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Die "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht wurde im Jahr 1928 veröffentlicht und uraufgeführt. Dabei handelt es sich trotz des Namens um keine Oper, sondern um ein Theaterstück. Brecht selbst äußerte sich zur Namensgebung folgendermaßen:
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Jetzt kostenlos anmeldenDie "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht wurde im Jahr 1928 veröffentlicht und uraufgeführt. Dabei handelt es sich trotz des Namens um keine Oper, sondern um ein Theaterstück. Brecht selbst äußerte sich zur Namensgebung folgendermaßen:
Weil diese Oper so prunkvoll gedacht war, wie nur Bettler sie erträumen, und weil sie doch so billig sein sollte, dass Bettler sie bezahlen können, heißt sie die Dreigroschenoper! 1
Die "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht lässt sich aufgrund von Anspielungen auf die Krönung der Königin Viktoria auf das Jahr 1837 datieren und findet im Londoner Stadtteil Soho statt. Die Handlung besteht in erster Linie aus einem Konflikt zwischen zwei Geschäftsmännern: dem Bettlerkönig Peachum und dem Verbrecher Mackie Messer.
Mackie Messer, auch Macheath oder Captn genannt, kontrolliert den Straßenraub und die Einbrüche innerhalb Londons. Er ist für seine Untaten stadtbekannt, wurde jedoch aufgrund seiner engen und freundschaftlichen Beziehung zum obersten Polizeichef Londons noch nie gefasst. Seine Verbrechen, Morde und Diebstähle begeht er jedoch ohnehin nicht allein, sondern hat dafür eine Räuberbande von sechs Männern um sich herum.
Mackies Widersacher Jonathan Jeremiah Peachum ist der Inhaber der Firma "Bettlers Freund". Das Konzept seines Unternehmens besteht darin, Bettelnde gegen eine hohe Beteiligung an ihren Einnahmen mit effektiven Sprüchen und heruntergekommenen Kleidungsstücken auszustatten, um bei Passierenden größeres Mitleid zu erwecken. Peachum kontrolliert dadurch das Bettlerhandwerk der gesamten Stadt. Seine Tochter Polly nutzt er aufgrund ihrer Attraktivität als Fängerin von Kunden. Umso größer ist seine Angst, sie an einen anderen Mann zu verlieren. Peachum geht davon aus, dass Polly diesem dann all seine zwielichtigen Geschäfte verraten könnte und er sie als Unterstützung in der Firma verlieren würde.
Als dann auch noch ausgerechnet Mackie Messer seine Tochter verführt und die zwei heimlich heiraten, bricht ein großer Konflikt zwischen den beiden Rivalen aus.
Die Hochzeit von Polly und Mackie findet heimlich in einem leeren Pferdestall statt. Für die Feier lässt Mackie alles Erforderliche stehlen und nimmt dabei sogar in Kauf, dass Menschen bei den Raubzügen seiner Bande ums Leben kommen. Obwohl selbst der Polizeichef Londons, ein enger Freund Mackies, zum eingeladenen Besuch zählt.
Pollys Eltern Jonathan und Celia Peachum erfahren erst nach der Trauung davon, was ihre Tochter getan hatte. Sie sind schockiert und verlangen von ihr, dass sie sich wieder scheiden lässt. Da Polly sich jedoch weigert, beschließt Peachum, Mackie Messer bei der Polizei anzuzeigen.
Polly warnt ihren Ehemann jedoch vor dem Plan ihres Vaters und rät ihm, zu verschwinden. Bevor dieser ihr verspricht, ins Moor zu fliehen, überlässt er ihr all seine Geschäfte. Anstatt jedoch auf Pollys Rat zu hören, versteckt sich Mackie doch lieber im Bordell von Turnbridge. Peachums Frau Celia ist jedoch vorausschauend und hat den Prostituierten von Turnbridge ein Kopfgeld geboten, wenn sie Mackie Messer aussetzen, sobald er bei ihnen auftaucht. Daraufhin wird Mackie von seiner ehemaligen Geliebten, der Prostituierten Jenny, verraten und von der Polizei verhaftet.
Im Gefängnis von Old Bailey wird er von Lucy, der Tochter des Polizeichefs Brown und eine seiner weiteren Geliebten, besucht. Zeitgleich will auch Polly ihn sehen. Daraufhin kommt es zu einer Eifersuchtsszene zwischen den beiden Frauen, bei der Mackie die Hochzeit zu Polly leugnet und sich auf Lucys Seite stellt, damit diese ihm bei seiner Flucht hilft. Sein Plan geht auf und durch Lucy schafft es Mackie Messer, aus der Haftanstalt zu fliehen.
Nachdem Peachum Mackie im Gefängnis besuchen will und ihn nicht vorfinden kann, wirft er dem Polizeichef Versagen vor und droht ihm, die Krönungsfeier der Königin durch die Unterstützung all seiner Bettelnden zu stören. Infolgedessen bleibt Brown nichts anderes übrig, als seinen Freund erneut verhaften zu lassen. Diesmal wird Mackie jedoch nicht nur verhaftet, sondern soll am nächsten Tag aufgrund all seiner Schandtaten hingerichtet werden.
Am nächsten Tag um 06:00 Uhr morgens wird er aus seiner Zelle geholt und hält seine bekannte Rede:
"Wir wollen die Leute nicht warten lassen. Meine Damen und Herren. Sie sehen den untergehenden Vertreter eines untergehenden Standes. Wir kleinen bürgerlichen Handwerker, die wir mit dem biederen Brecheisen an den Nickelkassen der kleinen Ladenbesitzer arbeiten, werden von den Großunternehmern verschlungen, hinter denen die Banken stehen. Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank? Was ist die Ermordung eines Mannes gegen die Anstellung eines Mannes? Mitbürger, hiermit verabschiede ich mich von euch." 2
Kurz bevor er jedoch hingerichtet werden soll, erscheint Brown als königlicher Bote und bringt ein Begnadigungsschreiben. Er verkündet, dass Mackie Messer sofort freigelassen werden soll, da er nicht nur begnadigt, sondern auch in den Adelsstand erhoben wurde.
Zu den Hauptfiguren der "Dreigroschenoper" gehören die Rivalen Mackie Messer und Jonathan Peachum. Ebenso wichtig sind die Charaktere Tiger Brown, Celia Peachum und Polly Peachum sowie Mackies Räuberbande.
Mackie Messers Räuberbande besteht aus sechs Mitgliedern, die mitunter sehr bezeichnende Namen tragen. Zu seinen Männern gehören Münz-Matthias, Säge-Robert, Hakenfinger-Jakob, Ede, Jimmy und Trauerweiden-Walter.
Die "Dreigroschenoper" besteht aus einer dreiaktigen Struktur, die sich an dem Grundbau der Ballad Opera orientiert. Die "Beggar´s Opera", die die Vorlage für Bertolt Brecht bildete, war nämlich an den traditionellen Aufbau eines Dramas gebunden. Dadurch findest Du in der Grundstruktur der "Dreigroschenoper" viele Komponenten des klassischen Dramas wieder.
Ein klassisches Drama ist aufgeteilt in fünf Akte: Exposition, erregendes Moment, Höhepunkt/Wendepunkt, retardierendes Moment, Katastrophe/Lösung.
Bei der "Dreigroschenoper" gibt es drei Akte, die durch das einleitende Vorspiel sowie die Heraushebung des dritten Dreigroschen-Finales ergänzt werden:
Der erste Akt stellt die steigende Handlung mit exponierenden Stellen dar, da sich hier der dramatische Konflikt und die Spannung durch Pollys Verschwinden und die Hochzeit mit Mackie Messer aufbaut. Als Peachum sich dann auch noch dazu entscheidet seinen Rivalen verhaften zu lassen, entsteht ein erregendes Moment.
Das erregende Moment ist eine Situation, bei der sich besonders erkennen lässt, dass die Handlung sich zum Höhepunkt steigert.
Im zweiten Akt kommt es zum Höhe- und plötzlichen Wendepunkt als Mackie Messer sich in das Bordell begibt, anstatt in das Moor von Highgate zu fliehen und daraufhin von den Prostituierten verraten wird. Dass ihm daraufhin seine Flucht gelingt, kann als retardierendes Moment interpretiert werden.
Das retardierende Moment verzögert die Handlung eines Dramas ein wenig.
Die Handlung fällt dann im dritten Akt ab, als Peachum von Mackies Flucht erfährt und Lucy und Polly um Mackie Messer streiten.
Kurz darauf entsteht durch Mackies zweite Verhaftung wieder ein retardierendes Moment, da den Zuschauenden vorerst ein anderes Ende vorgespielt wird. Die Katastrophe wird erst beim dritten Dreigroschen-Finale erreicht, als es zur überraschenden Begnadigung von Mackie kommt.
Ferner forderte Aristoteles die Einhaltung der Einheit von Zeit und Handlung. Was bedeutet, dass es keine Zeitsprünge geben soll, sondern der zeitliche Rahmen der Tragödie der auf der Bühne präsentierten Zeit entspricht.
Auch diese Merkmale hält Brecht ein, indem er die Handlung an einem Dienstagabend beginnen und an einem Freitagmorgen enden lässt. Dadurch komprimiert er die Handlung auf einen Zeitraum von zweieinhalb Tagen. Des Weiteren spielen sich die Szenen in chronologischer Reihenfolge ab und stehen in engem Kontakt zueinander. Dadurch ergeben sich die darauffolgenden Gegebenheiten immer aus der vorherigen Situation.
Das epische Theater ist eine Theaterform, die Bertolt Brecht erfunden hat. Hierbei wird die Handlung sowohl erzählt als auch, wie in einem Drama, von den Figuren dargestellt. Die Merkmale des epischen Theaters sind unter anderem die Verwendung von schlichter Sprache, die Betonung von Körpersprache, das Ausbleiben von Tragik, das Vortragen von Liedern mitten in der Handlung, sowie der Einsatz von Verfremdungseffekten und nicht zuletzt die offene Dramenform.
Wenn Du gerne mehr über die Merkmale des epischen Theaters erfahren möchtest, dann schau doch mal in die Erklärung "Episches Theater" rein!
Die Besonderheiten des epischen Theaters macht sich Brecht auch in der "Dreigroschenoper" zunutze, um bewusst mit weiteren den Merkmalen des klassischen Dramas zu brechen. Dafür baut er in die traditionelle Form seine Verfremdungseffekte ein. Einerseits wird dadurch eine Gegenüberstellung der klassischen und epischen Elemente ermöglicht. Andererseits sollen die Sehgewohnheiten und Erwartungen der Zuschauenden hinterfragt und parodiert werden.
Dafür nutzt er Lieder und Titelbeschreibungen, um die Szenen, die zwar inhaltlich ineinander übergehen, dennoch zu unterbrechen: Brecht lässt die Handlung z.B. durch die eingeschobenen Musiknummern stören. Diese unterscheiden sich zusätzlich von der klassischen Oper, da sie sich nicht aus dem direkten Bühnengeschehen bzw. der Gefühlslage der singenden Person ergeben. Ebenso stellen die Einblendungen der Szenentitel eine epische Unterbrechung dar. Sie geben meist eine kurze Zusammenfassung der folgenden Szene und nehmen somit den Handlungsverlauf von vorneherein vorweg. Dadurch soll die Aufmerksamkeit der Zuschauenden verlagert werden und es wird ihnen die Option genommen, zu sehr in das Geschehen einzutauchen.
Die Sprache innerhalb der "Dreigroschenoper" zeichnet sich durch ein Wechselspiel zwischen Lyrik und Prosa aus. Die Moritaten, Choräle, Lieder und Balladen sind in Versform, während die Dialoge, Kapitelüberschriften und Regieanweisungen in ungebundener Rede verfasst worden sind.
Lyrische Texte sind in gebundener Rede verfasst. Prosa hingegen zeichnet sich durch ungebundene Rede aus. Das bedeutet, dass Prosa nicht durch Reime, Verse oder Rhythmus strukturiert wird. Um mehr darüber zu erfahren, was die Lyrik und Prosa kennzeichnet, schau Dir gerne die jeweiligen Erklärungen "Lyrik" und "Prosa" an.
Dabei lässt sich bei der Prosasprache zusätzlich noch eine Vermischung aus Hoch-, Umgangs- und Vulgärsprache wiederfinden. Die meisten Figuren wechseln immer wieder zwischen den verschiedenen Sprachstilen. Diesen Wechsel setzt Bertolt Brecht ebenfalls bewusst als Verfremdungseffekt ein, um klarzustellen, dass die verschiedenen Gesellschaftsschichten sich weder sprachlich noch moralisch stark voneinander unterscheiden. Außerdem soll der beliebige Wechsel verhindern, dass die Zuschauenden sich mit den Figuren identifizieren.
Für die Hochsprache verwendet Brecht in der "Dreigroschenoper" u.a. Bibelzitate, religiöse und historische Begriffe sowie Fremdwörter oder komplexe Satzstellungen, wie:
„Jeder Mann, der in einem davon das Bettlerhandwerk auszuüben gedenkt, braucht eine Lizenz von Jonathan Jeremiah Peachum & Co“ 2
Durch den Wechsel der Sprachstile bewirkt Brecht irritierende und komische Momente, vor allem wenn die Figuren mitten im Satz ihre Redeweise ändern:
„Du – jetzt hältst du deinen dreckigen Mund, du Fetzen, sonst hau ich dir eine in die Fresse, gnädiges Fräulein!“ 2
Trotz des Namens ist die "Dreigroschenoper" keine richtige Oper. Es handelt sich viel mehr um ein politisches Theaterstück, das Gesangsstücke enthält.
Die Musik wurde vom deutschen Komponisten Kurt Weill (1900-1950) geschrieben. Hierfür verwendete er unter anderem Elemente aus Jazz, Blues und Tanzmusik. Seine Lieder parodieren das Genre der Oper und Operette und feiern bis heute große Erfolge.
Für die Liedtexte nutzte Brecht eigene Gedichte und griff u.a. auf Balladen von Francois Villon (1431-nach 1463) und Rudyard Kipling (1865-1936) zurück.
In folgender Tabelle findest Du die Namen der Lieder, die in der "Dreigroschenoper" vorgetragen werden und in welchem Akt sie vorkommen:
Akt | Lieder |
Vorspiel und Erster Akt |
|
Zweiter Akt | |
Dritter Akt |
|
Epilog |
|
Die Moritat von Mackie Messer ist eins der bekanntesten Lieder der "Dreigroschenoper".
Moritat
Eine Moritat wird auch als Bänkellied bezeichnet und ist eine Kombination aus einem Balladen-ähnlichen Lied mit einem erzählenden Gedicht. Charakteristisch ist die Verbindung von Musik und Text. Die Musik der Moritat orientierte sich dabei an Singspielen und der Opera buffa.
Ein Singspiel meint ein Schauspiel mit musikalischen Einlagen, wie z.B. Lieder, Tänze und Instrumentalsätze. Singspiele haben dabei meistens einen munteren Grundcharakter. Hierbei finden zwischen den Gesangsnummern gesprochene Dialoge statt.
Die Opera buffa bezeichnet die komische bzw. scherzhafte italienische Oper. Sie besitzt zwei bis drei Akte, bei denen ein dem Sprechen angenäherter Gesang zwischen den Musiknummern eingesetzt wird.
Meistens werden in einer Moritat unheimliche Kriminalgeschichten wiedergegeben.
Klassischerweise wurden Moritaten in Begleitung von Drehorgelspielenden auf Jahrmärkten vorgetragen. Die Interpreten wurden auch als Moritaten oder Bänkelsänger bezeichnet.
In der ursprünglichen Form hatte das Lied sechs Strophen mit jeweils vier Versen und wurde nur als "Moritat" bezeichnet. In der neueren Druckfassung von 1932 fügte Brecht drei zusätzliche Strophen hinzu und änderte den Titel, in den unter dem man das Lied heutzutage kennt: "Die Moritat von Mackie Messer". Jahre später, 1948, überarbeitete Bertolt Brecht den Song sogar noch ein zweites Mal, strich die dritte und siebte Strophe und fügte dafür am Ende des Liedes zwei neue Strophen hinzu.
Das Lied selbst handelt von einer der Hauptfiguren, dem Verbrecher Mackie Messer. In den Strophen werden die Verbrechen, die er begangen hat, aufgezählt und beschrieben. Dazu gehören unter anderem Mord, Raub, Entführung und Brandstiftung.
In den ersten beiden Strophen wird Mackie mit einem Hai verglichen, womit seine radikalen Absichten, ebenso wie sein Handeln in der Verborgenheit klargemacht werden sollen.
Und der Haifisch, der hat ZähneUnd die trägt er im GesichtUnd Macheath, der hat ein MesserDoch das Messer sieht man nicht.
Und es sind des Haifischs FlossenRot, wenn dieser Blut vergießtMackie Messer trägt ’nen HandschuhDrauf man keine Untat liest.
Der Aufbau der darauffolgenden Strophen bleibt nahezu gleich:
In den ersten beiden Versen wird immer eines seiner Vergehen und evtl. der Ort des Verbrechens beschrieben, woraufhin eine Anspielung auf Mackies Teilhabe an diesem Delikt folgt. Außerdem wird beschrieben, wie er sich selbst als unschuldig darstellt und angeblich von nichts weiß.
An der Themse grünem WasserFallen plötzlich Leute umEs ist weder Pest noch CholeraDoch es heißt: Mackie geht um.
An’nem schönen blauen SonntagLiegt ein toter Mann am StrandUnd ein Mensch geht um die EckeDen man Mackie Messer nennt.
Und Schmul Meier bleibt verschwundenUnd so mancher reiche MannUnd sein Geld hat Mackie MesserDem man nichts beweisen kann.
Jenny Towler ward gefundenMit ’nem Messer in der BrustUnd am Kai geht Mackie MesserDer von allem nichts gewußt.
Wo ist Alfons gleich, der Fuhrherr?Kommt er je ans Sonnenlicht?Wer es immer wissen könnteMackie Messer weiß es nicht.
Und das große Feuer in SohoSieben Kinder und ein GreisIn der Menge Mackie Messer, denMan nichts fragt, und der nichts weiß.
Bertolt Brecht lässt das Lied jedoch nicht von einer der Figuren seines Stückes vortragen, sondern durch einen richtigen Moritatensänger. Dieser singt im ganzen Lied hauptsächlich über den Verbrecher Mackie Messer, bis er ihn in der Schlusszeile des Songs direkt anspricht:
Und die minderjähr’ge WitweDeren Namen jeder weißWachte auf und war geschändetMackie welches war dein Preis?
Durch die Entscheidung einen Moritatensänger zu nutzen, schafft Brecht es einen Außenblick auf das Geschehen zu geben und das Lied figurenunabhängig zu gestalten. Dadurch akzentuiert er ein weiteres Mal den epischen Charakter seines Stückes und schafft eine Abgrenzung zur klassischen Oper. Diese verwendet Gesangseinlagen häufig dafür, das Gefühlsleben der eigenen Charaktere wiederzugeben.
In der "Dreigroschenoper" prangert Bertolt Brecht die Doppelmoral der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft an. Er erstellt mithilfe parodistischer Elemente eine politisch, kritische Darstellung der Machtverhältnisse in der modernen Welt.
Brecht stellt dafür die beiden sozialen Bereiche der Unterwelt und der sozialen Oberschicht einander gegenüber. Dadurch erhofft er sich, die scheinbaren Unterschiede zwischen den zwei Gruppierungen aufzulösen: Verbrechen, Gaunerei, Bestechlichkeit, unmoralisches Verhalten machen auch innerhalb der höher angesehenen Gesellschaft keinen Halt.
Zeitgleich versucht die untere Schicht bürgerliches Ansehen zu erreichen, sich nach dessen Normen zu verhalten und sich somit eine Fassade aufzubauen. Ein anschauliches Beispiel dafür bildet u.a. Mackie Messer mit seinem Hang für teures Essen, feine Kleidung und antike Möbel. Diese Fassade spiegelt sich auch stark in der Ausdrucksweise der Figuren wider, wobei diese sich nicht leicht aufrechterhalten lässt und darum im Laufe der Zeit verfliegt. Dazu gehört ebenso das aufgesetzte Wissen über Geschichte und Mythologie, das zum bürgerlichen Allgemeingut gehört.
Bertolt Brecht besteht darauf, dass zwischen Kriminalität und Bürgertum nicht immer automatisch ein Unterschied besteht. Mit seinem Satz "Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?" 2 kritisiert er die Ideale des kapitalistischen Bürgertums.
Mit der "Dreigroschenoper" wollte Brecht die Ähnlichkeiten zwischen den Welten der Bettelnden und Raubenden offenlegen, da diese im Grunde alle das gleiche Ziel besitzen: gute Geschäfte zu machen, was in den Augen aller daraufhin ihr unmoralisches Verhalten rechtfertigt.
Dabei ist keine der Figuren ausnahmslos gut oder nur schlecht, egal welcher Gesellschaftsschicht sie angehört. Demzufolge können bürgerliche Personen ebenso kriminell sein, wie Kriminelle fein sein können.
Die "Dreigroschenoper" entstand auf Basis der "Beggar´s Opera" aus dem Jahre 1728 von John Gay (1685-1732). Mit der "Beggar´s Opera" wurde eine neue Gattung des musikalischen Theaters geschafft, die der italienischen Hofoper entgegengestellt werden konnte: die Ballad Opera. Die Ballad Opera bestand aus einem umgangssprachlichen und witzigen Stil, der populäre Gesangsformen wie die Ballade und die Moritat wieder in das Theater brachte.
John Gay schrieb den Text der "Beggar´s Opera", den Bertolt Brecht 200 Jahre später in vielen Bestandteilen übernahm. Viele Figuren, Namen und Situationen der "Dreigroschenoper" sowie die melodramatische und parodistische Struktur des Stückes basieren auf der "Beggar´s Opera".
Die Uraufführung der "Dreigroschenoper" fand am 31.08.1928 in Berlin im Theater am Schiffbauerdamm statt. Nach einem unerwarteten Durchbruch verhalf das Stück Brecht zum größten Theatererfolg der Weimarer Republik. Bereits ein Jahr später wurde das Theaterstück an 19 deutschen Theatern und auch in Wien, Prag und Budapest aufgeführt, bis es 1933 während der Zeit des Nationalsozialismus auf die schwarze Liste gesetzt wurde. Das NS-Regime verbot alle Werke von jüdischen und des Kommunismus verdächtigten Kunstschaffenden, wozu Kurt Weill und Bertolt Brecht gehörten. Bis dahin war die "Dreigroschenoper" jedoch schon in 18 Sprachen übersetzt und mehr als 10.000 Mal in Europa aufgeführt worden.
Eine Schwarze Liste ist eine Liste über Personen oder Dinge, die grundsätzlich benachteiligt werden sollen. Unmittelbar nach der Machtübernahme 1933 begannen die Nationalsozialisten ebenfalls damit, eine schwarze Liste von den Büchern zu erstellen, die aus den Buchhandlungen entfernt werden mussten.
Bertolt Brecht wurde 1898 als Eugen Berthold Friedrich Brecht in Augsburg geboren und starb 1954 in Ostberlin. Er war einer der bedeutendsten Dramatiker, Lyriker und politisch engagierten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.
Schon während seiner Zeit auf dem Gymnasium in Augsburg setzt er sich intensiv mit Literatur und Theater auseinander und schrieb sogar Gedichte sowie kurze Erzählungen für die lokale Zeitung. 1917, während des Ersten Weltkrieges, machte er sein Abitur und studierte danach in München Medizin, Naturwissenschaften und Literatur. Wobei sein Hauptaugenmerk schon damals auf seiner schriftstellerischen Arbeit lag.
Im Jahr 1922 wird zum ersten Mal eins seiner Stücke "Trommeln der Nacht" auf einer Bühne aufgeführt. Daraufhin zog er 1924 nach Berlin, um als Dramaturg am Deutschen Theater zu arbeiten. Seine Stücke spiegelten seine sozialistisch bis kommunistische politische Haltung deutlich wider.
Schlussendlich gelang Bertolt Brecht durch die Urauffühung der "Dreigroschenoper" zum Erfolg. Zeitgleich mit dem Theaterstück stellte er zudem sein neues Theaterkonzept vor. Das epische Theater mit seinen Verfremdungseffekten sollte dazu dienen, das Publikum darauf aufmerksam zu machen, dass es sich bei dem Angesehenen um ein Theaterstück handelt. Dadurch sollen die Zuschauenden eine kritische Distanz zum Geschehen auf der Bühne behalten können.
Nachdem Brecht 1928 vor den Nationalsozialisten geflohen war, kehrte er 1949 nach Ost-Berlin zurück und wurde Spielleiter des Berliner Ensembles.
Neben der "Dreigroschenoper" gehören zu weiteren bekannten Werken von Bertolt Brecht auch "Die heilige Johanna der Schlachthöfe", "Mutter Courage und ihre Kinder", "Der gute Mensch von Sezuan", "Das Leben des Galilei" und "Der kaukasische Kreidekreis".
Die Dreigroschenoper wurde nach der Übernahme des NS-Regimes verboten, da alle Werke von jüdischen und des Kommunismus verdächtigten Kunstschaffende untersagt wurden: dazu gehörten Kurt Weill und Bertolt Brecht.
Die Dreigroschenoper ist keine Oper, sondern ein Theaterstück mit Gesangseinlagen.
Die Dreigroschenoper heißt Dreigroschenoper, weil sie laut Brecht "so prunkvoll gedacht war, wie nur Bettler sie erträumen, und weil sie doch so billig sein sollte, dass Bettler sie bezahlen können".
Die Dreigroschenoper entstand auf Basis der "Beggar´s Opera" aus dem Jahre 1728 von John Gay. 200 Jahre später übernahm Brecht daraus viele Bestandteile wie Figuren, Namen und Situationen sowie die melodramatische und parodistische Struktur für sein Werk.
Karteikarten in Dreigroschenoper17
Lerne jetztIn welchem Jahr wurde die "Dreigroschenoper" veröffentlicht und uraufgeführt?
1928
Wer schrieb die "Dreigroschenoper"?
Die "Dreigroschenoper" wurde von Bertolt Brecht verfasst.
Wo und wann spielt die "Dreigroschenoper"?
Die "Dreigroschenoper" spielt im Jahr 1837 im Londoner Stadtteil Soho.
Nenne die beiden Hauptfiguren der "Dreigroschenoper".
Die beiden Hauptfiguren der "Dreigroschenoper" sind Mackie Messer, auch Macheath genannt, und Jonathan Peachum.
Wer ist in der "Dreigroschenoper" auch als Bettlerkönig bekannt?
Jonathan Peachum
Wer komponierte die Musik der "Dreigroschenoper"?
Der deutsche Komponist Kurt Weill schrieb die Musik der "Dreigroschenoper".
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