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Sicher haben Dir Deine Großeltern schon einmal eine Geschichte aus ihrem Leben erzählt, in der witzige Umstände zu einer belehrenden Pointe geführt haben. Solche Geschichten heißen Anekdoten und werden oft erzählt, um persönliche Erlebnisse zu schildern.Die Anekdote ist eine Untergattung der Kurzgeschichte und beschreibt eine kurze, meist amüsante Geschichte. Wie auch Märchen, Sagen oder Romane gehört die Anekdote zu den epischen…
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Jetzt kostenlos anmeldenSicher haben Dir Deine Großeltern schon einmal eine Geschichte aus ihrem Leben erzählt, in der witzige Umstände zu einer belehrenden Pointe geführt haben. Solche Geschichten heißen Anekdoten und werden oft erzählt, um persönliche Erlebnisse zu schildern.
Die Anekdote ist eine Untergattung der Kurzgeschichte und beschreibt eine kurze, meist amüsante Geschichte. Wie auch Märchen, Sagen oder Romane gehört die Anekdote zu den epischen Textarten.
Du weißt nicht, was eine Sage ist, durch welche Merkmale sich Märchen auszeichnen oder der Aufbau eines Romans ist Dir völlig fremd? In den entsprechenden Beiträgen zu den verschiedenen Textarten erfährst Du alles Wichtige zu den Texttypen aus Epik, Lyrik und Dramatik.
Bei einer Anekdote handelt es sich um eine kurze, oft witzige Schilderung einer besonderen Begebenheit im Leben einer Person. In den meisten Fällen handelt die Geschichte vom Erzähler/von der Erzählerin selbst, einer ihm/ihr bekannten Person oder einer bekannten Persönlichkeit.
Das Hauptaugenmerk in einer Anekdote liegt auf den Charaktermerkmalen der Hauptperson. In der Alltagssprache berichtet eine Anekdote von einer kuriosen und ungewöhnlichen, aber wahren Begebenheit. Weiterführend tauchen Anekdoten auch in der Literatur auf. Die kurze Erzählung endet zumeist mit einer belehrenden Pointe.
Der Begriff "Anekdote" leitet sich von dem griechischen Wort anékdoton ab und bedeutet "nicht herausgegeben". Diese Bezeichnung wurde erstmalig im 6. Jahrhundert vom spätantiken Historiker Prokopios von Caesarea verwendet. Er veröffentlichte unter diesem Begriff Klatschgeschichten über den oströmischen Kaiser Justinian I., die literarisch als Schmähschriften eingeordnet werden können und erst nach dem Tod des Kaisers veröffentlicht wurden.
Verfasser*innen einer Schmähschrift, oder auch Pamphlet genannt, äußern sich gezielt überzogen und unsachlich über politische, wissenschaftliche oder auch religiöse Themen. So können andere Personen beispielsweise herabgesetzt werden.
Anekdoten wurden üblicherweise mündlich weitergegeben. Dadurch veränderten sich die Geschichten oft, bis sie dann irgendwann aufgeschrieben wurden. Anekdoten können daher als inoffizielle Geschichten verstanden werden, die nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen müssen.
Man zielte ab der Epoche der Aufklärung im 18. Jahrhundert in Anekdoten darauf ab, mithilfe einer knappen Pointierung bestimmte Persönlichkeitsmerkmale des Individuums hervorzuheben.
Bei der Aufklärung handelt es sich um eine Anfang des 18. Jahrhunderts einsetzende Entwicklung, in der das rationale Denken des Menschen in den Vordergrund rückte. Typisches Merkmal dieser Bewegung ist das Streben nach Freiheit und Vernunft. So wurden die vorhandenen monarchistischen Machtstrukturen hinterfragt und gestürzt, wodurch es zu bedeutenden Veränderungen in der Gesellschaft kam. Die Französische Revolution gilt hierbei als Paradebeispiel.
Die Merkmale einer Anekdote liegen in der Verdeutlichung einer bestimmten Eigenart einer Person. Dies geschieht durch eine zufällige Handlung oder Äußerung, etwa eine außergewöhnliche Situation. Schon damals nutzten Historiker*innen diese kurzen Erzählungen, um zeitgenössische legendäre Persönlichkeiten zu charakterisieren.
Oft wird auf einen eindimensionalen Charakter zurückgegriffen, der einen ausgewählten Stereotypen vertritt.
Eine Anekdote über den französischen Kaiser Napoleon
Napoleon ist ein kleiner Mann, der schon in jungen Jahren zum Offizier wurde. Einige seiner Unterbefehlshaber, die älter und größer als Napoleon waren, verhielten sich ihm gegenüber disziplinlos. Als sich eines Tages der General Kleber ungehorsam benahm, sagte Napoleon zu ihm: "General, Sie sind um einen Kopf größer als ich. Aber noch einmal nicht bedingungslos gehorcht, und dieser Unterschied wird verschwinden!" Seitdem leistete General Kleber Gehorsam.
Trotz seiner Größe zeigt Napoleon Führungsqualitäten und Durchsetzungsvermögen. Er lässt sich nicht in seiner Rolle als Befehlshaber anzweifeln, sondern verschafft sich Respekt.
In der Regel verwendet man in einer Anekdote wahre oder erfundene Begebenheiten. So berichten Anekdoten von Ereignissen, deren Wahrheitsgehalt nicht garantiert ist. Dies hängt auch mit der mehrfachen mündlichen Überlieferung zusammen.
Somit müssen Anekdoten lediglich die beschriebene Situation oder die Eigenschaften der Person, die im Fokus der Geschichte steht, auf interessante Art und Weise wiedergeben. Diese Darstellung zeichnet den wahren Wert einer Anekdote aus.
Es gibt keine wahren und unwahren, es gibt nur gute und schlechte Anekdoten.
(Anekdotensammler Gottfried Heindl)
Die Pointe ist ein weiteres Merkmal dieser Textart. Diese ist notwendig für die Wirkung der Anekdote. So kann die in der Anekdote charakterisierte Person eine geistreiche Äußerung oder Bemerkung machen.
Eine Pointe beschreibt einen überraschenden Schlusseffekt – beispielsweise die Pointe eines Witzes. Der Effekt beruht darauf, dass man plötzlich scheinbar nicht zusammenpassende Zusammenhänge verstehen kann.
Nachfolgend findest Du ein Beispiel für eine Pointe:
Ein hochbetagtes Ehepaar geht in einen Schnellimbiss, wo sich beide einen Burger und eine Portion Pommes Frites gerecht aufteilen. Ein Autofahrer hat Mitleid mit ihnen und bietet an, der Frau eine eigene Mahlzeit zu spendieren. "Nein, danke", sagt der Ehemann. "Wir teilen alles." Der Autofahrer bietet der Frau erneut eine Mahlzeit an, weil sie noch keinen Bissen gegessen hat. "Sie wird noch essen", versichert ihm der Ehemann. "Wir teilen alles." "Und warum essen Sie dann noch nicht?", fragt der Autofahrer die Frau. Darauf sie genervt: "Weil ich auf die Zähne warte!"
Die Erwartungshaltung des Zuhörers baut sich bis zur Pointe auf. Das kannst Du Dir vorstellen, wie bei einer Kurve. Wird die Pointe verstanden, so reagiert man bspw. mit einem Lachen und die Kurve bricht schlagartig ab. Wird die Pointe jedoch nicht sofort verstanden, flacht die Spannungskurve nicht plötzlich ab. Ausschlaggebend für eine Anekdote und einen Witz ist, dass man die Pointe verstanden hat. Ist das nicht der Fall, verliert die kurze Erzählung ihren Überraschungseffekt.
Ein weiteres wesentliches Merkmal der Anekdote ist ihre Kürze. So besteht sie häufig nur aus wenigen Sätzen.
Es gibt jedoch auch eine Ausnahme: Von Schriftsteller*innen verfasste Anekdoten können auch mehrere Druckseiten lang sein und kommen dann einer Kurzgeschichte nahe.
Eine Anekdote zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie auf ironische oder lustige Weise erzählt wird. In der Regel weist sie also einen gewissen Unterhaltungswert auf. Außerdem sind Anekdoten stets in der Vergangenheit formuliert.
Da sich der Witz und die Anekdote in vielen Punkten ähneln, ist es sinnvoll, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Anekdote und Witz genauer zu bestimmen. So fällt es Dir leichter, die Anekdote vom Witz zu unterscheiden.
Beide zeichnen sich dadurch aus, dass sie äußerst kurz sind, bspw. nur wenige Sätze lang. In den meisten Fällen beinhalten sie Stereotypen – also Verhaltensweisen oder Vorurteile, die man einer bestimmten Person oder Gruppe zusagt. Beispielsweise sind die Niederländer für ihren Käse bekannt und die Deutschen für das Oktoberfest. Zudem wird der Witz genauso wie die Anekdote vorwiegend mündlich weitererzählt. Beide können eine lehrreiche Funktion aufweisen und laufen auf eine Pointe hinaus, wie wir schon zuvor erläutert haben.
Der Unterschied liegt darin, dass sich die Anekdote, anders als der Witz, lediglich auf eine bestimmte Person konzentriert, die in den meisten Fällen real ist und beim Namen genannt wird. Anders als die Anekdote sind Witze jedoch fiktiv und basieren folglich nicht auf einer realen Situation.
Es gibt verschiedene Varianten der Anekdote, die im Folgenden vorgestellt werden.
Aufgrund der mündlichen Überlieferung von Anekdoten kommt es zu inhaltlichen Wiederholungen. So können ähnliche Anekdoten über unterschiedliche Personen erzählt werden. Diese sogenannten Wanderanekdoten zeichnen sich dadurch aus, dass sie keine feste Form haben.
Wichtig ist, dass der Sinn und die Aussage einer Anekdote beibehalten wird. Die genaue Wortfolge ist jedoch nicht festgelegt.
Eine weitere Möglichkeit ist es, die Anekdote als eine künstlerische Ausdrucksform anzusehen. Eine solche Auffassung der Textart vertreten der deutsche Schriftsteller Johann Peter Hebel und der deutsche Dramatiker und Lyriker Heinrich von Kleist.
Heinrich von Kleist veröffentlichte einige Anekdoten in den sogenannten Berliner Abendblättern. In diesen wurde täglich über die lokalen Nachrichten berichtet. Als Publikumsmagnet stellte sich die Veröffentlichung aktueller Polizeiberichte heraus. Auch andere prominente Autoren wie Achim von Arnim oder Clemens Brentano schrieben für Kleists Zeitungsprojekt.
Noch heute bekannt ist Kleists "Anekdote aus dem letzten preußischen Kriege". Diese handelt von einem Soldaten, der sich mit einem Wirt unterhält, Schnaps trinkt und eine Pfeife raucht. Nebenbei streckt er drei französische Soldaten nieder.
In einem bei Jena liegenden Dorf, erzählte mir, auf einer Reise nach Frankfurt, der Gastwirt, dass sich mehrere Stunden nach der Schlacht, […] ein einzelner preußischer Reiter darin gezeigt hätte; und versicherte mir, dass wenn alle Soldaten, die an diesem Tage mitgefochten, so tapfer gewesen wären, wie dieser, die Franzosen hätten geschlagen werden müssen […].
In den Worten des Wirtes, die näheren Umstände und Ereignisse, welche die Tapferkeit des Reiters beweisen: Er habe, obwohl von den eigenen Truppen abgeschnitten, in aller Ruhe Pause gemacht und Schnaps getrunken, auch noch eine Pfeife geraucht und schließlich, als er von drei Franzosen angegriffen wurde, diese niedergehauen und ihre Pferde entführt.
In der Literatur zeigt sich, dass es seit der griechischen Antike immer wieder zahlreiche Anekdoten gibt, die schriftlich fixiert wurden. Beispielsweise zeichnen sich die Anekdoten des griechischen Philosophen und Autors Plutarch darin aus, dass er sowohl aus dem öffentlichen als auch privaten Leben der von ihm vorgestellten Persönlichkeiten berichtet.
Nachdem Caesarea den Begriff der Anekdote hervorgebracht hatte, erzählte man Anekdoten einige Jahrhunderte später im Mittelalter, um in Predigten die Bedeutsamkeit eines Satzes zu betonen. Auch in lehrreichen Beispielgeschichten, sogenannten Exempeln, oder auch Chroniken und Geschichtsschilderungen finden sich Anekdoten.
Bei einer Chronik handelt es sich um eine Aufzeichnung von geschichtlichen Ereignissen.
Einen Höhepunkt erlangte die Anekdote in der Zeit der französischen Memoirenliteratur, in der Erinnerungen von bedeutenden Persönlichkeiten wie Politiker*innen, Wissenschaftler*innen oder Künstler*innen aufgezeichnet wurden.
Die Memoirenliteratur umfasst den Zeitraum des 17. und 18. Jahrhunderts. Memoiren zeichnen sich dadurch aus, dass die soziale Rolle des/der Verfasser*in ins Zentrum gestellt wird. So werden Denkwürdigkeiten oder selbst erlebte Begebenheiten schriftlich fixiert.
Während in der Autobiografie das Leben eines noch nicht sozial etablierten Menschen beschrieben wird, ist sich der/die Autor*in in Memoiren seiner/ihrer sozialen Rolle bewusst. So wird die Geschichte des eigenen Werdeganges hinten angestellt und der Fokus auf die Darstellung der Zeit und des eigenen Wirkens gelegt.
Zu einer eigenständigen literarischen Form wurde die Anekdote erst im 15. Jahrhundert. Autor*innen schmückten mündlich und schriftlich überlieferte Anekdoten nicht nur aus, sondern erfanden sogar einige ganz neu. Beispielsweise ergänzte der italienische Schriftsteller Giovanni Boccaccio seine Novellen durch zahlreichen Anekdoten, um gesellschaftliche Missstände seiner Zeit und persönliche Schwächen aufzuzeigen.
Ein weiteres Beispiel bietet der deutsche Schriftsteller Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, der seinen barocken Roman "Der abenteuerliche Simplicissimus" mit Anekdoten über seinen Helden Simplicissimus füllte.
Seit dieser Zeit begann man auch Anekdoten in Büchern zu sammeln. Diese konnte man dann Jahrzehnte später in Zeitschriften und Kalenderblättern wiederfinden.
Ein Beispiel für die Anekdote in der Literatur ist "Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral":
Die "Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral" verfasste der deutsche Schriftsteller Heinrich Böll 1963 anlässlich einer Sendung des Norddeutschen Rundfunks zum Tag der Arbeit am 1. Mai. In dieser trifft ein Tourist auf einen Fischer und begreift in einem Gespräch, dass persönliches Glück nicht zwingend mit der beruflichen Karriere zusammenhängt.
Böll hinterfragt im Zuge seiner Anekdote die aus dem Wirtschaftsboom heraus resultierenden Werte. So sei das Ziel vieler Menschen Fleiß und eine schnelle Karriere. Mittels des fleißigen Touristen und des faulen Fischers stellt Böll eine anstrengende und materielle Lebensart einer ruhigen und ärmeren Lebensweise gegenüber.
Die Anekdote handelt von einem Touristen, der an einem Hafen an der westeuropäischen Küste Fotos schießt und dabei einen ärmlich aussehenden Fischer weckt, der sich auf seinem Boot befindet. Der Tourist fragt ihn, wie sein Fang war, und der Fischer antwortet, dass er heute schon genug gefangen habe. Laut ihm seien die Bedingungen an dem heutigen Tage optimal, doch er habe keine Lust dazu, noch einmal herauszufahren.
Der Tourist versteht nicht, weshalb der Fischer sich mit seinem Ertrag zufriedengibt, obwohl er die Möglichkeit hat, mehr zu verdienen und langfristig ein Fischfangunternehmen zu gründen. Wenn er dann genügend Gewinn gemacht hätte, könne er sich immer noch zur Ruhe setzen und im Hafen schlafen.
Darauf erwidert der Fischer, dass er auch jetzt schon ein ruhiges Leben führen könne, ohne sich anstrengen zu müssen. Dem Touristen wird bewusst, dass man auch mit wenig Verdienst glücklich leben kann, und er ist neidisch auf die Zufriedenheit des Fischers.
Beispiel für Anekdoten sind die "Anekdote aus dem letzten preußischen Kriege" von Heinrich von Kleist oder auch die "Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral" von Heinrich Böll.
Die Anekdote ist eine Untergattung der Kurzgeschichte und erzählt eine kurze, meist humorvolle Geschichte über eine Person.
Der Begriff Anekdote leitet sich von dem griechischen Wort "anékdoton" ab und bedeutet "nicht herausgegeben".
Eine Anekdote wird in der Vergangenheit geschrieben.
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