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Im Jahr 1077 harrte ein König vor den Toren einer Burg barfuß im Schnee aus, bat um Vergebung und unterwarf sich seinem Gegenüber. Doch um wen handelte es sich dabei..?Die Geschichte vom "Gang nach Canossa" begann mit der Streitfrage um die sogenannte "Investitur" im Heiligen Römischen Reich Mitte des 11. Jahrhunderts.Als "Investitur" bezeichnete man im Mittelalter die Verfahrensweise zur Vergabe…
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Jetzt kostenlos anmeldenIm Jahr 1077 harrte ein König vor den Toren einer Burg barfuß im Schnee aus, bat um Vergebung und unterwarf sich seinem Gegenüber. Doch um wen handelte es sich dabei..?
Die Geschichte vom "Gang nach Canossa" begann mit der Streitfrage um die sogenannte "Investitur" im Heiligen Römischen Reich Mitte des 11. Jahrhunderts.
Als "Investitur" bezeichnete man im Mittelalter die Verfahrensweise zur Vergabe von geistlichen Ämtern (zum Beispiel das Amt des Bischofs oder Abtes).
Im Heiligen Römischen Reich hatte stets der römisch-deutsche König, also der weltliche Herrscher, das sogenannte Investiturrecht, also das Recht zur Vergabe der geistlichen Ämter.
Die römisch-katholische Kirche fühlte sich dadurch aber schon länger in ihren Rechten verletzt und es kam zunehmend zu Streitigkeiten und Auseinandersetzungen.
Wenn du noch mehr zum Heiligen Römischen Reich im Mittelalter erfahren möchtest, dann schau doch mal bei der gleichnamigen Erklärung hier auf StudySmarter vorbei!
Im Jahr 1075 mündeten diese Auseinandersetzungen um die Investitur schließlich im sogenannten Investiturstreit – einem offenen Konflikt zwischen dem römisch-deutschen König Heinrich IV. und Papst Gregor VII.
Im Zuge des Investiturstreits wurde Heinrich IV. 1076 schließlich von Papst Gregor VII. exkommuniziert, also mit dem Kirchenbann belegt.
Wenn Du jetzt wissen möchtest, was genau der “Investiturstreit“ war und wie es dazu kommen konnte, dann wirf gerne einen Blick in die dazugehörige Erklärung hier im Studyset.
Abb. 1: Darstellung von Heinrich IV. aus der Chronik des Ekkehard von Aura um 1112/14.
Ein Kirchenbann war im religiös geprägten Mittelalter eine sehr ernste Angelegenheit, vor allem für einen Herrscher. Denn damals wurde das Herrschertum durch das sogenannte Gottesgnadentum legitimiert – also dem Glauben daran, dass Gott (und damit auch der Papst als dessen Stellvertreter auf Erden) den König für diese Position erwählt hatte.
Doch der Kirchenbann hatte noch weitaus schlimmere Folgen für Heinrich IV., denn ohne den Rückhalt der Kirche waren ihm die Kurfürsten des Reichs (die bedeutendsten Fürsten) nicht mehr zur Treue verpflichtet. Durch den Kirchenbann waren geleistete Treueschwüre ungültig, denn kein Christ musste einem Exkommunizierten folgen. Es kam zu Unruhen im Reich.
Bei der sogenannten "Versammlung von Trebur" 1076 gaben die Fürsten des Heiligen Römischen Reichs König Heinrich IV. schließlich ein Jahr Zeit, um sich von dem Bann zu befreien – sollte ihm dies nicht gelingen, waren die Fürsten gezwungen, ihn abzusetzen.
Um seine Herrschaft zu retten und den Zerfall des Heiligen Römischen Reichs zu verhindern, beschloss Heinrich IV. 1076/77, sich dem Papst zu beugen und um Verzeihung zu bitten.
Und so begab sich der König auf seinen "Gang nach Canossa".
Im Folgenden findest du einen Überblick über die wichtigsten Informationen und den genauen Hergang des "Gangs nach Canossa".
Als Gang nach Canossa wird der Bußgang des römisch-deutschen Königs Heinrich IV. im Winter von 1076 bis 1077 zu Papst Gregor VII., der sich auf der Burg Canossa aufhielt, bezeichnet.
Dort unterwarf sich Heinrich IV. im Januar 1077 Papst Gregor VII. und bat diesen um Vergebung. Heinrichs IV. Ziel war es, dass Papst Gregor VII. den Kirchenbann aufhob, den dieser über ihm erlassen hatte.
Die Burg Canossa lag übrigens in Oberitalien, auf der Nordseite des Gebirgszugs Apennin. Heute erinnert nur noch eine Ruine an die einstige Festung.
Im Winter vom 1076 auf das Jahr 1077 brachen Heinrich IV. und sein Gefolge auf und begaben sich vom Heiligen Römischen Reich über die Alpen nach Italien, um dort beim Papst vorzusprechen.
Etwa zur selben Zeit war auch der Papst auf Reisen, nämlich vom Rom in Richtung Norden. Als Gregor VII. vom Vorstoß Heinrichs IV. in Richtung Süden erfuhr, bewertete der Papst diesen als Bedrohung. Gregor VII. musste befürchten, auf seinem Weg von Heinrich IV. abgefangen zu werden. (Die Entführung des Papstes, um die Auflösung des Kirchbannes zu erzwingen, war zur damaligen Zeit tatsächlich keine abwegige Idee – sondern eine plausible Möglichkeit!)
Aus Angst suchte Papst Gregor VII. Unterschlupf in Norditalien, genauer: bei Mathilde von Canossa, der Herrin der Burg Canossa. Als Heinrich IV. vom Aufenthaltsort des Papstes erfuhr, begab er sich ebenfalls dorthin.
Die Strecke, die Heinrich IV. und sein Gefolge zurücklegten, betrug über 700 km. Heute würde man eine solche Entfernung mit dem Auto in nur wenigen Stunden bewältigen – doch im Mittelalter konnte eine solche Reise mehrere Wochen dauern.
Vor Ort entledigte sich Heinrich IV. seiner königlichen Gewänder und streifte als Zeichen seiner Demut und Reue ein Büßergewand (schlichtes weißes Hemd) über. Barfuß wartete er ganze drei Tage (vom 26. bis 28. Januar 1077) vor den Toren der Burg, bis Papst Gregor VII. ihn schließlich anhörte.
Da Heinrich IV. Buße geleistete hatte, war der Papst dazu verpflichtete, dem König seine Sünden zu erlassen (Absolution) und damit auch den Kirchenbann aufzuheben. Dies geschah am 28. Januar 1077.
Der Bußgang von Heinrich IV. wird heute weitgehend als rein taktisches Manöver zur Rehabilitation des Königs gewertet. Allein durch den "Gang nach Canossa" und die Aufhebung des Banns konnte Heinrich IV. seine Position als römisch-deutscher König erneut legitimieren und die Forderungen seiner Fürsten erfüllen – von echter Buße konnte also nur bedingt die Rede sein.
Doch im Gegenzug für die Rückgewinnung seiner königlichen Würde verlor Heinrich IV. aber auch erheblich an Ansehen, vor allem bei seinen Fürsten.
Heinrich IV. war nun offiziell wieder Teil der römisch-katholischen Kirche. Da durch die Aufhebung des Kirchenbanns auch die Bedingungen seiner Fürsten erfüllt wurden, hätte seiner erneuten uneingeschränkten Herrschaft eigentlich nichts im Weg stehen dürfen, doch die Realität war eine andere:
Die römisch-deutschen Fürsten hatten sich in zwei Lager gespalten – eines hielt Heinrich IV. die Treue, das andere hatte mit Rudolf vom Schwaben einen Gegenkönig ernannt. Und nun gingen die Streitigkeiten von neuem los, denn Papst Gregor VII. war Rudolf gewogen und nicht Heinrich IV.
Als Heinrich IV. seinen Widersacher schließlich tötete, wurde er erneut von Papst Gregor VII. exkommuniziert.
Das ging Heinrich IV. zu weit. Im Jahr 1084 zog er nach Rom, eroberte die Stadt, ernannte mit Clemens III. einen Gegenpapst und setzte so Gregor VII. ab.
Von seinem selbst eingesetzten Papst Clemens III. ließ sich Heinrich IV. übrigens direkt zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs krönen! Allein der Papst war dazu fähig, die Kaiserwürde zu verleihen.
Heinrich IV. starb am 07. August 1106.
Bis zu seinem Tod 1106 sah er sich noch weiteren Gegenkönigen und Exkommunikationen gegenüber. Heinrichs IV. Herrschaft wurde nie wieder so stabil wie in der Zeit vor dem Investiturstreit und dem Gang nach Canossa.
Der Machtverlust Heinrichs IV. ging am Ende gar so weit, dass ihn sein eigener Sohn Heinrich V. 1105 absetzte, um das Reich und die Krone für sich selbst zu sichern.
Und auch der Investiturstreit sollte zu Lebzeiten Heinrichs IV. nicht mehr beigelegt werden. Erst 1122 wurde der Streit im sogenannten "Wormser Konkordat" zwischen Heinrichs IV. Sohn Heinrich V. und Papst Calixt II. beendet.
Genaueres zum Wormser Konkordat findest Du ebenfalls in der Erklärung "Investiturstreit".
Heinrich IV. hatte damals keine andere Wahl, als Papst Gregor VII. persönlich aufzusuchen, um sein Problem zu lösen.
Seitdem spricht man von einem "Gang nach Canossa", wenn man sich bei einer anderen Person entschuldigen und seine Reue zeigen muss.
Als "Gang nach Canossa" bezeichnet man den Bußgang des römisch-deutschen Königs Heinrich IV. zur Burg von Canossa im Winter 1076-1077. Dort unterwarf sich Heinrich IV. Papst Gregor VII. und bat diesen um die Aufhebung des Kirchenbanns.
Der Investiturstreit war genau genommen der Auslöser für den Gang nach Canossa. Während des Streits wurde König Heinrich IV. von Papst Gregor VII. mit dem Kirchenbann belegt.
Um diesen Bann und die Exkommunikation rückgängig zu machen, begab sich Heinrich V. auf einen Bußgang nach Canossa.
Dem Bußgang von Heinrich IV. wird heute weitgehend eine rein taktische Bedeutung zugeschrieben. Heinrich IV. war zu diesem Bußgang genötigt, um seine Herrschaftsansprüche als römisch-deutscher König nicht zu verlieren. Von echter Buße konnte also nur bedingt die Rede sein.
Einen wirklichen "Sieger" von Canossa gab es nicht.
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