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Dieser Artikel handelt von der Studentenbewegung 1968, die von 1967 bis 1969 immer wieder durch Proteste und Massendemonstrationen auffielen. In diesem Artikel lernst du, welche Forderungen sie antrieben, welche Faktoren zu ihrer Entstehung beigetragen haben und welche Folgen aus der Studentenbewegung 1968 entstanden.
Neben der allgemeinen gesellschaftlichen Situation in den 60er-Jahren, unter die zum Beispiel auch die fehlende Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands und die Notstandsgesetze gehörten, waren auch der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS), die Frankfurter Schule und die Außerparlamentarische Opposition (APO) wichtige Entstehungsfaktoren der Studentenbewegung 1968.
Der Anfang der 60er-Jahre war durchzogen von der Inflation, Arbeitslosigkeit, dem Zechensterben und der Errichtung der Berliner Mauer 1961, mit der auch die letzte Hoffnung auf eine Wiedervereinigung der deutschen Länder starb.
Gleichzeitig begann eine Welle der Modernisierung der westdeutschen Gesellschaft, die tiefgreifende Veränderungen der Mentalität, der Werte und der Geschlechterbilder mit sich brachte. Dies galt als Voraussetzung für die 68er-Bewegung.
Außerdem waren in den 60er-Jahren noch viele Teile des deutschen Staatsapparats durchzogen von Personen mit einer nationalsozialistischen Vergangenheit. Sowohl in Politik als auch in Justiz und an Universitäten. So wurde Heinrich Lübke beispielsweise trotz seiner NS-Vergangenheit zweimal von CDU und CSU zum Bundespräsidenten gewählt. Als 1959 große Teile der NS-Verbrechen ihrer Verjährung bevorstanden, führten Studenten der SDS die Ausstellung "Ungesühnte Nazijustiz" durch, übernahmen damit Verantwortung über die Strafverfolgung ehemaliger NS-Juristen und gaben damit einen Anstoß für eine umfassende Vergangenheitsbewältigung Deutschlands. Dies war ein wichtiger Entstehungsfaktor der Studentenbewegung 1968.
Die Studenten reagierten auch auf die "Spiegel-Affäre", bei der der Chefredakteur der Zeitung, auf Anordnung des Verteidigungsministers Franz Josef Strauß, wegen einer kritischen Titelgeschichte über die Bundeswehr verhaftet wurde.
Ihr Protestpotential zeigte die jüngere Generation schon 1962 bei der sogenannten "Schwabinger Kralle": Im Münchner Ortsteil Schwabing entwickelte sich eine Anzeige wegen Ruhestörung, gegen einen Straßenmusiker, zu einer fünftägigen Straßenschlacht zwischen Polizei und Jugendlichen, bei der sich auch Studenten der benachbarten Ludwig-Maximilians-Universität beteiligten. Dieses Ereignis gilt als Ende der Adenauer-Ära und als Beginn der Studentenbewegung 1968.
Die SPD wandte sich nach der Wahlniederlage mit dem Godesberger Programm 1959 endgültig vom Marxismus ab und suchte als gemäßigtere Partei breitere Bevölkerungsschichten als potenzielle Wähler. Teile der SDS, damals noch eine Tochterorganisation der SPD, lehnten diesen Kurswechsel jedoch ab.
Sie setzten die zuvor auch von der SPD geführten Anti-Atom-Proteste fort und arbeiteten mit Anhängern der seit 1956 verbotenen KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) zusammen, was den Konflikt mit der SPD nur noch verschärfte und letztendlich 1961 zu ihrem Ausschluss führte.
Damit wurde der SDS zum Auffanglager für die "Neuen Linken". 1965 traten dem Bund Rudi Dutschke, Dieter Kunzelmann und Bernd Rabehl bei, die schon bald wichtige Positionen innerhalb des Bundes besetzten. Der Kurs der SDS wandelte sich von diesem Zeitpunkt an hin zur antiautoritären linken Organisation mit anarchistischen Ansätzen.
Mit der Bildung der Großen Koalition verblieb im Parlament nur die kleine FDP als Oppositionspartei. Das und der Plan der Regierung, ein neues Mehrheitswahlrecht einzuführen, welches den politischen Markt auf die großen Volksparteien beschränken würde, hob die Notwendigkeit einer außerparlamentarischen Opposition hervor. Seit den 1960er-Jahren beeinflusste die APO die Studentenbewegung, da sie sich als einzige Kraft gegen die Regierung ansah und Proteste gegen die Notstandsgesetze und den Vietnamkrieg unterstützte.
Die Studentenbewegung 1968 griff Ideen der Frankfurter Schule auf. Sie bildete für sie eine wichtige ideelle Säule, auch wenn ihre Methoden des Protests stark von der Idee einer friedlichen Veränderung, wie sie in der Frankfurter Schule vorzufinden war, abwichen. Die Frankfurter Schule, auch "Subversive Aktion" genannt, bestand aus Künstlern und Intellektuellen rund um die Soziologen und Philosophen Theodor W. Adorno und Herbert Marcuse. Das Ziel der Strömung lag in der friedlichen Umwälzung der Gesellschaft.
Sie kritisierten die Konsumgesellschaft der 60er-Jahre und verfolgten einen neomarxistischen Ansatz. Allerdings stellten sie sich gegen Gewalt und wollten durch gezielte Aktionen in Schulen, am Arbeitsplatz, in der Kunst und in der Familie friedlich eine Veränderung herbeiführen. Obwohl sie die Studentenbewegung beeinflussten, glaubten sie aber nicht an den Erfolg ihrer großen Protestaktionen.
Die Proteste der Studenten richteten sich gegen das alte Hochschulwesen, die Große Koalition, den Vietnamkrieg und die fehlende Auseinandersetzung Deutschlands mit seiner NS-Vergangenheit. Sie forderten zeitgemäße Lerninhalte, soziale Chancengleichheit im Bildungswesen, bessere Lernbedingungen sowie den Austausch von Lehrkräften mit NS-Vergangenheit, ein Ende des Vietnamkriegs und ein Stopp in der atomaren Aufrüstung. Als linke Bewegung haben sie aus ideologischen Gründen eine ablehnende Haltung zum Krieg.
In der Universität Straßburg veröffentlichte eine den Situationisten nahestehende Gruppe 1966 eine Broschüre "Über das Elend im Studentenleben", in dem sich die Studenten als "Kader der Großindustrie" sahen. Zu den übergreifenden Zielen der Studentenbewegung zählte außerdem die sexuelle Selbstbestimmung und eine antiautoritäre Erziehung.
Nicht nur in Deutschland wurde protestiert. Parallel entstanden auch in den USA und in Westeuropa Studentenbewegungen, die unter 68-Proteste zusammengefasst werden. Was genau in der aktiven Zeit der Studentenbewegung in Deutschland vorgefallen ist, erfährst du im Folgenden.
Während die Proteste der Studentenbewegung zunächst eher harmlos und scherzhaft, beispielsweise mit "Puddingbomben" ausgetragen wurden, änderte sich das Protestverhalten der Studenten nach dem Tod des Studenten Benno Ohnesorg radikal.
Am 2. Juni 1967 besuchte der Schah Reza Pahlavi aus dem Iran Berlin. Die Studenten demonstrierten gegen den Besuch eines Diktators, der Oppositionelle in Gefängnissen foltern ließ und tatenlos dabei zusah, wie seine Bevölkerung verarmte, aber sie demonstrierten auch gegen die finanzielle und materielle Unterstützung, die der Schah von den USA und Deutschland erhielt.
Die friedlich Demonstrierenden wurden infolgedessen von Angehörigen des iranischen Geheimdienstes, mit Knüppeln und Stahlrohren verprügelt, ohne dass die Polizei eingriff. Stattdessen löste die Polizei die Demonstration gewaltsam auf, wobei auch der demonstrierende Student Benno Ohnesorg durch eine Schussverletzung ums Leben kam. Der Tod Ohnesorgs wurde von Politik und Justiz zunächst als Folge stumpfer Gewalteinwirkung auf den Hinterkopf abgetan, bis die offizielle Todesursache in eine Erschießung aus Notwehr abgeändert wurde. Der Polizist, dessen Dienstwaffe Benno Ohnesorg getötet hat, Karl-Heinz Kurras, musste sich zwar wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten, jedoch wurde er in mehreren Instanzen freigesprochen.
Ein Zufallsfund im Mai 2009 holte den Fall Ohnesorg erneut hervor. Im Aktenbestand der Bundesbehörde für Stasi Unterlagen entdeckte man, dass Kurras SED Mitglied war und inoffiziell für die Stasi arbeitete. Darauf folgte eine Prüfung, ob Benno Ohnesorgs Tod ein Auftragsmord der Stasi war.
Sicher ist, nach dem Tod des Studenten radikalisierten sich die Proteste der Studentenbewegung 1968.
Am 11. April 1968 wurde Rudi Dutschke, eines der Gesichter des SDS, auf offener Straße von dem Hilfsarbeiter Josef Bachmann niedergeschossen. Er überlebte das Attentat mit schweren Verletzungen.Vor dem Attentat gab es vermehrt Artikel der Springer-Presse gegen Dutschke. Beispielsweise trug ein Artikel den Titel "Stoppt den Terror der Jung-Roten jetzt!". Auch die rechtsextreme "Nationale Zeitung" berichtete gegen ihn und verwendete dabei sehr ähnliche, aber doch etwas konkretere Titel: "Stoppt den roten Rudi jetzt!". Bei Bachmann wurde nach dem Attentat die Ausgabe dieser Zeitung gefunden, die diesen Artikel beinhaltete.
Das Attentat auf Rudi Dutschke löste in Deutschland eine Studentenrevolte aus, die fast alle Universitätsstädte umfasste.
In der Nacht vom ersten auf den zweiten Februar 1968 warfen Unbekannte die Fensterscheiben der Berliner Morgenpost ein und hinterließen Flugblätter, auf denen die Enteignung des Springer-Konzerns gefordert wurde. Die Bild und die Berliner Morgenpost reagierten darauf mit einer Karikatur zu der Terror-Aktion, die den SDS mit der Sturmabteilung in der Reichskristallnacht 1938 gleichsetzte.
Der Springer Konzern beherrschte in den 60ern circa 50 Prozent des westdeutschen Zeitungs- und Zeitschriftenmarktes und wurde von der SDS und der Studentenbewegung für die Manipulation der Bevölkerung und für Hetze gegen die Studentenbewegung verantwortlich gemacht. Nach der Eskalation der Demonstration beim Staatsbesuch des Schahs und dem darauffolgenden Tod Benno Ohnesorgs stellte Springer die Ereignisse zunächst unwahr, als skandalöse Ausschreitungen der Studenten, dar und auch an dem Attentat auf Rudi Dutschke, machte die Bewegung den Springer-Konzern mitverantwortlich. Dieser hatte zuvor Artikel gegen Rudi Dutschke veröffentlicht, was nach dem Attentat Straßenschlachten unter Parolen wie "Haut dem Springer auf die Finger!", oder "Bild hat mitgeschossen!", auslöste, die die Auslieferung der Zeitungen in nahezu allen deutschen Großstädten der BRD verhindern sollten. Dazu zündeten die Demonstranten auch Auslieferungsfahrzeuge des Springer-Konzerns an. Die APO ließ außerdem Flugblätter verteilen, welche Springer mit dem "Stürmer" verglich:
"Julius Streicher hetzte in seiner Zeitung 'Der Stürmer' zum Judenmord. Er wurde dafür zum Tode verurteilt. Axel C. Springer hetzte zum Studentenmord. Er wurde nicht verurteilt und hetzt und hetzt und hetzt..."
Ende 1969 löste sich die Studentenbewegung 1968 auf. Die Ursache dafür war die zunehmende Zersplitterung innerhalb der Bewegung und die Uneinigkeit über den Machtkampf und ihre politischen Ziele. Teile der Studentenbewegung gingen Ende 1968 in die neu gegründeten Parteien der DKP (Deutsche Kommunistische Partei) und KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) über. Ein anderer Teil sah nur den gewaltsamen Kampf als Lösung der Missstände und schloss sich zum Teil der 1970 gegründeten Roten Armee Fraktion (RAF) an. Andere wiederum, wie zum Beispiel Rudi Dutschke, traten später als Gründungsmitglied der Grünen auf.
Die Folgen der Studentenbewegung waren die vertiefte Auseinandersetzung Deutschlands mit seiner NS-Vergangenheit, die verstärkte Aktivität von Bürgerinitiativen, woraus auch die Grünen entstanden, außerdem gab es Folgen für die Neuordnung des Strafrechts, Änderungen im Sexualstrafrecht und bei Delikten gegen die öffentliche Sicherheit und Ordnung. So ist zum Beispiel die Vergewaltigung in der Ehe nicht mehr straffrei, Ehefrauen bekamen generell mehr Rechte, die Prügelstrafe in Schulen und im Elternhaus wurde unter Strafe gestellt und gesellschaftlich nicht mehr anerkannt.
Die Studenten protestierten zunächst für eine tiefergehende Auseinandersetzung Deutschlands mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit. Außerdem protestierten sie gegen das veraltete Hochschulwesen, den Vietnamkrieg und die atomare Aufrüstung. Später demonstrierten sie auch gegen das Attentat an Rudi Dutschke und den Tod von Benno Ohnesorg.
Mehrere Entstehungsfaktoren führten zur Studentenbewegung von 1968. Zum einen die mangelhafte Auseinandersetzung Deutschlands mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit, außerdem die Abspaltung des SDS von der SPD, der Vietnamkrieg und die atomare Aufrüstung zählten ebenfalls dazu.
1968 kam es zu Protesten der Studentenbewegung in der BRD größtenteils durch das Attentat auf Rudi Dutschke und die Rolle, die der Springer-Konzern dabei gespielt haben könnte.
Die 68er-Bewegung lässt sich zeitlich etwa von 1967 bis 1969 einordnen.
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