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Du lernst in der kaufmännischen Ausbildung viele wichtige Konzepte und Prinzipien kennen. Eines davon ist das Niederstwertprinzip, das eine wesentliche Rolle in der Buchhaltung spielt. Dieser Artikel gibt dir eine detaillierte Übersicht über das Niederstwertprinzip, seine Definition, Anwendungsbereiche und Unterschiede zwischen strengem und gemildertem Niederstwertprinzip. Ebenso werden praktische Beispiele und eine Schritt-für-Schritt Anleitung zur Berechnung bereitgestellt.
Das Niederstwertprinzip ist ein anerkannter Grundsatz ordnungsmäßiger Buchführung (GoB). Gemäß diesem Prinzip sollen Vermögensgegenstände nicht höher bewertet werden, als sie am Bilanzstichtag tatsächlich wert sind. Das bedeutet, dass bei der Bewertung von Vermögensgegenständen der niedrigere Wert zwischen Anschaffungs- oder Herstellungskosten und dem aktuellen Marktwert verwendet wird.
Wenn du zum Beispiel eine Ware für 100 Euro gekauft hast, diese aber zum Bilanzstichtag nur noch 80 Euro wert ist, ist nach dem Niederstwertprinzip der Wert in der Bilanz mit 80 Euro anzugeben.
Das Niederstwertprinzip findet in verschiedenen Bereichen der Buchhaltung Anwendung. Insbesondere betrifft es die Bewertung von Vermögensgegenständen im Umlaufvermögen und Anlagevermögen sowie bei Schulden.
In der Praxis bedeutet dies, dass Waren, Forderungen, Wertpapiere und andere Gegenstände des Umlaufvermögens sowie Anlagevermögen und Schulden nach dem Niederstwertprinzip bewertet werden müssen.
Im Bereich des Umlaufvermögens ist das Niederstwertprinzip besonders wichtig. Es gilt für einzelne Vermögensgegenstände wie beispielsweise Vorräte und Forderungen.
Vermögensgegenstand | Bewertungsansatz nach dem Niederstwertprinzip |
Vorräte | Niedrigerer Betrag aus Anschaffungs-/Herstellungskosten und tageswert |
Forderungen | Niedrigerer Betrag aus buchmäßigem Wert und wahrscheinlichem Zahlungseingang. |
In der Praxis wird das Niederstwertprinzip häufig mit dem Höchstwertprinzip kombiniert. Beide Prinzipien haben das gemeinsame Ziel, eine Über- oder Unterbewertung zu vermeiden. Während das Niederstwertprinzip verhindert, dass Vermögensgegenstände zu hoch bewertet werden, sorgt das Höchstwertprinzip dafür, dass sie nicht zu niedrig bewertet werden.
Stell dir vor, du hast eine Forderung in Höhe von 100 Euro. Durch eine zwischenzeitliche Währungsaufwertung ist der aktuelle Wert dieser Forderung jedoch nur noch 95 Euro. Nach dem Niederstwertprinzip müsstest du die Forderung nun mit 95 Euro bewerten. Allerdings bekommst du vom Schuldner noch 100 Euro, da die Forderung auf Euro lautet. Hier greift nun das Höchstwertprinzip und lässt dich die Forderung mit 100 Euro bewerten.
In der Buchhaltung und im kaufmännischen Bereich stößt du vermutlich auf zwei Arten des Niederstwertprinzips: das gemilderte und das strenge Niederstwertprinzip. Beide haben ihre spezifischen Anwendungsbereiche und Besonderheiten, die es zu verstehen gilt.
Sowohl das gemilderte als auch das strenge Niederstwertprinzip sind darauf ausgerichtet, Vermögensgegenstände korrekt zu bewerten. Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden liegt jedoch in ihrer Anwendung und ihrer Toleranz gegenüber temporären Wertminderungen.
Das gemilderte Niederstwertprinzip nimmt kurzfristige Wertminderungen nicht in Betracht, sofern davon auszugehen ist, dass diese sich bis zum Bilanzstichtag wieder erholen. Folglich wird hier ein Wertverlust nur dann angesetzt, wenn die Wertminderung voraussichtlich von Dauer ist.Im Gegensatz dazu steht das strenge Niederstwertprinzip, welches bei der Bewertung auch temporäre Wertminderungen berücksichtigt. Somit wird jeglicher Wertverlust am Abschlussstichtag berücksichtigt, unabhängig davon, ob er von Dauer ist oder nicht.
Wenn du Vorräte bewertest und diese kurzfristig an Wert verlieren, würdest du nach dem gemilderten Niederstwertprinzip ihren Wertverlust in der Buchhaltung nicht berücksichtigen, sofern davon auszugehen ist, dass sich der Wert bis zum Bilanzstichtag wieder erholt. Nach dem strengen Niederstwertprinzip hingegen, würdest du den Vorräten den niedrigeren Wert zuteilen, da hier auch temporäre Wertverluste zur Wertberechnung herangezogen werden.
Das Handelsgesetzbuch (HGB) regelt in Deutschland, wie das Niederstwertprinzip anzuwenden ist. Dabei wird unterschieden zwischen dem gemilderten und dem strengen Niederstwertprinzip. Beide Prinzipien werden aber auch in internationalen Rechnungslegungsstandards wie IFRS und US-GAAP verwendet, wenn auch mit einigen Unterschieden.
Das gemilderte Niederstwertprinzip nach HGB wird laut § 253 Abs. 3 Satz 3 HGB angewendet für:
Auf der anderen Seite, wird das strenge Niederstwertprinzip nach HGB laut § 253 Abs. 3 Satz 1 HGB angewendet für:
Es ist wichtig zu betonen, dass die Entscheidung, ob eine Wertminderung von Dauer ist oder nicht, vom Unternehmer selbst zu treffen ist. Dies erfordert oft eine sorgfältige Analyse der Marktsituation und der zukünftigen Ertragsperspektiven.
Angenommen, du besitzt eine Maschine, die an Wert verloren hat. Du erwartest jedoch, dass sich dieser Wert vor dem Bilanzstichtag wieder erholt. Dann würdest du nach dem HGB und dem gemilderten Niederstwertprinzip diese Wertminderung nicht in der Bilanz berücksichtigen. Ist der Wertverlust jedoch dauerhaft, etwa durch technischen Fortschritt oder dauerhafte Marktveränderungen, wird die Maschine nach dem strengen Niederstwertprinzip bewertet und der Wertverlust in der Bilanz ausgewiesen.
Um das Niederstwertprinzip in der Praxis anzuwenden, steht die Bewertung des Vermögensgegenstands im Vordergrund. Die Schritte zur korrekten Bewertung sind einfach, müssen jedoch genau befolgt werden:
Angenommen, du betreibst ein Handelsunternehmen und hast 100 Einheiten eines Produkts zum jeweiligen Preis von 10 Euro gekauft. Die Anschaffungskosten betragen also \(10 Euro \times 100 Einheiten = 1000 Euro\). Am Bilanzstichtag hat sich der Marktpreis des Produkts jedoch auf 8 Euro pro Einheit reduziert.
Um das Niederstwertprinzip anzuwenden, vergleiche einfach die Anschaffungs-/Herstellungskosten mit dem aktuellen Marktwert:
Anschaffungskosten | 1000 Euro |
Aktueller Marktwert (8 Euro \(\times\) 100 Einheiten) | 800 Euro |
Das Niederstwertprinzip fordert, dass du den niedrigeren Wert, also den aktuellen Marktwert (800 Euro), in der Bilanz ausweist. Ein Verlust von 200 Euro würde sich also in der Bilanz zeigen.
Dieses Beispiel demonstriert, wie das Niederstwertprinzip Buchhaltern hilft, die tatsächlichen Werte der Vermögensgegenstände zu ermitteln, um eine überbewertete Aufstellung des Unternehmensvermögens zu vermeiden.
Im Zusammenhang mit dem Niederstwertprinzip trägt das Imparitätsprinzip eine wesentliche Rolle. Sie sind nicht nur eng miteinander verknüpft, sondern das Niederstwertprinzip ist tatsächlich eine Ausprägung des Imparitätsprinzips.
Das Imparitätsprinzip ist ein weiterer GoB, der besagt, dass Verluste und Aufwendungen, die am Stichtag absehbar sind, auch dann zu berücksichtigen sind, wenn sie erst nach dem Stichtag eintreten. Während bereits realisierte Gewinne berücksichtigt werden, dürfen erwartete Gewinne noch nicht berücksichtigt werden.
Das Imparitätsprinzip fördert somit eine vorsichtige Bewertung und eine möglichst realitätsnahe Darstellung der finanziellen Situation des Unternehmens. In diesem Sinne greift das Niederstwertprinzip diesen Gedanken auf und wendet ihn spezifisch auf die Bewertung von Vermögensgegenständen an.
Ein Unternehmen, das eine beträchtliche Menge an Vorräten hält, die im Wert gefallen sind, könnte versucht sein, sie zum ursprünglichen Kaufpreis zu bilanzieren, um den Verlust zu verbergen. Aber dank des Imparitäts- und Niederstwertprinzips wird dies vermieden. Beide sorgen dafür, dass das Unternehmen den Wertverlust anerkennt und in den Büchern korrekt darstellt. Folglich werden potenzielle Investoren und andere Stakeholder nicht getäuscht und erhalten ein genaues Bild der finanziellen Gesundheit des Unternehmens.
Daher bestätigt das Niederstwertprinzip die Besonderheit des Imparitätsprinzips in der kaufmännischen Ausbildung und Praxis, und es dient dazu, ein realistisches und konservatives Bild der finanziellen Situation eines Unternehmens zu zeichnen.
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