Wusstest Du, dass Europa bis vor 10.000 Jahren unter einer großen Eisschicht begraben war? Danach hat sich die Erde wieder erwärmt und die Eismassen haben sich wieder zurückgezogen. Bei diesem Vorgang haben die Eismassen in einer bestimmten Abfolge – der Glazialen Serie – die Oberflächenform der Landschaften geprägt.
Die Glaziale Serie ist also ein Modell, um den Vorgang von schmelzenden Eismassen in der Landschaft zu veranschaulichen.
Glaziale Serie – Entstehung
Während den Eiszeiten war es so kalt, dass die Eismassen von Skandinavien und von den Alpen vorgedrungen sind. Die bis zu drei Kilometer hohen Gletscher schoben sich über die Ostsee bis nach Mitteleuropa. Die Gletscher aus den Alpen dehnten sich bis ins Alpenvorland aus.
Zum Ende der Eiszeit stiegen die Temperaturen wieder und die Gletscher fingen an zu schmelzen. Durch den Rückgang der Gletscher formten diese die Landschaft mit der Glazialen Serie.
Die Kräfte der Gletscher werden auch als glaziale Prozesse bezeichnet. Die glazialen Prozesse beschreiben also die abtragende Wirkung der Gletscher von Gesteinen.
Glaziale Serie – Skizze
Die Glaziale Serie besteht also aus vier Teilen: Grundmoräne, Endmoräne, Sander und Urstromtal.
Grundmoräne
Die erste Hauptform ist die Grundmoräne.
Eine Grundmoräne ist eine aufgeschüttete Landschaft, die durch Eismassen entstanden ist.
Die aufgeschüttete Landschaft ist durch Ablagerungen entstanden. Die Gletscher transportieren Material, wie Kies, Sand, Ton und Schluff – das ist lehmiger Sand – mit sich. Als es wieder wärmer wurde und die Gletscher geschmolzen waren, hat sich dieses Material in der Grundmoräne abgelagert.
Neben den kleineren Materialien wurden aber auch Meter große Gesteinsbrocken abgelagert. Diese werden als „Findlinge“ bezeichnet.
Grundmoränen sind in Norddeutschland und im Alpenvorland zu finden. Die Landschaft der Grundmoräne ist hügelig. Die muldenförmigen Becken werden auch als Zungenbecken bezeichnet. Der Name kommt von der Gletscherzunge, die dort lag.
In Abbildung 3 kannst Du eine solche Gletscherzunge erkennen:
Abbildung 3: Eine Gletscherzunge
In einigen dieser Zungenbecken hat sich Wasser angesammelt und einen See gebildet. Diese Seen nennt man Zungenbeckenseen.
Beispiele für solche Seen sind der Starnberger See und der Chiemsee.
Für weitere Informationen dazu klicke auf „Zungenbeckensee“, um zur passenden Erklärung zu gelangen.
Endmoräne
Die Endmoräne, auch Stirnmoräne genannt, folgt nach der Grundmoräne.
Eine Endmoräne ist eine wallartige Aufschüttung von Materialien am Ende einer Eismasse.
Die Aufschüttung entsteht, wenn der Gletscher sich fortbewegt und an seiner Front Gestein mit sich schiebt und dabei einen Wall bildet.
Die Abbildung 4 zeigt eine Endmoräne mit dem aufgeschütteten Wall.
Abbildung 4: Endmoräne
Zieht sich der Gletscher zurück, weil er schmilzt, bleibt der Wall übrig. Der Wall kann eine Höhe von bis zu 100 Meter und eine Länge von über 100 Kilometer haben. Dieser Wall wird dann als Endmoräne bezeichnet.
Ein Beispiel für eine Endmoränenlandschaft sind die Helpter Berge in Mecklenburg-Vorpommern im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.
Sander
Nach der Endmoräne folgt der Sander, auch als Schotterebene bezeichnet.
Sander sind kleine Aufschüttungen vom abgelagerten Material eines Gletschers. Schmelzwasser hat dabei das Material in die Sander transportiert.
Sander sind nicht durch die direkte Einwirkung der Eismassen entstanden. Als die Gletscher immer mehr geschmolzen sind, haben sich viele kleine Schmelzwasserströme gebildet.
In der Abbildung 5 kannst Du solche Schmelzwasserströme erkennen:
Abbildung 5: Schmelzwasserströme im Sander
Diese Schmelzwasserströme haben Material aus den Gletschern transportiert, das sich hinter der Endmoräne abgelagert hat. Durch den Transport hat sich das Gestein „abgenutzt“.
Je weiter die Endmoräne entfernt ist, desto feiner ist das Material. Kies ist das gröbste, Sand und Ton das feinste.
Urstromtal
Das Urstromtal bildet das Ende der Glazialen Serie.
Urstromtal ist ein durch Gletscher gebildetes Tal, in dem sich Schmelzwasser gesammelt hat.
Das Schmelzwasser fließt vom Sander in das Urstromtal. Dann spült das Wasser große und breite Täler aus. Heute sind das unter anderem die Flussläufe von den Flüssen, Oder, Elbe oder Weichsel.
Ein Beispiel für so ein Urstromtal ist das Elbe-Urstromtal in Norddeutschland (Abbildung 6).
Abbildung 6: Das Elbe-Urstromtal
Im Alpenvorland gibt es allerdings keine Urstromtäler. Dort sorgen Flüsse, wie der Rhein dafür, dass das Schmelzwasser der Eismassen abfließen kann. Die glaziale Serie ist also nicht überall ideal ausgebildet.
Glaziale Serie in Deutschland – Beispiele
Beispiele für die Glaziale Serie findest Du auch bei uns in Deutschland: in Norddeutschland und im Alpenvorland. Es gibt allerdings ein paar Unterschiede zwischen diesen zwei Gebieten.
Glaziale Serie – Norddeutschland
Bis nach Norddeutschland reichte das skandinavische Eisschild. Die Glaziale Serie erfolgt hier von Norden nach Süden. Die Endmoränen in Norddeutschland sind niedriger als im Alpenvorland.
Auch in der Mecklenburgischen Seenplatte kann man die Spuren der Glazialen Serie noch heute erkennen. Die Landschaft wurde durch den Gletscherrand und das Schmelzwasser geformt. Noch heute sind dort viele Seen zu finden.
Glaziale Serie – Alpenvorland
Die Gletscher der Alpen reichten bis ins Alpenvorland. Unterschieden werden hier die Grundmoräne, die Endmoräne und die Sander. Im Alpenvorland findest Du statt Sander eher Schotterebenen. Wie schon erwähnt, gibt es im Alpenvorland keine Urstromtäler.
In den Zungenbecken bildeten sich Zungenbeckenseen, wie die Seen im Salzkammergut. Eine typische Form in den Zungenbecken sind die sogenannten Drumlins.
Drumlins sind längliche Hügel, deren Längsachse in der Bewegungsrichtung der Gletscher liegt.
In der Abbildung 8 kannst Du Drumlins um den Ort Raderach am Bodensee sehen.
Abbildung 8: Drumlins
Glaziale Serie – Nutzung
Die Glaziale Serie kann auch wirtschaftlich genutzt werden.
Die Grundmoräne hat einen hohen Lehmanteil und Mineralanteil. Dadurch kann in diesem Gebiet hochwertige Landwirtschaft betrieben werden. Angebaut werden hier unter anderem Gerste, Weizen und Zuckerrüben.
In den Endmoränen kannst Du viel Wald finden. Freie Flächen werden landwirtschaftlich für den Anbau von Roggen und Futtergetreide genutzt.
Die Sander werden hingegen landwirtschaftlich kaum genutzt. Auf den Sanderflächen halten Viehzüchter unter anderem Kühe und Schweine.
Die Urstromtäler haben einen hohen Grundwasserstand. Hier findest Du Obst- und Gemüseanbau sowie Rinderzucht.
Glaziale Serie – Das Wichtigste
Die Glaziale Serie ist eine typische Abfolge von eiszeitlichen Landformen.
Die Glaziale Serie besteht aus vier Hauptformen: Grundmoräne, Endmoräne, Sander und Urstromtal.
Die Glaziale Serie entstand durch skandinavische und alpine Eismassen, die bis nach Mitteleuropa gereicht haben.
In Norddeutschland sind die Endmoränen niedriger, als im Alpenvorland.
Im Alpenvorland gibt es keine Urstromtäler, weil der FlussRhein das Schmelzwasser abtransportiert hat.
Die Glaziale Serie wird für die Landwirtschaft und die Viehwirtschaft genutzt.
Ernst Klett Verlag (2019). Infoblatt Glaziale Serie. klett.de (18.06.2022)
geographiestudium.com: Glaziale Serie – Definition, Entstehung und Hauptformen. (18.06.2022)
Abbildung 4: Endmoräne Schwiggerow (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/45/Endmor%C3%A4ne_Schwiggerow.JPG/1280px-Endmor%C3%A4ne_Schwiggerow.JPG) von Mehlauge unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en)
Abbildung 5: Skeidarásandur from Skaftafell (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/17/Skeidar%C3%A1sandur_from_Skaftafell.jpg/1280px-Skeidar%C3%A1sandur_from_Skaftafell.jpg) von Laurent Deschodt (https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Laurent_Deschodt) unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en)
Abbildung 6: Biosphärenreservat FlusslandschaftElbe (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/79/Biosph%C3%A4renreservat_Flusslandschaft_Elbe.jpg?20210713132907) von Markus Beck (https://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=User:Mbeckhh) unter der Lizenz CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en)
Abbildung 8: Drumlin (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/a1/Drumlin_1789.jpg/1280px-Drumlin_1789.jpg) von Martin Groll unter der Lizenz CC BY 3.0 DE (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en)
Lerne schneller mit den 0 Karteikarten zu Glaziale Serie
Melde dich kostenlos an, um Zugriff auf all unsere Karteikarten zu erhalten.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Glaziale Serie
Wie entstand die glaziale Serie?
Die glaziale Serie entstand durch eine weite Ausbreitung der skandinavischen und alpinen Gletscher. Als diese anfingen zu schmelzen, haben sie typische Landschaftsformen hinterlassen, die mit der glazialen Serie veranschaulicht werden.
Welche Landschaftsformen gehören zur glazialen Serie?
Zur glazialen Serie gehören die Landschaftsformen Grundmoräne, Endmoräne, Sander oder Schotterebenen und das Urstromtal.
Warum ist die glaziale Serie selten ideal ausgebildet?
Die glaziale Serie ist selten ideal ausgebildet, weil im Alpenvorland etwa die Urstromtäler fehlen.
Was sind glaziale Prozesse?
Gaziale Prozesse beschreiben also die abtragende Wirkung der Gletscher von Gesteinen.
Wie stellen wir sicher, dass unser Content korrekt und vertrauenswürdig ist?
Bei StudySmarter haben wir eine Lernplattform geschaffen, die Millionen von Studierende unterstützt. Lerne die Menschen kennen, die hart daran arbeiten, Fakten basierten Content zu liefern und sicherzustellen, dass er überprüft wird.
Content-Erstellungsprozess:
Lily Hulatt
Digital Content Specialist
Lily Hulatt ist Digital Content Specialist mit über drei Jahren Erfahrung in Content-Strategie und Curriculum-Design. Sie hat 2022 ihren Doktortitel in Englischer Literatur an der Durham University erhalten, dort auch im Fachbereich Englische Studien unterrichtet und an verschiedenen Veröffentlichungen mitgewirkt. Lily ist Expertin für Englische Literatur, Englische Sprache, Geschichte und Philosophie.
Gabriel Freitas ist AI Engineer mit solider Erfahrung in Softwareentwicklung, maschinellen Lernalgorithmen und generativer KI, einschließlich Anwendungen großer Sprachmodelle (LLMs). Er hat Elektrotechnik an der Universität von São Paulo studiert und macht aktuell seinen MSc in Computertechnik an der Universität von Campinas mit Schwerpunkt auf maschinellem Lernen. Gabriel hat einen starken Hintergrund in Software-Engineering und hat an Projekten zu Computer Vision, Embedded AI und LLM-Anwendungen gearbeitet.
StudySmarter ist ein weltweit anerkanntes Bildungstechnologie-Unternehmen, das eine ganzheitliche Lernplattform für Schüler und Studenten aller Altersstufen und Bildungsniveaus bietet. Unsere Plattform unterstützt das Lernen in einer breiten Palette von Fächern, einschließlich MINT, Sozialwissenschaften und Sprachen, und hilft den Schülern auch, weltweit verschiedene Tests und Prüfungen wie GCSE, A Level, SAT, ACT, Abitur und mehr erfolgreich zu meistern. Wir bieten eine umfangreiche Bibliothek von Lernmaterialien, einschließlich interaktiver Karteikarten, umfassender Lehrbuchlösungen und detaillierter Erklärungen. Die fortschrittliche Technologie und Werkzeuge, die wir zur Verfügung stellen, helfen Schülern, ihre eigenen Lernmaterialien zu erstellen. Die Inhalte von StudySmarter sind nicht nur von Experten geprüft, sondern werden auch regelmäßig aktualisiert, um Genauigkeit und Relevanz zu gewährleisten.