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"Nathan der Weise" gehört zur Textsorte "Drama" und stammt vom deutschen Dichter Gotthold Ephraim Lessing aus dem Jahr 1779. Das Werk befasst sich mit der Frage, welche der drei großen Weltreligionen die Beste sei und gilt als Fürsprache für die Themen Menschlichkeit, Toleranz und Moral. Somit besitzt das Thema auch heutzutage eine große Aktualität, obwohl das Drama bereits im April…
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Jetzt kostenlos anmelden"Nathan der Weise" gehört zur Textsorte "Drama" und stammt vom deutschen Dichter Gotthold Ephraim Lessing aus dem Jahr 1779. Das Werk befasst sich mit der Frage, welche der drei großen Weltreligionen die Beste sei und gilt als Fürsprache für die Themen Menschlichkeit, Toleranz und Moral. Somit besitzt das Thema auch heutzutage eine große Aktualität, obwohl das Drama bereits im April 1783 in Berlin uraufgeführt wurde.
Die folgenden Stichpunkte bieten Dir eine kurze Zusammenfassung des Inhalts von "Nathan der Weise":
Außerdem deckt Nathan der Weise die Verwandtschaftsverhältnisse zweier Familien auf, die zunächst durch ihren unterschiedlichen Glauben geteilt scheinen, am Ende aber doch zu einer Großfamilie vereint werden.
Nachfolgend findest Du die Zusammenfassung von "Nathan der Weise". Die Eckpunkte des Dramas sind:
Der jüdische Kaufmann Nathan kehrt früher als geplant von einer Handelsreise in seine Heimat Jerusalem zurück, da sein Haus in Brand geraten war. Seine Tochter Recha entkam nur knapp dem Feuertod, da sie von einem christlichen Tempelritter rechtzeitig aus den Flammen gerettet wurde.
Die Tempelritter oder auch Tempelherren waren Angehörige des Templerordens. Dies ist ein geistlicher Ritterorden, der 1118 n. Chr. im Königreich Jerusalem gegründet wurde. Der Tempelorden war der erste Orden, der die zwei Stände des Rittertums und des Mönchtums, die sonst streng voneinander getrennt waren, in sich vereinte.
Nach dem ersten Kreuzzug, bei dem Jerusalem durch die Christen im blutigen Kampf gegen die Muslime eingenommen wurde, verfolgten die Tempelritter ein Ziel: Die Kreuzfahrer und Pilger, die sich auf den Weg nach Palästina machten, zu beschützen.
Entgegen der christlichen Predigt der Armut von Mönchen erlangten die Tempelritter schnell großen Reichtum durch Schenkungen oder die Zahlung von Lösegeld. Dies wurde dem Templerorden bald zum Verhängnis, denn aufgrund von Missgunst wurden Anschuldigungen wegen Unzucht, Satanismus, Ketzerei und weiterer Vergehen gegen sie erhoben.
Schließlich mussten sie militärische Niederlagen in den Städten Jerusalem und Akron hinnehmen, die von den Muslimen zurückerobert wurden. Die Tempelritter zogen sich daraufhin nach Europa zurück. Der Templerorden wurde im Jahr 1312 n. Chr. von Papst Clemens V. aufgelöst.
Rechas Retter wurde als einziger Tempelherr von Sultan Saladin begnadigt, da er seinem verschwundenen Bruder Assad ähnlich sieht. Nur so konnte der Angehörige des Templerordens rechtzeitig zur Stelle sein, um die junge Frau zu retten.
Recha bezeichnet den Tempelherrn, der sofort nach der rettenden Tat verschwunden war, als Engel. Daraufhin wird ihre christliche Erzieherin Deja damit beauftragt, den Retter ausfindig zu machen.
In der Zwischenzeit bekommt Nathan Besuch von dem Derwisch Al-Hafi, ein Bettler und alter Freund, dem Nathan gelegentlich einen Kredit gibt. Al-Hafi berichtet Nathan begeistert davon, dass er nun kein Bettler mehr sei, sondern eine Anstellung als Schatzmeister beim Sultan habe. Trotzdem bittet er Nathan erneut um einen günstigen Kredit – dieses Mal jedoch für den Sultan selbst. Der vermögende Kaufmann erklärt sich nicht bereit, dem Sultan einen Kredit zu gewähren, dem Privatmann Al-Hafi habe er aber immer gerne geholfen.
Derwisch ist die Bezeichnung für einen Anhänger des Sufi-Ordens des muslimischen Glaubens. Die Mitglieder des Ordens sind bekannt für Bescheidenheit und Disziplin sowie für ihre festlichen Rituale mit Musik und Tänzen.
Deja hat den Tempelritter in der Stadt aufgespürt und wird von Nathan damit beauftragt, ihn nicht aus den Augen zu lassen. Der Tempelherr wird währenddessen in der Stadt von einem Klosterbruder darauf angesprochen, ob er für den Patriarchen von Jerusalem den Sultan ausspionieren würde. Der Tempelherr lehnt aber ab, denn er nimmt seine Aufgaben als Soldat sehr ernst. Auch die Einladung Dejas in das Haus von Nathan schlägt der Tempelritter aus, denn er kann sich angeblich nicht an Recha erinnern und möchte das Haus eines Juden nicht betreten.
Der Patriarch in der römisch-katholischen Kirche ist ein Bischof von höchstem Rang, der an der Spitze der kirchlichen Hierarchie über dem Großerzbischof steht. Der Patriarch besitzt die Rechts- und Verwaltungshoheit über seinem Patriarchat.
Bei einer Partie Schach gegen seine Schwester Sittha schmiedet der Sultan Saladin Pläne, um endlich für Frieden zwischen den Religionsgemeinschaften in der Stadt zu sorgen. Dafür plant er eine Doppelhochzeit zwischen seinen Geschwistern und den christlichen Kreuzfahrern. Diese erklären sich jedoch nur bereit dazu, wenn Sittha und Malek zuerst zum christlichen Glauben konvertieren.
Auf Nathans Danksagungen zu Rechas Rettung geht der Tempelherr nicht ein und schenkt dem Gespräch wenig Interesse. Er wird erst empfänglich für die Worte Nathans, als dieser anfängt, über die Werte und Gebräuche des Tempelrordens zu sprechen, mit denen er sich gut auskennt.
Die Ringparabel in "Nathan der Weise" handelt von einem wertvollen Ring, der die Macht besitzt, den Träger von allen Menschen und von Gott geliebt und angenehm zu machen.
Die drei Ringe stehen metaphorisch für die drei Weltreligionen. Demnach lässt sich nicht sagen, welche die wahre Religion ist.
Der Sultan erkennt beschämt, dass sich die Frage nach der wahren Religion nicht beantworten lässt und den Menschen ein Urteil über die Religionen nicht zusteht. Daraufhin schließen Nathan und Saladin Freundschaft und der Kaufmann gewährt dem Sultan ein großzügiges Darlehen.
Trotz des Gelübdes seines Ordens gesteht sich der Tempelherr seine Gefühle für Recha ein, was er auch Nathan mitteilt, der jedoch nicht besonders begeistert auf die Nachricht reagiert.
Unter Apostasie versteht man die Abwendung von einer Religionszugehörigkeit, um eine andere anzunehmen.
Nathan beauftragt Bonafides damit, ihm das Gebetsbuch von Wolf von Filnek zu bringen, da er gerne mehr über die Verwandtschaftsverhältnisse herausfinden wolle und die Angehörigen der Filneks darin niedergeschrieben seien. Im Folgenden wird Recha von Daja darüber aufgeklärt, dass sie nicht Nathans leibliche Tochter sei. Auch der Tempelritter bittet Nathan um Entschuldigung und erbittet Erlaubnis, um Rechas Hand anzuhalten.
Am Ende von "Nathan der Weise" versammeln sich die Figuren in Saladins Palast, wo Nathan ankündigt, dass er aus dem Gebetsbuch einige Erkenntnisse ziehen konnte.
Für eine Charakterisierung von "Nathan der Weise" können die Hauptfiguren betrachtet werden. Diese sind Nathan, seine Tochter Recha und der erweiterte Familienkreis, der sich am Ende der Erzählung offenbart. Denn Nathan deckt unbekannte Verwandtschaftsverhältnisse auf, wie Du aus der unten stehenden Figurenkonstellation entnehmen kannst.
Die Figur Nathan aus "Nathan der Weise" ist ein wohlhabender jüdischer Kaufmann, der häufig auf Geschäftsreisen ist. Weitere Merkmale dieser Figur sind:
Die Figur Recha kann als Adoptivtochter von Nathan in die Handlung von "Natha der Weise" eingeordnet werden. Weitere Merkmale dieser Figur sind:
Die Figur des Tempelherrs, Curd von Stauffen, kann als Kreuzfahrer in die Handlung von "Nathan der Weise" eingeordnet werden. Weitere Merkmale dieser Figur sind:
Den Namen von Stauffen erhielt Curd von seinem christlichen Onkel. Sein Vater, der eigentlich Assad hieß und ein Bruder des Sultans ist, gab sich den christlicheren Namen Wolf von Filnek.
Sultan Saladin kann als Figur eines herrschenden Sultans über Jerusalem in die Handlung von "Nathan der Weise" eingeordnet werden. Weitere Merkmale dieser Figur sind:
Die folgende Figurenkonstellation von "Nathan der Weise" bietet einen Überblick über die Beziehungen der Figuren untereinander. Dieser kannst Du auch die Verwandtschaftsverhältnisse in "Nathan der Weise" entnehmen.
"Nathan der Weise" folgt dem klassischen Aufbau des Dramas nach Aristoteles in fünf Akten, die jeweils unterschiedlich viele Szenen umfassen und in Exposition, Steigerung, Höhepunkt/Peripetie, retardierendes Moment und der Auflösung gegliedert sind.
Als aristotelisches Drama wird die ursprüngliche Form des Dramas bezeichnet. Es zeichnet sich durch vom griechischen Philosophen Aristotles festgelegte Einheit von Handlung, Zeit und Ort aus. Wenn Du mehr zur Textsorte des Dramas, zum Dramenaufbau oder der Gattung der Dramatik erfahren möchtest, lies Dir die StudySmarter-Erklärung "Drama" durch.
Der Dramenaufbau von "Nathan der Weise" erfolgt durch die Betrachtung des Drameninhalts. Dieser lässt sich wie in der folgenden Tabelle dargestellt in die fünf Akte des klassischen Dramas einteilen.
"Nathan der Weise" – Dramenaufbau | |
Die fünf Akte des klassischen Dramas nach Aristoteles | Die fünf Akte in "Nathan der Weise" |
| 1. Akt: Die wichtigsten Figuren des Dramas werden vorgestellt. Ein erster Konflikt zeichnet sich durch die Ablehnung des Tempelritters auf die Einladung Dejas ab. Nachdem Nathan dem Sultan keinen Kredit gewähren möchte, lässt sich auch hier ein Konflikt im weiteren Verlauf des Dramas erahnen. |
| 2. Akt: Sultan Saladin gibt seiner Schwester Sittah gegenüber zu, dass er in Geldnot sei. Als Al-Hafi berichtet, dass Nathan keinen Kredit geben werde, schlägt Sittah eine Intrige gegen den Kaufmann vor, um doch Geld von ihm eintreiben zu können. Dieser Plan stellt eine Zuspitzung zum Höhepunkt dar, in dem Nathan seine Ringparabel vorträgt. Außerdem freunden sich Nathan und der Tempelherr in einem Gespräch an. |
| 3. Akt: Den Höhepunkt der Handlung stellt die Frage des Sultans nach der wahren Religion und Nathans Antwort durch die Ringparabel dar. Der Kaufmann tappt nicht in die Falle Saladins, sondern bekehrt ihn zu mehr Toleranz, woraufhin sich die Männer anfreunden. |
| 4. Akt: Als sich der Tempelherr an den Patriarchen wendet und erfährt, dass die Erziehung im falschen Glauben mit dem Tod bestraft wird, wendet er sich von ihm ab, da er sich in einem Dilemma zwischen moralischen Werten und den Vertretern seines Glaubens befindet. Die Handlung wird hinausgezögert, indem Nathan erst das Gebetbuch von Wolf von Filnek lesen muss, um sich der Verwandtschaftsverhältnisse sicher zu sein. |
| 5. Akt: Die Auflösung erfolgt im Palast des Sultan Saladin, als sich herausstellt, dass Recha und der Tempelherr Geschwister und gleichzeitig auch die Nichte bzw. der Neffe des Sultans sind. In der Familie finden sich nun alle Religionen wieder. |
Im Gegensatz zum klassischen Drama (Tragödie) steht am Ende von "Nathan der Weise" keine Katastrophe, sondern eine friedliche Auflösung des Konflikts.
Hinsichtlich der Textsorte von "Nathan der Weise" lässt sich das Werk in die Gattung der Dramatik einordnen. Allerdings enthält "Nathan der Weise" sowohl Merkmale der Tragödie als auch der Komödie, und ist damit eine Mischform des Dramas.
Nathans Familiengeschichte und -verlust ist z. B. ein tragisches Element, am Ende gibt es jedoch einen glücklichen Ausgang. Ein wichtiger Teil ist auch die Lehre über Toleranz und moralisches Handeln in Form der Ringparabel, weshalb das Werk auch als "dramaturgisches Gedicht" bezeichnet wird.
"Nathan der Weise" benutzt als Stilmittel den sogenannten Blankvers.
Der Blankvers stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde zuerst in der englischen Dichtung verwendet. Da Shakespeare den blank verse in seinen dramatischen Werken verwendete, wird er auch der "Vers Shakespeares" genannt. Ab dem 18. Jahrhundert wurde der Blankvers auch in der deutschen Dichtung, vor allem in der Aufklärung und Klassik verwendet.
Der Jambus ist ein zweisilbiger Versfuß, der aus einer unbetonten und einer betonten Silbe besteht, wie bei dem Wort "Gedicht", da die Betonung auf der ersten Silbe liegt, die zweite Silbe hingegen unbetont bleibt.
Die Kadenz bezeichnet die Betonung am Ende eines Verses, welche entweder betont oder unbetont sein kann. Unterschieden wird zwischen der weiblichen, der männlichen und der reichen Kadenz.
Falls Du mehr über den "Vers" oder das "Metrum" erfahren möchtest, lies Dir unsere Artikel darüber durch.
Eine Betrachtung der Textstellen aus "Nathan der Weise" zeigt, dass es sich bei dem Werk um eine dramaturgische Dichtung handelt.
Ich komm von einer weiten Reis', auf welcher
Ich Schulden eingetrieben. Fast hab ich
Des baren Gelds zuviel. Die Zeit beginnt
Bedenklich wiederum zu werden; und
Ich weiß nicht recht, wo sicher damit hin.
Da dacht' ich, ob nicht du vielleicht, weil doch
Ein naher Krieg des Geldes immer mehr
Erfordert, etwas brauchen könntest.1
Die Sprache in "Nathan der Weise" ist z. B. durch folgende Stilmittel geprägt:
"Nathan der Weise" – Stilmittel |
Enjambements (Zeilensprünge) bzw. Hakenstil |
Stichomythie (schnelle Wechselreden) |
Metaphern (z.B.: die Ringe der Ringparabel stehen für drei Religionen) |
Inversionen (Satzgliedumstellung, z.B. um das Metrum einzuhalten) |
Die natürliche Sprache wird dadurch vermittelt, dass kein Vers demselben Aufbau folgt, weshalb der Text von Enjambements und Inversionen durchzogen ist. Da das Sinnende des Satzes nicht mit dem metrischen Satzende zusammenfällt, bleibt die Sprache lebendig.
Das Stilmittel der Inversion dient dazu, bestimmte Wörter in den Vordergrund zu rücken und zu betonen, z.B. im Vers "die Zeit beginnt/ bedenklich wiederum zu werden". Bei natürlicher Sprache wären "bedenklich" und "wiederum" vertauscht, doch durch die Inversion wird "bedenklich" betont und so die Dringlichkeit der Situation verdeutlicht.
Als Enjambement wird ein rhetorisches Stilmittel der geschriebenen Sprache bezeichnet, bei dem sich ein Satz über mehrere Zeilen (Verse) erstreckt.
Beim Hakenstil fallen im Gegensatz zum Zeilenstil das Strophen-, Satz- und Versende nicht zusammen, sodass sich Sätze über mehrere Verse oder auch Strophen hinweg fortsetzen können.
Lessing wusste zudem, dass der damals neuartige Blankvers für die Zuschauer noch unbekannt und exotisch klingen würde, was den Handlungsort Jerusalem, sowie die unterschiedlichen Herkunftsorte der Figuren authentischer wirken lasse. Dies ist z.B. in der folgenden Textstelle aus "Nathan der Weise" sichtbar:
Nathan: Nicht so ganz!Ich rede nicht von mir. Es ist ein andrer;Weit, weit ein andrer, den ich, Saladin,Doch auch vorher zu hören bitte.
Saladin: Wer?
Nathan: Ihr Bruder!
Saladin: Rechas Bruder?
Nathan: Ja!
Recha: Mein Bruder?So hab ich einen Bruder?
Tempelherr (aus seiner wilden, stummen Zerstreuung auffahrend):Wo? Wo ist Er, dieser Bruder? Noch nicht hier? Ich sollt'Ihn hier ja treffen.
Nathan: Nur Geduld!1
Als Stichomythie werden schnelle Wechselreden, die zeilenweise erfolgen und zwischen mehreren Figuren stattfinden, bezeichnet. Jede der Figuren spricht bei der Stichomythie nur einen Vers, sodass eine schnelle Redeabfolge entsteht, die oftmals ein emotionsgeladenes Gespräch darstellt.
Eine Szenenanalyse von "Nathan der Weise" veranschaulicht, dass das Werk an die Vernunft, Moral, Toleranz und den Humanismus der Menschen appelliert.
Nathan wird von Sultan Saladin dazu aufgefordert, ihm eine Antwort auf die Frage nach der wahren Religion zu liefern. In seiner Ringparabel erklärt er das zentrale Thema des Stückes: Dass es so etwas wie eine "wahre Religion" nicht gebe, sondern, dass die Anhänger der drei Weltreligionen so leben sollten, als sei ihre Religion die wahre.
Die Differenzen der Weltreligionen in "Nathan der Weise" werden an vielen Stellen deutlich dargestellt, wie beispielsweise bei der anfänglichen Ablehnung des Tempelritters gegenüber den Juden, da er Nathans Haus nicht betreten will. Jedoch werden alle Religionen am Ende zu einer Familie vereint, als sich herausstellt, dass Recha und der Tempelherr Geschwister sind und der muslimische Sultan Saladin ihr Onkel ist. Die Vorurteile und Intoleranz gegenüber Andersgläubigen werden durch die Offenbarung aus der Ringparabel abgelegt. Dabei stechen folgende Aspekte besonders hervor:
Die Ringparabel stellt den Höhepunkt in Lessings "Nathan der Weise" dar und befindet sich in der Mitte des Textes.
Bei der Parabel handelt es sich um einen kurzen epischen Text, der eine Lehre vermitteln soll, die vom Leser oder Zuhörer zunächst noch entschlüsselt werden muss. Ähnlich wie bei einem Gleichnis wird bei der Parabel eine Geschichte erzählt, die auf einen anderen, eigentlich gemeinten Sachverhalt übertragbar ist.
Die Parabel besteht aus zwei Ebenen. Die Erste ist die Bildebene, die das Geschehen beschreibt. Die zweite Ebene ist die Sachebene, in der die Deutung des eigentlich Gemeinten erfolgt.
Sieh Dir doch die StudySmarter-Erklärung "Parabel" an, wenn Du mehr über diese erfahren möchtest!
Die Bildebene der Parabel stellt den Vater dar, der jedem seiner drei Söhne einen Ring vererbt.
Dass "Nathan der Weise" bis heute nicht an Aktualität verloren hat, veranschaulichen die Themen des Werks. Lessing spricht den Religionen vor dem Hintergrund der Aufklärung ihre absolute Geltung ab und rückt mit der Ringparabel das Thema der Toleranz gegenüber allen Weltanschauungen in den Vordergrund. Durch eine distanzierte Betrachtung der Religionen in der Ringparabel wird der Forderung der Aufklärung, dass die Menschen ihren Verstand benutzen sollen, entsprochen. Diese Forderung in "Nathan der Weise" ist bis heute aktuell.
Zur Zeit der Aufklärung besaßen der Adel und die Kirche die größte Macht im Staat, sodass das Denken und Handeln der Menschen durch diese beiden Institutionen stark beeinflusst und ausgenutzt wurde. Durch die Nutzung des eigenen Verstandes sollten die Menschen erkennen, dass ihre Weltanschauung durch den Adel und die Kirche fremdbestimmt sei.
Die Ringparabel vermittelt zudem, dass es nicht darauf ankommt, welche der Weltreligionen objektiv die wahre ist, sondern, dass ihre Anhänger nach ihren Prinzipien moralisch, im Sinne Gottes und zum Wohl aller Menschen handeln sollen. Neben der Toleranz gegenüber Andersgläubigen wird daher auch ein humanistisches Menschenbild vermittelt, dem unabhängig von seinem jeweiligen Glauben gefolgt werden soll.
Der Humanismus bezeichnet ein Menschenbild, das Grundwerte wie die Wahrung der Menschenwürde, Toleranz und bürgerliche Freiheiten vertritt.
Mit der Akzeptanz aller Religionen steht der Toleranzgedanke der Aufklärung im Vordergrund des Dramas. Diese Toleranz anderer Glaubensgemeinschaften erreichen die Figuren in "Nathan der Weise" durch die Anstrengungen ihres Verstandes, wie man an der Figur des Sultan erkennen kann, der die Parabel Nathans richtig deutet. Der Tempelritter dient als Beispiel für moralgesteuertes Handeln, da er eine Abwägung zwischen den Vorgaben seines Glaubens und den Vorgaben seiner Glaubensführer vornimmt, die er für unmoralisch hält.
Da in "Nathan der Weise" das philosophische Prinzip des Humanismus und das vernunftgelenkte Handeln vermittelt werden soll, wird das Werk auch als Ideendrama bezeichnet.
Als Ideendrama wird ein literarisches Drama bezeichnet, in dem die Handlung von einer philosophischen Idee oder Weltanschauung bestimmt wird. Bekannte Beispiele für Ideendramen sind "Maria Stuart", "Don Carlos" oder "Iphigenie auf Tauris".
"Nathan der Weise" gehört zur literarischen Epoche der Aufklärung.
Auch die Literatur befand sich in einem Wandel, denn während die Theaterstücke und Werke der vorherigen literarischen Epochen überwiegend zur Unterhaltung der Adeligen diente, wurde in den Werken der Aufklärung das bürgerliche Leben in den Mittelpunkt gestellt. Da Großteile der Bevölkerung zu Beginn der Aufklärung ungebildet waren und weder lesen noch schreiben konnten, entwickelte sich in dieser literarischen Epoche eine neue Art des Theaters, die sich thematisch an dem Leben und der Probleme des einfachen Bürgers orientierte.
Gotthold Ephraim Lessing wurde im Jahr 1729 in Kamenz in Sachsen geboren und war einer der bedeutendsten Dichter der Aufklärung, der bereits in seiner Jugend seine ersten Werke verfasste.
In seiner Schaffenszeit wechselte der Schriftsteller häufig seinen Wohnort zwischen Leipzig und Berlin, wo er 1759 die Zeitschrift "Briefe, die neueste Literatur betreffend" mit seinen Kollegen Friedrich Nicolai und dem Philosophen Moses Mendelssohn gründete.
Sein Privatleben nahm nach der Hochzeit mit Eva König im Jahr 1776 einen tragischen Verlauf, denn das erste gemeinsame Kind des Paares starb 1777, bereits einen Tag nach der Geburt. Auch die Mutter überlebte nicht. Gotthold Ephraim Lessing starb 1781 in Braunschweig.
Nathan der Weise ist so weise, da er alle Menschen unabhängig von ihrem Glauben akzeptiert und toleriert. Nathan dient als Mittler unter den Figuren, damit diese ihre Differenzen zwischen den Religionen überwinden können und gilt selbst als Paradebeispiel für den vernunftbegabten, aufgeklärten Menschen, da er trotz dem Mord der Christen an seiner jüdischen Familie alle Religionen weiterhin gleich respektierte.
"Nathan der Weise" wurde 1779 veröffentlicht.
"Nathan der Weise" hat mit Aufklärung zu tun, da der Toleranzgedanke der Aufklärung im Vordergrund des Dramas steht. Außerdem werden weitere Merkmale der Aufklärung, wie moralisches, vernunftgelenktes Handeln und die Betätigung des Verstandes in Lessings Werk thematisiert.
"Nathan der Weise" ist heute noch aktuell, weil es die Akzeptanz und Toleranz gegenüber anderen Religionen thematisiert. Dieser Toleranzgedanke lässt sich auch über den Glauben hinaus auf alle gesellschaftlichen Bereiche anwenden.
"Nathan der Weise" spielt in der Zeit der mittelalterlichen Kreuzzüge nach Jerusalem, etwa zwischen 1189 und 1192. In dieser Zeit war Jerusalem unter muslimischer Herrschaft und es gab einen Waffenstillstand zwischen dem Sultan und dem englischen König.
"Nathan der Weise" spielt im mittelalterlichen Jerusalem, die Hauptschauplätze sind das Zuhause Nathans und der Palast des Sultans Saladin.
In "Nathan der Weise" geht es um den jüdischen Kaufmann Nathan, der eine christliche Pflegetochter großzieht. Diese verliebt sich in einen Kreuzritter, der sich später als Verwandter des Sultans und ihr Bruder herausstellt. Das Werk zeigt, dass es egal ist, welcher Religion jemand angehört, solange er respektvoll und tolerant ist.
"Nathan der Weise" wurde in der Epoche der Aufklärung geschrieben.
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