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Leben des Galilei

Hast Du Dich schon einmal gefragt, warum sich die Erde um die Sonne bewegt, obwohl das der visuellen Wahrnehmung widerspricht? Genau um dieses Thema geht es in dem epischen Drama "Leben des Galilei" (1939) des deutschen Dramatikers und Schriftstellers Bertolt Brecht

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Hast Du Dich schon einmal gefragt, warum sich die Erde um die Sonne bewegt, obwohl das der visuellen Wahrnehmung widerspricht? Genau um dieses Thema geht es in dem epischen Drama "Leben des Galilei" (1939) des deutschen Dramatikers und Schriftstellers Bertolt Brecht.

Im Werk wird der reale Konflikt zwischen der Kirche und dem italienischen Wissenschaftler Galileo Galilei im 16. Jahrhundert thematisiert. Es handelt sich also um eine fiktive Darstellung von realen historischen Ereignissen.

Das Drama entstand in der Epoche der Exilliteratur und bietet auch Möglichkeiten der Analyse und Interpretation, die Bezug auf die jüngere Geschichte nehmen.

Brecht "Leben des Galilei" – Zusammenfassung

Das Drama "Leben des Galilei" besteht aus fünfzehn sogenannten Bildern. Für eine bessere Übersichtlichkeit wird in der folgenden kurzen Zusammenfassung der Inhalt des Werks in fünf thematisch zusammenhängende Einheiten gegliedert, die aus jeweils drei Bildern bestehen.

"Leben des Galilei" – Zusammenfassung Bild 1 bis 3

Der Mathematiklehrer Galileo Galilei erklärt Andrea, dem Sohn seiner Haushälterin, das heliozentrische Weltbild: Gemäß den Annahmen des heliozentrischen Weltbilds steht nicht die Erde, sondern die Sonne im Zentrum des Planetensystems. Alle anderen Planeten, somit auch die Erde, drehen sich um die Sonne. Diese Annahme steht im Widerspruch zum damals gültigen geozentrischen Weltbild.

Nach dem geozentrischen Weltbild stand die Erde im Mittelpunkt des Universums. Diese Auffassung entstammte der v.a. religiösen Überzeugung, dass die Erde und die Menschen als Gottes wichtigstes Werk den Mittelpunkt darstellen.

Galilei gerät in einen Konflikt:

  • Von seinem künftigen SchülerLudovico Marsili erfährt er von einer neuen Erfindung, dem Fernrohr.
  • Galilei möchte das Fernrohr modifizieren und als seine eigene Erfindung verkaufen, auch um etwas Geld zu verdienen.
  • Der Stadtrat von Venedig ist begeistert von Galileis "Erfindung". Ihnen wird der militärische Vorteilsolch eines Instruments schnell klar.
    • z.B. Feindliche Schiffe können dank des Fernrohrs frühzeitig gesichtet werden.
  • Galileis Betrug kommt ans Tageslicht, als Fernrohre aus Holland massenweise nach Venedig geliefert werden.
  • Er versucht seinen Schwindel zu rechtfertigen, schließlich habe er das Fernrohr erheblich verbessert, und wird nicht bestraft.

Mit seinem Fernrohr entdeckt Galilei neue Sterne, die ihm als weitere Anhaltspunkte für das heliozentrische Weltbild dienen. Segredo, ein Freund Galileis, äußert die Befürchtung, dass Galileis Einsatz für das heliozentrische Weltbild der römisch-katholischen Kirche missfallen und sie Galilei bestrafen werde, da dieser mit seiner Forschung der christlichen Lehre widerspricht. Galilei nimmt die Warnungen nicht ernst, da er davon ausgeht, dass seine Gegner und die Kirche die Beweise anerkennen werden.

Galilei reist nach Florenz:

  • Er nimmt an, dass sich das heliozentrische Weltbild dort leichter verbreiten lässt.
  • Zudem locken ihn die besseren Bedingungen dort:
    • ein höheres Gehalt
    • bessere Möglichkeiten, seine Schriften zu veröffentlichen

"Leben des Galilei" – Inhalt Kapitel (Bild 4 bis 6)

Am Florentiner Hof einer reichen Familie namens Medici präsentiert Galilei seine neuesten Entdeckungen. Dort sind auch Gelehrte anwesend. Nachdem die Mehrheit der Gelehrten Galileis Erkenntnisse ablehnt, ist Galilei enttäuscht. Die Gelehrten lehnen es zudem ab, einen Blick durch das verbesserte Fernrohr zu werfen.

Galileis wissenschaftlichen Erkenntnissen droht nun das Schicksal, dass sie durch den Vatikan auf mögliche Abweichungen von der christlichen Lehre überprüft werden.

Im 16. Jahrhundert, aber auch noch lange Zeit danach, entschied der Vatikan über die Gültigkeit von wissenschaftlichen Thesen. Wissenschaftliche Erkenntnisse, die der christlichen Lehre widersprachen, wurden meist verboten. Der Vatikan war und ist der Hauptsitz der katholischen Kirche, auch der Papst lebt dort.

Doch Galilei möchte seine Forschungen nicht einstellen. Kurze Zeit später werden die Erkenntnisse Galileis durch den Vatikan als Ketzerei, d. h. als eine Lehre, die gegen die Lehre der Kirche verstößt, erklärt. Infolgedessen droht Galilei ein Prozess durch die Inquisition.

Die kirchliche Behörde der Inquisition war für den Prozess gegen sogenannte Ketzerinnen und Ketzer zuständig. Im Fall einer Schuldigsprechung wurde die verurteilte Person häufig öffentlich verbrannt.

"Leben des Galilei" – Zusammenfassung Bild 7 bis 9

Galilei erfährt, dass die katholische Kirche seine Bücher auf die Liste verbotener Bücher gesetzt hat. Bücher auf dieser Liste dürfen von den Gläubigen nicht gelesen werden, da die darin stehenden Meinungen den Lehren der Bibel widersprechen. Kurze Zeit später gelingt es Galilei, einen Mönch von seinen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu überzeugen.

Galilei schöpft neue Hoffnung, als er vom Tod des ihm feindlich gesinnten Papstes erfährt. Dass nun Kardinal Barberini, ein langjähriger Freund Galileis, der Nachfolger des verstorbenen Papstes wird, stellt eine erfreuliche Nachricht für Galilei dar. Er erhofft sich, von seinem Freund bei seiner wissenschaftlichen Tätigkeit unterstützt zu werden.

"Leben des Galilei" – Inhaltsangabe Bild 10 bis 12

Galileis Lehren verbreiten sich und die absolute Macht der Kirche wird von der Bevölkerung infrage gestellt und lächerlich gemacht.

Galilei befindet sich wieder am Hof der Familie Medici in Florenz. Dort soll sein Buch über das Sonnensystem angeblich besprochen werden. Galilei ahnt nicht, dass der Vatikan ihn der Inquisition übergeben möchte. Obwohl Galilei von einem Eisengießer namens Vanni vor diesem Vorhaben der Kirche gewarnt wird, glaubt Galilei weiterhin, dass der Papst ihn verschonen würde, da die beiden alte Freunde sind.

Im 12. Bild wird ein Gespräch zwischen dem Papst und einem Inquisitor dargestellt. Sie diskutieren

  • über das weitere Vorgehen gegen Galilei und
  • die möglichen Folgen, die das neue Weltbild für die katholische Kirche haben könnte.

Dabei kommen sie zu folgenden Schlüssen:

  • Galileis Lehre stellt eine Gefahr für den christlichen Glauben dar.
  • Er soll der Inquisition übergeben und gefoltert werden.
  • Das soll ihn dazu bringen, seine Lehren zu widerrufen.

"Leben des Galilei" – Szenen-Zusammenfassung Bild 13 bis 15

Aus Angst vor der Folter widerruft Galilei seine Lehren. Das verärgert seine Schüler sehr, sodass diese nichts mehr mit Galilei zu tun haben wollen. Die Schüler waren dafür, dass Galilei sich mutig zu seinen Lehren bekennt.

Nach dem Prozess haben sich Galileis Lebensumstände verändert:

  • Er darf er seine Forschungstätigkeit fortsetzen.
  • Allerdings darf er die Ergebnisse nicht mehr veröffentlichen.
  • Galilei wird zudem von seiner Tochter Virginiabeobachtet.
    • Sie macht Aufzeichnungen von Galileis Arbeit und übergibt diese dem Vatikan.
    • Galilei weiß davon nichts.

Eines Tages erhält Galilei Besuch von Andrea. Die beiden unterhalten sich über den Prozess. Während Andrea Galileis Widerruf für eine kluge Taktik hält, gesteht Galilei ihm, dass er seine Lehren aus reiner Angst vor der Folter widerrufen hat. Galilei bereut seine Schwäche und lässt die Manuskripte seines Buches durch Andrea veröffentlichen, ohne dass seine kirchentreue Tochter Virginia etwas davon erfährt. Andrea gelingt es, die Manuskripte Galileis über die Grenze nach Holland zu schmuggeln.

Figurenkonstellation – "Leben des Galilei"

Zu den wichtigsten Figuren des Dramas "Leben des Galilei" gehören Galileo Galilei, Andrea Sarti, Kardinal Barberini, Virginia und Ludovico Marsili. In diesem Kapitel lernst Du die Figurenkonstellation kennen, also in welcher Beziehung die Personen zueinander stehen.

"Leben des Galilei" – Charakterisierung

Die folgende Tabelle enthält die Charakterisierung der wichtigsten Figuren. Dabei kannst Du Dir einen Überblick darüber verschaffen, welche Charaktereigenschaften die Figuren ausmachen.

FigurCharakterisierung
Galileo Galilei
  • 46-jähriger Mathematiker und Gelehrter aus Padua
  • hinsichtlich der wissenschaftlichen Forschung eher wahrheitsliebend als autoritätsgläubig
  • innovativ, überzeugend, taktisch und politisch klug
  • zeigt aufrichtige Neugier bei wissenschaftlichen Fragen
Andrea Sarti
  • Sohn der Haushälterin Galileis, wird Galileis Schüler
  • Ist Galilei lebenslang treu.
  • hilfsbereit und wie Galilei nicht sehr autoritätsgläubig
Kardinal Barberini
  • anfangs ein Freund und Unterstützer Galileis
  • Verhält sich nach seiner Wahl zum Papst feindlich gegenüber Galilei.
  • fehlt ein starker Wille und Entschlossenheit
  • Ist insofern nachgiebig, als er Galilei der Inquisition übergibt
Virginia
  • Tochter Galileis
  • kirchentreu und gläubig
  • nur wenig gebildet
  • verlobt sich mit Ludovico
Ludovico Marsili
  • reist viel
  • wohlhabend und konservativ
  • macht Galilei auf das Fernrohr aus Holland aufmerksam
  • wird Galileis Schüler
  • heiratet Virginia

"Leben des Galilei" – Analyse

Für die spätere Interpretation des Dramas "Leben des Galilei" erfolgt zunächst die Analyse des Aufbaus und der Sprache im Werk.

Aufbau von "Leben des Galilei"

Brechts Stück "Leben des Galilei" wird dem epischen Theater zugeordnet. Brecht versucht darin, eine bestimmte Botschaft zu vermitteln, die das Publikum moralisch belehren soll. Welche Botschaft genau weitergegeben wird, das ist von der jeweiligen Fassung des Werks abhängig.

Unter dem Abschnitt "Entstehungsgeschichte" dieser Erklärung findest Du mehr Informationen über die Kernbotschaft des Werks.

Episches Theater

In den 1920er-Jahren entwickelten die Berliner Autoren und Dramatiker Bertolt Brecht und Erwin Piscator eine Dramenform, die heute unter dem Namen "Episches Theater" bekannt ist. Das epische Theater ist eine Theaterform, in der die Handlung sowohl erzählt als auch, wie in einem Drama, von Figuren dargestellt wird. Das epische Theater vereinigt also die Gattungen Drama und Epik miteinander.

Das epische Theater hat außerdem das Ziel, größere gesellschaftliche Ereignisse, wie u. a. Kriege, Revolutionen und andere Katastrophen, darzustellen. Soziale Gerechtigkeit spielt ebenso häufig eine zentrale Rolle. Der Wert der sozialen Gerechtigkeit wird im epischen Theater häufig durch eine moralische Belehrung betont.

Das Drama "Leben des Galilei" ist in 15 Bilder bzw. Szenen unterteilt. Jedes dieser Bilder trägt eine längere Überschrift, unter der jeweils ein prägnantes Gedicht steht.

Galileo Galilei, Lehrer der Mathematik zu Padua, will das neue kopernikanische Bild beweisen

In dem Jahr sechzehnhundertundneun

Schien das Licht des Wissens hell

Zu Padua aus einem kleinen Haus.

Galileo Galilei rechnete aus:

Die Sonne steht still, die Erd kommt von der Stell1

Der längere Titel und das Gedicht fassen den Inhalt vorab kurz zusammen und stimmen die Lesenden auf die kommende Handlung ein.

Über den Handlungsort und über die Handlungszeit geben die Regieanweisungen Auskunft.

Das Große Arsenal von Venedig am Hafen.

Ratsherren, an ihrer Spitze der Doge. Seitwärts Galileis Freund

Sagredo und die fünfzehnjährige Virginia Galilei mit einem

Samtkissen, auf dem ein etwa 60 Zentimenter langes Fern-

rohr in karmesinrotem Lederfutteral liegt. Auf einem Podest

Galilei. Hinter sich das Gestell für das Fernrohr, betreut von

dem Linsenschleifer Federzoni.1

So ein Text schafft eine Orientierung für diejenigen, die das Stück eventuell aufführen würden. In dem Beispiel weißt Du z.B., wo die Handlung spielt und welche Figuren anwesend sind.

Sprache in "Leben des Galilei"

Sprachlich fällt auf, dass nicht alle Figuren auf die gleiche Art und Weise reden, sondern dass Brecht für seine Figuren unterschiedliche Soziolekte verwendet: Figuren, die der Oberschicht angehören, verwenden eine gehobene Sprache. So drückt sich die Figur des Inquisitors beispielsweise wie folgt aus:

So wollen Eure Heiligkeit Ihren sich nun versammelnden Doktoren aller Fakultäten, Vertretern aller Heiligen Orden und der gesamten Geistlichkeit, welche alle in kindlichem Glauben an das Wort Gottes, niedergelegt in der Schrift, gekommen sind, Eurer Heiligkeit Bestätigung ihres Glaubens zu vernehmen, mitteilen, daß die Schrift nicht länger für wahr gelten könne?1

Eine solche Redeweise ist sehr formell. Indes gibt es auch Figuren, die eine für Nichtexperten typische Redeweise benutzen. Die Figur des Andrea spricht z.B. den Namen Kopernikus falsch aus, als er sich mit Galilei über das heliozentrische Weltbild unterhält:

Galilei: Hast du, was ich dir gestern sagte, inzwischen begriffen?

Andrea: Was? Das mit dem Kippernikus seinem Drehen?1

Nikolaus Kopernikus war ein preußischer Astronom, der schon vor Galilei die Theorie des heliozentrischen Weltbildes aufstellte.

Auch rhetorische Stilmittel finden sich in wichtigen Textstellen. Die Figur des neuen Papstes etwa, der mit Galilei befreundet ist, unterstreicht die Bedeutung Galileis für die Wissenschaft mit der Metapher "Licht Italiens". Das "Licht" steht hier für die Aufklärung, den wissenschaftlichen Fortschritt und den damit verbundenen Ruhm Italiens.

Auch Anaphern, also Wiederholungen eines oder mehrerer Wörter am Anfang eines Satzes, werden im Text verwendet und heben beispielsweise die Bedeutung Galileis hervor:

Er hat Freunde. Da ist Versailles. Da ist der Wiener Hof.1

Mit "Er" ist Galilei gemeint, der in den Augen des neuen Papstes aufgrund seiner zahlreichen Freunde außerhalb Italiens unantastbar sei.

Thema "Leben des Galilei" – Interpretation

Brechts Stück "Das Leben des Galilei" kann in Hinblick auf sein Thema unterschiedlich interpretiert werden. Zwei mögliche Ansätze zur Interpretation stellen das angespannte Verhältnis zwischen Kirche und Wissenschaft sowie die Verantwortung der Wissenschaft dar.

Das Verhältnis zwischen Kirche und Wissenschaft

In "Leben des Galilei" wird das angespannte Verhältnis zwischen der Wissenschaft und dem christlichen Glauben dargestellt. Dieser Konflikt ist zentral für das Werk, denn durch diesen Konflikt wird die Handlung vorangetrieben.

Galileos Geschichte ist beispielhaft für weitere Fälle seiner Zeit. Sie zeigt, wie die Kirche Erkenntnisse unterdrückte, die nicht mit ihren Lehren konform waren:

  • Galilei möchte die Menschheit vom heliozentrischen Weltbild überzeugen.
    • Dazu soll ihm das von ihm verbesserten Fernrohr dienen.
  • Da seine Erkenntnis den Lehren der Bibel widerspricht, geht die mächtige katholische Kirche gegen Galilei vor:
    • Galilei wird der Inquisition übergeben und muss seine Lehren widerrufen.

Hier wird die Frage aufgeworfen, ob Menschen das Recht haben, von wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Vorgänge in der Welt zu erfahren, auch wenn diese Erkenntnisse dem christlichen Glauben widersprechen. Da Galilei am Ende jedoch seine Lehren widerrufen muss, wird eines klar: Oft steht die Wissenschaft in einem konfliktgeladenen Verhältnis zu bestimmten Institutionen einer Gesellschaft wie der Kirche.

Die Verantwortung der Wissenschaft

Als besonders fähiger Wissenschaftler macht Galileo Galilei große, das Wildbild der Kirche infrage stellende, Entdeckungen: So entdeckt er dank seines Fernrohrs, dass das Weltall sehr wahrscheinlich unendlich ist und dass es weit mehr Sterne gibt, als bislang angenommen.

Das Werk "Leben des Galilei" vermittelt die Botschaft, dass ein Wissenschaftler bzw. eine Wissenschaftlerin die Verantwortung trägt, den Menschen über bahnbrechende Entdeckungen aufzuklären. Auch die Figur des Galilei schöpft aus der Verantwortung gegenüber seinen Mitmenschen heraus Kraft im Kampf gegen die kirchliche Unterdrückung: Trotz der ihm drohenden Inquisition möchte Galilei seine Schriften verbreiten, um so seiner Verpflichtung gegenüber der Menschheit und dem Wahrheitsanspruch gerecht zu werden.

"Leben des Galilei" – Wichtige Textstellen

Hier werden Dir zwei wichtige Textstellen aus "Leben des Galilei" vorgestellt, an denen bestimmte Aspekte des Dramas deutlich werden. Du kannst sie gut für eine Interpretation benutzen.

GALILEI: [...] Ich glaube an den Menschen, und das heißt, ich glaube an seine Vernunft! Ohne diesen Glauben würde ich nicht die Kraft haben, am Morgen aus meinem Bett aufzustehen.

SAGREDO: Dann will ich dir etwas sagen: ich glaube nicht an sie. Vierzig Jahre unter den Menschen haben mich ständig gelehrt, daß sie der Vernunft nicht zugänglich sind. Zeige ihnen einen roten Kometenschweif, jage ihnen eine dumpfe Angst ein, und sie werden aus ihren Häusern laufen und sich die Beine brechen. Aber sage ihnen einen vernünftigen Satz und beweise ihn mit sieben Gründen, und sie werden dich einfach auslachen.

Dieses Zitat stammt aus Bild 3 aus einem Gespräch zwischen Galilei und Sagredo. Folgende Erkenntnisse lassen sich aus dieser Textstelle gewinnen:

  • Charakterisierung Galileis:
    • hat Vertrauen in die Vernunft der Menschen
    • glaubt, sie mit Beweisen von seinen Erkenntnissen überzeugen zu können
  • Thema: Sagredo behauptet, dass die Menschen eher durch Angst als durch Begründungen überzeugt werden.
    • Interpretation: Konflikt Kirche und Wissenschaft, Auswirkung auf die Menschen
      • Kirche hat großen Einfluss auf die Überzeugung der Menschen
      • sie bestimmt ihren Glauben und damit ihre Emotionen

Das folgende Zitat aus Bild 6 zeigt Dir, dass Galileis Erkenntnis des heliozentrischen Weltbilds nicht nur die Lehren der Kirche widerlegt. Es rüttelt auch am Selbstverständnis der Figuren und damit der Menschen:

DER SEHR ALTE KARDINAL: [...] Ich bin nicht irgendein Wesen auf irgendeinem Gestirnchen,das für kurze Zeit irgendwo kreist. Ich gehe auf einer festen Erde, in sicherem Schritt, sie ruht, sie ist der Mittelpunkt des Alls, ich bin im Mittelpunkt, und das Auge des Schöpfers ruht auf mir und auf mir allein.

Dieses Selbstverständnis der Menschen wird von Galileis Erkenntnissen in Frage gestellt. Das liegt daran, dass in der Lehre der Kirche zwei Aspekte miteinander verknüpft sind:

  • Die Erde als Gottes einzigartige Schöpfung steht im Mittelpunkt des Universums.
  • Der Mensch als die Krone der Schöpfung muss demnach auch im Mittelpunkt stehen.

Bertolt Brecht – "Leben des Galilei"

Der Verfasser von "Leben des Galilei", Bertolt Brecht (* 10. Februar 1898 in Augsburg; † 14. August 1956 in Ost-Berlin), zählt zu den wichtigsten Dramatikern und Schriftstellern Deutschlands. Außerdem ist er für die Entwicklung des epischen Theaters, aber auch für zahlreiche weltberühmte Gedichte und Dramen bekannt. Einige davon sind:

  • "Trommeln in der Nacht" (1922)
  • "Baal" (1923)
  • "Die Dreigroschenoper" (1928)
  • "Mutter Courage und ihre Kinder" (1941)

Ab 1928 kann Brechts Interesse am Marxismus belegt werden. Als die Nationalsozialisten im Jahr 1933 die Macht in Deutschland ergriffen, musste Brecht aufgrund seiner politischen Gesinnung ins Exil flüchten. Als Anhänger des Marxismus, einer politischen Lehre des deutschen Philosophen Karl Marx, wurde er im nationalsozialistischen Deutschland verfolgt.

Der Marxismus zielt auf die ökonomische und soziale Gleichheit der Menschen ab.

Zunächst hielt sich Brecht in Prag, dann in Wien, Zürich, Paris und Dänemark auf. In Dänemark entstand das Werk "Leben des Galilei". Nachdem das nationalsozialistische Deutschland sich ab 1941 immer weiter in Europa ausgebreitet hatte, musste Brecht in die USA fliehen und kehrte erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg im Jahr 1945 nach Europa zurück.

"Leben des Galilei" Drama – Fassungen

Die drei verschiedenen Fassungen von "Leben des Galilei" hängen eng mit seinem Exil zusammen. Jede Fassung unterscheidet sich hinsichtlich der Darstellung der Figur des Galilei.

FassungErläuterung
Erste Fassung
  • entstand in Brechts Exil in Dänemark
  • wurde 1943 in Zürich uraufgeführt
  • Die Figur Galileis wird taktisch klug dargestellt, da er die Inquisition durch Tricks abwenden kann.
  • Kernbotschaft dieser Fassung: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen mutig ihre Erkenntnisse publizieren anstatt sich staatlicher Unterdrückung zu beugen.
Zweite Fassung
  • kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges für das US-amerikanische Publikum verfasst
  • Die Figur des Galilei wird hier als ein unkritisch forschender Wissenschaftler charakterisiert.
    • Er stellt sich ohne Rücksicht auf moralische Fragen in den Dienst der Wissenschaft.
Dritte Fassung
  • entstanden im Jahr 1956
  • ein Jahr später in Ost-Berlin uraufgeführt
  • Darin ist die Figur des Galilei ein moralisch hoffnungsloser, dennoch aber eifrig forschender Wissenschaftler.
  • Kernbotschaft dieser Fassung: Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben nicht immer Macht über ihre Erkenntnisse.
    • Sie können kaum kontrollieren, zu welchem Zweck die jeweilige Gesellschaft ihre Forschung einsetzt.
    • Trotzdem sollen sie ihre Neugier / ihren Forschungsdrang nicht verlieren.

Zur inhaltlichen Änderung der zweiten Fassung wurde Brecht durch den Atombombenabwurf des US-amerikanischen Militärs auf Hiroshima und Nagasaki motiviert. Brecht sah darin einen verantwortungslosen Umgang mit der Wissenschaft seitens der US-Amerikaner.

Im August 1945 warf das US-amerikanische Militär Atombomben auf die beiden japanischen Großstädte Hiroshima und Nagasaki ab. Dabei starben schätzungsweise zwischen 129.000 und 226.000 Menschen und die beiden Städte wurden schwer zerstört. Hiroshima wurde am 6. August und Nagasaki am 9. August 1945 bombardiert.

"Leben des Galilei" – Epoche und Hintergrund

Das Drama "Leben des Galilei" entstand in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland, der von 1933 bis 1945 dauerte. In dieser Zeit mussten viele Autoren und Autorinnen aus Deutschland fliehen und befanden sich im Exil. Als Folge entstand eine Epoche, die Exilliteratur genannt wird.

  • kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges für das US-amerikanische Publikum verfasst Die Figur des Galilei wird hier als ein unkritisch forschender Wissenschaftlercharakterisiert. Er stellt sich ohne Rücksicht auf moralische Fragen in den Dienst der Wissenschaft.

Die Gründe für ihre Flucht waren vielfältig: Einige sahen ihre Rechte wie u.a. die Meinungsfreiheit durch das Regime bedroht, andere wurden schon vor dem Jahr 1933, also dem Beginn des Nationalsozialismus in Deutschland, politisch verfolgt.

Der Nationalsozialismus in Deutschland stellte eine politische Bewegung dar, deren Ideologie nationalistische und rassistische Ansichten beinhaltete. Die Entwicklung des NS wurde massiv von Adolf Hitler beeinflusst. Die von Hitler errichtete Diktatur wurde von seinen Parteimitgliedern aus der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) gestützt.

Unter einer Diktatur wird eine uneingeschränkte, durch Gewalt und Unterdrückung ausgeübte Herrschaftsform verstanden. Mehr über den NS kannst Du bei StudySmarter im Fach Geschichte erfahren.

Unter dem Begriff der Exilliteratur werden alle literarischen Werke der im Exil befindlichen Autorinnen und Autoren verstanden. Diese Epoche umfasst den Zeitraum von 1933 bis 1945. Die meisten Autoren und Autorinnen verfolgten das gemeinsame Ziel, über den Nationalsozialismus aufzuklären und vor diesem zu warnen.

Die Werke der Exilliteratur werden auch Emigrantenliteratur genannt. Mehr Information zu dieser Literaturepoche findest Du in der Erklärung "Exilliteratur" auf StudySmarter.

Werke der Exilliteratur besitzen im Gegensatz zu Werken anderer Literaturepochen keine einheitlichen sprachlichen oder formalen Merkmale. Da die Ziele der Autoren und Autorinnen eine Auseinandersetzung mit Themen der Politik und Gesellschaft sowie eine Aufklärung über den Nationalsozialismus waren, wählten Autoren und Autorinnen für ihre Werke meist eine sachliche und nüchterne Sprache. Dadurch sollte sichergestellt werden, dass die Inhalte ihrer Werke präzise vermittelt werden.

Leben des Galilei - Das Wichtigste

  • "Leben des Galilei" ist ein Drama von Bertolt Brecht, das 1943 uraufgeführt wurde.
  • "Leben des Galilei" – Zusammenfassung:
    • Der italienische Wissenschaftler Galileo Galilei kann beweisen, dass sich die Erde um die Sonne dreht.
    • Dadurch gerät er in Konflikt mit der katholischen Kirche, die ihn zwingt, seine Erkenntnis zu widerrufen.
  • "Leben des Galilei" – Charakterisierung: Die Figuren werden durch ihre Beziehung zu Galilei und ihre Haltung seinen Erkenntnissen gegenüber charakterisiert.
  • "Leben des Galilei" – Epoche: Das Werk entstand zur Zeit des Nationalsozialismus und zählt zur Exilliteratur.
    • Wie seine Figur Galilei war auch der Autor von Unterdrückung betroffen.
  • "Leben des Galilei" – Analyse:
    • Aufgebaut in fünfzehn Szenen, sogenannten Bildern
    • Sprache geprägt durch verschiedene Soziolekte
  • "Leben des Galilei" – Interpretation: Das Drama kann als eine Darstellung des Konflikts zwischen der Wissenschaft und dem christlichen Glauben interpretiert werden.

Nachweise

  1. Bertolt Brecht (1898): Leben des Galilei. Suhrkamp Verlag.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Leben des Galilei

Bertolt Brecht hat "Leben des Galilei" geschrieben, um zu zeigen, dass die Freiheit der Wissenschaft oft von bestimmten Autoritäten eingeschränkt wird. 

Das "Leben des Galilei" ist keine Tragödie. Ihm fehlen klassische Merkmale wie die Katastrophe am Ende.

"Leben des Galilei" spielt im 16. Jahrhundert. 

"Leben des Galilei" wird in die Epoche der Exilliteratur eingeordnet. 

"Leben des Galilei" wurde erstmals 1943 veröffentlicht. In diesem Jahr wurde das Drama uraufgeführt.

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Von wem wurde "Leben des Galilei" geschrieben? 

Wann wurde das Drama uraufgeführt?

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