Ödipus

Eventuell hast Du schon einmal etwas vom Ödipus-Komplex gehört. Sigmund Freud entwickelte dieses psychologische Modell, welches inhaltlich auf dem antiken Ödipus-Mythos aufbaut. 

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Inhaltsangabe

    Ödipus – Mythos

    Die Ödipus Sage stammt aus der griechischen Antike und ihrer Mythologie. Diese Epoche fand in einem Zeitraum von 800 v. Chr. bis 30 n. Chr. statt. Bereits 800 v. Chr. wird sie das erste Mal schriftlich erwähnt.Sophokles, einer der großen altgriechischen Tragödiendichter, verarbeitete sie zu einem Drama mit dem Namen "König Ödipus". Heute noch gilt dieses Drama als die bekannteste und am häufigsten referierte Fassung.

    Der Dichter Homer, der auch die Epen "Ilias" und "Odyssee" schrieb, verfasste die älteste bekannte Ödipus Version. Neben Sophokles ist aus der Antike nur die lateinische Fassung des Schreibers Seneca erhalten.

    Mehr zu Seneca und seinen Texten kannst Du in der Erklärung "Berühmte Persönlichkeiten der römischen Antike" erfahren.

    Der Name Ödipus heißt auf Altgriechisch "Schwellfuß". Er trägt diesen Namen, weil ihm als Kind die Fersen durchstochen und Füße zusammengebunden wurden und er dadurch Schwellfüße/Klumpfüße bekam.

    Ödipus – Zusammenfassung

    Diese Zusammenfassung des Ödipus Mythos beruht auf Erzählungen der meisten Fassungen dieses Mythos. Es kann trotzdem Abweichungen geben.

    Die Prophezeiung des Orakels von Delphi

    Die antike Ödipus Sage beginnt mit einer Prophezeiung des delphischen Orakels an Laios, den König von Theben. Diesem wird vorausgesagt, dass sein Sohn ihn töten und danach seine Frau Iokaste (Ödipus Mutter) zur Frau nehmen werde.

    Das Orakel von Delphi war dem Gott Apollo (griech. Apollon) geweiht und galt als das zentrale Orakel der antiken Welt. Immer wenn die alten Griechen Hilfe bei einer Entscheidung benötigten, baten sie es um Rat. Eine Priesterin, die Pythia genannt wurde, war die einzige Frau, die es betreten durfte. Ansonsten waren nur Männer zugelassen. Die Pythia war diejenige, die die Antworten und Voraussagen des Orakels als dessen Sprachrohr verkündete.

    Um das schreckliche vorhergesehene Schicksal von sich abzuwenden, setzt König Laios seinen Sohn als kleines Kind allein in den Bergen aus. Dabei sticht Laios dem Kind die Fersen durch und bindet sie zusammen, sodass diese anschwellen. Ein Hirte findet ihn und bringt ihm zum König von Korinth, der ihm wegen dessen Schwellfüßen den Namen Ödipus gibt.

    König Laios ist in der griechischen Mythologie ein König von Theben. Er ist der Sohn des Labdakos, der Ehemann von Iokaste und Vater von Ödipus. Es heißt, König Laios hätte einen Fluch auf sich und zwei weitere Generationen nach ihm gelenkt, wodurch er die Geschichte mit Ödipus auslöste. Wodurch genau dieser Fluch ausgelöst wurde, ist in verschiedenen Versionen unterschiedlich erklärt.

    Ödipus verlässt Korinth

    Als Ödipus als Erwachsener der Verdacht beschleicht, dass er nicht das leibliche Kind des Königs von Korinth ist, sucht er das delphische Orakel auf. Dort erfährt er von der Prophezeiung, die damals auch sein leiblicher Vater gehört hatte. Da Ödipus denkt, dass die Voraussage sich auf seine Leiheltern bezieht, verlässt er sie, um ihr Schicksal abzuwenden. Auf dem Weg nach Theben trifft er an einer Wegkreuzung Laios, seinen Vater, der ihm den Durchgang versperrt. Die beiden erkennen sich nicht und kämpfen gegeneinander, wobei Ödipus gewinnt und seinen Vater erschlägt.

    Das Rätsel der Sphinx

    Die Stadt Theben wird währenddessen von einer Sphinx bedroht. Sie lässt niemanden durch, der ihr Rätsel nicht beantworten kann. Derjenige, der die Sphinx besiegt, soll Iokaste, die Frau des Königs, heiraten dürfen. Das berühmte Rätsel lautet: Was läuft am Morgen auf vier Beinen, am Mittag auf zwei Beinen und abends auf dreien?

    Ödipus gibt die Antwort, dass es der Mensch im Laufe seines Lebens sei, der als Kind krabbelt, als Erwachsener läuft und sich im Alter stützen muss.

    In anderen Überlieferungen lautet das Rätsel: Wer sind die beiden Schwestern, die einander erzeugen?

    Antwort: Tag und Nacht.

    Damit kann Ödipus das Rätsel lösen, besiegt die Sphinx und heiratet seine Mutter Iokaste, ohne, dass einer der beiden erkennt, wer der andere ist.

    Die Sphinx ist eine weitere wichtige Figur der griechischen Mythologie. Sie wird als Dämon oder Ungeheuer bezeichnet. Ihre Eltern waren die Monster Typhon und Echidna. Ihre Geschwister sind unter anderem Hydra, die tödliche Wasserschlange und Kerberos, der dreiköpfige Höllenhund, welcher den Eingang zur Unterwelt bewacht.

    In diesem Mythos sitzt sie vor Theben und bedroht die Stadt. Jeder, der ihr Rätsel nicht lösen kann, wird von ihr erwürgt und dann verschlungen.

    Die Erfüllung der Prophezeiung

    Ödipus und Iokaste bekommen vier Kinder. Erst als die Pest durch das Königreich zieht und es heißt, man müsse den Mörder von König Laios finden, erfährt Ödipus von allem, was geschehen ist. Er lernt die ganze Wahrheit über ihn und seine leiblichen Eltern. Seine Mutter und Ehefrau Iokaste ist entsetzt und nimmt sich das Leben. Ödipus sticht sich die Augen aus.

    Ödipus – Sophokles' Version

    Bei dem antiken Autor Sophokles setzt die Sage während der erfolgreichen Herrschaft König Ödipus an, der während der Seuche, die im Königreich herrscht, das delphische Orakel um Rat fragt. Ödipus engster Berater heißt Kreon, welcher auch Iokastes Bruder, also Ödipus Onkel, ist. Das wissen die beiden jedoch nicht. Kreon erzählt Ödipus, wie damals König Laios erschlagen wurde und dass das der Auslöser der Pest gewesen sei. Ödipus holt darauf den blinden Seher Theresias, damit dieser ihm sagt, wer der Mörder von Laios sei. Dieser erklärt ihm, dass er, Ödipus selbst, der Mörder sei.

    Ödipus will es nicht wahrhaben, bis ein Bote aus Korinth eintrifft, der ihm offenbart, dass das Königspaar gestorben und er nicht ihr leiblicher Sohn sei. Die Narben an seinen Füßen bestätigen, dass er das Kind ist, das Laios damals wegen der Prophezeiung verstoßen hatte. Seine Mutter Iokaste erkennt die Wahrheit und erhängt sich. Ödipus blendet sich und überlässt Kreon das Königreich und seine Kinder.

    "Antigone" ist ein weiteres antikes Drama des Dichters Sophokles. In diesem geht es um das Schicksal von Ödipus' vier Kindern, insbesondere dem von Antigone, seiner Tochter.

    Ödipus – Interpretation

    Der griechische Philosoph Aristoteles (384-322 v. Chr.) stellt in seinem Werk "Poetik“ mehrere Kriterien für eine gelungene Tragödie auf. Zum einen dreiteilt er die Handlung in Anfang (Darstellung der Ausgangssituation), einen Höhepunkt (Konflikt) und ein Ende (Auflösung des Konflikts). Daraus leitet sich auch der klassische Dramenaufbau mit 5 Akten ab.

    Bestehen tut dieser aus der Exposition, der steigenden Handlung mit dem erregenden Moment, dem Höhepunkt, der fallenden Handlung mit dem retardierenden Moment und der Lösung/Katastrophe. Laut Aristoteles soll es eine Einheit von Zeit und Handlung geben, sodass der zeitliche Rahmen der Handlung der auf der Bühne benötigten entspricht. Die handelnden Figuren stellen Götter oder Könige/Herrscher dar, also edlere Charaktere. Es ist unausweichlich, dass der Hauptcharakter scheitert und an einem Konflikt zugrunde geht. Dieser wird dadurch ausgelöst, dass die Hauptfigur versucht, dem Schicksal zu entgehen und wegen eines Irrtums daran scheitert.

    Der antike Ödipus-Mythos ist eine Tragödie. Zum einen folgt er dem generellen Dramenaufbau mit Exposition, steigender Handlung mit dem erregenden Moment, Höhepunkt, der fallenden Handlung mit dem retardierenden Moment und dem Lösung/Katastrophe. Auch ist die handelnde Person Ödipus ein König und damit ein edlerer Charakter.

    Die hauptsächliche Tragik liegt darin, dass nicht nur König Laios, sondern vor allem auch Ödipus selbst alles tun, um diese schreckliche Vorhersage über ihr Leben nicht Realität werden zu lassen.

    Ödipus ist keine bösartige Figur. Die Vorstellung, seinen Vater zu töten und seine Mutter Iokaste zu heiraten und mit ihr Kinder zu zeugen, stößt ihn so ab, dass er von seinen Eltern weggeht. Nur, dass es nicht um seine Adoptiveltern geht, sondern seine leiblichen, die er nie kennengelernt hat. Er kennt die Wahrheit über seine Eltern nicht.

    Erst dadurch, dass Laios seinen Sohn als Kind verstößt, lernt dieser seine Eltern nie kennen und missversteht die Voraussage. Letztlich erfüllt sich das Schicksal nur, weil alle versuchen, es zu verhindern und Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Diese erreichen aber das Gegenteil. Das macht den Mythos bei Sophokles zu einer Tragödie.

    Das Erblinden Ödipus als Metapher

    Als Ödipus das Ausmaß seiner Taten erkennt, sticht er sich die Augen aus (oder er blendet sich), sodass er völlig blind ist. Diese Reaktion wird als seine Selbstbestrafung dafür gedeutet, dass er zu "blind" war, um die Voraussage richtig zu verstehen bzw. seine leiblichen Eltern zu erkennen.

    Ödipus-Mythos – Relevanz

    Im Lateinunterricht wird der Ödipus-Mythos heute noch häufig übersetzt. Auch in Bereichen wie der Kunst, Literatur, Musik, Philosophie wurde er immer wieder aufgegriffen und besitzt so noch immer einen festen kulturellen Stellenwert. Zudem baute, wie am Anfang bereits erwähnt, Sigmund Freud, der bekannte Psychoanalytiker, das psychologische Phänomen des Ödipus-Komplexes auf der Sage auf.

    Der Ödipus-Komplex ist ein von Sigmund Freud entwickeltes Modell der psychosexuellen Entwicklungsphase. Laut Freud beschreibt der Komplex die Phase in der Entwicklung eines Kindes, nachdem es sein Geschlecht entdeckt hat. Es umwirbt nun ein Elternteil (z. B. der Sohn seine Mutter) und sieht das andere Elternteil als Rivalen an (z. B. Sohn vs. Vater).

    Ödipus – Das Wichtigste

    • Wegen einer Vorhersage des Orakels von Delphi, dass Ödipus (altgriechisch für Schwellfuß) seinen Vater töten und seine Mutter heiraten werde, wird er von ihnen verstoßen.

    • Später erfährt Ödipus von der Vorhersage und möchte sie abwenden, indem er Korinth verlässt. Auf dem Weg tötet er König Laios, seinen leiblichen Vater.

    • Das Königreich von Theben wird von einer Sphinx bedroht, welche Ödipus besiegt und als Belohnung die verwitwete Königin Iokaste, seine Mutter, heiratet, mit der er vier Kinder zeugt.

    • Nach einer weiteren Befragung des Orakels und eines Sehers erfahren sie von ihren Verwandtschaftsverhältnissen, woraufhin sich Iokaste umbringt und Ödipus seine Augen blendet.

    • Damit wird die Voraussage doch erfüllt, obwohl alle versucht haben sie abzuwenden und dadurch erst zur Erfüllung beigetragen haben (=Tragik).


    Nachweise

    1. Abbildung 1: Bild von Rubén M. i Santos auf Pixabay, Public Domain.
    2. Abbildung 2: Bild von celtibere auf Pixabay, Public Domain.
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Ödipus

    Was bedeutet der Name Ödipus?

    Der Name Ödipus kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet Schwellfuß. Er trägt diesen Namen, weil ihm als Kind die Fersen durchgestochen und zusammengebunden wurden, sodass er Schwellfüße bekam.

    Wie heißt die Mutter von Ödipus?

    In den meisten Fassungen des Ödipus Mythos heißt Ödipus Mutter Iokaste.

    Wann spielt Ödipus?

    Ödipus ist eine Sage aus der griechischen Antike. Diese fand in einem Zeitraum von 800 v. Chr. bis 30 n. Chr. statt. Dazwischen ist die Sage zu verordnen.

    Wie stirbt Ödipus?

    Ödipus stirbt nicht, wie seine Mutter Iokaste, durch Selbstmord. Stattdessen lassen verschiedene Fassungen Ödipus zu unterschiedlichen Enden kommen. In der ältesten Fassung von Homer stirbt er in einer Schlacht.

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