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Synästhesie Stilmittel

Wusstest Du, dass es Menschen gibt, die Töne auch als Farben wahrnehmen? Oder Buchstaben, Wochentage oder Emotionen mit bestimmten Farben verknüpfen? Dieses faszinierende Phänomen nennt man Synästhesie. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die diese Art der Wahrnehmung haben. 

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Wusstest Du, dass es Menschen gibt, die Töne auch als Farben wahrnehmen? Oder Buchstaben, Wochentage oder Emotionen mit bestimmten Farben verknüpfen? Dieses faszinierende Phänomen nennt man Synästhesie. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die diese Art der Wahrnehmung haben.

Auch in der Kunst, der Literatur und in der Musik spielt die Synästhesie eine wichtige Rolle. Es gibt Kunstwerke, Kompositionen oder Texte, die ganz gezielt mehrere Sinne gleichzeitig ansprechen und verknüpfen wollen, um beim Publikum eine spezielle und intensive Erfahrung zu erzielen. Hierbei spricht man von der Verwendung des Stilmittels Synästhesie.

Synästhesie – Definition

Die Definition der Synästhesie kann über die griechische Herkunft des Begriffs erfolgen.

Denn syn meint "zusammen" und aisthesis "Wahrnehmung". Zusammengesetzt bedeutet das soviel wie Doppelempfindung oder Verknüpfung von mehreren Sinneseindrücken.

Synästhesie – Bedeutung

Einerseits ist die Synästhesie ein rhetorisches Stilmittel, das eine Sonderform der Metapher darstellt. Charakteristisch hierfür ist, dass verschiedene Ebenen der sinnlichen Wahrnehmungen (Riechen, Schmecken, Hören, Fühlen, Sehen) metaphorisch miteinander verbunden werden.

Die Metapher ist ein Stilmittel, das einen Ausdruck aus seinem eigentlichen Bedeutungskontext herausnimmt und in einen anderen überträgt. Damit erzeugt die Metapher ein sprachliches Bild.

Andererseits bezeichnet der Begriff der Synästhesie in der Neurologie und der Psychologie eine besondere Form der neurophysiologischen Verarbeitung von Sinneseindrücken, die äußerst selten bei Menschen auftreten kann.

Die Töne bekommen Farben und die Farben geben Musik

(Charles Baudelaire, "Die künstlichen Paradiese")

In der Kunst, der Literatur und der Musik gibt es immer wieder Persönlichkeiten, die selbst (oder ihre Werke) mit der Synästhesie als besondere Art der Wahrnehmung in Verbindung gebracht werden.

Zum Beispiel war der Komponist Alexander Skrjabin ein Synästhet. Er komponierte die Oper Prometheus, für die er eigens ein Farbenklavier entwickelte. Parallel zur Musik sollten Farben auf eine Leinwand projiziert werden.

Auch der Maler Wassily Kandinsky soll ein Synästhet gewesen sein. Seine abstrakte Malerei soll Musik widerspiegeln.

Zudem kann die Synästhesie ein künstlerisches Konzept sein. Das bedeutet, dass ein Kunstwerk, eine Komposition oder ein Text gezielt das Phänomen der Synästhesie einsetzt und verschiedene Sinneseindrücke in einem Werk ansprechen und vereinen möchte. Dazu zählt beispielsweise Richard Wagners Konzept des Gesamtkunstwerks, bei dem Musik und Dramatik verknüpft werden.

Synästhesie als rhetorisches Stilmittel

Die Synästhesie ist ein rhetorisches Stilmittel, das mit der Metapher verwandt ist. Sie wird bereits seit der Antike verwendet und findet sich bis heute in der Literatur, der Werbesprache und sogar in der Alltagssprache wieder (z. B. schreiende Farben, runder Geschmack).

Vor allem in der Lyrik der Romantik, des Symbolismus und Expressionismus tritt die Synästhesie besonders häufig auf, um beschriebene Sinneseindrücke zu intensivieren und eine Verschiebung von rationalen Grenzen zu erzeugen.

Der Expressionismus ist eine Strömung der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik, die sich im frühen 20. Jahrhundert (ca. 1910–1920) gegen die bestehenden Traditionen wandte und nach neuen radikalen Kunstformen suchte.

Der Symbolismus ist eine Strömung der Literatur und der Kunst, die Ende des 19. Jahrhunderts entstand und sich vor allem durch den Grundsatz der zweckfreien Kunst (l'art pour l'art) auszeichnet.

Bei der Synästhesie werden verschiedene Sinne metaphorisch miteinander verknüpft, z. B. das Sehen mit dem Hören oder das Hören mit dem Schmecken. Alle Verknüpfungen sind hierbei denkbar. Am häufigsten ist jedoch die sogenannte audition colorée, das Farbenhören. Dabei wird das Hören von Klängen oder von Musik mit dem Sehen von Farben gekoppelt.

Synästhesie – Literatur und Gedichte

Im Folgenden wird die Repräsentation von Synästhesien in der Literatur mit Textbeispielen aus der Romantik und des Expressionismus aufgezeigt.

Synästhesien in der Romantik

In dem Gedicht "Abendständchen" von Clemens Brentano finden sich zwei Beispiele für die Figur der Synästhesie. Zum einen werden hier die Klänge einer Flöte mit der Farbe Gold assoziiert. Zum anderen strahlen die Töne auch Licht aus. Das Hören wird mit dem Sehen verbunden, genauer gesagt: Die Hörempfindung wird mit einer Farb- und Lichtempfindung verknüpft.

"Hör, es klagt die Flöte wieder,Und die kühlen Brunnen rauschen,Golden wehn die Töne nieder

[...]

Blickt zu mir der Töne Licht"

In dem Gedicht "Sonnenuntergang" von Friedrich Hölderlin findet sich eine ähnliche Synästhesie auch hier wird dem Höreindruck ein Farberlebnis beigemischt. Das "lyrische Ich" hört das Lied einer Leier und verknüpft diese mit der Farbe Gold.

"[...]

Dass ich gelauscht, wie, goldner TöneVoll, der entzückende Sonnenjüngling

Sein Abendlied auf himmlischer Leier spielt'

[...]"

Der folgende Ausschnitt stammt aus dem Gedicht "Frische Fahrt" von Joseph von Eichendorff. Hier wird die Wahrnehmung von Temperatur und Luft mit der Farbe Blau in Verbindung gebracht.

"Laue Luft kommt blau geflossen,Frühling, Frühling soll es sein!

[...]"

Synästhesien im Expressionismus

Zahlreiche Synästhesien finden sich auch in den expressionistischen Gedichten des österreichischen Lyrikers Georg Trakl. Diese erkennt man einerseits in Form von rhetorischen Figuren, andererseits werden in seinen Gedichten insgesamt mehrere Sinne gleichzeitig angesprochen.

Georg Trakl wurde 1887 in Salzburg geboren und starb 1914 in Krakau. Er war ein österreichischer Lyriker, dessen Werk expressionistische und symbolistische Züge aufweist. Sein Schaffen wurde unter anderem durch die französischen Lyriker Arthur Rimbaud und Charles Baudelaire beeinflusst.

In dem Gedicht "Farbiger Herbst" von Georg Trakl wird der Geruchssinn mit dem Sehsinn verknüpft:

"Opaliger Dunst webt über das Gras,

Eine Wolke von welken, gebleichten Düften,

[...]"

Zwei weitere Synästhesien finden sich in Trakls Gedicht "Elis":

"Leise sinktAn kahlen Mauern des Ölbaums blaue Stille,Erstirbt eines Greisen dunkler Gesang."

Synästhesien – weitere Beispiele

Der französische Dichter Arthur Rimbaud verbindet in seinem Gedicht "Vokale" die Klänge der Vokale mit bestimmten Farben:

"A schwarz, E weiß, I rot, U grün, O blau – Vokale,eines Tages bring ich es aus Euch zur Welt

[...]"

Synästhesie – Wirkung

Delere ("erfreuen"), movere ("bewegen"), docere ("belehren"): Diese allgemeinen Wirkungen soll eine Rede der klassischen Rhetorik zufolge haben. Die Synästhesie als bildliche Figur und Form der Metapher, kann bei dem/der Leser*in in erster Linie Stimmungen erzeugen und Affekte (Gefühlsregungen) hervorrufen.

Wenn Du die rhetorischen Stilmittel vertiefen möchtest, schaue gerne in den entsprechenden Erklärungen, beispielsweise zur "Metapher" oder zu den "Gedankenfiguren", vorbei.

Durch das Stilmittel der Synästhesie werden die Grenzen zwischen zwei oder mehreren Sinnesbereichen aufgehoben, sie verschmelzen miteinander. Die Synästhesie hat also immer mit einer Art Überschreitung des Möglichen und Verschmelzung zu tun.

Dies ist auch der Grund dafür, warum die Synästhesie gerade in der romantischen Literatur so häufig vorkommt.

Die Grenzüberschreitung des Rationalen, das Unterbewusste und Träume sind zentrale Themen des künstlerischen Programms der Romantik. Auch das Gefühl, das Geheimnisvolle, das Wundersame und die Fantasie spielen eine wichtige Rolle.

Die Synästhesie bewirkt eine Intensivierung und Versinnlichung des Ausgedrückten. Durch die Grenzüberschreibung haftet ihr etwas Wundersames und Übersinnliches an.

Synästhesie - Das Wichtigste

  • Die Synästhesie ist ein rhetorisches Stilmittel, das mit der Metapher verwandt ist.
  • Verschiedene Ebenen der Wahrnehmung werden metaphorisch miteinander verbunden.
  • Vor allem in der Lyrik der Romantik und des Expressionismus tritt die Synästhesie als rhetorische Figur häufig auf.
  • Die Synästhesie bewirkt eine Versinnlichung und Intensivierung des Ausgedrückten.
  • Durch das Stilmittel der Synästhesie werden die Grenzen zwischen zwei oder mehreren Sinnesbereichen aufgehoben, sie verschmelzen miteinander.
  • Die Grenzen des Rationalen werden überschritten, die Synästhesie kann auch als etwas Wundersames und Übersinnliches interpretiert werden.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Synästhesie Stilmittel

Die Synästhesie ist ein rhetorisches Stilmittel, bei dem verschiedene Ebenen der Wahrnehmung miteinander verknüpft werden.

Bei der Synästhesie werden verschiedene Sinnesmodalitäten metaphorisch miteinander verknüpft, z.B. das Sehen mit dem Hören oder das Hören mit dem Schmecken.

Alle Ebenen der Sinneswahrnehmung können miteinander gekoppelt werden. Die häufigste Form der Synästhesie ist das Farbenhören.

Die Synästhesie bewirkt eine Intensivierung und Versinnlichung des Ausgedrückten.

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