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Du hast in den Nachrichten bestimmt schon einige Male gehört, dass man für die deutsche Wirtschaft in den nächsten Monaten ein Wirtschaftswachstum oder eben einen Rückgang desselben erwartet. Wenn du dich dabei gefragt hast, wie solche Prognosen zustande kommen, dann bist du hier richtig.Zunächst einmal schauen wir uns an, was Konjunkturindikatoren überhaupt sind.Konjunkturindikatoren sind wirtschaftliche Kennzahlen, die man heranzieht, um…
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Jetzt kostenlos anmeldenDu hast in den Nachrichten bestimmt schon einige Male gehört, dass man für die deutsche Wirtschaft in den nächsten Monaten ein Wirtschaftswachstum oder eben einen Rückgang desselben erwartet. Wenn du dich dabei gefragt hast, wie solche Prognosen zustande kommen, dann bist du hier richtig.
Zunächst einmal schauen wir uns an, was Konjunkturindikatoren überhaupt sind.
Konjunkturindikatoren sind wirtschaftliche Kennzahlen, die man heranzieht, um einen möglichen Konjunkturverlauf vorherzusagen.
Konjunkturindikatoren können nach verschiedenen Kriterien unterschieden werden. Eine Möglichkeit ist, sie nach dem Zeitpunkt ihrer Erkennbarkeit zu untergliedern. Das bedeutet, dass man sich anschaut, wann ein Indikator auf eine konjunkturelle Veränderung reagiert beziehungsweise auf eine solche Veränderung schließen lässt. In diesem Fall gibt es:
Daneben kann man außerdem zwischen Mengen- und Preisindikatoren unterscheiden. Erstere weisen bei Konjunkturschwankungen eine Veränderung hinsichtlich ihrer Menge auf. Bei letzteren verändert sich der Preis. Auch Mengen- und Preisindikatoren können Früh-, Präsenz- oder Spätindikatoren sein.
Im nächsten Teil des Artikels erklären wir dir die einzelnen Arten von Konjunkturindikatoren noch genauer und zeigen dir, was Beispiele für typische Konjunkturindikatoren sind. Aber davor schauen wir uns an, welche Kriterien diese Kennzahlen erfüllen müssen, um überhaupt Aufschluss über den Konjunkturverlauf geben zu können.
Nicht jede wirtschaftliche Kennzahl ist automatisch ein Konjunkturindikator. Für eine zuverlässige Konjunkturprognose müssen Kennzahlen ein paar Kriterien erfüllen. Die folgende Tabelle gibt dir einen Überblick über die notwendigen Eigenschaften.
Kriterium | Erklärung |
Aktualität | monatliche bzw. vierteljährige Erhebung, um den aktuellen Stand ablesen zu können |
Langfristigkeit | Daten müssen über einen längeren Zeitraum erhoben werden, damit eine Entwicklung erkennbar ist |
Repräsentativität | auch eine kleine Menge an Daten muss Rückschlüsse auf das große Ganze zulassen |
Hohe Aussagekraft | Daten müssen für die Konjunkturanalyse relevante Ergebnisse liefern |
statistisch angemessene Berechnung | Datenanalysen erfolgen immer mithilfe von Stichproben. Für aussagekräftige Ergebnisse muss eine gewisse Mindestgröße der Probe erfüllt sein. Diese Mindestgröße muss nach statistischen Methoden berechnet werden. |
theoretische Plausibilität | Aussagen der Konjunkturindikatoren müssen nachvollziehbar, verständlich und einleuchtend sein. Das heißt, die Ergebnisse müssen Sinn ergeben. |
Erst wenn diese Merkmale erfüllt sind, können wirtschaftliche Kennzahlen als Konjunkturindikatoren bezeichnet und für die Konjunkturanalyse herangezogen werden.
Doch was sind nun typische Konjunkturindikatoren? Wir haben dir oben bereits kurz erklärt, welche Arten von Konjunkturindikatoren es gibt. In diesem Abschnitt lernst du, welche Kennzahlen zu welcher Art gehören und welche Bedeutung sie für die Konjunkturprognose haben.
Da die zeitliche Einteilung die gebräuchlichste ist, gehen wir nur auf Früh-, Präsenz- und Spätindikatoren detaillierter ein. Das Bruttoinlandsprodukt als einer der wichtigsten Konjunkturindikatoren wird ebenfalls ausführlicher erklärt.
Frühindikatoren sind dem eigentlichen Wirtschaftsverlauf um eine gewisse Zeit voraus. Damit lassen sie einen tatsächlichen Schluss auf eine mögliche Trendwende im Konjunkturzyklus zu.
Aufgrund der vorgelagerten Erkenntnisse sind Frühindikatoren für die Vorhersage von Wirtschaftsverläufen besonders wichtig. Sie ermöglichen relativ genaue Vorhersagen darüber, wie sich ein Unternehmen, eine Branche, eine Volkswirtschaft oder die gesamte Weltwirtschaft in naher Zukunft entwickeln wird. Dadurch können die verantwortlichen Akteure frühzeitig reagieren und beispielsweise einen negativen Trend etwas abschwächen.
Frühindikatoren zeichnen sich vor allem durch zwei Eigenschaften aus: der Vorlauf im Vergleich zum Konjunkturverlauf und die Stetigkeit. Einen gewissen Vorlauf weisen diese Indikatoren insbesondere deshalb auf, weil die entsprechenden Daten in der Regel zeitnah zu ihrer Erfassung bereits veröffentlicht werden. Stetigkeit bedeutet einfach, dass es von Monat zu Monat keine allzu großen Schwankungen gibt und die Daten nicht monatlich korrigiert werden müssen.
Zu den wichtigsten Frühindikatoren zählen:
Für den ifo-Geschäftsklimaindex werden jeden Monat rund 7000 Unternehmen befragt, welche Erwartungen sie für die nächsten sechs Monate im Hinblick auf Angestelltenzahl und Auftragsvolumen haben. Auch die aktuelle Situation der Unternehmen wird erfragt. Dieser Frühindikator liefert folglich überwiegend Erkenntnisse aus betriebswirtschaftlicher Sicht.
Die Ergebnisse des ZEW-Konjunkturindikators ergeben sich dagegen aus der monatlichen Befragung von etwa 350 Finanzexperten. Durch die Befragung werden die finanzwirtschaftlichen Erwartungen an die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland, an die Eurozone, sowie an die Märkte in Japan, Großbritannien und den USA ermittelt. Im Gegensatz zum Geschäftsklimaindex hat der ZEW-Konjunkturindikator die volkswirtschaftliche Entwicklung als Ganzes im Blick.
Die Befragungen zu den ZEW-Konjunkturerwartungen werden seit Dezember 1991 vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) durchgeführt. Die befragten Finanzexperten können die Fragen mit einer Tendenz beantworten, also ob sie tendenziell eine positive, eine negative oder eine gleichbleibende Entwicklung erwarten.
Der Index für das Ergebnis wird dann wie folgt berechnet: Anteil positive Antworten minus Anteil negative Antworten. Der Anteil derer, die keine Veränderungen erwarten, wird nicht berücksichtigt.
Nehmen wir an, 60 Prozent sehen eine positive Entwicklung, 30 Prozent eine negative Entwicklung und 10 Prozent rechnen mit gar keiner Veränderung. Nach der obigen Formel ergibt sich dann ein Index von 30.
Der Durchschnitt des ZEW-Konjunkturindikator seit Einführung liegt bei 27,5. Das bedeutet, wenn bei einer Befragung ein Index unter diesem Wert gemessen wird, geht man insgesamt eher von einer negativen Entwicklung aus.
Sowohl ifo-Geschäftsklimaindex als auch ZEW-Konjunkturerwartungen basieren ausschließlich auf Befragungen. Der Early Bird Index dagegen kombiniert die Erkenntnisse aus Umfragen mit statistischen Daten. Zu den statistischen Daten gehört der Realzins und ein Index, der Aussagen über die Wettbewerbsfähigkeit trifft. Über Umfragen wird zum Beispiel der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in den USA ermittelt, der ebenfalls in den Early Bird Index mit einfließt. Durch die vielen verschiedenen Daten ist dieser von der Commerzbank zur Verfügung gestellte Frühindikator weniger fehleranfällig und liefert neben Daten für Deutschland auch welche für die Vereinigten Staaten.
Die folgende Tabelle gibt dir einen guten Überblick darüber, wie viel Vorlauf die oben genannten Konjunkturindikatoren im Vergleich zu Präsenz- und Spätindikatoren haben:
Frühindikator | Verzögerung zwischen Datenerhebung und Veröffentlichung | Vorlauf gegenüber BIP als Präsenzindikator | Vorlauf gegenüber Industrieproduktion als Spätindikator |
ifo-Geschäftsklimaindex | keine | 1 Quartal | 3 Quartale |
ZEW-Konjunkturindikator | keine | 3 Quartale | 8 Quartale |
Early Bird Index | 1 Monat | 3 Quartale | 7 Quartale |
Quelle der Berechnung: Wirtschaftsdienst
Im Prinzip haben der ZEW-Konjunkturindikator und der Early Bird Index den gleichen Vorlauf. Die Abweichung beim Vorlauf gegenüber der Industrieproduktion ergibt sich lediglich aus der Verzögerung zwischen Datenerhebung und Veröffentlichung.
Neben den oben beschriebenen Frühindikatoren werden noch ein paar weitere bei der Konjunkturanalyse berücksichtigt. Auch diese solltest du dir merken.
Den oben erwähnten Einkaufsmanagerindex für die USA gibt es auch für Deutschland. Hierfür werden ungefähr 500 Geschäftsführer und Einkaufsmanager verschiedener Industrieunternehmen (auch verarbeitende Industrie) befragt. Diese machen Angaben zur aktuellen und erwarteten Auftragslage, zu den Exportaufträgen und Einkaufspreisen, sowie zur Anzahl der Beschäftigten.
Daneben spielen auch folgende Kennzahlen eine wichtige Rolle als frühe Konjunkturindikatoren:
Auch wenn sie nicht ganz so früh Erkenntnisse zu einem möglichen Konjunkturverlauf liefern wie die Frühindikatoren, sind Präsenzindikatoren dennoch ein wichtiger Bestandteil der Konjunkturanalyse. Ihnen kommt eine beschreibende Funktion zu, was für eine Analyse des aktuellen Geschehens erforderlich ist.
Präsenzindikatoren sind wirtschaftliche Kennzahlen, die die aktuelle wirtschaftliche Lage widerspiegeln. Sie können daher auch als Istindikatoren, Gegenwartsindikatoren oder gleichlaufende Indikatoren bezeichnet werden.
Ein typischer Präsenzindikatoren ist die Kapazitätsauslastung in der Produktion.
Aufgrund der Coronapandemie mussten Geschäfte des Einzelhandels über einen längeren Zeitraum schließen. Die betroffenen Läden konnten die gelagerte Ware nicht verkaufen und bestellten entsprechend weniger bei den Herstellern. Parallel zu diesem wirtschaftlichen Abschwung geht also auch die Produktion stark zurück und die Industrieunternehmen sind nicht ausgelastet.
Da Eilmeldungen zum BIP auch den aktuellen Konjunkturverlauf darstellen, wird diese Messgröße ebenfalls oft als Präsenzindikator bezeichnet. Die eigentliche Berechnung des Bruttoinlandsproduktes findet jedoch erst im Nachgang statt, weshalb auch eine Einordnung bei den Spätindikatoren möglich wäre. Aufgrund dieser Besonderheiten gehen wir weiter unten gesondert auf das BIP als Konjunkturindikator ein.
Spätindikatoren können weder eine konjunkturelle Veränderung vorhersagen, noch die aktuelle Wirtschaftslage beschreiben. Sie werden wie folgt definiert:
Ein Spätindikator ist eine wirtschaftliche Kennzahl, die sich erst nach einem Konjunkturumschwung verändert.
Ihre Hauptfunktion besteht darin, die prognostizierten Konjunkturtrends zu bestätigen und die vorangegangene Entwicklung zu erklären. Das hilft dabei, die Konjunkturschwankungen besser zu verstehen und Erkenntnisse für die Zukunft zu gewinnen.
Nachdem die Produktion bestimmter Produkte, die nicht für den alltäglichen Bedarf benötigt werden, stark zurückgegangen ist, müssen die Firmen Produktionsmitarbeiter*innen entlassen. Einige Zeit später steigt die Nachfrage wieder und die Kapazitäten sind ausgelastet. Daraufhin suchen die Unternehmen wieder neue Mitarbeiter*innen.
Neben der Zahl der Arbeitslosen ist auch die Höhe der Steuereinnahmen als später Konjunkturindikator interessant. Machen die Unternehmen in einem bestimmten Zeitraum weniger Umsatz, fällt nicht nur weniger Umsatzsteuer an, sondern auch die fälligen Steuern auf den Gewinn sind geringer. Am Ende des Jahres kann es also sein, dass die Unternehmen Steuerrückzahlungen erhalten.
Weitere Spätindikatoren sind:
Auf die Inflationsrate und ihre Folgen gehen wir etwas genauer in unserer Erklärung zur Inflation ein.
Du hast jetzt einiges über die verschiedenen Konjunkturindikatoren erfahren und auch das sogenannte BIP, das Bruttoinlandsprodukt, ist dir schon einige Male begegnet. In diesem Abschnitt erklären wir dir, was sich hinter dem Begriff verbirgt und welche Bedeutung er als Konjunkturindikator hat.
Das Bruttoinlandsprodukt, kurz BIP, gibt die wertmäßige Zahl aller Dienstleistungen und Waren an, die in einer Volkswirtschaft für den Endverbraucher erbracht werden. Es ist dabei unerheblich, ob deutsche oder ausländische Staatsbürger*innen diese erwirtschaftet haben. Entscheidend ist, dass die Waren und Dienstleistungen innerhalb der Landesgrenzen produziert bzw. erbracht werden. Das BIP ist also ein Produktionsindikator innerhalb einer Volkswirtschaft.
Nicht verwechseln solltest du das BIP mit dem Bruttonationaleinkommen (BNE; früher Bruttosozialprodukt). Das BNE gibt nämlich die wirtschaftliche Leistung aller Inländer (= ständiger Wohnsitz im Inland) an, egal ob diese im In- oder Ausland erbracht wurde. Somit handelt es sich hierbei um einen Einkommensindikator.
Das BIP bezieht sich immer auf ein Jahr und Veränderungen dieser Kennzahl zeigen an, wie sich das Wirtschaftswachstum der Volkswirtschaft entwickelt. Die Zahlen werden allerdings monatlich bzw. vierteljährlich veröffentlicht. Deswegen ist nicht ganz eindeutig, ob diese Messgröße zu den Präsenz- oder Spätindikatoren gezählt werden soll. Einerseits spiegelt sie die wirtschaftliche Lage innerhalb eines längeren Zeitraums (ein Jahr) wider und ist daher eher rückblickend. Andererseits werden die entsprechenden Daten alle ein bis drei Monate berechnet und veröffentlicht, so dass man hier auch gut die aktuelle Wirtschaftslage ablesen kann.
Doch wie wird das Bruttoinlandsprodukt eigentlich berechnet und welche Erkenntnisse kann man daraus für die Konjunkturanalyse ziehen? Wie oben bereits erwähnt, gibt das BIP die Summe aller Waren und Dienstleistungen an, die der Endverbraucher konsumieren konnte. Die allgemeine Formel für das BIP ist:
Diese Formel wendet man für jedes Jahr an und kann aus dem Vergleich zum Vorjahr schließen, um wie viel sich die Wirtschaftsleistung verbessert oder verschlechtert hat. Sehen wir uns das ganze zur Veranschaulichung einmal für die Automobilbranche an.
Im Jahr 1 werden 10.000 Autos zu einem Preis von je 15.000 Euro verkauft. Der Wert und damit das BIP beträgt damit insgesamt 150 Millionen Euro.
Im Jahr 2 werden 8.000 Autos zu einem Stückpreis von 19.000 Euro verkauft. Das BIP liegt nun bei 152 Millionen Euro.
Daraus könnte man jetzt schließen, dass die Produktion zugenommen hat und ein positives Wirtschaftswachstum vorliegt.
Das Problem in diesem Beispiel ist aber, dass weniger Autos produziert und diese nur zu einem höheren Preis verkauft wurden. Die Produktionsauslastung war im zweiten Jahr also nicht höher, sondern geringer. Damit dies nicht zu einer fehlerhaften Konjunkturprognose führt, muss das Bruttoinlandsprodukt preisbereinigt angegeben werden (reales BIP).
Wir haben im obigen Beispiel das sogenannte nominale BIP berechnet, das heißt, wir haben den aktuellen Preis zugrunde gelegt. Für das reale BIP wird dagegen ein konstanter Basispreis herangezogen. Für unser Beispiel bedeutet das:
Jahr 1: Es werden 10.000 Autos für je 15.000 Euro verkauft (BIP=150 Millionen Euro). Die 15.000 Euro sind der Basispreis.
Jahr 2: Es werden 8.000 Autos für je 19.000 Euro verkauft. Für die Berechnung des BIP wird jetzt aber der Basispreis aus Jahr 1 herangezogen:
Das preisbereinigte reale BIP beträgt also 120 Millionen Euro und ist damit um 30 Millionen geringer als im Vorjahr.
Das reale Bruttoinlandsprodukt spiegelt somit die tatsächliche Produktionsauslastung wider und ist ein genauerer Wachstumsindikator als das nominale BIP.
Die Preisänderungen werden mithilfe des sogenannten BIP-Deflator, einem Preisindex, berechnet.
Liegt der Wert dieses Indexes über 100, spricht man von einer Inflation, liegt er darunter, befindet sich das Land in einer Phase der Deflation.
Da nur die Waren und Dienstleistungen berücksichtigt werden, die direkt vom Endverbraucher konsumiert werden, ist es bei der Berechnung des BIP, dass vorgelagerte Produkte nicht doppelt gerechnet und Steuern und Subventionen berücksichtigt werden. Allgemein bedeutet das:
Sehen wir uns das ganze einmal für das Endprodukt Brot an. Für die Herstellung von Brot benötigt man Mehl, das wiederum aus Getreide hergestellt wird. Der Bauer verkauft das Getreide für zehn Euro an den Müller. Dieser stellt Mehl damit her und verkauft dieses an den Bäcker für 20 Euro. Der Bäcker backt damit 100 Brote, die er für je einen Euro an den Endkunden verkauft.
Rechnet man die einzelnen Verkaufspreise zusammen, kommt man auf einen Wert von 130 Euro. Das ist der Bruttoproduktionswert. Davon werden nun die Vorleistungen Mehl und Getreide abgezogen. Nehmen wir weiter an, dass für den Verkauf des Brotes 7% Steuern (7 Euro) anfallen und der Bäcker Subventionen in Höhe von 40 Euro erhalten hat, ergibt das in unserem Beispiel folgende Berechnung für das BIP:
Das Bruttoinlandsprodukt wird oft als Wohlstands- und Wachstumsindikator bezeichnet und wird daher auch als einer der wichtigsten Konjunkturindikatoren verstanden. Seine Aussagekraft ist allerdings kritisch zu hinterfragen.
Natürlich lässt sich mit dieser Kennzahl sehr gut berechnen, wie sich die Wirtschaft und damit auch der Wohlstand eines Landes entwickelt. Viele Faktoren werden jedoch nicht berücksichtigt, weil sie preislich nicht messbar sind. Diese können aber durchaus einen Einfluss auf Wirtschaftswachstum und Wohlstand haben:
Du hast jetzt sehr viel darüber gelernt, welche Arten von Konjunkturindikatoren es gibt und welche die wichtigsten Kennzahlen sind. Jetzt wollen wir uns noch kurz anschauen, wer konkret in Deutschland damit arbeitet.
Grundsätzlich sind sie für jedes Wirtschaftssubjekt von Bedeutung. Die Politik ist darauf angewiesen, um eine erfolgreiche Konjunkturpolitik zu machen. Unternehmer*innen achten besonders auf betriebswirtschaftliche Zahlen, um ihren Betrieb zukunftssicher zu machen. Private Haushalte machen Kaufentscheidungen davon abhängig, wie sicher sie ihren Arbeitsplatz einschätzen.
Aber auch Studierende und Medien haben ein Interesse an Konjunkturindikatoren. Denn nur mit deren Hilfe können sie das komplexe System einer Volkswirtschaft überhaupt verstehen und, im Falle der Medien, an die Bevölkerung verständlich weitergeben.
Damit alle Interessengruppen den maximalen Nutzen aus den einzelnen Indikatoren ziehen können, ist es wichtig, dass diese Zahlen aufbereitet werden. In Deutschland ist dafür in erster Linie das Statistische Bundesamt zuständig.
Neben dem Statistischen Bundesamt gibt es noch einige andere Forschungsinstitute, die die Konjunkturindikatoren für die Interessengruppen in Deutschland berechnen. Dazu gehören das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München (ifo-Institut) und das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim (ZEW). Die beiden Institute sind dir bereits bei den Frühindikatoren begegnet.
Aber auch jedes Unternehmen bereitet wirtschaftliche Kennzahlen in gewisser Weise als Konjunkturindikatoren auf und gibt die an Anspruchsgruppen außerhalb des Unternehmens weiter.
Ein Leuchtenhersteller muss, wie jedes Unternehmen in Deutschland, zum Ende des Jahres einen Jahresabschluss machen. Darin wird zum Beispiel festgehalten, wie viel Ware eingekauft und verkauft wurde. Um die Zahlen dafür zu bekommen, schaut die Buchhaltung zunächst in das System. Darin sind alle Ein- und Ausbuchung für sämtliche Güter hinterlegt.
Damit der Jahresabschlussbericht auch tatsächlich stimmt, wird zusätzlich noch eine Inventur durchgeführt. Dabei wird festgestellt, dass sich im Lager aktuell 20 Rollen eines bestimmten LED Bandes befinden. Diese Zahl wird mit der Inventurliste verglichen. Stimmen die Zahlen nicht überein, wird nachgeforscht, wann und wo eine Fehlbuchung stattgefunden hat. Dabei findet die Buchhaltung heraus, dass eine Rolle an einen externen Dienstleister zur Weiterverarbeitung gegeben wurde.
Die Erkenntnisse aus der Inventur werden im System hinterlegt und Zahlen gegebenenfalls korrigiert. Die korrekten Zahlen werden dann im Jahresabschluss so dargestellt, dass beispielsweise das Finanzamt nachvollziehen kann, wie der Jahresumsatz entstanden ist.
Du siehst, Konjunkturindikatoren haben eine sehr große Bedeutung für jedes Wirtschaftssubjekt, da sie die Grundlage für sämtliche wirtschaftliche und wirtschaftspolitische Entscheidungen bilden.
Es gibt Früh-, Präsenz- und Spätindikatoren. Sie unterscheiden sich im Zeitpunkt, wann sie auf konjunkturelle Veränderungen reagieren. Daneben gibt es noch Preis- und Mengenindikatoren. Bei ihnen verändert sich, in Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Lage, entweder der Preis oder die Menge. Auch Preis- und Mengenindikatoren können in Früh-, Präsenz- und Spätindikatoren unterteilt werden.
Ein Frühindikator ist zum Beispiel der sogenannte Geschäftsklimaindex. Darin geben Unternehmen verschiedener Branche an, welche konjunkturelle Entwicklung sie in den nächsten Monaten erwarten.
Im Prinzip werden Konjunkturindikatoren von allen Wirtschaftssubjekten genutzt. Egal, ob Unternehmen, Politik oder privater Haushalt, sämtliche wirtschaftlichen Entscheidungen werden auf Grundlage dieser Kennzahlen getroffen.
Für die Berechnung und Aufbereitung der Konjunkturindikatoren sind in Deutschland das statistische Bundesamt, das ifo-Institut und das ZEW verantwortlich.
Das BIP gibt an, wie viele Waren und Dienstleistungen innerhalb eines Jahres in einer Volkswirtschaft erbracht wurden. Daraus lässt sich das Wirtschaftswachstum ablesen. Gibt es ein negatives Wachstum, deutet dies auf einen konjunkturellen Abschwung hin. Ist das Wachstum positiv, kann man mit einem Aufschwung rechnen.
Einige wesentliche Aspekte (z.B. Umwelt) werden dabei jedoch nicht berücksichtigt. Deshalb ist das BIP nur bedingt als Konjunkturindikator geeignet.
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