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Über 700 Jahre lang standen sie an der macht-politischen Spitze Bayerns – das Hochadelsgeschlecht der Wittelsbacher. Die Wittelsbacher waren eine der bedeutendsten Dynastien des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation und stellten nicht nur jahrhundertelang die Herrscher von Bayern, sondern auch drei römisch-deutsche Könige/Kaiser. Im Folgenden erfährst Du Genaueres über die Geschichte der Wittelsbacher, über ihre Herkunft, ihre prominentesten Vertreter und…
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Jetzt kostenlos anmeldenÜber 700 Jahre lang standen sie an der macht-politischen Spitze Bayerns – das Hochadelsgeschlecht der Wittelsbacher. Die Wittelsbacher waren eine der bedeutendsten Dynastien des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation und stellten nicht nur jahrhundertelang die Herrscher von Bayern, sondern auch drei römisch-deutsche Könige/Kaiser. Im Folgenden erfährst Du Genaueres über die Geschichte der Wittelsbacher, über ihre Herkunft, ihre prominentesten Vertreter und das Ende ihrer Herrschaft in Bayern.
Die "Wittelsbacher" sind ein altdeutsches Hochadelsgeschlecht mit ursprünglichem Stammsitz in der oberbayerischen Stadt Scheyern. Die Wittelsbacher stellten von 1180 bis 1918 die Pfalzgrafen, Herzöge und Könige von Bayern.
Außerdem entstammten drei römisch-deutsche Könige der Blutlinie der Wittelsbacher.
Als erster historisch belegbarer Vorfahre der Wittelsbacher gilt Graf Otto I. von Scheyern (1020–1073), benannt nach der Burg Scheyern, dem ersten Stammsitz der Familie.
Ottos I. Enkel Otto V. von Scheyern war schließlich dafür verantwortlich, dass die Familie um das Jahr 1119 auf die Burg Wittelsbach bei Aichach umsiedelte. Später benannte sich der Graf dann nach der Burg um und hieß fortan Otto V. von Wittelsbach – damit war er der Namensgeber der Wittelsbacher.
Otto V. war auch der erste Wittelsbacher, der ein höheres Amt in Bayern bekleidete. In den Jahren 1116 bis 1120 war er bayerischer Pfalzgraf und somit als Vertreter des römisch-deutschen Königs/Kaisers in Bayern tätig. Auch seine Nachfahren sollten dieses Amt immer wieder bekleiden.
Der Pfalzgraf ist nicht zu verwechseln mit dem tatsächlichen Herzog oder Grafen des jeweiligen Landes. Als Vertreter des römisch-deutschen Königs/Kaisers hatte der Pfalzgraf zwar eine leitende Funktion in seinem jeweiligen Herzogtum inne, regierte dieses aber nicht. Stattdessen fungierte der Pfalzgraf eher als Vermittler zwischen dem Adel und den Bürgerinnen und Bürgern des jeweiligen Landes und dem römisch-deutschen König/Kaiser.
Zur Zeit des Heiligen Römischen Reichs stellten die Wittelsbacher drei der römisch-deutschen Könige/Kaiser:
Abb. 1 - Stammwappen der Herzöge in Bayern aus der Familie der Wittelsbacher.
Das blau-weiße Karomuster und die goldenen Löwen kommen Dir vielleicht bekannt vor, denn sie sind auch heute noch Teil des bayerischen Wappens.
Jetzt aber erst einmal zurück zur Frage, wie die Wittelsbacher eigentlich die Herrschaft über Bayern erlangten.
Im Jahr 1155 rettete der Wittelsbacher Otto VI. (Sohn von Otto V. von Wittelsbach) den römisch-deutschen Kaiser Friedrich Barbarossa während eines Italienfeldzuges aus einer gefährlichen Situation. Als Dank belehnte Barbarossa Otto VI. im Jahr 1180 mit dem Herzogtum Bayern – so wurden die Wittelsbacher die bayerischen Herzöge.
In den kommenden Jahrzehnten weiteten die Wittelsbacher ihre Macht in Bayern und auch darüber hinaus aus. Im Jahr 1214 fiel die Pfalzgrafschaft bei Rhein (auch: Kurpfalz) an die Wittelsbacher und 1242 verleibten sie sich auch die Gebiete rund um das Donautal und den Bayerischen Wald ein.
Die Wittelsbacher betrieben eine geschickte Heiratspolitik, die ihren territorialen Besitz und ihre Macht zunehmend vergrößerte. Um ihre Herrschaft in Bayern und den anderen Gebieten zu festigen, ließen sie zahlreiche Städte gründen, die der Familie als Verwaltungssitze dienten.
Die Wittelsbacher gründeten in Bayern unter anderem auch die Städte Landshut und Straubing.
Ab Mitte des 13. Jahrhunderts kam es zur Teilung der Wittelsbacher Territorien in Bayern, da die Familie kein festgeschriebenes Erbrecht (beispielsweise erstgeborener Sohn erbt alles) hatte. So wurden die Gebiete immer wieder unter den Söhnen der Familie aufgeteilt und auch wieder zusammengefügt, wenn einer der Herzöge keine männlichen Nachkommen hatte.
Doch nicht nur die Gebiete wurden geteilt – im Jahr 1329 spaltete sich schlussendlich auch die Familie der Wittelsbacher selbst in zwei Hauptfamilienzweige auf. Im sogenannten "Hausvertrag von Pavia" einigte sich der römisch-deutsche Kaiser und Wittelsbacher Ludwig IV. der Bayer und die Söhne seines Bruders Rudolf auf eine Teilung der Familie und der Territorien.
So entstanden die "Ludowizische Linie" (auch: die bayerische Linie Wittelsbach) mit Herrschaft über Bayern und die "Rudolfinische Linie" (auch: die pfälzische Linie Wittelsbach) mit Herrschaft über die Kurpfalz und die spätere Oberpfalz.
Der Hausvertrag von Pavia sah aber auch vor, dass der eine Familienzweig den anderen beerben sollte, wenn kein männlicher Nachkomme vorhanden war. Diese Regelung wurde rund 450 Jahre nach dem Vertragsschluss noch wichtig.
Neben Ludwig IV. dem Bayern (Amtszeit: 1314–1347) entsprang der bayerischen Linie der Wittelsbacher mit Karl VII. (Amtszeit: 1742–1745) noch ein weiterer römisch-deutscher Kaiser.
Doch bereits im Jahr 1777 starb die bayerische Linie der Wittelsbacher mit Maximilian III. Joseph aus, da dieser keinen männlichen Nachfolger hatte. Es kam zum Bayerischen Erbfolgekrieg, da verschiedene Parteien ein Anrecht auf das Herzogtum Bayern stellten. Schlussendlich beerbte aber der Pfalzgraf Karl Theodor aus der pfälzischen Linie der Wittelsbacher Bayern, so wie es der Hausvertrag von Pavia vorgesehen hatte.
So wurden die Gebiete Bayerns und der Pfalz wieder unter einem wittelsbachischen Herrscher vereint.
Während der Französischen Revolution stellte sich Maximilian IV., der Herzog von Bayern, zu Beginn auf die Seite Napoleons. Nach dem Sieg des revolutionären Frankreichs und dem Frieden von Preßburg im Dezember 1805 zerfiel das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und die mit Napoleon verbündeten deutschen Staaten, darunter auch Bayern, wurden zu Königreichen erklärt.
Im Januar 1806 wurde der Wittelsbacher Maximilian IV. dann als Maximilian I. Joseph von Bayern zum ersten König von Bayern gekrönt.
Im weiteren Verlauf des Krieges trat Bayern unter Maximilian I. Joseph dann aber den alliierten Truppen gegen Napoleon bei und stellte sich so auf die Gewinnerseite der Geschichte. 1815 gelang es der preußischen und englischen Streitmacht Napoleon in der Schlacht bei Waterloo zu besiegen.
Aus den Verhandlungen auf dem Wiener Kongress, auf dem die Neuordnung Europas nach der napoleonischen Herrschaft beschlossen wurde, gingen die Wittelsbacher und damit Bayern mit großen territorialen Gewinnen hervor. Ab diesem Zeitpunkt umfasste das Königreich in etwa die Gebiete des heutigen Bayern, nur dass damals die Pfalz noch Teil des Reichs war.
Genauere Informationen zum "Wiener Kongress" und zum Thema "Deutscher Bund" findest Du in den gleichnamigen Erklärungen im Unterset zu den Nationalstaatsgedanken in Deutschland hier auf StudySmarter!
Abb. 3: Lage des Königreichs Bayern (grün) innerhalb des Deutschen Bundes (dunkelgrau) ab 1815.
Die Wittelsbacher existieren bereits seit über 1000 Jahren und neben der Spaltung der Familie in die bayerische und die pfälzische Linie 1329 bildeten sich im Laufe der Zeit noch zahlreiche weitere Nebenlinien des wittelsbachischen Geschlechts heraus.
Die Wittelsbacher waren europaweit verzweigt. Einige Mitglieder der Familie bekleideten sogar königliche Ämter in anderen Ländern. So stellten die Wittelsbacher zeitweise etwa auch den König von Ungarn, den König von Dänemark und Norwegen, den König von Griechenland oder auch den König von Schweden.
Der König Ludwig II. von Bayern ging als "Märchenkönig" in die Geschichte ein, denn er hatte ein ganz besonderes Hobby – den Bau von Schlössern. Zeit seines Lebens flüchtete sich Ludwig II. gerne in die Kunst und Musik und zog sich zunehmend in eine Art Traumwelt zurück. Um diese Traumwelt auch physisch zu erschaffen, ließ er in Bayern unter anderem das weltberühmte Schloss Neuschwanstein ebenso wie das nahe gelegene Schloss Linderhof mit der "Venusgrotte" erbauen.
Die "Venusgrotte" ist eine künstlich angelegte und künstlerisch ausgestaltete Tropfsteinhöhle, in der sich Ludwig II. zurückzog, um Musik zu hören.
Die Wittelsbacher regierten das Königreich Bayern von 1806 bis 1918 als Könige.
Doch durch die anhaltenden Niederlagen im Ersten Weltkrieg hatten die Wittelsbacher den Großteil ihrer Macht, ihres Einflusses und den Rückhalt des Volks im Königreich Bayern verloren.
Ende 1918 kam es dann zur Novemberrevolution und die bayerische Monarchie wurde von Kurt Eisner, einem Mitglied der politischen Partei USPD (Unabhängigen Sozialdemokratische Partei Deutschlands) und seinen revolutionären Anhängern gestürzt. Am 07. November 1918 wurde der "Freistaat Bayern" ausgerufen.
Der letzte bayerische König war Ludwig III. von Bayern und mit dem Sturz durch die Revolutionäre endete die königliche Monarchie der Wittelsbacher und damit auch deren insgesamt 738-jährige Herrschaft über Bayern.
Weiterführende Informationen zur "Novemberrevolution" findest Du in der gleichnamigen Erklärung im Unterset zur Weimarer Republik hier auf StudySmarter!
Doch auch wenn die Monarchie in Bayern 1918 endete, die Wittelsbacher existieren noch heute.
Der sogenannte "Chef des Hauses Wittelsbach" oder auch das "Oberhaupt des Hauses Bayern" ist momentan der 1933 geborene Herzog Franz von Bayern. Doch auch heute gibt es noch einige verschiedene wittelsbachische Nebenlinien, die jeweils ihren eigenen "Linienchef" haben.
Übrigens begegnet einem der Name Wittelsbach noch an einem anderen Ort: Da der namensgebende Stammsitz der Familie die Burg Wittelsbach war, nennt sich der heutige Landkreis Aichach-Friedberg in Bayern noch immer "Wittelsbacher Land".
Noch heute profitieren die Wittelsbacher von sogenannten "Wittelsbacher Ausgleichsfonds", der 1923 vom Freistaat Bayern eingerichtet wurde, um einen Kompromiss mit der ehemaligen bayerischen Herrscherfamilie zu schließen, nachdem diese 1918 abgesetzt wurde.
Der "Wittelsbacher Ausgleichsfonds" enthält ein geschätztes Vermögen von rund 350 Millionen Euro, zudem zählen diverse Schlösser und Ländereien in Bayern, aber auch Kunstschätze zum Fonds. Die Einnahmen aus diesen Posten (jährlich rund 14 Millionen Euro) gehen an die Familie Wittelsbach.
Schloss Neuschwanstein und Schloss Linderhof zählen übrigens nicht zum Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Die beiden Schlösser gehören heute dem Freistaat Bayern.
Die Wittelsbacher bewohnen heute einige bayerische Schlösser, die zum sogenannten "Wittelsbacher Ausgleichsfonds" gehören (etwa das Schloss Nymphenburg in München).
Der erste historisch belegbare Wittelsbacher stammte aus der Gegend um die oberbayrischen Stadt Scheyern.
Bayern hatte insgesamt sechs Könige – alle stammten aus dem Hause Wittelsbach.
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