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Narzissmus

Narzissmus ist ein Begriff, der oft im Alltag verwendet wird. Verhält sich jemand egoistisch oder eingebildet, wird er/sie meist als narzisstischer Mensch bezeichnet. Doch die Bedeutung von Narzissmus ist nicht, wie häufig im allgemeinen Sprachgebrauch verwendet, lediglich das an den Tag legen von selbstsüchtigem Verhalten, sondern eine tiefgreifende Persönlichkeitsstörung.

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Narzissmus ist ein Begriff, der oft im Alltag verwendet wird. Verhält sich jemand egoistisch oder eingebildet, wird er/sie meist als narzisstischer Mensch bezeichnet. Doch die Bedeutung von Narzissmus ist nicht, wie häufig im allgemeinen Sprachgebrauch verwendet, lediglich das an den Tag legen von selbstsüchtigem Verhalten, sondern eine tiefgreifende Persönlichkeitsstörung.

Narzissmus – Bedeutung

Persönlichkeitsstörungen bestehen aus starken Ausprägungen der Persönlichkeit, die durch unflexible und starre Persönlichkeitsmerkmale (wie überdurchschnittlich misstrauische oder emotional instabile Verhaltensweisen) gekennzeichnet sind.

Eine Form der Persönlichkeitsstörung ist die narzisstische Persönlichkeitsstörung. Umgangssprachlich beschreibt man einen "narzisstischen" Menschen als egoistisch, arrogant und selbstsüchtig. Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung ist jedoch eine extreme Störung der Persönlichkeit.

Wenn Du noch mehr über die verschiedenen Arten von Persönlichkeitsstörungen erfahren möchtest, lies Dir doch mal die Erklärung "Persönlichkeitsstörungen" durch.

Narzissmus – Definition

Die folgende Definition zeigt, was in der Psychologie unter Narzissmus verstanden wird:

Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung besteht aus einem erheblichen Muster von Selbstbewunderung, einem ständigen Bedürfnis nach Anerkennung und mangelnder Empathiefähigkeit. Weitere Anzeichen einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung sind ein mangelndes Selbstwertgefühl und eine starke Empfindlichkeit gegenüber Kritik.

Narzissmus erkennen: Anzeichen und Symptome

Echten Narzissmus zu erkennen, ist nicht so einfach. Häufig werden im Alltag Urteile darüber, wer ein Narzisst oder eine Narzisstin ist, schnell anhand oberflächlicher Einschätzungen getroffen. Es gibt jedoch bestimmte Anzeichen und Symptome, anhand derer Narzissmus erkannt werden kann.

Anzeichen Narzissmus

Die Anzeichen für Narzissmus sind in den meisten Fällen ausgeprägte Selbstbewunderung, übersteigerte Eitelkeit und ein extremes Selbstbewusstsein. Letzteres dient den Betroffenen besonders dazu, ihr geringes Selbstwertgefühl durch übertriebene Selbstsicherheit zu überspielen. Ebenso mangelt es Narzisst*innen überwiegend an Empathiefähigkeit.

Häufig überschätzen sie dabei ihre eigenen Fähigkeiten oder stellen sie besser dar, als sie in Wirklichkeit sind. Außerdem neigen Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung oft dazu zu lügen, um Zuwendung und Anerkennung zu erhalten.

Das kann zum Beispiel so ablaufen:

Ein*e Narzisst*in prahlt mit beruflichen Leistungen und tritt sehr statusbewusst auf. Wird eine Person mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung auf der Arbeit gelobt, dann gibt sie damit vor den Arbeitskollegen und Arbeitskolleginnen an, um Aufmerksamkeit und Anerkennung zu bekommen.

Narzissmus – Symptome

Nach der ICD-11 und dem DSM 5 müssen mindestens fünf der folgenden Symptome für Narzissmus vorliegen, um eine narzisstische Persönlichkeitsstörung zu diagnostizieren:

Die Betroffenen...

  • haben ein übersteigertes Gefühl ihrer eigenen Wichtigkeit.
  • haben Fantasien von Dingen wie grenzenlosem Erfolg oder Macht.
  • sind überzeugt davon, besonders und einzigartig zu sein.
  • erwarten von ihrem Mitmenschen übermäßige Bewunderung.
  • nutzen andere aus, um ihren Willen durchzusetzen.
  • besitzen keine Empathiefähigkeit.
  • empfinden oft Neid gegenüber anderen.
  • verhalten sich sehr arrogant und überheblich.

Die Narzissmus-Symptome sind allerdings nicht immer so deutlich, zum Beispiel wird die Überheblichkeit nicht immer offensichtlich nach außen gezeigt. Anzeichen sind häufig nur erkennbar, wenn man sehr genau darauf achtet.

Die ICD-11 ("International Classification of Diseases", 11. Auflage) ist ein weltweit anerkanntes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen.

Das "Diagnostische und Statistische Handbuch Psychischer Störungen" (DSM 5, engl.: "Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders") ist ein Klassifikationssystem der APA (American Psychiatric Association). Es wird vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika genutzt. In Europa dient es meist als Ersatz oder Ergänzung für die ICD-11.

Neben den Persönlichkeitsstörungen gibt es viele weitere Formen von psychischen Störungen. Wenn Du Dich mit diesen Formen noch weiter auseinandersetzen willst, klick auch in die Erklärung "Diagnose und Therapien psychischer Störungen" rein.

Narzissmus – Typen

Der Narzissmus wird in drei verschiedene Typen (auch Subtypen genannt) unterteilt. In der folgenden Tabelle lernst Du die einzelnen Typen und das, was sie auszeichnet, genauer kennen.

TypusBeschreibung Beispiel
exhibitionistischer Typus
  • Die Großartigkeit wird öffentlich herausgestellt.
  • Das Auftreten wirkt sehr selbstbewusst.
  • Betroffene sind ihren Mitmenschen gegenüber arrogant und kühl.
  • Dieser Typus wird oft auch als offener Narzissmus bezeichnet.
Wenn Johannes seinen Freund*innen von seinem Job berichtet, erzählt er immer wie unglaublich gut er seine Arbeit macht. Oft spricht er davon, dass er eigentlich auch den ganzen Laden alleine leiten könnte. Wird Johannes auf der Arbeit von seinem Chef kritisiert oder verbessert, dann sieht Johannes seine Fehler nie ein. Es kann nicht sein, dass er etwas falsch gemacht hat, sondern das Problem muss an seinen Kolleg*innen liegen.
grandios-maligner Typus
  • Dieser Typus stellt eine Mischform aus Narzissmus, Aggression, Paranoia und antisozialem Verhalten dar.
  • Die Betroffenen sind von ihrer Großartigkeit überzeugt.
  • Sie fühlen sie sich von anderen nicht angemessen wertgeschätzt.
  • Außerdem rächen sie sich ohne Reuegefühl.
  • Das passiert selbst dann, wenn die Zurückweisungen, die sie anderen unterstellen, nicht real sind.
Remus ist überzeugt, dass er seinen Job überdurchschnittlich gut macht. Als ihm jedoch ein Fehler unterläuft und sein Arbeitskollege James ihn darauf anspricht, sieht Remus seinen Fehler nicht. Er nimmt an, dass James nur eifersüchtig auf seine tollen Leistungen ist, weshalb er sich überlegt, wie er James das nächste Mal bei ihrem Chef ankreiden kann, um James' Stellung in der Firma zu gefährden.
vulnerabler-fragiler Typus
  • Betroffene sind extrem verletzlich, schüchtern und hypersensibel.
  • Zudem sind sie selbstfixiert und empathielos.
  • Kritik oder Zurückweisungen können bei ihnen schwere Krisen auslösen.
  • Dieser Typus wird auch verdeckter Narzissmus genannt.
Mona achtet im Büro stets nur darauf, dass ihre Arbeit getan ist. Wenn sie etwas Zeit übrig hat, kümmert sie sich immer nur darum, dass ihre Aufgaben erledigt sind, statt ihren Kolleg*innen einmal unter die Arme zu greifen. Als ihre Kollegin Luna von ihrem Chef Ärger bekommt, weil sie aufgrund eines Trauerfalls in der Familie Dokumente nicht rechtzeitig abgegeben hat, zeigt Mona keinerlei Verständnis. Als jedoch Mona von ihrem Chef freundlich darum gebeten wird, das nächste Mal daran zu denken, das Papier im Drucker aufzufüllen, reagiert Mona extrem verletzt und fühlt sich gleich stark kritisiert.

Nur, weil sich eine Person arrogant verhält oder Probleme damit hat, mit Kritik umzugehen, bedeutet das nicht, dass eine narzisstische Persönlichkeitsstörung vorliegt. Erst, wenn die Verhaltensweisen den Alltag der Person und deren soziales Umfeld unter eine negative Dauerbelastung stellen, liegt eine Persönlichkeitsstörung vor. Sind Züge einer Persönlichkeitsstörung vorhanden, aber nicht stark ausgeprägt, spricht man auch von einer Akzentuierung.

Narzissmus – Ursachen

Gründe und Ursachen für Narzissmus sind vielfältig. Studien ergaben, dass die Vererbung bei der narzisstischen Persönlichkeitsstörung eine größere Rolle spielt als bei anderen Persönlichkeitsstörungen. Aber auch Umwelteinflüsse (wie das soziale oder familiäre Umfeld) haben einen großen Einfluss. Viele Expert*innen gehen davon aus, dass sich Narzissmus bereits in der Kindheit entwickelt und dass die narzisstische Störung auf ungünstige Beziehungen mit Bezugspersonen zurückzuführen ist.

Forscher*innen gehen außerdem davon aus, dass Faktoren, wie familiäre Einflüsse (z. B. emotional kalte oder aggressive Eltern) zu einer übersteigerten Selbstdarstellung führen können. Kinder, die wenig Anerkennung bekommen, verarbeiten diese Verletzung des Selbstwerts durch das Konzentrieren auf Leistungen, für die sie gelobt werden. Ein weiterer möglicher Einflussfaktor, ist es, wenn Kinder von den Eltern keine Grenzen aufgezeigt bekommen.

Narzissmus – Therapie

Die Therapie von Narzissmus birgt einige Schwierigkeiten. Narzisstische Personen sehen in ihrem eigenen Verhalten oft keine Probleme. Sie sind der festen Meinung, großartig zu sein und sehen die Fehler nie bei sich. Dementsprechend nehmen sie keine Kritik an und zeigen wenig Krankheitseinsicht, weshalb sie sich selten in eine Therapie begeben. Meist kommt es erst aufgrund zusätzlicher psychischer Störungen (wie Depressionen oder Suchtprobleme) zu einer Behandlung.

Bei der Behandlung von narzisstischen Persönlichkeitsstörungen kommen oft psychotherapeutische Verfahren zum Einsatz. Der/Die Therapeut*in hilft dem/der Betroffenen, die eigenen Verhaltensweisen und Gefühle besser nachvollziehen zu können. Narzisstische Verhaltensweisen dienen oft dazu, negative Gefühle zu kompensieren. Die Überheblichkeit und Arroganz wirkt sich häufig negativ auf die Mitmenschen der/des Betroffenen aus, was die Betroffenen aber aufgrund ihrer mangelnden Empathiefähigkeit nicht begreifen oder erkennen.

Der/Die Betroffene arbeitet in einer Therapie vorwiegend an seiner/ihrer Empathiefähigkeit, um die Beziehung zu anderen Menschen zu verbessern. Gemeinsam mit dem Therapeuten oder der Therapeutin werden neue Verhaltensstrategien entwickeln, die den Umgang mit anderen Menschen verbessern sollen.

Das Therapieziel ist also nicht, die narzisstische Person zu einem anderen Menschen machen. Es soll ein Angebot an den Betroffenen sein, mithilfe des Therapeuten oder der Therapeutin extreme Verhaltens- und Denkweisen zu verändern und somit das eigene Leben zu erleichtern und verbessern.

Mehr zu dem Thema Behandlung psychischer Störungen erfährst Du in der Erklärung "Kognitive Verhaltenstherapien".

Narzissmus Hilfe in Krisensituationen und psychischen Notlagen StudySmarter

Narzissmus - Das Wichtigste

  • Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung besteht aus einem erheblichen Muster von Selbstbewunderung, einem ständigen Bedürfnis nach Anerkennung und mangelnder Empathiefähigkeit.
  • Es gibt drei Typen von Narzissmus:
    • exhibitionistischer Typus
      • Die Großartigkeit wird öffentlich herausgestellt.
      • Das Auftreten wirkt sehr selbstbewusst.
      • Außerdem verhalten sich Betroffene ihren Mitmenschen gegenüber arrogant und kühl.
    • grandios-maligner Typus
      • Dieser Typus stellt eine Mischform aus Narzissmus, Aggression, Paranoia und antisozialem Verhalten dar.
      • Menschen dieses Typs sind von ihrer Großartigkeit überzeugt und fühlen sie sich von anderen nicht angemessen wertgeschätzt.
      • Betroffene rächen sie sich ohne Reuegefühl.
    • vulnerabler-fragiler Typus
      • Betroffene sind extrem verletzlich, schüchtern und hypersensibel.
      • Sie sind auf sich selbst fixiert und empathielos.
      • Kritik oder Zurückweisungen können schwere Krisen auslösen.
  • Vererbung und Umwelteinflüsse können Ursachen für eine narzisstische Persönlichkeitsstörung sein.

Nachweise

  1. Wörterbuch der Psychiatrie und medizinischen Psychologie (1984). Urban & Schwarzenberg.
  2. Grundwissen Psychologie - Sekundarstufe II (2022). Cornelsen Verlag GmbH
  3. Narzissmus. Eine erzieherische Herausforderung in pädagogischen und sozialen Praxisfeldern (1994). Roland Mugerauer.
  4. ICD-11: International Classification of Diseases 11. Revision (2022). Hogrefe.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Narzissmus

Ein*e Narzisst*in verhält sich vorwiegend selbstbewundernd, eitel und empathielos.

Es gibt drei Subtypen des Narzissmus: den exhibitionistischen Typus, den grandios-malignes Typus und den vulnerablen-fragilen Typus.

Es gibt nicht die eine Ursache, vielmehr sind die Ursachen vielfältig. Vererbung und Umwelteinflüsse spielen eine große Rolle.

Unter Narzismuss versteht man eine Persönlichkeitsstörung, bei der es zu einem tiefgreifenden Muster von Selbstbewunderung (in Fantasie oder Verhalten) kommt. Personen mit dieser Störung verfügen über ein übertriebenes Selbstwertgefühl und keine Empathiefähigkeit.

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