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Das Drama "Don Karlos" ist eins der berühmtesten Werke des Schriftstellers Friedrich Schiller. Dieser verfasste das sogenannte "dramatische Gedicht" zwischen 1783 und 1787. Im Jahr 1787 wurde es unter dem Titel "Don Karlos, Infant von Spanien" erstveröffentlicht und im selben Sommer uraufgeführt. Hierbei handelt es sich zugleich um eine Familientragödie, ein politisches Ideendrama, ein Freundschafts- sowie Liebesdrama. 1805 fügte Friedrich Schiller seinem…
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Jetzt kostenlos anmeldenDas Drama "Don Karlos" ist eins der berühmtesten Werke des Schriftstellers Friedrich Schiller. Dieser verfasste das sogenannte "dramatische Gedicht" zwischen 1783 und 1787. Im Jahr 1787 wurde es unter dem Titel "Don Karlos, Infant von Spanien" erstveröffentlicht und im selben Sommer uraufgeführt. Hierbei handelt es sich zugleich um eine Familientragödie, ein politisches Ideendrama, ein Freundschafts- sowie Liebesdrama.
1805 fügte Friedrich Schiller seinem Werk den Untertitel "dramatisches Gedicht" hinzu. Diese Bezeichnung ist ein Sammelbegriff für unterschiedlichste Arten der dramatischen Dichtung, die jedoch alle gemeinsam haben, dass sie in gebundener Sprache verfasst sind. Mit der Bezeichnung weist Schiller darauf hin, dass sein Stück nicht nur Elemente der klassischen Tragödie enthält, sondern ebenfalls Charakteristiken des Sturm und Drangs mit Merkmalen der Weimarer Klassik verbindet.
"Don Karlos" spielt in Spanien im Jahr 1568. Friedrich Schiller ließ sich für sein Werk von den historischen Persönlichkeiten Don Karlos und seinem Vater, dem spanischen König Philipp II. inspirieren. Das Stück handelt von ihrem realen Vater-Sohn-Konflikt, sowie der Auseinandersetzung Spaniens mit den Niederlanden, wobei Schiller die Faktenlage für die Dramaturgie abänderte.
Die Handlung des Dramas beginnt südlich von Madrid, in der Stadt Aranjuez. Hier wird die Titelfigur Don Karlos vorgestellt. Den Kronprinzen belastet ein großes Geheimnis, das er mit niemandem teilen kann: Er ist in seine Stiefmutter, Elisabeth von Valois verliebt. Die französische Prinzessin war nämlich eigentlich ihm zur Ehe versprochen, bis sein Vater sie geheiratet hat, um den Frieden zwischen Frankreich und Spanien zu festigen. Seitdem kann er Elisabeth nur noch aus der Ferne anschwärmen, was jedoch großes Misstrauen in seinem Vater weckt, der sehr eifersüchtig ist.
Als sein Jugendfreund, der Marquis von Posa, Don Karlos in der Sommerresidenz in Aranjuez besuchen kommt, kann Karlos allerdings nicht anders, als ihm seine Gefühle für Elisabeth zu gestehen. Obwohl der Marquis von Posa eigentlich aus den Niederlanden zurückgekehrt ist, um Don Karlos davon zu überzeugen, die Provinz von Flandern zu befreien, schenkt er dem Prinzen und dessen Gefühlschaos Gehör. Er verspricht Karlos, ein Treffen zwischen ihm und Elisabeth zu organisieren.
Bei dieser Zusammenkunft gesteht Don Karlos seiner ehemaligen Verlobten Elisabeth von Valois seine Liebe. Anstatt diese zu erwidern, schreckt Elisabeth zurück. Sie erklärt Karlos, dass sie König Philipp II. zwar auch nicht liebe, aber ihn und seine Position ehrt und deshalb nicht vorhat, sich auf eine lebensgefährliche Affäre einzulassen. Elisabeth möchte für den König und das Land da sein und bittet Don Karlos, das ebenfalls zu tun.
Der Prinz befolgt ihren Rat und lässt den Marquis von Posa wissen, dass er sich nun für die Niederlande einsetzen wird. Er geht auf seinen Vater zu und bittet ihn darum, ihn zum Statthalter in Flandern zu machen. Der König ist jedoch der Meinung, dass Don Karlos zu jung und unerfahren für diese Aufgabe sei und lehnt sein Anliegen ab.
Don Karlos bleibt am Hof und erhält daraufhin einen geheimen Liebesbrief. Im Brief wird er aufgefordert, für ein Rendezvous in eins der Vorzimmer der Königin zu kommen. Da der Brief mit einem E unterschrieben ist, ist Karlos davon überzeugt, dass die Nachricht von Elisabeth stammt.
Als er dann jedoch das Zimmer betritt, steht nicht die Königin, sondern eine ihrer Hofdamen vor ihm. Die Botschaft stammte von der Prinzessin von Eboli. Aufgrund von missinterpretierten begehrenden Blicken, die Karlos eigentlich der Königin zugeworfen hatte, ist Prinzessin von Eboli davon ausgegangen, dass Don Karlos sie ebenfalls gut findet.
Bei einem Versuch, Karlos für sich zu gewinnen, zeigt die Prinzessin ihm einen Brief von König Philipp II. Indem steht, dass der König sie gerne zu seiner Mätresse machen würde. Daraufhin nimmt Don Karlos diesen Brief an sich und gewinnt neue Hoffnung, Elisabeth und seinen Vater so auseinander bringen zu können.
Als Mätresse wird die Geliebte eines Fürsten bezeichnet.
Nach dem Gespräch mit Prinzessin von Eboli trifft sich Don Karlos wieder mit seinem Freund Marquis von Posa und erzählt ihm von dem Brief. Dieser nimmt Karlos das Schreiben jedoch weg, da er ihn davon abhalten möchte, Königin Elisabeth selbstsüchtig zu verletzten.
Die Prinzessin von Eboli reimt sich in der Zeit die Fakten zusammen und erschließt sich, dass Don Karlos Gefühle für die Königin Elisabeth hegt. Dabei ist sie von der Tatsache, dass er sie nicht zurück liebt, stark verletzt und will sich an ihm und der Königin rächen.
Für ihr Vorhaben findet sie im Herzog von Alba und im Pater Domingo zwei tatkräftige Unterstützer. Die beiden wollen Karlos und die Königin Elisabeth ebenfalls zu Fall bringen, da sie davon ausgehen, dass die zwei zu den Feinden der katholischen Kirche und der spanischen Krone gehören. Dafür wollen sie den Verdacht des Königs verstärken, dass seine Frau ihn mit seinem Sohn betrügt. Die Prinzessin von Eboli soll dafür Beweise besorgen, die sie dann König Philipp II. unterbreiten können. Die Prinzessin bricht daraufhin in das Privatgemach der Königin ein und stiehlt Briefe, die Karlos ihr noch vor ihrer Verlobung mit seinem Vater geschrieben hat.
Als sie dem König die vermeintlichen Beweise vorlegen, durchschaut Philipp II. ihr Vorhaben und schickt sie weg. Obwohl er ihnen kein Glauben schenken mag, haben sie Zweifel in ihm geweckt. Nachdem er sich auf keine seiner früheren Vertrauenspersonen mehr verlassen kann, sucht er nach einer neuen Beratung. Er stößt auf Marquis von Posa, der nach anfänglichem Bedenken zu seinem neuen Minister wird. Marquis von Posa erhält daraufhin den Auftrag, die Wahrheit darüber herauszufinden, ob Königin Elisabeth und Don Karlos ein Liebesverhältnis haben.
Eigentlich will der Marquis von Posa seine Position nutzen, um die Rebellion in den Niederlanden zu unterstützen und Don Karlos nach Flanderns zu schicken. Er weiht Karlos jedoch nicht in seinen Plan ein, weshalb dieser sich von seinem engsten Freund verraten fühlt. Karlos denkt nämlich nicht nur, dass die Verbindung zwischen Marquis von Posa und seinem Vater echt ist, sondern auch, dass der Marquis infolgedessen wichtige, persönliche Dokumente von Karlos an den König weitergegeben hat.
In seiner Verzweiflung und Hilflosigkeit wendet sich Karlos an die Prinzessin von Eboli, damit diese ein Treffen mit Elisabeth arrangiert. Der Marquis von Posa hatte jedoch von Anfang an kein gutes Gefühl über die Absichten der Prinzessin. Um Karlos vor ihr zu schützen und zu verhindern, dass dieser noch mehr Informationen preisgibt, lässt er ihn deshalb verhaften.
Kurz darauf besucht Marquis von Posa Don Karlos im Gefängnis. Hier erklärt er ihm endlich, was sein eigentlicher Plan war und entschuldigt sich, dass er ihn nicht früher einbezogen hat. Er gesteht Karlos, dass er einen Brief geschrieben hat, indem er sich allein als Strippenzieher aller Intrigen darstellt und sich der Liebe zur Königin bezichtigt. Das hat er getan, da er sich dessen bewusst war, dass der König die Briefe abfangen und Don Karlos daraufhin freilassen wird. Infolgedessen wird Marquis von Posa selbst vom König erschossen und hat sich somit für seinen Freund geopfert.
Um den letzten Willen vom Marquis von Posa zu erfüllen, will Karlos nach seiner Entlassung in die Niederlande reisen, um dort die Rebellion anzuführen. Bevor er das jedoch tun kann, muss er Elisabeth noch ein letztes Mal sehen. Er schleicht sich in ihr Schlafgemahl und küsst sie zum Abschied.
Zu ihrem Unglück haben die Wachen von Alba allerdings auch den Brief von Marquis von Posa abgefangen, der jede Phase des Unabhängigkeitskrieges im Detail beschreibt und auf Elisabeths Unterstützung eingeht. Daraufhin machen sich der Großinquisitor und König Philipp II. auf den Weg zum Zimmer der Königin, wo sie die beiden umschlungen vorfinden. Kalt und beherrscht übergibt Philipp II. seine Frau und seinen Sohn der Inquisition.
Die Inquisition bezeichnet eine Form des Untersuchungs-, Befragungs- und Gerichtsverfahren der katholischen Kirche. Sie hatte die systematische Aufspürung und Verurteilung von Ketzern zum Ziel. Ketzer waren dabei nicht nur Andersgläubige, sondern auch Mitglieder anderer christlicher Strömungen, Intellektuelle, Homosexuelle und Roma. Sie wurden infolge der Inquisition verhaftet, in Isolation gesperrt, gefoltert und sogar im Kerker ermordet oder ihrem Tod auf dem Scheiterhaufen überlassen.
König Philipp II. hatte sich als Lebensziel den Sieg des Katholizismus über die Reformation und Muslime gesetzt. Deshalb ließ er während seiner gesamten Regierungszeit alle vermeintlichen Ketzer durch die Inquisition verfolgen.
In der Zeit des Absolutismus, diente die Inquisition nämlich als staatliche Unterstützung, um die Position der katholischen Könige zu festigen. Der Auftrag der spanischen Inquisition war es also, die Dominanz des altchristlichen Hochadels und des spanischen Großreiches zu sichern.
Zu den Höhepunkten der Inquisition gehörte die Ernennung des staatlichen Amtes des Großinquisitors im Jahr 1478. Dieser führte bei öffentlichen Untersuchungen die Oberaufsicht und schon bald darauf wurde die Inquisition zur höchsten juristischen Macht.
Um mehr über die Bedeutung und Geschichte der Inquisition zu erfahren, kannst Du auch mal im Fachbereich Geschichte vorbeischauen!
"Don Karlos" folgt den Grundsätzen der klassischen Dramentheorie. Friedrich Schiller hält die Einheiten der Zeit, des Ortes und der Handlung ein. Im Folgenden siehst Du eine Analyse des Dramas bezüglich des Aufbaus, der Sprache und warum es als dramatisches Gedicht gilt.
Der Aufbau entspricht der Gliederung eines Regeldramas. Ein Regeldrama wird prinzipiell in 5 Akte unterteilt, bei dem jedem Akt ein spezifischer Inhalt zugeordnet wird:
Um mehr über den klassischen Aufbau eines Dramas zu erfahren, ließ Dir die Erklärung "Drama" durch!
So ist auch Friedrich Schillers Drama "Don Karlos" in 5 Akte unterteilt:
Akt | |
Erster Akt |
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Zweiter Akt |
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Dritter Akt |
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Vierter Akt |
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Fünfter Akt |
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Aber nicht nur bei den Akten hält Friedrich Schiller die traditionelle Form ein. Dadurch, dass die gesamte Handlung am spanischen Hof spielt, außer einer Erwähnung der Sommerresidenz in der ersten Szene, kann man von der Einheit des Ortes sprechen.
Gleichfalls ist die Einheit der Zeit gegeben. Hierfür hat Schiller das, was in Wahrheit in einem Zeitraum von 20 Jahren geschehen ist, auf fünf Tage gekürzt. Wobei die Handlung dennoch geradlinig und in einer durchgehenden Spannungskurve verläuft.
Die Einheit der Handlung ist somit klar gegeben. Friedrich Schiller beschränkt sich eindeutig auf eine klare Haupthandlung: Es geht immer um Don Karlos, was schon durch den Titel deutlich gemacht wird. Don Karlos Erleben und auch Scheitern an den verschiedenen Intrigen steht im Mittelpunkt der Handlung.
Außerdem folgt Schiller der Ständeklausel, die ebenfalls ein charakteristisches Merkmal des klassischen Dramas ist. Die Ständeklausel besagt, dass alle zentralen Figuren des Dramas adelig sein müssen und da in "Don Karlos" alle Hauptfiguren vom spanischen Königshof abstammen, ist diese Eigenschaft erfüllt.
Dabei steht die Sprache in direkter Verbindung mit dem abgebildeten Figurenkreis des Dramas. Dadurch, dass die wichtigen Figuren alle dem Adel angehören, ist "Don Karlos" von einem einheitlich hohen Sprachniveau gekennzeichnet, das dazu auch noch von einer altertümlicheren Sprache geprägt wird.
Bei der Analyse der sprache ist ebenfalls der Unterschied des Sprachgebrauchs zwischen den jüngeren Figuren wie Don Karlos, Marquis von Posa und der Königin Elisabeth, im Gegensatz zu den älteren Personen wie Philipp II., Herzog von Alba und Pater Domingo auffallend . Dieser Gegensatz wird beispielsweise im fünften Auftritt des zweiten Aktes besonders deutlich. In dieser Szene versucht der Herzog von Alba, mit Don Karlos zu sprechen, der sich jedoch nicht auf das Gespräch einlassen möchte:
Alba wählt schmeichelnde und höfliche Formulierungen:
Der Ort scheint freilich nicht der schicklichste. Vielleicht gefällt es Eurer königlichen Hoheit auf ihrem Zimmer mir Gehör zu geben? 1
Während Don Karlos versucht, ihn mit kurzen, abrupten Sätzen abzuwimmeln:
Wozu? […] Nur schnell, nur kurz- “; „Brüssel! So!“; „Wie so? Doch ja – ja recht – das war vorhin – das ist auch so ganz gut, recht gut, um so viel besser- 1
Die Sprache der jungen Leute ist außerdem, dem Sturm und Drang entsprechend, von Ausrufen, Hyperbeln und affektgeladenen Bemerkungen gekennzeichnet.
Der Sturm und Drang ist eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte. Sie erstreckt sich über den Zeitraum von 1765 bis 1790. Um mehr über diese Epoche zu erfahren, kannst Du Dir die Erklärung zum "Sturm und Drang" anschauen!
Die emotionale Sprache lässt sich dabei gut an der Auflösung der Syntax wiedererkennen:
Kein Mensch – Warum? […] Durch Sie? 1
Ich bin geliebt – ich bin es – ja ich bin ich bin geliebt! 1
Der Einfluss der Weimarer Klassik hingegen lässt sich an der durchgehenden Nutzung des fünfhebigen, reimlosen Jambus erkennen - dem sogenannten Blankvers.
Bei einem Jambus ist die erste Silbe unbetont und die zweite Silbe ist betont.
Um jedoch noch mehr über diesen Bestandteil des Metrums zu erfahren, kannst Du einfach in die Erklärung zum "Jambus" reinschauen und weitere Informationen zum Blankvers findest Du in der Erklärung zum "Vers"!
Der Blankvers besitzt keine festgelegte Unterbrechung, wodurch an jeder Stelle eine Pause gesetzt werden kann. Das ermöglicht dem Autor einen flexiblen und variablen Einsatz. Auch bei der Syntax bleibt der Blankvers anpassungsfähig und macht es möglich, die Verseinheit über die Versgrenzen hinaus zu erweitern. Dabei kann mithilfe von wechselnden Kadenzen und Zeilensprüngen sowie dem flexiblen Einsatz der Unterbrechung nicht nur Spannung erzeugt, sondern auch das Sprachtempo abgewandelt werden:
„Du hast mir viel gegeben. Schenke mir
Jetzt einen Menschen. Du – du bist allein,
Denn deine Augen prüfen das Verborgne,
Ich bitte dich um einen Freund, denn ich
Bin nicht wie du allwissend. Die Gehülfen, […] 1
Obwohl "Don Karlos" somit viele Eigenschaften eines Dramas erfüllt, fügt Schiller selbst 1805 seinem Werk den Untertitel "Ein dramatisches Gedicht" hinzu. Diese Bezeichnung ist ein Sammelbegriff für verschiedene Arten der dramatischen Dichtung, die jedoch alle gemeinsam haben, dass sie in gebundener Sprache verfasst sind. In "Don Karlos" bildet der Blankvers die gebundene Sprache.
Wenn Literaturschaffende sich für diese Bezeichnung ihrer Werke entscheiden, können sie damit unterschiedliche Absichten verfolgen. Es kann etwa der Fall sein, dass die Handlung des Dramas sich nicht so einfach in die üblichen Gattungen einordnen lässt oder dass die Verfassenden selbst eindeutig klar machen möchten, das ihr Text nicht für eine Aufführung bestimmt ist.
Schiller wollte mit dem Zusatz "Ein dramatisches Gedicht" wahrscheinlich darauf aufmerksam machen, dass sein Konzept ebenfalls nicht in das klassische Schema der Tragödie passt, da es sowohl Elemente des Sturm und Drangs als auch Merkmale der Weimarer Klassik besitzt und miteinander verbindet. Außerdem könnte Schiller durch den Einsatz des Wortes "Gedicht" darauf hingedeutet haben, dass das Drama nicht die Realität schildert, sondern sie überspitzt darstellt.
Das Drama "Don Karlos" vereint Merkmale aus zwei Epochen: Der Epoche des Sturm und Drang und der Weimarer Klassik. Diese Mischung lässt sich z.B. in der Sprache erkennen: Die wörtliche Rede ist stürmisch und affektgeladen, der Text ist aber im für die Klassik typischen Blankvers verfasst. Auch der Untertitel "Ein dramatisches Gedicht" weist darauf hin.
Diese Niederschlagung des Aufstandes der Niederlande nutzt Friedrich Schiller als zentrales Thema für sein Drama.
Die Niederlande gehörten seit 1477 zum Habsburgerreich und dadurch seit 1505 auch zum spanischen Königreich. Wobei der nördliche Teil der Niederlande zum Calvinismus übergetreten ist, während der südliche katholisch blieb.
Der Calvinismus ist eine religiöse Glaubenslehre, die die absolute Heiligkeit Gottes, seine Gnade und die dadurch geschenkte Erlösung betont. Im Gegensatz zu den katholischen Personen kann beim Calvinismus jede Person Priester werden. Die Kirche der Anhängenden des Calvinismus ist nicht hierarchisch aufgebaut, da alle Priester die gleiche Stellung besitzen.
Philipp II., der von 1555/56 bis 1598 Spanien regierte, beabsichtigte jedoch, in seinem Land eine Einheit des Glaubens wiederherzustellen. Die niederländischen Provinzen entschieden sich hingegen dafür, ihre politischen Interessen durchzusetzen und sich ihre Religionsfreiheit zu erkämpfen. Daraufhin brach der 80-jährige Krieg aus, der von 1568 bis 1648 andauerte.
Der Krieg wurde in Europa, auf Kuba und auch auf den Philippinen ausgetragen und bestand aus Unruhen, Aufständen, vielen Schlachten, aber auch längeren Zeiträumen des Waffenstillstandes. Zunächst nahmen die spanischen Gefolgsleute einige Städte ein und Spanien schien Erfolg zu haben, bis sich die Niederlande 1596 die Unterstützung Englands sicherte. Der Krieg endete Jahre später durch den Sieg der Niederlande, da sich die sieben vereinigten Provinzen von der spanischen Krone befreien konnten und somit ihre Unabhängigkeit erreichten.
Aber nicht nur der Konflikt bot ihm eine historische Grundlage für seinen Schreibprozess, er ließ sich ebenso von den real historischen Personen und ihren Geschichten inspirieren:
Historische Faktenlage | Wie es im Drama beschrieben wurde |
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Bei der Interpretation des Dramas "Don Karlos" steht der Vater-Sohn-Konflikt von König Philipp II. und seinem Sohn Don Karlos im Mittelpunkt. Die beiden Figuren haben kein gutes Verhältnis zueinander. Schon bei seinem ersten Auftritt stellt Don Karlos fest:
Mein Vater hat mich kaum geliebt. 1
Hinzukommt, dass der König seinem Sohn misstraut und ihn bespitzeln lässt:
…ich weiß, dass hundert Augen gedrungen sind, mich zu bewachen, weiß, dass König Philipp seinen einz´gen Sohn an seiner Knechte schlechtesten verkaufte, und jede von mir aufgefangne Sylbe dem Hinterbringer fürstlicher bezahlt, als er noch keine gute Tat bezahlte 1
Der König hat nämlich große Angst, dass Karlos und Elisabeth ihn miteinander betrügen könnten. Dennoch gibt Don Karlos sein Bestes, einen Zugang zu seinem Vater zu finden. Er würde gerne unter Beweis stellen, dass er ein würdiger Nachfolger sein kann. Philipp II. bringt ihm jedoch nur Kälte entgegen und ist seinem Sohn gegenüber abgeneigt.
Als Karlos um die Heerführerschaft in Flandern bitten will, kommt der Konflikt zwischen den beiden Protagonisten zum Höhepunkt. Das schlechte Verhältnis wird umso deutlicher, als Karlos um eine private Audienz bei seinem eigenen Vater bitten muss. Bei ihrem Gespräch versucht der Kronprinz seinen Vater davon zu überzeugen, ihm Verantwortung und Vertrauen zu schenken. Dieser bleibt jedoch kühl und distanziert: Als Karlos um Versöhnung bittet und Philipp II. damit konfrontiert, wieso er so abweisend ist, will dieser nicht darüber sprechen und bezeichnet es als unwürdigen Anblick und Schwäche als sein Sohn anfängt, vor ihm zu weinen.
Anhand dieser Aspekte wollte Friedrich Schiller die tragischen Aspekte der Familiengeschichte und die Schicksale der Einzelpersonen herausarbeiten, anstatt die Schwerpunkte nur auf die Politik zu setzen. Die Politik wird hierbei nämlich dafür verwendet, die familiären Auseinandersetzungen und die verschiedenen Denkweisen der Familienmitglieder offenzulegen.
1782 machte ein Leiter des Nationaltheaters Mannheim Schiller auf die Thematik rund um die spanische Königsfamilie aufmerksam und bat ihn darum zu prüfen, ob der Stoff eine Umsetzung für das Theater bieten würde. Daraufhin begann Schiller mit der Recherche und verfasste 1783 die erste Struktur des Dramas.
Seine ursprüngliche Idee war es, ein Familiengemälde eines königlichen Hauses darzustellen. Shakespeares Hamlet sowie die Figur Julius von Tarent von Leisewitz dienten Friedrich Schiller als Inspiration für seine Hauptfigur Don Karlos. Dabei war es nie seine Absicht, ein historisch korrektes Drama zu verfassen. Dennoch orientierte er sich auch an der historischen Figur des Don Karlos. Zeitgleich veränderte Schiller auch viele der Fakten zugunsten der Dramatik.
Kurz darauf, im Jahr 1784, veröffentlichte er schon einzelne Stücke seines Werkes in der von ihm gegründeten Zeitschrift "Rheinische Thalia". Er ging davon auf, dass die Reaktionen und Kritiken für den Schaffensprozess von Nutzen sein könnten.
Im weiteren Verlauf der Jahre bearbeitete er das Drama immer wieder neu. Indem er der Figur des Marquis von Posa z.B. größere Bedeutung zuschrieb, veränderte sich das schon halb fertige Stück von einer Familientragödie zu einem politischen Ideendrama.
Im Mai 1787 vollendet Schiller die im Blankvers gehaltene Fassung, welche noch im selben Jahr mit großem Erfolg im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg uraufgeführt wird. 1805 erscheint daraufhin die letzte, vom Autor selbst bearbeitete Fassung. In der er weitere 78 Verse strich und mehrere inhaltliche Veränderungen vornahm. Außerdem ließ Schiller jeden Vers mit einem Großbuchstaben beginnen.
Friedrich Schiller war im 19. Jahrhundert einer der populärsten deutschen Dichter. 1759 kam er in Marbach am Neckar auf die Welt. Zunächst ging er ab 1773 auf eine Militärakademie und studierte Jura und Medizin, obwohl es sein eigentlicher Wunsch war Theologie zu studieren. Außerdem hatte Schiller schon immer großes Interesse an der Schriftstellerei.
1782 wurde sein erstes Drama "Die Räuber" in Mannheim uraufgeführt, woraufhin Schiller Probleme mit seinem Fürsten bekam und nach Thüringen fliehen musste. Dort unterrichtete er an der Universität Jena und lernte 1788 Goethe (1749-1832) kennen. Die beiden Autoren entwickelten im Laufe der Zeit eine fruchtbare Freundschaft und wurden zum weltberühmten Duo der Weimarer Klassik.
Als Weimarer Klassik wird die Literaturepoche zwischen 1786 und 1832 bezeichnet.
Um mehr über diese Epoche zu erfahren, ließ Dir die Erklärung zur "Weimarer Klassik" durch!
In der Zwischenzeit erschienen weitere Dramen von Friedrich Schiller wie 1783 "Die Verschwörung des Fiesko zu Genua" und 1784 "Kabale und Liebe". 1801 folgten außerdem "Maria Stuart" und "Die Jungfrau von Orleans".
Aufgrund seiner körperlichen Fitness verbrachte Schiller jedoch auch viel Zeit im Krankenlager und starb 1805 im Alter von 45 Jahren.
Für Erklärungen zu weiteren Werken von Friedrich Schiller, kannst Du z.B. mal in "Kabale und Liebe", Maria Stuart", "Die Jungfrau von Orleans", "Wallenstein" oder "Wilhelm Tell" reinschauen!
Prinzessin Eboli gehört dem Hofstaat der Königin Elisabeth an. Sie ist in den jungen Kronprinzen Don Karlos verliebt. Nachdem sie erfährt, dass dieser ihre Gefühle nicht erwidert, will sie sich an ihm und Elisabeth rächen. Daraufhin schließt sie sich mit dem Herzog von Alba und Pater Domingo zusammen. Außerdem wird sie zur Mätresse des Königs Philipp II.
„Don Karlos“ orientiert sich an den real historischen Figuren der spanischen Königsfamilie und basiert dadurch u. a. auf dem wahren Vater-Sohn-Konflikt des Königs Philipp II. und Don Karlos. Außerdem bezieht sich Schiller für sein Werk auf die echte Auseinandersetzung zwischen Spanien und den Niederlanden aus dem Jahre 1568–1648. Hierbei bleibt der Autor jedoch nicht faktentreu, sondern dichtet einige Stellen zugunsten der Dramaturgie des Werkes um.
Dass Don Karlos am Ende stirbt, wird im Werk nicht ausdrücklich erwähnt. Jedoch wird er am Schluss von der Inquisition mitgenommen und alles deutet darauf hin, dass er hingerichtet werden soll.
Das Werk „Don Karlos“ von Friedrich Schiller ist sowohl ein politisches Ideendrama als auch eine Familientragödie und vieles mehr. Schiller selbst fügte dem Stück 1805 jedoch den Untertitel „dramatisches Gedicht“ hinzu.
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