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Faust Sprachliche Mittel

In der Tragödie "Faust" finden sich einige verschiedene sprachliche Mittel. Die Verwendung von Prosa – also freier Rede – findet sich nur in der Szene "Trüber Tag, Feld". Der restliche Text der Tragödie ist in Versen verfasst und enthält unter anderem Knittel- und Madrigalversen. Die Struktur ist die eines offenen Dramas, obwohl sich die Tragödie in einigen Teilen an das klassische aristotelische Drama anlehnt.

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Faust Sprachliche Mittel

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In der Tragödie "Faust" finden sich einige verschiedene sprachliche Mittel. Die Verwendung von Prosa – also freier Rede – findet sich nur in der Szene "Trüber Tag, Feld". Der restliche Text der Tragödie ist in Versen verfasst und enthält unter anderem Knittel- und Madrigalversen. Die Struktur ist die eines offenen Dramas, obwohl sich die Tragödie in einigen Teilen an das klassische aristotelische Drama anlehnt.

Die klassische (aristotelische) Dramenlehre des griechischen Philosophen Aristoteles wird auch als Regeldrama bezeichnet. Es hat einen geschlossenen Aufbau, wobei die Einheiten der Zeit, des Raums und der Handlung gegeben sein müssen.

Lies Dir gerne auch gerne die Artikel "Drama" oder "Dramenanalyse" auf StudySmarter durch, um mehr darüber zu erfahren.

"Faust" – Handlungsstränge & Schema der Tragödie

Die Einheiten von Zeit, Raum und Handlung werden in Goethes Faust nicht eingehalten. So erstreckt sich die Handlung der Tragödie über einen längeren Zeitraum, es erfolgen viele Ortswechsel innerhalb der Geschichte und es gibt mehrere Handlungsstränge (Gelehrtentragödie und Gretchentragödie). Die handelnden Personen sind nicht dem Adel zuzuordnen und es treten viele Nebencharaktere auf.

Das Werk ist in einigen Zügen an ein 5-Akt-Schema (nach der klassischen Dramenlehre) angelehnt. Die Prologe und Fausts Monolog über seine Sinnkrise bilden die Exposition (Einführung). Bis zur Hexenküche erfolgt die steigernde Handlung, die ihren Höhepunkt in der Begegnung und Liaison zwischen Faust und Margarete findet (Peripetie). Das retardierende Moment entsteht durch den Tod der einzelnen Familienmitglieder Margaretes und die uneheliche Schwangerschaft. Die Katastrophe erfolgt mit der Verurteilung Gretchens.

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Faust 1: Der Aufbau der Gelehrten- und Gretchentragödie

Die beiden Handlungsstränge (Gelehrtentragödie und Gretchentragödie) verlaufen parallel und ergänzen sich gegenseitig. Dabei folgt die Gelehrtentragödie dem Aufbau eines Stationendramas. Im Fokus stehen Faust und Mephisto als Hauptpersonen und führen die Handlung anhand stetig wechselnder Schauplätze voran. Dabei symbolisieren die einzelnen Stationen (Szenen) im übertragenen Sinn die innere Entwicklung Fausts.

Bei einem Stationendrama können die einzelnen Szenen unabhängig voneinander aneinandergereiht werden. Sie symbolisieren nämlich im übertragenen Sinne die innere Entwicklung des Protagonisten. Seine Redeanteile fallen in der Gesamtbetrachtung des Dramas viel stärker ins Gewicht.

Die Gretchenhandlung hat den Aufbau eines klassischen Dramas und bildet einen Teil der Gelehrtentragödie. Die Begegnung der beiden bildet die Exposition, wobei die anschließende Annäherung der Liebenden die steigende Handlung beschreibt. Den Höhepunkt bildet Marthens Garten und die nicht explizit in einer Szene dargestellte sexuelle Vereinigung. Die fallende Handlung setzt sich mit dem Tod der Familienmitglieder Gretchens fort und endet in der Katastrophe, im Kerker.

In der letzten Szene finden beide Handlungen ihren Abschluss: Die Gretchentragödie mit der Verurteilung und Erlösung Gretchens, die Gelehrtentragödie mit dem Verschwinden Fausts und Mephistos aus dem Kerker.

"Faust" Sprache und Stil – Analyse

Das Besondere an Faust 1 ist die Verbindung von den literarischen Strömungen des Sturm und Drang, der Weimarer Klassik, der Romantik, der Aufklärung und sogar des Mittelalters.

In der Tragödie finden sich typische Merkmale der Epoche des Sturm und Drang. Die einzige Szene, die in Prosa verfasst wurde (Trüber Tag, Feld) stellt Fausts emotionale Gefühlswelt sehr deutlich dar und ist geprägt von emotionalen Ausrufen und pathetischen Aussagen. Die zahlreichen Ausrufezeichen machen den exzessiven Charakter der Szene deutlich.

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Die zentralen Begriffe Seele, Herz und Gefühl werden von Goethe in der Tragödie kontinuierlich eingesetzt und knüpfen an typische Themen der Epoche des Sturm und Drang an. So sind auch die auftauchenden Lieder typische Charakteristika des Sturm und Drang. Die Verwendung von Versen und verschiedenen Reimschemata bilden den Übergang zur Weimarer Klassik.

Die Hinwendung zum Mythischen und Traumhaften, die Macht der sexuellen Triebe und das Auftreten von magischen Gestalten wie Geistern, Hexen und dem Teufel selbst sind Merkmale der Romantik.

Merkmale der Aufklärung finden sich in der Vernunftorientierung und der Erkenntnissuche Fausts. Das bürgerliche Trauerspiel um die verlorene Unschuld Gretchens sind auch ein typisches Merkmal dieser Literaturepoche.

Die Szenen Prolog im Himmel, Auerbachs Keller, Hexenküche und Walpurgisnacht enthalten mit ihrer Religiosität, ihrem Spektakel und ihrer Schroffheit Elemente der Literatur des Mittelalters.

Wusstest Du, dass sich in der Tragödie viele verschiedene Vers- und Gedichtformen abwechseln? Mit diesen metrischen Formen soll bei den Charakteren sehr viel Lebendigkeit und Emotionalität erzeugt werden. Die Versmaße wechseln sich energisch ab, wobei Übergänge fließend sind - das erschwert eine eindeutige Bestimmung.

Die vorkommenden Lieder sind in Reimform verfasst. Diese kommen meistens in der magischen Sphäre vor, werden also von magischen Gestalten wie den Hexen und Geistern gesungen. Um Margaretes Charakter und Herkunft aus der unteren bürgerlichen Schicht zu untermauern, hat Goethe auch für ihre Figur einige lyrische Strophen verfasst – u.a. in der Szene "Gretchens Stube". Dies soll vor allem ihre Gefühlswelt verdeutlichen.

"Faust" Stilmittel – Versmaße und Reime

Bei den Reimschemata in "Faust" agiert Goethe sehr frei – so gibt es viele unreine Reime. Ein unreiner Reim ist eine Form des Reims, bei dem die sich reimenden Wörter nicht gleich, sondern nur ähnlich klingen.

Faust: „Flieh! Auf! Hinaus ins weite Land! / Und dies geheimnisvolle Buch, / Von Nostradamus` eigner Hand, / Ist dir es nicht Geleit genug?“

Mephistopheles (leise zu ihr): „Ich kenne Sie jetzt, mir ist das genug; / Sie hat da gar vornehmen Besuch.“

Madrigalvers in "Faust"

In "Faust" finden sich sogenannte Madrigalverse. Was diese genau auszeichnet, erfährst Du hier:

Ein Madrigalvers ist ein freier Vers, d.h. es können Jamben (Versfuß aus einer kurzen, unbetonten und einer folgenden, langen, betonten Silbe) oder Trochäen (Versfuß aus einer langen, betonten und einer folgenden, kurzen, unbetonten Silbe) vorkommen, die auch unterschiedliche Längen haben. Es gibt kein festes Reimschema, weshalb auch unreine Reime vorkommen können.

Die Wirkung soll einen leichten, flüssigen und lockeren Ton vermitteln. Bei Mephisto soll dadurch etwa ein scharfer, parodierender Sprechstil verdeutlicht werden.

Faust: „Auf einmal mir durch alle meine Sinnen! / Ich fühle junges heil´ges Lebensglück / Neuglühend mir durch Nerv` und Adern rinnen.“

Mephistopheles: „Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen; / Ihr durchstudiert die groß` und kleine Welt / Um es am Ende gehen zu lassen, / Wie`s Gott gefällt.

Knittelverse in "Faust"

Auch Knittelverse sind in "Faust" vorhanden. Doch was sind Knittelverse eigentlich?

Ein Knittelvers ist ein vierhebiger Vers, bei dem die Silbenzahl schwankend ist. Das Reimschema ist das eines Paarreims (zwei aufeinanderfolgende Zeilen müssen sich reimen).

Die Wirkung soll einen bürgerlichen, aber auch heftigen Ton vermitteln. Bei Faust soll dadurch z.B. seine innere Unausgeglichenheit verdeutlicht werden.

Faust: „Habe nun, ach! Philosophie, / Juristerei und Medizin, / Und leider auch Theologie! / Durchaus studiert, mit heißem Bemühn."

Margarete: „Ich gäb was drum, wenn ich nur wüsst / Wer heut der Herr gewesen ist! / Er sah gewiss recht wacker aus, / Und ist aus einem edlen Haus;“

Blankverse in "Faust"

Schließlich gibt es auch einige Blankverse in "Faust":

Ein Blankvers ist ein Vers, der aus einem reimlosen, fünfhebigen Jambus besteht.

Die Wirkung soll einen ernsten und ruhigen Ton vermitteln. In der Tragödie kommt der Blankvers nur an einer einzigen Stelle vor, der Szene "Wald & Höhle".

Faust: „Erhabner Geist, du gabst mir, gabst mir alles, / Warum ich bat. Du hast mir nicht umsonst / Dein Angesicht im Feuer zugewendet.“

Freie Rhythmen in "Faust"

Auch einige freie Rhythmen gehen mit einer bestimmten Wirkung in "Faust" einher:

Freie Rhythmen sind Verse, die metrisch ungebunden und reimlos sind. Die Länge der Verse folgt keiner bestimmten Regelung, tragen aber einen merklichen Rhythmus.

Die Wirkung soll einen emotionalen und empathischen Ton vermitteln.

Faust: „Es wölkt sich über mir - / Der Mond verbirgt sein Licht - / Die Lampe schwindet!“

Margarete: „Wer hat dir Henker diese Macht / Über mich gegeben! / Du holst mich schon um Mitternacht. /Erbarme dich und lass mich leben!“

Alexandriner in "Faust"

Zuletzt findet sich auch das Versmaß des Alexandriners in "Faust"

Alexandriner ist ein Vers, der aus einem regelmäßigen, sechshebigen Jambus besteht. Nach der dritten Silbe erfolgt eine Zäsur (Sprechpause). Das Reimschema besteht aus Paar- oder Kreuzreimen.

Die Wirkung soll einen feierlichen, fast schon großspurigen Ton vermitteln.

Mephistopheles: „Ihr alten Herrn, was macht ihr hier am Ende? / Ich lobt` euch, wenn ich euch hübsch in der Mitte fände, / Von Saus umzirkt und Jugendbraus; / Genug allein ist jeder ja zu Haus.“

Faust Sprachliche Mittel – Das Wichtigste

  • In "Faust" finden sich viele verschiedene Sprachvariationen. Das macht die Tragödie zu einem der bedeutendsten Werke der deutschen Literatur.
  • "Faust" ist in Versen verfasst und enthält unter anderem Knittel- und Madrigalverse.
  • Die Struktur ist die eines offenen Dramas, obwohl sich die Tragödie in einigen Teilen an das klassische aristotelische Drama anlehnt.
  • Das Werk ist in einigen Zügen an ein 5-Akt-Schema (nach der klassischen Dramenlehre) angelehnt.
  • Die beiden Handlungsstränge (Gelehrtentragödie und Gretchentragödie) verlaufen parallel und ergänzen sich gegenseitig. Dabei folgt die Gelehrtentragödie dem Aufbau eines Stationendramas.
  • Die Gretchenhandlung hat den Aufbau eines klassischen Dramas und bildet einen Teil der Gelehrtentragödie.
  • Das Besondere an "Faust" ist die Verbindung von den literarischen Strömungen des Sturm und Drang, der Weimarer Klassik, der Romantik, der Aufklärung und sogar des Mittelalters.

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Das Drama ,,Faust. Der Tragödie Erster Teil“ ist vorwiegend in Prosa verfasst.

Die Einheiten von Zeit, Raum und Handlung werden in Goethes Faust nicht eingehalten.

Die Ständeklausel ist ein Teil der Struktur in diesem Drama. 

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