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Suchterkrankungen

Du kennst vermutlich den Sänger Ed Sheeran. Er erreicht Menschen weltweit nicht nur mit seiner Musik, sondern auch mit seinem Kampf gegen die Drogensucht. Um clean (englisch für: "nicht mehr drogenabhängig") zu werden, nahm er sich sogar ein Jahr Auszeit – so konnte er sich ausschließlich auf seine Gesundheit konzentrieren. Es gibt viele Arten von Suchterkrankungen, und viele verschiedene Ursachen, die zu einer Suchterkrankung führen können. Symptome und Behandlung von Suchterkrankungen verläuft allerdings unabhängig vom Suchtmittel sehr ähnlich.

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Suchterkrankungen, Hilfe in Krisensituationen und psychischen Notlagen, StudySmarter

Du kennst vermutlich den Sänger Ed Sheeran. Er erreicht Menschen weltweit nicht nur mit seiner Musik, sondern auch mit seinem Kampf gegen die Drogensucht. Um clean (englisch für: "nicht mehr drogenabhängig") zu werden, nahm er sich sogar ein Jahr Auszeit – so konnte er sich ausschließlich auf seine Gesundheit konzentrieren. Es gibt viele Arten von Suchterkrankungen, und viele verschiedene Ursachen, die zu einer Suchterkrankung führen können. Symptome und Behandlung von Suchterkrankungen verläuft allerdings unabhängig vom Suchtmittel sehr ähnlich.

Suchterkrankungen – Definition Psychologie

Eine Suchterkrankung beschreibt laut Definition der ICD-11 eine krankhafte Abhängigkeit und das zwingende Verlangen nach einem bestimmten Genuss- oder Rauschmittel oder aber auch nach einem bestimmten stoffgebundenen Erlebniszustand (z. B. Rausch). Diese Definition beschreibt somit nur stoffgebundene Süchte. Eine allgemeinere Definition bezieht sich nicht nur auf stoffgebundene, sondern auch nicht stoffgebundene Süchte. Dabei wird der Begriff Suchterkrankung folgendermaßen definiert:

Der Begriff Sucht bezeichnet die Abhängigkeit von einer Substanz oder aber auch einem bestimmten Verhalten.

Von einer Suchterkrankung spricht man also nicht nur bei einer psychischen oder physischen Abhängigkeit von einer Substanz, sondern auch bei einer Abhängigkeit von einer Tätigkeit bzw. von einem Verhalten, wie beim Glücksspiel.

Die Erkrankung entsteht dadurch, dass ein Suchtmittel oder eine Verhaltensweise auf das Belohnungszentrum im Gehirn wirkt, indem es dort ein positives Gefühl auslöst. Eine Sucht ist demnach keine Charakterschwäche, sondern eine Krankheit, die einer Fehlregulierung im Gehirn entspringt.

Die ICD-11 ("International Statistical Classification of Diseases") ist das wichtigste, weltweit anerkannte Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen, das von der WHO (World Health Organization) eingeführt wurde. Die Ziffer 11 in der ICD-11 steht für die 11. Edition. Das ist die Edition, die derzeit verwendet wird.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nutzte von 1957 bis 1964 den Begriff Sucht. Diese Bezeichnung wurde später durch die Begriffe Missbrauch und Abhängigkeit ersetzt.

Suchterkrankungen – Symptome

Laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) gibt es insgesamt sechs Anzeichen, die auf eine Suchterkrankung hindeuten können. Diese Symptome gelten unabhängig davon, ob es sich bei dem Suchtmittel um eine Substanz oder ein bestimmtes Verhalten handelt. Folgende Anzeichen weisen auf eine Sucht hin:

  • starkes und zwanghaftes Verlangen zum Konsum:der Zwang, eine Substanz zu konsumieren oder etwas immer wieder zu tun
  • reduzierte Kontrollfähigkeit über den Beginn und die Beendigung des Konsums:kaum Kontrolle darüber, wann, wie lange und in welcher Menge ein Suchtmittel konsumiert wird
  • das Fortsetzen des Konsums trotz bekannter negativer Folgen (Abstinenzunfähigkeit):Unfähigkeit auf eine Substanz oder ein Verhalten zu verzichten
  • Toleranzbildung: psychische und physische Gewöhnung, weswegen Erkrankte immer größere Mengen einer Substanz benötigen, um den gewünschten Effekt zu erzielen
  • Häufung von Entzugssymptomenbei Einschränkung des Konsums:
    • Entzugserscheinungen bei Substanzabhängigkeit wie Schwitzen, Frieren, Zittern, starke Gliederschmerzen, Schlafstörungen, Halluzinationen, Krampfanfälle und Kreislaufzusammenbruch
    • Entzugserscheinungen bei Verhaltenssüchten wie Nervosität und Aggressionen
  • das Vernachlässigen des sozialen Umfelds:Verlust von Interesse an anderen Beschäftigungen, wie Hobbys, sozialen Kontakten oder dem Job

Psychische Störungen können Einfluss auf das Entwickeln einer Suchterkrankung haben. Mehr darüber kannst Du in der Erklärung "Psychische Störungen" lernen.

Suchterkrankung – ICD-10

Eine Sucht liegt laut ICD-10 erst dann vor, wenn eine Person an mindestens drei der eben aufgelisteten Symptome leidet. Wenn weniger als drei Symptome vorliegen, es aber dennoch zu körperlichen oder psychischen Problemen kommt, dann spricht man von einem schädlichen Gebrauch/Missbrauch einer Substanz.

Suchterkrankung kann auch verschiedene psychische Störungen zur Folge haben (wie z. B. Psychosen). Eine Psychose fasst viele (oft vorübergehende) psychische Störungen zusammen, bei denen die Realität verändert wahrgenommen oder verarbeitet wird.

Wird eine Psychose durch Drogenmissbrauch ausgelöst, spricht man von einer drogeninduzierten Psychose. Die Drogenpsychose kann durch unterschiedliche Substanzen hervorgerufen werden und kann sowohl akut auftreten als auch chronisch werden. Mehr darüber kannst Du in den Erklärungen "Psychose" und "Drogeninduzierte Psychosen" lernen.

Suchterkrankungen – Beispiele

An dem Beispiel von Zahra ist zu sehen, wie sich eine Spielsucht äußert:

Zahra empfindet ein geradezu zwanghaftes Verlangen danach, Glücksspiele zu spielen. Sie merkt kaum, wie sie immer mehr Zeit im Casino oder im Wettbüro verbringt. Wenn sie zu Hause ist, fällt es ihr schwer, ihrer Mitbewohnerin zuzuhören. Meistens checkt sie auf ihrem Handy oder dem Laptop ihre Wetten oder spielt online Glücksspiele.

Auch wenn Zahra schon enorme Verluste mit ihren Glücksspielen und Wetten gemacht hat, die große Schulden zur Folge haben, spielt sie weiter. Eigentlich hatte sie angefangen zu spielen, um ihre Schulden von 5.000 € zu begleichen. Allerdings fing sie an, den Rausch und das pulsierende Gefühl, das mit dem Spielen einherging, von Anfang an so sehr zu genießen, dass sie zum Spaß immer weiter spielte. Aus Spaß wurde aber schnell ein Drang und nun hat Zahra weitaus größere Schulden als 5.000 €.

Vor ihrer Mitbewohnerin Miriam verheimlicht Zahra das Glücksspielen. Das ist oft gar nicht so leicht und zwingt Zahra dazu, Pausen einzulegen. Wenn sie aber nicht spielt, verspürt sie eine große Nervosität und Reizbarkeit. Dieser innere Druck erhört das Verlangen nur noch mehr wieder zu spielen.

Das folgende Beispiel von Lars zeigt, wie eine Alkoholsucht entstehen kann:

Lars ist eher schüchtern. Mit 16 hat er auf der Geburtstagsfeier eines Freundes zum ersten Mal Bier getrunken. Auch wenn es ihm zu Beginn nicht sonderlich geschmeckt hat, mochte er das Gefühl, das schon das erste Bier in ihm ausgelöst hat: Er hat sich ganz unbeschwert gefühlt und sich plötzlich getraut, vor der ganzen Gruppe Witze zu machen. Seine Kumpels fanden ihn witzig. Sogar Anna hat über seine Witze gelacht, sodass er sich endlich getraut hat, sie anzusprechen.

Lars trinkt jetzt öfter mit seinen Kumpels Bier. Nach einer Weile merkt er, dass er das erste Bier kaum noch spürt. Erst beim dritten oder vierten nimmt er das angenehme Entspannungsgefühl wahr. Dass er bald immer mehr trinkt, als seine Freunde, fällt ihm nicht auf.

Inzwischen hat Lars ein Studium begonnen. Er trinkt jetzt jedes Wochenende zum Feiern drei oder vier Bier und auch öfter mal einen Schnaps. Immer öfter trinkt er auch unter der Woche abends ein Bier. Dann aber lieber alleine, denn seine Freunde und Anna haben ihn schon darauf angesprochen, dass er so viel trinkt. Dabei ist es doch gar nicht so viel, er merkt kaum etwas davon ...

Arten von Suchterkrankungen

Es gibt verschiedene Arten von Suchterkrankungen. Es gibt, wie Du bereits gelernt hast, Süchte, die an Substanzen gebunden sind und diejenigen, die nicht an Substanzen gebunden sind. Die substanzungebundenen Suchterkrankungen werden auch als Verhaltenssüchte bezeichnet.

Substanzgebundene Suchterkrankungen – Liste

Substanzgebundene Suchterkrankungen sind Erkrankungen, bei denen eine Abhängigkeit nach einem bestimmten Genuss- oder Rauschmittel vorliegt. Dazu gehören unter anderem die Sucht nach illegalen Substanzen, wie LSD oder Kokain, aber auch nach legalen Rauschmitteln, wie Alkohol. Die folgende Liste gibt Dir einen Überblick über substanzbezogene Suchterkrankungen:

Art der SuchterkrankungBeschreibung
Alkoholsucht
  • physische und/oder psychische Abhängigkeit von Alkohol
  • mögliche Folgen: Leberschäden, Schäden an Bauchspeicheldrüse, Magen und Darmprobleme, Herz-Kreislauf Probleme, Ängste, Depressionen, Jobverlust, Zerstörung von zwischenmenschlichen Beziehungen
Drogensucht
  • physische und/oder psychische Abhängigkeit von einem Suchtmittel, wie Cannabis, LSD
  • mögliche Folgen: Organ- und Gehirnschäden, Ängste, Depression, Jobverlust, Zerstörung von zwischenmenschlichen Beziehungen
Medikamentensucht
  • physische und psychische Abhängigkeit von einem Medikament, meistens Beruhigungs-, Schlaf- und Schmerzmittel
  • mögliche Folgen: Organ- und Gehirnschäden, Ängste, Depression, Jobverlust, Zerstörung von zwischenmenschlichen Beziehungen
Nikotinsucht
  • physische und psychische Abhängigkeit von Nikotinwirkung
  • mögliche Folgen: Schäden an Lunge und Herz, gesteigertes Krebsrisiko, höheres Risiko Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erleiden

LSD steht als Abkürzung für das Halluzinogen Lysergid, das zu einer der wirkungsstärksten bekannten Drogen gehört. Am häufigsten zeigen sich bei der Einnahme optische und akustische Halluzinationen (z. B. werden Farben und Töne intensiver wahrgenommen oder Gegenstände scheinen sich zu verformen oder zu verändern).

Substanzungebundene Suchterkrankungen – Liste

Von substanzungebundenen Süchten bzw. Verhaltenssüchten spricht man bei einer Abhängigkeit nach einem bestimmten Erlebniszustand. Das bedeutet, es besteht eine Abhängigkeit von einer Tätigkeit bzw. von einem Verhalten, wie bei der Spielsucht. Die folgende Liste gibt Dir einen Überblick über substanzungebundene Suchterkrankungen:

Art der SuchterkrankungBeschreibung
Essstörungsformen
  • Hauptformen von Essstörungen:
    • Bulimie (Essstörung mit Wechsel zwischen stark kontrolliertem Essverhalten und Heißhungerattacken)
    • Anorexie (Hungern, Einschränken der Speisenauswahl oder exzessives Treiben von Sport)
    • Binge Eating (wiederkehrende und sehr exzessive Essanfälle)
  • mögliche Folgen: Mangelernährung, Zahnschäden, Entzündung der Speiseröhre, Herzrhythmusstörungen, Schäden an der Niere
Internetsucht
  • Internetsucht wird auch Handysucht/Onlinesucht genannt
  • mögliche Folgen: Leistungsabfall, Verlust von Freunden, negative Auswirkungen auf Schule oder Beruf
Spielsucht
  • zwanghafter Drang danach, Glücksspiele zu spielen (etwa Spielautomaten, Casinos oder Wettbüros)
  • mögliche Folgen: Leistungsabfall, Verlust von Freunden, negative Auswirkungen auf Schule oder Beruf, hohe Schulden
Sportsucht
  • gesundheitsförderliche sportliche Aktivität wandelt sich in ein übermäßiges und zwanghaftes Trainieren
  • mögliche Folgen: soziale Isolation, Vernachlässigung von anderen Interessen und Aufgaben

Wenn Du noch mehr über das Thema "Essstörungen" erfahren möchtest, lies Dir doch mal die Erklärungen "Bulimie", "Binge-Eating" und "Anorexie" durch.

Neben den oben genannten Süchten gibt es eine Reihe weiterer Süchte, wie die Computerspielsucht (exzessives Spielen von Videospielen), die Kaufsucht (zwanghaftes Einkaufen) oder die Sexsucht (exzessive, zwanghafte sexuelle Betätigung und ständige sexuelle Fantasien).

Oft überschneiden sich die Anzeichen und Folgen bei vielen Süchten. Unruhe ist unter anderem ein Anzeichen, dass bei den meisten Suchtarten auftreten kann, sowohl bei körperlicher als auch psychischer Sucht. Auch negative Folgen, wie Herzprobleme oder die Vernachlässigung des Soziallebens treten bei vielen Suchterkrankungen auf.

Suchterkrankungen – Ursachen

Wie bei vielen Erkrankungen gibt es auch bei einer Sucht mehr als einen Faktor, der zur Krankheitsbildung führt. Ursachen einer Suchterkrankung können genetische, soziale, psychische und Verhaltens- und Lernfaktoren sein. Im Folgenden findest Du eine Übersicht der Ursachen von Suchterkrankungen:

UrsacheErklärung
genetische Faktoren
  • Es besteht ein erhöhtes Risiko einer Abhängigkeit/Erkrankung bei erkrankten Verwandten.
  • Dieses besteht auch, wenn man nicht in der unmittelbaren Umgebung von den betroffenen Verwandten aufwächst.
Verhaltens- und Lernfaktoren
  • Ein erhöhtes Risiko einer Abhängigkeit/Erkrankung liegt vor, wenn jemand im Umfeld mit abhängigen Personen aufwächst.
soziale Faktoren
  • Gesellschaftlicher Zwang ist förderlich für die Entwicklung einer Suchterkrankung.
(gleichzeitiges) Bestehen von psychischen Erkrankungen
  • Psychische Erkrankungen (wie Stress, Traumata, Depressionen und Ängste) erhöhen das Risiko an einer weiteren psychischen Störung zu leiden.
  • Es besteht ein besonders starkes Risiko, wenn der Suchtstoff zur Linderung der Symptome einer Erkrankung verwendet wurde.

Oftmals werden Süchte in der heutigen Gesellschaft als Schwäche oder Versagen angesehen. Eine Sucht ist jedoch eine Krankheit, die oft nur mit professioneller Hilfe bewältigt werden kann.

Behandlung von Suchterkrankungen

Am wichtigsten für eine erfolgreiche Behandlung ist die Krankheitseinsicht des/der Betroffenen. Ist diese vorhanden, gibt es mehrere Möglichkeiten der Behandlung. Bei Suchterkrankungen wie der Internetsucht wird zum Beispiel eher ein kontrollierter Konsum angestrebt.

In den meisten Fällen ist das Ziel der Behandlung von substanzgebundenen Süchten die Abstinenz vom Suchtmittel/Suchtverhalten. Die Behandlung und Rehabilitation von Suchterkrankungen besteht aus mehreren Schritten:

  • Entgiftung
  • Entwöhnung
  • Stabilisierung/Rehabilitation

Suchterkrankungen – Entgiftung

Bei der Entgiftung wird der Körper zunächst von der Substanz, nach der eine Abhängigkeit besteht, entgiftet und die körperliche Abhängigkeit überwunden. Im Zuge dessen kann es zu schweren körperlichen und psychischen Symptomen kommen. Es gibt zwei Formen des körperlichen Entzugs:

  • "kalter Entzug": Dieser dauert in etwa ein bis zwei Wochen und wird ohne medikamentöse Unterstützung vorgenommen.
  • "warmer Entzug": Dieser dauert circa 20 Tage. Dabei werden die Entzugserscheinungen medikamentös gelindert.

Bei Süchten, die über eine Abhängigkeit von etwa Nikotin oder Koffein hinausgehen (also z. B. Alkoholsucht oder Cannabis Sucht) wird von einem "kalten Entzug" sehr stark abgeraten. In der Regel findet ein Entzug immer unter ärztlicher Aufsicht statt. Nur bei weniger schwereren Ausprägungen ist eine Entgiftung auch ambulant möglich.

Suchterkrankungen – Entwöhnung

Im Verlauf der Entwöhnung wird die psychische Abhängigkeit in Angriff genommen und es wird versucht, Perspektiven für ein Leben ohne die Sucht zu entwickeln. Auch hier ist in den meisten Fällen ein stationärer Aufenthalt nötig. Die häufigste Form der Psychotherapie, die bei Suchterkrankungen angewendet wird, ist die Verhaltenstherapie.

Dabei geht es hauptsächlich darum zu klären, wie der/die Betroffene seine/ihre Bedürfnisse auf anderen Wegen befriedigen und er/sie Rückfälle vermeiden kann. Außerdem erlernt der/die Erkrankte neue Strategien, die beispielsweise beim Umgang mit Stress und Problemen helfen sollen.

Suchterkrankungen – Rehabilitation

Die Rehabilitation erfolgt durch eine Stabilisierungsphase und hat das Ziel, dass der/die Betroffene lernt, auch nach der Beendigung des stationären Aufenthalts keinen Rückfall zu erleiden. Dieses Ziel soll meistens durch weitere ambulante therapeutische Kontakte und/oder im Rahmen einer Selbsthilfegruppe erreicht werden.

Behandlung von substanzungebundenen Süchten / Verhaltenssüchten

Die erfolgreichste Methode, um substanzungebundene Süchte zu behandeln, ist die kognitive Verhaltenstherapie. Die Vorgehensweise läuft in den meisten Fällen folgendermaßen ab:

  • Im Gespräch mit einem/einer Therapeuten/Therapeutin werden die Hintergründe der Sucht untersucht.
  • Es werden Methoden herausgearbeitet, mit denen die Betroffenen die Sucht bekämpfen können.
  • Während der Therapie sollen verkehrte Denkmuster erkannt werden. Bei einer Spielsucht ist das unter anderem die Annahme, dass Betroffene selbst in der Lage sind, das Glücksspiel zu steuern und deshalb langfristig gewinnen und nicht verlieren werden.
  • Die Denkmuster sollen durch realistische Versionen ersetzt werden. Etwa die Erkenntnis, dass der/die Spieler*in keinen Einfluss auf das Ergebnis des Glücksspiels hat.
  • Vor- und Nachteile der Sucht werden detailliert abgewägt. Die Gegenargumente dienen als Stütze für den Fall, dass sich Betroffene verleitet fühlen, der Sucht nachzugeben.

Andere Formen der Psychotherapie (wie die Gesprächspsychotherapie oder die Psychoanalyse) können dabei helfen, die persönlichen Gründe für die Sucht herauszufinden. Denn häufig können negative oder traumatische Erfahrungen in der Kindheit oder auch aktuelle Konflikte im sozialen Umfeld Auslöser für Suchtverhalten sein.

Des Weiteren wird an einem positiven Selbstbild der Person gearbeitet, da dieses (gerade bei Süchten, wie der Anorexie oder Bulimie) oft stark geschädigt ist.

Bei der Behandlung von Suchterkrankungen werden häufig Medikamente verwendet. Diese sind immer ein Teil eines Gesamtbehandlungskonzeptes. Eine medikamentöse Therapie ist besonders hilfreich bei der Behandlung von Begleiterkrankungen wie psychischen Störungen (z. B. Depressionen, Psychosen).

Die kognitive Verhaltenstherapie ist bei der Behandlung von Suchterkrankungen die am häufigsten angewendete Form der Therapie. Wenn Du wissen möchtest, wie diese Form der Therapie aufgebaut ist, kannst Du das in der Erklärung "Kognitive Verhaltenstherapie" nachlesen.

Suchterkrankungen – Pflege

In der Pflege spielen Suchterkrankungen aus zwei Gründen eine besondere Rolle. Erstens sind Pflegekräfte direkt an der Behandlung von Suchterkrankungen beteiligt. Das ist häufig besonders dann schwierig, wenn Personen zum wiederholten Mal einen Entzug machen. Zweitens sind viele Bewohner*innen von Pflegeheimen substanzabhängig. Am häufigsten sind dabei Alkohol- und Medikamentenabhängigkeiten. Die folgenden Tipps zum Umgang mit Suchterkrankten gelten für Pflegekräfte, aber auch für Angehörige oder andere Berufsgruppen, die mit Suchtkranken arbeiten:

  • eigene Vorurteile hinterfragen und überwinden: Suchtkranke sind nicht schuld an ihrer Sucht, sondern leiden an einer Krankheit.
  • geduldig bleiben: Eine Sucht zu überwinden ist eine schwierige Herausforderung, die oft nicht auf den ersten Anlauf klappt.
  • sich nicht selbst Vorwürfe machen: Auch Pflegende oder Angehörige tragen keine Schuld an der Erkrankung.
  • Risiken offen ansprechen ohne Bedrohungen aufzubauen: Die Risiken einer Sucht sollten mit Betroffenen offen besprochen werden, gleichzeitig sollte jedoch kein Druck durch drohende Konsequenzen erzeugt werden, denn das provoziert häufig Widerstand.
  • klare Grenzen setzen: Sowohl in einer Entzugsklinik als auch in Pflegeheimen sollten klare Grenzen im Umgang mit Suchtmitteln gelten. Konsumiert ein Betroffener beispielsweise während der Entwöhnung, kann er seinen Therapieplatz verlieren.

Sucht Hilfe in Krisensituationen und psychischen Notlagen, telefonseelsorge.de, telefonseelsorge.at StudySmarter

Suchterkrankungen – Das Wichtigste

  • Der Begriff Sucht bezeichnet die Abhängigkeit von einer Substanz oder aber auch einem bestimmten Verhalten.
  • Es wird in zwei Arten von Suchterkrankungen unterschieden:
    • substanzgebundene Suchterkrankungen: Abhängigkeit nach einem bestimmten Genuss- oder Rauschmittel (z. B. illegale Substanzen, wie LSD oder Kokain, aber auch legale Rauschmitteln, wie Alkohol).
    • substanzungebundene Süchte: Abhängigkeit nach einem bestimmten Erlebniszustand bzw. einem Verhalten (z. B. Essstörungen oder Spielsucht).
  • Symptome für eine Suchterkrankung sind z. B.:
    • starkes Verlangen
    • Kontrollverlust
    • Entzugserscheinungen
    • Rückzug aus dem Sozialleben
  • Ursachen für eine Suchterkrankung sind unter anderem genetische Faktoren, Verhaltens- und Lernfaktoren und soziale Faktoren.
  • Die Behandlung und Rehabilitation von substanzgebundenen Suchterkrankungen besteht aus drei Schritten:
    1. Entgiftung
    2. Entwöhnung
    3. Stabilisierungsphase (Rehabilitierung)
  • Bei der Behandlung von substanzungebundenen Suchterkrankungen steht eine psychotherapeutische Behandlung im Vordergrund.

Nachweise

  1. International Classification of Diseases (11. Auflage, 2022). Hogrefe.
  2. DHS.de: Süchte (22.08.2022)
  3. caritas.de: Glossar - Sucht. (11.07.2022)
  4. Multiprofessionelle Behandlung von Suchterkrankungen (2021). Hogrefe
  5. Posttraumatische Belastungsstörung und Substanzmissbrauch (2021). Hogrefe
  6. Sucht - Alter - Pflege (2020). Huber.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Suchterkrankungen

Ursachen für eine Suchterkrankung sind unter anderem genetische Faktoren, Verhaltens- und Lernfaktoren und soziale Faktoren.

Laut der ICD-11 ist eine Sucht eine psychische Erkrankung.

Es wird vorrangig zwischen zwei Arten von Sucht unterschieden:

  • stoffgebundene Süchte (z. B. Alkohol-, Drogen- oder Medikamentensucht) 
  • nicht stoffgebundene Süchte (z. B. Essstörungen oder Spielsucht)

In den meisten Fällen wird eine Sucht durch eine kognitive Verhaltenstherapie behandelt. 

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