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Enterisches Nervensystem

Hattest Du auch schon mal ein schlechtes Bauchgefühl? Vielleicht dachtest Du, das sei nur Aberglaube und eine Verbindung zwischen Gehirn und Bauch gäbe es gar nicht. Diese sogenannte „Gut-Brain Axis“ existiert jedoch wirklich und stellt die Verbindung zwischen dem Gehirn und dem sogenannten "Bauchhirn" dem enterischen Nervensystem — dar. Und dieses hat noch viel mehr Aufgaben, als auf mysteriöse Art und Weise Deine intuitiven Entscheidungen zu beeinflussen. 

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Hattest Du auch schon mal ein schlechtes Bauchgefühl? Vielleicht dachtest Du, das sei nur Aberglaube und eine Verbindung zwischen Gehirn und Bauch gäbe es gar nicht. Diese sogenannte „Gut-Brain Axis“ existiert jedoch wirklich und stellt die Verbindung zwischen dem Gehirn und dem sogenannten "Bauchhirn" dem enterischen Nervensystem dar. Und dieses hat noch viel mehr Aufgaben, als auf mysteriöse Art und Weise Deine intuitiven Entscheidungen zu beeinflussen.

Enterisches Nervensystem – Definition

Das Enterische Nervensystem, kurz ENS, ist neben Sympathikus und Parasympathikus ein Teil des vegetativen Nervensystems. Dieses wird auch autonomes Nervensystem genannt.

Das vegetative Nervensystem ist für Abläufe im Körper verantwortlich, welche Du nicht willkürlich steuern kannst. Im Gegensatz hierzu kannst Du durch Dein somatisches Nervensystem gezielte Bewegungen ausführen.

Auf das ENS trifft diese Bezeichnung besonders gut zu, denn es kann größtenteils unabhängig vom übrigen Nervensystem eben autonom arbeiten. Sympathikus und Parasympathikus können dennoch Einfluss auf die Prozesse nehmen.

Das enterische Nervensystem ist Teil des vegetativen Nervensystems und sitzt im Verdauungstrakt, wo es die Gesamtheit der Motorik und der sekretorischen Prozesse steuert.

Mithilfe komplexer Verschaltungen steuert das ENS die motorischen und sekretorischen Funktionen im gesamten Verdauungstrakt. Dabei besitzt es sogar mehr Nervenzellen als das Rückenmark und es gibt einen ständigen Informationsfluss zwischen ENS und Gehirn. Aus diesen Gründen wird es im Englischen auch als „second brain“ bezeichnet und mit der Entstehung unseres „Bauchgefühls“ in Verbindung gebracht.

Enterisches Nervensystems – Aufbau

Der Wirkungsbereich des ENS umfasst beinahe den gesamten Verdauungstrakt (= Gastrointestinaltrakt oder Magen-Darm-Trakt), also von der Speiseröhre bis zum Mastdarm. Um zu verstehen, wo dort die entsprechenden Nerven zu finden sind, solltest Du Dich zunächst mit dem Wandaufbau dieser Organe vertraut machen.

Dieser ist in allen Bereichen grundsätzlich sehr ähnlich und lässt sich in folgende Schichten gliedern (von innen nach außen):

  • Mukosa (= Schleimhaut), mit den Schichten:

    1. Epithel

    2. Lamina propria

    3. Muscularis mucosae (die zur Schleimhaut gehörende Muskelschicht)

  • Submukosa (Bindegewebe, das auch Blut- und Lymphgefäße führt)

  • Muskularis, eine Muskelschicht aus zwei Bestandteilen:

    1. Ringmuskelschicht

    2. Längsmuskelschicht

  • Serosa oder Adventitia (je nachdem wo sich das Organ befindet)

Im ENS gibt es zwei große Plexus (= Nervengeflechte), die an verschiedenen Stellen in dieser Schichtung zu finden sind:

  • der Plexus submucosus („Meissner-Plexus“) in der Submukosa

  • der Plexus myentericus („Auerbach-Plexus“) zwischen Ring- und Längsmuskelschicht in der Muskularis

Nervenzellen des enterischen Nervensystems

Im enterischen Nervensystem sind afferente Neuronen, Interneurone (für Verschaltungen zwischen verschiedenen Neuronen zuständig) und Motoneurone (kontrollieren Bewegungen) zu finden.

In zwei entgegengesetzte Richtungen verlaufen Interneuronketten, an denen sogenannte IPANs wirken (das steht für "intrinsische primär afferente Nervenzellen"). Diese IPANs haben die Fähigkeit, bestimmte Parameter aus dem Magen-Darm-Trakt zu erfassen. Ihre Signale werden an den Interneuronen verrechnet, wodurch es zur Signalweiterleitung kommen kann. Nach Signaleingang können Interneurone erregende oder hemmende Motoneurone in der Ring- und Längsmuskelschicht aktivieren. So kann schließlich z.B. auch die Darmbewegung (= Peristaltik) entstehen.

Zusätzlich solltest du als Bestandteil des ENS auch die interstitiellen Zellen von Cajal (= Cajal’sche Zellen) kennen. Sie stehen mit Muskelzellen in Verbindung und können autonom eine Art rhythmische Kontraktion auslösen, fast wie ein Schrittmacher.

Aufgaben des enterischen Nervensystems

Das enterische Nervensystem steuert auf verschiedensten Wegen den Verdauungsvorgang. Es hat wesentlichen Einfluss auf die Darmmotilität bzw. Peristaltik (also die Bewegungen, die den Darminhalt transportieren und mischen), Absorption, Sekretion, Blutfluss und immunologische Funktionen. Man kann sagen, dass der Plexus submucosus vor allem sekretorische Aufgaben übernimmt, während der Plexus myentericus im Wesentlichen für die Peristaltik verantwortlich ist. Vollständig trennen kann man ihre Aufgabenbereiche jedoch nicht.

Das enterische Nervensystem verarbeitet eine Vielzahl von Signalen und reagiert entsprechend darauf. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Temperatur

  • pH-Wert

  • Nährstoffzusammensetzung der Nahrung

  • Wassergehalt

  • Druck-, Zug- und Scherkräfte

  • Hormonelle, inflammatorische und mikrobielle Signale

Je nach Signalen können dementsprechend auch Informationen wie Magenfüllung oder Schmerzen vermittelt werden.

Transport des Darminhalts (Peristaltik)

Der Darminhalt wird auch als Bolus bezeichnet. Er aktiviert Dehnungsrezeptoren, was über das Interneuronen-Netzwerk zur Entspannung der Ringmuskulatur ein paar Zentimeter weiter vorn führt. Dort kontrahiert jedoch die Längsmuskulatur. Hinter dem Bolus kontrahiert die Ringmuskulatur. Dies verhindert, dass der Mageninhalt wieder zum Mund hin also oral gedrückt wird. Es entsteht eine „Peristaltikwelle“ in aboraler (= vom Mund weg) Richtung, die sich immer weiter fortsetzt.

Diese "Welle" der Peristaltik wird auch propulsive Peristaltik genannt, was die fortschreitende Bewegung beschreibt.

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Enterisches Nervensystem – Steuerung und Kommunikationswege

Wie bereits beschrieben, arbeitet das enterische Nervensystem größtenteils autonom. Dennoch können Parasympathikus und Sympathikus als Modulatoren wirken. Dieser Einfluss ist am Anfang und am Ende des Magen-Darm-Trakts (also bei Nahrungsaufnahme und Defäkation), sowie in spezifischen Situationen verstärkt zu beobachten.

Grundsätzlich kannst Du Dir merken, dass der Parasympathikus die Verdauung anregt (Prinzip „Rest and Digest“), während der Sympathikus die Funktionen abgesehen von der Kontraktion der Schließmuskeln herunterfährt (Prinzip „Fight or Flight“).

Stell Dir vor, Du musst vor einer Gefahr oder Bedrohung davonlaufen. Dein Sympathikus wird aktiviert. Dein Körper muss deine Muskeln gut mit Blut versorgen, damit Du dich in Sicherheit bringen kannst. In einer solchen Gefahrensituation ist keine Zeit, um Energie an die Verdauung zu verschwenden. Die kann später ablaufen, wenn du in Sicherheit bist und die nötigen Ressourcen zur Verfügung stehen.

Unter den zugehörigen Nerven besonders hervorzuheben ist der Nervus vagus (Hirnnerv X), als größter Nerv des Parasympathikus. Über den Neurotransmitter Acetylcholin wird die glatte Muskulatur aktiviert, was Peristaltik und Drüsensekretion verstärkt.

Der Sympathikus hingegen bewirkt über Noradrenalin eine Verminderung der Peristaltik und einen Verschluss der Schließmuskeln. Zugleich wird die Durchblutung, sowie die Sekretion von Verdauungsenzymen durch seinen Einfluss reduziert.

Sympathische und parasympathische Fasern bilden auch die Strecke zwischen enterischem Nervensystem und Gehirn. Dabei laufen deutlich mehr Informationen vom ENS zum Gehirn als andersherum. Somit passt die Bezeichnung als zweites Gehirn durchaus sehr gut.

Enterisches Nervensystems – Störungen

Sicher hast Du Dir schon gedacht, dass eine gut abgestimmte Funktion des ENS sehr wichtig für unseren Körper ist. Gibt es Probleme, können sich Störungen und sogar Krankheiten ergeben.

Bekannte Beispiele sind Probleme wie Reizmagen oder Reizdarm. Diese basieren wahrscheinlich auf Fehlregulierungen des ENS, oft auch ausgelöst durch Stress oder besondere Belastungen. Sie gehen zum Beispiel mit Magenschmerzen, Durchfall oder Übelkeit einher und können daher sehr unangenehm für die Betroffenen sein. Sowohl Änderungen des Lebensstils falls Stress oder falsche Ernährung zur Symptomatik beigetragen haben als auch beruhigende Medikamente können zur Linderung beitragen.

Auch bei psychischen Erkrankungen wird dem ENS nach heutigem Wissensstand eine große Rolle zugesprochen. Das liegt daran, dass der rege Informationsfluss des ENS zum Gehirn natürlich auch einen Einfluss auf dessen Signalweiterleitung und Hormonhaushalt hat.

Patient*innen wird häufig zu einer angepassten Ernährung geraten, um die Krankheitssymptome zu mildern oder gar die Krankheit zu bekämpfen.

Genauso gibt es aber auch angeborene Störungen wie den "Morbus Hirschsprung". Hier fehlen der Darmwand die Ganglienzellen, was zur dauerhaften Verengung eines bestimmten Darmabschnitts führt. Der Bolus kann nicht weiter passieren und staut sich auf. Der Abschnitt vor der Störung wird immer größer. Dies ist sehr gefährlich und sollte operiert werden.

Enterisches Nervensystem – Das Wichtigste

  • Das enterische Nervensystem ist neben Sympathikus und Parasympathikus Teil des vegetativen Nervensystems.
  • Das ENS arbeitet weitgehend autonom. Seine Funktion wird allerdings auch von Sympathikus und Parasympathikus moduliert.
  • Es besteht aus zwei wichtigen Plexus: Plexus myentericus/Auerbach-Plexus (zwischen Ring- und Längsmuskelschicht) und Plexus submucosus/Meissner-Plexus (in Submucosa).
  • Seine Aufgaben umfassen die sekretorische und motorische Steuerung (Peristaltik) des Verdauungssystems.
  • Wegen des Informationsflusses zwischen ENS und Gehirn spricht man auch von einem „second brain“ und bringt es mit der Entstehung des Bauchgefühls in Verbindung.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Enterisches Nervensystem

Das enterische Nervensystem steuert Motilität und Sekretion des Gastrointestinaltrakts.

Das enterische Nervensystem liegt an verschiedenen Stellen des Gastrointestinaltrakts, nutzt aber auch sympathische und parasympathische Nervenfasern. Je nach Lokalisation und Funktion wird zwischen Plexus submucosus und Plexus myentericus unterschieden.

Bei der nervalen Versorgung des Magens ist vor allem der Nervus Vagus (Hirnnerv X) hervorzuheben.

Das enterische Nervensystem funktioniert weitgehend autonom durch komplex über Interneurone verschaltete, Nervengeflechte. Parasympathikus und Sympathikus wirken sich jedoch dennoch auf seine Reaktion aus.

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