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Soziale Frage

Der Begriff "Soziale Frage" steht im Zusammenhang mit den negativen Folgen der Industrialisierung und sollte im 19. Jahrhundert auf soziale Missstände aufmerksam machen, um politische Veränderungen zu ermöglichen.

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Der Begriff "Soziale Frage" steht im Zusammenhang mit den negativen Folgen der Industrialisierung und sollte im 19. Jahrhundert auf soziale Missstände aufmerksam machen, um politische Veränderungen zu ermöglichen.

Soziale Frage Definition: Was war die Soziale Frage?

Im Laufe des 19. Jahrhunderts kam der Begriff “Soziale Frage” auf. Aber was war die Soziale Frage? Vereinfacht gesagt beschreibt die Soziale Frage die Verarmung und Verelendung der Arbeiterschaft. Besonders betroffen von der Sozialen Frage und der Armut waren Arbeiter der Industrie. Mit der Industrialisierung in Deutschland entstanden viele soziale Probleme, die mit der Sozialen Frage angesprochen wurden.

Soziale Frage Ursache

Die Soziale Frage war nicht nur in Deutschland ein Problem, sondern in ganz Europa vor und während der Industrialisierung. Sie hatte zwei Entwicklungen zur Ursache. Zum einen setzte vor und mit der Industrialisierung ein enormes Bevölkerungswachstum ein, welches eine Massenverarmung zur Folge hatte. Zum anderen brachte die Industrialisierung selbst soziale Veränderungen mit, die insbesondere zur Verelendung der neuen Arbeiterklasse führten.

Soziale Frage Pauperismus

Bereits vor der Industrialisierung erlebten große Bevölkerungsteile in Europa eine Verelendung. Dabei beschreibt der Begriff “Pauperismus” die Massenverarmung. Grund für die Verarmung war ein starkes Bevölkerungswachstum Anfang des 19. Jahrhunderts in Verbindung mit einer Nahrungsknappheit.

Außerdem kam die Bauernbefreiung hinzu, also die Beendigung der Leibeigenschaft im 18. und 19. Jahrhundert. Dadurch stand es der ärmeren Landbevölkerung frei, sich andere Arbeit zu suchen. Gleichzeitig mussten sich viele ehemalige Bauern neue Arbeit in den Städten suchen, denn ihr eigenes Land reichte nicht aus, um die Familie zu versorgen. Denn mit der Agrargesellschaft konnte nicht genug Arbeit und Nahrung für die verarmte Bevölkerung bereitgestellt werden.

Du fragst Dich vielleicht, warum die Bevölkerung nicht ernährt werden konnte, obwohl in unserem Artikel zur Industrialisierung steht, dass die Technisierung der Landwirtschaft zu einer geringeren Sterblichkeit geführt hat? Das liegt an der Sättigungskrise. Anfänglich sorgte die Technisierung in der Landwirtschaft für ein starkes Bevölkerungswachstum, doch ab den 1830er-Jahren überstieg das Bevölkerungswachstum die Produktionsmöglichkeiten der Landwirtschaft. Dadurch konnte nicht genug Nahrung für die wachsende Bevölkerung bereitgestellt werden. Gleichzeitig fand der Bevölkerungsüberschuss keine Arbeit in der Landwirtschaft.

Soziale Frage Ausweg aus dem Pauperismus

Durch die Industrialisierung gab es immer weniger Hungersnöte, da es einen besseren wirtschaftlichen Austausch gab. Deshalb sicherte die Industrialisierung eine bessere Nahrungsversorgung. Dennoch dehnte sich die Verarmung der Bevölkerung auch während der Industrialisierung aus, vor allem auf die Arbeiter der Industrie.

Soziale Frage Sozialer Wandel und soziale Klassen

Die Gesellschaftsstruktur wurde mit der Industrialisierung nachhaltig verändert. Anders als in der vorangegangenen Ständegesellschaft waren die Menschen jetzt nicht mehr von der Bezugspersonen aus höheren Ständen abhängig, sondern Soziale Klassen bildeten sich.

Mehr dazu findest Du in unserem Artikel zur Klassengesellschaft.

Außerdem wurde den Menschen mit der Geburt nun kein Stand mehr zugeordnet, die Soziale Klasse konnte sich im Laufe des Lebens verändern. Die Bildung der Sozialen Klassen wurde durch den Kapitalismus begünstigt. Man spricht auch vom Wandel zur kapitalistischen Gesellschaft.

Die folgenden Aspekte definierten die Zugehörigkeit zu einer Sozialen Klasse: der Besitz von Kapital (zum Beispiel durch Eigentum an den Produktionsmitteln); der Berufsstatus; die Arbeits- und Lebensbedingungen; ähnliche Interessen oder Erfahrungen; gemeinsame Werte.

Diejenigen Personen, die sich den obigen Aspekten ähnelten, bildeten eine Soziale Klasse. Während der Hochindustrialisierung des deutschen Kaiserreichs dominierten zwei besonders dominante soziale Gruppierungen. Das war zum einen das Bürgertum und zum anderen die Arbeiterschaft. Diese beiden Klassen werden häufig auch als Bourgeoisie und Proletariat der Klassengesellschaft bezeichnet.

Da die Zugehörigkeit zu einer Klasse aber mit Veränderung des Bildungsstands oder des Einkommens wechseln konnten, gab es eine relativ hohe “soziale Mobilität”, die die Grenzen zwischen den Klassen weicher machte.

Eine “harte Grenze” blieb jedoch zum Beamtentum, dem Adel, und dem Militär bestehen. Diese wurden nämlich vor allem in der Politik bevorzugt. Deshalb spricht man auch von dem wilhelminischen Obrigkeitsstaat.

“Wilhelminisch” bezieht sich dabei auf die Regierungszeit Kaiser Wilhelms II. ab 1888.

Ein Obrigkeitsstaat existiert dann, wenn der Herrscher (im Fall des deutschen Kaiserreichs der Kanzler) die Beteiligungsmöglichkeiten des Volkes einschränkt.

An der Spitze der Industriegesellschaft verweilte der Adel, sowie hohe Geistliche, Beamte und Militärs. Das sogenannte Großbürgertum war eine neue Klasse der Industrialisierung und wurde aus den reichen Kapitalbesitzern, wie Bankiers und Unternehmern gebildet. Die Mittelschicht setzte sich auch aus Personen mit hinreichendem und gesichertem Einkommen zusammen. Dazu gehörten etwa Angestellte in der Verwaltung und Selbstständige. Aber auch Handwerker, Ladenbesitzer und Kleinhändler gehörten weiterhin zur Mittelschicht. Die unterste Soziale Klasse war die Unterschicht, zu der Tagelöhner, Landarbeiter, und vor allem Arbeiter der Industrie gehörten.

Der Obrigkeitsstaat bildete eines der Probleme der Sozialen Frage. Denn rechtlich gesehen waren die Arbeiter jeder anderen Klasse gleichgestellt, doch in der Praxis wurden sie benachteiligt. Politische Beteiligung wurde den Arbeitern erschwert und die Bedürfnisse der bessergestellten sozialen Klassen hatten Vorrang. Dadurch erst wurde die soziale Frage begünstigt.

Soziale Frage Klassensolidarität

Die Probleme der Sozialen Frage spiegelten sich vorwiegend in der Arbeiterklasse wider. Denn die Arbeiterklasse bildete sich erst aufgrund des weitverbreiteten Pauperismus auf dem Land. So wie die Industrialisierung auf die Arbeiter angewiesen war, waren die Arbeiter auf die Industrialisierung angewiesen. Denn die Menschen strömten massenweise in die Städte und Ballungsräume, um Arbeit zu finden.

Allerdings waren auch die Arbeitsplätze in der Industrie begrenzt. Somit entwickelte sich im Laufe der Industrialisierung ein Konkurrenzkampf unter den Arbeitern, um der drohenden Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken. Hinzu kam, dass die Arbeit in der Industrie auch für ungelernte Arbeiter zugänglich war. Somit ergaben sich soziale Unterschiede innerhalb der Arbeiterklasse. Es wurde unterschieden zwischen Facharbeitern, Ungelernten, dem Industriesektor, der Betriebsgröße, der Region und der Herkunft der Arbeiter.

Obwohl diese sozialen Unterschiede ziemlich gravierend sein konnten, haben sich die Arbeiter trotzdem zusammengeschlossen, um ihre Situation zu verbessern. Die Existenzbedrohung und die katastrophalen Arbeitsbedingungen motivierten die Arbeiter, ihre sozialen Unterschiede beiseitezulegen und sich innerhalb ihrer Klasse zu solidarisieren. Aus der Solidarität der Arbeiter bildete sich die Arbeiterbewegung, die in Streiks und Protesten auf die Situation aufmerksam machten.

Mehr zur Arbeiterbewegung kannst Du im gleichnamigen Artikel erfahren!

Das Klassenbewusstsein der Proletarier ergab sich aus ihren grundlegenden gemeinsamen Erfahrungen. Dazu gehörten die Abhängigkeit und die potenzielle Existenzbedrohung.

Soziale Frage – Industrialisierung und Probleme

Da durch die Industrialisierung neue Arbeitsplätze in den Fabriken geschafft wurden, drängten viele vom Pauperismus betroffene Menschen in die Städte, um Arbeit zu finden.

Allerdings war die Industrialisierung nicht die Lösung für die Menschen. Es gab zwar viele Arbeitsplätze, aber nicht genug für alle Arbeitssuchenden.

Außerdem war der Fabrikalltag von katastrophalen Arbeitsbedingungen geprägt. Lange Arbeitstage mit schwerer körperlichen Belastung, sowie Frauen- und Kinderarbeit führten zu Erschöpfung und Krankheiten unter den Arbeitern.

Hinzu kam, dass die Arbeiter nur sehr gering entlohnt wurden und wenig Rechte hatten. Dadurch konnte die eigene Familie oft nicht richtig ernährt werden und Unterernährung war weitverbreitet. Die Urbanisierung stellte ein weiteres Problem der Sozialen Frage dar.

Soziale Frage Aufnahme Wohnungselend StudySmarterAbb. 1 - Wohnungselend zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Soziale Frage Urbanisierung

Unter Urbanisierung versteht man die Ausbreitung von Städten. Damit ist sowohl das Wachstum von Städten, also die Verstädterung, als auch die Verteilung von städtischer Infrastruktur und Sozialleben im ländlichen Raum gemeint.

Der Pauperismus war unter anderem ein Grund für die Urbanisierung. Die meisten Menschen arbeiteten in der Landwirtschaft. Die Landwirtschaft brachte aber nicht genug Nahrung und Einkommen ein, um dieser Armut entgegenzuwirken. Mit dem Einsetzen der Industrialisierung bot sich den Verarmten die Hoffnung auf ein besseres Leben, da mit der Industrialisierung viele neue Arbeitsplätze in der Industrie geschaffen wurde.

Die ersten Industriegebiete bildeten sich jedoch in Städten, weil dort die nötige infrastrukturelle Anbindung für den Transport der Güter vorhanden war. Somit zog es die Arbeitssuchenden in die Industriegebiete der Städte. Dieses Phänomen der Land-Stadt-Wanderung nennt man “Landflucht”.

Mit dem Fortschreiten der Industrialisierung setzte sich das Drängen in die Städte immer weiter fort, da immer mehr Industriegebiete und Ballungsräume entstanden.

Ein weiterer Grund für die Landflucht war die Beendigung der Leibeigenschaft. Das bedeutete, dass Bauern und Gesellen nicht mehr unter ihrem Grundherren arbeiten mussten. Gleichzeitig waren sie nun aber auch auf sich selbst gestellt und hatten nicht genug Land, um für ihre Familie zu sorgen. Auch deshalb trieb es viele Menschen in die Städte, sie suchten dort nach besserer Arbeit.

Die Städte waren aber nicht auf das schnelle Bevölkerungswachstum in ihrem Gebiet vorbereitet. Daraus ergab sich, dass sich eine Wohnungsnot unter den Arbeitern ausbreitete. Der Platzmangel hatte drastische Auswirkungen auf die Lebensbedingungen der Arbeiter. Die vollgestopften Vorstädte mit ihren Mietskasernen wurden zu Arbeitervierteln.

Die Familie eines Arbeiters musste sich teilweise ein Zimmer teilen, da nicht genug Wohnraum oder Geld zur Verfügung stand. Toiletten wurden mit der ganzen Etage geteilt. Das hatte katastrophale Hygienestandards unter den Arbeitern zur Folge. Ein freies Bett im Zimmer wurde tagsüber oft an sogenannte Schlafburschen vermietet, um zusätzliche Einnahmen zu generieren. Durch das ständige Kommen und Gehen von fremden Personen im Zimmer wurden die Hygiene weiter verschlechtert.

Der Berliner Karikaturist Heinrich Zille zeichnete die Lebensbedingungen in den Arbeitervierteln. Er soll gesagt haben:

Man kann mit einer Wohnung einen Menschen genauso töten wie mit einer Axt.

Zusätzlich reichte der Lohn kaum, um die Familie zu ernähren. So verbreiteten sich unter den Arbeitern viele Krankheiten und Unterernährung. Zu den häufigsten Krankheiten unter den Arbeitern zählte Tuberkulose. Außerdem prostituierten sich viele Frauen und junge Mädchen, um zum Familieneinkommen beizutragen.

Tragisch an der Situation der Arbeiter war, dass die Kinder der Arbeiterklasse nur selten Chancen auf einen sozialen Aufstieg hatten. Durch die ständige Existenzbedrohung mussten Kinder schon früh zum Familieneinkommen beitragen. Kinderarbeit bedeutete aber auch einen Bildungsmangel, da der Schulgang zum Privileg für Familie mit genügendem Einkommen wurde. Ohne ausreichende Bildung war der soziale Aufstieg aber so gut wie unmöglich, da die Kinder nichts als ihre Arbeitskraft aufweisen konnten.

Soziale Frage Verelendung

Ein Blick auf die Bevölkerungsregister der Zeit zeigt, wie viele Menschen von der Verelendung betroffen waren. 65 bis 90 Prozent der städtischen Bevölkerung wurden der Unterschicht zugeordnet. Die Unterschicht wurde zu 50 Prozent von Menschen gebildet, die unter dem Existenzminimum lebten. Das heißt, diese Menschen mussten Betteln oder öffentliche Hilfe in Anspruch nehmen, um zu überleben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Hauptproblem der Sozialen Frage die Verelendung großer Bevölkerungsteile, insbesondere der Arbeiterschaft, war. Die Verelendung wurde begünstigt durch die Urbanisierung, das Ende der Leibeigenschaft und die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter.

Soziale Frage Lösungsansätze

Die Soziale Frage hat grundsätzlich zur Politisierung der Gesellschaft während der Industrialisierung geführt. Viele verschiedene Organisationen und Parteien haben sich in der Zeit gegründet, um eine Veränderung der Arbeiterlage zu bewirken. Dabei standen die Arbeiter hauptsächlich für sich selbst ein.

Es wurde aber auch von den gesellschaftlichen Eliten und Wissenschaftlern versucht, eine Lösung für alle zu finden. Unter den Arbeitern verbreiteten sich soziale Bewegungen, die Arbeiterbewegungen, um mehr Rechte einzufordern.

Soziale Frage Sozialismus

Der Sozialismus ist eine politische Richtung, die einen gemeinschaftlichen Besitz der Produktionsmittel anstrebt. Gleichheit und Gerechtigkeit sind in einer sozialistischen Gesellschaft von hohem Wert. Der Sozialismus bildete sich mit der Industrialisierung ab Ende des 18. Jahrhunderts.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts bildeten sich drei Zweige des Sozialismus aus: der Anarchismus, der Kommunismus und die sozialdemokratische Bewegung. Der Kommunismus und die sozialdemokratische Bewegung waren vom Marxismus abgeleitet und wurden zunehmend populär unter den Arbeitern.

Allerdings unterschieden sich die sozialdemokratische Bewegung und der Kommunismus in ihren Ansichten. Die Sozialdemokraten standen für Reformen, die die Politik und Gesellschaft im Umgang mit der Arbeiterschaft umsetzen sollten. Die Kommunisten sahen die einzige Lösung auf die Soziale Frage in der Verallgemeinerung von Firmen und der Befreiung der Arbeiterklasse. Vor allem das sozialdemokratische Konzept erwies sich in Bezug auf die Soziale Frage als zuverlässig.

Soziale Frage Sozialdemokratische Partei

Seit den 1840er-Jahren versuchten Arbeiter sich zu organisieren. Das Klassenbewusstsein trug stark zu ihrer Solidarisierung bei. Im Jahre 1875 vereinigten sich der Allgemeine Deutsche Arbeiterverband und die Sozialistische Arbeiterpartei und gründeten eine Arbeiterpartei, die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands. 1890 benannte sich die Partei in Sozialdemokratische Partei Deutschlands um, unter diesem Namen existiert die SPD noch heute. Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands warb in den Parlamenten für eine Verbesserung der Situation für die Arbeiter. Es wurden faire Löhne, Bildung und gleiche Rechte gefordert.

Der Reichskanzler Otto von Bismarck sah den Sozialismus als Bedrohung an. Um die Sozialdemokraten zu schwächen, hat Bismarck das sogenannte Sozialistengesetz im Jahr 1878 entworfen. Dennoch reagierte Bismarck auf den Appell der Arbeiter und führte eine umfassende Sozialgesetzgebung ein. Die Sozialgesetzgebung war auch eine wichtige Entwicklung in Bismarcks Innenpolitik und der Industrialisierung in Deutschland. Somit erfüllte sich letztlich der Ruf nach Reformen, wie die Sozialisten es forderten, wenn auch unter der Kontrolle von Bismarck.

Somit war die Hauptlösung der Sozialen Frage die Entwicklung der modernen Sozialpolitik. Arbeiter wurden nach und nach abgesichert durch Kranken-, Unfall- und Altersversicherungen. Der Staat hat sich zu einem Wohlfahrtsstaat entwickelt.

Soziale Frage Unternehmerische Ansätze

Mit fortschreitendem Elend konnten sich die Unternehmer nicht mehr lange gegen die Forderungen der Arbeiter wehren. Zudem wollten die Unternehmer den Sozialismus auch in Grenzen halten, da der Sozialismus eine Gefahr für ihre Gewinnmaximierung darstellte. Daraus ergab sich, dass sich die Arbeitsbedingungen in den Fabriken nach und nach verbesserten. Die Fabrikanten Harkort, Abbe und Krupp galten als besonders arbeiterfreundlich.

  • Der Unternehmer Friedrich Harkort führte eine Krankenkasse in seinem Betrieb ein, und wollte, dass Krankenkassen auch in Gemeinden durchgesetzt werden. Er förderte auch genossenschaftliche Strukturen.
  • Auch Alfred Krupp hatte eine betriebliche Krankenkasse in seinem Werk, die auch eine Rente umfasste. Selbst Wohnungen ließ Krupp für seine Arbeiter errichten.
  • Abbes Arbeiterfürsorge äußerte sich in der Einführung des Achtstundentages, Anspruch auf Urlaub und Schutz des Arbeitsplatzes.

Alfred Krupp – Soziale Frage

Alfred Krupp übernahm die Kruppsche Gussstahlfabrik seines Vaters, wodurch er sich mit der Sozialen Frage beschäftigen musste. Die Kruppsche Gussstahlfabrik gehörte damals zu den größten industriellen Unternehmen in Europa und ging später in der ThyssenKrupp AG auf.

Soziale Frage Kirche

Die Kirche engagierte sich ebenso, um die gesellschaftliche Situation zu verbessern. Hier standen vor allem die christlichen Werte im Vordergrund, die die Gesellschaft wieder zum Glauben bewegen sollten. Hilfsangebote wurden von den Kirchen bereitgestellt.

Adolph Kolping gilt als eine Leitfigur in der katholischen Sozialarbeit. 1849 gründete er den ersten Gesellenverein, der Handwerksgesellen existenziellen und moralischen Halt bot. Die Gesellenvereine entwickelten sich weiter und es wurde sogar das internationale Kolpingwerk ins Leben gerufen. In Gesellenhäusern fanden die umherwandernden Gesellen eine Unterkunft und Bildungsstelle für religiöse und politische Anliegen.

Die innere Mission war eine evangelische Sozialreform, die besonders von Johann Hinrich Wichern angeleitet wurde. Soziale Einrichtungen von Kindergärten, über Bibelkreisen, zu Altenfürsorge wurden errichtet.

Wilhelm Emmanuel Ketteler erneuerte die katholische Soziallehre und setze sich für die Umsetzung von staatlicher Sozialpolitik ein. Ab 1869 unterstütze er sogar die Gewerkschaften, solange diese dem christlichen Leitfaden folgten.

Selbst der Papst äußerte sich zu den Missständen. Papst Leo XIII. verankerte in seinem Rundschreiben, der Sozialenzyklika “Rerum novarum”, von 1891 den katholischen Leitweg im Umgang mit der Arbeitersituation. Der Staat, so der Papst, müsse durch Gesetze den Arbeitern zum Wohlstand verhelfen.

Soziale Frage heute

Auch heute noch existiert die Soziale Frage, wenngleich sich die Umstände in den letzten Jahrhunderten stark geändert haben. Expertinnen und Experten sprechen von der "Neuen Sozialen Frage", wobei wiederum von mehreren sozialen Problemen die Rede ist. Dazu gehören

  • neue Formen der Armut (bspw. im Rentenalter),
  • Wohnungsraumknappheit,
  • Diskriminierung und Ausgrenzung bestimmter Bevölkerungsgruppen sowie
  • Probleme alleinerziehender Elternteile.

Soziale Frage 19. Jahrhundert Das Wichtigste

  • Soziale Frage – Definition: Die Soziale Frage machte auf Missstände der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter während der Industrialisierung aufmerksam. Vereinfacht gesagt beschreibt die Soziale Frage die Verarmung und Verelendung der Arbeiterschaft.
  • Soziale Frage Ursache:
    • enormes Bevölkerungswachstum, welches eine Massenverarmung zur Folge hatte
    • soziale Veränderungen durch die Industrialisierung, die insbesondere zur Verelendung der neuen Arbeiterklasse führten
  • Soziale Frage – Industrialisierung: Die Gesellschaft erlebte während der Industrialisierung einen sozialen Wandel.
  • Soziale Frage – Probleme:
    • Urbanisierung
    • Arbeitslosigkeit
    • fehlender Wohnraum
    • Armut
    • Unterernährung
    • mangelnde Hygiene
  • Soziale Frage – Lösungsansätze:
    • Arbeiterbewegungen entstanden, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
    • Der Sozialismus entwickelte sich als politische Richtung, um Arbeiter zu unterstützen.
    • Die Sozialpolitik mit dem Sozialistengesetz setzte sich durch, und Deutschland wurde zum Wohlfahrtsstaat.
  • Alfred Krupp – Soziale Frage: Alfred Krupp hatte eine betriebliche Krankenkasse in seinem Werk, die auch eine Rente umfasste. Selbst Wohnungen ließ Krupp für seine Arbeiter errichten.
  • Soziale Frage – Kirche: Die Kirche engagierte sich ebenso, um die gesellschaftliche Situation zu verbessern. Hier standen vor allem die christlichen Werte im Vordergrund, die die Gesellschaft wieder zum Glauben bewegen sollten. Hilfsangebote wurden von den Kirchen bereitgestellt.
  • Soziale Frage – heute:
    • neue Formen der Armut (bspw. im Rentenalter)
    • Wohnungsraumknappheit
    • Diskriminierung und Ausgrenzung bestimmter Bevölkerungsgruppen
    • Probleme alleinerziehender Elternteile.

Nachweise

  1. beb.de: Soziale Frage. (29.09.2022)
  2. Abb. 1 - Wohnungslened von Bundesarchiv (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-1983-0225-309,_Wohnungselend.jpg?uselang=de), Bild 183-1983-0225-309 unter der Lizenz von CC-BY-SA 3.0

Häufig gestellte Fragen zum Thema Soziale Frage

Die soziale Frage war im Laufe des 19. Jahrhunderts. Zuerst etablierte sich der Begriff im Zusammenhang mit dem Pauperismus, also der Verarmung großer Bevölkerungsteile, in de 1830-er Jahren. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts betraf die soziale Frage vor allem Industriearbeiter und deren Familien.

Die soziale Frage addressiert die sozialen Missstände der unteren Bevölkerungsschichten und der Arbeiterschaft zur Zeit der Industrialisierung.

Zunächst entstand die soziale Frage als Reaktion auf den Pauperismus, da große Bevölkerungsteile verarmten und verelendeten. Dann bezog sich die soziale Frage auch auf die Industriearbeiter, da diese katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen ausgesetzt waren. Damit stellte die soziale Frage diese Missstände in den Vordergrund der gesellschaftlichen Probleme.

Die soziale Frage wurde nicht von einer Person gelöst. Der Sozialismus gilt als ein großer Bestandteil für die Lösung der sozialen Frage. Denn mit dem Sozialismus wurden die Missstände der Arbeiter in die Politik gebracht und dort addressiert. Außerdem nahmen sich Unternehmer selbst den schlechten Bedingungen ihrer Arbeiter an. Aber auch Kirchen und soziale Einrichtungen boten Hilfsangebote für die Arbeiter und Armen.

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