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Rücklagen Definition
Rücklagen im Unternehmen sind üblich. Das ist vergleichbar mit einem normalen Haushalt. Hast Du beispielsweise etwas von deinem Taschengeld oder Ausbildungsgehalt über, legst Du es in eine Spardose. Wenn Du Dir etwas Großes anschaffen möchtest oder eine unvorhergesehene Rechnung anfällt, hast Du zum Glück diese Rücklagen. So ähnlich ist das auch bei großen Unternehmen.
Rücklagen sind eine Art von Eigenkapital und werden für bestimmte Ereignisse zurückgelegt. Diese Rücklagen dienen als Reserven, um wirtschaftsschwache Perioden auszugleichen. Rücklagen entstehen durch Gewinne, die nicht oder nur zum Teil ausgeschüttet wurden. Dieses Einbehalten von Gewinnen wird auch Gewinnthesaurierung oder offene Selbstfinanzierung genannt.
Stille Rücklagen
An dieser Stelle ist es sinnvoll zu erwähnen, dass es zwei unterschiedliche Arten von Rücklagen gibt: die stillen und die offenen Rücklagen.
Die Stillen Rücklagen werden in der Bilanz nicht beachtet. Diese Rücklagen sind unsichtbar. Sie entstehen durch Beträge, die geschätzt oder gerundet werden. Folglich entstehen unterbewertete Vermögenswerte bzw. überbewertete Schuldwerte. Das Unternehmen besitzt in Wirklichkeit mehr Eigenkapital im Vergleich zur Bilanz.
Das Unternehmen von Uwe kauft einen neuen Firmenwagen für 70.000 €. Dieser Wagen wird über 7 Jahre abgeschrieben. Nach dem Ablauf der 7 Jahre hat das Auto einen Buchwert von einem Euro. So ist das zu mindestens auf der Bilanz. Doch in der Realität ist das Auto mehr wert als diesen einen Euro. Durch die Schätzung bzw. die Unterbewertung des Vermögensgegenstandes entstehen stille Rücklagen.
Offene Rücklagen
Die zweite Form der Rücklagen sind die offenen Rücklagen.
Offenen Rücklagen müssen in der Bilanz ausgewiesen werden. Dies geschieht unter dem Posten der Gewinn und Kapitalrücklagen. Diese Pflicht betrifft jedoch nur Kapitalgesellschaften. Die erwirtschafteten Gewinne können nicht direkt als gezeichnetes Stammkapital verbucht werden, da das Stammkapital nur durch Kapitalerhöhungen erhöht werden kann. Das gezeichnete Kapital ist die Summe, die die Gesellschafter bei der Unternehmensgründung hinterlegen. Folglich müssen die Gewinne als offene Rücklagen in der Bilanz ausgezeichnet werden.
Rücklagen Bilanz
Die offenen Rücklagen müssen in der Bilanz ausgezeichnet werden. Diese Pflicht gibt es jedoch nur für Kapitalgesellschaften. Die offenen Rücklagen werden unter dem Posten des Eigenkapitals in der Bilanz gezeichnet. Stille Rücklagen müssen nicht ausgezeichnet werden und sind unsichtbar in der Bilanz. Deshalb auch der Name "Stille Rücklagen".
Unterschied Rücklagen und Rückstellungen
Rücklagen und Rückstellungen werden im alltäglichen Sprachgebrauch oft als Synonyme verwendet, jedoch beschreiben diese zwei Begriffe unterschiedliche Dinge.
Rücklagen gehören zum Eigenkapital und werden variabel genutzt. Variabel bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sie nicht genau einem Verwendungszweck zugeschrieben werden.
Die Bildung von Rücklagen ist sogar teilweise gesetzlich vorgeschrieben. Rücklagen werden außerdem gebildet, um wirtschaftlich schwache Jahre ausgleichen zu können.
Rückstellungen gehören zum Fremdkapital und werden absichtlich gebildet, um Verbindlichkeiten, die im nächsten Geschäftsjahr anfallen, zu bezahlen bzw. ausgleichen zu können.
Dem Unternehmen ist bekannt, dass eine Verbindlichkeit eintritt, jedoch sind die Faktoren der Zeit und der Höhe der Verbindlichkeit noch unklar. Rückstellungen müssen in der Bilanz als Aufwand ausgewiesen werden. Dieser Posten darf erst ausgelöst werden, wenn die Höhe der Verbindlichkeit bekannt ist. Rückstellungen werden also für einen bestimmten Verwendungszweck gebildet.
Das Unternehmen von Lisa hat, nachdem sie die Steuererklärung letztes Jahr abgeschickt hat, die Nachricht erhalten, dass eine Steuernachzahlung anfällt. Dies stellt eine Verbindlichkeit, die im Laufe des Geschäftsjahres anfallen wird, dar. Jedoch ist unklar, wann und in welcher Höhe die Zahlung fällig ist. Jetzt muss Lisa die Nachzahlung zunächst als Aufwand verbuchen, bis sie nähere Informationen hat.
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Rücklagen bilden
Wie bereits erwähnt sind nur Kapitalgesellschaften dazu verpflichtet Rücklagen zu bilden. Doch wie werden die Rücklagen gebildet und woher kommt das Geld? An dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen, dass es mehrere Arten von offenen Rücklagen gibt.
Dabei ist die Kapitalrücklage die einzige Form der Rücklagen, bei der das Kapital von außen zugeführt wird. Das kann beispielsweise durch die Ausschüttung neuer Aktien oder neuer Anteile passieren.
Gewinnrücklagen
Die Gewinnrücklagen werden ebenfalls noch mal in verschiedene Formen unterteilt. Generell werden die Gewinnrücklagen aus den Jahresüberschüssen gebildet. Ein Teil der Gewinne wird ausgeschüttet und der Rest wird als Rücklage einbehalten.
In §266 Absatz 3 im Handelsgesetzbuch findest Du alle Unterarten noch mal genau aufgezählt. Hier hast Du schon mal einen kleinen Überblick.
- Gesetzliche Rücklagen
- Rücklage für Anteile an einem herrschenden oder mehrheitlich beteiligten Unternehmen
- Satzungsmäßigen Rücklagen.
Gesetzliche Rücklagen
Zum einen gibt es die gesetzliche Rücklage, diese ist §150 AktG geregelt. Alle Kapitalgesellschaften müssen 5 % des korrigierten Jahresüberschusses in die Rücklagen investieren. Dies muss so lange durchgeführt werden, bis die Kapitalrücklage insgesamt 10 % des Grundkapitals abdeckt. Eine ähnliche gesetzliche Regelung gilt für Unternehmergesellschaften. Diese sind dazu verpflichtet 25 % des Jahresüberschusses in die gesetzliche Rücklage zu investieren.
Die Unternehmergesellschaft von Marie stellt verschiedene Kerzen her. Da sie als Rechtsform die UG gewählt hat, ist sie gesetzlich dazu verpflichtet 25 % des Jahresüberschusses in die gesetzlichen Rücklagen zu stecken. Bei einem Jahresüberschuss von 50.000 € wären 25 % 12.500 €. Dieser Betrag muss in die gesetzliche Rücklage investiert werden.
Rücklagen für Anteile an einem herrschenden oder mehrheitlich beteiligten Unternehmen
Die zweite Form der Gewinnrücklage ist die Rücklage für Anteile an einem herrschenden oder mehrheitlich beteiligten Unternehmen. Diese Form ist in § 272 Abs. 4 Satz 2 HGB geregelt. Dieser Paragraf besagt, dass der gleiche Betrag, der für die Rücklagen gebildet wird, auch auf der Aktivseite in der Bilanz abgebildet werden muss. Diese Gewinnrücklagen werden unter dem Posten Umlaufvermögen und Anteile an verbundenen Unternehmen gebucht.
Satzungsmäßige Rücklagen
Die dritte Form der Gewinnrücklagen sind die satzungsmäßigen Rücklagen. Diese Rücklagen können, sofern es die Satzung des Unternehmens zulässt, höher ausfallen. Es besteht die Möglichkeit, dass bis zu 50 % des Jahresüberschusses in andere Gewinnrücklagen investiert bzw. eingestellt werden. Diese Art der Gewinnrücklage ist jedoch keine gesetzlich verpflichtende Rücklage.
Das Unternehmen von Uwe entscheidet sich dazu, einen höheren Jahresüberschuss als gesetzlich vorgeschrieben zurückzulegen. Das Unternehmen hat einen Jahresüberschuss von 100.000 €. Nach der Satzung des Unternehmens ist es möglich, höhere Rücklagen zu bilden. Das Team entscheidet sich dazu, Rücklagen in Höhe von 40.000 € zu bilden. Das sind insgesamt 40 %.
Auflösung von Rücklagen
Rücklagen können auch aufgelöst werden, wenn diese benötigt werden. Das ist der ganze Sinn bzw. das Ziel hinter der Bildung der Rücklagen. Die Auflösung der Rücklagen kann zum Beispiel bei einem Jahresfehlbetrag oder einem Verlustvortrag sinnvoll sein. Das Unternehmen kann so die Verluste, die entstehen, mit den Rücklagen ausgleichen. Bei gesetzlichen Rücklagen müssen strenge Regeln beachtet werden. Dabei ist es nicht ganz so simpel, die Rücklagen "einfach" aufzulösen. Detaillierte gesetzliche Auflösungsregeln müssen angewendet werden.
Auch bei anderen Gewinnrücklagen muss das Organ, welches zuständig für den Jahresabschluss ist, die Rücklagen auflösen. Diese Organe können etwa der Aufsichtsrat, der Vorstand oder die Hauptversammlung sein. Nur mit deren Zustimmung darf die Rücklage aufgelöst werden.
Das Unternehmen von Klaus muss einen Verlustvortrag von 25.000 € aus dem letzten Geschäftsjahr begleichen. Da sein Unternehmen Rücklagen gebildet hat, kann er diese für die momentane Ausnahmesituation nutzen. Die Zuständigkeit für den Jahresabschluss hat der Vorstand. Diese müssen die Auflösung der Rücklagen genehmigen und initiieren.
Rücklagen Beispiel
Damit Du die Thematik besser verstehst, wird Dir das Wissen nun an einem Beispiel erläutert:
Ninas Produktionsfirma "N&N GmbH" stellt Nagellack her. Sie ist seit ca. 2 Jahren erfolgreiche Unternehmerin und Gesellschafterin ihrer eigenen Firma. Vor zwei Wochen hat sich Ninas Team dazu entschieden, zwei neue Firmenwägen für jeweils 10.000 € zu kaufen. Diese sind jetzt notwendig, da das Team vermehrt Termine außerhalb des Büros hat.
Ihre Buchhalterin macht Nina darauf aufmerksam, dass sie mit dem Kauf und der linearen Abschreibung der Autos über 5 Jahre eine stille Rücklage bildet. Diese stillen Rücklagen, welche durch die lineare Abschreibung entstehen, müssen jedoch nicht in der Bilanz ausgewiesen werden. Da die beiden Autos nach dem Ende der Abschreibung rein buchhalterisch nur einen Euro wert sind, sind die beiden Vermögenswerte unterbewertet. In Realität sind die beiden Autos nach 5 Jahren Nutzung deutlich mehr Wert als nur einen Euro. Wie schon erwähnt, müssen diese stillen Rücklagen nicht in der Bilanz aufgezeigt werden. Jedoch ist es wichtig, dass die Gesellschafter*innen diese Rücklagen im Hinterkopf behalten.
Das Geschäftsjahr der N&N GmbH neigt sich dem Ende zu und Nina und ihr Team müssen, als Kapitalgesellschaft, eine Bilanz bzw. einen Jahresabschluss erstellen. Nach der Aufstellung ist bekannt, wie viel Jahresüberschuss das Unternehmen erwirtschaftet hat. Da Ninas Unternehmen eine Kapitalgesellschaft ist, sind sie außerdem dazu verpflichtet, eine gesetzliche Rücklage zu bilden. Diese Rücklage muss 5 % des korrigierten Jahresüberschusses betragen. Dies muss so lange durchgeführt werden, bis die Kapitalrücklage insgesamt 10 % des Grundkapitals abdeckt.
In Ninas Unternehmen beträgt der Jahresüberschuss 70.000 €.
Das Grundkapital beträgt 150.000 €.
Die Kapitalrücklage im Unternehmen beträgt bereits 10.500 €, das sind 7 % des Grundkapitals. Da die gesamte Kapitalrücklage mindestens 10 % des Grundkapitals betragen muss, muss N&N dieses Jahr erneut eine Rücklage bilden.
5 % von dem Jahresüberschuss 70.000 € betragen 3.500 €.
Das heißt, N&N muss 3.500 € als Rücklage bilden.
Rücklagen – Das Wichtigste
- Rücklagen gehören zum Eigenkapital
- Rücklagen werden gebildet, um wirtschaftsschwache Perioden auszugleichen
- Rücklagen gehören zum Eigenkapital und werden variabel genutzt
- Stillen Rücklagen werden in der Bilanz nicht beachtet
- Diese Beträge entstehen durch Schätzungen der Beträge und sind nicht genau genug
- Offene Rücklagen müssen in der Bilanz für Kapitalgesellschaften beachtet werden
- Rückstellungen gehören zum Fremdkapital und werden absichtlich gebildet, um anfallende Geschäfte zu bezahlen
- Es gibt mehrere Arten, Rücklagen zu bilden:
- Gesetzliche Rücklagen
- Satzungsmäßige Rücklagen
- Rücklagen für Anteile an einem herrschenden Unternehmen
- Die Auflösung von Rücklagen muss durch das Organ erfolgen, welches auch zuständig für den Jahresabschluss ist
Nachweise
- Bwl-lexikon.de. Gewinnrücklagen. (17.10.2022)
- Rechnungswesen-portal.de. Unterschied zwischen Rückstellungen und Rücklagen. (17.10.2022)
- Rechnungswesen-portal.de. Offene Rücklagen. (17.10.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Rücklagen
Welche Arten von Rücklagen gibt es?
Es gibt die stillen und die offenen Rücklagen. Die offenen Rücklagen lassen sich noch in drei weitere Arten unterteilen: gesetzliche Rücklagen, Rücklage für Anteile an einem herrschenden oder mehrheitlich beteiligten Unternehmen und die satzungsmäßigen Rücklagen.
Wo sieht man stille Reserven?
Die Stillen Rücklagen werden in der Bilanz nicht beachtet. Diese Rücklagen sind unsichtbar. Diese Rücklagen entstehen durch Beträge, die geschätzt oder gerundet werden.
Was sind offene Reserven?
Offenen Rücklagen müssen in der Bilanz ausgewiesen werden. Dies geschieht unter dem Posten der Gewinn- und Kapitalrücklagen. Diese Pflicht betrifft jedoch nur Kapitalgesellschaften. Die erwirtschafteten Gewinne können nicht direkt als gezeichnetes Stammkapital verbucht werden, da das Stammkapital nur durch Kapitalerhöhungen erhöht werden kann. Folglich müssen die Gewinne als offene Rücklagen in der Bilanz ausgezeichnet werden.
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