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Apostrophe

Sicher hast Du schon einmal den Ausruf "Oh mein Gott!" gebracht. Entweder warst Du in diesem Moment überrascht oder genervt. Wusstest Du, dass es sich bei dem Ausdruck um ein Stilmittel handelt? Denn Gott selbst war ja in diesem Moment wohl kaum anwesend. So etwas nennt man eine "Apostrophe".

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Sicher hast Du schon einmal den Ausruf "Oh mein Gott!" gebracht. Entweder warst Du in diesem Moment überrascht oder genervt. Wusstest Du, dass es sich bei dem Ausdruck um ein Stilmittel handelt? Denn Gott selbst war ja in diesem Moment wohl kaum anwesend. So etwas nennt man eine "Apostrophe".

Apostrophe – Definition

Bei der Apostrophe handelt es sich um ein rhetorisches Stilmittel, das sich dadurch auszeichnet, dass ein Charakter eine Person oder ein Objekt anspricht, das nicht wirklich da ist. Das Objekt kann also imaginär, abwesend oder unbelebt sein. Liegt eine Apostrophe vor, verändert sich die Sprechsituation, indem ein neuer Adressat hinzukommt.

Der Name "Apostrophe" kommt aus dem Spätlateinischen apostropha und dem Griechischen apostrophḗ und kann als "Abkehr" oder "Abwendung" übersetzt werden, was die Bedeutung des Stilmittels widerspiegeln soll.

Apostrophen kommen meist in Form einer rhetorischen Frage, eines Ausrufs (Exklamation) oder eines Einwurfs (Interjektion) vor.

Apostrophe – Beispiel

Apostrophen kommen am häufigsten in Gedichten und Dramen vor. Wenn die Sprechsituation durch die Apostrophe verändert wird, rückt der/die eigentliche Gesprächspartner*in (bspw. das Publikum) in den Hintergrund und beobachtet das Gespräch zwischen der Figur und der neuen (imaginären) Partei. Dies kann verschiedene Formen annehmen, die im Folgenden aufgeführt werden sollen.

Abwesende Instanz (personifiziert)

Sei nicht vermessen, Tod, wenngleich man dich

gewaltig, furchtbar nennt: dies bist du nicht! (John Donne: Sonett über den Tod)

In diesem Beispiel wird deutlich, dass die Figur sich nicht an das Publikum, sondern an den personifizierten Tod wendet. Der Tod ist eine abwesende, abstrakte Instanz/Idee, die angesprochen wird. Der Dichter/Protagonist kann somit seine Gedanken und Emotionen direkt ausdrücken.

O Romeo, Romeo, warum bist du nicht Romeo? Verleugne deinen Vater und entsage deinem Namen, oder willst du nicht, so schwöre mir nur diene Liebe, und ich keine Capulet mehr sein. (Shakespeare: Romeo und Julia)

In dem zweiten Beispiel aus dem zweiten Akt von Shakespeares Tragödie "Romeo und Julia" wird Romeo von Julia angesprochen, obwohl Julia zu diesem Zeitpunkt nicht weiß, dass Romeo in der Nähe ist. Sie richtet sich also an ihn und teilt ihre Gedanken mit, während sie davon ausgeht, dass er nicht anwesend ist.

Abwesende hohe Instanz (Gott)

Figuren können sich auch an höhere Instanzen wie einen Gott wenden und diese direkt ansprechen. Auch hier rückt das eigentliche Publikum/die Leserschaft in den Hintergrund.

Ich kenne nichts Ärmeres

Unter der Sonn' als euch Götter! (Goethe: Prometheus)

In diesem Beispiel spricht Prometheus alle Götter an, um ihnen Vorwürfe zu machen und sie anzuzweifeln. Durch die direkte Ansprache teilt er auch seine Gedanken in direkter Art und Weise mit.

Auch im Alltag sind Apostrophen zu finden, bei denen meist höhere Instanzen angesprochen werden. Z. B.: "Jesus, Maria und Josef" oder "Oh mein Gott".

Direkte Ansprache (des Publikums)

Die Apostrophe kann jedoch auch so verwendet werden, dass die Figur oder der auktoriale Erzähler sich dem Publikum/der Leserschaft zuwendet. Die Leserschaft wird somit zum Gesprächspartner und in die Gedanken eingeweiht.

Du ahnest, dass nur ganz eigne, tief in mein Leben eingreifende Beziehungen diesem Vorfall Bedeutung geben können. (E.T.A. Hoffmann: Der Sandmann)

Der Schriftsteller wendet sich hier aktiv an den Lesenden, indem er ihn in seine Erzählung einbezieht. Die Leserschaft ist in der Schreibsituation des Autors, hier also in der Realität des Erzählenden, nicht anwesend.

Es ist für das Vorliegen einer Apostrophe grundsätzlich egal, ob das angesprochene Objekt oder die Figur entweder momentan abwesend, imaginär oder nur in der Realität des Erzählenden nicht existent ist.

Apostrophe – Wirkung

Die Apostrophe hilft, starke Emotionen auszudrücken, indem die entsprechenden Gedanken des Erzählenden/der literarischen Figur direkt an das jeweilige Objekt gerichtet werden. Dadurch ermöglicht der Autor/ die Autorin einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt des Charakters/des Erzählenden. Dies kann für eine emotionale Atmosphäre sorgen, die die Wahrnehmung des Publikums beeinflussen und intensivieren kann. Ein Text kann durch die Verwendung von Apostrophen grundsätzlich belebt werden.

Besonders wenn der Erzähler sich an das Publikum wendet, das vorher nicht direkt angesprochen wurde, kann die Verwendung der Apostrophe einen Überraschungseffekt haben und die Aufmerksamkeit des Lesenden wecken. Die direkte Ansprache des Publikums kann außerdem für einen besonderen Bund zwischen dem Publikum und der literarischen Figur bzw. Erzählenden sorgen, da das Publikum direkt in die Gedankengänge einbezogen werden kann.

Apostrophe - Das Wichtigste

  • Die Apostrophe zeichnet sich durch die Ansprache einer abwesenden Person oder eines imaginären oder unbelebten Objekts aus.
  • Die Sprechsituation verändert sich, die eigentlichen Gesprächspartner*innen werden zu unbeteiligten Zuhörenden.
  • Werden unbelebte Objekte angesprochen, sind diese meist in Form einer Personifikation zu finden.
  • Entscheidend ist, dass der Sprechende sich an eine abwesende/imaginäre Person/Objekt wendet, dies kann auch nur in der Realität des Sprechenden zutreffen.
  • Die Apostrophe wirkt belebend und verleiht dem Gesagten eine gewisse Eindringlichkeit.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Apostrophe

Die Apostrophe ist ein rhetorisches Stilmittel, das sich durch die Ansprache einer abwesenden Person oder eines imaginären oder unbelebten Objekts auszeichnet.

Die Apostrophe verändert die Sprechsituation, wodurch die Leserschaft/das Publikum eine beobachtende Position einnimmt. Der literarische Text kann lebendiger gestaltet werden und das Gesagt eindringlicher vermittelt werden.

Wodurch zeichnet sich die Apostrophe aus?

Die Apostrophe zeichnet sich durch die Ansprache einer abwesenden Person oder eines imaginären oder unbelebten Objekts aus.

​Inwiefern verändert sich die Sprechsituation durch die Apsotrophe?

Die Sprechsituation verändert sich, indem ein zweites, imaginäres Publikum angesprochen wird. Das eigentliche Publikum wird zum unbeteiligten Zuhörer eines neuen Gesprächs.

Wer oder was kann in einer Apostrophe angesprochen werden?


In der Apostophe können

  • abwesende Instanzen (auch Ideen) angesprochen werden (oft personifiziert)
  • abwesende hohe Instanz (wie Götter)
angesprochen werden.
Es können aber auch Gesprächspartner wie das Publikum direkt angesprochen werden, da sie in der Realität der Schreib-/Erzählsituation nicht anwesend sind.


Nenne Beispiele für Apostrophen, die hohe Instanzen ansprechen.

Beispiele sind:

  • Alter Freund! Immer getreuer Schlaf! Fliehst du mich auch, wie die übrigen Freunde? (Goethe: „Egmont“) 
    • Der „Schlaf“ wird personifiziert
  • „Bedecke deinen Himmel, Zeus, / Mit Wolkendunst!“ (Goethe: „Prometheus“)
    • Zeus als hohe, göttliche Instanz

Nenne ein Beispiel für Apostrophen, die Gesprächspartner direkt ansprechen. 

Ein Beispiel für die direkte Ansprache eines Gesprächspartners ist:

  • Du ahnest, dass nur ganz eigne, tief in mein Leben eingreifende Beziehungen diesem Vorfall Bedeutung geben können (...). (E.T.A. Hoffmann: Der Sandmann)

Der Autor richtet sich direkt an den Lesenden und bezieht ihn in das Gespräch mit ein.


Was ist entscheidend, damit es sich auch bei einer direkten Ansprache des Lesenden noch um eine Apostrophe handelt?

Für das Vorliegen einer Apostrophe ist es grundsätzlich egal, ob das angesprochene Objekt oder die Figur entweder momentan abwesend, imaginär oder nur in der Realität des Erzählenden nicht existent ist. Wenn Gesprächspartner direkt angesprochen werden, ist also entscheidend, dass sie in der Realität des/der Autor*in oder des Erzählenden nicht anwesend sind.

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