Der Großteil der Bevölkerung Boliviens ist indigener Abstammung. Nicht umsonst heißt das Land offiziell Plurinationaler Staat Bolivien. Es leben nämlich 36 indigene Völker, die alle in der Verfassung anerkannt sind, in Bolivien. Um an diesen Punkt zu kommen, wurden Bolivien aber viele Steine in den Weg gelegt.
Hier erhältst Du eine Übersicht über alle grundlegenden Basisinformationen über Bolivien:
Amtssprache: Spanisch, indigene Sprachen: Quechua, Aimara, Guaraní und mehr
Hauptstadt: Sucre
Fläche: 1.098.581 km²
Einwohnerzahl: 11.500.00
Regierungssitz: La Paz
Währung: Boliviano
Bolivien wurde nach dem Unabhängigkeitskämpfer Simón Bolívar benannt.
Geografische Fakten über Bolivien
Bolivien liegt relativ mittig und im westlichen Teil Südamerikas. Nördlich und östlich von Bolivien grenzt es an Brasilien, südlich an Paraguay und Argentinien und westlich an Chile und Peru.
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Abb. 2 - Bolivien auf der Karte
Klima
In Bolivien fällt das Klima aufgrund der Höhenunterschiede von Region zu Region unterschiedlich aus. Dabei unterscheiden sich jedoch die Temperaturen in den verschiedenen Jahreszeiten kaum. Deshalb spricht man in Bolivien von Regen- und Trockenzeiten, anstelle von Jahreszeiten. Die Regenzeit fällt in die Monate von November bis April und die Trockenzeit von Mai bis Oktober.
Wie Du Monate und Jahreszeiten auf Spanisch ausdrückst, lernst Du in der Erklärung "Datum Spanisch".
Landschaft
Das Erscheinungsbild der Landschaft Boliviens ist abhängig von ihrer Lage. Was sich in den verschiedenen Teilen Boliviens befindet, kannst Du in dieser Tabelle nachlesen:
Lage
Fakten und Infos
im Westen
die Anden (die längste Gebirgskette der Welt)
hier liegt der meistbewohnte Bereich Boliviens namens Altiplano
in Altiplano: der weltweit größte Salzsee Salar de Uyuni und der Titicacasee
Östlich von den Anden
fruchtbare Täler
Anbau von Obst und Kaffee
Feuchtwälder zwischen den Tälern
im Osten
Tiefland namens Llanos (Ebene)
flächenmäßig größter Teil Boliviens
Nördlich vom Tiefland
großer Regenwald
im Süden
trockene Savannen
südamerikanisches Gebiet namens Gran Chaco
Geschichte von Bolivien
Das heutige Bolivien wurde geprägt durch die Kolonialisierung der Spanier*innen, der anschließenden Unabhängigkeit, unruhigen Zeiten mit Putschversuchen und wirtschaftlichen Krisen und dem einflussreichen Präsidenten Evo Morales.
Kolonialzeit (16.–19. Jahrhundert)
Im heutigen Bolivien gab es früher mehrere verschiedene indigene Kulturen. Nachdem 1532 die spanischen Eroberer*innen das Inkareich, zu dem Bolivien gehörte, einnahmen, wurde Bolivien zur spanischen Kolonie. Durch mitgebrachte europäische Krankheiten waren die indigenen Kulturen geschwächt. 1542 wurde das Vizekönigreich Peru, zu dem fast alle Länder Südamerikas gehörten, gegründet. Dazu gehörte auch Bolivien, das später auch zum Vizekönigreich Río de la Plata gehörte.
Die Spanier*innen haben die Silberminen von Bolivien ausgebeutet und die indigenen Bewohner*innen dazu verpflichtet, in den Minen für sie zu arbeiten. Daraufhin starben viele Sklaven wegen der dünnen Luft im Hochgebirge.
Unabhängigkeit Boliviens (19.–20. Jahrhundert)
In ganz Lateinamerika wurde Anfang des 19. Jahrhunderts um die Unabhängigkeit gekämpft. Auch in Bolivien fingen 1809 die Unabhängigkeitskämpfe unter der Führung von dem Unabhängigkeitskämpfer Simón Bolívar an. Die Spanier*innen konnten aber erst 1824 durch die Unabhängigkeitsarmee von Antonio José de Sucre mit der Schlacht bei Ayacucho besiegt werden.
Im Jahr 1829 begann die 10-jährige Präsidentschaft von Andrés de Santa Cruz. Peru und Bolivien schlossen sich zu einer Konföderation zusammen, das heißt, dass sie trotz des Zusammenschlusses noch unabhängig voneinander waren.
Die Konföderation bestand nur von 1836 bis 1839 und zerfiel nach einer Niederlage im Krieg gegen Chile. Was die Niederlage in Peru bewirkte und was das Land sonst noch so ausmacht, lernst Du in der Erklärung "Peru"!
Von der Konföderation fühlten sich allerdings Chile und Argentinien bedroht, woraufhin sie den Krieg erklärten. Diesen nennt man auch den "Peruanisch-Bolivianischen Konföderationskrieg". Nach der Niederlage gegen Chile und Argentinien musste der Präsident Andrés de Santa Cruz abdanken. Durch weitere Kriege verlor Bolivien Gebiete an Chile und Paraguay.
Unruhige Zeiten und Krisen (20.–21. Jahrhundert)
Als das Militär erstmals an die Macht kam, führte die linksgerichtete Bewegung Movimiento Nationalist Reolucionario, kurz MNR, erfolgreich eine Revolution durch. Dadurch bekamen die indigenen Personen sowie Frauen gewisse Rechte, wie das Wahlrecht.
In den Jahren 1825 bis 1982 gab es in Bolivien etwa 200 Putschversuche, hat also etwa 200 Mal versucht, die Regierung Boliviens zu stürzen. 1964 kam das Militär schließlich an die Macht. Sie stellten mehrere Generäle als Präsidenten auf, mal linksgerichtet, mal rechtsgerichtet. In den 60ern entstanden auch Guerillagruppen, wie die sogenannte ELN (Ejército de Liberación Nacional).
Guerillas sind Gruppen, die innerhalb ihres eigenen Landes gegen den Staat und somit das Militär kämpfen. Der Anführer der kubanischen Revolution Che Guevara kämpfte an der Seite der ELN und wurde später von bolivianischen Soldat*innen hingerichtet.
In den 80ern wurde ein Parlament ausgerufen, was schließlich die Militärregierung auflöste. Durch ausländische Konkurrenz und einer Dürre, die den Tod für hunderttausende Rinder, Schafe und Lamas bedeutete, lief es wirtschaftlich so schlecht, sodass sich Bolivien als zahlungsunfähig erklärte. Somit konnte Bolivien seine Schulden an das Ausland nicht mehr zahlen. In den 90ern und Anfang der 2000er lief es wirtschaftlich weiterhin miserabel und die Bevölkerung wurde mit den Lösungsansätzen der Regierung immer unzufriedener, was zu Unruhen, Protesten und Streiks führte. Die Zahl der Menschen, die in Armut lebten oder analphabetisch waren, war sehr hoch.
Evo Morales und die Zeit danach (21. Jahrhundert)
Nachdem Evo Morales (Abbildung 4) im Jahre 2005 als Präsident gewählt wurde, konnte sich Bolivien wirtschaftlich erholen. Morales setzte sich viel für Bildung, Gesundheit und den Arbeitsmarkt ein. Durch ihn sank der Anteil der in Armut lebenden Menschen von 60 % auf 35 %. Außerdem war er seit der Kolonialzeit der erste Präsident indigener Abstammung.
Nach mehreren Wiederwahlen von Morales, kam es 2019 zu angeblichen Unstimmigkeiten in der Auszählung der Stimmen. Seine politischen Gegner*innen und das Militär nutzte das aus und es kam zu einigen Protesten, bis Morales schließlich zurücktrat. Nach einer nur vorübergehenden Präsidentschaft von der damaligen zweiten Vizepräsidentin Jeanine Añez, wurde 2020 der linke Kandidat Luis Arce gewählt.
Bolivianische Kultur
In Bolivien ist der Anteil an Menschen, die indigener Abstammung sind, mit etwa 50 % der höchste in ganz Südamerika. Das spiegelt sich natürlich auch stark in der Kultur wider. Bolivien heißt offiziell auch "Plurinationaler Staat Bolivien". Der Begriff "plurinational" drückt die Anwesenheit der 36 offiziell anerkannten indigenen Völker in Bolivien aus.
Musik und Tanz
Typisch bolivianische Musik ist eher traditionell geprägt. Vor allem auf Festen hört man meistens Volksmusik mit Schlag- und Blasinstrumenten. Häufig verwendete Instrumente sind etwa die Panflöte oder die Flöte aus Bambusrohr namens Quena. Auch die traditionellen Tänze stammen aus der Vergangenheit und werden oft an Karneval oder anderen Festen ausgeführt.
Essen
Die typischen Zutaten der bolivianischen Küche sind Kartoffeln, Bohnen, Mais und Quinoa. In dem Hochland ist vor allem scharfes Essen und Hochlandkäse beliebt. Eine Spezialität des Tieflandes in der Region des Titicacasees ist die Forelle, die Trucha genannt wird. Eine typisch bolivianische Beilage ist Chuño. Das sind in kalter Luft getrocknete Kartoffeln, die sich weiß färben und meistens zu Suppen gegessen werden.
Sport
Obwohl Boliviens Nationalmannschaft im Vergleich zu einigen anderen Ländern recht schwach ist, gilt Fußball als beliebtester Sport der Bolivianer*innen. Außerdem wird in Bolivien gerne die Sportart Racquetball gespielt, welches dem Tennissport ähnelt. Hierbei belegte die männliche Auswahl den vierten und die weibliche Auswahl sogar den zweiten Platz in der Weltmeisterschaft im Jahr 2008.
Sehenswürdigkeiten
Von historischen Städten zu atemberaubenden Landschaften – Bolivien hat viel zu bieten. In der folgenden Tabelle siehst Du die berühmtesten und beliebtesten Sehenswürdigkeiten Boliviens:
Sehenswürdigkeit
Standort
Fakten
Titicacasee
nordöstlich in Bolivien bis nach Peru
besitzt mehrere Inseln
heiliger Ort der Inka
Tiwanaku
westlich,70 km von La Paz
Stätte des indigenen Volkes Aymara
unklar wie und wann es gebaut wurde
Sucre
relativ südlich in der Mitte Boliviens
Hauptstadt von Bolivien
wurde wegen historischen Gebäuden zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt
Salar de Uyuni
im Südwesten
der größte Salzsee der Welt
große weiße Wüste
Yungas-Straße
vom westlichen La Paz bis zum nordöstlichen Caravan
ca. 70 km lange Straße
umgeben von Bergen und gefährlichen Abgründen
auch "Todesstraße" genannt
Für einen besseren Eindruck siehst Du hier ein Foto des einzigartigen Salar de Uyuni:
Abb. 3 - Salar de Uyuni
Sprache
Seit 1997 zählen neben dem Spanisch auch 34 indigene Sprachen zu den offiziellen Sprachen Boliviens. Vor allem Quechua und Aymara werden häufig in Bolivien gesprochen.
Während das "c" im kastilischen Spanisch wie ein englisches "th" ausgesprochen wird, wird es in Bolivien sowie in den meisten lateinamerikanischen Ländern wie ein "s" ausgesprochen. Zudem wird anstelle des Pronomens in der 2. Person Plural vosotros das Pronomen ustedes verwendet. Natürlich gibt es auch bestimmte Ausdrücke, die speziell in Bolivien verwendet werden. Zum Beispiel nennen Bolivianer*innen die Polizei tombo anstatt policia.
Feste und Traditionen
In Bolivien werden neben den Feiertagen, die Du vermutlich schon kennst, wie Weihnachten und Ostern auch viele historische Feiertage gefeiert. In dieser Tabelle findest Du einen Überblick über die bedeutendsten nationalen Feiertage Boliviens.
Datum
Fest/Feiertag
Wie/Was wird gefeiert?
22.01
Día de la Fundación de Bolivia
die Gründung des plurinationalen Staates Bolivien
Jahrestag, an dem Evo Morales Präsident wurde
Festivals, um die kulturelle Vielfalt zu ehren
Februar/März
Carnaval de Oruro
es werden indigene Götter und Figuren geehrt
Umzug in der Stadt Oruro, Dauer: 3 Tage
Tänze von den Conjuntos (Tanzgruppen)
21.06
Año Nuevo Aymara
Neujahrsfest der Aymara-Bevölkerung aus den Anden
wurde nach der Eroberung verboten
wichtigste Feier in der Ruinenstätte Tiwanaku
06.08
Día de la Independencia
Unabhängigkeitstag von Bolivien 1825
12.10
Día de la Resistencia Indígena
Widerstand der indigenen Bevölkerung wird geehrt
Gedenken an die Indigenen, die durch die Kolonialzeit gestorben sind
Demonstrationen und Feste
Bolivien – Das Wichtigste
Boliviens Hauptstadt ist Sucre und das Land grenzt an Brasilien, Paraguay, Argentinien, Chile und Peru.
Boliviens Geschichte ist von der Kolonialzeit, den Unabhängigkeitskriegen, Krisen und der Präsidentschaft von Evo Morales geprägt.
Traditionell bolivianische Musik ist durchSchlag- und Blasinstrumente wie die Panflöte gekennzeichnet
In der bolivianischen Küche gibt es regionale Unterschiede. Ein traditionell bolivianisches Essen ist die getrocknete Kartoffel namens Chuño.
Beliebte bolivianische Sehenswürdigkeiten sind die Landschaften wie der größte Salzsee, Titicacasee oder indigene Sehenswürdigkeiten wie die Tiwanaku Ruine.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Bolivien
Ist "La Paz" die Hauptstadt von Bolivien?
La Paz ist nicht die Hauptstadt Boliviens, sondern der Regierungssitz befindet sich dort.
Wie ist das Klima in Bolivien?
In Bolivien fällt das Klima aufgrund der Höhenunterschiede von Region zu Region unterschiedlich aus. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt in La Paz bei 8°C und in Trinidad bei 26,2°C. Die restlichen Regionen bewegen sich in der Spanne dazwischen.
Ist Bolivien gefährlich?
Generell besteht für Bolivien keine Reisewarnung. Diebstähle kommen aber vor allem in touristischen Gegenden häufiger vor. Außerdem kommt es in einigen Regionen öfter zu sozialen Unruhen, was teilweise sogar mit Straßenblockaden endet.
Wie leben die meisten Menschen in Bolivien?
Die meisten Bolivianer*innen leben im Hochland namens Altiplano. Bolivien ist zudem das einzige Land Südamerikas, in dem die indigenen Völker eine Mehrheit darstellen. Allerdings leben die meisten in Armut und fühlen sich auch von den reichen und mächtigen europäisch abstammenden Elite unterdrückt.
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