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Manchmal werden Menschen als "vollschlank" bezeichnet, weil das Wort "dick" als unhöflich wahrgenommen wird. Wenn man das Wort "sterben" vermeiden möchte, dann kann man sagen, dass eine Person "das Zeitliche gesegnet hat". Beides sind Euphemismen, die im alltäglichen Sprachgebrauch ganz üblich sind. Viele Euphemismen werden verwendet, ohne dass sich der/die Sprecher*in darüber bewusst ist. Sie formulieren eine Tatsache höflicher, mildernd oder…
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Jetzt kostenlos anmeldenManchmal werden Menschen als "vollschlank" bezeichnet, weil das Wort "dick" als unhöflich wahrgenommen wird. Wenn man das Wort "sterben" vermeiden möchte, dann kann man sagen, dass eine Person "das Zeitliche gesegnet hat". Beides sind Euphemismen, die im alltäglichen Sprachgebrauch ganz üblich sind.
Viele Euphemismen werden verwendet, ohne dass sich der/die Sprecher*in darüber bewusst ist. Sie formulieren eine Tatsache höflicher, mildernd oder kaschieren manchmal auch, was eigentlich gemeint ist.
Euphemismen sind rhetorische Stilmittel und gehören den Tropen an. Sie finden sich sowohl in literarischen Werken als auch in der Alltagssprache.
"Tropen" ist der Überbegriff für Stilmittel, die sich dadurch auszeichnen, dass sie einen Ausdruck durch einen anderen ersetzen. Das Gesagte weicht also von dem Gemeinten ab, indem es anders ausgedrückt wird.
Neben dem Euphemismus zählen auch Stilmittel wie die Synekdoche, die Metapher, die Allegorie, die Ironie etc. zu den Tropen.
Lies Dich bei Interesse auch gerne in die Erklärung zu den "Tropen" rein.
Ein Euphemismus bezeichnet ein Wort oder eine Formulierung, die Personen, Gegenstände oder Sachverhalte beschönigend oder mit der Absicht der Verhüllung benennt. Man kann Euphemismen auch als Glimpfwörter, Beschönigungen, oder Hüllworte bezeichnen.
Das Wort "Euphemismus" kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Bestandteilen εὖ eu (dt. "gut") und φημί phēmí (dt. "ich sage") zusammen. Die Bedeutung kann als "Worte von guter Vorbedeutung" zusammengesetzt werden.
Das Gegenteil eines Euphemismus ist ein Dysphemismus, auch Kakophemismus genannt, der das Bezeichnete abwertet.
Euphemismen können verschieden interpretiert werden und ihre Wirkung ist oft erst im Kontext erkennbar. Sie können als Aufwertungen, Milderungen oder Verhüllungen verwendet werden.
Oft soll durch die Verwendung eines anderen Wortes das Bezeichnete aufgewertet werden. Das kann damit verbunden sein, dass man einer Person oder einem Gegenstand einen gewissen Respekt entgegenbringen möchte. Manchmal soll auch eine Würdigung oder Wertschätzung ausgedrückt werden.
Das Wort "Seniorenresidenz" ist gegenüber dem Begriff "Altersheim" eine Aufwertung. Es kann damit zum Ausdruck gebracht werden, dass die Einrichtung besonders schön ist.
Eine Aufwertung kann auch stattfinden, wenn der ursprüngliche Begriff eine negative Konnotation hat. Der Euphemismus soll dann betonen, dass nicht die negativ konnotierte Bedeutungsebene gemeint ist. Ein Beispiel dafür ist politisch korrekte Sprache.
Als Konnotation bezeichnet man eine Nebenbedeutung eines Ausdrucks, die neben der Kernbedeutung zusätzlich enthalten ist. Oft geht es dabei um Emotionen oder Assoziationen, die durch einen Ausdruck ausgelöst werden.
Manchmal sollen Euphemismen einen Umstand oder einen Sachverhalt weniger drastisch erscheinen lassen. Sie dienen also zur Milderung. Das Ziel der Milderung ist, dass die Gefühle der angesprochenen Person geschont werden. Meistens wird dies aus Rücksichtnahme oder Höflichkeit getan, besonders in Situationen, in denen diese Höflichkeit gesellschaftlich verlangt wird.
"Das Zeitliche segnen" ist eine höflichere Umschreibung für den Tod bzw. das Verb "sterben". Es wird als respektvoller wahrgenommen, wenn man über eine tote Person spricht, zum Beispiel mit jemandem, der sich in Trauer befindet.
Die Verhüllung ist eine Anwendung von Euphemismen, bei der ein Sachverhalt so geschildert wird, dass das Gemeinte nicht direkt in Erscheinung tritt. Es werden dabei Formulierungen gewählt, die den Umstand vertuschen sollen, häufig um Empörung bei den Hörer*innen zu verhindern.
Euphemismen, die zur Verhüllung dienen, kommen oft in politischen Themenfeldern vor. Besonders in autoritären oder totalitären Systemen wird von ihnen Gebrauch gemacht, um die Öffentlichkeit zu beeinflussen.
Soldat*innen, die in einem Krieg getötet wurden, als "Gefallene" zu bezeichnen, ist ein Euphemismus.
Es gibt verschiedene Formen von Euphemismen, die man unterscheiden kann. Sie beziehen sich darauf, wie die eigentliche Bezeichnung des Umschriebenen abgeändert wird. Verschiedene Formen führen auch zu verschiedenen Wirkungsweisen, die von den Euphemismen hervorgerufen werden können.
Beispiele für einige der häufigsten Formen sind die Verwendung von fach- oder fremdsprachlichen Ausdrücken, die Verwendung von anderen Schreibweisen oder die Auslassung von Bezeichnungen.
Die Verwendung von Fach- oder Fremdsprache kann zu einer Aufwertung des Bezeichneten führen, oder auch zu einer Verhüllung. Verschiedene Herkunftssprachen eines Wortes können verschiedene Wirkungen hervorrufen. So werden englische Begriffe oft als internationaler und moderner wahrgenommen, französische Worte als allgemein hochwertiger.
Besonders medizinische Fachbegriffe werden oft als Euphemismen gebraucht. Damit wird dem Gemeinten eine vermeintlich rationalere Beschreibung gegeben.
"Adipös" ist ein Euphemismus für das negativ besetzte Wort "dick".
Es ist wichtig zu beachten, dass die fachsprachlichen Bezeichnungen nur als Euphemismen gelten, wenn sie in die Alltagssprache aufgenommen werden. Innerhalb des wissenschaftlichen oder fachlichen Kontextes kommt den Begriffen keine beschönigende Bedeutung zu, sondern erst, wenn sie auf andere Kontexte angewendet werden.
Bei fremdsprachlichen Ausdrücken findet, wie auch bei den fachsprachlichen Ausdrücken, meist eine Aufwertung statt. Je nach Ausgangssprache, aus der der Ausdruck übernommen ist, haben die zur Aufwertung genutzten Begriffe andere Bedeutungsebenen.
Begriffe, die aus dem Englischen stammen, sind in der Gegenwartssprache sehr häufig. Das Englische hat eine als hoch wahrgenommene Wertigkeit, weswegen das Ersetzen einer deutschen Bezeichnung durch die englische Entsprechung als Euphemismus wahrgenommen werden kann.
Berufsbezeichnungen können durch eine englische Bezeichnung aufgewertet werden, zum Beispiel wenn statt "Hausmeister" die Bezeichnung "Facility Manager" verwendet wird.
Euphemistische Bezeichnungen können auch durch die Verwendung einer anderen Schreibvariante gebildet werden. Besonders das Ersetzen der Buchstaben k oder z durch c kann euphemistisch wirken.
Die Schreibweise "Club" wirkt moderner als "Klub".
Auch Worte wie "Centrum" oder "Cigarette" erlangen durch die Schreibweise mit "C" eine Bedeutungserhöhung.
Diese Schreibweisen werden meist verwendet, weil sie fremdsprachlich und damit internationaler klingen. Dadurch wirken die Schreibweisen edel und werden häufig als euphemistisch wahrgenommen. Im Gegensatz zur gängigen Schreibweise werden sie in ihrer Bedeutung aufgewertet.
Auslassung von Worten oder Abkürzungen
Manchmal werden Worte, die mit gesellschaftlichen Tabus zusammenhängen, ausgelassen oder abgekürzt. Dadurch, dass das Gemeinte damit gemildert wird, kann auch von Euphemismen gesprochen werden.
"BH" für Büstenhalter oder "WC" für water closet sind Euphemismen.
"Büste" ist eine veraltete Bezeichnung für die weibliche Brust.
Eine weitere häufig anzutreffende Variante der Bildung von Euphemismen ist die Veränderung der ursprünglichen Worte. Eine Möglichkeit ist etwa die Verwendung des Diminutivs, um die negative Konnotation zu reduzieren.
Diminutiv kommt vom lateinischen Wort deminuere "verringern, vermindern" und bezeichnet die grammatische Verkleinerungsform eines Substantivs. Diminutive werden im Deutschen häufig mit den Wortteilen -lein oder -chen gebildet und dienen der Verniedlichung oder der Bildung von Kosenamen. In verschiedenen Dialekten gibt es verschiedene Suffixe, die das Diminutiv bilden können, wie zum Beispiel -le oder -li.
Das Diminutiv wird häufig auch dafür verwendet, einen Dysphemismus zu bilden, da die Verkleinerung auch als abwertend wahrgenommen werden kann. Allerdings kann die Verniedlichung je nach Kontext auch als Euphemismus gelesen werden.
Gegenüber einer geliebten Person kann die Verniedlichung beispielsweise als euphemistisch verstanden werden.
"Kindchen" für "Kind" ist ein Euphemismus.
In der Literatur dienen Euphemismen als Stilmittel häufig der Charakterisierung von Figuren. Oft werden sie dabei in Dialogen eingesetzt, um den/die Verwender*in des Euphemismus zu charakterisieren. Welche Eigenschaft der Figur verdeutlicht werden soll, kommt auf den einzelnen Euphemismus und den Kontext innerhalb der Erzählung an.
Mögliche Charakterisierungen, die durch Euphemismen getroffen werden können, sind zum Beispiel:
Ein Beispiel aus der Literatur stammt aus der Tragikomödie "Der Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt.
Die Hauptfigur Claire Zachanassian kommt darin in ihre Heimatstadt Güllen zurück und bietet der verarmten Gemeinde die "Schenkung" von einer Milliarde an. Dies ist eine euphemistische Formulierung, da es sich nicht um ein Geschenk handelt. Das Geld wird nur an die Stadt gezahlt, wenn Claires ehemaliger Liebhaber Alfred III. umgebracht wird.
Beispiele für Euphemismen sind:
Euphemismen können durch die Verwendung von fach- und fremdsprachigen Ausdrücken gebildet werden, durch das Weglassen oder Abkürzen von Worten oder durch andere Schreibweisen oder Veränderungen von Worten.
Euphemismen können bewirken, dass das Bezeichnete eine Aufwertung erfährt, gemildert wird oder etwas vertuscht wird.
Das Gegenteil von einem Euphemismus ist der Dysphemismus, ein abwertender Ausdruck.
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