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Lyrische Sprache

Zu den drei großen literarischen Gattungen zählen Lyrik, Epik und Dramatik. Der Begriff Lyrik wird synonym zum Begriff der Dichtung verwendet. Dichtung erkennst Du daran, dass sie aus Versen und Strophen besteht und durch stilistische Mittel eine bestimmte Wirkung auf den/die Leser*in ausübt. 

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Zu den drei großen literarischen Gattungen zählen Lyrik, Epik und Dramatik. Der Begriff Lyrik wird synonym zum Begriff der Dichtung verwendet. Dichtung erkennst Du daran, dass sie aus Versen und Strophen besteht und durch stilistische Mittel eine bestimmte Wirkung auf den/die Leser*in ausübt.

Lyrik & Lyrische Sprache – Definition

Die Lyrik ist als eigenständig literarische Gattung ein Oberbegriff für alle Texte, die in Gedichtform geschrieben sind. Diese Texte erkennst Du daran, dass sie thematisch von Gefühlen, Stimmungen und Gedanken bestimmt werden.

Gedichte bestehen aus Versen und Strophen und werden durch ein lyrisches Ich wiedergegeben. Das lyrische Ich ist nicht mit dem Verfasser gleichzusetzen.

Lyrische Sprache – Merkmale

Welche Merkmale weist die lyrische Sprache also auf? Ein lyrischer Text erzeugt bei den Leser*innen im Idealfall ein Bild im Kopf, das heißt, sie interpretieren die Lyrik auf bestimmte Art und Weise. Häufig werden zur Erzielung dieser Bildhaftigkeit Metaphern verwendet.

Lyrische Sprache zeichnet sich besonders durch die Verwendung von einem Reimschema, durch die Bildhaftigkeit der Sprache, die Gliederung in Verse und Strophen, den Rhythmus, das lyrische Ich und die oft gefühls- und gedankenbehaftete Thematik aus.

Das lyrische Ich

Ein wichtiges Merkmal von Gedichten ist das lyrische Ich. Es ist nicht mit dem Verfasser gleichzusetzen. Du erkennst das lyrische Ich daran, dass es die Gefühle oder Gedanken des Gedichts transportiert.

Das lyrische Ich ist die fiktive Stimme eines lyrischen Textes. Es transportiert die Gefühle, Gedanken oder Erlebnisse dieses Textes.

In dem folgenden Beispiel erkennst Du das lyrische Ich an dem Personalpronomen "Ich". Die Stellen sind hervorgehoben:

Ich könnte auch noch die Sterne fassen in mir, so groß scheint mir mein Herz; so gerne ließ es ihn wieder los

(Rainer Maria Rilke: Die Liebende)

In diesem Fall lässt sich das lyrische Ich leicht erkennen. Weil es aber nicht in jedem Gedicht so eindeutig vorhanden ist, spricht man auch von einem lyrischen Subjekt. Über dieses wird dann in der "Er"- oder "Sie"-Form berichtet. Auch hier werden Wahrnehmungen, Gefühle oder Gedanken transportiert.

Für weitere Informationen zum Thema sieh Dir die Erklärung "Lyrisches ich" auf StudySmarter an.

Lyrik – Bildhafte Sprache

Um lyrischen Texten eine bildhafte Sprache zu verleihen, werden häufig Metaphern verwendet. Die Metapher zählt zu den rhetorischen Stilmitteln und ermöglicht den Autor*innen im Falle eines Gedichts, dieses anschaulicher zu gestalten und lebendiger erscheinen zu lassen.

Ursprünglich aus dem Griechischen stammend, bedeutet der Begriff Metapher "Übertragung". Sie wird auch sprachliches Bild genannt. Bei einer Metapher wird die Bedeutung eines Wortes oder einer Wortgruppe in einen anderen Bedeutungszusammenhang übertragen (z.B. "Mauer des Schweigens").

Ziel einer Metapher ist es, den ursprünglichen Ausdruck durch etwas zu ersetzen, das anschaulicher und damit bildhafter sein soll.

Lyrische Sprache im Gedicht – Verwendung von Stilmitteln

Damit lyrische Sprache gelingt und entsprechende Gefühle oder Gedanken transportiert werden, verwenden die Verfasser*innen Stilmittel. Diese tragen dazu bei, dass das Gedicht bei den Leser*innen eine bestimmte Wirkung erzielt. Reime tragen z.B. als wichtiges Stilmittel zur Gestaltung eines Gedichts bei.

Nachfolgend siehst Du einige Stilmittel, die anhand des Gedichts "Der Panther" von Rainer Maria Rilke herausgearbeitet wurden.

Der Panther

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe

so müd geworden, daß er nichts mehr hält.

Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe

und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,

der sich im allerkleinsten Kreise dreht,

ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,

in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille

sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein,

geht durch der Glieder angespannte Stille –

und hört im Herzen auf zu sein.

(Rainer Maria Rilke: Der Panther)

Assonanz (Gleichklang)

Vers 1 und Vers 2 zeigen einen Gleichklang: "Stäbe" und "hält" klingen ähnlich, weil die beiden Umlaute "ä" übereinstimmen. Die Assonanz ist eine Klangfigur und dient der einfachen Verankerung im Gedächtnis sowie der akustischen Gestaltung des Textes.

Personifikation

Bei der Personifikation werden menschliche Eigenschaften auf Dinge oder Tiere übertragen. Der Panther wird hier als denkendes und fühlendes Wesen beschrieben – Damit verkörpert er menschliche Eigenschaften.

Repetition (Wiederholung)

Vers 1, Vers 3 und Vers 5 zeigen eine Wortwiederholung auf: Das Wort "Stäbe" wird innerhalb einer Strophe mehrmals wiederholt. Dies führt dazu, dass dem Wort eine gewisse Bedeutungshaftigkeit zukommt und der*die Leser*in über dessen Wichtigkeit informiert wird.

Metapher

In Vers 9 ermöglicht die Begriffsbezeichnung "Vorhang der Pupille", ein sprachliches Bild zu zeichnen. Die Bedeutung des Wortes "Vorhang" wird dabei auf einen anderen Zusammenhang übertragen und könnte hier für das fehlende Bewusstsein des Panthers stehen. Es handelt sich deshalb um eine Metapher, weil der Begriff "Vorhang" normalerweise nicht in diesem Bedeutungszusammenhang verwendet wird.

Für weitere Stilmittel sieh Dir die Erklärung "Rhetorische Stilmittel" auf StudySmarter an.

Lyrische Sprache im Gedicht – Reime

Die Verse eines Gedichts werden durch Reime zu Strophen verbunden. Was sich reimt, das klingt ähnlich. Im Beispiel von Rilkes "Der Panther" erkennst Du Reime in allen drei Strophen. Ein Beispiel findet sich in Strophe drei, denn die letzten beiden Wörter von Vers 9 und Vers 11 enden mit den gleichen Silbe: "Pupille - Stille".

Reime erkennst Du daran, dass zwei oder mehrere Silben des letzten Wortes in aufeinanderfolgenden Versen sich reimen. Ein Reim wird auch Gleichklang genannt.

Je nach Position des Reims in einem Vers werden verschiedene Reimarten unterschieden:

  • Anfangsreim: Mindestens zwei Silben klingen am Anfang eines Verses gleich.
  • Endreim: Mindestens zwei Silben klingen am Ende eines Verses gleich. Dies ist die häufigste Reimart.
  • Binnenreim: Mindestens zwei Silben klingen innerhalb eines Verses gleich.

Zusätzlich können Reime nach ihrer lautlichen Qualität unterschieden werden:

  • reiner Reim: Das Klangbild zweier Wörter ist trotz anderer Schreibweise gleich (z.B.: Welt/hält).
  • unreiner Reim: Das Klangbild zweier Wörter stimmt nicht vollständig miteinander überein, daher reimen sich die Silben nur annähernd (z.B. Freude/Beute).

Rhythmus im Gedicht

Die meisten Gedichte haben einen Rhythmus. Sie können also auf verschiedene Weise gelesen oder gesprochen werden. Das Gedicht kannst Du Dir in dieser Hinsicht ähnlich wie einen Song vorstellen, der ja ebenfalls einem vorgegebenen Takt folgt. Der Rhythmus wird durch das Metrum bestimmt.

Das Metrum (auch Versmaß) gibt vor, welche Silben in einem Vers betont oder unbetont sind. Das Metrum bestimmt auch den Rhythmus eines Gedichts.

Um beim Vortragen eines Gedichts einen Rhythmus festzulegen, ist es wichtig, dass Du den Sinn dieses Gedichts verstehst. So kannst Du entscheiden, wo die Hauptbetonung erfolgen soll.

Generell gilt, dass Dir neben dem vorgegebenem Metrum frei steht, welche Akzente du setzt. Die Lyrik gilt schließlich nicht ohne Grund als eine weitgehend freie literarische Form, bei der auch gerne mal aus dem bestehendem Regelwerk ausgebrochen wird.

Rhythmische Mittel

Um Dich für eine Vortragsart eines Gedichts zu entscheiden, kannst Du verschiedene rhythmische Mittel verwenden:

  • Akzent: Entscheide, welche Worte oder Sätze Du betonen möchtest.
    • Wortakzent: Eine Silbe wird durch eine Betonung hervorgehoben.
    • Satzakzent: Ganze Satzteile werden durch eine Betonung hervorgehoben.
    • Emphase: Ein Wort wird besonders stark betont, um dessen Bedeutung hervorzuheben.
  • Pause: Setze Pausen möglichst nach Sinneinheiten (oft ist dies das Ende einer Strophe), denn Pausen dienen zum Spannungsaufbau oder als Ruhepausen.
  • Tempo: Sprich nicht zu schnell und achte auch hier auf Sinneinheiten.
  • Klangfarbe: Denk über Deine Aussprache nach, denn sie hängt von der Beschaffenheit der Vokale und Konsonanten ab: Vokale können hell oder dunkel, Konsonanten hart oder weich sein.

Wirkung der lyrischen Sprache

Sicher ist Dir bereits aufgefallen, dass sich die lyrische Sprache von der Alltagssprache unterscheidet. Dies liegt daran, dass die lyrische Sprache Gefühle und Gedanken auf eine besondere Weise ausdrückt. Sie ist aufgrund der rhythmischen Mittel klangvoll; die Stilmittel rufen Assoziationen und Emotionen hervor und sind stimmungsbildend. All diese Besonderheiten kommen in der alltäglichen Kommunikation meist nicht zum Einsatz.

Beispiel für lyrische Sprache im Gedicht

An der nachfolgenden Strophe erkennst Du die lyrische Sprache einerseits an der Vers- und Strophenform, andererseits siehst Du auch, dass die einzelnen Worte Dir zwar bekannt sind, du deren Sinn jedoch nicht sofort erschließen kannst. Dies gelingt Dir jedoch, sobald Du die Strophen auf Stilmittel untersuchst.

Die Liebende

Das ist mein Fenster.

Eben bin ich so sanft erwacht.

Ich dachte, ich würde schweben.

Bis wohin reicht mein Leben,

und wo beginnt die Nacht?

Ich könnte meinen, alles wäre noch Ich ringsum; durchsichtig wie eines Kristalles Tiefe, verdunkelt, stumm. Ich könnte auch noch die Sterne fassen in mir, so groß scheint mir mein Herz; so gerne ließ es ihn wieder los

(Rainer Maria Rilke: die Liebende)

Die Verwendung des Konjunktivs

Die Sprache in diesem Gedicht fällt durch die Verwendung der Konjunktiv-Form auf. Das lyrische Ich verwendet diese bereits in der ersten Strophe: "Ich dachte, ich würde schweben." (V. 3).

In der zweiten Strophe macht es erneut durch die Konjunktiv-Form auf sich aufmerksam: "Ich könnte meinen, alles / wäre noch Ich ringsum;". Der Konjunktiv dient hier als Form der Nichtwirklichkeit und versetzt die Leser*innen in genau diesen fragenden Zustand.

Rhetorische Frage

In der ersten Strophe erkennst Du eine rhetorische Frage: "Bis wohin reicht mein Leben, / und wo beginnt die Nacht?" Eine rhetorische Frage dient im Gegensatz zu einer Frage nicht dazu, eine Information zu erhalten. Sie beeinflusst aber den Leser, indem sie die Bedeutung der Aussage verstärkt. In diesem Beispiel kann die rhetorische Frage das Gefühl des Verlorenseins des lyrischen Ichs verdeutlichen. Es stellt sich selbst die Fragen nach seiner Stellung in der Welt ("Bis wohin reicht mein Leben").

Inversion

In der zweiten Strophen erkennst Du eine Inversion: "Ich könnte meinen, alles / wäre noch Ich ringsum;". Dieses Stilmittel hebt ein Wort hervor und verstärkt die Aussage, indem die übliche Wortfolge eines Satzes umgestellt wird. In diesem Beispiel wird das Pronomen "Ich" umgestellt. Damit rückt das "Ich" in den Mittelpunkt des Gesagten.

Kurze Sätze

Auch die Länge der Sätze kann eine bestimmte WIrkung erzielen. In Gedichten sind Sätze häufig kurz. Gerade weil Gedichte oft keine klare Handlung aufzeigen, sorgen kurze Sätze dafür, dass dem Gesagten (Gefühlen, Erlebnissen) eine starke Bedeutung zukommt. "Eben bin ich so sanft erwacht.". Hier handelt es sich um einen kurzen Satz mit starker Wirkung. Das Adjektiv "sanft" unterstreicht die Qualität des Erwachens.

Verwendung der lyrischen Sprache in verschiedenen Epochen

Jede Epoche weist verschiedene Besonderheiten auf, darunter fallen auch die lyrischen Merkmale. Denn die Lyrik hat häufig auch einen Zeitbezug, d. h., dass sich bestehende gesellschaftliche oder zeitbezogene Probleme in ihr widerspiegeln. Ein paar für die Lyrik bedeutsame Epochen werden Dir im Folgenden vorgestellt.

Lyrische Sprache im Barock

Die Zeit des Barocks beginnt um 1600 und endet um 1720. Die Lyrik dieser Epoche ist vor allem durch eine strenge Regeleinhaltung gekennzeichnet. Daher sind Sonette besonders beliebt zu dieser Zeit. Als wichtigster Vertreter der Lyrik des Barocks gilt Andreas Gryphius. Sein Sonett "Es ist alles eitel" wird im Deutschunterricht häufig beispielhaft für die Lyrik des Barocks behandelt.

Es ist alles eitel

Du siehst, wohin du siehst, nur eitelkeit auf erden.Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein;Wo ietzundt städte stehn, wird eine Wiese seyn,Auf der ein schäfers kind wird spielen mit den herden;

Was itzundt prächtig blüth, sol bald zutreten werden;Was itzt so pocht und trotzt, ist morgen asch und bein;Nichts ist, das ewig sey, kein ertz, kein marmorstein.Jetzt lacht das glück uns an, bald donnern die beschwerden.Der hohen thaten ruhm muß wie ein traum vergehn.Soll denn das spiel der zeit, der leichte mensch bestehn?Ach, was ist alles diß, was wir vor köstlich achten,Als schlechte nichtigkeit, als schatten, staub und Wind,Als eine wiesen blum, die man nicht wieder find't!Noch wil, was ewig ist, kein einig mensch betrachten.

(Andreas Gryphius: Es ist alles eitel)

Die wichtigsten Merkmale des Barocks, nämlich die Gegensätze von Leben und Tod und von Krieg und Elend, lassen sich aus diesem Sonett herauslesen. Der Dreißigjährige Krieg prägte die Menschen des 17. Jahrhunderts maßgeblich, weshalb das Thema der Vergänglichkeit allgegenwärtig war.

Auch Gryphius verweist bereits mit dem zweiten Vers "Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein;" auf die Vergänglichkeit seiner Zeit.

Für weitere Informationen über die Literaturepoche Barock, sieh Dir die Erklärung "Barock" auf StudySmarter an.

Lyrische Sprache in der Romantik

Auch die Epoche der Romantik, die von 1795 bis 1840 datiert ist, weist bestimmte lyrische Merkmale auf. Im 18. Jahrhundert wurde die Gesellschaft zunehmend wissenschaftlich und damit fortschrittlicher. Dies hatte zur Folge, dass Mythen naturwissenschaftlich erklärt werden konnten.

Die Romantiker aber wandten sich vom aufstrebenden Kapitalismus und der anfänglichen Industrialisierung ab, indem sie weiterhin das Mystische verehrten. Deshalb war ihnen in der Lyrik der Bezug auf die ungebändigte Natur ein großes Anliegen. Auch die Bezugnahme auf subjektives Empfinden ist ein Merkmal der romantischen Lyrik.

Mondnacht

Es war, als hätt’ der HimmelDie Erde still geküßt,Daß sie im BlütenschimmerVon ihm nun träumen müßt'.Die Luft ging durch die Felder,Die Ähren wogten sacht,Es rauschten leis’ die Wälder,So sternklar war die Nacht.Und meine Seele spannteWeit ihre Flügel aus,Flog durch die stillen Lande,Als flöge sie nach Haus.

(Joseph von Eichendorff: Mondnacht)

Anhand dieses Gedichts des in der Zeit der Romantik bekannten Dichters Joseph von Eichendorff kannst Du das Motiv der Nacht, aber auch der Sehnsucht und der Natur ausmachen.

Für weitere Informationen über die Literaturepoche Romantik, sieh Dir die Erklärung "Romantik" auf StudySmarter an.

Lyrische Sprache im Expressionismus

Der Expressionismus ist auf die Jahre von 1905 bis 1925 datiert. Mit den Geschehnissen des Ersten Weltkriegs und der Industrialisierung gingen die Ängste des Individuums sowie der Zerfall der Gesellschaft einher. Menschen, die zuvor ein handwerkliches und bäuerliches Leben führten, versuchten sich eine neue Existenz in den Großstädten aufzubauen. Der Expressionismus gilt also als eine Zeit gesellschaftlicher Veränderung, in der gängige familiäre oder soziale Strukturen aufgelöst werden.

In dieser Zeit erfährt die Lyrik einen starken Einschnitt in ihr bestehendes Regelwerk. Denn während z. B. in der Barock- und Romantikzeit traditionelle Regeln für Gedichte eingehalten werden, sind die Dichter*innen des Expressionismus experimentierfreudig. Weil die Menschen zunehmend als Individuen betrachtet werden, rebellieren sie und beginnen, ihre Stellung in der Welt zu hinterfragen. Diese gesellschaftlichen Entwicklungen lassen sich in der Lyrik des Expressionismus ausmachen.

Stilistische Merkmale der expressionistischen Lyrik sind z. B. die Auslassung von Wörtern, was eine Dynamik im Text erzeugt, die Verwendung von Neologismen (Wortneuschöpfungen), Enjambements (Zeilensprünge) und der bewusste Verzicht auf grammatikalische Regeln. Entgegengesetzt dazu war das Einhalten von strengen Formen (Sonett) und vierzeilige Strophen ebenfalls geläufig.

Diese expressionistischen Epochenmerkmale kannst Du in dem nachfolgendem Gedicht von Franz Werfel erkennen:

Der rechte Weg

Ich bin in eine große Stadt gekommen.Vom Riesenbahnhof trat den Weg ich an,Besah Museen und Plätze, habe dannBehaglich eine Rundfahrt unternommen.


Den Straßenstrom bin ich herabgeschwommenUnd badete im Tag, der reizend rann.Da! Schon so spät!? Ich fahre aus dem Bann.Herrgott, mein Zug! Die Stadt ist grell erglommen.


Verwandelt alles! Tausend Auto jagen,Und keines hält. Zweideutige Auskunft nurIm Ohr durchkeuch' ich das Verkehrs-Gewirre.

Der Bahnhof?! Wo?! Gespenstisch stummt mein Fragen.Die Straßen blitzen endlos, Schnur um Schnur,Und alle führen, alle, in die Irre.

(Franz Werfel: Der rechte Weg)

Das lyrische Ich verweist bereits zu Beginn auf die Stadt und das Leben darin. Während man aus der ersten Strophe noch keine negative Bedeutung der Stadt herauslesen kann, wandelt sich dies im Laufe des Gedichts: "Im Ohr durchkeuch' ich das Verkehrs-Gewirre" (V.11).

Das lyrische Ich verzichtet auch auf die Einhaltung von grammatischen Regeln: "Und alle führen, alle, in die Irre" (V. 14). Das Einschieben des Wortes "alle" sorgt dafür, dass der Satz grammatikalisch falsch ist.

Für weitere Informationen über die Literaturepoche des Expressionismus sieh Dir die Erklärung "Expressionismus" auf StudySmarter an.

Lyrische Sprache in der Postmoderne

Die Postmoderne gilt als sehr junge Epoche und wird auf den ungefähren Zeitraum von 1989 bis 2011 datiert. Die Postmoderne unterscheidet sich von den bereits ausgeführten Epochen (Barock, Romantik, Expressionismus) dadurch, dass es für sie keine etablierten Merkmale gibt. Auch ist ihre Bezeichnung als Epoche umstritten. Geschichtlich lässt sich die Postmoderne in das Ende des Kalten Krieges und die Wiedervereinigung von BRD und DDR einordnen.

In der Literatur spiegelt sich die gesellschaftliche Stimmung der Postmoderne darin wider, dass die Menschen die Neue Welt nach der Wiedervereinigung Deutschlands und der Beendigung des Kalten Kriegs unter dem Aspekt der Schnelllebigkeit und der Orientierungslosigkeit betrachteten.

Für den Getränkeverkäufer im ICE

Ein fahrender Schlafsaalvoll müder Patienten die Blicke gereiztdie wenigen Stimmen gedämpft sie alle wollen träumendie Endstation vergessen du weißt dasund doch zerrst duwässerigen Kaffee und klebriges Colaweiter durch Abteile voll von Klimaanlagenluft an den verspiegelten Fensternspringt ein kastrierter Wintertag vorbeiund ist sich selbst genug es ist egal in welcher Stadt du los fährstbedeutungslos wann du aussteigst es bleibt alles unendlich gleich

(Udo Kaube: Für den Getränkeverkäufer im ICE)

Aus diesem Gedicht lässt sich die Bedeutungslosigkeit in der Weltsicht des lyrischen Ichs ausmachen. In der Bedeutungslosigkeit des modernen Lebens ("wässeriger Kaffee und klebrige Cola", "Abteile voll von Klimaanlagenluft" V. 9–10) fühlt sich das Individuum verloren ("es ist egal in welcher Stadt du los fährst" / "bedeutungslos wann du aussteigst").

Für weitere Informationen über die Postmoderne sieh Dir die Erklärung "Postmoderne Literatur" auf StudySmarter an.

Lyrik in der Gegenwart

Lyrik gilt bis heute als beliebte Gattung der Literatur, auch wenn sich ihre Merkmale im Vergleich zu ehemaligen Literaturepochen stark verändert hat. Besonders beliebt sind heute Poetry-Slam-Gedichte. Das sind Gedichte, die laut vorgetragen werden. Meist treten die Verfasser*innen dabei in Wettstreit miteinander.

Folgende Merkmale der Lyrik sind heute auffallend:

  • Verwendung von Umgangssprache/Alltagssprache,
  • Wort- und Satzwiederholungen,
  • unreine Reime oder keine Reime,
  • freie Formen,
  • Zeitgeist: Globalisierung, Konsum(kritik), Schnelllebigkeit.

Diese Merkmale findest Du auch in dem nachfolgenden Gedichtauszug von Julia Engelmann:

Von weit weg höre ich die Straße

plus das Surren deines Kühlschranksund ein bisschen Stille auch.

Das ist alles viel zu flüchtig,so wie unser beider Atem –

ist wie Schaukelwind am Spielplatz,und ich träum mit Augen auf.(Julia Engelmann: Keine Ahnung, ob das Liebe ist)

Lyrische Sprache - Das Wichtigste

  • Lyrische Sprache zeichnet sich durch das lyrische Ich, die Verwendung eines Reimschemas, eines bestimmten Rhythmus und die Bildhaftigkeit der Sprache aus.
  • Rhetorische Stilmittel werden vor allem in der lyrischen Sprache genutzt und tragen zur Wirkung eines Gedichtes bei: Sie rufen Assoziationen und Emotionen hervor und sind stimmungsbildend.
  • Jede Epoche weist verschiedene Besonderheiten auf: Lyrik im Barock zeichnet sich z. B. durch eine strenge Regeleinhaltung aus, deshalb sind Sonette besonders beliebt in dieser Zeit. Typische Epochenmerkmale sind die Gegensätze von Leben und Tod von Krieg und Elend und die Vergänglichkeit.
  • Lyrik in der Romantik zeichnet sich durch die Hinwendung zum Mystischen und die Verehrung der ungebändigten Natur aus. Typische Epochenmerkmale sind die Abwendung vom aufstrebenden Kapitalismus und der anfänglichen Industrialisierung.
  • Lyrik im Expressionismus zeichnet sich durch Experimentierfreudigkeit und den Verzicht auf traditionelle Regeln in der Lyrik aus. Typische Epochenmerkmale sind die gesellschaftliche Veränderung, die Auflösung familiärer oder sozialer Strukturen und die zunehmende Betrachtung des Menschen als Individuum.
  • Lyrik in der Postmoderne zeichnet sich durch die sogenannte Bedeutungslosigkeit des modernen Lebens und die Orientierungslosigkeit des lyrischen Ichs aus. Typische Epochenmerkmale sind die Wiedervereinigung von BRD und DDR, die Beendigung des Kalten Kriegs sowie die Schnelllebigkeit des modernen Lebens und Orientierungslosigkeit des Menschen.

  • Lyrik in der Gegenwart zeichnet sich durch eine Veränderung des Sprachgebrauchs sowie den Verzicht auf feste Formen und ein strenges Regelwerk aus. Besonders Poetry-Slam-Gedichte sind heute beliebt.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Lyrische Sprache

Die traditionelle Aufteilung der Lyrik erfolgt in verschiedene Formen. Diese können unter anderem eine Ballade, ein Volkslied, eine Ode, Elegie, Hymne, ein Haiku, Elfchen oder ein Epigramm sein.

Lyrische Merkmale sind insbesondere die Strophen- und Versform, der Reim und das Metrum sowie das lyrische Ich. Außerdem wird die Lyrik durch gedanken- und gefühlsorientierte sowie bildhafte Sprache gekennzeichnet.

Lyrische Sprache zeichnet sich besonders durch die Verwendung eines Reimschemas und die Bildhaftigkeit der lyrischen Sprache aus. Ein lyrischer Text erzeugt bei den Leser*innen im Idealfall ein Bild im Kopf, sie interpretieren die Lyrik auf bestimmte Weise. Häufig werden zur Erzielung dieser Bildhaftigkeit rhetorische Stilmittel wie die Metaphern verwendet.  

Lyrische Texte umfassen alle Gedichte, aber auch Balladen und Songtexte, die vertonte Lyrik darstellen. 

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Woran erkennst Du das lyrische Ich?

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Was sind typische Merkmale der Lyrik?




  • Strophen- und Versform
  • Vers, Reim und Metrum (Sprache schafft Rhythmus)
  • lyrisches Ich, das heißt: gedanken- und gefühlsorientiert 
  • bildhafte Sprache (z.B. Verwendung von Metaphern)


Was versteht man unter lyrischer Sprache?


Lyrische Sprache ist dadurch erkennbar, dass sie meist in Reimform erfolgt. Außerdem zeichnet sie sich durch Bildhaftigkeit aus, das heißt, dass die Leser*innen ein bestimmtes Bild im Kopf haben (z.B. durch Metaphern).

Lyrische Sprache transportiert Gefühle und Gedanken.

Was versteht man unter Reimen?

Welche lyrischen Merkmale zeichnen die Epoche des Expressionismus aus?

Merkmale der expressionistischen Lyrik sind z.B. die Auslassung von Wörtern (erzeugt Dynamik im Text), die Verwendung von Neologismen (Wortneuschöpfungen), Enjambements (Zeilensprünge) und der bewusste Verzicht auf grammatikalische Regeln. Ebenfalls geläufig war das Einhalten von strengen Formen (Sonett) und vierzeilige Strophen.


Welche lyrischen Merkmale zeichnen die Epoche der Romantik aus?

Lyrische Merkmale der Romantik sind die Verehrung des Mystischen, die Bezugnahme auf die Natur, die Abwendung der anfänglichen Industrialisierung, die Bezugnahme auf das Unterbewusstsein, Metaphern und Chiffren (Stilfigur, die sich nur durch Vorwissen erschließt).

Woran erkennst Du das lyrische Ich?


Es transportiert Gedanken und Gefühle

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