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Hast Du Dich schon einmal gefragt, wie Motive auf einer zweidimensionalen Leinwand dennoch plastisch wirken können und warum manche gemalte Räumlichkeiten so wirken, als könntest Du sie tatsächlich begehen? In der Kunst gibt es verschiedene Techniken und geometrische Regeln, die in der Malerei und Grafik angewendet werden, um diese perspektivischen Darstellungen zu erzeugen. Es gibt zudem unterschiedliche Perspektiven-Arten wie die…
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Jetzt kostenlos anmeldenHast Du Dich schon einmal gefragt, wie Motive auf einer zweidimensionalen Leinwand dennoch plastisch wirken können und warum manche gemalte Räumlichkeiten so wirken, als könntest Du sie tatsächlich begehen? In der Kunst gibt es verschiedene Techniken und geometrische Regeln, die in der Malerei und Grafik angewendet werden, um diese perspektivischen Darstellungen zu erzeugen. Es gibt zudem unterschiedliche Perspektiven-Arten wie die Zentralperspektive oder die Parallelperspektive. Im Kunstunterricht wirst Du unter anderem lernen, diese Perspektiven zu analysieren und zu zeichnen.
Die Perspektiven in der Kunst erzeugen mithilfe verschiedener Techniken und geometrischer Regeln eine räumliche Darstellung von Objekten auf einer zweidimensionalen Fläche, zum Beispiel auf einem Papier oder einer Leinwand. So erhält die betrachtende Person des Werkes einen Eindruck von Dreidimensionalität und Tiefe im Bild, auch "Bildtiefenillusion" genannt.
Obwohl Bildmotive auf eine zweidimensionale Fläche gemalt werden, sorgt also die gewählte Perspektive für eine räumliche Wirkung. Doch welche Perspektiven gibt es und wie erzeugen sie eine Tiefe im Bild?
Zu den bekanntesten Techniken zählt die Zentralperspektive. Der Ausgangspunkt der Zentralperspektive ist der zentrale Fluchtpunkt. Zu diesem Punkt laufen alle Objektkanten, die in die Tiefe führen sollen. Die dargestellten Objekte werden nach hinten hin immer kleiner, da sie sich an den zulaufenden Fluchtlinien orientieren.
Abbildung 1: Zentralperspektive mit Fluchtpunkt
Der Fluchtpunkt befindet sich bei der Zentralperspektive in der Bildmitte und auf der Horizontlinie, dadurch entsteht ein symmetrisches Raumgefühl. Häufig kann die Zentralperspektive bei religiösen Gemälden der Renaissance und in Architekturdarstellungen gefunden werden.
In Raffaels Gemälde "Die Schule von Athen" (1510–1511) kannst Du die Zentralperspektive erkennen: Die Fluchtlinien führen entlang der Gebäudekanten zum Fluchtpunkt, der hinter den zwei Männern in der Mitte des Bildes liegt. Im Werk entsteht dadurch eine sehr ausgeglichene und statische Wirkung:
Bei der Zentralperspektive werden die Objekte nur von vorn gezeigt und es gibt keine Verschiebungen in andere Richtungen, alles richtet sich nach dem zentralen Fluchtpunkt aus. Werden Fluchtpunkte hinzugefügt, lässt sich die perspektivische Darstellung erweitern. So lassen sich Objekte auch von der Seite (Zweifluchtpunktperspektive) oder von oben bzw. unten (Dreifluchtpunktperspektive) darstellen.
Abbildung 3: Zweifluchtpunktperspektive
Abbildung 4: Dreifluchtpunktperspektive mit Draufsicht
Bei der Parallelperspektive gibt es keinen Fluchtpunkt. Wie der Name schon sagt, verlaufen die Fluchtlinien parallel zueinander und treffen sich daher nie. Objekte werden räumlich, geometrisch dargestellt.
Verwendet wird die Parallelperspektive zum Beispiel, um Objekte unabhängig von ihrem Betrachterstandpunkt darzustellen.
Die Sicht der betrachtenden Person auf abgebildete Objekte in einem Werk wird als Betrachterstandpunkt bezeichnet. Unterschieden werden dabei die Arten Vogel-, Normal- und Froschperspektive. Durch die treffenden Namen kannst Du Dir die Bedeutungen herleiten. Alle drei Perspektiven beschreiben nicht die Beziehung zwischen Betrachter*in und Objekt, sondern an welcher Position im Bild die Horizontlinie verläuft:
In der Kunst und auch in der Foto- und Videografie werden Betrachterstandpunkte oftmals eingesetzt, um bestimmte Wirkungen hervorzurufen oder ein Machtgefälle zwischen Personen zu erzeugen (z. B. Macht und Unterwürfigkeit).
Die Vogelperspektive, auch Draufsicht oder Obersicht genannt, zeigt Objekte von oben oder von schräg oben. Die Horizontlinie verläuft oberhalb des dargestellten Objekts. So kann die betrachtende Person das Gefühl eines Vogels haben, der über den Objekten schwebt. Die Vogelperspektive kann eine Wirkung von Macht oder Stärke vermitteln, da die dargestellten Objekte (bzw. Menschen) sehr klein und oft unterwürfig wirken.
Der Künstler Pierre Patel wandte in seinem Gemälde "Schloss Versailles im Jahr 1668" die Vogelperspektive an und ermöglicht damit einen weitreichenden Überblick über die Anlage des Schlosses Versailles.
Bei der Normalperspektive liegt die Horizontlinie meist mittig im Bild oder weicht nur leicht nach oben oder unten ab. Mit ihr kann eine neutrale Wirkung erzeugt werden.
Das Gegenteil der Vogelperspektive stellt die Froschperspektive, auch Untersicht genannt, dar. Hier sieht die betrachtende Person die dargestellten Objekte von unten, fast so als wäre die Person ein Frosch. Die Horizontlinie verläuft dabei unterhalb des Objekts. Durch die Froschperspektive kann eine Wirkung von Schwäche oder Unterlegenheit erzeugt werden.
Neben den geometrischen Perspektiven, wie der Parallelperspektive oder Zentralperspektive, kann die Tiefe des Bildes auch mit anderen Techniken, wie den atmosphärischen Perspektiven, erzeugt werden. Unterschieden werden dabei die Luftperspektive und die Farbperspektive.
Die Luftperspektive basiert auf den durch die Luft beeinflussten realen Sichtverhältnissen, die bei einem Blick in die Ferne beobachtet werden können. Gegenstände, die weiter entfernt liegen, werden undeutlicher und verschwimmen, wohingegen Dargestelltes in der Nähe klare Umrisse und Konturen hat. Unterstützt wird dieser Eindruck durch die zunehmende Helligkeit in der Ferne (Verblassung).
Die Luftperspektive kannst Du zum Beispiel in dem Kunstwerk "Holländische Segelschiffe in einer Windstille" (ca. 1665) von Willem van de Velde erkennen. Die Schiffe, die weiter entfernt liegen, verlieren deutlich an Kontrast und werden vom Künstler verschwommen dargestellt. Die Schiffe im Vordergrund sind hingegen sehr gut zu erkennen, dadurch wirken sie näher.
Der Begriff Sfumato (zu Deutsch "verschwommen") bezeichnet eine Maltechnik, bei der Konturen weich gemalt werden, wodurch die Illusion eines Dunstes entsteht. Meist wurden dafür Lasurschichten auf dem Gemälde aufgetragen. Der Künstler Leonardo Da Vinci verwendete Sfumato oft. Eines der bekanntesten Werke mit dieser Technik ist sein Gemälde der Mona Lisa (1503–1506).
Farben erzeugen eine unterschiedliche Tiefenwirkung und beeinflussen dadurch die wahrgenommene Tiefe in einem Werk. Dabei treten warme Farben (z. B. Gelb, Rot, Orange) in den Vordergrund, während kalte Farben (z. B. Blau oder Türkis) in den Hintergrund rücken. Demnach erscheinen Objekte, die in kalten Farben dargestellt werden, weiter weg als Gegenstände, die warme Farben besitzen.
Ein Beispiel für die Farbperspektive zeigt Monets Werk "Mohnfeld bei Giverny" (1890). Die Mohnblumen wirken durch ihre warmen Farben näher an den Betrachter*innen. Die Bäume und Berge erzeugen durch ihre Blautöne einen Tiefeneindruck.
Mithilfe von formalen Mitteln lässt sich die Illusion eines Raumes oder einer Dreidimensionalität in einem Werk unterstützen. Dafür werden dargestellte Objekte auf bestimmte Art angeordnet, um eine räumliche Beziehung zwischen ihnen herzustellen und so eine Raumoptik zu erzeugen. Meist werden die Mittel miteinander kombiniert, um eine realitätsnahe Raumerscheinung zu erschaffen.
Ein Objekt, das in Teilen von einem anderen Objekt überdeckt wird, scheint hinter diesem zweiten Objekt zu liegen. Das Bild erlangt durch diesen Bezug zweier Objekte eine Tiefe.
Ein Objekt, das in der Realität genauso groß ist, wie ein anderes Objekt, wird auf dem Bild kleiner dargestellt. Dadurch scheint das kleinere Objekt weiter in der Ferne zu liegen.
Ein Objekt, das weiter unten im Bild platziert ist, erscheint näher als ein Objekt, welches weiter an der oberen Bildkante platziert ist. Dieses bildnerische Mittel gehört mit zu den ältesten Verfahren, um Räumlichkeit darzustellen.
Werden mehrere Objekte in eine bestimmte Richtung und mit gleichen Abständen überdeckt, so erzeugt diese Staffelung eine Bildtiefe in diese Richtung.
Räumlichkeit und Plastizität können auch durch Helligkeitsabstufungen von Hell zu Dunkel (Graustufen) generiert werden. Durch den Übergang von beleuchteten Bereichen zu Schattenbereichen, entsteht der Eindruck eines dreidimensionalen Objekts. Hinzu können Glanzpunkte oder Glanzstreifen kommen (bei reflektierenden Oberflächen), die diese Wirkung unterstützen. Außerdem tragen Schatten (z. B. Schlagschatten, Körperschatten) ebenso zur Raumwirkung bei.
Der Künstler Tizian erzeugt in seinem Werk "Pietà" (1576) eine rundliche Plastizität durch Helligkeitsabstufungen (Übergang von Hell zu Dunkel) sowie durch Glanzpunkte.
Die Bedeutungsperspektive kann häufig in Werken aus dem Mittelalter und Altertum, oft mit einem religiösen Thema, entdeckt werden. In dieser Zeit wurden geometrische Perspektiven noch nicht angewandt. Erst in der Renaissance verstanden Künstler*innen mithilfe von Inspirationen aus der Antike das Prinzip der Zentralperspektive, womit erstmalig die Illusion von Räumlichkeit und Plastizität abgebildet werden konnte.
Bei der Bedeutungsperspektive wird keine Räumlichkeit dargestellt, sondern Objekte und Personen im Bild nach ihrer Bedeutsamkeit angeordnet. Personen mit einer großen Bedeutsamkeit wurden groß oder zentral im Bild platziert (z. B. Heilige), wohingegen das einfache Volk eher am Rand platziert und klein gemalt wurde.
Diese Abbildung eines Schachspiels als Beispiel für die Bedeutungsperspektive zeigt die Bedeutsamkeit der groß dargestellten Personen im Vergleich zu den kleineren Musikanten am unteren Bildrand.
Neben den klassischen geometrischen und atmosphärischen Perspektiven sowie der Bedeutungsperspektive gibt es auch andere Perspektiven-Arten, die sich vor allem in Kunstwerken der modernen und zeitgenössischen Kunst finden lassen.
Die Perspektive wird dabei verfremdet, umgekehrt oder aus mehreren einzelnen perspektivischen Prinzipien zusammengefasst (Multiperspektive). Abstrakte Perspektiven sollen dabei kein Raumgebilde erzeugen, sondern vielmehr ein Gefühl oder eine bestimmte Wirkung hervorrufen. Solche Wirkungen können beispielsweise verwirrend, instabil, illusionistisch oder fremd sein.
In Juan Gris Werk "Gitarre und Klarinette" (1920) kannst Du eine abstrahierte Räumlichkeit beobachten. Jedes Objekt scheint in einer anderen Ansicht gemalt worden zu sein. Es entsteht keine Plastizität.
Im Zuge einer Bildanalyse solltest Du auch die Perspektive und Räumlichkeit eines Kunstwerkes analysieren. Dabei gibst Du immer auch die Wirkung an. Folgende Punkte kannst Du in Deiner Analyse beachten:
Anhand des Werkes "Einschiffung der Königin von Saba" (1648) von Claude Lorrain findest Du im Folgenden ein Beispiel für eine stichpunktartige Analyse der Perspektive.
Um eine geometrische Perspektive zu zeichnen, gibt es einige Regeln, an die Du Dich halten solltest, um die Illusion einer Raumtiefe darzustellen. Du benötigst einen Stift, ein Blatt Papier sowie ein Lineal.
Platziere zunächst den Fluchtpunkt möglichst zentral auf dem vor Dir liegenden Blatt Papier.
Alle Objektkanten sollten entsprechend den Fluchtlinien verlaufen. Die Fluchtlinien musst Du nicht unbedingt einzeichnen, es reicht, wenn Du ein Lineal an den Fluchtpunkt setzt, um damit die Fluchtlinie zu visualisieren.
Alle Kanten der Objektflächen, die zum Betrachter gewandt sind, sollten parallel verlaufen.
Zeichne drei Fluchtpunkte ein.
Alle Kanten eines Objekts liegen auf den Fluchtlinien des jeweiligen Fluchtpunktes. Auch hier musst Du die Fluchtlinien nicht unbedingt einzeichnen, alle Objektkanten sollten jedoch am Ende in Richtung eines Fluchtpunktes laufen.
In der Kunst gibt es unterschiedliche Perspektiven, mit denen eine Illusion einer Dreidimensionalität erzeugt werden kann. Unterschieden werden geometrische Perspektiven wie die Zentral- oder Parallelperspektive und nicht-geometrische Techniken, die zur Bildtiefe beitragen können. Zu Letzteren zählen beispielsweise die Farb- und Luftperspektive.
Perspektivisches Zeichnen ist eine Art des Zeichnens, bei der bestimmten geometrischen Regeln gefolgt wird, um eine Raumillusion zu erschaffen. Zu den geometrischen Mitteln des perspektivischen Zeichnens zählen beispielsweise Fluchtlinien und Fluchtpunkte.
Unter dem Wort Perspektive versteht man die räumlichen Bestimmungen von Objekten. Die Perspektive ist immer an den Standpunkt des Betrachters gebunden.
Die Entwicklung der Perspektive in der Kunst begann früh. Im Mittelalter wurde größtenteils die Bedeutungsperspektive verwendet, wobei kein räumlicher Eindruck entstand. Erst in der Rennaissance wurde die Zentralperspektive erfunden und angewendet.
In der modernen und zeitgenössischen Kunst wurde/wird wieder vermehrt auf eine lineare, perspektivische Darstellung verzichtet.
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