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Februarrevolution 1917

Die Februarrevolution 1917 führte zum Sturz des russischen Zaren und war ein Teil der Russischen Revolution, die 1905 begann. Die Bevölkerung war von wirtschaftlichen Krisen belastet und wünschte sich neue Regierungsreformen. Wie genau es zu diesen Entwicklungen kam, wie die Revolution verlief und was aus ihr folgte, erfährst Du im folgenden Artikel.

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Die Februarrevolution 1917 führte zum Sturz des russischen Zaren und war ein Teil der Russischen Revolution, die 1905 begann. Die Bevölkerung war von wirtschaftlichen Krisen belastet und wünschte sich neue Regierungsreformen. Wie genau es zu diesen Entwicklungen kam, wie die Revolution verlief und was aus ihr folgte, erfährst Du im folgenden Artikel.

Russische Revolution 1917 Vorgeschichte

Bis Anfang des 20. Jahrhunderts stand Russland unter der Herrschaft des Zaren, Nikolaus II. Das zaristische Russland zählte zu den fünf europäischen Großmächten. Doch bis hin zum Ersten Weltkrieg und auch noch darüber hinaus blieb Russland ein vergleichsweise rückständiger Agrarstaat. Jede*r dritte Russe/ Russin konnte weder lesen noch schreiben und die Gesellschaft war von einer kleinen Elite, von Adeligen und Großbürger*innen, dominiert. Ein Großteil der russischen Bevölkerung waren jedoch arme Landwirt*innen.

Die Bauern und Bäuerinnen Russlands waren nicht bloß arm, sondern zumeist zusätzlich hoch verschuldet. Das lag an der Bauernbefreiung von 1861. Zuvor waren die Landwirt*innen den Gutsbesitzern, auf deren Land sie arbeiteten, verpflichtet. Die Bauernbefreiung ermöglichte es den ihnen, sich aus dieser Knechtschaft freizukaufen – dafür mussten sie sich hoch verschulden. Viele von ihnen zogen später in die Städte, in der Hoffnung dort Anstellung in Fabriken zu finden, um mehr zu verdienen.

Die Industrialisierung setzte in Russland erst ab den 1870-er Jahren ein, was im Vergleich zu den anderen europäischen Großmächten, relativ spät war. Ihre Industriearbeiterschaft war im Gegensatz zu der Englands, Frankreichs und Deutschlands sehr schwach ausgeprägt. Die Arbeiter*innen lebten unter genauso schlechten, meist sogar schlechteren, Bedingungen als die Bauern und Bäuerinnen.

Der Lohn von Industriearbeiter*innen war zwar in etwa um ein Drittel höher, als der in der Landwirtschaft, allerdings war auch das Leben in der Stadt viel teurer. So blieb am Ende kaum etwas vom Lohn übrig, obwohl die Menschen für elfeinhalb Stunden oder länger pro Tag schwer arbeiteten. Somit waren sowohl die Bauern und Bäuerinnen als auch die Arbeiter*innen unzufrieden.

Erste Russische Revolution

Die politische Macht im Land lag, wie bereits erklärt, beim Zaren, der wie ein absolutistischer Fürst über seine Untertanen herrschte, die so gut wie keine Grundrechte hatten. Seine Macht basierte auf der Unterdrückung jeglicher Opposition mittels eines Polizei- und Sicherheitsapparates. Offener Widerstand wurde militärisch unterdrückt. So stieg zunehmend auch die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit dem Zaren.

Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert brodelte es also an allen Ecken des russischen Reichs. 1904 fiel schließlich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: Russland führte einen Krieg gegen Japan, verlor 1905 jedoch. Tausende Arbeiter*innen gingen daraufhin in St. Petersburg auf die Straße, um zu protestieren. Denn vielen von ihnen war willkürlich gekündigt worden. Sie forderten:

  • einen acht Stunden Tag
  • mehr Lohn
  • bessere Arbeitsbedingungen
  • Mitsprache im Betrieb

So zogen am 9. Januar 1905 Demonstrant*innen friedlich zur Zarenresidenz in St. Petersburg, da sie sich Hilfe von Nikolaus II. erhofften. Die demonstrierenden Menschen wurden jedoch gewaltsam zurückgeschlagen und es gab Tote und Verletzte. Dieser Tag ging daher als "Blutsonntag" in die Geschichte Russlands ein.

Februarrevolution 1917 Blutsonntag StudySmarterAbb. 1: Gemälde Blutsonntag im Jahre 1905 von Wojciech Kossak

Das führte dazu, dass die Menschen nun nicht nur Mitsprache in den Betrieben sowie bessere Arbeitsbedingungen forderten, sondern sich eine klare Veränderung der Politik wünschten. Sie verlangten unter anderem die Errichtung eines Parlamentes.

Ein Parlament ist die politische, demokratisch gewählte Volksvertretung. Es übt die Legislative, also gesetzgebende Gewalt aus und kontrolliert die Exekutive, also Regierung und Verwaltung.

Die Demonstrationen wurden zunehmend größer und radikaler. Im Dezember 1905 kam es zu einem bewaffneten Arbeiteraufstand, der ebenfalls von den Truppen des Zaren niedergeschlagen wurde. Die erste Russische Revolution wurde somit gewaltsam beendet.

Dennoch wurde erzielt, dass 1906 Zar Nikolaus II. einer Verfassung zustimmte und das Reich ein gesamtrussisches Parlament – die Duma – erhielt. Die Zarenherrschaft wurde damit jedoch nicht beendet und die vielschichtigen Probleme blieben weiterhin bestehen.

Februarrevolution Russland

Nun hast Du bereits einen guten Überblick über die krisenhafte Situation, in der sich das russische Zarenreich zu Beginn des 20. Jahrhunderts befand. Das hilft Dir dabei, die nachfolgenden Verläufe der Geschichte zu verstehen und damit, wie es zur Februarrevolution kommen konnte.

Russische Revolution 1917 – Ursachen

Am 28. Juli 1914 begann der Erste Weltkrieg, in dem auch Russland, an der Seite der Entente (Frankreich und Großbritannien) kämpfte. Der schleppende Verlauf des Krieges demoralisierte nicht nur die Truppen, auch die zivile Bevölkerung wurde zunehmend unzufriedener. Denn es gab kaum Nahrung, da die Versorgung der Front Priorität hatte. Im besonders harten Winter von 1916/17 gab es kaum noch Lebensmittel oder Kohle – das russische Volk hungerte und fror.

Am 8. März 1917 (seit 1911 Internationaler Frauentag) gingen Hausfrauen und Textilarbeiterinnen auf die Straßen St. Petersburgs. Sie litten besonders unter den schlechten Bedingungen und forderten "Brot und Frieden".

Das Datum liegt, nach dem von uns genutzten gregorianischen Kalender, auf dem 8. März. Nach dem, bis dahin noch in Russland genutzten, julianischen Kalender, handelte es sich jedoch um den 25. Februar. Das erklärt, wieso die Februarrevolution, aus unserer Sicht, eigentlich im März begann.

Februarrevolution 1917 Demonstrationen StudySmarterAbb. 2: Demonstrationen in St. Petersburg

Februarrevolution 1917 – Verlauf

Als die Frauen durch die Stadt zogen, schlossen sich Industriearbeiter den Protesten an. Die Demonstration wuchs stetig an und dauerte mehrere Tage. Erneut reagierten die Truppen des Zaren mit Gewalt auf die Forderungen des Volkes, wodurch wieder zahlreiche Menschen ihr Leben verloren.

Diese immer unübersichtlicher werdende Situation und generell verbreitete Unzufriedenheit sorgten dafür, dass sich nun auch Soldaten den Protesten anschlossen und sich somit gegen den Zaren wandten. Soldaten und Arbeiter übernahmen daraufhin gemeinsam die Waffenarsenale St. Petersburgs.

Sturz des Zaren

Infolgedessen bildeten sich inmitten der Februarrevolution, die nun voll im Gange war, neue politische Gremien und bewegten den Zaren, am 2. März 1917 (nach julianischem Kalender) zur Abdankung. Somit fiel zum ersten Mal in der gesamten Geschichte Russlands die Macht in die Hände des Volkes, beziehungsweise seiner politischen Vertreter.

Russische Revolution 1917 – Folgen

Nachdem die Monarchie durch die Februarrevolution in Russland aufgehoben wurde, traten zwei Gruppen als politische Vertreter des russischen Volkes hervor.

Doppelherrschaft Russland

Zum einen gab es die bürgerlich-liberal ausgerichtete provisorische Regierung, die vorwiegend aus erfahrenen, liberalen Politikern bestand, die zuvor bereits in der Duma gesessen hatten. Zum anderen regierte nun auch der sozialistische Petrograder Sowjet (dt. "Petersburger Rat"), der aus basisdemokratischen Gremien bestand und sich Ende Februar (nach julianischem Kalender) in St. Petersburg gebildet hatte und die Vertretung der Arbeiter und Soldaten darstellte.

Diese beiden neuen Entscheidungsträger taten sich jedoch schwer mit der gegenseitigen Abstimmungen bei der politischen Entscheidungsfindung, die dadurch sehr langwierig wurden. Dies führte dazu, dass es die Doppelherrschaft nicht schaffte auf Dauer eine stabile Regierung zu etablieren und die wirtschaftlichen Probleme des Landes zu lösen.

Obwohl die russischen Soldaten nicht mehr in einem aussichtslos erscheinenden Krieg kämpfen wollten, drängten die Alliierten Frankreich und Großbritannien darauf, dass sich Russland weiter im Ersten Weltkrieg beteiligte. Die Doppelherrschaft veranlasste daher im Mai 1917 eine weitere militärische Offensive, doch die russischen Truppen desertierten.

Desertieren bedeutet, dass sich die Soldaten von ihren Dienststellen entfernen, um sich so dem Krieg zu entziehen.

Bolschewiki und Wladimir Lenin

Inmitten dieser verworrenen Lage gab es einen Mann, der von sich behauptete, die Krise lösen zu können: Wladimir Lenin (Geburtsname: Wladimir Iljitsch Uljanow). Er war ein russischer, marxistischer Theoretiker sowie kommunistischer Revolutionär und Politiker.

Februarrevolution 1917 Wladimir Lenin StudySmarterAbb. 3: Wladimir Lenin

Lenin plante einen Umsturz der Regierung durch Bauern und Arbeiter und wurde so zur zentralen Figur der russischen Sozialisten. Er war außerdem Anführer der Berufsrevolutionäre – den Bolschewiki.

Die Bolschewiki (eingedeutscht: "Bolschewisten"; wörtlich: "Mehrheitler") waren eine radikale Fraktion der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) und wurden von Wladimir Lenin angeführt. Sie strebten vor allem den Sozialismus und Kommunismus durch eine "demokratische Diktatur der Arbeiter und Bauern" an.

Lenin positionierte sich als klarer Gegner der Doppelherrschaft und besonders der provisorischen Regierung. In seinen Aprilthesen rief er zur Boykottierung der Regierung auf. Darin forderte er:

  • das Ende des imperialistischen Krieges
  • die provisorische Regierung nicht länger zu unterstützen – Bauern und Arbeiter sollten die Staatsgewalt übernehmen
  • Errichtung der Sowjetrepublik
  • alle Macht sollte den Sowjets zukommen
  • Verstaatlichung der Banken
  • Errichtung einer revolutionären Internationalen (sozialistischer, kommunistischer Zusammenschluss von Arbeiterorganisationen)
  • Enteignung von Großgrundbesitzer und Landesaufteilung ("Alles Land den Bauern")
  • Agitation sowie Aufklärung der Bevölkerung und Gewinnung bolschewistischer Mehrheit in Räten

Agitation bedeutet so viel wie "Propaganda"/"Aufklärungsarbeit"/"Werbung", aber auch "Hetze".

Neben den Bolschewiki gab es allerdings noch die Menschewiki (deutsch: "Menschewisten"; wörtlich: "Minderheitler"), auch sie waren eine Fraktion der SDAPR. Doch sie vertraten die Ansicht, dass, bevor eine Arbeiterrevolution stattfinden könne, es erst eine bürgerliche Revolution geben müsse, bei der die Massen die Führungsrolle einnehmen.

In den Monaten nach der Revolution nahm der Konflikt zwischen den Menschewiki und Bolschewiki immer weiter zu. Letztlich ergriffen die Bolschewiki im Zuge der Oktoberrevolution 1917 die Macht über die russische Regierung.

Hier kannst Du Genaueres über die Oktoberrevolution erfahren.

Februarrevolution 1917 - Das Wichtigste

  • Die Februarrevolution war Teil der russischen Revolutionen 1917 und entstand durch die Unzufriedenheit der Bürger*innen mit der wirtschaftlichen und politischen Lage Russlands.
  • Proteste für bessere Nahrungsversorgung sowie Arbeitsbedingungen vergrößerten sich zu Massendemonstrationen auf den Straßen St. Petersburgs.
  • Industrieunternehmen und das russische Militär schlossen sich den Demonstrationen an.
  • Als Folge der Februarrevolution 1917 musste Zar Nikolaus II. abdanken, woraufhin sich eine Doppelherrschaft vom Petrograder Sowjet und der provisorischen Regierung bildete.
  • Konflikte zwischen den Menschewiki und Bolschewiki führten letztlich zur Oktoberrevolution 1917.

Nachweise

  1. Abb. 1 - "Bloody Sunday in 1905 by Wojciech Kossak" on Wikimedia (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bloody_Sunday_in_1905_by_Wojciech_Kossak.png) licensed under Public Domain
  2. Abb. 2 - "Saint Petersburg (Russia), Nevsky Prospekt" by George Shuklin on Wikimedia (https://commons.wikimedia.org/wiki/User:George_Shuklin) licensed under Public Domain
  3. Abb. 3 - "Wladimir Lenin" on Wikimedia (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lenin1921.jpeg#/media/Datei:Lenin1921.jpeg) licensed under Public Domain

Häufig gestellte Fragen zum Thema Februarrevolution 1917

Es kam zur Februarrevolution 1917 durch die Unzufriedenheit der Bürger mit der wirtschaftlichen und politischen Lage Russlands. Proteste für bessere Nahrungsversorgung sowie Arbeitsbedingungen vergrößerten sich dabei zu Massendemonstrationen auf den Straßen St. Petersburgs.

Unter der Februarrevolution 1917 versteht man eine der Russischen Revolutionen, die zum Sturz des Zaren führte und wurde durch wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Krisen ausgelöst.

Die Februarrevolution ist in gewisser Weise gescheitert, da sich die russische Bevölkerung nun vor neuen, sehr großen Aufgaben wiederfand. Mit dem Sturz des Zaren musste beispielweise eine neue Regierung etabliert werden. Die neue Doppelherrschaft, die sich als Folge bildete war jedoch besonders den Bolschewiki ein Dorn im Auge und wurde bereits einige Monate später, im Zuge der Oktoberrevolution, wieder abgesetzt.

Die Februarrevolution begann, nach unserem heutigen Kalender, am 8. März 1917. Nach dem julianischen Kalender, der zu dieser Zeit noch in Russland genutzt wurde, war dieser Tag jedoch der 25. Februar 1917. Deshalb wird auch von der Februarrevolution gesprochen.

Russland wurde nach der Februarrevolution von einer Doppelherrschaft regiert. Dabei waren zum einen der Petrograder Sowjet und zum anderen die erfahrenen, liberalen Politiker der Provisorischen Regierung an der Macht.

1917 war ein historisch signifikantes Jahr.
Im Januar wurde das Zimmermann Telegram versendet. 
Im Februar kam es zur Revolution in Russland.
Im April erklärten die USA Deutschland den Krieg, so wurde der Erste Weltkrieg offiziell von einem europäischen Konflikt zum Weltkrieg. 

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