine Hervorhebung durch das Diminutiv kommt oft zum Einsatz, wenn man über die Leistungen oder den Besitz eines anderen spricht. Durch eine Untertreibung drückt man indirekt seine Bewunderung, Zustimmung oder Anerkennung aus.
Eine Untertreibung kann auch wie im folgenden Beispiel aussehen:
"In Deutschland regnet es an dem einen oder anderen Tag schon mal."
Bedeutet: "Es regnet öfter."
Damit Untertreibungen funktionieren und auch als solche verstanden werden, müssen Sprecher*innen und Hörer*innen gemeinsame Kenntnisse über die Situation haben. Eine Person, die das Wetter in Deutschland kennt, wird das oben genannte Beispiel sicher als Untertreibung verstehen. Stattdessen könnte jemand anderes, der das Land nicht kennt, tatsächlich denken, dass es in Deutschland nur sehr wenig regnet.
Wie zu Anfang erwähnt, sind Litotes, Hyperbel und Ironie miteinander verwandt. Dennoch verfügen diese Stilmittel über Unterschiede, die sie voneinander unterscheiden. Gemeinsam bleibt allen drei rhetorischen Stilmitteln die Veränderung auf der Bedeutungsebene.
Im Folgenden findest Du die Unterschiede kurz und knapp tabellarisch aufgezeigt:
Litotes | Ironie | Hyperbel |
|
|
|
"Das ist ja nicht gerade das beste Wetter!" (Verneinung des Gegenteils) | "Das ist ja ein tolles Wetter!" | "Es hat geregnet wie ein Wasserfall!" |
Hebt inhaltlich eine Aussage hervor, indem der Sachverhalt abgeschwächt wird. | Bringt (oft auf spöttische Art) das Gegenteil einer Aussage zum Ausdruck. | Hebt inhaltlich eine Aussage hervor, indem der Sachverhalt gesteigert wird. |
In der jeweiligen Erklärung zu "Ironie" und "Hyperbel Deutsch" findest Du ausführlichere Informationen zu den Unterschieden.
Wie bereits erwähnt, verwendet man die Litotes, um den Inhalt einer Aussage zu betonen oder die Aussage zu entschärfen. In den Nachrichten, Reportagen oder Interviews werden abmildernde Formulierungen benutzt, um beim Publikum eine Wirkung hervorzurufen. Vergleiche dazu die folgenden beiden Sätze miteinander:
"Der Bär ist ein nicht ungefährliches Tier."
"Der Bär ist ein gefährliches Tier."
Im ersten Satz wird das Gegenteil verneint und wirkt damit harmloser als die direkte Aussage im zweiten Satz. Der erste Satz lässt zudem Platz für eine Interpretation im Sinne von: Der Bär kann unter Umständen gefährlich werden. Das wird vom Publikum positiver wahrgenommen als der Inhalt im zweiten Satz. Dieser bestätigt ganz direkt, dass der Bär in jedem Fall gefährlich ist.
Auch Komiker*innen greifen auf dieses Stilmittel zurück. Die inhaltliche Aussage wird verschleiert und das Publikum wird dazu verleitet, die eigentliche Bedeutung der Aussage selbst herauszufinden. Somit wird die Komik verstärkt. Gerade die Untertreibung ist eine Form, die die Komiker*innen nutzen, um eine satirische Bemerkung zu machen.
Neben Anerkennung lässt sich auch Überraschung mit diesem Stilmittel äußern. Vergleiche dazu diese beiden Beispielsätze miteinander:
"Das ist sehr gut!"
"Nicht schlecht!"
Beide Sätze haben die gleiche Bedeutung, dass etwas gut ist. Der zweite Satz lässt aber auch die Vermutung zu, dass die sprechende Person mit einem anderen Ergebnis (nämlich einem schlechteren) gerechnet hat. Die ursprüngliche Erwartung wurde übertroffen und die Person ist positiv überrascht.
Eine Litotes ist ein rhetorisches Stilmittel. Sie betont das Gesagte durch Abschwächung oder Verneinung. Sie kann als doppelte Verneinung, Verneinung des Gegenteils und als Hervorhebung durch Abschwächung bzw. Untertreibung vorkommen.
Eine Litotes betont das Gesagte durch doppelte Verneinung oder Untertreibung. Dadurch wird das Gegenteil ausgedrückt bzw. abgeschwächt. Sie wird oft verwendet, um die eigentliche Bedeutung auszudrücken, ohne sie auf direkte Art auszusprechen. Die eigentliche Bedeutung wird "verpackt".
In welcher Form des Litotes ist der Diminutiv öfter zu finden?
Bei der Hervorhebung durch Untertreibung ist der Diminutiv (Verniedlichung) zu finden. In der Verniedlichung eines Wortes (Abschwächung) kann in diesem Fall mithilfe eines anderen Adjektivs die eigentliche Größe oder Bedeutung ausgedrückt werden.
Warum hat die Litotes Ähnlichkeit zum Stilmittel der Ironie?
In gewisser Weise verschleiern die Litotes und die Ironie ihre Aussagen. Durch eine Verneinung der Litotes muss keine direkte Stellungnahme stattfinden. Der Unterschied ist, dass die Ironie das gegenteil von dem meint, was sie sagt.
Welcher Art der rhetorischen Stilmittel gehört eine Litotes an?
Sie gehört zu den Tropen.
Erkläre kurz, was man mit einer Litotes bezweckt.
Die eigentliche Bedeutung wird verschleiert, indem das Gesagte nicht mit dem übereinstimmt, was gemeint ist.
Welches ist ein Beispiel für eine Litotes?
Niemand glaubt, dass er das nicht gesagt hat.
Wodurch zeichnet sich eine Bejahung durch doppelte Verneinung aus?
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