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Literatur der Weimarer Republik

Die Weimarer Republik umfasste die Zeit zwischen dem Ersten Weltkrieg und Adolf Hitlers Machtübernahme. Deutsche Schriftsteller*innen nutzten die Literatur, um ihre Gedanken zwischen Krieg und Wohlstand einzuordnen und zu verarbeiten.

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Die Weimarer Republik umfasste die Zeit zwischen dem Ersten Weltkrieg und Adolf Hitlers Machtübernahme. Deutsche Schriftsteller*innen nutzten die Literatur, um ihre Gedanken zwischen Krieg und Wohlstand einzuordnen und zu verarbeiten.

Literatur der Weimarer Republik – Definition

Zwischen dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 und der endgültigen Machtübernahme der Nationalsozialist*innen 1933 herrschte in Deutschland erstmals eine parlamentarische Demokratie.

Die parlamentarische Demokratie beschreibt ein Regierungssystem, in dem das Volk Vertreter*innen (z.B. Parteien) wählt, die die Wünsche des Volkes repräsentieren. Macht und Regierung sollen also vom Volk ausgehen.

Das heutige Deutschland entspricht ebenfalls einer parlamentarischen Demokratie. Das Parlament ist unser Bundestag.

Diese Zeit des politischen Wandels wirkte sich auch auf die Literatur der Weimarer Republik (1918-1933) aus.

Bis in die frühen 1920er-Jahre wird die Literatur noch stark von literarischen Strömungen und Motiven der Kriegs- und Vorkriegszeit im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg beeinflusst. Im Laufe des Jahrzehnts unterliegt die Literatur der Weimarer Republik jedoch großen Veränderungen.

Die literarischen Stilrichtungen und politischen Motive dieser Zeit sind allerdings zu vielfältig und zahlreich, als dass man sie unter einem einzigen Begriff vereinen könnte. Das liegt unter anderem daran, dass zwischen politisch links- und rechtsgesinnte Literat*innen der Weimarer Republik kaum Kommunikation stattfindet.

Weimarer Republik – Historischer Hintergrund / Zeitliche Einordnung

Als im Sommer 1918 feststand, dass der Erste Weltkrieg nicht mehr gewonnen werden konnte, stand das deutsche Volk unter Schock. Zurückzuführen ist das auf die jahrelange Siegespropaganda, die im Deutschen Reich verbreitet wurde.

Unter dem Begriff Propaganda versteht man den Versuch, politische Meinungen und gesellschaftliche Sichtweisen zu beeinflussen und zu lenken, indem Erkenntnisse und Fakten verfälscht bzw. manipulativ eingesetzt werden.

Als Grundlage für einen Friedensschluss forderte die USA innenpolitische Reformen, etwa die Abschaffung der Monarchie und den Rücktritt des Kaisers Wilhelm II. (1859–1941).

In einer Monarchie verfügt ein Staatsoberhaupt (der/die Monarch*in) über die gesamte Macht, normalerweise auf Lebenszeit oder bis zur Abdankung.

Diese Forderungen erregten Widerstand in der obersten Leitung deutscher Truppen - Generäle planten einen Angriff gegen Großbritannien. Großbritannien gehörte zu den Siegermächten, die nun über Deutschlands Schicksal walteten. Einige Matros*innen und Soldat*innen widersetzten sich diesem Befehl und verursachen so eine Reihe von Aufständen gegen den Krieg, die sich durch das ganze Land zogen.

Mit der Rückkehr der Soldat*innen von der Front war eine rasche Umstellung von Kriegs- auf Friedenswirtschaft notwendig. Allgemein wuchs die Angst vor Hungersnot, da die Siegermächte den Warentransport über das Meer blockierten. Diese Umstände intensivierten die revolutionäre Stimmung im deutschen Volk.

Am 9. November 1918 dankte Kaiser Wilhelm II. ab. Mit dem Versailler Vertrag trat im Juni 1919 eine neue Verfassung und daher die Weimarer Republik in Kraft.

Der Versailler Vertrag ist ein Kompromiss zwischen den Siegermächten des Ersten Weltkrieges. In dem Vertrag werden Deutschlands Strafen festgehalten.

Unter anderem musste Deutschland das Bekenntnis zur Kriegsschuld unterzeichnen und damit einhergehend für Reparationsleistungen anderer Länder, die durch den Krieg zerstört wurden, aufkommen.

Das Bekenntnis stieß im deutschen Volk auf Unverständnis und Empörung. Deutsche Bürger*innen leben in dem Glauben, Deutschland habe einen gerechten Verteidigungskrieg gegen ,,neidische Nachbarn” geführt. Außerdem verspürte das Volk noch kein richtiges Gefühl der Niederlage. Hieraus ergab sich die „Dolchstoßlegende”: Rechtsradikale wollten die Niederlage nicht anerkennen und schoben die Schuld so auf die Aufstände gegen den Krieg.

Seit Beginn der Weimarer Republik kam es zu zahlreichen Putschversuchen, sowohl von der politisch linken als auch von der rechten Seite.

Ferner war schon während des Krieges eine inflationäre Entwicklung wahrzunehmen.

Als Inflation bezeichnet man einen allgemeinen Anstieg des Preisniveaus und die Entwertung des Geldes. Das bedeutet, dass die Produkte teurer werden, man also für das gleiche Geld weniger bekommt.

Durch eine Währungsreform begannen die Goldenen 20er.

Der Begriff der Goldenen 20er beschreibt einen Zeitraum zwischen 1924 und 1929, in welchem die Weimarer Republik einen wirtschaftlichen Aufschwung erfuhr und die Bevölkerung neuen Wohlstand erlangte.

In dieser Zeit konnten Tradition und Mentalität dem raschen politischen Wandel nicht gerecht angepasst werden. Es herrschten Demokratiefeindlichkeit, mangelnde Kompromissstruktur, militärische Wertvorstellungen und die Ablehnung des Parlamentarismus bei führenden Eliten.

1929 kam es zur Weltwirtschaftskrise. Einige ausländische Banken, von denen die Weimarer Republik abhängig war, wurden zahlungsunfähig. Es folgte ein wirtschaftlicher Abschwung, zunehmende Entlassungen sowie Erwerbslosigkeit. Aufgrund des sinkenden Einkommens sank auch die Nachfrage. Die Herstellung von Produkten kostete mehr, als durch den Verkauf wieder eingenommen wurde. All dies führte zu einer steigenden Staatsverschuldung.

Die NSDAP warb mit dem Versprechen, die finanzielle Krise der Arbeiter zu lösen und siegte so im April 1932 bei Landtagswahlen in Preußen. Im Januar 1933 wird Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt.

Die NSDAP ("Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei") wurde in der Weimarer Republik gegründet und vertrat judenfeindliche und rassistische Ideale. Mit Hitler als führendem Mitglied gelang ihr ein rasanter Anstieg der Wählerzahlen, sodass sie zum Ende der Weimarer Republik an der Macht stand.

Literatur der Weimarer Republik – Themen und Strömungen

Zu Beginn der Weimarer Republik wird die Literatur noch von Strömungen der Vorkriegs- und Kriegszeit geprägt. Zu diesen gehören Impressionismus, Expressionismus, Dadaismus und Surrealismus. die im Verlauf des Textes näher erläutert werden.

Alle diese Strömungen zeichnen sich dadurch aus, dass die Politik und die objektive Realität keine zentrale Rolle spielen. Stattdessen betont man das menschliche (Unter-)Bewusstsein sowie Traumwelten, Gefühle und Emotionen bis hin zu Fragen nach dem Sinn der Existenz.

Dem gegenüber steht die Strömung der Neuen Sachlichkeit. Sie entwickelt sich ab 1918 mit dem Beginn der Weimarer Republik. Entgegen der vorangegangenen Epochen wird unter „Sachlichkeit” ein sachliches, realitätsbezogenes Schreiben und eine nüchternes, emotionsloses Erzählen verstanden.

Der Impressionismus

Der Kunst- und Literaturepoche des Impressionismus lässt sich zeitlich zwischen 1890 und 1920 datieren. Vertreter*innen dieser Strömung beschäftigten sich mit der Schilderung subjektiver Moment- und Sinneseindrücke sowie seelischer Stimmungen.

Die Themen des Impressionismus sind unpolitisch: Im Vordergrund stehen Liebe, Kunst und Ästhetik, die Natur sowie Schmerz und Tod.

Es wird das Leben in Scheinwelten beschrieben, damit geht eine Flucht aus der Realität einher. Vor dem Hintergrund eines drohenden Ersten Weltkrieges und des letztendlichen Ausbruches, distanzieren sich Künstler*innen und Autor*innen von der Politik. Stattdessen fokussieren sie sich in ihren Werken auf die sinnlichen Momenteindrücke.

Der Expressionismus

Der Expressionismus umfasst Literaturströmungen zwischen 1910 und 1925. Er kann als Gegenbewegung zum Impressionismus verstanden werden. Man wollte die Literatur von ihrer herkömmlichen Ästhetik befreien.

Im Impressionismus flüchtet man in schöne, ästhetische Scheinwelten, die jedoch einen Bezug zur subjektiven Realität (die Wirklichkeit der Sinneseindrücke) aufweisen. Vertreter*innen des Expressionismus hingegen suchen die irrationale, fantastische Welt der Träume und des Unterbewussten.

Die Themen sind düsterer als im Impressionismus: Man beschäftigt sich mit Krankheit, Verfall und Tod. Einem potenziellen Weltuntergang wird hoffnungsvoll entgegengefiebert, weil angeblich nur so ein "neuer" und "moralischer" Mensch entstehen könnte. Während des Ersten Weltkrieges wird zudem im Angesicht des Todes die Nichtigkeit des Daseins thematisiert.

Der Dadaismus

Die Strömung des Dadaismus entstand 1916 unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges. „Dada” ist eine kindliche Bezeichnung für Holzpferdchen.

Die kindliche Bezeichnung weist auf eines der wichtigsten Motive des Dadaismus hin: die Rückkehr zur kindlichen Naivität. Dies kann als Reaktion auf die bedrückenden politischen Verhältnisse gewertet werden. Die Menschen flüchten sich in eine unbeschwerte Zeit, die Kindheit.

Sowohl Kunst als auch Literatur sollen keiner Logik folgen. Ganz im Gegenteil, man verfolgt das Ziel, die Werke in Form einer zufälligen und verwirrenden „Anti-Kunst” zu gestalten. Herkömmliche Normen werden gesprengt, jeder darf Schaffer*in sein.

Damit gehen die Motive der Absurdität und des Grotesken einher.

Absurdität bezeichnet etwas „Unsinniges”. Unter dem Grotesken versteht man eigentümliche Darstellungen, die durch ihre Übersteigerung und Verzerrung komisch oder absurd wirken.

Der Surrealismus

Der Surrealismus entstand nach dem Ende des Ersten Weltkrieges (ab 1918) in Frankreich. Der Begriff setzt sich aus dem französischen Wort sur (= oben, darüber, darüber hinaus) und Realismus zusammen. Man betont also Motive, die über die Realität und das Bewusstsein hinausgehen.

Vielleicht fragst Du Dich jetzt, wo denn nun der Unterschied zu den zuvor beschriebenen Strömungen liegt. Tatsächlich weist der Surrealismus große Parallelen zu ihnen auf.

Der Surrealismus entsteht direkt aus der Dada-Bewegung. Wie der Dadaismus wendet sich auch der Surrealismus gegen die Normen sowie Kunst- und Spielarten der westlichen Kultur.

Die Strömung geht jedoch über ihre Vorläufer hinaus: Das psychische Unterbewusste in Kunst und Literatur wird einbezogen. Ein großer Einfluss kommt hierbei dem österreichischen Arzt und Psychologen Sigmund Freud (1856–1939) zu. Mit seinen Studien zur „Traumdeutung” eröffnet er den Surrealist*innen neue Türen in die Welt der Psychologie.

Dieses Traummotiv dominiert den Surrealismus. Damit sind aber nicht nur die nächtlichen Träume, an die man sich oft gar nicht mehr erinnert, gemeint. Die Surrealist*innen versuchen, durch Drogenkonsum und Hypnose neue Bewusstseinszustände zu erreichen.

Vernunft und Logik spielen keine Rolle. Stattdessen zählt der Augenblick, in dem die Künstler*innen und Literat*innen inspirierende Impulse vernehmen – egal, wie absurd diese sind.

Literatur der Weimarer Republik – Neue Sachlichkeit

Die Strömung der Neuen Sachlichkeit beginnt und endet mit der Weimarer Republik (1918–1933). Das künstlerische und literarische Bewusstsein dieser Zeit wurde durch eine „neue Wirklichkeit” geprägt (Politik, Gesellschaft, Wirtschaft).

Man besinnt sich in der Neuen Sachlichkeit also wieder auf die Wirklichkeit zurück. Die Schilderungen und Darstellungen nehmen einen sachlichen, nüchternen und vor allem realitätsbezogenen Charakter an. Literat*innen und Künstler*innen der Neuen Sachlichkeit stellen sich gegen die absurden und subjektiven Motive.

Sie verfolgen nun das Prinzip der „Objektivität durch Beobachtung”. Es erfolgt eine Abkehr von Gefühlen der Trauer und der Melancholie. Auch das Psychologisieren findet nicht länger Platz in der Literatur.

Melancholie bezeichnet einen Gemütszustand, der von Trauer, Niedergeschlagenheit und Nachdenklichkeit geprägt ist.

Der wohl größte Unterschied zu den vorangegangenen Strömungen liegt aber in dem nun allgegenwärtigen Motiv der Politik. Die Politisierung der Öffentlichkeit erreicht ein bis dahin unvergleichbares Ausmaß.

Nach dem Ersten Weltkrieg setzt eine Globalisierung ein. Der Kulturmarkt wird international.

Unter der Globalisierung versteht man einen Prozess, bei dem weltweite Verflechtungen in der Wirtschaft, Politik, Kultur und Kommunikation zunehmen. Staaten und Institutionen arbeiten zusammen.

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der 20er, dem internationalen Austausch von Elektrik und Mechanik und dem (Wieder-)Aufbau von Großstädten, verändert sich auch die Wahrnehmung des Alltags der Bürger*innen.

In der Literatur thematisiert man das beobachtete Verhalten des Einzelnen in der Masse. Auch Normen und Zwänge, denen der Mensch ausgesetzt ist, werden erwähnt.

Zudem beschäftigen sich neusachliche Literat*innen mit den Missständen der Weimarer Republik, zum Beispiel mit der Beschäftigungslosigkeit nach den goldenen 20ern. Was als „Missstand” anerkannt wird, lässt sich allerdings nicht vereinheitlichen. Aufgrund der politischen Differenzen innerhalb der Bevölkerung werden bestimmte Verhältnisse auch unterschiedlich bewertet.

Manch eine*r kann sich mit dem neuen Regierungssystem der parlamentarischen Demokratie nicht anfreunden, der/die andere lehnt alte Traditionen und die Macht von Eliten ab. Manch eine*r vertritt nationalsozialistische Werte und Ideen, während es ebenso Bürger*innen gibt, die sich einen Linksrutsch in der Politik wünschen.

Literatur der Weimarer Republik – Merkmale

Wie Du vielleicht erkennen kannst, unterscheiden sich allein die Literaturströmungen und ihre Motive erheblich. Die Literatur der Weimarer Republik durch einheitliche Merkmale zu kennzeichnen, scheint demnach schwierig.

Innerhalb der Zeitspanne zwischen 1918 und 1933 entstehen jedoch gattungsspezifische Neuigkeiten.

Literarische Werke werden üblicherweise in drei Gattungen unterteilt: in Lyrik, Epik und Dramatik.

Die Gattung der Lyrik kennzeichnet sich dadurch, dass man sich bei der Darstellung und Vermittlung eines bestimmten Gegenstands (z.B. Erlebnisse, Gefühle, Gedanken) formalen Mitteln wie Reimen und Rhythmen bedient. Zur Lyrik gehören etwa Gedichte, Balladen, Lieder oder Elfchen.

Die Literatur der Epik wird von einem Erzähler vorgetragen bzw. vermittelt. Es handelt sich hierbei um erzählende Literatur, wie z.B. Romane, Kurzgeschichten, Märchen und Fabeln.

Dramatische Literatur wird in Szenen und Akten verfasst und ist darauf ausgelegt, auf einer Bühne gespielt zu werden. Ein Drama ist in der Form eines Dialogs geschrieben. Die Gedanken der einzelnen Charaktere können als Monolog dargestellt werden.

Lyrik in der Weimarer Republik

Zur Zeit der Weimarer Republik entstanden die lyrischen Formen der Gebrauchslyrik und des politischen Chansons.

Die Gebrauchslyrik

Die Gebrauchslyrik definiert sich nicht durch einheitliche Merkmale. Wesentlich ist der Gebrauchswert. Das bedeutet, dass die Leser*innen einen Nutzen aus dem Werk ziehen sollen.

Beispielsweise kann die Gebrauchslyrik über aktuelle Missstände aufklären. Der deutsche Dramatiker und Lyriker Bertholt Brecht (1898–1956) prägte den Begriff.

Der deutsche Schriftsteller Kurt Tucholsky (1890–1935) gilt als bekannter Vertreter der Gebrauchslyrik. In seinem Gedicht „Augen in der Großstadt” (1932) beschreibt er distanziert den Rhythmus der Großstadt:

"[...] Millionen Gesichter:

Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,

die Braue, Pupillen, die Lider –

Was war das? Vielleicht dein Lebensglück ...

vorbei, verweht, nie wieder ..."

-Kurt Tucholsky, Augen in der Großstadt

In diesem Gedicht macht er die Leser*innen auf die Anonymität und die Schnelllebigkeit in der Großstadt aufmerksam. Im vorliegenden Ausschnitt kannst Du die aufklärende Funktion erkennen: Mit den Worten „Vielleicht dein Lebensglück” macht Tucholsky darauf aufmerksam, mehr auf die Mitmenschen zu achten und nicht alles an sich vorbeiziehen zu lassen. Die Individualität des Menschen geht in der Masse unter.

Eine politische Gebrauchsdichtung ist Tucholskys Gedicht „Deutsche Richter von 1940” (1929):

"Wie lange, Männer und Frauen,

seht ihr euch das mit an – ?

Wenn sie sich heut selber verhauen:

Euch fallen sie morgen an!

Ihr seid das Volk und die Masse

von der Etsch bis an den Rhein:

soll das die herrschende Klasse,

sollen das unsere Führer sein – ?

-Kurt Tucholsky, Deutsche Richter von 1940"

Aus heutiger Sicht wirkt das Gedicht wie eine Vision. Tucholsky prangert in seinem Werk den Nationalsozialismus und die damit verbundene Menschenverachtung an. Er appelliert an das deutsche Volk, sie hätten die Kraft, sich gegen den Nationalsozialismus zu stellen. Der Schriftsteller fragt die Leser*innen, ob sie weiterhin tatenlos zusehen wollen („Wie lange [...] seht ihr euch das mit an – ?”), oder ob sie sich nicht gegen die Machthaber*innen stellen wollen („sollen das unsere Führer sein – ?”).

Das politische Chanson

Das Wort Chanson ist französisch und bedeutet übersetzt „Lied”. Diese Form der Lyrik wird zwischen 1918 und 1933 vorwiegend in den Kabaretts verwendet.

Ein Kabarett ist eine Form der Kleinkunst, die auf satirische Weise Gesellschaft und Politik kritisiert. Die Darstellungen können komisch-unterhaltend bis polemisch (angreifend) sein.

Die Chansons werden zumeist mündlich in Form eines satirischen Liedes oder Gedichts vorgetragen.

Ein Beispiel für ein politisches Chanson der Weimarer Republik ist „Hermann heeßt er” (1914) von der deutschen Interpretin Claire Waldoff (1884–1957).

Epik der Weimarer Republik

In der zeitgenössischen Epik entwickelt sich die Arbeiterreportage. Der Zeitroman gewinnt an Beliebtheit.

Der Zeitroman

In einem Zeitroman versuchen die Autor*innen die Gegenwart möglichst umfassend, vollständig und nachvollziehbar darzustellen.

Diese Form des Romans verfolgt die Absicht, die Gesellschaft und ihre vorherrschenden Verhältnisse sowie deren Auswirkungen zu analysieren.

Ein solcher Zeitroman ist „Im Westen nichts Neues”, er wurde von dem deutschen Schriftsteller Erich Maria Remarque (1898–1970) geschrieben und im Jahre 1928 veröffentlicht. In dem Buch geht es um eine Generation, die die Folgen eines Krieges tragen muss. Remarque beschreibt die Erlebnisse eines jungen Soldaten und seiner ehemaligen Klassenkameraden während des Ersten Weltkrieges.

In dem Roman werden die Schrecken des Kampfes an der Front, der Tod sowie die Nahrungsknappheit thematisiert.

Die Arbeiterreportage

Unter dem Begriff Arbeiterreportage versteht man eine Vielzahl an Zeitschriften der politisch linken Seite. Sie sollten der Vermittlung zwischen Arbeiterbewegungen und links gesinnten, bürgerlichen Intellektuellen ermöglichen.

Dieses Genre soll in den 1920er-Jahren zudem der Aufdeckung von Missständen sowie der Dokumentation von politischen Ereignissen dienen. Diese politischen Geschehnisse müssen nicht zwangsweise in der Weimarer Republik stattfinden – auch aus dem Ausland wird berichtet.

Arbeiterreportagen waren etwa die Zeitung „Die Linkskurve” und die „Arbeiter-illustiertierte-Zeitung”.

Dramatik der Weimarer Republik

Mit der Politisierung der Literatur gewinnen in der Weimarer Republik auch politische Dramen an Bedeutung. Sie handeln beispielsweise von der Hoffnung auf eine "neue Menschlichkeit", die aus dem Leid des Krieges gelernt hat.

Besonders die politischen Dramen von Walter Hasenclever (1890–1940) oder Leonhard Frank (1882–1961) kreisen um diese Thematik.

In dem Drama "Die Gewaltlosen" (1919) von Ludwig Rubiner (1881–1920) wird die Idee einer "gewaltlosen Revolution" dargestellt.

1926 prägt Bertholt Brecht den Begriff des epischen Theaters.

Das epische Theater verbindet die Epik mit der Dramatik.

Die Zuschauer*innen sollen sich nicht in das Stück einfühlen können, sie sind reine Beobachter*innen. Stattdessen möchte man sie zum kritischen Mitdenken anregen. Zudem wird auf ihren Alltag Bezug genommen. Zuvor wiesen Dramen kaum Bezug zur Lebenswelt der Zuschauer*innen auf.

Die Szenen bauen nicht mehr aufeinander auf, sondern stehen für sich allein. Der Handlungsverlauf weist Sprünge und Wendungen auf.

Die Zielgruppe ist dabei das Besitzbürgertum, das zum politischen Handeln animiert werden soll.

Bertholt Brechts Werke "Die Dreigroschenoper" (1928) und "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" (1933 verfasst) gehören zu den epischen Theaterstücken.

Literatur der Weimarer Republik – Autoren und Werke

  • Kurt Tucholsky (1890–1935): „Deutschland, Deutschland über alles” (1929)
  • Anna Seghers (1900–1983): „Jans muß sterben” (1925)
  • Vicki Baum (1888–1960): „Menschen im Hotel” (1929)

Literatur der Weimarer Republik - Das Wichtigste

  • Die Literatur der Weimarer Republik umfasst jene Werke, die zwischen 1918 und 1933 entstanden.
  • Bis in die frühen 1920er-Jahre wird die Literatur noch stark von literarischen Strömungen und Motiven der Kriegs- und Vorkriegszeit (Erster Weltkrieg) beeinflusst.
  • Zu diesen Strömungen gehören Impressionismus, Expressionismus, Dadaismus und Surrealismus.
  • Die Weimarer Republik bestand ebenfalls von 1918 bis 1933. Der Begriff bezeichnet das damalige Deutschland, welches erstmals eine parlamentarische Demokratie als Staatsform hatte. Sie endete mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten.
  • Ab 1918 dominierte die Strömung der Neuen Sachlichkeit die deutsche Literatur. Sie kennzeichnet sich durch einen stark politischen, sachlichen und realitätsbezogenen Charakter.
  • In der Lyrik entstanden zur Zeit der Weimarer Republik die lyrischen Formen der Gebrauchslyrik und des politischen Chansons.
  • In der Epik herrschen der Zeitroman und die Arbeiterreportage vor.
  • Das Drama der Weimarer Republik ist überwiegend politisch. Als Neuerscheinung dieser Zeit gilt das epische Drama, das insbesondere von Bertholt Brecht geprägt wurde.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Literatur der Weimarer Republik

Die Literatur der Weimarer Republik war zeitkritisch und entsprechend der jeweiligen Strömung motivisch schwankend. Während Vertreter des Expressionismus sich dem Verfall der Menschlichkeit widmeten, versuchten Dadaisten mittels kindlicher Naivität in die Vorkriegszeit zu flüchten.

Die deutschsprachige Literatur zwischen 1918 und 1933 fällt unter die Literatur der Weimarer Republik.

Eine literarische Strömung während der Weimarer Republik war zum Beispiel der Surrealismus, dessen Vertreter Motive betonten, die weit über Realität und Bewusstsein hinausgingen. Daneben existierte noch der Impressionismus, Expressionismus, Dadaismus und die Neue Sachlichkeit.

Folgen des Ersten Weltkriege, politische Unruhen, wirtschaftliche Krisen und viele Neuerungen in Künsten prägen die Zeit der Weimarer Republik

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