Kennst Du das? Du sollst in der Schule einen Aufsatz schreiben. Fragend sitzt Du vor einem leeren Blatt und Dir gehen verschiedene Gedanken durch den Kopf: "Oh Mann, wieder ein weißes Blatt. Eigentlich habe ich damit kein Problem, aber heute fühlt es sich anders an. Liegt es vielleicht am Thema? Nein, ich habe erste letzte Woche einen Aufsatz geschrieben. Ich schaffe das auch heute."
Wenn Du Dir solche Gedanken machst oder ein inneres Selbstgespräch führst, handelt es sich dabei genau darum, was der Erzähler in einem Roman mithilfe eines inneren Monologs der Figuren ausdrückt.
Innerer Monolog – Definition
Ein innerer Monolog ist ein Gedankengespräch, das der Erzähler nutzt, um die Gedanken seiner Figuren unmittelbar auszudrücken. Es wird also keine wörtliche Rede verwendet. Durch den inneren Monolog gelingt es den Leser*innen, die inneren Wahrnehmungen der Figuren auf einer direkten Ebene nachzuvollziehen. Der innere Monolog wird stets in der Ich-Form wiedergegeben und enthält keine Anführungszeichen oder Kommentare des Erzählers.
Bei einem inneren Monolog werden die Gedanken einer literarischen Figur wiedergegeben. Er ist eine Form der Figurenrede.
Die Figurenrede (auch Personenrede genannt) ist die Art und Weise, wie die Figuren eines literarischen Werkes sprechen. Hierzu werden alle Redearten einer literarischen Figur gezählt. Dies kann zum Beispiel die direkte oder indirekte Rede sein, aber auch die erlebte Rede oder der hier thematisierte innere Monolog.
Innerer Monolog – Merkmale
Ein innerer Monolog weist einige Merkmale auf, die ausschlaggebend sind. Er wird ohne Anführungszeichen wiedergegeben. Bei einem inneren Monolog werden die Gedanken nicht laut von der Figur ausgesprochen, sondern finden allein in deren Kopf statt.
In einem inneren Monolog werden nicht nur die Gedanken einer literarischen Figur thematisiert, sondern auch deren:
- Ängste, Bedenken, Sorgen
- Selbstreflexion: Die Figuren denken über sich und ihr Verhältnis zur Welt und damit zu außenstehenden Personen und Gegebenheiten nach
- Probleme und Beziehungen zu anderen Menschen
- Entscheidungen
Innerer Monolog – Wirkung
Ein innerer Monolog geht ebenfalls mit einer gewissen Wirkung einher. Ein Gedankengespräch ist aus der Erzählperspektive betrachtet sehr informativ, da die Leser*innen auf eine unmittelbare Art etwas über die Gedanken und das Innenleben der literarischen Figuren erfahren.
Das kannst Du Dir im Vergleich zu Deinen eigenen Gedanken gut vorstellen: Du teilst nur ausgewählte Gedanken mit anderen Menschen, niemand kann Deine alltäglichen Sorgen oder Gedanken lesen, wie dies im Falle des inneren Monologs in einem literarischen Werk möglich ist. Könnte das jemand, so wäre er unmittelbar an Deiner Gedankenwelt beteiligt.
Innerer Monolog schreiben – Aufbau
Ein innerer Monolog sollte immer einem gewissen Aufbau folgen:
Innerer Monolog – Zeitform & Erzählform
Grundsätzlich gilt, dass der innere Monolog im Präsens geschrieben ist, wenn Gedanken und Gefühle beschrieben werden. Das Präteritum wird nur dann verwendet, wenn von vergangenen Ereignissen, z. B. in Form von Erinnerungen, erzählt wird.
Aus formaler Hinsicht erkennst Du den inneren Monolog einerseits an der Ich-Form, andererseits daran, dass die Gedanken nicht vom Erzähler oder einer weiteren Figur kommentiert werden. Dementsprechend wird auch keine wörtliche Rede verwendet.
Die Ausgangssituation
Der innere Monolog beginnt mit der Schilderung der Ausgangssituation. Die Leser*innen erfahren, in welcher Situation sich die literarische Figur befindet, um später besser ihren Gedanken und Gefühlen folgen zu können. Die für die Geschichte wichtige Information wird erläutert.
Schilderung der Gedanken- und Gefühlswelt
Hier äußert die Figur ihre Gedanken und Gefühle. Dies kann z. B. mithilfe von Metaphern erfolgen. Aber auch weitere sprachliche Mittel, wie Ironie oder Sarkasmus, können eingesetzt werden. Oftmals beinhalten innere Monologe auch Gedankensprünge oder Satzabbrüche. Sind Sätze unvollständig (wie Gedanken es oft sind), spricht man von Ellipsen.
Charakteristisch für die Schilderung der Gedanken- und Gefühlswelt ist auch die Verwendung von Alltagssprache.
Innere Zustände sind außerdem lebhaft, weil sie z. B. Ärger, Wut oder Freude verkörpern. Deshalb werden auch starke Adjektive ("beeindruckend", wundervoll", "angsteinflößend") in der Figurenrede verwendet.
Mit der Schilderung der Gedanken- und Gefühlswelt werden die Leser*innen über den inneren Zustand der Figur informiert.
Wenn die Erlebnisse der literarischen Figur starke Gefühle bei dieser hervorrufen, wird durch eine ausdrucksstarke Sprache den Leser*innen ein besseres Verständnis die Figur und ihre Gedanken- und Gefühlswelt ermöglicht.
"Ihre gleichgültige Art, mit mir zu sprechen, macht mich traurig. Ich kann an nichts anderes denken, als den Schmerz, den sie mir durch die Zuwendung ihrer kalten Schulter bereitet."
Schlussfolgerung
Der Schluss des inneren Monologs hält meist eine Schlussfolgerung bereit. Das heißt, die Figur hat vielleicht eine bestimmte Thematik reflektiert, sich über ihre Gefühle ausgelassen oder einen Entschluss gefasst. Dies wird, ähnlich wie in einem Resümee, von der literarischen Figur noch einmal bestätigend festgehalten.
"Ich werde morgen mit ihr sprechen, sie muss wissen, was mich bedrückt."
Auch lassen sich in der Schlussfolgerung Hoffnungen formulieren, Befürchtungen aussprechen oder Pläne schmieden. Du solltest bei der Schlussfolgerung beachten, dass sie logisch nachvollziehbar ist und zu Deinem inneren Monolog passt.
Um einen inneren Monolog schreiben zu können, findest Du im Folgenden die wichtigsten Merkmale des inneren Monologs noch einmal aufgelistet:
1. Ausgangssituation
- Wo befindet sich die Figur?
- Was hat dazu geführt, dass sich die Figuren so fühlt (wie im zweiten Teil des inneren Monologs beschrieben)?
2. Schilderung der Gedanken- und Gefühlswelt
- Was hat die Figur gerade erlebt?
- In welchen Handlungsschritten hat die Figur Dinge erlebt?
- Welche Gedanken und Gefühle gingen der Figur während den Situationen durch den Kopf?
- Ausdrucksstarke Sprache (z. B. sprachliche Bilder wie Metaphern)
3. Schlussfolgerung
- Reflexion der Gedanken und/oder des Erlebten
- Hoffnungen
- Erwartungshaltung
- Schlussfolgerung
Innerer Monolog – Beispiel aus der Literatur
Ein Beispiel für einen inneren Monolog aus der Literatur findest Du im Folgenden:
"Wie lang’ wird denn das noch dauern? Ich muss auf die Uhr schauen… schickt sich wahrscheinlich nicht in einem so ernsten Konzert. Aber wer sieht’s denn? Wenn’s einer sieht, so passt er gerade so wenig auf, wie ich, und vor dem brauch’ ich mich nicht zu genieren… Erst viertel auf zehn?… Mir kommt vor, ich sitz’ schon drei Stunden in dem Konzert. Ich bin’s halt nicht gewohnt… Was ist es denn eigentlich? Ich muss das Programm anschauen… Ja, richtig: Oratorium! Ich hab’ gemeint: Messe. Solche Sachen gehören doch nur in die Kirche! Die Kirche hat auch das Gute, dass man jeden Augenblick fortgehen kann."
(Arthur Schnitzler: Lieutnant Gustl)
Dieser Textauszug verdeutlicht, was bei einem inneren Monolog wichtig ist. Die Figur stellt sich selbst Fragen und spricht durch die Verwendung der Ich-Form zu sich selbst. Die Zeitform ist dabei das Präsens und es gibt keine Kommentare eines außenstehenden Erzählers. All diese Faktoren sorgen dafür, dass Du einen unmittelbaren Eindruck der Gedanken der Figur erhältst.
Innerer Monolog - Das Wichtigste
- Ein innerer Monolog ist ein Gedankengespräch, das der Erzähler nutzt, um die Gedanken seiner Figuren auszudrücken. Als Form der Figurenrede werden dabei unmittelbare Gedanken der Figur erzählt.
- Durch den inneren Monolog gelingt es den Leser*innen, die inneren Wahrnehmungen der Figuren auf unmittelbare Weise zu erfassen.
- Der innere Monolog wird im Präsens und in der Ich-Form wiedergegeben und enthält keine Anführungszeichen oder Kommentare des Erzählers.
- Das Präteritum wird nur dann verwendet, wenn von vergangenen Ereignissen, z. B. in Form von Erinnerungen, erzählt wird.
- In einem inneren Monolog werden thematisiert: Ängste, Bedenken, Sorgen, Selbstreflexion, Probleme, Beziehungen, Entscheidungen, Hoffnungen.
- Ein innerer Monolog wird aufgeteilt in: Ausgangssituation, Schilderung der Gedanken- und Gefühlswelt, Schlussfolgerung.