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Hast Du ein Gedicht schon einmal laut vorgelesen? Wenn ja, ist Dir vielleicht aufgefallen, dass lyrische Werke häufig einen eigenen Rhythmus besitzen. Dieser wird auch als Metrum oder Versmaß bezeichnet. Eines der gängigsten Metren ist der Daktylus. Doch wie ist der Daktylus aufgebaut? Und woran kannst Du ihn erkennen?
Der Begriff Daktylus entstammt der griechischen Bezeichnung dáktylos, was so viel wie "Finger" bedeutet. Der Daktylus ist einer von insgesamt neun Versfüßen und bildet eines der vier wichtigsten Metren der antiken und neuzeitlichen Dichtung. Er besteht aus drei Silben und ist damit das rhythmische Gegenstück zum ebenfalls dreisilbigen Anapäst.
Aus der Bedeutung des Wortes dáktylos hat sich im Laufe der Jahre eine unterstützende Merkhilfe entwickelt. Balle dafür Deine rechte oder linke Hand zur Faust und spreize den Zeigefinger ab als würdest Du auf etwas oder jemanden zeigen. Das längere Glied Deines Zeigefingers steht dabei für die betonte Silbe, die kürzeren Glieder an der Spitze für die unbetonten.
Abb. 1 - Merkhilfe für den Daktylus
Als Versfuß wird der kleinste Teil eines Verses bezeichnet, also eine festgelegte Abfolge aus mindestens zwei Silben. Diese Silbenabfolge wiederholt sich immer wieder und bildet so das Metrum. Nicht alle neun Versfüße können allein stehen. Manche müssen auch innerhalb eines Verses miteinander kombiniert werden, um das Metrum zu bilden. Zu den neun Versfüßen zählen neben dem Daktylus:
In der antiken Verslehre, Metrik genannt, wurden die Silben eines Versfußes noch nicht als betont/unbetont, sondern als lang oder kurz bezeichnet.
Das Metrum, oder auch Versmaß, bestimmt den Rhythmus eines Gedichts und verleiht ihm seine Struktur. Um mehr darüber zu erfahren, sieh Dir gerne die Erklärung "Metrum"an! Suchst Du nach einem bestimmten Metrum, helfen Dir die Erklärungen "Jambus", "Trochäus" und "Anapäst" weiter.
Der Daktylus besteht aus drei Silben, einer betonten und darauf folgend zwei unbetonten. An folgendem Beispiel lässt sich der konkrete Aufbau des Daktylus veranschaulichen. Das große X steht hierbei für eine betonte, das kleine x für eine unbetonte Silbe:
Xxx Xxx Xxx Xxx
Betonte Silben nennt man auch Hebungen, da man die Stimme beim Lesen üblicherweise leicht anhebt. Bei unbetonten Silben wird hingegen von Senkungen gesprochen. Aufgrund dieser Eigenschaft hat sich die Bezeichnung "fallender Rhythmus" etabliert. Sie lässt sich auch auf das trochäische Metrum anwenden, da auch hier der Versfuß mit einer unbetonten Silbe, also einer Senkung endet. Da der Daktylus am Ende zweimal "fällt", wird er auch "Doppelfaller" genannt.
Möchtest Du mehr über das trochäische Versmaß wissen? Dann sieh Dir gerne die Erklärung "Trochäus" an!
Durch die Hebung direkt zu Beginn des Verses wirkt der Daktylus häufig feierlich und geradezu erwartungsvoll oder fröhlich. Die Wirkung des Metrum kann allerdings stark variieren und ist daher auch von dem Inhalt eines Gedichts abhängig. Verse mit einem besonders düsteren Inhalt können durch die starke daktylische Betonung am Anfang auch bedrohlich wirken. Es lohnt sich also, auch das Metrum in eine Gedichtinterpretation miteinzubeziehen.
Ein Daktylus mit zwei Hebungen, also zwei Betonungen im Vers, nennt sich Zweiheber oder zweihebiger Daktylus. Um herauszufinden, wie viele Hebungen ein Vers besitzt, genügt es, die betonten Silben in der Zeile zu zählen. In diesem Beispiel sind die einzelnen Hebungen farbig hervorgehoben:
Xxx Xxx
In Gedichten ist der zweite Versfuß einer solchen Zeile häufig um ein oder zwei unbetonte Silben verkürzt. Man spricht dann von einem katalektischen Daktylus. Die letzte Silbe eines Verses nennt sich auch Kadenz. Wird die letzte Silbe betont, spricht man von einer männlichen Kadenz, bei einer unbetonten Silbe von einer weiblichen Kadenz.
Katalektischer Daktylus mit zwei Hebungen und männlicher Kadenz: Xxx X
Katalektischer Daktylus mit zwei Hebungen und weiblicher Kadenz: Xxx Xx
Ist ein Vers nicht katalektisch, sondern vollständig, spricht man auch von einem akatalektischen Vers.
Der Zweiheber ist nicht die einzige Form eines daktylischen Verses, auch der vierhebige Daktylus wird häufig verwendet. Ein akatalektischer Daktylus mit vier Hebungen sieht so aus:
Xxx Xxx Xxx Xxx
Häufig ist hierbei der vierte Versfuß um ein oder zwei unbetonte Silben verkürzt, wie das Beispiel verdeutlicht. Die Hebungen sind im Folgenden farbig markiert:
Katalektischer Daktylus mit vier Hebungen und männlicher Kadenz: Xxx Xxx Xxx X
Katalektischer Daktylus mit vier Hebungen und weiblicher Kadenz: Xxx Xxx Xxx Xx
Der Daktylus war besonders in der Antike beliebt, er fand jedoch auch in der neuzeitlichen Dichtung Anwendung. So findet sich zum Beispiel in dem 1935 entstandenen Sammelwerk "Gedichte" von Josef Weinheber das lyrische Werk: "Der Daktylus". Es besitzt einen durchgängig daktylischen Rhythmus mit vier Hebungen und einer männlichen Kadenz im dritten und sechsten Vers jeder Strophe. Auch die übrigen Verse sind katalektisch, enden jedoch auf eine unbetonte Silbe, also eine weibliche Kadenz. Die einzelnen Hebungen sind in der ersten Strophe des Gedichts farbig hervorgehoben:
"Leidenschaft führt mir die Schale zum Munde.Leidenschaft wirft mir in seliger Stundeher aus dem Himmel den hüpfenden Ball.Wie er die Erde schlägt, Sendung von oben,bin ich ins reichere Dasein erhoben,lobe den Schöpfer und liebe das All."
(Josef Weinheber, 1935, Der Daktylus)
Ein weiteres Beispiel für den Daktylus findet sich auch in dem Drama "Maria Stuart" von Friedrich Schiller. Es entstand im Sommer des Jahres 1800 und besteht aus insgesamt fünf Akten. Im dritten Akt heißt es in der ersten Szene des dritten Aufzugs:
Abb. 2 - Den Daktylus bestimmen (Quelle des Dramas: Friedrich Schiller, 1800, Maria Stuart)
Auch bei diesem Beispiel handelt es sich um einen vierhebigen Daktylus aus katalektischen Versen. Männliche und weibliche Kadenzen wechseln sich dabei ab. In diesen Versen wird auch die hoffnungsvolle, feierlich-glückliche Wirkung des Daktylus deutlich.
Möchtest Du mehr über Friedrich Schillers Werk erfahren? Dann sieh Dir die Erklärung "Maria Stuart" an!
Wenn Du das Metrum eines Gedichts ermitteln möchtest, kann es hilfreich sein, zunächst die Silben der einzelnen Verse voneinander zu trennen. Hierfür kannst Du einfach mit einem Bleistift dünne Linien ziehen.
Im nächsten Schritt kannst Du das Gedicht laut vorlesen. Achte dabei darauf, welche Silben Du ganz natürlich stärker beziehungsweise schwächer betonst als andere. Die Hebungen lassen Deine Stimme beim Vorlesen etwas höher und betonter klingen.
Wenn Du Dir nicht sicher bist oder keinen Unterschied zwischen den einzelnen Silben erkennen kannst, betone ganz bewusst die erste Silbe im Vers und die zweite und dritte nicht. Dann betone wieder die vierte und lasse die fünfte und sechste unbetont. Das führst Du fort, bis der Vers beendet ist. Wenn die Betonung natürlich klingt, liegt ein Daktylus als Versmaß vor.
Markiere Dir die Hebungen mit einem großen X und die Senkungen mit einem kleinen x, damit Du nicht durcheinander kommst. Alternativ sind auch waagrechte Striche für unbetonte Silben und Punkte für betonte Silben gebräuchlich. Es gibt viele Methoden, um das Metrum in einem Gedicht zu kennzeichnen. Wichtig ist, dass Du Dich für eine Form entscheidest und dabei bleibst. Du kannst am Rand des Gedichts auch notieren, welches Symbol wofür steht.
Der Daktylus ist einer von insgesamt neun Versfüßen und bildet eines der vier wichtigsten Metren der antiken und neuzeitlichen Dichtung. Er besteht aus drei Silben und ist damit das rhythmische Gegenstück zum ebenfalls dreisilbigen Anapäst.
Der Daktylus wirkt häufig feierlich und festlich. Seine Wirkung ist jedoch auch immer abhängig vom Inhalt des Gedichts. In Verbindung mit düsteren Themen kann er auch bedrohlich wirken.
Bei dem Daktylus wird jeweils die erste der drei Silben betont. Die zwei folgenden Silben bleiben unbetont.
Der Daktylus als Versfuß bildet sich aus drei Silben, eine betonten und zwei unbetonten. Dieser Versfuß wird mehrfach wiederholt und bildet so das daktylische Metrum.
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