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Nicht nur Stücke der Musik haben ihren einzigartigen Rhythmus. Auch lyrische Werke besitzen einen eigenen Takt. Der Rhythmus eines Gedichts wird Metrum oder auch Versmaß genannt. Einer dieser Metren ist der Trochäus, auch Choreus genannt. Doch wie ist dieser Rhythmus aufgebaut? Welche Wirkung hat er in einem Gedicht und wie sieht ein Beispiel für ein Trochäus aus?Was ist eigentlich das Metrum und…
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Jetzt kostenlos anmeldenNicht nur Stücke der Musik haben ihren einzigartigen Rhythmus. Auch lyrische Werke besitzen einen eigenen Takt. Der Rhythmus eines Gedichts wird Metrum oder auch Versmaß genannt. Einer dieser Metren ist der Trochäus, auch Choreus genannt. Doch wie ist dieser Rhythmus aufgebaut? Welche Wirkung hat er in einem Gedicht und wie sieht ein Beispiel für ein Trochäus aus?
Was ist eigentlich das Metrum und wodurch zeichnet sich das Metrum des Trochäus aus?
Als Metrum oder auch Versmaß wird der Rhythmus eines Gedichts bezeichnet. Jeder Rhythmus bildet sich aus der Wiederholung verschiedener Versfüße.
Als Versfuß wird der kleinste Teil eines Verses bezeichnet, also eine festgelegte Abfolge aus mindestens zwei Silben in einem Vers. Diese Silbenabfolge wiederholt sich immer wieder und bildet so das Metrum.
Um mehr zum Versmaß zu erfahren, sieh Dir gerne die Erklärung "Metrum" an! Möchtest Du mehr über ein bestimmtes Metrum erfahren? Dann helfen Dir die Erklärungen "Jambus", "Daktylus" und "Anapäst" weiter.
Und wie sieht nun ein Trochäus aus?
Der Begriff Trochäus leitet sich ab von dem griechischen Begriff trochaios und der lateinischen Bezeichnung trochaeus, was so viel wie "laufend", "Läufer" oder "schnell" bedeutet. In der Antike wurde der Trochäus häufig in Chorgesängen angewandt, woraus sich die zweite Bezeichnung Choreus ableitet.
Der Trochäus ist einer von neun Versfüßen und bildet einen alternierenden Vers. Dabei handelt es sich um einen Vers, in dem sich betonte und unbetonte Silben abwechseln. In seinem Aufbau ist er das exakte Gegenteil zu einem jambischen Rhythmus.
Nicht alle neun Versfüße können allein stehen. Manche müssen auch innerhalb eines Verses miteinander kombiniert werden, um das Metrum zu bilden. Zu den neun Versfüßen zählen neben dem Trochäus:
Wie verläuft genau der Aufbau bzw. die Betonung des Trochäus? Und welche Wirkung geht damit einher?
Abb. 1: Aufbau und Wirkung des Trochäus
Der vollständige Trochäus oder trochäische Vers und seine Wirkung lassen sich an dem Gedicht "Wünschelrute" von Joseph von Eichendorff veranschaulichen. Die betonten Silben (X) sind dabei farbig markiert:
Xx Xx Xx Xx
Und die Welt hebt an zu singen
Nicht jedes Gedicht im trochäischen Versmaß beginnt mit einer Betonung. Manchmal wird auch eine unbetonte Silbe vorgestellt. Diese unbetonte Silbe am Anfang des Verses wird als Auftakt bezeichnet, hier gekennzeichnet durch das einzelne kleine x zu Beginn im Vers von Lessings Drama "Nathan der Weise":
x Xx Xx Xx Xx Xx
Es eifre jeder seiner unbestochnen
Durch diese unbetonte Silbe am Anfang des Verses ist der Trochäus mit Auftakt häufig nur schwer vom Jambus zu unterscheiden. Ob es wirklich einen Trochäus mit Auftakt gibt, oder es sich nicht einfach um einen Jambus handelt, ist daher umstritten und bietet immer wieder Platz für Diskussionen.
Da der Auftakt auch eine musikalische Bezeichnung ist und oft zu Verwirrungen führt, wurden im Laufe der Zeit alternative Bezeichnungen gesucht, darunter:
Du interessierst Dich für das Drama von Gotthold Ephraim Lessing? Dann sieh Dir gerne die Erklärung "Nathan der Weise" an!
Eine Hebung ist eine betonte Silbe im Vers eines Gedichts. Die Anzahl der Hebungen errechnet sich also der Anzahl der betonten Silben. Ein vierhebiger Trochäus hat dementsprechend vier betonte Silben in einem Vers, ein dreihebiger dagegen nur drei. In diesem Beispiel sind die Hebungen farbig markiert:
Dreihebiger Trochäus: Xx Xx Xx
Vierhebiger Trochäus: Xx Xx Xx Xx
Der vierhebige Trochäus erfreute sich in der Romantik besonderer Beliebtheit. Eine Strophe mit vier Versen aus trochäischen Vierhebern wird daher auch Romanzenstrophe genannt. Das folgende Beispiel zeigt die erste Strophe aus Heinrich Heines Gedicht "Der Asra", das 1851 erschien:
"Täglich ging die wunderschöneSultanstochter auf und niederUm die Abendzeit am Springbrunn,Wo die weißen Wasser plätschern."
(Heinrich Heine, 1851, Der Asra)
Um mehr über die Literaturepoche der "Romantik" zu erfahren, sieh Dir gerne die Erklärung dazu an!
Der fünfhebige Trochäus wird auch Serbischer Trochäus genannt. Den Namen trägt das Metrum, da es besonders häufig in Serbien genutzt wurde. Johann Gottfried Herder, einer der berühmtesten Dichter der Weimarer Klassik, brachte den Serbischen Trochäus um 1800 nach Deutschland. Das Beispiel zeigt zwei Verse des 1829 entstandenen Gedichts "Die Abbasiden" von August von Platen:
"Tausend Zelten waren aufgeschlagenDurch’s Gefilde vor den Thoren Bagdads"
(August von Platen, 1829, Die Abbasiden)
Trochäische Verse, die über einen Fünfheber hinausgehen, sind eine Seltenheit. Auch der Dreiheber ist eher ungewöhnlich und zeigt sich meist nur in einzelnen Zwischenversen, nicht aber als durchgängiges Versmaß in ganzen Strophen.
Ein Beispiel für ein Trochäus ist das Gedicht "An den Mond" von Johann Wolfgang von Goethe. In diesem lässt sich der Aufbau des Trochäus gut erkennen. Das Gedicht wurde 1778 verfasst und wirkt trotz seines trochäischen Rhythmus ruhig und beschwichtigend, was zu der angestrebten nächtlich-mysteriösen Stimmung passt.
Die betonten Silben in den ersten beiden Strophen wurden hier bunt markiert:
"Füllest wieder Busch und TalStill mit Nebelglanz,Lösest endlich auch einmalMeine Seele ganz;
Breitest über mein GefildLindernd deinen Blick,Wie des Freundes Auge mildÜber mein Geschick."
(Johann Wolfgang von Goethe, 1778, An den Mond)
Eine Kadenz ist die letzte Silbe eines Verses. Sie kann entweder betont oder unbetont sein. Betonte Endsilben werden als männliche Kadenz bezeichnet, unbetonte als weibliche. Eine Betonung am Ende lässt Lesende kurz innehalten und führt so zu einer kleinen Pause zwischen den einzelnen Versen.
Du möchtest mehr über Goethes Gedicht "An den Mond" wissen? Dann sieh Dir gerne die Erklärung "An den Mond" an!
Wenn Du das Metrum in einem Gedicht ermitteln möchtest, könnten diese Schritte Dir dabei helfen:
Wenn Du nicht sicher bist oder keinen Unterschied zwischen den einzelnen Silben erkennen kannst, betone ganz bewusst die erste Silbe im Vers und die zweite nicht. Dann betone wieder die Dritte und lasse die Vierte unbetont.
Das führst Du fort, bis der Vers beendet ist. Wenn die Betonung natürlich klingt, liegt ein Trochäus als Versmaß vor. Wenn nicht, handelt es sich um ein anderes Metrum.
Abb. 2: Den Trochäus erkennen
Der Trochäus ist einer von neun Versfüßen. In einem Gedicht mit trochäischem Rhythmus wird dieser Versfuß mehrfach wiederholt und bildet so das trochäische Metrum.
Ein vierhebiger Trochäus ist ein Trochäus mit vier Hebungen, also vier betonten Silben im Vers.
Der Trochäus bewirkt oft eine starke Dynamik innerhalb der Verse. Gedichte mit trochäischem Rhythmus lesen sich gleichmäßig, kräftig und schnell.
Einen Trochäus erkennst Du an seiner regelmäßigen Silbenabfolge. Eine unbetonte Silbe folgt immer auf eine betonte. Welche Silben Du intuitiv stärker beziehungsweise schwächer betonst, findest Du heraus, indem Du Dir den Vers mehrmals laut vorliest.
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