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Kommt Dir die untere Darstellung bekannt vor? Bestimmt hast Du diese auffällig farbenfrohe Figur eines überproportionalen weiblichen Körpers schon einmal in Stadtparks, Bahnhöfen oder als Brunnenfigur gesehen. Es handelt es sich um eine Plastik – genaugenommen um eine Großplastik, die erstmals im Jahr 1965 in Paris ausgestellt wurde. Entworfen wurden…
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Jetzt kostenlos anmeldenKommt Dir die untere Darstellung bekannt vor? Bestimmt hast Du diese auffällig farbenfrohe Figur eines überproportionalen weiblichen Körpers schon einmal in Stadtparks, Bahnhöfen oder als Brunnenfigur gesehen. Es handelt es sich um eine Plastik – genaugenommen um eine Großplastik, die erstmals im Jahr 1965 in Paris ausgestellt wurde. Entworfen wurden die großformatigen abstrakten Frauenfiguren, die den Titel "Nana" tragen, von der französischen Künstlerin Niki de Saint Phalle (1930–2002).
Die Nana-Figur in der Abbildung unterhalb kannst Du heute im Züricher Hauptbahnhof bestaunen. Dort schwebt der 1,2 Tonnen schwere und 11 Meter lange Nana-Engel mithilfe von vier Stahlseilen fast 15 Meter über dem Boden.
Abbildung 1: Der Nana-Engel im Hauptbahnhof ZürichNiki de Saint Phalle: "Nana-Engel" (1997)Hauptbahnhof Zürich, Schweiz
Sicher fragst Du Dich, was eine Plastik genau ist und wo vielleicht der Unterschied zu einem anderen Kunstwerk wie der Skulptur liegt? In dieser Erklärung wird Dir genau erklärt, was eine Plastik ausmacht, wo sie Unterschiede zu einer Skulptur liegen und welche Grundbegriffe es zur Plastik gibt.
Den Begriff Plastik kennst Du bestimmt. Es ist jedoch nicht von dem gleichnamigen Kunststoff Plastik die Sprache, sondern von dem Begriff Plastik in der Fachsprache der Kunst.
Das Wort Plastik wird in der Terminologie zum einen als Überbegriff für alle dreidimensionalen Kunstwerke und zum anderen als Untergattung derselben verwendet. In dieser Erklärung geht es nicht um den Überbegriff Plastik, der jedes plastische Kunstwerk einschließt, sondern um die Plastik als Untergattung.
Schon Menschen der Eiszeit beschäftigten sich mit der Kunst des plastischen Gestaltens. Erst im 18. Jahrhundert wurde die Bezeichnung Plastik aus der französischen Sprache ins Deutsche übersetzt. Der Begriff ist abgeleitet von dem Adjektiv plastique, was so viel wie "formbar" bedeutet.
Im Gegensatz zur Malerei, die an einen zweidimensionalen Bildträger gebunden ist, entstehen Plastiken durch körperhaftes Gestalten – sie ist also dreidimensional. Das bedeutet, plastische Werke in der Kunst benötigen als dreidimensionale Kunstwerke Raum.
Plastiken entstehen durch das Modellieren (Verformen) von Materialien, durch das Hinzufügen und Aufbauen. Dafür werden unter anderem die Materialien Ton, Wachs und Gips verwendet. Aber auch dreidimensionale Kunstwerke, die aus dem Gussverfahren entstehen, zählen zur Plastik, weil es sich um eine aufbauende Technik handelt.
In der Alltagssprache werden die beiden Begriffe oftmals als weitgehendes Synonym verwendet, in der Fachsprache sind die Begriffe Plastik und Skulptur jedoch voneinander abzugrenzen.
Der Begriff Skulptur stammt von dem lateinischen Wort sculpture ab, welches übersetzt so viel, wie herausmeißeln oder herausschneiden bedeutet. Eine Skulptur ist ein beispielsweise aus Stein gemeißeltes oder aus Holz geschnitztes Kunstwerk.
Bei Skulpturen handelt es sich also um eine Arbeit im subtraktiven Verfahren. Das bedeutet, es wird durch einen bildenden Künstler Material aus einem größeren Materialkörper abgetragen, beispielsweise aus einem (Stein-) Block durch Meißeln, Schnitzen oder Abschlagen.
Im Kontrast dazu handelt es sich bei der Plastik um ein modelliertes oder gegossenes Kunstwerk. Bei Plastiken wird, anders als bei der Skulptur, weiches Material wie Ton, Wachs oder Pappmachee angetragen oder hinzugefügt anstatt entfernt.
Der große Vorteil von Plastiken ist, dass diese in der Regel frei modelliert und die Formen sogar nachträglich noch abgeändert werden können. Erst, wenn die Figuren aushärten oder gebrannt werden, kann die Form nicht mehr verändert werden. Denn ab diesem Moment behalten sie ihre Form dauerhaft. Bei Skulpturen ist dies nur schwer umsetzbar: Wird aus einem Block einmal Masse entfernt, kann diese nicht wieder angefügt werden.
Der Bildhauer Donatello (eigentlich Donato di Niccolò di Betto Bardi) fertigte im 15. Jahrhundert die Plastik mit dem Titel "David" an. Da die Plastik aus einem Bronzeguss gefertigt wurde, wird sie auch "Bronzedavid" genannt. Ohne Sockel ist die Statue 1,58 m hoch. Sehen kannst Du die Plastik im Folgenden.
Abbildung 2: Beispiel einer PlastikDonatello: "David" (1444–1446)Bronze, 158 cmMuseo nazionale del Bargello, Florenz
Anhand der Plastik von Donatello kannst Du auch das Hauptmerkmal der Untergattung Plastik erkennen: Es handelt sich bei diesem Werk um einen Bronzeguss. Es wurde sich dem Gussverfahren bedient, um die Plastik aufzubauen, in diesem Fall Bronze in Form von Gießen.
Auch zum Thema der Skulptur gibt es noch mehr zu erfahren, klick Dich gerne in die Erklärung "Skulptur" auf StudySmarter.
Zu den Grundbegriffen der Plastik gehören die Ansicht, die Größe der Plastik, die Präsentationsmöglichkeiten und das Licht- und Schattenspiel der Plastik.
Zweidimensionale Kunstwerke wie Gemälde legen den Standort für den Betrachtenden fest: Frontal vor dem Bild. Im Gegensatz dazu ist der Betrachtungsstandpunkt bei Plastiken, die nicht an eine Hintergrundplatte gebunden sind, variabler. Durch die Loslösung von einer Platte entstehen Standplastiken, die frei stehen. Diese Art von frei stehenden Plastiken wird als Vollplastik bezeichnet.
Vollplastiken zeichnen sich dadurch aus, dass sie rundplastisch umgesetzt sind. Damit soll gesagt werden, dass sie von jeder Seite gestaltet wurden, sodass sie prinzipiell auch von jeder Seite betrachtet werden können. Jedoch ist zu beachten, dass in manchen Fällen nur eine Ansicht einer Vollplastik die Hauptaussage trägt, obwohl sie von jeder Seite betrachtet werden kann.
Je nach angestrebter Wirkung, künstlerischer Aussage oder Ausstellungsort gibt es Unterschiede in der sogenannten Ansichtigkeit einer Vollplastik: Es wird zwischen einer einansichtigen, mehransichtigen und allansichtigen Darstellung unterschieden.
Plastiken werden als einansichtig oder frontalansichtig beschrieben, wenn sie nur über eine Hauptseite verfügen, die die künstlerische Aussage vermittelt.
Plastiken, die für eine Nische vorgesehen sind – sogenannte Nischenplastiken – sind beispielsweise einansichtig erfahrbar. Unter diesen Umständen hat die Plastik nur eine frontale Hauptseite und ist nur für die eine Ansicht gestaltet. Die Rückseite einer Nischenplastik ist meist weniger bearbeitet, weil sie in der Regel nicht genau gesehen wird. Dennoch handelt es sich um Vollplastiken, da die Plastiken unabhängig von einer Hintergrundplatte stehen.
Anhand der folgenden Abbildung kannst Du eine einansichtige Darstellung erkennen. Es handelt sich um eine plastische Figur, die aufgrund des Ausstellungsortes, in diesem Fall eine Nische in einem Gebäude, nur frontal betrachtet werden kann. Es handelt sich um die "Mary Ward"-Plastik, die zum Weltfrauentag 1996 am Bamberger Institut aufgestellt wurde. Entworfen wurde die aus Bronze gegossene und 1,20 Meter hohe Plastik von dem Bamberger Künstler Albert Ultsch (*1951).
Abbildung 3: Beispiel einer einansichtigen Darstellung; Statue Madonna mit Kind in einer Nische der äußeren Südwand der Pfarr- und Wallfahrtskirche «Zu Unserer Lieben Frau»
Kärnten, Österreich
Neben einansichtigen Plastiken gibt es zwei weitere Ansichtsformen, die mehr als eine Ansicht ermöglichen: Mehransichtige oder allansichtige Plastiken sind so gedacht und ausgestellt, dass die Betrachtenden um sie herum laufen können.
Ist es möglich, um eine Plastik herumzulaufen, wird meistens von einer mehransichtigen Form gesprochen. Kennzeichnend für die mehransichtige Darstellung ist, dass nur eine Ansicht – die Hauptansicht – die Hauptaussage der Plastik vermittelt. Dieser Aspekt stellt auch den Unterschied zwischen einer mehransichtigen und allansichtigen Plastik dar.
Die folgende Plastik mit dem Titel "Pietà" ist ein Beispiel für eine mehransichtige Darstellung. Du kannst zwar um die Plastik herum laufen, jedoch trägt die frontale Ansicht die Hauptaussage des Werks in sich.
Abbildung 4: Beispiel einer mehransichtigen DarstellungMichelangelo Buonarroti: „Pietà“ (1496-1501)weißer Carrara-Marmor, 174 x 166 x 103 cm Basilika Sankt Peter, Vatikan, Rom
Allansichtige Plastiken hingegen müssen von den Betrachtenden für das Verständnis von allen Seiten betrachtet werden. Durch die Bewegung seitens der Betrachtenden verändert sich die Silhouette und die Erfahrbarkeit der einzelnen Formen je nach Blickwinkel.
Ein Beispiel für eine allansichtige Plastik ist die Darstellung der Laokoon-Gruppe.
Dabei handelt es sich um eine Plastik, die frei stehend platziert wurde und somit allansichtig sind. Alle Ansichten tragen die gleiche künstlerische Aussage.
Abbildung 5: Beispiel einer allansichtigen DarstellungHagesandros, Athandoros und Polydoros: "Laokoon-Gruppe" (1506 entdeckt)Marmor, 184 cm
Plastiken werden nach ihrer Größe unterschieden: Je nach Größe werden sie als Klein-, Groß- und Monumentalplastik bezeichnet. Kleinplastiken kannst Du Dir wie kleinformatige dreidimensionale Kunstwerke vorstellen, die in eine Vitrine passen würden. Kleinplastiken sind also rund 5 bis 35 cm groß.
Die folgende Plastik aus Bronze ist nur 10 cm hoch. Damit gehört sie der Gruppe der Kleinplastik an. Platziert wurde die Pferdefigur auf einem Rechtecksockel: einer Plinthe aus Marmor oder ähnlichem Gestein.
Abbildung 6: Beispiel einer KleinplastikElie Nadelman: "Horse" (1914)Bronze, 36 x 30 x 10 cm
Erinnerst Du Dich noch an die riesige, farbenfrohe Plastik mit dem Titel Nana-Engel im Züricher Hauptbahnhof? Sie ist mit ihrer Größe von 11 Metern das Gegenteil einer Kleinplastik. Plastiken dieser Größe werden als Großplastik oder Monumentalplastik beschrieben.
Ein weiteres Beispiel einer Monumentalplastik ist die eines der berühmtesten Symbole der Vereinigten Staaten – die Freiheitsstatue am New Yorker Hafen. Die Plastik, die aus einer Kupferhülle besteht, wurde auf einem massiven Sockel platziert. Die Figur an sich weist eine Höhe von 46,05 Metern auf, inklusive des Sockels beträgt die Gesamthöhe 92,99 Meter. Damit galt die Plastik bis 1959 als die weltweit höchste Plastik.
Abbildung 7: Beispiel einer GroßplastikFrédéric-Auguste Barthold: "Statue of Liberty" (1886)Kupfer, 4605 cm; Kupferfigur und Sockel, 9299 cmLiberty Island, New Yorker Hafen, USA
Wie Du anhand der Abbildungsbeispiele schon bemerken konntest, beeinflusst die Art der Präsentation einer Plastik die Wirkung auf die Betrachtenden. Achte bei der Beschreibung einer Plastik deshalb immer auf die Präsentation der Figur und worauf sie steht, da sie entscheidend für die Wirkung der Plastik sein kann.
Eine Art der Präsentation einer Plastik ist, sie auf einem Sockel zu zeigen. Die Erhöhung der Plastik durch einen Sockel dient nicht allein dem Schutz des Kunstwerks, sondern führt auch zu einer gefühlten Erhöhung der Wertigkeit der Plastik. Die Präsentation auf einem Sockel hat eine aufgezwungene Untersicht der Betrachtenden zur Folge – die Betrachtenden sind gezwungen, nach oben zu schauen. Plastiken wirken durch einen Sockel gewichtig, dominant und überlegen. Zudem dienen Sockel häufig dazu, weitere Informationen über die dargestellte Plastik zu vermitteln, in dem sie eine Inschrift oder Ähnliches haben.
Neben dem Sockel gibt es noch weitere Formen der Präsentation einer Plastik: die Plinthe. Der Begriff Plinthe wird genutzt für flache Platten, auf denen eine Plastik präsentiert wird. Die Plinthe besteht meistens aus dem gleichen Material wie die Plastik selbst. Sie schützt die Plastik vor Nässe und hebt sie zumindest etwas vom Boden und der Umgebung ab. Ein Sockel ist deutlich höher als eine Plinthe.
Beispielsweise ruht die bekannte Bronzefigur "Der Denker" von Auguste Rodin auf einem sehr hohen Sockel. Die Fotografie der Plastik verdeutlicht optimal, dass die Betrachtenden des Kunstwerks dazu gezwungen sind nach oben zu schauen und somit in die Untersicht gelangen. Die mehransichtige Vollplastik wirkt dadurch erhaben.
Abbildung 8: Plastik auf SockelAuguste Rodin: "Der Denker" (1902)Bronze, 72 cm; Bronzefigur auf Steinsockel, 181 cmMusée Rodin, Paris
Zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt der französische Bildhauer und Zeichner François-Auguste-René Rodin (1840–1917) zu den bemerkenswertesten Bildhauern Frankreichs. In seinen Werken konzentrierte Rodin sich hauptsächlich auf die Darstellung von menschlicher Emotionalität. Rodins Arbeiten "Der Denker", "Der Kuss" oder "Eva" werden heute als Ikonen der Moderne angesehen.
Auguste Rodin wurde Ende 1880 von dem französischen Staat dazu beauftragt, das Hauptportal für das neue Kunstgewerbemuseum in Paris zu entwerfen. An seinem 6,8x4x0,85 Meter großen Werk, dem er den Titel "La Porte de l'Enfer", zu Deutsch "Höllentor" gab, arbeitete er insgesamt 10 Jahre. In dem Hauptportal finden sich die einzelnen Figuren, die Rodin berühmt machten. Erst im Jahr 1917, kurz vor Rodins Tod, wurde das Tor in sieben Ausgaben in Bronze gegossen. Du siehst das Tor, welches heute in Zürich zu finden ist, im Anschluss. Entdeckst Du darin das Werk "Der Denker"?
Abbildung 9: Das Werk HöllentorAuguste Rodin: "Höllentor" (1890, 1917 gegossen)Bronze, 680x400x85cmSeit 1947 neben dem Eingang des Kunsthauses Zürich
Aufgrund dessen, dass das Kunstgewerbemuseum nie gebaut wurde, machte Rodin Gebrauch aus seinem Werk. Dazu isolierte er einzelne Elemente aus ihrem ursprünglichen Kontext und entwickelte diese in einem größeren Format zu eigenständigen Kunstwerken weiter. Aus diesem Grund kann das "La Porte de l'Enfer" auch als Haupt- bzw. Lebenswerk von Auguste Rodin gesehen werden. Zu den insgesamt 186 Figuren, die aus dem "Höllentor" entsprungen sind, gehören seine berühmten Arbeiten "Der Kuss" oder "Der Denker". Letzteres ist in der oberen Hälfte, mittig über den Türen, zu finden.
Wenn Du mehr über die Präsentationsformen einer Plastik kennenlernen möchtest, schau Dir gerne die Erklärung "Gestalterische Mittel und plastische Grundformen" an.
Die Wirkung einer Plastik wird durch die Intensität und Strahlungsrichtung des Lichtes beeinflusst. Je stärker das Licht, desto mehr bzw. stärkere Schatten wirft es. Befindet sich eine Lichtquelle oberhalb der Plastik ergeben sich andere Schatten als bei Licht von nur einer Seite oder Licht von mehreren Seiten. Zudem spielt das Material, aus dem eine Plastik konstruiert wurde, bei der Lichtwirkung eine entscheidende Rolle. Beispielsweise erzeugt Gips als ein eher stumpfes Material eine andere Wirkung als polierter Marmor oder durchscheinendes Wachs.
Zudem macht es einen Unterschied in der Lichtwirkung, ob die Oberfläche poliert worden ist, oder ob der Bildhauer sie lediglich grob behauen hat – das Licht wird bei einer eher stumpfen Oberfläche nämlich mehr eingesaugt, als bei einer glatten Oberfläche. Das bedeutet, glatte Oberflächen reflektieren mehr Licht als stumpfe oder raue Oberflächen.
Zu den klassischen Materialien, um eine Plastik zu erzeugen, gehören eher weiche Materialien wie:
Ein moderner Werkstoff, der im Kunstunterricht und manchmal auch für Kleinplastiken verwendet wird, ist Plastilin. Dabei handelt es sich um nichts anderes als herkömmliche Bastelknete, mit der Objekte aufgebaut und modelliert werden können. Ist die gewünschte Form erreicht, muss das Plastilin nur noch an der Luft trocknen. Dieses Merkmal stellt den Unterschied zwischen Ton und Plastilin dar: Plastilin muss weder während der Verwendung feucht gehalten, noch zum Schluss gebrannt werden, wie es bei Ton der Fall ist.
Die Materialien Gips oder Ton können sowohl für Skulpturen als auch für Plastiken verwendet werden. Im feuchten Zustand sind diese Werkstoffe modellier- und aufbaubar. Ist der Gips ausgehärtet bzw. der Ton vollständig gebrannt, können diese wie ein weicher Stein skulptiert werden.
Anders als bei der Skulptur, bei der aus einem Stein das Kunstwerk herausgehauen wird, wird die Plastik aus Materialmassen modelliert. Es kommen also additive, sprich aufbauende Verfahren in den Einsatz. Das sind beispielsweise:
Meistens werden diese Techniken miteinander kombiniert, um ein plastisches Kunstwerk zu erhalten.
Es lassen sich aufgrund von Spuren an der Oberfläche oft Rückschlüsse darüber ziehen, mit welcher Technik bzw. welchem speziellen Werkzeug eine Plastik hergestellt wurde.
Die Plastik als Untergattung zieht sich durch verschiedene Epochen der Kunstgeschichte. Gleichzeitig passte sich diese Kunstform an die politischen, sozialen und gesellschaftlichen Veränderungen in den jeweiligen Ländern und Regionen an. Zudem veränderte sich über die Jahrtausende die Funktion der Plastik: Zu Beginn dienten Plastiken zur Götterverehrung, später waren sie unter anderem fester Bestandteil von Architekturen oder Parkanlagen.
Die Geschichte der Plastik-Kunst lässt sich also in folgende kunstgeschichtliche Epochen aufteilen, die im weiteren Verlauf genauer erläutert werden.
Die Menschen begannen schon früh, ihre Umwelt durch plastische Figuren zu präsentieren – der Ursprung der Plastik-Kunst geht nämlich bis zu den prähistorischen Kulturen (30.000–1800 v. Chr.) zurück. Schon dort beschäftigte sich der Mensch der Eiszeit mit den Materialien Lehm, Stein, Knochen oder Kalkstein, um Plastiken zu erstellen.
Der Ursprung der plastischen Arbeit liegt in der Eiszeit, die Bezeichnung Plastik wurde in Deutschland aber erst im 18. Jahrhundert aus dem Französischen übernommen.
Zu den ältesten bekannten und noch heute erhaltenen Arbeiten gehört eine Figur, die von der Altsteinzeit stammt. Es ist die "Venus von Willendorf", die Du anknüpfend unten erkennen kannst.
Gefertigt wurde die 11,5 cm große Venus-Figur aus Kalkstein. Arme, Beine und Köpfe sind dabei nur abstrakt dargestellt, wobei Hüfte und Brüste sehr hervorstechen. Diese übertriebene Darstellung diente demzufolge vermutlich dazu, Fruchtbarkeit und Gottheit des Lebens zu symbolisieren. Der Kopf bzw. das Gesicht wurden, womöglich aus rituellen Absichten, mit einer Art Mütze oder angedeuteten Haaren überdeckt. Die Figur ist heute noch erhalten und kann im Naturhistorischen Museum in Wien betrachtet werden.
Abbildung 10: Eine 30.000 Jahre alte Frauenfigur aus mehreren Ansichten"Venus von Willendorf" (30.000 v. Chr.)Naturhistorisches Museum Wien
Griechische Bildhauer konstruierten zwischen dem 7. und 1. Jhd. v. Chr. hauptsächlich frei stehende Monumentalplastiken aus Bronze oder Marmor. Die menschliche Gestalt galt in der griechischen Geschichte als ein zentrales Thema — nicht nur als Individuum galt der Mensch als Leitbild, sondern auch als Repräsentant einer Gesellschaft. Die Figuren erzählten mithilfe von Reliefs oftmals auch Götter- bzw. Heldengeschichten. Oft wurden die Darstellungen mit detailgenauer Mimik und verschiedenen Posen dargestellt, vielmals auch in kämpferischen Gesten. Dadurch wirkten die Werke besonders naturgetreu.
Tempel galten als Zentrum sozialer Interaktionen, weswegen besonders diese mit Statuen ausgestattet wurden. Aber auch in öffentlichen Gebäuden, Heiligtümern oder Gartenanlagen waren Plastiken zu finden oder sie fungierten als Siegerstatuen oder Statuen für Grabmäler.
Zur Zeiten des Mittelalters, ca. im 4. Jhd. n. Chr., überwogen kleinformatige Reliefs in Gold oder Silber. Die Vollplastik dagegen wurde nahezu komplett beiseite gedrängt.
In der Renaissance besann sich die Bildhauerkunst zurück auf die Antike, wodurch sie einen neuen Höhepunkt erreichte. Zu den Künstlern bedeutender Werke gehören beispielsweise Donatello oder Michelangelo. Beide hast Du schon zu Beginn des Artikels kennengelernt.
Zur Zeit des Barocks, sprich gegen Ende des 16. Jahrhunderts, vereinigte sich die Bildhauerkunst mit der Architektur und Malerei, sodass diese Bereiche ein Gesamtkunstwerk bildeten.
Wusstest Du, dass im 17. Jahrhundert beim Sezieren von Menschenleichen auch Bildhauer vor Ort waren? In diesem Zusammenhang lernten sie kennen, wie der menschliche Körper aufgebaut ist. Später entwickelten sich daraus Plastiken, die den Körper als Skelett mit Muskelsträngen und inneren Organen präsentierten. Diese Plastiken wurden für die Lehre an Universitäten bereitgestellt, wodurch erhebliche Fortschritte im Bereich der Medizin resultierten.
Im 19. Jahrhundert galten Plastiken als Erinnerungen an besondere Persönlichkeiten und Helden des Landes. Sie dienten dazu, historische Ereignisse zu verewigen.
Zum 20. Jahrhundert entwickelt sich die Plastik neu: weg von figürlichen und repräsentativen Charakteren. Vielmehr beschäftigten sich Kunstschaffende im Bereich der Plastik nun mit der Objektkunst. Das bedeutet, die Kunst wird auch auf Objekte übertragen, die davor nicht als Kunstwerke bzw. Kunst wahrgenommen wurden. Dabei wurde auf abstrakte Formen gesetzt, wodurch Dynamik und Bewegung dargestellt wurde.
Eine Plastik ist in der bildenden Kunst dem Bereich der dreidimensionalen Werke zuzuordnen. Eine Plastik entsteht aus einer additiven Arbeit. Das bedeutet, bei Plastiken wird Material hinzugefügt bzw. aufeinander aufgebaut. Der Aufbau geschieht also von "innen nach außen".
Bei Plastiken wird Material hinzugefügt bzw. aufeinander aufgebaut. Der Aufbau geschieht also von "innen nach außen". Bei Skulpturen handelt es um ein subtraktives Verfahren, bei dem Material aus einem größerem Körper durch Meißeln, Schnitzen, Abschlagen usw. abgetragen wird. Bei Skulpturen geschieht der Aufbau von "außen nach innen".
Ist eine Plastik nicht von einer Hintergrundplatte abhängig und ist an eine festgelegtes Fundament oder an ein Bauwerk (beispielsweise eine Architektur) gebunden, handelt es sich um eine Vollplastik.
Die plastische Kunst beschäftigt sich mit Kunstformen, die durch Modellieren oder Formen mit der dritten Dimension in Kontakt treten. Dazu gehören sowohl Skulpturen als auch Plastiken selbst.
Karteikarten in Plastik Kunst15
Lerne jetztWoher stammt die Bezeichnung "Plastik"?
Im 18. Jahrhundert wurde die Bezeichnung "Plastik" aus der französischen Sprache ins Deutsche entlehnt – abgeleitet von dem Adjektiv plastique, was so viel wie "formbar" bedeutet.
Wahr oder falsch?
Die Bezeichnung "Plastik" ist ein Teilgebiet in der bildenden Kunst. Dabei handelt es sich um dreidimensionale Kunstwerke, die durch Addition von weichem Material konstruiert werden können.
wahr
"Im engeren Sinne entsteht eine Plastik aus einer additiven Arbeit."
Erläutere diese Aussage genauer.
Plastiken entstehen durch das Modellieren (Verformen) und Antragen, also Hinzufügen und Aufbauen, sowie durch das Wegnehmen leicht verformbarer Materialien.
Fülle die Lücken.
"Der 1) ... nimmt weg, der 2) ... baut auf." - Eduard Trier
1) Bildhauer
2) Plastiker
Was ist eine Vollplastik?
Eine Vollplastik hat keinen Kontakt mehr zu einer Hintergrundplatte. Durch diese Loslösung von der Platte entsteht eine Plastik mit einer eigenen Form, diese wird als Vollplastik bezeichnet.
Eine Vollplastik weist verschiedene Ausarbeitungsarten auf, die durch den Ausstellungsort beeinflusst werden. Es wird zwischen drei Betrachtungsmöglichkeiten unterschieden:
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