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Die Zusammenfassung der einzelnen Szenen in "Woyzeck" von Georg Büchner geben Dir einen Überblick über den Aufbau des Dramenfragments, der wichtigsten Szenen und möglicher Deutungsansätze. Im Folgenden findest Du zunächst eine kurze Zusammenfassung des Inhalts von "Woyzeck".
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Jetzt kostenlos anmeldenDie Zusammenfassung der einzelnen Szenen in "Woyzeck" von Georg Büchner geben Dir einen Überblick über den Aufbau des Dramenfragments, der wichtigsten Szenen und möglicher Deutungsansätze. Im Folgenden findest Du zunächst eine kurze Zusammenfassung des Inhalts von "Woyzeck".
Abbildung 1: Die Handlung des Dramenfragments WoyzeckQuelle: StudySmarter
Worum geht es in "Woyzeck"? Nachdem Du nun eine kurze Zusammenfassung der Handlung erhalten hast, werden in diesem Abschnitt die einzelnen Kapitel des Werks noch einmal genauer beschrieben.
In einem freien Feld abseits der Stadt schneiden die beiden Soldaten Franz Woyzeck und Andres Stöcke im Gebüsch. Woyzeck scheint unter heftigen Wahrnehmungsstörungen zu leiden.
Er halluziniert einen menschlichen Kopf, der angeblich abends auf dem Gelände herumrollen soll. Denjenigen, der den Kopf aufhebe, solle daraufhin der Tod ereilen. Hinter diesem unheimlichen Treiben verdächtigt Woyzeck die Freimaurer. Zusätzlich zweifelt er auch an seinen Sinneseindrücken, da ihm der Boden hohl vorkommt. Auch hier vermutet Woyzeck die Freimaurer dahinter.
Andres bekommt es daraufhin mit der Angst zu tun. Woyzeck steigert sich immer mehr in seine Fantasien, indem er plötzlich eine Endzeitvision in Form des Jüngsten Gerichts hat. Daraufhin möchte er sich und Andres in Sicherheit bringen und reißt seinen Kameraden mit sich ins Gebüsch.
Andres versucht Woyzeck aus seinen Wahnvorstellungen zu befreien, indem er ihn auf den in der Ferne vernehmbaren Zapfenstreich (Abendappell für Soldaten) hinweist.
Die beiden Soldaten Woyzeck und Andres schneiden Stöcke im Gebüsch, was auf einen niedrigen sozialen Rang der beiden Kameraden hinweist. Die räumliche Distanz zur Stadt symbolisiert Woyzecks gesellschaftliche Stellung als Außenseiter.
Die einsetzende Dunkelheit in der Szene symbolisiert die eintretende Veränderung in Woyzecks Gemütslage und sein Schicksal.
Der Protagonist erscheint zu Beginn des Dramas als verstörter Mensch, der an halluzinatorischen Störungen leidet. Sein unaufgeklärtes Weltbild wird durch die Schuldzuweisung an die Freimaurer deutlich.
Woyzeck: „Es geht hinter mir, unter mir (stampft auf den Boden) hohl, hörst du? Alles hohl da unten. Die Freimaurer!"
Woyzeck steigert sich so sehr in seine Wahnvorstellungen, dass er kurzzeitig eine himmlische Vision des Jüngsten Gerichts erlebt.
Woyzeck: „Red was! (Starrt in die Gegend.) Andres! Wie hell! Ein Feuer fährt um den Himmel und ein Getös herunter wie Posauen. Wie’s heraufzieht! Fort. Sieh nicht hinter dich (reißt ihn ins Gebüsch).“
Marie Zickwolf lehnt mit ihrem Kind auf dem Arm am Fenster in ihrer Wohnung und beobachtet den vorbeiziehenden Zapfenstreich. Gleichzeitig unterhält sie sich mit ihrer Nachbarin Margreth. Die trommelnden Soldaten des Zugs haben es den beiden Damen angetan – vor allem das sehr maskuline Auftreten des Tambourmajors scheint sie sehr zu beeindrucken.
Der Tambourmajor bemerkt das Interesse der beiden Frauen und grüßt sie. Dieser kurze Flirt löst einen schweren Streit zwischen den beiden Nachbarinnen aus. Das Verhältnis von Marie und Margreth scheint extrem angespannt zu sein. Marie unterstellt ihrer Nachbarin Neid auf ihre Attraktivität, woraufhin diese mit ihrer eigenen Anständigkeit und dem Vorwurf eines unmoralischen Lebenswandels kontert. Der Streit endet mit Maries plötzlichem Zuschlagen des Fensters.
Mit ihrem Kind allein denkt sie über ihre persönliche Lebenssituation nach. Trotz der Umstände – Marie ist unverheiratet, hat ein uneheliches Kind und steht damit den gesellschaftlichen Werten entgegen – bereitet ihr das Kind Freude. In einem Lied drückt sie ihre Träume aus, in denen sie sich soziales Ansehen und bessere Lebensumstände erhofft.
Woyzeck klopft am Fenster und Marie bemerkt seine innere Unruhe und Verwirrung. Woyzeck behauptet, zur Kaserne zurückkehren zu müssen und ignoriert ihre Bitte, hereinzukommen. Er redet wirres Zeug und zeigt kein Interesse an seinem eigenen Kind. Woyzeck verschwindet wieder und lässt Marie erschüttert und mit einer dunklen Vorahnung zurück.
Obwohl Marie eine feste Beziehung mit Woyzeck führt, hat sie nichts gegen Bekanntschaften mit anderen Männern. Sie träumt von einem besseren Leben und reagiert mit Freude auf den Flirtversuch des Tambourmajors.
Marie: „Er [Tambourmajor] steht auf seinen Füßen wie ein Löw.“
Sie distanziert sich von den zeitgenössischen Ansichten der Gesellschaft, wonach die Mutter eines unehelichen Kindes sozial geächtet wird.
Marie: „…Komm mein Bub. Was die Leut wollen. Bist doch nur ein arm Hurenkind und machst deiner Mutter Freud mit deim unehrliche Gesicht.“
In ihrem Lied drückt sie zunächst ihre Unabhängigkeit von sozialen Ansehen aus, um dann in der zweiten Strophe die Freude des Überflusses anhand einer Pferdemetapher auszudrücken.
Marie: „Hansel spann deine sechs Schimmel an, / Gib ihn zu fresse auf’s Neu. / Kein Haber fresse sie, / Kein Wasser saufe sie, / Lauter kühle Wein muss es sein. Juchhe! / Lauter kühle Wein muss es sein."
Als Woyzeck vor dem Fenster auftaucht, findet keine direkte Kommunikation zwischen den beiden statt, da er in sehr wirren Phrasen spricht. Woyzeck interessiert sich weder für sie noch das gemeinsame Kind und lässt Marie verwirrt zurück.
Marie: „Der Mann! So vergeistert. Er hat sein Kind nicht angesehn. Er schnappt noch über mit den Gedanken. Was bist so still, Bub? Furchst‘ Dich? Es wird so dunkel, man meint, man wär blind. Sonst scheint doch als die Latern herein. Ich halt’s nicht aus. Es schauert mich (geht ab).“
Das Fenster der Wohnung (zur Außenwelt) strukturiert die Szene insoweit, da es Marie zunächst den Flirt mit dem Tambourmajor ermöglicht, im geschlossenen Zustand anschließend ihre Selbstreflexion verdeutlicht und am Ende durch das Fenster der Kommunikationsversuch mit Woyzeck scheitert.
Woyzeck und Marie besuchen den Jahrmarkt. Dort singt ein alter Mann von der menschlichen Vergänglichkeit und wird von einem tanzenden Kind begleitet. Das Paar wird auf einen Ausrufer aufmerksam, der sein Kuriositätenkabinett bewirbt.
Mit seinem Kabinett hat es der Ausrufer anscheinend geschafft, die Ähnlichkeit zwischen Mensch und Tier zu beweisen. Es ist alles auf die Erziehung zurückzuführen, die der Mensch im Vergleich zum Tier hatte. Dabei vergleicht der Ausrufer den Affen mit einem Soldaten und stellt ihn auf die unterste Stufe des Menschendaseins.
Während Woyzeck und Marie sich dazu entscheiden, die Vorführung in der Bude anzuschauen, werden der Tambourmajor und ein Unteroffizier auf Marie aufmerksam. Sie sehen Marie allerdings nicht als Frau, sondern als "hübsches Weibsbild, das sich zur Fortpflanzung eigne". Marie wird von den beiden zum Lustobjekt degradiert.
Im Inneren der Bude führt der Marktschreier Kunststücke mit seinem Pferd vor. Die Vorführung soll lustig sein, da der Marktschreier das Pferd als Professor vorstellt und dessen Vernunft mit der des Menschen vergleicht. Das Pferd könne sogar die Uhrzeit ansagen und der Unteroffizier stellt dafür mit großer Geste seine eigene Uhr als Requisite bereit. Marie ist sehr neugierig und drängelt sich in die erste Reihe vor, um das Schauspiel besser sehen zu können.
Der Ausrufer will mit seinem Kuriositätenkabinett die Ähnlichkeit zwischen Mensch und Tier beweisen.Die Unterschiede beruhen auf der Erziehung des Menschen, der Soldat bildet die Schnittstelle zwischen dem Menschen und dem Affen (damit wird nochmals auf Woyzecks Stellung verwiesen). Die Stellung des Menschen innerhalb der Schöpfung wird dadurch in Frage gestellt.
Ausrufer: „Alles Erziehung, haben eine viehische Vernunft, oder vielmehr eine ganz vernünftige Viehigkeit, ist kein viehdummes Individuum wie viele Personen, das verehrliche Publikum abgerechnet. (…) Der Aff‘ ist schon ein Soldat, s‘ ist noch nit viel, unterst Stuf von menschliche Geschlecht!“
Marie wird vom Tambourmajor und dem Unteroffizier nicht als menschliches Wesen respektiert. Sie reduzieren sie auf ein reines Sexobjekt.
Tambourmajor: „Teufel zum Fortpflanzen von Kürassierregimentern und zur Zucht von Tambourmajors“
Im Inneren der Bude hat die Vorführung des Pferdes eine satirische Wirkung. Es wird eine Allegorie auf den Menschen gezeichnet, da das Pferd als Beweis für die Gleichheit zwischen Mensch und Tier dient. Der Mensch soll damit als nur ein weiterer Teil der Natur dargestellt werden.
Marktschreier: „Meine Herren dies Tier, wie sie da sehn, Schwanz am Leib, auf seinen vier Hufen ist Mitglied von allen gelehrten Societäten, ist Professor an mehren Universitäten wo die Studenten bei ihm reiten und schlagen lernen. Das war einfacher Verstand!“
Der Umstand der tierischen Rolle des Menschen wird durch die Sprache des Marktschreiers verdeutlicht. Dabei verwendet er Widersprüche ("viehische Vernünftigkeit"), Wortspiele ("Viehsionomik" statt "Physiognomie") und Begrifflichkeiten aus der damaligen Bildungssprache Französisch ("Raison").
In ihrer Kammer sitzt Marie mit ihrem Kind auf dem Schoß und betrachtet in einem kleinen kaputten Spiegel ihre neuen Ohrringe. Den Schmuck hat sie vom Tambourmajor als kleine Aufmerksamkeit erhalten und fühlt sich dadurch geschmeichelt. Marie singt ein Lied, in dem es um die romantische Entführung eines Mädchens durch einen Zigeunerjungen geht.
Für Marie ist das Geschenk ein Beweis ihrer begehrenswerten Wirkung auf die Männerwelt. Sie erfährt nicht nur die soziale Achtung durch den Tambourmajor, sondern träumt von einem besseren Leben mit ihm.
Während Marie den Schmuck begutachtet, versucht sie, ihr Kind zum Schlafen zu bringen. Dafür bedient sie sich grauenhafter Bilder, indem sie dem Kind mit einem unbekannten Wesen droht und es vor dem Schlafengelchen warnt, welches das Kind bei Ungehorsam blenden werde.
Plötzlich tritt Woyzeck auf und Marie versucht erschrocken, die Ohrringe zu bedecken. Woyzeck erkundigt sich nach deren Herkunft, woraufhin Marie vorgibt, den Schmuck auf der Straße gefunden zu haben. Im Vertrauen zu Marie glaubt Woyzeck ihr die Geschichte und sorgt sich um das Wohlbefinden des Kindes.
Er übergibt Marie seinen Verdienst, den er vom Hauptmann erhalten hat, als finanzielle Unterstützung. Dabei wird klar, dass Woyzeck unter der ständigen Arbeit leidet. Als er die Wohnung wieder verlässt, bleibt Marie angesichts ihrer Lüge mit einem schlechten Gewissen zurück. Sie schiebt ihre Zweifel mit der Begründung der Sinnlosigkeit der menschlichen Existenz beiseite.
Marie symbolisiert ihre Gefühle wieder anhand eines Lieds, in dem von einer romantischen Entführung eines Mädchens erzählt wird.
Marie: „Mädel mach's Ladel zu, / S'kommt e Zigeunerbu, / Führt dich an deiner Hand / Fort in's Zigeunerland.“
Die Ohrringe des Tambourmajors schmeicheln Marie, da sie dadurch in ihrer Schönheit bestärkt wird und soziale Aufwertung erfährt.
Marie: „Unseins hat nur ein Eckchen in der Welt und ein Stückchen Spiegel und doch hab ich einen so roten Mund als die großen Madamen mit ihren Spiegeln von oben bis unten und ihren schönen Herrn, die ihnen die Händ küssen…“
Als sie ihr Kind zum Schlafen bringen will, folgt Marie einem veralteten Erziehungsprinzip, da sie ihrem Kind Angst macht, anstatt es zu beruhigen.
Marie: „Still, Bub, die Auge zu, das Schlafengelchen! Wie`s an der Wand läuft, (sie blinkt mit dem Glas) die Auge zu, oder es sieht dir hi-nein, dass du blind wirst.“
Woyzeck leidet bei seiner Ankunft offensichtlich an dem gesellschaftlichen Zwang zur Arbeit. Er muss unbedingt Geld verdienen und hat dadurch keine Zeit für seine Familie.
Woyzeck: „…alles Arbeit unter der Sonn, sogar Schweiß im Schlaf. Wir arme Leut! Da is wieder Geld, Marie, die Löhnung und was von mein`m Hauptmann."
Marie wird von ihrem Gewissen gequält und gibt eine Vorausdeutung auf ihr Schicksal.
Marie: „Ich bin doch ein schlecht Mensch. Ich könnt mich erstechen. …“
Woyzeck verdient sich mit einer Nebentätigkeit etwas Geld zu seinem Soldatenlohn hinzu, um seine Familie finanziell besser unterstützen zu können. Dabei rasiert er den Hauptmann in dessen Räumlichkeiten.
Der Hauptmann beschwert sich über sein Luxusproblem: da er sich langweilt und keine Beschäftigung findet, verspürt er eine Sinnkrise, die sich in melancholischer Bedrücktheit äußert. Daher rät er Woyzeck, jegliche Handlung – sogar die Rasur – mit zeitfüllender Langsamkeit auszuführen. Gleichzeitig gibt sich der Hauptmann gegenüber Woyzeck in einer sehr gönnerhaften Rolle. Dabei werden die Machtverhältnisse zwischen den beiden deutlich dargestellt.
Er prangert die Lebensumstände Woyzecks an – er bezieht sich vor allem auf das uneheliche Kind. Woyzeck versucht sich zu verteidigen, indem er die Bibel zitiert, wonach auch uneheliche Kinder göttliche Barmherzigkeit erfahren würden. Außerdem begründet er seine permanente Anspannung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen. Für Woyzeck sind es finanzielle Mittel, die ein moralisches Leben ermöglichen, weshalb die Oberschicht seiner Meinung nach bevorzugt ist.
Der Hauptmann versteht die Begründungen nicht und zeigt damit eine gewisse Ignoranz für die Probleme des einfachen Mannes. Als Woyzeck zu einem philosophischen Diskurs über die Tugend ausholt, stößt der dieser an seine intellektuellen Grenzen und bricht das Gespräch auf arrogante Weise ab.
Die Machtverhältnisse zwischen dem Hauptmann und Woyzeck werden durch die Konstellation der beiden im Raum verdeutlicht. Der Hauptmann sitzt, während Woyzeck steht. Auch im Gespräch wird das deutlich, da der Hauptmann zunächst den größeren Redeanteil hat und Woyzeck nur zustimmt.
Hauptmann: „Was will Er denn mit der ungeheuren Zeit all anfangen? Teil Er sich ein, Woyzeck.“
Woyzeck: „Jawohl, Herr Hauptmann.“
Die Stimmung des Hauptmanns äußert sich in seiner Haltung gegenüber Woyzeck. Er gibt sich ihm gegenüber fast schon väterlich. Woyzecks täglicher Stress ist dem Hauptmann vollkommen fremd, da er sich langweilt.
Hauptmann: "…O, Er ist dumm, ganz abscheulich dumm. (Gerührt) Woyzeck, Er ist ein guter Mensch, ein guter Mensch"
Hauptmann: "Woyzeck, Er sieht immer so verhetzt aus. Ein guter Mensch tut das nicht, ein guter Mensch, der sein gutes Gewissen hat. …"
Der Hauptmann respektiert Woyzeck ganz und gar nicht. Er stellt ihm zu seiner eigenen Belustigung eine Falle und beleidigt ihn.
Hauptmann: "(Pfiffig) Ich glaub, wir haben so was aus Süd-Nord."
Woyzeck: "Jawohl, Herr Hauptmann."
Hauptmann: "Ha! Ha! Ha! Süd-Nord! Ha! Ha! Ha! O, Er ist dumm, ganz abscheulich dumm. …"
Der Hauptmann versucht sich gegenüber seinem Untergebenen, indem er philosophisch schwadroniert. Dabei fällt auf, dass seine Aussagen nichtssagend sind.
Hauptmann: "Ewig, das ist ewig, das ist ewig, das siehst du ein; nun ist es aber wieder nicht ewig und das ist ein Augenblick, ja, ein Augenblick…"
Hauptmann: "…Woyzeck, Er hat keine Moral! Moral, das ist, wenn an moralisch ist, versteht Er. …"
Die Affäre zwischen Marie und dem Tambourmajor erreicht ihren Höhepunkt, als sich die beiden in Maries Kammer näherkommen. Sie ist sehr angetan von den körperlichen Attributen des Tambourmajors und verspürt durch dessen Zuneigung eine gesellschaftliche Aufwertung ihrer Person. Dabei fühlt sie sich sehr stolz.
Maries Körper weckt beim Tambourmajor fast schon animalische Fortpflanzungstriebe, die sich in dem Wunsch nach einer Zucht von Tambourmajors äußert. Diese Aussage verunsichert Marie und sie widersetzt sich zunächst den Annäherungsversuchen.
Letzten Endes gibt sie sich aber mit der wiederholten Begründung der Sinnlosigkeit der menschlichen Existenz ihrem Verlangen hin.
Marie ist fasziniert von der körperlichen Erscheinung des Tambourmajors. Sie zieht Vergleiche mit Tieren.
Marie (ihn ansehend, mit Ausdruck): "Geh einmal vor dich hin. – Über die Brust wie ein Rind und ein Bart wie ein Löw – So ist keiner – Ich bin stolz vor allen Weibern."
Der Tambourmajor ist auch nur auf Maries äußere Reize fokussiert, die seine animalischen Instinkte wecken.
Tambourmajor: "Und du bist auch ein Weibsbild. Sapperment, wir wollen eine Zucht von Tambour-Majors anlegen. He? (Er umfasst sie.)"
In der Szene steht nicht die innere Zuneigung zwischen Marie und dem Tambourmajor im Vordergrund, sondern nur die körperliche Befriedigung. Es liegt nahe, dass der körperlich angeschlagene Woyzeck Marie sexuell nicht mehr befriedigen kann. Daher gibt sich Marie in Absage ihrer moralischen Werte der Lust hin.
Marie: "Meinetwegen. Es ist alles eins."
Woyzeck und Marie begegnen sich auf der Straße. Woyzeck ist sichtlich verstört und scheint körperliche Probleme zu haben. In seiner Wahnvorstellung beschuldigt er Marie der Untreue, da er ahnt, dass sie ihm fremdgeht.
Marie ist zunächst etwas überrumpelt und versucht sich rauszureden. Im Verlauf des Gesprächs wird sie aber immer selbstsicherer und leugnet keck den Fehltritt.
Von seinen religiösen Wahnvorstellungen geplagt, vermutet Woyzeck Maries Seitensprung – sie leugnet dreist das Ganze. Hier kommt es zum offenen Konflikt zwischen den beiden. Woyzeck wird sogar von seiner eigenen Partnerin betrogen.
Woyzeck: "Eine Sünde so dick und so breit. Es stinkt, dass man die Engelchen zum Himmel hinaus rauche könnt. Du hast rote Mund Marie. Keine Blase drauf? Adieu, Marie, du bist schön wie die Sünde -. Kann die Todsünde so schön sein?"
Woyzeck lässt nichts unversucht, um sich zusätzliches Taschengeld zu verdienen. So hat er sich für ein Experiment des Doktors zur Verfügung gestellt, wonach dieser die Folgen einer einseitigen Ernährung auf den menschlichen Körper untersuchen möchte.
Für diesen Zweck hat er Woyzeck auf eine strenge Diät gesetzt, in der sich Woyzeck nur noch von Erbsen ernähren darf. Der Doktor nimmt regelmäßig Urinproben und misst den Puls seines Patienten. Bei dem neuerlichen Besuch zeigt sich der Doktor sehr verstimmt, da er kurz vorher beobachten musste, wie Woyzeck seine Blase mitten auf der Straße entleert.
Somit hat er Angst, dass Woyzeck ihm diesmal keine Probe liefern kann. Als Woyzeck anfängt zu fantasieren, was offensichtlich auf die Erbsen-Diät zurückzuführen ist, wird der Doktor hellhörig.
Er spricht zunächst von einer geistigen Verwirrung, bezeichnet Woyzeck dann aber als interessantes Testsubjekt und möchte ihn näher untersuchen.
Woyzecks körperliche Beschwerden kommen vom Experiment des Doktors. Bei diesem darf Woyzeck sich ausschließlich von Erbsen ernähren. Der Doktor nimmt Urinproben und misst den Puls.
Doktor: "Hat Er schon seine Erbsen gegessen, Woyzeck? – Es gibt eine Revolution in der Wissenschaft, ich sprenge sie in die Luft. Harnstoff 0,10, salzsaures Ammonium, Hyperoxydul. Woyzeck, muss Er nicht wieder pissen? Geh Er einmal hinein und probier Er’s."
Der Doktor zeigt großes Interesse an seinem Testsubjekt, als dieses zu fantasieren beginnt. Damit nimmt er die Rolle eines skrupellosen Wissenschaftlers ein, dessen Erkenntnisdrang keine Rücksicht auf menschliches Leben nimmt.
Doktor: "Woyzeck, Er hat die schönste aberratio mentalis partialis (Geistesverwirrung), die zweite Spezies, sehr schön ausgeprägt. ..."
Auch auf sprachlicher Ebene stellt sich der Doktor über Woyzeck, indem er ihn unterbricht und klein redet.
Woyzeck: "… Aber mit der Natur ist`s was anders, sehn Sie, mit der Natur (er kracht mit den Fingern), das ist so was, wie soll ich doch sagen zum Beispiel…"
Doktor: "Woyzeck, Er philosophiert wieder."
Der Hauptmann und der Doktor gehen zusammen auf der Straße. Der Hauptmann hat dabei große Probleme, mit dem schnellen Schritttempo des Doktors mitzuhalten und rät ihm zu mehr Ruhe. Außerdem hat er Angst, der Doktor könnte sich zu Tode hetzen.
Die Situation nutzt der Hauptmann für sich, um sich beim Doktor über seine Sinneskrise zu äußern. Diesmal ist es sein ungebrauchter, militärischer Soldatenrock, bei dessen Betrachtung er in Selbstmitleid versinkt.
Der Doktor ist sichtlich genervt über den Hauptmann und nutzt die Gelegenheit, um seine Überlegenheit zu demonstrieren. Er erschreckt den Hauptmann mit einer tödlichen Diagnose, wonach dessen Fettleibigkeit ein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall bietet. Außerdem würde ihn in Zukunft ein Gehirnschlag ereilen und der Doktor würde ihn dann gerne näher untersuchen.
Der Hauptmann reagiert wütend und die beiden werfen sich gegenseitig Beleidigungen an den Kopf, als plötzlich Woyzeck die Straße entlanggerannt kommt. Der Hauptmann und der Doktor schießen sich auf ihn ein und verwickeln Woyzeck in ein Gespräch. Dabei rät der Hauptmann wieder zu mehr Langsamkeit, um dann direkt auf Maries Untreue anzuspielen.
Woyzeck reagiert heftig auf die Worte seine Vorgesetzten, indem er kreideweiß im Gesicht wird und sein Puls höherschlägt. Als er dies in wirren Äußerungen mitteilt, droht ihm der Hauptmann mit dem Tod. Der Doktor ist währenddessen fasziniert von seinem Testsubjekt – die Erbsendiät scheint schwere Folgen bei Woyzeck zu hinterlassen.
Gehetzt geht Woyzeck ab, wobei ihm der Doktor hinterherrennt. Der Hauptmann beobachtet dieses in seinen Augen groteske Treiben und zeigt, dass er das Gespräch nicht wirklich verstanden hat.
Der Doktor und der Hauptmann beleidigen sich gegenseitig, da das Selbstmitleid des Hauptmanns den Doktor nervt und er versucht, den Hauptmann zu erschrecken. Dieser reagiert verärgert.
Doktor (hält ihm den Hut hin): "Was ist das, Herr Hauptmann? Das ist Hohlkopf!"
Hauptmann (macht eine Falte): "Was ist das, Herr Doktor? Das ist Einfalt."
Doktor: "Ich empfehle mich, geehrtester Herr Exerziernagel."
Hauptmann: "Gleichfalls, bester Herr Sargnagel."
Als Woyzeck auftaucht, schließen sich die zwei Streitenden gegen den Schwächeren zusammen und machen ihn verbal fertig. Woyzeck ist aufgrund seiner sozialen Rolle, sowie der Untreue seiner Lebensgefährtin und seiner psychischen und körperlichen Probleme ein sehr leichtes Opfer. Dadurch wird er immer weiter zur Verzweiflung getrieben.
Der Hauptmann kennt Woyzeck als seinen Untergebenen, der ihn rasiert. Seine Aussage kann somit auf das berufliche Verhältnis zwischen den beiden sowie als eine Vorausdeutung auf Woyzecks grausame Tat betrachtet werden.
Hauptmann: "Bleib er doch Woyzeck, er läuft ja wie ein offnes Rasiermesser durch die Welt, man schneidt sich an ihm…"
Der Hauptmann macht sich über Woyzeck lustig, indem er auf Maries Seitensprung anspielt und die Wirkung seiner Aussagen steigert, da er sie zunächst zurücknimmt, um sie dann nochmal deutlicher auszusprechen.
Hauptmann: "He, Woyzeck? Aber Er hat eine brave Frau. Geht ihm nicht wie andern. (…) Was der Kerl ein Gesicht macht! Muss nun auch nicht in der Suppe sein, aber wenn Er sich eilt und um die Eck geht, so kann Er vielleicht noch auf Paar Lippen eins finden, ein Paar Lippen, Woyzeck, ich habe auch die Liebe gefühlt, Woyzeck. Kerl, Er ist ja kreideweiß."
Woyzecks körperliche und seelische Reaktionen sind heftig. Er teilt seine Gefühle mit und steigert sich in einen verwirrten und chaotischen Geisteszustand. Gleichzeitig wird dadurch das Interesse des Doktors geweckt.
Woyzeck: "Herr Hauptmann, ich bin ein arm Teufel, - und hab sonst nichts auf de Welt, Herr Hauptmann, wenn Sie Spaß machen – (…)
Doktor: "Den Puls, Woyzeck, den Puls, klein, hart, hüpfend, unregelmäßig."
Woyzeck: "Herr Hauptmann, die Erd ist höllenheiß, mir eiskalt! Eiskalt, die Hölle ist kalt, wollen wir wetten. Unmöglich, Mensch! Mensch! Unmöglich."
Gleichzeitig entblößt Woyzeck in dieser Szene seine Gewaltbereitschaft und deutet auf eine Entscheidung hin, die er später in der Handlung treffen wird.
Woyzeck: "… Sehn Sie, so ein schön, festen, groben Himmel, man könnte Lust bekomm, ein Kloben (Haken aus Eisen) hineinzuschlagen und sich da-ranzuhänge (…) Ich will drüber nachdenke."
In der Stadt scheint Tanzmusik zu laufen und die Menschen geben sich sinnlichen Tänzen hin. Woyzeck und Andres sitzen derweil in der Wachstube, wobei Andres ein Studentenlied singt und damit das rege Treiben außerhalb nochmal verdeutlicht.
Woyzeck ist wiederum von großer Unruhe erfüllt und hält es in der Wachstube kaum noch aus. Er ahnt Maries Untreue und gibt sich eifersüchtig. Plötzlich muss Woyzeck aus der Wachstube weg und macht sich auf die Suche nach Marie.
Die Betrachtung der tanzenden Menschen verunsichert Woyzeck mehr und verstärkt seinen Verdacht auf Maries Untreue. Er hält es am Ende nicht mehr aus und möchte sich persönlich davon überzeugen.
Woyzeck (unruhig): Tanz, Andres, sie tanze.
(…)
Woyzeck: "Andres, ich hab kei Ruh."
(…)
Woyzeck: "Ich muss hinaus, s‘ ist so heiß da hie."
Zwei sehr betrunkene Handwerksburschen unterhalten sich im Wirtshaus über ihren Zustand. Der erste Handwerksbursche verspürt einen gewissen Weltschmerz in Bezug auf die Vergänglichkeit der Dinge. Der zweite Handwerksbursche legt ein sehr aggressives Verhalten an den Tag und möchte sich prügeln. Die anderen Gäste singen ein Lied, in dem sie auf Männer anspielen, die Frauen ausschließlich aufgrund ihres sexuellen Vergnügens aufreißen.
Woyzeck tritt von außen an das Fenster des Wirtshauses heran und erblickt zum ersten Mal die tanzende Marie und den Tambourmajor. Diese bemerken Woyzeck nicht und der Anblick des Paares verletzt ihn sehr.
Woyzeck ist außer sich und fährt immer wieder heftig auf, nur um dann auf die Bank zurückzusinken. Maries Verrat pervertiert sein Weltbild, sodass er den Menschen nur noch als moralisch verkommenes Tier sieht. Gleichzeitig ändert sich seine emotionale Verbundenheit zu Marie und er betrachtet den Tambourmajor voller Neid, da auch er Marie nur noch körperlich besitzen möchte.
Die Szene wird mit dem Monolog des ersten Handwerkburschen geschlossen, der über das Leben philosophiert und den Sinn der menschlichen Existenz hinterfragt. So verspürt er das Bedürfnis, sich totzuschlagen.
Der Leser erlebt das Treiben im Wirtshaus als Theater im Theater. Woyzeck sieht durch das Außenfenster hinein und erlebt Marie tanzend mit dem Tambourmajor – er bleibt in der Rolle eines Zuschauers.
Das von den Gästen gesungene Lied bezieht sich auf Männer nach Art des Tambourmajors, die Frauen als Objekte sehen und sie wie Jäger erobern wollen.
Andre (im Chor): "Ein Jäger aus der Pfalz, / Ritt einst durch ein grünen Wald. / Halli, halloh, gar lustig ist die Jägerei / Allhier auf grüner Heid. / Das Jagen ist mei Freud."
Der Sinn des menschlichen Lebens wird auf den materialistischen Nutzen der verschiedenen Berufe reduziert.
Erster Handwerksbursch (predigt auf dem Tisch): … Warum ist der Mensch? Warum ist der Mensch? – Aber wahrlich, ich Sage euch, von was hätte der Landmann, der Weißbinder (Anstreicher), der Schuster, der Arzt leben sollen, wenn Gott den Menschen nicht geschaffen hätte? Von was hätte der Schneider leben sollen, wenn er dem Menschen nicht die Empfindung der Scham eingepflanzt, von was der Soldat, wenn Er ihn nicht mit dem Bedürfnis sich totzuschlagen ausgerüstet hätte?"
Woyzeck wird Augenzeuge der tanzenden Marie mit dem Tambourmajor und sieht diesen Verrat stellvertretend für das tierische Verhalten des Menschen. Alles um ihn herum wird hoffnungslos. Er selbst sieht Marie auch nur noch als Lustobjekt – die emotionale Verbundenheit ist verloschen.
Woyzeck (erstickt): "Immer zu! – Immer zu! (Fährt heftig auf und sinkt zurück auf die Bank.) Immer zu, immer zu (schlägt die Hände ineinander), dreht euch, wälzt euch. Warum bläst Gott nicht die Sonn aus, dass alles in Unzucht sich übernanderwälzt, Mann und Weib, Mensch und Vieh. Tut's am hellen Tag, tut's einem auf den Händen, wie die Mücken. – Weib. – Das Weib ist heiß, heiß! – Immer zu, immer zu. (Fährt auf.) Der Kerl! Wie er an ihr herumtappt, an ihrem Leib, er, er hat sie wie ich zu Anfang!“
Maries Untreue wird in dieser Szene in einen größeren Zusammenhang gestellt. Für die dargestellte Gesellschaft zählen nur Geld und Lust. Der Egoismus steht für sie im Vordergrund.
Woyzeck befindet sich wieder auf einem freien Feld außerhalb der Stadt. Seine Halluzinationen scheinen schlimmer zu werden und er selbst ist nun vollends dem Wahnsinn verfallen.
Maries Verrat hat Woyzeck sichtlich getroffen, sodass er sich an ihr rächen möchte. In schizophrener Manie hört er Stimmen, die ihm befehlen, sie mit einem Messer zu ermorden.
Woyzeck ist nun vollkommen dem Wahnsinn verfallen. Nun hört er Stimmen, die ihm befehlen, Marie zu erstechen.
"Zickwolfin" ist damit als Wortneuschöpfung an Marie angelehnt – sie hat sich in Woyzecks Leben als Wölfin entpuppt.
Woyzeck: …Lauter, lauter, - stich, stich die Zickwolfin tot? Stich, stich die Zickwolfin tot. So ich? Muss ich? Hör ich’s da auch, sagt’s der Wind auch?"
Sein Wahnsinn zeigt sich auch in der Sprache – die vielen Ausrufezeichen, Fragezeichen und Wortwiederholungen deuten auf seine Verwirrtheit und seine Aufregung.
Woyzeck und Andres übernachten gemeinsam in der Kaserne. Dabei wird Woyzeck wieder von seinen Halluzinationen geplagt – diesmal hört er Geigenklänge und Stimmen in den Wänden.
Andres versucht Woyzeck zu beruhigen, schläft aber direkt wieder ein – wahrscheinlich hat er sich mittlerweile mit dem labilen Geisteszustand seines Kameraden abgefunden. Die Stimmen lassen Woyzeck nicht mehr in Ruhe und drängen ihn zum Mord an Marie.
Andres attestiert Woyzeck einen Fieberwahn und empfiehlt ihm, ein Gemisch aus Schnaps und Pulver zu trinken, um wenigstens das Fieber zu senken.
Im Wirtshaus trifft Woyzeck auf den stark angetrunkenen Tambourmajor. Dieser ist offensichtlich auf Streit aus und provoziert Woyzeck mit Drohungen, ihn körperlich zu schädigen. Woyzeck lässt sich darauf ein und es kommt zu einer Schlägerei zwischen den beiden, aus der der Tambourmajor klar als Sieger hervorgeht.
Woyzeck ist körperlich sehr angeschlagen und muss sich nach dem Kampf erstmal zitternd und erschöpft hinsetzen. Der Tambourmajor fordert mehr Alkohol für sich und Woyzeck deutet an, in Zukunft nun einen anderen Plan zu verfolgen, da die offene Konfrontation mit dem Tambourmajor nach hinten losgegangen ist. Damit meint er wahrscheinlich den Mord an Marie an.
Der Tambourmajor ist mit Woyzeck auf einen Konflikt aus. Dabei bedient er sich einer sehr barbarischen Sprache, die ihn als primitiv erscheinen lässt.
Tambourmajor: "Ich bin ein Mann! (Schlägt sich auf die Brust.) Ein Mann, sag ich. Wer will was? Wer kein besoffen Herrgott ist, der lass sich von mir. Ich will ihm die Nas ins Arschloch prügeln. (...) Kerl, sol ich dir die Zung aus dem Hals ziehen und sie um den Leib herumwickle? (Sie ringen, Woyzeck verliert.) Soll ich dir noch so viel Atem lassen als en Altweiberfurz, soll ich?"
Woyzeck weist nach der Niederlage gegen seinen Kontrahenten auf die Ermordung Maries hin.
Woyzeck: "Eins nach dem andern."
Woyzeck ist fest entschlossen, seinen Mordplan in die Tat umzusetzen und kauft in einem Kramladen ein Messer. Der Besitzer ist betont klischeehaft jüdischer Herkunft und bietet Woyzeck zunächst eine Pistole an.
Woyzeck kann sie sich nicht leisten und muss auf das Messer zurückgreifen. Für zwei Groschen erwirbt er die Mordwaffe.
Da Woyzeck die Pistole aufgrund seiner sozialen Verhältnisse zu teuer ist, muss er für den geplanten Mord auf ein Messer zurückgreifen.
Der Kramladeninhaber ist eine klischeehaft dargestellte Person jüdischer Herkunft. Damit sollen die antisemitischen Vorurteile der zeitgenössischen Gesellschaft kurz umrissen werden.
In ihrer Kammer sitzt Marie zusammen mit dem Kind und dem geistig zurückgebliebenen Karl (vom Auto als Narr bezeichnet). Dabei liest sie in der Bibel und versucht ihre Situation mit einigen Bibelstellen zu vergleichen, um einen Ausweg aus ihrer Misere zu finden.
Mit der ersten Bibelstelle wird sich Marie ihre Sündhaftigkeit bewusst, da darin Jesus den Betrug verurteilt. In der zweiten Bibelstelle kann Marie auch keinen Trost finden, da hier Jesus einer Ehebrecherin verzeiht und Marie sich damit nicht identifizieren kann.
In der Zwischenzeit erzählt Karl ein Märchen, in dem es um einen Kindesraub geht. Damit soll die weitere Handlung für den Leser vorausgedeutet werden.
Marie wundert sich über Woyzecks Abwesenheit in den letzten Tagen und hadert weiter mit ihrem schlechten Gewissen.
Marie wird durch ihr schlechtes Gewissen geplagt und versucht sich mit ihrer Situation auseinanderzusetzen. Das gemeinsame Kind mit Woyzeck erinnert sie an ihren Fehltritt.
Marie: "… Herrgott, gib ir nur so viel, dass ich beten kann. (Das Kind drängt sich an sie.) Das Kind gibt mir einen Stich ins Herz. Karl! Das brüst sich in der Sonne."
Der geistig zurückgebliebene Karl erzählt ein Märchen, welches Maries Schicksal andeutet.
Damit nimmt er eine volkstümliche Rolle ein, nach der der Narr als Botschafter schlechter Nachrichten gilt.
Narr (liegt und erzählt sich Märchen an den Fingern): "Der hat die golden Kron, der Herr König. Morgen hol ich der Frau Königin ihr Kind. Blutwurst sagt: Komm Leberwurst!"
In der Kaserne schenkt Woyzeck Andres seine Habseligkeiten – ein Kreuz, einen Ring sowie sein Hemd und ein Heiligenbild. Anscheinend ist er fest dazu entschlossen, den Mord an Marie zu begehen und möchte seine wertvollsten Besitztümer an seinen Freund weitergeben.
Andres ist von dieser Aktion erstaunt, kann aber nicht anders, als Woyzecks Geschenke tatenlos und starr entgegenzunehmen. Er ist immer noch der Meinung, sein Freund würde an Fieber leiden und empfiehlt im wieder, Schnaps und Pulver zu trinken, um das Fieber zu senken.
Woyzeck hat mit sich abgeschlossen und es werden gewisse Zusammenhänge zu Jesus Christus deutlich. Woyzecks Alter, sein Geburtstag, sowie sein Leiden werden mit Christi in Verbindung gebracht.
Woyzeck: "…Leiden sei all mein Gewinst, / Leiden sei mein Gottesdienst. / Herr wie dein Leib war rot und wund, / So lass mein Herz sein aller Stund. / Mei Mutter fühlt nur noch, wenn ihr die Sonn auf die Händ scheint. Das tut nix. (…) Woyzeck (zieht ein Papier hervor): Friedrich Johann Franz Woyzeck, Wehrmann, Füsilier (Infanterist) im 2. Regiment, 2. Bataillon, 4. Compagnie, geb. Mariä Verkündigung, ich bin heut alt 30 Jahr, 7 Monat und 12 Tage."
Im Hof des Doktors hat sich eine Gruppe von Studenten versammelt, um ein Experiment des Doktors mitzuverfolgen. Der Doktor selbst steht mit Woyzeck am Dachfenster und möchte die Wirkung der Schwerkraft in Verbindung mit dem tierischen Instinkt untersuchen, indem Woyzeck eine Katze aus dem Fenster werfen soll.
Woyzeck geht aber leider zu zaghaft mit dem Tier um, sodass es sich seinen Händen entreißen und fliehen kann. Der Doktor attestiert der Katze fehlendes wissenschaftliches Interesse und stellt den Studenten stattdessen Woyzeck als neues Experiment vor.
Die Studenten sollen sich anschauen, was eine vierteljährige Erbsen-Diät aus dem Menschen macht. Woyzeck ist inzwischen körperlich extrem angeschlagen, er hat Kreislaufprobleme und seine Haare sind sehr dünn geworden.
Als der Doktor Woyzeck befiehlt, bestimmte Bewegungen mit den Ohren zu machen, weigert sich dieser zunächst.
Der Doktor besteht aber darauf und vergleicht Woyzeck mit der eben entflohenen Katze. Woyzeck wird somit vor einem Publikum als Versuchskaninchen erniedrigt.
Da das Experiment mit der Katze misslingt, möchte der Doktor Woyzeck seinen Studenten als Versuchskaninchen präsentieren. Dieser ist durch die Erbsen-Diät schwer angeschlagen.
Woyzeck: "Herr Doktor, ich hab's Zittern."
Doktor: "…Meine Herrn, Sie können dafür was anders sehen, sehn Sie, der Mensch, seit einem Vierteljahr isst er nichts als Erbsen, beachten Sie die Wirkung, fühlen Sie einmal, was ein ungleicher Puls, da, und die Augen."
Woyzeck: "Herr Doktor, es wird mir dunkel. (Er setzt sich.)"
Der Doktor hat kein Mitleid mit Woyzeck und stellt ihn auf die gleiche Ebene, wie ein Tier. Dabei wird wie in der dritten Szene (Buden. Lichter. Volk) die Grenze zwischen Tier und Mensch aufgelöst.
Doktor: "Bestie, soll ich dir die Ohren bewegen, willst du's machen wie die Katze! So, meine Herrn, das sind so Übergänge zum Esel, häufig auch in Folge weiblicher Erziehung und die Muttersprache. ..."
In dieser Szene wird wieder demonstriert, was für einen niedrigen sozialen Stand Woyzeck innehat. Er wird diesmal sogar vor einem Publikum entwürdigt und verfällt psychisch und physisch.
Marie befindet sich mit drei kleinen Mädchen und der Großmutter vor der Haustür. Die Mädchen singen ein fröhliches Frühlingslied, wobei der letzte Satz bei einem Kind Unbehagen auslöst.
Marie packt die Kinder an den Händen und gemeinsam tanzen sie im Kreis. Daraufhin bittet sie die Großmutter, ein Märchen zu erzählen. Die Großmutter übernimmt in ihrer Geschichte Motive aus grimmschen Märchen, wobei sie jedoch ein sehr trauriges Ende beschreibt. Ein armes Kind, alleine auf der Welt, wendet sich in seiner Verzweiflung an den Himmel und somit an Gott. Ihr wird die göttliche Hilfe aber verwehrt, wodurch das Kind in eine existenzielle Krise gestürzt wird.
Plötzlich taucht Woyzeck auf und erschreckt mit seinem Erscheinen Marie. Er bitte sie, ihn zu begleiten und Marie ist sich zunächst unsicher darüber, ob sie Woyzeck folgen soll.
Die Reaktion des ersten Kindes auf das Kinderlied scheint eine Vorausdeutung auf das Verbrechen zu sein. Genauso hat die Erwähnung König Herodes (Kindermord in Bethlehem) durch Marie einen vorausdeutenden Charakter.
Mädchen: "…Die Pfeifer gingen vorn, / Die Geiger hinte drein. / Sie hatte rote Sock …"
Erstes Kind: „S' ist nit schön."
Die Großmutter erzählt ein Märchen, in welchem viele Motive aus den grimmschen Märchen erkennbar sind. Am Ende steht jedoch kein Happy End, sondern das Kind wird in eine existenzielle Sinneskrise gestürzt.
Großmutter: "…und wie' s wieder auf die Erde wollt, war die Erd ein umgestürzter Hafen und war ganz allein, und da hat sich's hingesetzt und geweint und da sitzt es noch und ist ganz allein."
Die Geschichte des Märchens kann als Analogie auf Woyzecks Leben gedeutet werden. Auch dieser versucht sich in der Gesellschaft seinen rechtmäßigen Platz zu erarbeiten, wird aber von den Mächtigen enttäuscht.
Die Geschichte des Märchens kann als Analogie auf Christian, Woyzeck und Maries Kind, gedeutet werden. Nach dem Tod der Mutter und der Flucht des Vaters wird Christian allein auf der Welt zurückbleiben. Der Zuschauer wird auf den bevorstehenden Mord vorbereitet.
Woyzeck hat Marie an einen abseits gelegenen Ort außerhalb der Stadt geführt. Die einsetzende Dunkelheit bewegt Marie dazu, Woyzeck auf eine Rückkehr in die Stadt zu drängen. Er besteht aber vehement darauf, dass Marie bleiben und sich neben ihn auf die Bank setzen soll.
Dieser Wesenszug Woyzecks überrascht Marie und auch seine Anspielungen auf die folgende Mordtat scheinen sie zu verwirren. Woyzeck bleibt aber stumm. Nach kurzem Schweigen versucht sie das Gespräch mit Hindeuten auf den roten Mond wieder aufzunehmen.
Dies nutzt Woyzeck, um sein Messer zu ziehen. Trotz der Bitte Maries und ihrer Hilfeschreie sticht er mehrmals auf sie ein. Als er hört, wie sich Leute dem Schauplatz nähern, flieht Woyzeck von der Stelle.
Woyzecks Charakter hat sich verändert. So fordert er Marie, die in die Stadt zurückkehren möchte, auf, zu bleiben.
Marie: "Also dort hinaus ist die Stadt. S' ist finster."
Woyzeck: "Du sollst noch bleiben. Komm, setz dich."
Marie: "Aber ich muss fort."
Woyzeck: "Du wirst dir die Füß nicht wundlaufen."
Marie: "Wie bist du nur auch!"
Woyzecks begehrt Marie immer noch. Es wird klar, dass ihn ihr Fremdgehen sehr getroffen hat. Er spielt auch öfters auf seine Tat an – diese Charakterzüge irritieren Marie sehr.
Woyzeck: "Friert's dich, Marie? Und doch bist du warm. Was du heiße Lippen hast! (Heiß, heiß Hurenatem und doch möcht ich den Himmel geben, sie noch einmal zu küssen) und wenn man kalt ist, so friert man nicht mehr, Du wirst vom Morgentau nicht frieren."
Als Marie auf den roten Mond zu sprechen kommt, tötet er sie, indem er mehrmals mit dem Messer auf sie einsticht – sein Blutrausch ist heftig.
Warum bringt Woyzeck Marie um?
Woyzeck bringt Marie um, weil er nicht weiter verkraften kann, dass ihm Marie fremdgegangen ist. Er beginnt, Stimmen zu hören, die ihm den Tod an ihr befehlen. Außerdem kann der Mord dafür stehen, dass sich Woyzeck von allen gesellschaftlichen Zwängen befreien will.
Wenn Du mehr über die Charakterisierungen der Figuren Woyzeck und Marie und deren Beziehung zueinander erfahren möchtest, dann klick Dich gerne auch in die Erklärung "Charaktere und Charakterisierung" zu Woyzeck.
Maries Hilfeschreie haben zwei Fremde in der Nähe aufmerksam gemacht. Dabei sind sie sich kurz uneinig darüber, was die Ursache für die Geräusche sind.
Der eine vermutet einen Spuk im Wasser und möchte den Ort so schnell wie möglich verlassen. Sein Gefährte erkennt in den Geräuschen aber ganz klar die Laute eines sterbenden Menschen und möchte dem Ganzen auf den Grund gehen. Er zieht seinen Begleiter mit sich zum Tatort.
Der Zuschauer soll durch die in der vorherigen Szene begangenen Bluttat Abstand zu dem Verbrechen gewinnen können. Die verbrecherische Dimension der Tat wird dadurch ins Zentrum gerückt.
Woyzeck möchte sich nach seiner Mordtat ablenken und kehrt ins Wirtshaus ein. Dort feiert er ausgiebig, wobei er singt und die Leute zum Tanzen animiert.
Gleichzeitig flirtet er intensiv mit einer Frau namens Käthe, bringt aber immer wieder wirre Anspielungen auf den Tod und die Hölle. Das verunsichert Käthe und sie weist Woyzeck auf nette Art und Weise ab. Plötzlich bemerkt sie Blut an seiner Hand und macht die Anwesenden darauf aufmerksam.
Woyzeck versucht sich rauszureden, kommt aber durch das Nachfragen des Wirts in Erklärungsnot. Der Narr macht Deutungen auf die Mordtat, indem er Menschenfleisch zu riechen scheint.
Woyzeck ist außer sich und flieht aus dem Wirtshaus, vorher beschuldigt er aber die anderen, die wahren Mörder zu sein.
Als Woyzeck im Wirtshaus beschuldigt wird, wendet er sich in seiner Zuweisung klar an die übrigen Gäste. Die Gesellschaft hat ihn zu seiner Tat gedrängt – die täglichen Erniedrigungen, die Woyzeck erfahren musste und seine Enttäuschungen haben ihn in einen Mörder verwandelt.
Woyzeck: "Teufel, was wollt ihr? Was geht's euch an? Platz! Oder der erste – Teufel! Meint ihr, ich hätt jemand umgebracht? Bin ich Mörder? Was gafft ihr! Guckt euch selbst an! Platz da! (Er läuft hinaus)"
Da ihn das Messer verraten könnte, kehrt Woyzeck zum Tatort zurück, um die Tatwaffe zu beseitigen. Dabei macht er aber einen sehr verwirrten Eindruck und halluziniert Maries Anwesenheit, indem er sie direkt anspricht und sie eine Sünderin nennt.
Als Woyzeck das Messer findet, hört er Leute, die sich dem Ort zu nähern scheinen. Panisch ergreift Woyzeck die Flucht.
Woyzeck steht an einem Teich und wirft die Tatwaffe hinein. Er befürchtet daraufhin aber, dass irgendjemand das Messer im Sommer während des Badens finden könnte. Daraufhin steigt Woyzeck ins Wasser und wirft das Messer weiter hinein. Er nutzt außerdem die Gelegenheit, um sich zu waschen und Maries Blut von seiner Haut und seiner Kleidung zu entfernen.
Ein Kind erzählt einem anderen von dem Leichenfund außerhalb der Stadt. Die Tat hat anscheinend schon große Öffentlichkeit erfahren und die Kinder möchten zur Stelle eilen, da sie befürchten, ansonsten keinen Blick mehr auf die Leiche erhaschen zu können.
Maries Mord weckt keine Trauer, oder Mitleid in der Gesellschaft. Vielmehr sind die Leute von dieser Sensation fasziniert. So wollen die Kinder unbedingt einen Blick auf die Leiche werfen, bevor sie wegkommt.
Erstes Kind: "Links über die Lochschanz in dem Wäldche, am roten Kreuz."
Zweites Kind: "Fort, dass wir noch was sehen. Sie tragen's sonst hinein."
Der Gerichtsdiener trifft zusammen mit dem Arzt und dem Richter am Tatort ein. Dabei ist er ganz fasziniert von der Ästhetik des Mordes und freut sich darüber, da schon seit längerer Zeit nichts Vergleichbares mehr in der Stadt passiert ist.
Die Justiz sieht den Mord nicht als menschliche Tragödie, sondern als eine Abwechslung des anscheinend sonst eher langweiligen Berufsalltags. Es wird klar, dass Woyzeck bei seiner Verhaftung auf keine Rücksicht hoffen kann.
Woyzeck trifft auf den Narren Karl, der den Sohn Christian auf seinem Schoß hält. Dabei fällt Karl die nasse Kleidung Woyzecks auf. Dieser möchte sein Kind umarmen, Christian wendet sich aber von ihm ab.
Beim zweiten Versuch wendet sich Woyzeck an Karl und befiehlt ihm, in der Stadt ein Spielzeug für Christian zu besorgen. Karl kann ihn aber nur stumm anstarren. Als Woyzeck seinen Befehl wiederholt, springt Karl auf und läuft mit dem Kind davon. Woyzeck ist nun komplett allein.
Als Woyzeck versucht, sein Kind zu umarmen, wendet es sich schreiend von ihm ab. Der Narr Karl deutet darauf hin, dass Woyzecks Leben durch seine Tat verwirkt sei.
Woyzeck (will das Kind liebkosen, es wendet sich weg und schreit): "Herrgott!"
Karl: "Der is ins Wasser gefalln."
Karl fühlt sich in Woyzecks Gegenwart unwohl und läuft mit dem Kind davon, als Woyzeck ihn auffordert, ein Spielzeug für Christian zu besorgen. Damit ist Woyzecks Separation komplett.
Karteikarten in Woyzeck Zusammenfassung48
Lerne jetztAm Anfang des Stücks sind die beiden Soldaten am Schneiden von Stöcken.
Richtig
Wie reißt Andreas den Soldaten Woyzeck aus seiner Wahnvorstellung?
Indem er Woyzeck auf einen Zapfenstreich in der Ferne aufmerksam macht.
Wo spielt sich die erste Szene ab?
Auf freiem Feld, und zwar entfernt von der Stadt
In seiner Vision sieht Woyzeck das Jüngste Gericht.
Richtig
Marie Zickwolf hat ein Kind.
Richtig
Marie Zickwolf und ihre Nachbarin streiten sich miteinander.
Richtig, und zwar wegen des Tambourmajors
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