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Tragödien waren bis ins 18. Jahrhundert dem Adel vorbehalten. Aber auch die einfache Bevölkerung war an Tragödien interessiert. Daher entstanden vor allem während der Aufklärung im 18. Jahrhundert die Form des bürgerlichen Trauerspiels, die erstmals auch Themen und die Interessen des Bürgertums behandelte.Doch durch welche Merkmale zeichnet sich ein bürgerliches Trauerspiel noch aus? Und welche Epoche ist für diese Art von…
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Jetzt kostenlos anmeldenTragödien waren bis ins 18. Jahrhundert dem Adel vorbehalten. Aber auch die einfache Bevölkerung war an Tragödien interessiert. Daher entstanden vor allem während der Aufklärung im 18. Jahrhundert die Form des bürgerlichen Trauerspiels, die erstmals auch Themen und die Interessen des Bürgertums behandelte.
Doch durch welche Merkmale zeichnet sich ein bürgerliches Trauerspiel noch aus? Und welche Epoche ist für diese Art von Tragödie markierend? Zu den bekanntesten bürgerlichen Trauerspielen gehören übrigens "Emilia Galotti" von Gotthold Ephraim Lessing und "Maria Mgdalena" von Friedrich Hebbel.
Was genau ist ein bürgerliches Trauerspiel? Eine Defintion könnte folgendermaßen lauten:
Das bürgerliche Trauerspiel ist eine Form der Tragödie, in der die bürgerliche Schicht im Mittelpunkt der Handlung steht.
Ein Drama ist eine literarische Form, die sich vor allem durch die direkte Rede der Figuren auszeichnet. Die wichtigsten Formen des Dramas sind die Tragödie und die Komödie. Die Tragödie behandelt einen tragischen Konflikt und endet in einer Katastrophe, z. B. mit dem Tod des Protagonisten. Die Komödie hat einen erheiternden und lustigen Handlungsverlauf und endet mit einer glücklichen Lösung des Konflikts.
Wenn Du mehr zur literarischen Form des Dramas wissen möchtest, lies Dir gerne unseren Artikel "Dramatik" durch!
Welche Merkmale hat ein bürgerliches Trauerspiel? Das bürgerliche Trauerspiel ist eine Form des Dramas und weist deshalb auch viele seiner Merkmale auf.
Ansonsten stimmen die anderen Merkmale des bürgerlichen Trauerspiels mit denen der ursprünglichen Form der Tragödie überein.
Im Allgemeinen unterscheidet man neben der ursprünglichen Form der Tragödie, die Schauplatz und Figuren auf den Adel beschränkt, zwischen folgenden drei Arten der Tragödie:
Du findest auf StudySmarter zu jedem dieser Formen "Tragikomödie" und "Episches Theater" einen eigenen Artikel. Klick Dich doch rein!
Ein bürgerliches Trauerspiel folgt außerdem einem gewissen Aufbau und Stil. Im Unterschied zu früheren Tragödien war das bürgerliche Trauerspiel nicht mehr in Versform, sondern in Prosa verfasst.
Prosa bezeichnet Sprache & Schrift in Fließtextform, im Gegensatz zur Formulierung in Versen, Reimen oder in rhythmischer Sprache.
Als Form des Dramas stimmt auch der Aufbau des bürgerlichen Trauerspiels mit dem des Dramas überein: Es ist also dementsprechend in fünf Akte aufgeteilt.
Akt 1: Einleitung/Exposition | Akt 2:Steigende Handlung | Akt 3:Höhepunkt/ Peripetie | Akt 4:Fallende Handlung | Akt 5:Lösung des Konflikts durch eine Katastrophe |
Einführung in Handlung, Setting und Vorstellung der wichtigsten Charaktere. | Der Konflikt verschärft sich. | Der Konflikt spitzt sich zu. Eine bedeutsame Handlung des/der Protagonisten/Protagonistin bestimmt den restlichen Verlauf der Handlung. | Moment der letzten Spannung, auch retardierendes Moment genannt. Hier stellt sich die Frage, ob das Schicksal des/der Protagonisten/Protagonistin noch gerettet werden kann. | Es kommt zum Untergang (oft der Tod) der/des Protagonisten/Protagonistin. |
Im Zentrum eines bürgerlichen Trauerspiels steht immer ein tragischer Konflikt im bürgerlichen Umfeld. Die konkreten Themen und Auffassungen änderten sich jedoch im Laufe der Zeit.
Ein soziales Drama behandelt die Probleme einer bestimmten sozialen Schicht und äußert damit Sozialkritik. Die meisten deutschen sozialen Dramen entstanden im 19. Jahrhundert und behandelten die Probleme der Arbeiter (des Proletariats) zur Zeit der Industrialisierung.
Die Entstehung des bürgerlichen Trauerspiels war ein Resultat der Aufklärung. Diese Epoche umfasst in etwa die Jahre 1720–1800 und beinhaltet damit auch die Literaturepochen der Empfindsamkeit, des Sturm und Drang, der Weimarer Klassik und der Romantik, die alle von der Aufklärung beeinflusst waren.
Die Aufklärung war eine Bürgerrechtsbewegung, die sich in ganz Europa ausbreitete. Der bestehende Absolutismus und die Vormachtstellung des Adels wurde zunehmend hinterfragt. Die Bürger forderten Freiheit und Gleichberechtigung. Die Herrschaftsform aus Gottes Gnaden wurde von den zunehmend vernunftgeprägten Bürgern nicht mehr akzeptiert.
Herrschaft aus Gottes Gnaden
Die Herrschaft aus Gottes Gnaden befugte Fürsten bis ins 19. Jahrhundert zu herrschen, ohne von irgendwem dazu beauftragt zu werden. Die Herrscher dieser Zeit wurden in die Herrschaftsfamilien hinein geboren und nicht vom Volk gewählt oder von einer übergeordneten Instanz ausgewählt. Sie rechtfertigten Ihre Macht damit, nur von Gott allein auserwählt worden zu sein und nannten sich deshalb "Herrscher aus Gottes Gnaden".
Das hatte auch zur Folge, dass diese Herrscher nicht immer geeignet für ihre Position waren. Sie trafen teilweise strategisch und moralisch falsche Entscheidungen und waren oft abergläubisch und korrupt.
Das wohl größte Ereignis der Epoche, in dem diese Forderungen laut wurden, war die Französische Revolution mit ihren Grundsätzen "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" (liberté, égalité, fraternité). Aber auch in den deutschen Gebieten, die zu diesem Zeitpunkt aus einem losen Staatenbund aus etwa 300 Einzelstaaten bestanden, kamen diese Grundsätze und Forderungen zunehmend in der bürgerlichen Bevölkerung auf.
Literarische Leitmotive der Epoche waren abgeleitet von ebendiesen Grundgedanken. Vor allem die Emanzipation, die Selbstbestimmung des Individuums und der Kampf gegen die bestehende gesellschaftliche Ordnung wurden zu beliebten Themen.
Aufgrund der Ständeklausel galt das bürgerliche Trauerspiel in seinen Anfängen als Oxymoron, also als widersprüchlicher Begriff. Die Begriffe "Bürgerlich" und "Trauerspiel" trafen zuvor nie aufeinander und schlossen sich gegenseitig aus. Sie entsprachen nicht der Ständeklausel.
Der griechische Philosoph Aristoteles (384 v. Chr. - 322 v. Chr.) prägte den Begriff der Ständeklausel, der die Figuren einer Tragödie allein auf den Adel beschränkte und bürgerliche Figuren nur in Komödien vorsah.
Die Tragödie galt als bedeutsamere Handlung als die Komödie. Daher befassten sich Trauerspiele lange nur mit Handlungen in höheren Ständen. Die Dramatik sollte so eine größere Wirkung erzielen, da der Kontrast von einem/einer Adeligen zu seinem Untergang größer und bedeutender erschien.
Die Durchsetzung des bürgerlichen Trauerspiels war demnach ein wirksamer Bestandteil der Aufklärung, da er das Ansehen des Bürgertums in der Literatur aufwertete und diesem dieselbe existenzielle Relevanz wie dem Adel zuschrieb.
Der Begründer des bürgerlichen Trauerspiels war der deutsche Dichter Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781). Sein Werk "Miss Sara Sampson" gilt als das erste deutsche bürgerliche Trauerspiel, da sich die Handlung im bürgerlichen Umfeld abspielt. Aufgrund der Aufwertung und der Integration des Bürgertums in seinen literarischen Werken galt er als bedeutender deutscher Aufklärer.
Als ältestes von acht Kindern wuchs Gotthold Ephraim Lessing in ärmlichen Verhältnissen im sächsischen Ort Kamenz auf. Die häusliche Bildung seines Vaters sowie eines Privatlehrers später ermöglichte Lessing eine Hochschulausbildung.
Auf Wunsch seiner Eltern studierte er zunächst in Leipzig Theologie, brach das Studium aber schnell wieder ab und widmete sich der Poesie und dem Theater.
1776 heiratete er Eva König, die bei der Geburt — zusammen mit ihrem gemeinsamen Kind selbst — verstarb. In den folgenden Jahren verschlechterte sich auch Lessings Gesundheitszustand und er starb 1781 an Brustwassersucht in Braunschweig.
Gotthold Ephraim Lessing verfasste zahlreiche theoretische Schriften, in denen er seinen aufklärerischen Gedanken Ausdruck verlieh. "Miss Sara Sampson" (1755) gilt als das erste bürgerliche Trauerspiel und machte Lessing zum Begründer dieser Textart. Sein späteres Werk "Emilia Galotti" (1772) erlangte ebenfalls große Berühmtheit.
Welche Werke gehören zu den bekannten Beispielen eines bürgerlichen Trauerspiels? Im Folgenden werden Dir drei bekannte Beispiele erläutert:
"Kabale und Liebe" von Friedrich Schiller, uraufgeführt 1784, gilt als eines der bekanntesten bürgerlichen Trauerspiele. Kern der Handlung ist die Liebesbeziehung zwischen der Tochter eines bürgerlichen Musikus, Louise Miller und dem Sohn des Präsidenten, Ferdinand von Walter.
Die Handlung spielt im fiktiven deutschen Herzogtum eines absolutistischen Fürsten. Ferdinand von Walter, der adelige Sohn des Präsidenten von Walter, verliebt sich in Luise Miller, die bürgerliche Tochter eines Musikers. Ihre Liebe wird jedoch von Ferdinands Vater und der Gesellschaft abgelehnt, da sie aus unterschiedlichen sozialen Schichten stammen.
Die Intrigen und politischen Machenschaften nehmen zu, als Ferdinand von Walter erfährt, dass sein Vater den Brief gelesen hat und plant, Luise ins Gefängnis zu werfen. Ferdinand ist verzweifelt und wird von einem Freund namens Wurm, der selbst in Luise verliebt ist, manipuliert. Wurm erzählt Ferdinand, dass Luise ihm untreu war.
"Kabale und Liebe" behandelt Themen wie die Kluft zwischen den sozialen Schichten, die Macht der politischen Intrigen und die Unmöglichkeit der Liebe in einer korrupten und unterdrückenden Gesellschaft. Das Stück ist ein Klassiker der deutschen Literatur und ein Meisterwerk von Friedrich Schiller.
Ein wesentliches Motiv ist der Standeskonflikt zwischen der bürgerlichen Louise und dem adeligen Ferdinand, was typisch für ein bürgerliches Trauerspiel ist. Louise wird dabei zu einer der Protagonisten und das Setting ist zum Großteil in ihrer bürgerlichen Welt angesiedelt. Auch sonst folgt die Handlung dem typischen Verlauf einer Tragödie, bei dem sich der Konflikt am Ende durch den Tod der beiden Hauptfiguren löst.
Abb. 2 - Figurenkonstellation in "Kabale und Liebe"
Wenn Du mehr zu Schillers bürgerlichem Trauerspiel wissen möchtest, lies Dir gerne unseren Artikel zu "Kabale und Liebe" durch.
"Emilia Galotti" von Gotthold Ephraim Lessing, uraufgeführt 1772, ist ein weiteres Beispiel für das bürgerliche Trauerspiel. Die Protagonistin ist die bürgerliche Emilia Galotti, die in einem fiktiven Fürstentum in Italien namens Guastalla lebt.
Der Adelige Hettore Gonzaga, der Prinz des Fürstentums, ist fasziniert von ihrer Schönheit und besessen von dem Gedanken, das Mädchen für sich zu gewinnen. Dazu trennt er sich von seiner bisherigen Mätresse, der Gräfin Orsina und lässt Emilias Verlobten töten. Emilia wird bewusst, dass sie dem Prinzen von Guastalla nicht entkommen kann und will sich deshalb das Leben nehmen. Um Emilia vor dem Selbstmord zu bewahren, bringt ihr Vater sie am Ende um.
Das Stück kritisiert die Macht des Adels über das Bürgertum. Typisch für das bürgerliche Theater ist aber vor allem die bürgerliche Emilia Galotti als Protagonistin des Stücks.
Wenn Du mehr zu Lessings bürgerlichen Trauerspiel wissen möchtest, lies Dir gerne unseren Artikel zu "Emilia Galotti" durch.
"Maria Magdalena" ist 1848 veröffentlicht worden und stammt von Friedrich Hebbel. Die Geschichte gilt als das letzte deutsche bürgerliche Trauerspiel. Die Protagonistin ist ein bürgerliches Mädchen namens Klara, nach welcher das Werk ursprünglich benannt worden war: "Klara". Aufgrund der Assoziation mit der Bibelfigur setzte sich später der Name "Maria Magdalena" durch.
Klara erwartet ein uneheliches Kind. Zur damaligen Zeit stellte dies eine inakzeptable Situation dar und sowohl Kind als auch Mutter wurden von der Gesellschaft verstoßen. Diese gesellschaftliche Norm setzt Klara dermaßen unter Druck, dass sie die einzige Lösung im Selbstmord sieht.
Anders als bei den vorherigen Beispielen geht es in Hebels Werk nicht um die Standesunterschiede, sondern um eine Problematik innerhalb des Bürgertums. Die Intoleranz der bürgerlichen Gesellschaft in Bezug auf Werte und Normen wird hier zum Thema.
Wenn Du mehr zu Hebbels bürgerlichen Trauerspiel wissen möchtest, lies Dir gerne unseren Artikel zu "Maria Magdalena" durch.
Ein bürgerliches Trauerspiel ist eine Form des Dramas, in dem zum ersten Mal Bürger in den Mittelpunkt der Handlung rückten.
"Miss Sara Sampson" gilt als das erste deutsche bürgerliche Trauerspiel. Es wird als solches bezeichnet, weil sich die Handlung nicht im adeligen, sondern im bürgerlichen Umfeld auf zwei Gasthöfen abspielt, was zur damaligen Zeit etwa absolut neues war.
"Emilia Galotti" st ein bürgerliches Trauerspiel, weil es um die bürgerliche Protagonistin und einen Standeskonflikt geht, der wichtiger Bestandteil der Handlung und typisch für ein bürgerliches Trauerspiel ist.
Laut Gotthold Ephraim Lessing muss ein bürgerliches Trauerspiel bestimmte Merkmale erfüllen:
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