StudySmarter - Die all-in-one Lernapp.
4.8 • +11k Ratings
Mehr als 5 Millionen Downloads
Free
Americas
Europe
Die Zeit nach Napoleon, die Zeit der "Restauration" auf dem europäischen Kontinent, wird vor allem mit dem Namen eines Mannes in Verbindung gebracht – Fürst Klemens von Metternich. Doch wer genau war Metternich eigentlich und was war der Grund für seine Berühmtheit? Name: Klemens Wenzel Lothar Fürst von Metternich Geboren: 15. Mai 1773 in Koblenz. Gestorben: 11. Juni 1859 in Wien.Profession: Politiker, Diplomat, österreichischer Außenminister (1809–1848)und österreichischer…
Entdecke über 200 Millionen kostenlose Materialien in unserer App
Lerne mit deinen Freunden und bleibe auf dem richtigen Kurs mit deinen persönlichen Lernstatistiken
Jetzt kostenlos anmeldenDie Zeit nach Napoleon, die Zeit der "Restauration" auf dem europäischen Kontinent, wird vor allem mit dem Namen eines Mannes in Verbindung gebracht – Fürst Klemens von Metternich. Doch wer genau war Metternich eigentlich und was war der Grund für seine Berühmtheit?
Name: Klemens Wenzel Lothar Fürst von Metternich
Geboren: 15. Mai 1773 in Koblenz.
Gestorben: 11. Juni 1859 in Wien.
Profession: Politiker, Diplomat, österreichischer Außenminister (1809–1848)und österreichischer Staatskanzler (1821–1848).
Bedeutung in der Geschichte: Fürst Klemens von Metternich zählte zu den einflussreichsten europäischen Politikern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er war maßgeblich an der Neuordnung Europas nach dem Ende der napoleonischen Vorherrschaft beteiligt.
Abb. 1: Fürst Klemens von Metternich (Gemälde von Thomas Lawrence, um 1820).
Klemens von Metternich war der Sohn des Trierer Diplomaten Franz Georg Karl Graf von Metternich-Winneburg-Beilstein und der Gräfin von Kageneck Maria Beatrix Aloisia. Seine jungen Jahre verbrachte Klemens in den Heimatgebieten seiner Familie an Rhein und Mosel, bevor er 1788 nach Straßburg zog.
An der dortigen Universität studierte er Staatswissenschaften und eignete sich die Grundlagen für den Staatsdienst an. Später setzte Metternich sein Studium in Mainz fort und machte sich dort mit der Lehre des Mächtegleichgewichts als friedenssicherndes Element in Europa vertraut – diese Lehre sollte zu einem Grundpfeiler seiner späteren Politik werden.
Das politische Parkett betrat Fürst Klemens von Metternich schließlich 1801 als österreichischer Botschafter in Dresden. Ab 1803 war er dann Botschafter in Berlin.
Im folgenden Abschnitt findest Du einen Überblick über Metternichs politisches Wirken bis zum Jahr 1814, also vor dem Wiener Kongress.
Nachdem Österreich (unter Kaiser Franz I.) und das revolutionäre Frankreich (unter Napoleon Bonaparte) 1805 den Frieden von Pressburg geschlossen hatten, wurde Fürst von Metternich 1806 als Diplomat an den französischen Hof in Paris entsandt. Dort hatte er die Möglichkeit, Napoleon und sein politisches Wirken aus der Nähe zu beobachten.
Im Angesicht der Vormachtstellung Frankreichs und den anhaltenden kriegerischen Auseinandersetzungen auf dem Kontinent fürchtete Metternich das Ende Österreichs, sollte es zu einem erneuten Krieg kommen. Deshalb plädierte Metternich vorerst für eine Politik der Annäherung und des Abwartens, um die politischen Entwicklungen beobachten zu können.
Fürst von Metternichs Haltung zur "Revolution"
Im Jahr 1794, während des Vormarschs der französischen Revolutionstruppen, verlor Metternichs Familie ihren gesamten Besitz im Rheingebiet und suchte daraufhin Zuflucht in Wien.
Durch dieses Ereignis wurden Metternich neben der politischen Dimension auch die sozialen Auswirkungen von Napoleons Handeln bewusst. Die Verlusterfahrung seiner Familie prägte Metternich, und zukünftig verband er den Begriff der Revolution mit dem des Verderbens – ein Verderben, das bestehenden Zustände und Verhältnisse zerstörte.
Diese antirevolutionäre Haltung spiegelt sich auch sehr stark in der zukünftigen Politik von Metternich wider!
Nach der verheerenden Niederlage Österreichs im fünften Koalitionskrieg gegen Frankreich 1809 wurde Fürst von Metternich zum österreichischen Außenminister berufen.
Alle Informationen rund um die Koalitionskriege erfährst Du in der Erklärung "Koalitionskriege" im Unterset zur "Nationalstaatsbildung Frankreich" hier auf StudySmarter!
In dieser Position verfolgte er angesichts der geschwächten Position Österreichs erneut eine Annäherungspolitik an Frankreich und konnte 1812 sogar einen Bündnisvertrag aushandeln, in dem Frankreich und Österreich als gleichstellte Partner festgelegt wurden. Dieser Vertrag ermöglichte es Österreich in Ruhe seine nächsten politischen Schritte zu planen. Metternich nutzte diesen politischen Spielraum aus, um Österreich als Vermittler zwischen Frankreich und den anti-napoleonischen Staaten Preußen und Russland zu positionieren.
So stand es Österreich 1813 schließlich offen, welche Seite es beim sich erneut anbahnenden Krieg wählen würde – die österreichische Regierung entschied sich, der Koalition beizutreten. So kam es zum sechsten und letzten Koalitionskrieg, der den Untergang Napoleons einleitete.
Die Koalition im letzten Koalitionskrieg bestand aus Preußen, Russland, Österreich, Großbritannien, Schweden und Bayern. Sie alle kämpften zusammen gegen die französische Revolutionsarmee und Napoleon.
Nachdem Napoleon besiegt war, musste das politische und territoriale Chaos, welches er in Europa hinterlassen hatte, beseitigt werden. Um über die Neuordnung Europas zu beratschlagen, wurde 1814–1815 der Wiener Kongress abgehalten. Dabei handelte es sich um eine Friedenskonferenz, an der Vertreter von 200 europäischen Staaten teilnahmen.
Alles Wichtige zum Wiener Kongress erfährst Du in der gleichnamigen Erklärung hier auf StudySmarter!
Der Vorstand und die Leitung dieses Kongresses wurden in die Hände von Metternich gegeben. In dieser Position war er entscheidend an der Neuordnung Europas beteiligt und prägte die politische Zukunft des Kontinents maßgeblich mit.
Im Folgenden findest Du eine kurze Übersicht, über die wichtigsten politischen Anliegen, für deren Durchsetzung sich Fürst von Metternich auf dem Wiener Kongress einsetzte.
Von größter Bedeutung für Metternich war, das Mächtegleichgewicht auf dem Kontinent wiederherzustellen. Um dies zu erreichen, setzte er sich, zusammen mit seinem englischen Amtskollegen Castlereagh, für den Erhalt Frankreichs als Großmacht in Europa ein. Metternich sah Frankreich als machtpolitisches Gegengewicht zu Russland – würde dieses Gewicht wegfallen, musste eine Hegemonie (Vormachtstellung) Russlands befürchtet werden, und genau dies galt es zu verhindern.
Zudem gelang es Metternich, die unverhältnismäßig großen territorialen Forderungen von Preußen auf Sachsen und von Russland auf Polen einzudämmen. Hätten die beiden Großmächte die jeweiligen Territorien erhalten, hätte dies einen enormen Gebiets- und damit Machtzuwachs der beiden Staaten bedeutet, ganz zum Unmut von Metternich und Österreich.
Nachdem Napoleon alles getan hatte, um den Absolutismus vom Kontinent zu vertreiben, galt es nun diese alte und "legitime" Ordnung wiederherzustellen. Es war wenig verwunderlich, dass sich die adligen Kongressteilnehmer ebenso wie Metternich (der ja selbst auch Fürst war) auf die Wiederherstellung (Restauration) des Absolutismus einigten.
Die Fürstenherrschaft und die adeligen Privilegien wurden wieder eingeführt, außerdem erhielten durch Napoleon geschädigte Fürsten eine Kompensation (Ausgleich).
Neben den territorialen Ausgleichen, die Österreich erhalten hatte, hatte Fürst von Metternich eigentlich noch eine weitere Stärkung seines Landes vorgesehen. Metternich verfolgte auf dem Kongress die Bildung sowohl eines italienischen als auch eines deutschen Staatenbundes. In Metternichs Idealvorstellung hätte Österreich, das die Herrschaft sowohl über zahlreiche italienische als auch deutsche Provinzen hatte, die Führungsrollen in beiden Staatenbündnissen übernommen.
Metternichs Bemühungen in dieser Hinsicht scheiterten jedoch. Zwar wurde der Deutsche Bund gegründet und auch einige deutsche Staaten auf österreichischen Boden wurden Mitglieder, doch es war nicht vorgesehen, dass Österreich dort als Führungsmacht agiert. Die italienischen Staaten erhielten unterdes ihre alten Grenzen und viele ihrer alten Herrscher zurück.
Metternichs konservativ-reaktionäre Haltung und seine politischen Vorhaben waren definierend für den gesamten Verhandlungsprozess. Sie spiegelten sich schlussendlich größtenteils auch in den verabschiedeten Beschlüssen des Wiener Kongresses wider (zum Beispiel in der Restauration mit der territorialen Neuordnung oder im Fürstenbündnis entgegen dem Volke).
Alle Beschlüsse und deren Inhalte findest Du auch noch einmal ausführlich in der Erklärung "Wiener Kongress" hier auf StudySmarter!
Doch mit der bloßen Verabschiedung der Wiener Kongressakte 1815 gab sich Metternich aber nicht zufrieden. Nach der Konferenz setzte er sich dann auch vehement für die Durchsetzung der Beschlüsse und für die Sicherung der neuen politischen Ordnung in Europa ein – das sogenannte System Metternich entstand.
Als "System Metternich" oder "metternichsches System" bezeichnete man das von Fürst von Metternich etablierte politische System (inklusive aller Maßnahmen) zur Durchsetzung der Restauration und zur Sicherung der neu geschaffenen politischen Ordnung in Europa.
Die Ziele des metternichschen Systems waren also:
Im Folgenden findest Du zwei Beispiele, wie genau das metternichsche System umgesetzt wurde.
Zur Durchsetzung der reaktionären Restaurationspolitik gründeten die drei Großmächte Österreich, Preußen und Russland die sogenannte "Heilige Allianz". Dies war ein Bündnis zur Friedenssicherung. Die Mitgliedstaaten sicherten sich gegenseitige Hilfe zu, sollten sich in einem Staat politische Unruhen ereignen. Jeder, der die neue Ordnung störte und sich gegen die Fürsten stellte (also etwa liberale oder nationalistische Anhänger), musste mit Konsequenzen rechnen.
Die Fürsten verbündeten sich also bewusst gegen ihre eigenen Völker, um gezielt revolutionäre Bewegungen in den Ländern zu unterdrücken.
Des Weiteren verbündete sich Fürst von Metternich immer wieder mit seinen Alliierten, um revolutionäre Strömungen in ganz Europa zu unterbinden, so zum Beispiel in Spanien und Italien während der spanischen Revolution 1820–1823.
Metternichs Einflüsse reichten weit und die reaktionäre Politik des metternichschen Systems wurde damals in weiten Teilen des europäischen Kontinents praktiziert.
Vor allem aber im Deutschen Bund waren die liberalen und nationalistischen Tendenzen stark. In den akademischen Kreisen formierten sich immer mehr Studentenverbindungen (Burschenschaften), die offen einen deutschen Nationalstaat und eine liberale Verfassung forderten. Es fanden politische Massenkundgebungen statt (unter anderem das Wartburgfest 1817) und das revolutionäre Gedankengut verbreitete sich immer mehr in der deutschen Bevölkerung. Diese Entwicklung stellten eine zunehmende Gefahr für die Fürsten und die Restauration dar.
Weite Teile Österreichs zählten zum Deutschen Bund, weshalb Österreich ebenfalls direkt von den Entwicklungen in den deutschen Staaten betroffen war. Dies war auch der Grund dafür, dass Metternich gerade im Deutschen Bund so großen Einfluss ausübte.
Die in den nächsten Jahren ergriffenen Maßnahmen des metternichschen Systems zur Sicherung der politischen Ordnung im Deutschen Bund waren daher zahlreich:
Neben der konkreten Verfolgung oppositioneller Anhänger ging Fürst von Metternich auch gezielt gegen den Erlass von Verfassungen in den deutschen Staaten vor. Neue Verfassungen hätten eine Stärkung des Volkes und damit der liberalen und nationalistischen Strömungen bedeutet.
Alles rund um die Themen Burschenschaften, Wartburgfest, Karlsbader Beschlüsse und Demagogenverfolgung findest Du im StudySet "Vormärz" hier auf StudySmarter!
An diesen Beispielen lässt sich die stark antiliberale, antinationalistische und antikonstitutionelle Prägungen des metternichschen Systems erkennen. Fürst von Metternich und seine Anhänger und Befürworter wollten
Was geschah zu dieser Zeit eigentlich in Österreich?
Metternich war in erster Linie österreichischer Außenminister und ab 1821 sogar Staatskanzler, und dennoch war bis jetzt nur die Sprache von seinen Bemühungen in Europa und im Deutschen Bund. Aber wie sah die Lage eigentlich in Österreich aus?
Ähnlich, wie in den anderen europäischen Ländern, gab es auch hier oppositionelle Bewegungen, die mit den Beschlüssen des Wiener Kongresses und Metternichs Politik nicht einverstanden waren. Doch das metternichsche System war nicht nur eine außen-, sondern auch ein innenpolitisches Vorhaben. Und so wurden die liberalen und nationalistischen Strömungen in Österreich ebenso unterdrückt wie die im Deutschen Bund. Dennoch war der Handlungsbedarf im Deutschen Bund weitaus größer als in den restlichen Teilen Österreichs.
Viele Jahre lang war es Fürst von Metternich gelungen, die politische Opposition im Deutschen Bund und auch in Österreich zu unterdrücken. Doch nach der Julirevolution 1830 gewannen die liberalen und nationalistischen Bewegungen neuen Aufwind. 1832 versammelten sich sogar 20.000 bis 30.000 Menschen auf dem Hambacher Fest, um politische Freiheit und nationale Einheit zu fordern.
Schließlich gipfelte der bürgerliche Widerstand gegen die Restauration und die Fürstenherrschaft in der Revolution 1848/49, die weite Teile Mitteleuropas erfasst (besonders stark tobte sie im Deutschen Bund und in Österreich).
In Wien brach die Revolution am 13. März 1848 aus und noch am selben Tag stürzten die Revolutionäre Metternich, zwangen ihn zum Rücktritt als Staatskanzler und Außenminister und dazu, das Land zu verlassen.
Die Revolution bedeutete aber nur eine kurze Auszeit für Metternich, denn nach rund drei Jahren in London kehrte er 1851 nach Wien zurück. Seine alten Ämter bekleidete Metternich danach nicht mehr, doch er fungierte noch bis zu seinem Tod 1859 als Berater der österreichischen Regierung.
Alles Wissenswerte rund um die Revolution 1848 findest Du in dem gleichnamigen StudySet hier auf StudySmarter!
Metternichs größtes Ziel war es, das Mächtegleichgewicht in Europa wiederherzustellen und langfristig zu sichern. Dazu setzte er sich europaweit für die Stärkung der Fürstenherrschaft ein und ergriff repressive Maßnahmen gegen liberale, nationalistisch und revolutionäre Bewegungen in der Bevölkerung. Durch die gezielte Unterdrückung politische Oppositionen sollten weitere politische Unruhen oder gar gewaltsame Machtergreifungen in den Staaten verhindert werden.
Unter "System Metternich" versteht man das politische System und die politischen Maßnahmen, die Metternich nach dem Wiener Kongress zu Durchsetzung der Beschlüsse und zur Sicherung der neu geschaffenen politischen Ordnung in Europa ergriff.
Nachdem Metternich im Zuge der Revolution 1848 als österreichischer Staatskanzler und Außenminister abgesetzt wurde, floh er nach London. Dort blieb er rund drei Jahre, bevor er wieder nach Wien zurückkehrte und dort als Berater der österreichischen Regierung tätig wurde.
Wie möchtest du den Inhalt lernen?
94% der StudySmarter Nutzer erzielen bessere Noten.
Jetzt anmelden94% der StudySmarter Nutzer erzielen bessere Noten.
Jetzt anmeldenWie möchtest du den Inhalt lernen?
Kostenloser geschichte Spickzettel
Alles was du zu . wissen musst. Perfekt zusammengefasst, sodass du es dir leicht merken kannst!
Sei rechtzeitig vorbereitet für deine Prüfungen.
Teste dein Wissen mit spielerischen Quizzes.
Erstelle und finde Karteikarten in Rekordzeit.
Erstelle die schönsten Notizen schneller als je zuvor.
Hab all deine Lermaterialien an einem Ort.
Lade unzählige Dokumente hoch und habe sie immer dabei.
Kenne deine Schwächen und Stärken.
Ziele Setze dir individuelle Ziele und sammle Punkte.
Nie wieder prokrastinieren mit unseren Lernerinnerungen.
Sammle Punkte und erreiche neue Levels beim Lernen.
Lass dir Karteikarten automatisch erstellen.
Erstelle die schönsten Lernmaterialien mit unseren Vorlagen.
Melde dich an für Notizen & Bearbeitung. 100% for free.