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Ideendrama

Wieviel Ideen schweben nicht zerstreut in meinem Kopfe, wovon manches Paar, wenn sie zusammen kämen, die größte Entdeckung bewircken könnten.5 

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Wieviel Ideen schweben nicht zerstreut in meinem Kopfe, wovon manches Paar, wenn sie zusammen kämen, die größte Entdeckung bewircken könnten.5

Die Ideen, die in diesem Zitat von Georg Christoph Lichtenberg erwähnt werden, waren der Anlass für einige der bekanntesten literarischen Werke im deutschen Raum. Ideen lenken die Welt und wie das Zitat verdeutlicht, können sie in großen Entdeckungen und Veränderungen resultieren. Aber was ist eine Idee eigentlich genau? Und wie sieht so ein Ideendrama überhaupt aus?

Ideendrama – Definition und Merkmale

Das Ideendrama ist eine besondere Form in der literarischen Gattung des Dramas. Darin wird eine philosophische Idee, also eine Art Leitbild, das den Menschen in seinen Handlungen lenkt, bearbeitet. Meist ist die philosophische Idee auch mit einer bestimmten Ideologie bzw. Weltanschauung verknüpft.

Die Dramatik ist neben Epik und Lyrik eine der drei literarischen Gattungen. Dramen thematisieren in der Regel einen Konflikt. Dieser wird im Laufe der Handlung entweder gelöst oder er endet in einer Katastrophe. Das Drama ist aus Monologen und Dialogen aufgebaut, es gibt keinen Erzähler.

Ideendramen verzichten auf detaillierte Beschreibungen der Figuren und der Schauplätze und lenken ihren Fokus stattdessen auf den Inhalt der Gespräche und auf die Handlung. Daher werden in Ideendramen bestimmte Typen von Menschen dargestellt, die jeweils eine bestimmte Ideologie und ihre Ideen oder ihre Position in der Gesellschaft vertreten. Wenn eine Figur die Funktion übernimmt, als Vertreterin oder Vertreter einer ganzen Gruppe aufzutreten, nennt man den Vorgang Typisierung.

Epoche des Ideendramas

Das Ideendrama wird zwar keiner spezifischen Epoche zugeordnet, war aber vor allem im 18. Jahrhundert, zur Zeit der Aufklärung (1720-1800), eine beliebte Form des Dramas und gewann insbesondere in dieser Epoche an großer Bedeutung.

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Während der Aufklärung wurde das Vertrauen in den eigenen Verstand betont und die Vernunft wurde zur wichtigsten Fähigkeit des Menschen erklärt. Ausgehend von der Vernunft war es das Ziel des Volks, Entscheidungen zu treffen, die zu Verbesserungen in der Politik und im Sozialen führen sollten. Das Bürgertum wollte sich aus seiner Abhängigkeit vom Adel befreien. Auch die Kirche verlor an Ansehen, da die Menschen nur noch auf das vertrauen wollten, was sie mithilfe von Gesetzmäßigkeiten beweisen konnten.

Vor allem im französischen Raum wurde die Aufklärung als "Erleuchtung" bezeichnet. Das heißt, der Mensch tritt aus der Dunkelheit seiner vorher begrenzten Sichtweise heraus und erkennt nun den Weg zu seiner eigenen Vervollkommnung. Die Gesellschaft strebte nach Glückseligkeit und war überzeugt, sie müsse deshalb besonders tugendhaft und moralisch handeln.

Als Glückseligkeit wird das Empfinden von reinem Glück bezeichnet. Dieses konnte nach der Weltanschauung der Weimarer Klassik (1786-1832) nur durch Moral und Tugend erlangt werden. Bürgerliche Tugenden im 18. und 19. Jahrhundert umfassten unter anderem Fleiß, Bescheidenheit, Gehorsam, Glaube und Keuschheit. Mit Beginn der Moderne (1890-1920) kehrten die Autoren diesem idealistischen Weltbild den Rücken zu, da die Grundlage für die meisten dieser Werte in der Bibel lag.

Auch Toleranz und Gleichberechtigung waren zentrale Themen, mit denen sich zahlreiche Schriftstellerinnen und Schriftsteller der Epoche der Aufklärung beschäftigten. Es wurden allgemeine Menschenrechte verhandelt und in Verfassungen festgehalten. Auch die Emanzipation der Frauen erlebte einen gewaltigen Aufschwung.

Emanzipation bedeutet, sich aus einer Abhängigkeit zu befreien und selbstbestimmt zu sein.

Beispiele für ein Ideendrama

Es gibt zahlreiche Beispiele für Ideendramen. Hier werden Dir zunächst drei der bekanntesten aus dem 18. Jahrhundert vorgestellt.

Iphigenie auf Tauris

"Iphigenie auf Tauris" ist ein Ideendrama von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) aus dem Jahr 1787. Es handelt von der Hauptfigur Iphigenie, die den antiken Göttern geopfert werden soll, damit diese den Wind zurückbringen. Die Göttin Diana rettet Iphigenie aber und bringt sie auf die Insel Tauris.

Die römische Göttin Diana steht für die Jagd, die Fruchtbarkeit und den Mond. Sie ist außerdem die Beschützerin von Frauen und Mädchen.

Dort wird Iphigenie im Auftrag von Diana und dem dortigen König Thoa Priesterin. Sie darf die Insel allerdings nicht verlassen. Im weiteren Verlauf der Geschichte wird ihr Bruder Orest auf der Insel gefangengenommen und sie schmieden Pläne zur Flucht. Iphigenie leidet allerdings unter Schuldgefühlen und gesteht dem König schließlich ihre Fluchtpläne. Dieser lässt sich durch ihre gute Zurede dazu überreden, sie und ihren Bruder von der Insel zu lassen.

Iphigenie verkörpert in diesem Drama das ideale Menschenbild der Weimarer Klassik. Sie steht für Ehrlichkeit, Vernunft, Autonomie und Humanität. Durch ihr vernünftiges Handeln muss niemand bei ihrer Flucht zu Schaden kommen: Sie und ihr Bruder können wieder ein freies Leben führen.

Bei der Weimarer Klassik handelt es sich um eine Literaturepoche, die vom Ende des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts andauerte. Ihre Literatur orientierte sich stark an den Ideologien der Antike. Nach dem Ideal der Weimarer Klassik sollten sich die Menschen stetig weiterentwickeln und ihre Gefühle und ihren Verstand nutzen, um zu wahrhaft guten Menschen heranzureifen.

Die Idee, die in diesem Drama verfolgt wird, ist also die Idee des Humanismus. Für Goethe war die Humanität die wichtigste Eigenschaft, die ein Mensch besitzen konnte.

Humanisten glauben daran, dass der Mensch sich entfalten und Mitgefühl gegenüber anderen Menschen zeigen sollte. Hierfür sind Bildung und Individualität ausschlaggebende Voraussetzungen.

Nathan der Weise

Das Drama "Nathan der Weise" von Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) wurde 1779 veröffentlicht. Darin stellt Sultan Saladin dem jüdischen Kaufmann Nathan die Frage, welches die beste der drei Weltreligionen (Christentum, Judentum und Islam) sei. Saladin stellt diese Frage allerdings nur, um Nathan zu provozieren. Er möchte, dass Nathan behauptet, der Islam wäre nicht die beste Religion, um ihn dann dazu zu erpressen, ihm einen Kredit zu gewähren. Nathan durchschaut ihn aber und antwortet auf die Frage Saladins geschickt mit der Ringparabel.

Bei der Parabel handelt es sich um einen kurzen Erzähltext, der eine Lehre vermitteln soll, die vom Lesenden oder Zuhörenden entschlüsselt werden muss. Es wird eine Geschichte erzählt, die auf einen anderen, eigentlich gemeinten Sachverhalt, übertragbar ist. Weitere Informationen erhältst Du in der Erklärung "Parabel" auf StudySmarter.

Die Ringparabel ist eine Geschichte über drei identische Ringe, die symbolisch für die drei Weltreligionen stehen. Nur einer der Ringe besitzt magische Kräfte, die den Träger des Rings beliebt machen. Dieser magische Ring wurde innerhalb einer Familie vom Vater immer an seinen liebsten Sohn weitergegeben. Weil der Vater seine drei Söhne gleichwertig liebte, ließ er zwei weitere Ringe anfertigen, die genau wie der magische Ring aussahen.

Die Söhne wollten nun herausfinden, welcher Ring der echte ist und zogen dafür vor Gericht. Doch auch das Gericht konnte nicht herausfinden, welcher Ring das Original ist. Der Richter gab ihnen aber den Rat, dass ihr Vater sie alle drei gleich liebte und gar nicht wollte, dass sie herausfinden, wer den echten Ring besitzt. Sollte der Ring allerdings tatsächlich Glück bringen, so würde sich dies später noch herausstellen. Die Söhne sollten deshalb einfach an die jeweilige Echtheit ihres Rings glauben. Die Ringparabel vermittelt damit, dass keine der drei Weltreligionen einen absoluten, rational begründbaren Wahrheitsanspruch hätte.

Saladin begreift, dass seine Frage nicht beantwortet werden kann und er freundet sich mit Nathan an, sodass dieser ihm dann auch den Kredit gewährt.

"Nathan der Weise" appelliert, genau wie "Iphigenie auf Tauris", an den Verstand, die Moral und die Humanität der Leserschaft. Im Sinne der Aufklärung argumentiert Nathan für Toleranz und Gleichberechtigung. Die Religion wird nebensächlich und stattdessen sollen die Menschen sich nur darauf konzentrieren, in jedem Fall moralisch gegenüber ihren Mitmenschen zu handeln.

Maria Stuart

In dem Drama "Maria Stuart" von 1800 schreibt Friedrich Schiller (1759-1805) über die gleichnamige schottische Königin aus dem 16. Jahrhundert. Diese soll aufgrund ihrer Heirat mit dem Mörder ihres zweiten Ehemannes in Kürze hingerichtet werden und flieht deshalb zu ihrer Großcousine.

Ihre Großcousine ist die Königin von England, auch Elisabeth I. genannt. Elisabeth befürchtet jedoch, dass Maria ihr den Anspruch auf den Thron streitig machen will. Während Elisabeth eine uneheliche Tochter des vorherigen Königs Heinrich VIII. ist, stellt Maria eigentlich auch die rechtmäßige Thronerbin dar. Elisabeth lässt Maria wegen angeblichem Hochverrat verhaften. Am Ende des Stückes wird Maria Stuart hingerichtet.

Die Hauptfigur Maria steht für das Zusammenspiel der Schönheit, der Wahrheit und des Guten. Wenn diese drei Aspekte miteinander vereint werden, erfüllt ein Mensch das Ideal der Weimarer Klassik. Maria ist zugleich eine wunderschöne Frau, die auch gelegentlich als Verführerin dargestellt wird. Sie erkennt ihre Schuld am Tod ihres Ehemannes an. Am Ende des Stückes akzeptiert sie ihre Hinrichtung als gerechte Strafe für ihre Sünden.

Um mehr zu den Dramen "Nathan der Weise", "Iphigenie auf Tauris" und "Maria Stuart" zu erfahren, sieh Dir die Erklärungen hier auf StudySmarter an!

Ideendrama – Das Wichtigste

  • Ein Ideendrama ist eine bestimmte Form der literarischen Gattung des Dramas.
  • In einem Ideendrama wird eine philosophische Idee bearbeitet, die meistens auch an eine bestimmte Weltanschauung geknüpft ist.
  • Die Figuren in einem Ideendrama werden nicht sehr detailreich beschrieben und repräsentieren stattdessen oft einen bestimmten Typ von Mensch. Diese Form von Verallgemeinerung der Eigenschaften von Figuren nennt man auch Typisierung.
  • Das Ideendrama war besonders im 18. Jahrhundert, während der literarischen Epoche der Aufklärung, beliebt. Während der Epoche der Aufklärung wurde für Gleichberechtigung und Freiheit gekämpft, sowie das Vertrauen in den eigenen Verstand gestärkt. Zum Teil parallel verlief die Epoche der Weimarer Klassik, die sich an antiken Vorbildern orientierte.
  • Einige der wichtigsten Ideendramen sind Nathan der Weise, Iphigenie auf Tauris und Maria Stuart. Sie alle sind während der Aufklärung entstanden und behandeln die Themen des Humanismus. Im Humanismus geht es im Wesentlichen darum, Mitgefühl gegenüber anderen Menschen zu zeigen.

Nachweise

  1. wissen.de: Ideendrama. (03.07.2022)
  2. de-academic.com: Ideendrama. (03.07.2022)
  3. wissen-digital.de: Ideendrama. (03.07.2022)
  4. nthuleen.com: Maria Stuart als beispielhaftes idealistisches Drama. (03.07.2022)
  5. Georg Christoph Lichtenberg (2010). Aphorismen und andere Sudeleien. Reclam.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Ideendrama

"Nathan der Weise" behandelt die Themen Moral, Humanität und Gleichberechtigung. Gleichzeitig appelliert Lessing darin an den Verstand der Leserschaft. Es werden darin also die Ideen des Humanismus und der Aufklärung behandelt.

In einem Ideendrama wird eine philosopische Idee behandelt. Diese steht meist in einem Zusammenhang mit einer bestimmten Ideologie.

Die Ideendramen waren besonders in der Aufklärung und Weimarer Klassik beliebt. Darin wurde häufig das Menschenideal nach den Werten von Moral, Tugend, Freiheit, Gleichberechtigung und Humanität thematisiert.

In einem Ideendrama sind die Figuren oft typisiert. Das heißt, sie werden nicht besonderes ausführlich beschrieben, sondern stellen einen bestimmten Typ von Mensch dar.

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