DieRote Kapellewar ein Sammelbegriff der Geheimen Staatspolizei (Gestapo)für Widerstandsgruppen ausBerlin, die sich gegen den Nationalsozialismus richteten. Eine der bekanntesten Gruppen war die unter der Leitung vonArvid HarnackundHarro Schulze-Boysen. Zu dieser Widerstandsbewegung zählten um die 150 Mitglieder. Zu ihren Aktionen gegen das NS-Regime gehörten unter anderem:
dasHelfen von Verfolgten(beispielsweise Jüdinnen und Juden oder Oppositionelle),
dasDokumentieren der Nazi-Verbrechen.
Oppositionellesind Personen, die eine gegensätzliche Meinung vertreten, oder gegen jemanden oder etwas im Widerstand stehen. Der BegriffOppositionkommt Dir vielleicht aus der Politik bekannt vor. Dies beschreibt jene Parteien im Parlament, die nicht an der Regierung beteiligt sind.
In dieser Erklärung wird hauptsächlich auf die Gruppe umHarro Schulze-BoysenundArvid Harnackeingegangen, da sie die bekannteste Gruppierung innerhalb der Roten Kapelle waren und es die meisten Nachweise dazu gibt.
Rote Kapelle – Steckbrief
Name: Rote Kapelle
Entstanden: 1933
Aufgelöst: 1943
Bedeutung in der Geschichte:Unter dem Begriff der Roten Kapelle wurden von den Nationalsozialisten Widerstandsgruppen aus Berlin zusammengefasst. Diese Gruppen leisteten Widerstand gegen das NS-Regime, indem sie geheime Informationen aus dem Inneren der NSDAP sammelten und an das Ausland weiterleiteten. Außerdem unterstützten sie Verfolgte.
Rote Kapelle –Name
Wie bereits erwähnt, war die Rote Kapelle einFahndungs- und Sammelname der Gestapo für viele Kleingruppen, die Widerstand gegen das NS-Regime leisteten. Der Name entstand durch die vermuteteVerbindung zur Sowjetunion und zum Kommunismus.
Die FarbeRotwurde bereits im späten19. Jahrhundert symbolisch für den Kommunismus verwendet, wohingegen der BegriffKapellevon dem bevorzugten Kommunikationsmittel der Mitglieder stammte, demTelegrafen. In Geheimdiensten wurde ein Telegrafenfunker als einPianistbezeichnet und mehrerePianistenbildeten wiederum eineKapelle. Daher stammte der Name "Roten Kapelle".
Der Roten Kapelle wurde eine Verbindung zum sowjetischen Geheimdienst nachgesagt, jedoch konnte diese nur bei wenigen Mitgliedern nachgewiesen werden.
Der elektrische Telegraf entstand zur Mitte des 19. Jahrhunderts und ermöglichte den Menschen mithilfe des Morsealphabets Nachrichten schnell über längere Strecken zu übermitteln.
Abb. 1 - Telegraf.
Rote Kapelle – Ziele
Das Hauptziel der Gruppen der Roten Kapelle war, die Kriegsverbrechen der Nationalsozialistenöffentlich zu machen und denZweiten Weltkrieg schnellstmöglich zu beenden. Ebenfalls wollten sie den Nationalsozialismus abschaffen und standen teilweise mit der Sowjetunion in Kontakt, um Deutschland nach dem Krieg als unabhängigen Nationalstaat zu erhalten.
Rote Kapelle – Mitglieder
Heutzutage werden bis zu400 WiderstandskämpferinnenundWiderstandskämpferder Roten Kapelle zugeordnet. Dabei handelte es sich um Männer und Frauen unterschiedlichsterpolitischer Weltanschauung, sowiegesellschaftlicher Herkunft. Egal, ob Personen mit Beamtenstatus, Wehrmachtbedienstete oder Künstlerinnen und Künstler. Ebenfalls waren in den Gruppierungen Christen, Liberale, Kommunisten und Sozialisten vertreten. Die Menschen vereinten sich, trotz unterschiedlicher Weltanschauungen, gegen den Nationalsozialismus.
Wie bereits erwähnt, fasste der NameRote Kapelleviele Widerstandsgruppen in Berlin zusammen. Jedoch agierten diese verschiedenen Gruppen, entgegen dem damaligen Glauben des NS-Regimes, unabhängig voneinander in Freundeskreisen und Kleingruppen und waren kaum untereinander organisiert.
Ab dem Jahr1939stieg der Kontakt jedoch immer mehr an. Vor allem dieSchulze-Boysen-Gruppepflegte Kontakt auch zu anderen Widerstandsgruppen, wie beispielsweise demKreisauer Kreisund derWeißen Rose. Auch innerhalb der Gruppen agierten die Mitglieder oft unabhängig voneinander und organisierten ihre eigenen Aktionen.
Wenn Du mehr über denWiderstand im Nationalsozialismuserfahren möchtest, dann lies Dir die Erklärung überdie Weiße Rosedurch.
Der Schulze-Boysen-Kreis
Der Schulze-Boysen-Kreis war eine der größerenWiderstandsgruppeninnerhalb Deutschlands während des Zweiten Weltkrieges. Ansässig in Berlin verübten sie bereits seit der Machtübernahme Hitlersim Jahr1933Aktionen gegen das NS-Regime. Sie bildeten sich um den LuftwaffenoffizierHarro Schulze-Boysen, denSchriftstellerAdam Kuckhoffund den ÖkonomenArvid Harnack.
Schulze-Boysen und Harnack waren beide ablehnend gegenüber demVersailler Vertragund der damaligen Gesellschaftsordnung. Nach derWeltwirtschaftskrise 1929wollten diese planwirtschaftliche Elemente derkommunistischen Sowjetunionin Deutschland einführen, was also im direkten Gegenzug zur antikommunistischen Position derNSDAPund Hitler stand.
Im Jahr1933wurde Schulze-Boysen kurzzeitig von derSAinhaftiert und gefoltert wegen seiner überparteilichen ZeitschriftDer Gegner. Nach seiner Entlassung und der Hochzeit mit seiner Frau im Jahr1936freundete er sich mit immer mehr jungen Intellektuellen an, die ebenfalls gegen das NS-Regime waren, woraus sich letztendlich eine Widerstandsgruppe unter der Leitung von Schulze-Boysen und Harnack bildete.
DieSturmabteilung (kurz SA) war die parlamentarische Kampforganisation der Nationalsozialisten während derWeimarer Republik. Ihre Aufgabe war unter anderem, Propaganda und Straßenkämpfe mit politischen Gegnern zu führen.
Scheliha und sein Umfeld
Rudolf von Scheliha war Mitglied derNSDAPund arbeitete seit1939 in der Informationsabteilung des Auswärtigen Amts in Berlin. Aufgrund seiner Arbeitsstelle war es ihm möglich, kriegsverherrlichende Propaganda der Nationalsozialisten einzusehen und Informationen über die tatsächlichen Zustände zu sammeln.
Scheliha hatte Kontakte nach Polen und leitete viele Informationen über die Verbrechen an der polnischen Bevölkerung, sowie die "Endlösung der Judenfrage" an das Ausland weiter. Ebenfalls war es ihm möglich, selbst einige Jüdinnen und Juden bei der Flucht zu unterstützen. Scheliha erhielt Unterstützung von Bekannten, jedoch wurden sie nicht speziell als eine Gruppierung deklariert.
Weitere bekannte Kleingruppen der Roten Kapelle waren:
dieHernstadt-Gruppe
dieGruppen um Trepper und Gurewitsch
dieSchweizer Gruppen
Rote Kapelle – Widerstand
Da es sich bei der Roten Kapelle um keine organisierte Vereinigung handelte, waren die Aktionen des Widerstandes auch sehr unterschiedlich. Ein Hauptteil der Arbeit belief sich jedoch auf die Verbreitung von Informationen, die Aufklärung über die Taten der Nationalsozialisten und die Hilfe für verfolgte Personen.
Aktionen der Schulze-Boysen-Gruppe
Der Schulze-Boysen-Kreis verübte ab1933 eine Reihe von Aktionen gegen das NS-Regime. Unter anderem wurden ab 1933 Regimegegner der frisch verbotenen Parteien SPDundKPD, sowie der verbotenen Gewerkschaften versteckt oder bei der Ausreise unterstützt. Dies taten sie noch bis weit in den Zweiten Weltkrieg hinein. Seit derNovemberpogromehalfen sie auch Juden und Jüdinnen beim Verstecken, Organisieren von Dokumenten oder der Ausreise.
DieNovemberpogrome, die in der Nacht vom09.auf den10. November 1938ausgeführt wurden, sind auch unter dem BegriffReichskristallnacht bekannt. Dabei handelt es sich um gewalttätige Ausschreitungen gegen die deutsch-jüdische Bevölkerung.
Weit übereintausend Jüdinnen und Juden kamen bei den Anschlägen ums Leben. Andere jüdische Personen wurden gedemütigt, misshandelt, vergewaltigt oder verhaftet. Ebenfalls wurden Synagogen, Geschäfte und Wohnungen demoliert und zerstört. Die Novemberpogrome gelten als Startschuss zum größten Völkermord in der Geschichte.
Ebenfalls wurden viele verschiedeneFlugblätter vom Schulze-Boysen-Kreis gedruckt und verteilt. Die Gruppe konnte auch mithilfe ihrer Positionen an wichtige Informationen gelangen, die über Funk auch an Vertreter im Ausland gesendet wurden.
Unter anderem sammelteLibertas Schulze-Boysens, die Frau von Harro Schulze-Boysen, Bildmaterial über die deutschen Kriegsverbrechen, welche sie imReichspropagandaministeriumzu Gesicht bekam. Außerdem versuchte Harro Schulze-Boysendie Sowjetunion vor dem bevorstehenden Russlandfeldzug zu warnen, von dem er in seiner Position als Luftwaffenoffizier erfuhr. Der Bericht wurde aber vonStalin selber als Falschmeldung zurückgewiesen.
Auch verfasste die Gruppe zu Beginn des Jahres1942 die sogenannteAgis-Flugschrift, in der alle Deutschen zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten aufgerufen wurden. Der Text machte die Desinformation der NS-Propaganda öffentlich und sprach auch die Kriegsverbrechen der Nationalsozialisten an. Zuletzt riefen sie zum Sturz der Regierung auf, um Deutschland zu retten. Der Text wurde an mehrere hunderte Akademiker im Berliner Umkreis versendet.
Rote Kapelle – Hinrichtung
Der Schulze-Boysen-Kreis, unter der Leitung von Schulze-Boysen und Harnack, wurde im Jahr1942enttarnt. Aufgrund eines moskauer Funkspruchs vom26. April 1941wurde zunächst eineBrüsseler Widerstandsgruppeaufgedeckt, bei der der sowjetische AgentAnatoli Gurewitschverhaftet wurde.
Gurewitsch gelang es zu fliehen, konnte jedoch durch Informationen von einem seiner Komplizen ausfindig gemacht werden. Unter Folter und um der Todesstrafe zu entkommen, nannte er viele seiner Kontaktpersonen, darunter auch Harro Schulze-Boysen und Arvid Harnack.
In einem geheimen Prozess wurden der Großteil der Verratenen der Spionage für schuldig empfunden. Das galt als Hoch- und Landesverrat, was mit der Todesstrafe geahndet wurde. ZwischenAugust 1942undMärz 1943wurden um die130 Mitgliederverhaftet, wovon mindestens57entweder zum Tode verurteilt und hingerichtet, oder ohne Gerichtsurteil ermordet wurden. Ebenfalls begingen einige in der Haft Selbstmord.
Die Anführer Harro Schulze-Boysen, dessen Frau Libertas Schulze-Boysen und Arvid Harnack wurden mit einigen ihrer Komplizen am22. Dezember 1942im StrafgefängnisBerlin-Plötzenseehingerichtet.
Rote Kapelle - Das Wichtigste
Die Rote Kapelle war ein Sammelbegriff der Gestapo für Widerstandsgruppen aus Berlin, zur Zeit des Nationalsozialismus.
Sie waren vor allem während des Zweiten Weltkriegs aktiv, jedoch haben sie seit der Machtergreifung Hitlers 1933 Widerstand geleistet.
Bekannte Mitglieder der Roten Kapelle waren beispielsweise: Rudolf von Scheliha, Harro Schulze-Boysen, Libertas Schulze-Boysen, Arvid Harnack und Adam Kuckhoff. Insgesamt ordneten die Nationalsozialisten mehrere hundert Mitglieder und Kleingruppen der Roten Kapelle zu.
Nachweise
bpb.de: Die "Rote Kapelle": Widerstand im NS. (25.09.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Rote Kapelle
Warum heißt die Rote Kapelle Rote Kapelle?
Der Name der Roten Kapelle besteht auf einer Verbindung zum sowjetischen Geheimdienst, die manchen Gruppen der Kapelle bestand.
Was ist kommunistischer Widerstand?
Kommunistischer Widerstand war Widerstand der politischen Oppositionellen gegen den Nationalsozialismus. Dabei widersetzten sich Kommunisten aktive den Nazis.
Welchen Widerstand leistete die Rote Kapelle?
Der Widerstand der Roten Kapelle war vielfältig. Vor allem halfen Gruppierungen der Roten Kapelle Juden und Regimegegner, zum Beispiel bei der Flucht. Aber auch wichtige Informationen gegen die Nazis wurden in der Öffentlichkeit verbreitet und ans Ausland weitergereicht.
Was ist die Rote Kapelle?
Die Rote Kapelle war ein Sammelbegriff der Gestapo für Widerstandsgruppen aus Berlin, während der Zeit des Nationalsozialismus. Sie waren vor allem während dem Zweiten Weltkrieges aktiv.
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