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Gerechtigkeitsprinzipien

Jeder Mensch hat ein anderes Verständnis von Gerechtigkeit. Was bedeutet Gerechtigkeit? Ist es gerecht, wenn alle Menschen dasselbe bekommen? Über das Thema Gerechtigkeit lässt sich viel diskutieren. In diesem Artikel geht es um Gerechtigkeitsprinzipien und der Theorie der Gerechtigkeit von John Rawls.

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Jeder Mensch hat ein anderes Verständnis von Gerechtigkeit. Was bedeutet Gerechtigkeit? Ist es gerecht, wenn alle Menschen dasselbe bekommen? Über das Thema Gerechtigkeit lässt sich viel diskutieren. In diesem Artikel geht es um Gerechtigkeitsprinzipien und der Theorie der Gerechtigkeit von John Rawls.

Gerechtigkeitsgrundsätze – Definition von Gerechtigkeit

Um das Thema Gerechtigkeit zu verstehen, solltest Du als Erstes die allgemeine Definition von Gerechtigkeit kennen.

Gerechtigkeit beschreibt grundsätzlich ein Prinzip, nach dem jedem Menschen genau die gleichen Rechte zur Verfügung stehen soll. Gerechtigkeit regelt auch zwischenmenschliche Beziehungen.

Aber findest Du es ist gerecht, wenn Dein Bruder oder Deine Schwester genauso viel Taschengeld bekommen wie Du, obwohl sie auch regelmäßig Geld von einer Tante bekommen und einige Jahre jünger sind?

Oder stell Dir vor, Du läufst durch die Innenstadt. An einer Ecke sitzt ein Obdachloser, der Flöte spielt und das auch nicht besonders gut. Ein Stück weiter spielen dagegen zwei Kinder exzellent Violine. Beim Vorbeigehen hast Du dem Obdachlosen einen Euro in seinen Becher geworfen, bei den Kindern aber viel mehr Geld. Ist das jetzt gerecht?

Viele Philosophen, wie Aristoteles und Platon, beschäftigten sich mit dem Thema Gerechtigkeit. Doch in diesem Artikel soll es vorwiegend um Rawls Gedanken zur Gerechtigkeit gehen.

Rawls Gerechtigkeitsgrundsätze

John Rawls lebte von 1921 bis 2002 und war ein Philosoph und Professor an der Harvard University. In seinem Buch "Theory of Justice" beschäftigte er sich mit der Frage, wie man eine Gesellschaft gerecht aufbauen könne. Sein Buch gilt als eines der einflussreichsten und wichtigsten Werke in der Philosophie. Hier legte er den modernen Kontraktualismus als Alternative zum Utilitarismus dar.

Der Utilitarismus beschreibt Handlungen, welche das Gesamtwohl aller Menschen erhöhen soll. Das bedeutet also, dass jeder Mensch so handeln soll, dass durch seine Taten die betroffenen Personen nicht leiden und stattdessen den größtmöglichen Nutzen davon tragen.

John Rawls war ein Kritiker des Utilitarismus. Dies wird insbesondere in seinem Buch deutlich. Wenn Du mehr dazu erfahren möchtest, kannst Du Dir den Artikel zum Utilitarismus anschauen.

In seinem Werk versucht Rawls deutlich zu machen, dass individuelle Freiheit und soziale Gerechtigkeit in einer modernen Gesellschaft gleich wichtig sind.

Gerechtigkeit nach Rawls

Für Rawls war Gerechtigkeit gleich Fairness. So suchte er nach Gerechtigkeitsprinzipien, auf denen eine gerechte Gesellschaft aufgebaut werden kann. Dazu entwickelte er ein sehr interessantes Gedankenexperiment.

Rawls geht davon aus, dass sich freie und gleiche Menschen freiwillig auf Regeln einigen, die vertraglich vereinbart werden. Diese gelten dann für alle. Theoretisch gesehen wird hier also ein Gesellschaftsvertrag geschlossen.

Weiter hat laut Rawls eine Gesellschaft die Aufgabe, Interessenharmonie zu fördern und Konflikte zu beseitigen beziehungsweise zu vermeiden. Um diese Aufgabe zu erfüllen, ist Gerechtigkeit notwendig. Ihm ging es darum, eine geordnete Gesellschaft zu schaffen, in der die Menschen nach ihrer Befähigung ihren Platz im System erhalten. Mit Befähigung sind die individuellen Fähigkeiten und Verhältnisse gemeint.

Dabei ist zu beachten, dass Regeln gefunden werden müssen, die für alle fair sind und welche jeder Mensch akzeptiert. Aber wie genau funktioniert nun dieses Gedankenexperiment?

Es geht um eine Entscheidungssituation, bei der die Teilnehmenden eine Gesellschaftsform aussuchen sollen, in der sie selbst leben wollen. Die Teilnehmenden handeln dabei aus Eigeninteresse und treffen die Wahl ganz rational. Diese Situation nennt Rawls original position. Übersetzt wird diese als Urzustand bezeichnet.

Durch die Entscheidung, welche die Menschen in dieser Situation treffen, werden die Gerechtigkeitsgrundsätze bestimmt.

Wichtig hierbei ist, dass die Teilnehmenden nicht wissen, welche Position sie selbst später in dieser von ihnen gewählten Gesellschaftsform haben werden. Dieses Unwissen über den eigenen späteren Zustand, wie Talente, Begabung, körperliche Ausstattung und die Position im System, bezeichnet man als Schleicher des Nichtwissens (veil of ignorance).

Der Schleier des Nichtwissens ist die Situation, in der niemand seine Stellung, Klasse, Körperschaft und seinen Status in der Gesellschaft kennt. Ebenso die besonderen psychologischen Neigungen werden hier mit einbezogen.

Daraus folgt also, dass die Gesellschaftsgrundsätze aus dem Schleier des Nichtwissens resultieren.

Bei diesem Gedankenexperiment ist der Schleier des Nichtwissens deswegen so bedeutend, da niemand sich selbst bevorzugen soll. Alle befinden sich in derselben Lage und können sich daher keine Grundsätze ausdenken, die ihn oder sie bevorzugen. Die Grundsätze, die sich daraus ergeben, sind das Ergebnis einer fairen Verhandlung.

Die Fairness wird durch den Schleier des Nichtwissens erzeugt.

Gerechtigkeitsprinzipien

Nach Rawls bilden nur zwei Gerechtigkeitsprinzipien die Struktur einer gerechten Gesellschaft. Das erste Prinzip nannte er Principle of Equal Liberty. Das zweite Prinzip nannte er Difference Principle.

Es gibt nach Rawls also:

  • das Gleichheitsprinzip (principle of equal liberty) und

  • das Differenzprinzip (difference principle).

Was sich hinter diesen beiden Prinzipien versteckt, erfährst Du im Folgenden:

Das Gleichheitsprinzip

Das Gerechtigkeitsprinzip lautet:

Jede Person soll ein gleiches Recht auf das umfassendste Gesamtsystem gleicher Grundfreiheiten haben, das mit einem entsprechenden System der Freiheit für alle vereinbart ist.

Aber was genau bedeutet das nun? Grundlage dieses Prinzips sind Freiheiten jeder Person - unsere Grundfreiheiten und die Grundrechte der Menschen. Grundrechte sind unter anderem die Meinungsfreiheit, das allgemeine Persönlichkeitsrecht, die Kunstfreiheit und die Versammlungsfreiheit. Diese Grundfreiheiten sollen dabei für alle Menschen möglichst gleich und gleich umfangreich sein.

Hanna und Luisa sind beide Journalistinnen. Aufgrund des Gerechtigkeitsprinzips müssen sie deswegen beide durch die Pressefreiheit gemäß Art. 5 Abs. 1 GG geschützt werden. Der Umfang des Grundrechts der Pressefreiheit muss für Hanna und Luisa gleich sein und sie dürfen bei einer gleichen Ausgangssituation nicht unterschiedlich behandelt werden.

Das Differenzprinzip

Das Differenzprinzip lautet wie folgt:

Soziale und ökonomische Ungleichheiten sollen so beschaffen sein, dass sie zum größten Vorteil der am schlechtesten Gestellten sind, und an Ämter und Stellungen geknüpft sind, die allen offen stehen unter Bedingungen fairer Chancengleichheit.

Bei diesem Prinzip geht es um die Güterverteilung und die Chancengleichheit. Laut Rawls sind Unterschiede gerechtfertigt, wenn sie zum Vorteil des Schwächsten sind. Dieser Grundsatz ist auch als Maximin-Regel bekannt. Darauf basiert auch unser Sozialstaat.

Das bedeutet also, die Version einer Gesellschaft, bei der eine*ein Obdachlose*r von einer unterschiedlichen Güterverteilung profitiert, ist besser, als die Version der Gesellschaft, in der die Unterschiede zwar nicht so groß sind und die Güterverteilung ziemlich gleich ist, es hier aber dem*der Schwächsten schlechter geht.

Rawls unterstützt außerdem die Chancengleichheit bei der Verteilung von Ämtern und anderen gesellschaftlichen Positionen. Alle Menschen sollen die genau gleiche Chance haben, ein bestimmtes Amt oder eine bestimmte Stellung zu bekommen.

Bei den Prinzipien ist allerdings zu beachten, dass das Gleichheitsprinzip (principle of equal liberty), Vorrang vor dem Differenzprinzip (difference principle) hat. Damit ist gemeint, dass Grundfreiheiten für eine andere Freiheit eingeschränkt werden dürfen, aber nicht für Güter. Das Differenzprinzip darf nicht auf Kosten des Gleichheitsprinzips durchgesetzt werden.

Gerechtigkeitsgrundsätze – Das Wichtigste

  • John Rawls war ein amerikanischer Philosoph und Professor, sein wichtigstes Werk ist "Theory of Justice".
  • Gerechtigkeit = Fairness.
  • Gedankenexperiment, bei dem Menschen entscheiden sollen, in welcher Gesellschaftsform sie gerne leben würden, aber ohne dabei zu wissen, welche Stellung sie später in dieser Gesellschaft haben werden.
  • Schleier des Nichtwissens → beschreibt die Situation in Rawls Gedankenexperiment, in der keiner seine Stellung, Klasse, Körperschaft und Status in der gewählten Gesellschaft kennt.
  • Die Fairness wird durch den Schleier des Nichtwissens erzeugt.
  • 2 Gerechtigkeitsgrundsätze:
    • Gleichheitsprinzip (Principle of Equal Liberty)
    • Differenzprinzip (Difference Principle).

Häufig gestellte Fragen zum Thema Gerechtigkeitsprinzipien

Für Rawls bedeutet Gerechtigkeit gleich Fairness. Dazu stellte er zwei Gerechtigkeitsgrundsätze auf. Diese resultieren aus dem sogenannten Schleier des Nichtwissens.

Es gibt politische, soziale sowie gesetzliche Gerechtigkeit. Rawls definierte Gerechtigkeit anhand von zwei Prinzipien:

  • Gleichheitsprinzip 
  • Differenzprinzip. 

Laut Rawls gibt es nur zwei Gerechtigkeitsprinzipien, auf denen eine gerechte Gesellschaft aufgebaut werden kann. Einerseits gibt es das Gleichheitsprinzip und andererseits das Differenzprinzip.

Ganz allgemein bedeutet Gerechtigkeit dass alle Menschen die gleichen Rechte haben und alle Menschen gleich behandelt werden.

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