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Literatur im Nationalsozialismus

Du möchtest einfach lesen, was Dir gefällt? Du möchtest jedes beliebige Buch aufschlagen können, ohne Dir Gedanken zu machen, dass Du dafür in Schwierigkeiten gerätst? Oder möchtest Du vielleicht sogar ein Buch schreiben und Deine kritische Meinung äußern? Was heute so normal erscheint, hätte Dich im Jahr 1936 das Leben kosten können. Warum es zur Zeit des Nationalsozialismus überhaupt nicht selbstverständlich war, über die Dinge zu schreiben und zu lesen, die man wollte und wie die Autorinnen und Autoren dieser Zeit damit umgingen, erfährst Du in dieser Erklärung!

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Du möchtest einfach lesen, was Dir gefällt? Du möchtest jedes beliebige Buch aufschlagen können, ohne Dir Gedanken zu machen, dass Du dafür in Schwierigkeiten gerätst? Oder möchtest Du vielleicht sogar ein Buch schreiben und Deine kritische Meinung äußern? Was heute so normal erscheint, hätte Dich im Jahr 1936 das Leben kosten können. Warum es zur Zeit des Nationalsozialismus überhaupt nicht selbstverständlich war, über die Dinge zu schreiben und zu lesen, die man wollte und wie die Autorinnen und Autoren dieser Zeit damit umgingen, erfährst Du in dieser Erklärung!

Nationalsozialismus – Historischer Hintergrund

Im Jahr 1933 übernahm die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) unter der Führung von Adolf Hitler (1889-1945) die Macht in Deutschland. Dadurch entstand auf dem deutschen Staatsgebiet eine Diktatur, die maßgeblich das Leben der Bevölkerung kontrollierte.

Infolge der nationalsozialistischen Diktatur kam es zur Verfolgung von Minderheiten, die in Konzentrationslagern untergebracht und systematisch ermordet wurden. Vor allem Antisemitismus – der Hass gegenüber Juden und Jüdinnen – spielte eine entscheidende Rolle in der nationalsozialistischen Ideologie. Der Völkermord an der jüdischen Bevölkerung, der zur Zeit des dritten Reiches zwischen 5,6 und 6,3 Millionen Menschen zum Opfer fielen, wird als Holocaust bezeichnet.

In der Erklärung zum Thema „Nationalsozialismus“ findest Du detaillierte Informationen zu dieser Zeit.

Innerhalb Deutschlands wurden die Rechte der Bevölkerung maßgeblich eingeschränkt. Meinungs- und Pressefreiheit, wie Du sie heute kennst, gab es nicht mehr. Damit wurde auch die Literatur bedeutend beeinflusst. Alle Schreibenden mussten sich dem NS-Regime beugen. So durften sie sich nicht mehr kritisch gegenüber der Regierung äußern, sondern nur noch regimekonforme Literatur veröffentlichen.

Die gesamte deutsche Literatur wurde unter die staatliche Kontrolle vom "Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda" gestellt. Es wurden Listen eingeführt, die Werke aufzählten, die nicht der faschistischen Ideologie entsprachen und deshalb verboten wurden. Antifaschistische Autorinnen und Autoren wurden öffentlich eingeschüchtert und teilweise verhaftet.

Der Begriff Faschismus wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Italien von Benito Mussolini, der von 1922 bis 1945 in Italien eine Diktatur errichtete, eingeführt. Der Name stammt vom italienischen Wort fascio, was auf Deutsch "Bündel" oder "Bund" bedeutet. Dies spiegelt sich auch im Symbol der italienischen Faschisten wider, das ein Rutenbündel ist.

Obwohl der Faschismus zunächst die Eigenbezeichnung von Mussolinis politischer Partei, der "Partito Nazionale Fascista", war, wurde der Begriff ausgeweitet und ist nun die Bezeichnung einer bestimmten Herrschaftsart.

Eine faschistische Herrschaft ist eine Diktatur, in der eine Partei an der Macht ist. An der Spitze der Partei steht ein sogenannter "Führer", der verehrt wird und den Staat organisiert. Die Demokratie und ihre demokratischen Werte werden im Faschismus abgelehnt und durch einen übertriebenen Nationalismus ersetzt. Oft geht damit eine Verherrlichung von Krieg und Militär und das Streben nach Macht einher.

Auch zeichnet sich der Faschismus durch einen starken Rassismus und Antisemitismus aus. Die politische Gegenseite oder Menschen, die das Regime kritisieren, werden verfolgt und verhaftet. Personen, die den Faschismus und dessen Ideologie ablehnen, werden als Antifaschistinnen und Antifaschisten bezeichnet.

Während manche Schriftstellerinnen und Schriftsteller das NS-Regime unterstützten, flohen viele Schreibende aus Deutschland zunächst ins europäische Ausland. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1939 mussten viele auch aus Europa in andere Teile der Welt fliehen. Währenddessen verblieben andere Autorinnen und Autoren in Deutschland, wo sie Widerstand gegen das Regime leisteten oder verschlüsselt gegen die nationalsozialistische Herrschaft schrieben.

Am 8. Mai 1945 endete mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands der Zweite Weltkrieg und damit auch die Herrschaft des Nationalsozialismus.

Zensur – Nationalsozialismus

Die Zensur war eines der wichtigsten Mittel der Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten, um ihre Ideologie aufrechtzuerhalten. Deshalb war sie direkt zu Anfang von Hitlers Amtszeit Teil der sogenannten Gleichschaltung im dritten Reich. Damit ist der Prozess gemeint, bei dem alle Mitglieder und Organisationen des dritten Reiches der NS-Ideologie unterworfen und in die Diktatur eingegliedert werden sollten. Davon unter anderem betroffen waren Kultur, Erziehung, Bildung und Soziales.

Unter dem Begriff Zensur versteht man die Kontrolle des Staates über die Herausgabe von literarischen und künstlerischen Werken.

Verbotene NS-Literatur

Durch die Gleichschaltung war es der Autorenschaft im Dritten Reich praktisch unmöglich, ihre eigene Meinung preiszugeben oder fortschrittliche Gedanken zu äußern. Viele Werke, deren Inhalt nicht zu der NS-Ideologie passten und welche die Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten als "undeutsch" bezeichneten, wurden verboten oder sogar verbrannt.

Als „undeutsch“ wurde im Nationalsozialismus alles bezeichnet, was nicht dem ideologischen Bild der deutschen Volksgemeinschaft entsprach.

Ab dem Jahr 1933 wurde Literatur, die als „schädliches und unerwünschtes Schrifttum“ eingestuft wurde, beschlagnahmt. Die beschlagnahmten Werke wurden in Bibliotheken gebracht, die die Aufgabe erhielten, die verbotene Literatur zu archivieren. Die Bücher wurden den Bibliotheken von Polizeidienststellen oder Ämtern wie Landräten gesandt. Zuvor waren sie aber aus Verlagen, Buchhandlungen oder Antiquariaten, privaten sowie öffentlichen Bibliotheken und auch aus Sammlungen verfolgter Organisationen wie Parteien, Gewerkschaften oder religiösen Gemeinschaften gesichert und beschlagnahmt worden.

Seit 1935 veröffentlichte die „Reichsschrifttumskammer“ die sogenannte „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“. Auf dieser Liste standen sämtliche Werke und Schreibende, die in der NS-Zeit verboten wurden. Sie galt als vertrauliches Schriftstück und umfasste bis zu 12.400 Werke sowie das Gesamtwerk von 149 Autorinnen und Autoren. Sie wurden wegen ihres jüdischen Glaubens oder wegen ihrer politischen Ansichten verboten und sogar verfolgt.

Die Reichsschrifttumskammer wurde 1933 als eine der sieben Einzelkammern der Reichskulturkammer vom Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels gegründet. Sie hatte die Aufgabe, die deutsche Literatur von „ungeeigneten und unzuverlässigen Elementen“ freizuhalten und war somit auch für die Säuberung von regimekritischen oder „volksschädlichen“ Schriftstellern zuständig.

Alle Schriftstellerinnen und Schriftsteller mussten Mitglieder der Reichsschrifttumskammer sein, um ihrer Berufung nachzugehen. Da hierfür ein Ariernachweis – also ein Nachweis für die eigene nichtjüdische Abstammungund vor allem eine nationalsozialistische Gesinnung notwendig war, trieb die Reichsschrifttumskammer auch die Gleichschaltung der deutschen Literatur voran.

Bücherverbrennung

Im Jahr 1933 fand im nationalsozialistischen Deutschland eine landesweite Bücherverbrennung statt. Schlüsselereignis dafür war die Bücherverbrennung des "Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes", die am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz stattfand. Die Bücherverbrennung sollte den Start für eine "geistige Erneuerung" der deutschen Literatur durch die nationalsozialistische Regierung darstellen.

Ziel dieser Literaturvernichtung war es, Deutschland von der "undeutschen" und "zerbrechenden" Literatur zu "säubern" und unliebsames Kulturgut zu vernichten. Außerdem wollten die Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten andere Schreibenden abschrecken, um zu verhindern, dass sich noch mehr Menschen regimekritisch äußerten. Besonders jüdische, marxistische oder pazifistische Literatur sollte auf dem sogenannten Scheiterhaufen verbrannt werden.

Das Wort "Pazifismus" stammt von den lateinischen Wörtern pax (= "Frieden") und facere (= "machen, handeln") ab. Pazifismus ist eine Weltanschauung, die jeglichen Einsatz von Gewalt und vor allem den Krieg ablehnt, um die eigenen Interessen umzusetzen.

Der Marxismus ist eine Gesellschaftslehre aus dem 19. Jahrhundert, die auf das Denken von Karl Marx und Friedrich Engels zurückgeht. Im marxistischen Denken sollte eine klassenlose Gesellschaft geschaffen werden, in der alle Menschen gleichberechtigt waren und die gleichen Rechte und Pflichten hatten.

Bis Ende Mai 1933 waren im Rahmen der Kulturvernichtung allein in Berlin 500.000 Kilogramm verbotener Literatur aus den Bibliotheken beschlagnahmt worden. Zu den Betroffenen der sogenannten „Säuberung“ zählten eine Vielzahl von Autorinnen und Autoren, die bis heute literarische Relevanz in Deutschland und teils auf der ganzen Welt haben.

  • Erich Kästner (1899-1974)
  • Lion Feuchtwanger (1884-1958)
  • Heinrich (1871-1950) und Thomas Mann (1875-1955)
  • Sigmund Freud (1856-1939)

Nach der Vernichtung der „undeutschen“ Literatur veröffentlichte das Börsenblatt des deutschen Buchhandels die „Schwarze Liste“. Auf dieser befanden sich zunächst 131 Schreibende, deren Schriften aus Bibliotheken und Geschäften entfernt werden mussten. Bereits im Folgejahr waren auf den „Schwarzen Listen“ mehr als 3000 verbotene Bücher oder Schriften zu finden. Weiter Schriftstellerinnen und Schriftsteller dieser Listen waren:

  • Albert Einstein (1879-1955)
  • Karl Marx (1818-1883)
  • Franz Kafka (1883-1924)

Trotz aller Bemühungen gelang es der nationalsozialistischen Regierung nicht, die Literatur endgültig zu vernichten. Viele Werke sind erhalten geblieben und bis heute von kultureller Bedeutung in Deutschland.

Regimetreue Literatur im Nationalsozialismus

Die Gleichschaltung aller Organe im Nationalsozialismus hatte zur Folge, dass nur noch Literatur erlaubt war, die den Ideen des Nationalsozialismus nicht widersprach.

Gleichschaltung meint den Versuch der nationalsozialistischen Regierung, sämtliche Bereiche der Gesellschaft, Politik und auch der Kultur nach den Vorstellungen des NS-Regimes und der faschistischen Ideologie auszurichten.

Die nationalsozialistische Regierung wollte eine neue deutsche Literatur etablieren, die der Verbreitung der NS-Ideologie gewidmet war. Durch die Verherrlichung des Führerkultes und des Führers Adolf Hitler sowie die Verbreitung von Rassenhass, Hass gegen Juden sowie Antikommunismus sollte der Bevölkerung die Idee einer „Volksgemeinschaft“ vermittelt werden, die über anderen Nationen stand. Damit sollte das Volk auf den kommenden Krieg vorbereitet werden.

Besonders Erzählungen, in denen der Krieg glorifiziert wurde, hatten dafür eine große Bedeutung. In ihnen wurde ein „heroischer“ Soldat dargestellt, der stets ein germanischer Typ war und nicht selten feierlich für Deutschland im Krieg starb. Ziel war, dass die Leserschaft sich mit diesem identifizierten und seinen Märtyrertod als Vorbild nahmen.

Als "Märtyrer" werden Personen bezeichnet, die für ihre religiösen oder politischen Überzeugungen schweres Leid erdulden und sogar den Tod in Kauf nehmen.

Die nationalsozialistische "Rassenlehre" ging davon aus, dass die Menschheit in verschiedene Rassen eingeteilt werden kann, wobei das deutsche Volk zu der "Rasse" der Arier gehörte. Diese galt als überlegene und vollkommene "Herrenrasse" und sollte deshalb auch zum Herrschen bestimmt sein.

In der Idealvorstellung der NS-Ideologie waren Arier groß, blond und blauäugig. Auch wenn arische Menschen diesem Bild nicht entsprechen mussten, wurde diese Optik als "germanischer Typ" definiert und damit zum optischen Ideal der "arischen Rasse". Das Ideal des "germanischen Typs" kann damit erklärt werden, dass im Nationalsozialismus die Germanen als überlegenes Volk verehrt wurden.

Der "arischen Rasse" wurden Slawen als "minderwertige Rasse" sowie Juden, Sinti und Roma als "wertlose Rasse" gegenübergestellt. Während die Slawen aus ihrem Lebensraum vertrieben und beherrscht werden sollten, wollte das NS-Regime die "minderwertige Rasse" vernichten.

Hauptsächlich wurde im Alltag aber nur zwischen den Ariern und den Juden unterschieden, was zeigt, dass die Rassenlehre vorwiegend darauf abzielte, den Hass gegenüber Juden zu verbreiten und zu legitimieren. Zum deutschen Volk sollten keine jüdischen Menschen gehören, weshalb diese verfolgt und getötet wurden.

Aber auch der Gedanke einer Volksgemeinschaft spielte eine zentrale Rolle. Diese war geprägt von der Rassentheorie und der Annahme, dass das deutsche Volk lediglich aus arischen Menschen bestehen sollte.

Als Ideal der Arierinnen und Arier galt das Bauerntum und das bäuerliche Leben, das somit in der Blut-und-Boden-Ideologie ebenfalls idealisiert wurde. Gleichzeitig gehört zum Ideal der Volksgemeinschaft die Forderung nach der Eroberung von neuem Lebensraum für die deutsche Bevölkerung entsprechend der Theorie vom „Volk ohne Raum“.

Der Ausdruck „Volk ohne Raum“ geht auf den gleichnamigen Roman von Hans Grimm aus dem Jahr 1926 zurück. Die Bezeichnung soll implizieren, dass für das deutsche Volk neuer Lebensraum erobert werden muss, um gegen Hunger und Überbevölkerung anzukämpfen. Damit verbunden ist auch die Behauptung der nationalsozialistischen Regierung, dass die Erde in verschiedene Einflussbereiche aufgeteilt sei und dass Deutschland mehr Land verdiene. Ein so großes Volk wie das Deutsche befände sich also in einem Kampf um sein Dasein. Als Gebiet, das Deutschland zusteht, identifizierten die Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten Osteuropa und wollten damit die Eroberungsfeldzüge in den Osten Europas und vor allem nach Polen rechtfertigen. Die dort lebende Bevölkerung sollte umgesiedelt oder versklavt werden, um Platz für die deutsche Bevölkerung zu machen.

Die Verantwortlichen für die NS-Propaganda forderten dabei, dass die Inhalte der faschistischen Literatur einfach verständlich und einprägsam seien, um breite Bevölkerungsschichten einzunehmen und wegweisend für die Menschen zu werden. Dafür wurden auch oft historische Ereignisse der deutschen Geschichte entsprechend des nationalsozialistischen Narratives aufgearbeitet. Die NS-Literatur diente also dazu, das nationalsozialistische Gedankengut direkt in die Gesellschaft zu tragen und dort zu verankern.

Die nationalsozialistische Regierung in Deutschland förderte durch Subventionen oder Literaturpreise zusätzlich jene Literatur, die die NS-Ideologie darstellte und verbreitete. So erlangten einige Autorinnen und Autoren im Dritten Reich große Bekanntheit, indem sie das NS-Regime in ihren Werken unterstützten.

Aber auch Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die der NS-Bewegung nicht angehörten, wurden staatlich gefördert, weil sie sich öffentlich für den Nationalsozialismus eingesetzt hatten oder weil ihre Werke als ungefährlich für die Umsetzung der nationalsozialistischen Ideale galten. Auch diese Schreibenden durften weitere Texte schreiben und innerhalb Deutschlands veröffentlichen.

Bücher im Nationalsozialismus

Vor allem historische Romane waren typische Bücher zur Zeit des Nationalsozialismus. In historischen Romanen wurden historische Ereignisse oder Personen thematisiert, ohne dass die Schreibenden versuchten, die Ereignisse historisch korrekt darzustellen. Sie dienten vor allem der Rechtfertigung des dritten Reiches. Dazu behandelten die Romane meistens den Krieg, wie den Bauernkrieg oder die Freiheitskriege gegen die Herrschaft Napoleons.

Die Deutschen Bauernkriege bezeichnen eine Vielzahl von bäuerlichen Aufständen, die von 1524 bis 1526 in Süd- und Mitteldeutschland stattfanden. Die Bauern protestierten gegen die adligen Landesherren und forderten eine Verbesserung ihrer Lebensumstände. Vor allem gegen die hohen Abgaben an die adligen Obrigkeiten und die Leibeigenschaft lehnten sie sich auf. Nachdem die Bauern zunächst erfolgreich ihre Unruhen ausweiten konnten, waren sie schließlich den Soldaten und der besseren militärischen Ausrüstung des Adels unterlegen. 1525 erlitt die Seite der Bauern bei der Schlacht bei Frankenhausen in Thüringen eine vernichtende Niederlage und 1526 waren auch die letzten aufständischen Bauern besiegt. Die Bauernkriege forderten etwa 70.000 Opfer, die in den Kämpfen starben oder hingerichtet wurden.

Unter den Befreiungskriegen versteht man den Krieg Deutschlands und seiner verbündeten Staaten gegen Napoleon Bonaparte in den Jahren von 1813 bis 1815. Ziel der Kämpfe war es, Deutschland und Europa von der französischen Fremdherrschaft zu befreien. Dabei bildeten sich eine Koalition aus Preußen, Russland, Schweden, Großbritannien und Österreich. Bei der Völkerschlacht in Leipzig 1813 kämpften deshalb Preußen, Österreich und Russland Seite an Seite gegen die französische Armee, die vernichtend von dem europäischen Bündnis geschlagen wurde. Bei der Schlacht von Waterloo 1815 wurde Napoleon endgültig von den preußischen und britischen Truppen besiegt und seine Herrschaft über Europa endete.

Die Protagonisten der historischen Romane waren in der Regel charismatische Führungspersonen, die den Glauben an den Führerstaat stärken sollten, wie in den folgenden Beispielen:

  • „Der erste Deutsche“ (1934) von Hjalmar Kutzleb (1885-1959)

  • „Wolter von Plettenberg“ (1938) von Hans Friedrich Blunck (1881-1961)

Auch Bauernromane waren sehr beliebt. Sie sollten die Volksgemeinschaft im Nationalsozialismus darstellen. Diese Dorfgemeinschaft wurde als frei von Konflikten präsentiert, um ländliche Lebensformen zu verklären.

Ein bekannter Bauernroman der Zeit ist:

„Shylock unter Bauern“ (1934) von Karl Allmendinger, Pseudonym: Felix Nabor (1863-1946)

Um das Expansionsbestreben der nationalsozialistischen Herrschaft zu legitimieren, thematisierten Siedlerromane das Leben von deutschen Siedlern und Minderheiten in den Ostgebieten. Dabei wurde auch die Heim-ins-Reich-Ideologie sowie die rassische Überlegenheit von Deutschen auch im Ausland oft propagiert.

Die Parole „Heim ins Reich“ wurde in der NS-Zeit verwendet, um eine Politik zu rechtfertigen, die den Anschluss ausländischer Gebiete anstrebte, in denen die Bevölkerung hauptsächlich deutsch war. Das betraf die Gebiete Österreich, Teile Polens wie Posen, Westpreußen und Ostoberschlesien sowie das Sudetenland, welche an das Dritte Reich angegliedert werden sollten. Das Ziel dieser Politik war es, dass sämtliche Menschen, die als Teil des deutschen Volkes angesehen wurden, auch auf deutschem Staatsgebiet lebten. Es sollten also alle Deutschen „Heim ins Reich“ gebracht werden, indem ab 1938 und während des Zweiten Weltkrieges diese Gebiete erobert wurden.

Beispiele für Siedlerromane sind:

  • „Volk ohne Raum“ (1926) von Hans Grimm (1875-1959)

  • „Volk auf dem Weg. […] Im Wolgaland“ (1933) von Josef Ponten (1883-1940)

Kriegsromane waren wohl die wichtigste Literatur in der NS-Zeit. Sie sollten die Kriegserlebnisse der Soldaten im Ersten Weltkrieg verherrlichen. Dabei wurde stets die Siegesgewissheit zugesichert, während zeitgleich die Kriegsgegner in Hasstiraden angefeindet wurden. In den Kriegsromanen wurde der Krieg glorifiziert und die Soldaten, die einen vermeintlichen Heldentod für ihr Land starben, sollten dem deutschen Volk als Vorbild für die eigenen Kriegserfahrungen dienen.

Beispiele für Kriegsromane sind:

  • „Volk im Feuer“ (1934) von Otto Paust (1897-1975)

  • "Fliegerschule 4, ein Buch der Mannschaft" (1941) von Richard Euringer (1891-1953)

Auch im Nationalsozialismus gab es Frauenromane, die aber nur dazu dienten, das bestehende Frauenbild der Mutter und Hausfrau abzubilden. Die Frau hatte hauptsächlich die Aufgabe, Kinder als zukünftige Unterstützer des Führers zu gebären. Als Beispiel lässt sich folgender Frauenroman anführen:

  • „Barb, Roman einer deutschen Frau“ (1933) von Kuni Tremel-Eggerts (1889-1957)

NS-Gedichte

Die Lyrik der NS-Literatur nutzte häufig Überlieferungen aus der Weimarer Klassik und der Romantik. Hauptaufgabe der nationalsozialistischen Gedichte war es, die NS-Ideologie zu vermitteln sowie Adolf Hitler zu romantisieren und zu verehren.

Die Weimarer Klassik war eine Literaturepoche, die von 1786 bis 1832 andauerte. Prägende Vertreter dieser Zeit waren Goethe, Schiller, Herder und Wieland. Als zentraler Schaffensort galt die Stadt Weimar, was den Namen der Epoche erklärt. Die Autorenschaft der Weimarer Klassik orientierte sich stark am Schaffen der antiken Dichter und versuchte sich auf die Antike, die als Höhepunkt der Harmonie und Humanität galt, zurückzubesinnen.

In der Klassik wurden hohe Ansprüche an die Schreibenden und auch die Leserschaft gestellt, da die perfekte Balance zwischen Verstand und Emotionen angestrebt wurde. So waren Selbstbestimmung und Toleranz, aber auch die Frage nach dem Wesen des idealen Menschen zentrale Themen. Die Literatur der Weimarer Klassik hatte einen erzieherischen Charakter und versuchte, die Schönheit zu lehren und eine ästhetische Welt zu schaffen.

Die Romantik entstand von 1795 bis 1835 als Gegenbewegung zur Weimarer Klassik. Die Ideale der Antike, aber auch der Rationalismus wurden von den Schreibenden der Romantik stark kritisiert. Die Menschen sollten nicht an den Idealen der Antike festhalten, sondern sich an ihrer eigenen Geschichte und Kultur orientieren. Somit wurde das gegenwärtig Etablierte abgelehnt und stattdessen das Mittelalter glorifiziert.

Die romantische Literatur sollte besonders die Fantasie, das Übernatürliche und das Emotionale wieder in den Fokus stellen und die Menschen sollten als Teil der Natur verstanden werden. Die romantischen Autorinnen und Autoren orientierten sich dafür oft an den mittelalterlichen Sagen oder Mythen und flüchteten sich in Traum- und Fantasiewelten.

Wenn Du mehr über die Epoche der Weimarer Klassik und der Romantik erfahren möchtest, lies Dir doch die Erklärungen "Weimarer Klassik" und "Romantik Literatur" auf StudySmarter Erklärung durch!

Dafür verwendete die NS-Lyrik eine Sprache, die übertrieben feierlich oder teilweise auch auf brutale Weise die Ideologie des NS-Regimes überliefern sollte. Auch waren die Gedichte und lyrischen Werke im Nationalsozialismus von einem starken Traditionalismus und einer fast schon platten Einfachheit geprägt, sodass sie oft ungewollt humoristisch wirkten.

  • „Die Trommel“ (1931) von Heinrich Anacker (1901-1971)

  • „Dem Führer“ (1935) von Will Vesper (1882-1962)

Neben den Gedichten war auch das Gemeinschaftslied ein beliebtes lyrisches Medium. Solche Gemeinschaftslieder nutzten alte Volks- und Soldatenlieder. Diese enthielten oft einen deren simplen Satzbau, häufige Wiederholungen und leicht zu merkende Rhythmen, sodass man ein einprägsames Lied schaffen konnte, mit dem die Verehrung des Führers und der ideologische Glaube verbreitet werden sollte.

  • „Im Marschschritt der SA“ (1933) von Herybert Menzel (1906-1945)

  • „Des Blutes Gesänge“ (1935) von Herbert Böhme (1907-1971)

Nationalsozialistische Dramen und Thingspiele

Im Nationalsozialismus erhielt auch das Drama eine große Bedeutung, da es ein gutes Mittel zur Massenbeeinflussung der Bevölkerung war. Daher erhielten Dramen auch hohe staatliche Subventionen, wurden gleichzeitig aber auch scharf vom Staat kontrolliert.

Die Dramen thematisierten oft den Märtyrertod deutscher Soldaten, wobei deren Kampfesmut und die „Frontgemeinschaft“ gefeiert wurde.

  • „Schlageter“ (1932) von Hanns Johst (1890-1978)

Übrigens: Hanns Johst (1890-1978) galt als der bedeutendste Schriftsteller im deutschen Nationalsozialismus und wurde 1935 sogar zum Präsident der Reichsschrifttumskammer ernannt.

Mit der Wendung des Kriegsverlaufes 1942/43 wurde ein Sieg der Deutschen zunehmend aussichtsloser. Gleichzeitig verbreiteten Dramen zunehmend die Durchhaltepropaganda, die der deutschen Bevölkerung trotz der drohenden Niederlage eine andere Realität versprach. So wurde vermittelt, dass Deutschland einen glorreichen Kriegsgewinn erringen würde, wenn die Bevölkerung durchhalten und den Kriegszustand weiter tragen würde.

Ebenfalls wurde im Nationalsozialismus das Thingspiel als eine neue Aufführungsart eingeführt. Dieses zeichnete sich durch kultische sowie emotional aufgeladene Darbietungen und besonders durch Massensprechchöre aus und sollte das Gefühl der Volksgemeinschaft stärken. Oft wurde am Ende der Aufführung ein Richterspruch vom Volk gesprochen, um ein altes germanisches Volksgericht zu repräsentieren.

  • „Deutsche Passion 1933“ (1933) von Richard Euringer (1891-1953)

Allerdings sank nach den Olympischen Sommerspielen 1936 das Interesse am Genre der Thingspiele wieder, sodass die staatliche Förderung für diese wieder eingestellt wurde.

Blut-und-Boden-Literatur

Die Blut-und-Boden-Literatur war ein Propagandamittel im Nationalsozialismus.

Die „Blut-und-Boden-Literatur“ war eine spezielle Richtung der völkischen NS-Literatur, die den Zweck hatte, das bäuerliche Landleben sowie die Rückkehr zur Natur zu verherrlichen.

Innerhalb der "Blut-und-Boden-Literatur" können verschiedene Genres oder Literaturtypen bedient werden. In den oben erwähnten Bücher, Gedichte und Dramen können also auch Werke zur "Blut-und-Boden-Literatur" zählen, da die "Blut-und-Boden-Literatur" keine konkrete Gattung ist, sondern eine Richtung der Literatur, die der Propaganda diente. Dadurch kann sie in verschiedenen Literaturgenres vertreten sein.

In der „Blut-und-Boden-Literatur“ wurde das natürliche Leben zum politischen Ideal erklärt, sodass die deutsche Bauernfamilie das Symbol für den deutschen Adel des Nationalsozialismus wurde. Bauern und Bäuerinnen verkörperten die idealen „artreinen Deutschen“ und mit dem Gedanken, dass diese ihr Blut rein halten sollten, wurde nicht nur das bäuerliche Leben, sondern auch der Rassismus der nationalsozialistischen Ideologie weiter propagiert.

Oftmals wurde die „Blut-und-Boden-Literatur“ auch abwertend als „Blubo-Literatur“ bezeichnet. Diese Kurzbezeichnung stammt aus den 1930er-Jahren von regimekritischen Exil-Autorinnen und Autoren. So ist er beispielsweise in der Zeitschrift „Das Wort“ zu finden, die 1938 von Brecht, Feuchtwanger und Bredel herausgegeben wurde.

Die „Blut-und-Boden-Literatur“ diente dazu, das Weltbild des Nationalsozialismus von einer Volksgemeinschaft darzustellen. Die „Völkischen“ sollten diejenigen Deutschen sein, die nicht nur die nationalsozialistischen Ideale vertraten, sondern auch in einer sogenannten „Blutsgemeinschaft“ durch ihr gemeinsames deutsches Blut geeint waren. Jeder, der dieses verbindende und als rein angesehene Blut nicht in sich trug, wurde ausgestoßen und verfolgt.

Die meisten Schreibenden der „Blut-und-Boden-Literatur“ erhielten hohe staatliche Förderungen für ihre literarische Arbeit.

Zu den „Blut-und-Boden"-Autorinnen und Autoren zählten beispielsweise:

  • Heinrich Anacker (1901-1971)
  • Herbert Böhme (1907-1971)
  • Josefa Berens-Totenohl (1891-1969)
  • Gerhard Schumann (1911-1995)

Widerstandsliteratur – Nationalsozialismus

Unter der antifaschistischen Autorenschaft kam heftiger Widerstand gegen die NS-Regierung, ihre Kunstzensur und ihre Kriegspolitik auf. Unter anderem vertrat der Autor Heinrich Mann (1871-1950) öffentlich die Auffassung, dass nur antifaschistische Literatur die wahre deutsche Literatur sei. Dieser Position schlossen sich weitere Schreibende an. Sie glaubten, dass nur durch ein einheitliches, solidarisches Handeln aller regimekritischen Autorinnen und Autoren die NS-Diktatur bekämpft werden konnte.

Zu den Autorinnen und Autoren des Widerstands gehörten u. a.:

  • Heinrich Mann (1871-1950)
  • Annette Kolb (1870-1967)
  • Anna Seghers (1900-1983)
  • Jan Petersen (1906-1969)
  • Erich Weinert (1890-1953)

Die antifaschistische Literatur wollte das kulturelle Erbe der humanistischen deutschen Schriftstellerinnen und Schriftstellern fortsetzen und den Krieg sowie den Faschismus bekämpfen. Einige der Schreibenden setzen sich nicht nur gegen die Gewalt und den Faschismus ein, sondern traten ebenfalls für ihre christlichen Werte auf. Auch die Folgen des Antisemitismus spielten in den antifaschistischen Werken eine Rolle.

Die Widerstandsautorinnen und -autoren wollten mit ihren Texten über die nationalsozialistische Herrschaft aufklären und den Widerstand in NS-Deutschland unterstützen. Der NS-Ideologie und Verherrlichung des Krieges sollten stattdessen die Ideale des Pazifismus, der Demokratie und dem Humanismus entgegengesetzt werden.

Das Wort „Demokratie“ leitet sich von dem altgriechischen Wort dēmokratía ab und bedeutet übersetzt „Volksherrschaft“. Eine Demokratie ist also eine Regierungsform, bei der die Macht vom Volk ausgeht. Demokratien beruhen auf den Prinzipien der Gleichheit und Freiheit des gesamten Bürgertums. Dazu gehört auch das Recht, die eigene Meinung zu äußern, ohne Angst vor Verfolgungen zu haben. Außerdem zeichnet sich eine Demokratie durch die gleichberechtigte Beteiligung des gesamten Volkes an politischen und gesellschaftlichen Prozessen aus. Dazu gehören auch freie Wahlen, bei denen das Volk ihre politischen Vertretenden selbstständig wählt.

Der Humanismus beschreibt eine geistige Strömung, die ihren Ursprung im späten 14. Jahrhundert in Italien hatte. Der Begriff des Humanismus stammt von den lateinischen Wörtern „humanus“ (=menschlich) und „humanitas“ (=Menschlichkeit). Im Humanismus steht also der Mensch im Zentrum, weshalb im humanistischen Gesellschaftsideal jeder Mensch seine Persönlichkeitsentwicklung bestmöglich ausleben können soll. Dafür sehen die humanistischen Denkenden primär die Bildung als notwendige Voraussetzung. Zu den humanistischen Grundprinzipien gehört zudem die Selbstverwirklichung durch individuelle Freiheit, die Toleranz und das Mitgefühl gegenüber anderen Menschen und auch das Ablehnen von Gewalt.

Neben den geschriebenen Werken versuchte die Autorenschaft über Manifeste, Flugblätter oder Radioreden gegen das NS-Regime anzukämpfen.

Ein eindrucksvolles Beispiel für die Arbeit der antifaschistischen Schreibenden ist der Versuch, den Anschluss des Saarlandes an Deutschland zu verhindern, indem die Massenveranstaltungen abhielten oder mit Bücherlesungen, Rezitationen und Reden auftraten.

Aber auch der historische Roman oder der Gesellschaftsroman fand von den Schriftstellerinnen und Schriftstellern des Widerstandes große Beachtung.

Eine besondere Bedeutung erhielt der Roman „Das siebte Kreuz“, der 1942 von Anna Seghers veröffentlicht wurde. Er stellte das Alltagsleben im Dritten Reich dar. Die sieben Kreuze nahmen dabei eine symbolische Sonderstellung ein, da sie zur Hinrichtung für sieben Häftlinge aufgestellt wurden, die aus dem Konzentrationslager flohen. Nur einer der Häftlinge, Georg Heisler, konnte fliehen, wodurch das siebte Kreuz leer blieb und zu einem Symbol für den antifaschistischen Widerstand wurde.

Der Inhalt des Buches ist fiktiv. Es ist jedoch möglich, dass der Widerstandskämpfer Max Tschornicki (1903-1945), dem 1933 die Flucht aus dem Konzentrationslager Osthofen gelang, als Vorlage für Anna Seghers diente.

Einige Autorinnen und Autoren des Widerstands, darunter auch Anna Seghers (1900-1983) oder Erich Weinert (1890-1953), gründeten 1928 in Berlin den "Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller" (BPRS). Er stand der kommunistischen Partei KPD nahe und über den Bund wurde ab 1929 auch die Zeitschrift „Linkskurve veröffentlicht. In ihr fanden sich Artikel, Gedichte oder auch Kurzgeschichten, die nicht nur rein literarisch sein sollten, sondern auch die politische Haltung der Verfassenden ausdrücken wollten.

Die letzte Ausgabe der „Linkskurve“ erschien 1932, als der Bund zunehmend mit staatlicher Verfolgung konfrontiert wurde und sich ins Ausland zurückzog. Eine weitere Zeitschrift war „Stich und Hieb“, die erstmals im August 1933 von den Autoren Jan Petersen (1906-1969) und Günther Weisenborn (1902-1969), die beide Mitglieder des BPRS waren, herausgegeben wurde.

Jedoch konnte die Widerstandsliteratur immer nur illegal und unter dem Riskieren des eigenen Lebens veröffentlicht wurde. Antifaschistische Schreibende mussten stets Verfolgungen oder Verhaftungen fürchten und wurden dauerhaft von der Gestapo überwacht. Somit hatten die Autorinnen und Autoren oft nur begrenzt Zeit, ihre Widerstandsmaßnahmen wie Zeitungen oder Flugblätter umzusetzen.

Die "Geheime Staatspolizei", kurz Gestapo, war die politische Polizei in Nazi-Deutschland und hatte vor allem die Aufgabe, die politische Gegenseite und Kritisierende des Regimes zu verfolgen.

Besonders deutlich wurde die Gefahr, die mit dem Kampf der Autorenschaft einherging, als Adolf Hitler 1937 in einer Rede ankündigte, „von jetzt ab einen unerbittlichen Säuberungskrieg […] gegen die letzten Elemente unserer Kulturzersetzung [führen zu wollen]“3.

Dadurch mussten auch einige Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Bertolt Brecht (1898-1956) und auch Anna Seghers (1900-1983) Deutschland schließlich verlassen und sich ins Exil zurückziehen, um sich dort weiter der Widerstandsliteratur zu widmen. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges und der Ausbreitung des Faschismus in Europa waren die im Exil Lebenden jedoch immer wieder gezwungen, sich ein neues Exilland zu suchen.

Mehr über das Leben der deutschen Autorenschaft im Exil erfährst Du im Abschnitt „Exilliteratur im Nationalsozialismus“ dieser Erklärung.

Exilliteratur – Nationalsozialismus

Der Nationalsozialismus in Deutschland führte zur Aufhebung demokratischer Rechte wie der Meinungsfreiheit und trieb dadurch circa 1500 Schreibende aus Deutschland heraus ins Exil im europäischen Ausland. Als sich jedoch der Faschismus auch zunehmend in Europa ausbreitete, verließen die Exilantinnen und Exilanten auch Europa und wanderten in die USA oder auch nach Südamerika aus.

Infolgedessen entstand in der Zeit von 1933 bis 1945 die Epoche der Exilliteratur, als deren Zentren sich Prag, London, Stockholm und New York etablierten. Exilautorinnen und -autoren waren regierungskritisch und sahen sich deshalb in Deutschland nicht nur mit Zensur, sondern auch mit Angst und Verfolgung konfrontiert.

Diejenigen Schreibenden, die ihre Heimat in Deutschland verlassen mussten, schrieben von da an im Ausland ihre Texte weiter. Ihre Werke der Exilliteratur sollten die Antwort und den Widerstand auf die nationalsozialistische Diktatur darstellen, weshalb besonders Humanität eines der zentralen Themen der Exilliteratur wurde.

Fernab von den Einflüssen der nationalsozialistischen Herrschaft konnten die Autorinnen und Autoren das NS-Regime kritisieren und wollten die Menschen ebenfalls davor warnen. Sie sahen sich als Repräsentierende der wahren Literatur und thematisierten deshalb auch in ihren Texten ihre Nöte und Verzweiflung sowie den Verfall der alten Ordnung.

Werke der Exilautorinnen und Exilautoren waren in Deutschland verboten und konnten nur illegal als Schmugglerware ins Land gelangen.

Die meisten Schreibenden stellten sich nicht nur gegen die Politik des NS-Regimes, sondern sie sahen auch nur die antifaschistische Literatur als die wahre deutsche Literatur an. So finden sich innerhalb der Exilliteratur immer wieder Schriften gegen den Krieg und die Diktatur, in denen aktiv zum Widerstand aufgerufen wird.

Teilweise schlossen sich die Schriftstellerinnen und Schriftsteller im Exil auch zusammen, um gemeinsam gegen den Nationalsozialismus rebellieren zu können.

Beispielsweise wurde 1933 die Zeitschrift „Neue Deutsche Blätter“ in Prag veröffentlicht. Zur Zeit des dritten Reiches gab es sogar über 400 dieser Zeitungen, die – wie „Die Sammlung“ - auch das Ziel hatten, die antifaschistische Autorenschaft zu vereinen.

Trotz des antifaschistischen Widerstandes sehnten sich viele der Personen im Exil nach ihrer alten Heimat in Deutschland, weshalb auch die Sehnsucht nach dieser immer wieder in den Werken vorkommt und thematisiert wird.

Bei der Exilliteratur stand der Inhalt im Vordergrund. Die äußere Form der Texte spielte keine Rolle, weshalb es auch keine einheitlichen äußerlichen Merkmale der Werke der Exilliteratur gibt. Wichtiger war den Schriftstellerinnen und Schriftstellern das Übermitteln ihrer Botschaft, wodurch sie sich oft an der Neuen Sachlichkeit orientierten, um die politische Realität in Deutschland möglichst nüchtern und wirklichkeitsgetreu zu beschreiben.

Die Neue Sachlichkeit ist eine Literaturepoche aus der Zeit der Weimarer Republik von 1918 bis 1933. Die Schreibenden nutzten eine nüchterne, präzise Sprache und verzichteten auf besondere rhetorische Mittel oder Ausschmückungen. Die Realität sollte objektiv dargestellt werden, während subjektive Traum- und Gefühlswelten abgelehnt wurden. Durch ein Orientieren an der journalistischen Schreibweise nahmen die Autorinnen und Autoren eine distanzierte Haltung ein und ließen auch der Leserschaft kaum Spielraum für eigene Interpretationen.

Mit der Machtergreifung Adolf Hitlers 1933 endete die Epoche der Neuen Sachlichkeit und wurde von der nationalsozialistischen Literatur abgelöst.

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In der Exilliteratur waren am häufigsten epische Texte wie Romane vertreten, während künstlerische Gattungen wie die Exillyrik weniger beliebt und für die sachliche Darstellung weniger geeignet waren.

Bertolt Brecht (1898-1956) erhielt für die Exilliteratur mit seinen Werken eine wichtige Bedeutung. Neben der Lyrik, Prosa und Dramen waren auch seine Literaturtheorie von großer Relevanz. Dabei entwickelte er auch neue literarische Formen. Durch seine treffende Einschätzung des dritten Reiches erhielt er auch internationale Aufmerksamkeit. Mit Lehrtheatern wir „Der gute Mensch von Sezuan“ (1943) oder „Das Leben des Galilei“ (1943), die Brecht aus dem Exil heraus veröffentlichte, erlangte er weltweiten Ruhm.

Die Exilliteratur veränderte die literarische Kultur in Deutschland nachhaltig. Durch die Arbeit der Schreibenden im Ausland wurde der ausländische Einfluss auf die deutsche Literatur stärker.

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Innere Emigration – Nationalsozialismus

Einige deutsche Schriftstellerinnen und Schriftsteller flüchteten nicht ins Exil und verblieben in Deutschland, ohne die nationalsozialistische Herrschaft zu unterstützen. Sie konnten oder wollten nicht vor dem NS-Regime fliehen, aber weigerten sich ebenfalls, dessen faschistische Literatur zu unterstützen.

So blieb vielen Schreibenden nichts anderes übrig, als unpolitisch zu arbeiten und sich in ihrem Schaffen auf neutrale Themen wie die Schönheit der Natur oder die Darstellung des alltäglichen Lebens der Menschen zu beschränken. Auch das christliche Menschenbild wurde oft im Gegensatz zum faschistischen Weltbild thematisiert. Für diese spezifische Situation in Deutschland führte der Autor Frank Thiess (1890-1977) 1933 den Begriff Innere Emigrationein.

Innere Emigration bezeichnet also die Einstellung der Autorenschaft, die Deutschland nicht verlassen konnte, sondern in Deutschland verblieb und sich in ihr Inneres zurückzog. Gleichzeitig wollte sie trotzdem mit ihren Texten bewusst ihre Abneigung gegen das System verdeutlichen und Widerstand leisten.

Als innere Emigrantinnen und Emigranten galten also jene Schreibende, die nicht aus Deutschland flohen, deren Meinung aber trotzdem gegen den Nationalsozialismus stand, sodass sie Verfolgungen fürchteten und in der Regel nicht mehr unter ihren eigenen Namen, sondern unter Pseudonymen veröffentlichen mussten.

Die Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die Deutschland ins Exil verließen, bezeichnet man demnach als „äußere Emigrantinnen und Emigranten“.

Regimekritische Autorinnen und Autoren in der inneren Emigration veröffentlichten oft auch kritische Werke im Untergrund oder arbeiteten in Widerstandszirkeln. So versuchten sie, sich am Widerstand gegen das NS-Regime zu beteiligen und gegen die NS-Propaganda zu rebellieren. Zu den inneren Emigrierenden gehören u. a.:

  • Hermann Claudius (1878-1980)
  • Manfred Hausmann (1898-1986)
  • Ricarda Huch (1864-1947)
  • Hans Fallada (1893-1947)

Viele der Schreibenden in der inneren Emigration überstanden die Zeit des dritten Reiches. Einige Schreibende wie Klaus Mann oder Carl Einstein nahmen sich jedoch das Leben, da ihre Lebenssituation für sie aussichtslos erschien und sie ihre Lebensumstände nicht länger ertragen konnten.

Nach der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Begriff der inneren Emigration auch für jene Mitglieder der Autorenschaft verwendet, die im NS-Regime ihre eigene Meinung gar nicht äußerten, schwiegen oder deren Texte so harmlos waren, dass sie keine politische Zensur erfuhren. Diese Schriftstellerinnen und Schriftsteller als innere Emigranten zu bezeichnen, wird aber oft kritisiert, da sie den Widerstandsgedanken der inneren Emigration in ihren Werken nicht teilten.

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Literatur im Nationalsozialismus - Das Wichtigste

  • Mit der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 wurde auch die Meinungs- und Pressefreiheit in Deutschland stark eingeschränkt. Dadurch stand auch die deutsche Literatur unter staatlicher Kontrolle.
  • Die faschistische Literatur sollte die NS-Ideologie verbreiten. Vor allem sollte die Bevölkerung mit Kriegsromanen, die den Krieg verherrlichten, auf den Krieg vorbereitet werden.
  • Unter den Büchern gab es außerdem historische Romane, die geschichtliche Ereignisse thematisierten, um das Dritte Reich zu rechtfertigen und Bauernromane, in denen das ländliche Leben der Volksgemeinschaft dargestellt wurde. Auch sollte in Siedlerromanen das Leben von deutschen Minderheiten in den Ostgebieten geschildert werden, während in Frauenromanen die Rolle der Frau als Mutter und Hausfrau abgebildet wurde.
  • In der Lyrik waren Gedichte oder Gemeinschaftslieder verbreitet. Aber auch das Drama erhielt als Mittel der Massenbeeinflussung eine große Bedeutung, wobei das Thingspiel als neue Aufführungsart aufkam.
  • Eine spezielle Richtung der NS-Literatur war die "Blut-und-Boden-Literatur", in der das natürliche Leben zum politischen Ideal erklärt und die deutsche Bauernfamilie zum "artreinen" Vorbild erklärt wurde.
  • Die deutsche Literatur unterlag der strengen Zensur des NS-Regimes. Mit "Schwarzen Listen", auf denen sämtliche verbotenen Werke und Schreibende standen, Verhaftungen und Verfolgungen durch die Gestapo oder der landesweiten Bücherverbrennung ab 1933 sollte Deutschland von der "undeutschen" Literatur gesäubert werden.
  • Unter den antifaschistischen Autorinnen und Autoren kam heftiger Widerstand gegen das NS-Regime, dessen Kunstzensur und Kriegspolitik auf. Die Schreibenden im Widerstand wollten mit ihren Texten für die Ideale des Pazifismus, der Demokratie und des Humanismus eintreten und die Bevölkerung vor dem NS-Regime warnen. Jedoch konnte die Widerstandsliteratur immer nur illegal veröffentlicht werden.
  • Allerdings waren auch circa 1500 Schreibende gezwungen, Deutschland ins sichere Exil im Ausland zu verlassen und von dort aus ihre Texte zu veröffentlichen. Dadurch etablierte sich von 1933 bis 1945 die Epoche der Exilliteratur. In dieser Epoche wurden besonders die Humanität und die Nöte der Menschen, aber auch die Sehnsucht nach der Heimat thematisiert.
  • Es gab auch Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die nicht ins Exil flüchteten, aber auch die faschistische Literatur nicht unterstützen wollten. Diese Situation wird auch als "Innere Emigration" bezeichnet. Die Autorenschaft der Inneren Emigration wollte aber trotzdem Widerstand gegen das NS-Regime leisten.

Nachweise

  1. Bundeszentrale für politische Bildung: Literatur im Nationalsozialismus. Überblick Werke und Autoren. (08.06.2022)
  2. Barbian, Jan-Pieter (2010). Literaturpolitik im NS-Staat. Von der Gleichschaltung bis zum Ruin. Fischer Taschenbuch.
  3. GCB Kunstlexikon: Entartete Kunst. (13.06.2022)
  4. Lebendiges Museum Online: Literatur im NS-Regime (11.06.2022)

Häufig gestellte Fragen zum Thema Literatur im Nationalsozialismus

Sie beginnt ungefähr 1933, als Hitler an die Macht kommt. Sie endet mit dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1945.

Als Exilliteratur bezeichnet man die Literaturepoche von 1933 bis 1945. In dieser Zeit mussten zahlreiche Autorinnen und Autoren Deutschland verlassen und ihre Werke aus dem sicheren Ausland veröffentlichen, um sich der Kontrolle des NS-Regimes zu entziehen.

Das Schaffen der deutschen Autorinnen und Autoren wurde vom NS-Regime stark kontrolliert und eingeschränkt. Sie durften sich nicht mehr kritisch gegenüber der Regierung äußern und sollten in ihren Werken die nationalsozialistische Ideologie verbreiten. Wer sich diesen Regeln widersetzte, musste mit Verfolgungen rechnen oder ins Ausland flüchten, um von dort aus kritische Literatur zu veröffentlichen.

Die wichtigsten literarischen Werke im Nationalsozialismus waren Kriegsromane, in denen der Krieg verherrlicht werden sollte. In diesen wurde oft ein Held germanischen Typs dargestellt, der einen Märtyrertod starb. Die Kriegsromane sollten die Bevölkerung zum Krieg motivieren.

Die typischen Romane im Nationalsozialismus waren Historische Romane, die geschichtliche Ereignisse oder Personen thematisierten, um das Dritte Reich zu rechtfertigen. Dabei wurden beispielsweise die Bauernkriege in Deutschland oder die Freiheitskriege gegen die napoleonische Herrschaft thematisiert.

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Die Exilliteratur verlief parallel zur Literaturepoche der _____ .

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