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Die Ratten

Die Tragikomödie "Die Ratten" vom deutschen Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann wurde in den Jahren 1909/1910 verfasst und ein Jahr später in Berlin uraufgeführt. Es handelt sich um ein Werk des Naturalismus

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Die Tragikomödie "Die Ratten" vom deutschen Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann wurde in den Jahren 1909/1910 verfasst und ein Jahr später in Berlin uraufgeführt. Es handelt sich um ein Werk des Naturalismus.

In der Handlung, die sich in einem Berliner Mietshaus abspielt, wird das Leben der zur Unterschicht angehörenden Familie John beschrieben. Parallel werden auch andere Handlungsstränge in die Geschichte eingebracht, die sich um die mittelständische Familie Hassenreuter drehen.

Alles Wichtige zu der Literaturepoche findest Du in unserem Artikel "Naturalismus"!

Als Tragikomödie wird ein Drama in der Literatur und im Film beschrieben, das sowohl Elemente einer Tragödie als auch einer Komödie enthält. Die beiden Gattungen können dabei miteinander vermischt werden oder parallel zueinander laufen. In der deutschen Literatur etablierte Friedrich Dürrenmatt die Tragikomödie.

Bekannte Beispiele dieser Gattung sind "Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt oder "Der Hauptmann von Köpenick. Ein deutsches Märchen" von Carl Zuckmayer.

Charaktere in "Die Ratten"

Die Charaktere in "Die Ratten" können in drei gesellschaftliche Klassen unterteilt werden. Die Handlungen der Figuren bilden zwei unterschiedliche Erzählstränge. Zum einen gibt es das Geschehen um die Familie Hassenreuter und zum anderen die Erlebnisse der Familie John. Jeder Erzählstrang folgt einer anderen Gattung, weshalb das Werk auch als Tragikomödie bezeichnet werden kann. Die Tragödie spielt sich bei den Figuren der unteren Schicht ab – zu der die Familie John gehört, da sie im Gegensatz zu den Hassenreuters und den Spittas keine Chance auf einen gesellschaftlichen Aufstieg hat.

Die Elemente der Komödie finden sich rund um die Hassenreuters und ihre Theaterschüler. Beide Gattungen laufen bis zum Schluss selbstständig parallel zueinander. Während das Ende der Johns in einer Tragödie mündet, fallen die anderen Schicksale etwas versöhnlicher aus.

Die Hauptfiguren

Die Ratten, Figurenkonstellation, StudySmarter

Abbildung 2: Figurenkonstellation in "Die Ratten"

Jette John

  • Mitte 30,
  • Reinigungskraft der Hassenreuters,
  • macht sich Vorwürfe wegen ihres kriminellen Bruders,
  • starker Kinderwunsch,
  • hilfsbereit,
  • nicht sehr gebildet,
  • nimmt sich am Ende das Leben.

Pauline Piperkarcka

  • polnisches Dienstmädchen,
  • ungewollt schwanger,
  • mittellos, verkauft ihr Kind,
  • emotional,
  • möchte ihr Kind als Druckmittel nutzen, um ihren Freund zur Hochzeit zu zwingen,
  • naiv und leicht zu beeinflussen.

Bruno Mechelke

  • ungefähr 19 Jahre alt,
  • Bruder von Jette John,
  • furchterregende Erscheinung,
  • führt ein unehrenhaftes Leben,
  • tötet Pauline Piperkracka.

Harro Hassenreuter

  • 50 Jahre alt,
  • ehemaliger Theaterdirektor,
  • verkauft alte Theaterutensilien,
  • egozentrisch und besitzergreifend,
  • vermögend,
  • hat eine Affäre mit Alice Rütterbusch,
  • sehr gebildet.

Inhaltsangabe zu "Die Ratten"

Die Ratten, Handlungsablauf, StudySmarter

Abbildung 3: Handlungsablauf

Der Handlungsort ist eine heruntergekommene Mietskaserne in Berlin. Die handelnden Figuren kommen aus allen bürgerlichen Schichten, wobei die erste Gruppe zur gesellschaftlichen Unterschicht gehört: dazu gehören Familie Knobbe, Pauline Piperkracka, Bruno Mechelke und Quaquaro an. Das Bürgertum als zweite Gruppe bilden Familie John und die Schüler des Theaterdirektors Harro Hassenreuter ab. Die Oberschicht wird durch die Familie Hassenreuter repräsentiert. Erich Spitta und der Pastor können zum Bildungsbürgertum gezählt werden.

1. Akt

Der ehemalige Theaterdirektor Harro Hassenreuter betreibt im Dachgeschoss der Mietskaserne einen Kostümverleih. Jette John ist seine Reinigungskraft, die mit ihrem Mann Paul im zweiten Stock lebt. Herr John ist meistens auf Montage in Altona. Das Ehepaar leidet seit dem Tod ihres ersten Kindes unter ihrer Kinderlosigkeit. Das polnische Dienstmädchen Pauline Piperkracka ist ungewollt schwanger geworden und hat Angst vor den gesellschaftlichen Folgen. Daher bietet Jette John ihr an, das Kind abzukaufen. Dadurch wären beide in einer Win-win-Situation, denn Pauline wäre ihr ungewolltes Baby los und Jette hätte wieder ein Kind, um das sie sich kümmern könnte.

Jettes Bruder Bruno kommt hinzu. Aufgrund der Narben im Gesicht und seine großen Muskeln macht er einen angsteinflößenden Eindruck. Er wird von Jette mit Pauline zusammen auf dem Dachboden versteckt, als sie Geräusche im Haus vernehmen. Denn das Dachgeschoss ist sonntags geschlossen und die Anwesenden haben Angst, vom Theaterdirektor erwischt zu werden. Jette trifft auf Walburga Hassenreuter, die mit ihrem Privatlehrer und Geliebten Erich Spitta verabredet ist. Da nun der Direktor Hassenreuter das Dachgeschoss betritt, verstecken sich auch Jette und Walburga auf dem Dachboden.

Der Direktor bekommt Besuch von seiner jungen Geliebten Alice Rütterbusch. Diese versteckt er im Nebenzimmer, als Erich Spitta auftaucht, der ja wiederum mit der Tochter Hassenreuters, Walburga, verabredet ist. Spitta erzählt dem ehemaligen Theaterdirektor, dass er Schauspieler werde möchte. Hassenreuter wimmelt ihn ab und gesellt sich wieder zu Alice. Walburga weiß nun von der Affäre ihres Vaters. Bei Pauline haben währenddessen die Wehen eingesetzt und sie gebärt ihr Kind heimlich auf dem Dachboden.

2. Akt

Herr John, der von der Montage zurückgekehrt ist, freut sich über das Kind, da Jette behauptet, es wäre ihr eigenes. Das Dienstmädchen Pauline besucht Frau John. Sie möchte ihr das Geld zurückgeben und das Kind sehen. Jette John reagiert äußerst wütend und schlägt Pauline. Diese erzählt ihr zudem, dass sie das Kind aus Angst vor einer Strafe beim Standesamt angemeldet hätte. Deswegen würde am nächsten Tag ein Gemeindemitarbeiter bei ihr vorbeischauen, um die Zustände des Mietshauses und der Familie John zu betrachten.

3. Akt

Der Direktor Hassenreuter gerät bei einer misslungenen Theaterprobe in einen Streit mit Spitter, weil dieser ein Vertreter des Naturalismus ist und die deutsche Klassik für wirklichkeitsfremd hält. Er ist nämlich davon überzeugt, jeder Mensch habe die Fähigkeit, Schauspieler werden zu können. Der Direktor hingegen nimmt eine sehr konservative Haltung zu diesem Thema ein. Bei einer Durchsuchung des Dachbodens werden außerdem eine Glasscherbe und Blutflecken gefunden, was auf ein Verbrechen hindeutet. Frau John fährt indessen mit dem Kind zu ihrer Schwägerin.

In der naturalistischen Strömung der Theatergeschichte wird ein Stil vertreten, der sich sehr eng an der Realität orientiert. Es geht darum, die Menschen und ihre Umgebung so glaubwürdig wie möglich wiederzugeben. Dies bezog sich vor allem auf Angehörige der ständischen Unterschicht. So wurde auf Verssprache größtenteils verzichtet und mehr Dialekt eingeführt.

Pater Spitta erscheint bei Hassenreuter, weil er seinen Sohn auf den rechten Weg zurückführen möchte. Er kritisiert Berlins Verfall der Sitten und zeigt ein Bild von Walburga mit einer Liebesnachricht an seinen Sohn. Die Liaison zwischen den beiden fliegt auf und Direktor Hassenreuter stellt seine Tochter daraufhin wütend zur Rede.

Anschließend erscheinen Pauline und die Nachbarin Frau Kielbacke mit einem verwahrlosten Säugling. Pauline behauptet, dass es sich um ihr Kind handle, welches von Frau John vernachlässigt wurde. Schutzmann Schierke sucht gleichzeitig nach dem verlorenen Baby der drogenabhängigen Nachbarin Frau Knobbe. Nun behaupten beide Frauen, dass es sich bei dem Säugling um ihr Kind handelt. Während des Durcheinanders und der Diskussion zwischen den Anwesenden stirbt das Kind.

4. Akt

Herr John kommt von der Montage zurück und wird vom Hausmeister Quaquaro über die Geschehnisse im Haus informiert. Das Dienstmädchen Pauline ist verschwunden, weshalb die Polizei nun nach Jettes Bruder Bruno sucht, da er im Verdacht steht und zuletzt mit Pauline zusammen gesehen wurde.

In der Zwischenzeit treffen sich Walburga und Spitta, da sie trotz des Widerstands ihrer Eltern zusammen sein wollen. Auch Frau John kehrt mit dem Kind zurück. Sie redet wirr durcheinander und hat Angst, dass ihr Mann die Wahrheit über das Kind erfahren hat.

Dann taucht plötzlich Bruno auf, den Paul John mit einer Pistole bewaffnet verjagen möchte. Jette setzt sich für ihren Bruder ein und als beide alleine sind, bittet Bruno sie um Geld. Dies benötigt er, weil er Pauline im Affekt umgebracht hatte und nun fliehen muss. Eigentlich sollte er Pauline nur auf Jettes Wunsch hin einschüchtern, damit sie das Kind behalten könne. Das Dienstmädchen habe sich aber gewehrt und Bruno sie daraufhin mit einem Messer erstochen.

5. Akt

Das Haus ist abgesperrt. Jette wacht in Sorge um Bruno auf dem Sofa auf. Nun treten auch Herr John und der Direktor Hassenreuter hinzu. Paul John möchte Bruno ausliefern, da er von dem Mord an Pauline weiß. Aus Wut, weil seine Frau immer noch zu ihrem Bruder hält, schreit er, das ganze Haus sei von Ungeziefer und Ratten befallen und könne jeden Moment zusammenbrechen.

Er möchte mit dem Kind verschwinden, erfährt jedoch von Frau Knobbe, dass es nicht sein leibliches Kind sei. Sie erzählt, dass Pauline das Kind auf dem Dachboden geboren und sie es anschließend in die Wohnung der Johns gebracht hätte. Frau John wird das Kind abgenommen, welches nun in ein Waisenhaus gebracht werden soll. Jette John reißt sich los, läuft davon und bringt sich durch einen Sprung aus dem Fenster um.

Aufbau und Sprache des Stücks

Die Ratten folgt dem Aufbau eines klassischen Dramas und umfasst fünf Akte. Da die Tragödie um Familie John und die Komödie um den Direktor Hassenreuter parallel zueinander verlaufen, kann an den individuellen Geschehnissen der Dramenaufbau nachvollzogen werden. Der Höhepunkt beziehungsweise die Wendung erfolgt im dritten Akt der Komödie, als Harro Hassenreuter von der Beziehung zwischen Walburga und Spitta erfährt. Gleichzeitig stellt in diesem Akt die Verwirrung über das verwahrloste Baby und der anschließende Tod des Kindes den Höhepunkt der Tragödie dar.

Falls Du mehr über die klassische Dramenform erfahren möchtest, lies Dir doch unseren Artikel "Drama" durch.

Am Ende des Werkes schließen die beiden Handlungsstränge parallel zueinander ab und die zwei Gattungen lassen sich ebenfalls gut voneinander unterscheiden. Die Komödie endet in einer Lösung des Konflikts: Hassenreuter bekommt eine Stelle am Straßburger Theater und akzeptiert die Beziehung zwischen seiner Tochter und dem Sohn des Pfarrers Spitta. Die Tragödie endet in einer Katastrophe, als Jette John sich aus dem Fenster stürzt und stirbt.

Die komödienhaften Elemente des Stücks drehen sich um das plötzliche Auftauchen und Verschwinden der Personen, Verwechslungen und der schnellen Episodenfolge. Die überspitzten politischen Ansichten des Theaterdirektors werden durch den raschen Wechsel zwischen Dialekt und der gekünstelten Theatersprache unterstrichen.

Das Schicksal der Familie John dreht sich um Existenzkämpfe, Selbstbetrug sowie Mord und Totschlag.

Die Sprache in "Die Ratten"

Die Abgrenzung der gesellschaftlichen Schichten der handelnden Personen kann man auch an ihrer Sprache erkennen. Während die Figuren der Unterschicht in starken Dialekten sprechen, ist die Sprache der Oberschicht gehoben mit langen, verschachtelten Sätzen und lateinischen Begriffen.

Freilein: wenn Se bloß wollten Obacht jeb'n...jeb's Se doch um Jottes willen Obacht, wat ick Ihn for Vorschläge unterbreiten tu'.

(Jette John in "Die Ratten" von Gerhart Hauptmann)

Alle Zitate stammen, wenn nicht anders gekennzeichnet, aus Gerhart Hauptmanns' "Die Ratten" (2017, Ditzingen: Reclam)

Ja, das sind nun hier meine Katakomben, lieber Jettel! Sic transit gloria mundi! Hier hab' ich nun alles, mutatis mutandis, untergebracht, was von meiner ganzen Theaterherrlichkeit übriggeblieben ist: alte Scharteken!

(Harro Hassenreuter in "Die Ratten" von Gerhart Hauptmann)

Ein weiteres Merkmal in "Die Ratten" sind die windschiefen Dialoge. Die Charaktere sprechen aneinander vorbei und hören sich nicht ernsthaft gegenseitig zu. Jeder hat mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen und interessiert sich nicht für die Anderen.

Interpretationsansätze in "Die Ratten"

Die Ratten als Leitmotiv

Das Leitmotiv des Dramas sind die Ratten. Die Tiere stehen zum einen als Symbol für die Armut und Verwahrlosung der Mietskaserne. Zum anderen symbolisieren sie auch den Verfall der Sitten und die Unterhöhlung der Politik und Kultur.

Horchen Se ma, wie det knackt, wie Putz hinter de Tapete runterjeschoddert kommt! Allens is hier morsch! Allens faulet Holz! Allens unterminiert, von Ungeziefer, von Ratten und Mäuse zerfressen!"

(Paul John in "Die Ratten")

Herr John nutzt das Symbol der Ratten im 5. Akt im Streit mit seiner Frau. Damit bringt er seine Wut über die schlechten Lebensbedingungen in der Mietskaserne zum Ausdruck. Außerdem bezieht er sich auf die kriminellen Handlungen von Bruno und die Lügen seiner Frau über das gekaufte Kind.

Auch Direktor Hassenreuter greift das Symbol der Ratte in seinem Streit mit Spitta im 3. Akt auf.

Sie sind eine Ratte! Aber diese Ratten fangen auf dem Gebiete der Politik – Rattenplage! – unser herrliches neues geeinigte Deutsches Reich zu unterminieren an. Sie betrügen uns um den Lohn unserer Mühe! Und im Garten der deutschen Kunst – Rattenplage! – fressen sie die Wurzeln des Baumes des Idealismus ab: sie wollen die Krone durchaus in den Dreck reißen. - Und den Staub, in den Staub, in den Staub mit euch!

(Harro Hassenreuter)

Hier findet sich ein weiterer Interpretationsansatz wieder. Der Direktor Hassenreuter bezieht sich bei der "Krone" auf die wilhelminische Epoche. Er bezeichnet Spitta und alle anderen Kritiker des deutschen Kaiserreichs, sowie die Sozialdemokraten, als Ratten.

Die wilhelminische Epoche

Als "wilhelminische Epoche" wird die Regierungszeit von Kaiser Wilhelm II. zwischen 1888 und 1918 bezeichnet. Den Beginn dieser Periode stellt die Entlassung des Reichskanzlers Otto von Bismarck im Jahr 1890 dar. Das Ziel der wilhelminischen Politik war es, Deutschland als Weltmacht zu positionieren. Daher wurde besonderen Wert auf das Militär gelegt. Gesellschaftspolitisch war das Deutsche Kaiserreich von stark konservativen und patriarchalen Strukturen geprägt.

Gleichzeitig war diese Epoche von einem Fortschrittsdenken beeinflusst, welches dem Kaiserreich zu Wohlstand verhalf. Als größter Gegner dieses Denkens galt der Sozialismus und die Sozialdemokratie.

Direktor Hassenreuter beschreibt dies als "Betrug um den Lohn unserer Müh!". Die Ratten werden hier als Symbol für die Arbeiter, Sozialdemokraten und Gewerkschaften genutzt, die dem Deutschen Kaiserreich kritisch gegenüberstanden.

Die Kritik am Obrigkeitsstaat

Die Kritik am Obrigkeitsstaat beziehungsweise an den bestehenden Gesellschaftsstrukturen erkennt man an der Aufteilung der beiden Erzählstränge. Die Tragödie um die Familie John steht der Komödie um Harro Hassenreuter und die verbotene Liebe zwischen seiner Tochter und Erich Spitta gegenüber. Im 1. Akt erfahren die Leser zwar von der Affäre zwischen Hassenreuter und Alice Rütterbusch sowie der ungern gesehenen Beziehung zwischen Walburga und Spitta, jedoch gibt es keine negativen Auswirkungen für die Charaktere. Die Probleme der Bewohner der Unterschicht enden hingegen alle in einer Tragödie mit dem Tod von Pauline, Frau John und dem Neugeborenen von Frau Knobbe.

Herrjott, Herrjott in Himmel, Mutter John hat sich umjebracht.

(Selma Knobbe in Die Ratten von Gerhart Hauptmann)

Der Autor Gerhart Hauptmann

Der Autor des Stücks, Gerhart Hauptmann, lebte von 1862 bis 1946. Er stammt aus Schlesien und ist einer der bedeutendsten Dramatiker und Schriftsteller des Naturalismus. Zunächst versuchte er sich erfolglos als Maler und Bildhauer, ehe er kurz darauf ein Literatur- und Philosophiestudium anfing. Dies brach er jedoch ab und wechselte zum Theater. Vor dem Hintergrund seiner Abstammung aus Schlesien verfasste er auch sein bedeutendstes Werk "Die Weber". Weitere bekannte Schriften aus seiner Feder sind "Bahnwärter Thiel", "Der Biberpelz" und "Die versunkene Glocke". Im Jahr 1912 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Zu Zeiten des Nationalsozialismus hegte er ein ambivalentes Verhältnis zum System. Während er am Anfang des Regimes empfänglich für Hitlers Parolen war, bezeichnete er ihn zu Ende des Krieges als "apokalyptischen Dämon der Zeit" (Gerhart Hauptmann).

Er starb 1946 in Agnieszków in Schlesien. Dort wollte er laut seines Testaments auch begraben werden. Dieser Wunsch wurde jedoch nicht erfüllt. Beerdigt wurde er auf der Insel Hiddensee, wo er seine Sommerurlaube verbrachte.

Entstehungsgeschichte und zeitgeschichtlicher Hintergrund

Obwohl das Werk erst in den Jahren 1909/10 verfasst wurde, spielt es schon einige Zeit früher im Jahr 1886 in einer heruntergekommenen Kavalleriekaserne in Berlin. Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzende Industrialisierung hatte eine starke Auswirkung auf die Hauptstadt Berlin. Durch die Entstehung vieler Fabriken an den Stadträndern zog es viele Arbeiter in die Stadt.

Das Wachstum von Städten nennt man auch Urbanisierung oder Verstädterung.

Die Bevölkerungszahl Berlins stieg rasant an. Das enorme Wachstum in kurzer Zeit bewirkte, dass die Infrastruktur von der großen Anzahl von Menschen überfordert war. Dies führte dazu, dass sich die Lebensbedingungen der Bewohner verschlechterten. Da der Bausektor nicht staatlich überwacht wurde, entstanden viele Mietskasernen und Massenunterkünfte, die schnell mit Bürgern aus dem Proletariat überfüllt waren.

Proletariat ist die Bezeichnung für die Arbeiterschicht.

So breiteten sich Kriminalität und Krankheiten durch schlechte hygienische Bedingungen aus. Auch die Kindersterblichkeit war sehr hoch. Die Situation verbesserte sich erst durch die Sozialgesetze ab dem Jahr 1883.

"Die Ratten" schrieb Gerhart Hauptmann beeinflusst von den Ereignissen der Jahre 1907 bis 1911, zu der auch die Tragikomödie entstand. Zu der Zeit wurde ein ähnlicher Fall wie der von Jette John publik: Eine Frau, die eine kinderlose Ehe führte, spielte ihrem Mann dabei eine Schwangerschaft vor und gab schließlich das Kind eines Dienstmädchens als ihr eigenes aus. Das Kind hatte zu diesem Zeitpunkt jedoch schon einen Vormund, weshalb die Frau erneut ein Baby entführte, um dies dem Vormund unterzuschieben. Ein Tagebucheintrag von Gerhart Hauptmann aus dem Jahr 1907 bezieht sich auf den Fall, sodass man daraus schließen könnte, dass ihm dieser als Vorlage für "Die Ratten" diente.

Auch die Figur des Theaterdirektors Harro Hassenreuter beruht auf einer realen Person. Gerhart Hauptmann arbeitete als Schauspieler mit dem Straßburger Regisseur Häßler zusammen, der als Vorlage für Hassenreuter diente.

Die Ratten - Das Wichtigste

  • Die Ratten ist eine Tragikomödie von Gerhart Hauptmann.
  • Es ist ein naturalistisches Werk, da es die zeitgenössischen Zustände einer Mietskaserne aufzeigt.
  • Das Geschehen spielt im Jahr 1886 in Berlin und ist beeinflusst von dem zeitgeschichtlichen Hintergrund der Industrialisierung.
  • Die Ratten enthält zwei Erzählstränge – die Tragödie um Familie John und die Komödie um Familie Hassenreuter.
  • Die wichtigsten Charaktere sind Frau John, Pauline Piperkracka, Bruno Mechelke und Harro Hassenreuter.
  • Ratten sind das Leitmotiv der Tragikomödie.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Die Ratten

Die Ratten ist ein Werk des Naturalismus aus den Jahren 1909/1910. Das Geschen spielt allerdings schon im Jahr 1886.

Die Ratten spielt in Berlin zur Zeit der Industrialisierung. 

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