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Aggressionsverhalten

Unter aggressivem Verhalten kann man sich einige – wenn auch in der Regel keine angenehmen – Situationen aus dem Alltag vorstellen. Dazu gehören neben Auseinandersetzungen, in einigen Fällen auch die Anwendung von Gewalt, Beleidigungen und weitere Formen von aggressivem Verhalten. 

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Unter aggressivem Verhalten kann man sich einige – wenn auch in der Regel keine angenehmen – Situationen aus dem Alltag vorstellen. Dazu gehören neben Auseinandersetzungen, in einigen Fällen auch die Anwendung von Gewalt, Beleidigungen und weitere Formen von aggressivem Verhalten.

Aggressives Verhalten kann auch in der Tierwelt beobachtet werden, wenn Du etwa bei einem Spaziergang zwei Hunde siehst, die sich anknurren. Um die Bedeutung von Aggressionsverhalten entschlüsseln zu können, gibt es in der Verhaltensbiologie einige Erklärungsansätze dazu.

Aggressionsverhalten – Definition

Der Begriff Aggression beschreibt sowohl die Absicht zu drohen oder zu kämpfen als auch das Verhalten, das daraus resultiert. Dabei ist das Verhalten gegen ein anderes Lebewesen gerichtet und hat das Ziel, es zu stören, zu zerstören oder einzuschüchtern.

Stößt eine Person z. B. versehentlich gegen eine andere, wird das nicht zu aggressivem Verhalten gezählt, da die Intention (die Absicht) entscheidend ist. Als Resultat des Verhaltens wird ein Schaden angerichtet, darunter zählen sowohl Personen- oder Sachschäden als auch eine Schreckreaktion. Fehlt der „Schaden“, wird nicht von aggressivem Verhalten gesprochen.

Außerdem ist es wichtig, dass das Verhalten von der sozialen Norm abweicht und nicht als normal eingestuft wird. Beispielsweise werden Wettkämpfe bzw. Sportarten wie Kickboxen oder Ähnliches nicht zu aggressivem Verhalten gezählt, da sie in unserer Gesellschaft normalisiert sind.

In der Tierwelt bezieht sich der Begriff Aggression auf jedes Verhalten mit der Bereitschaft zur Auseinandersetzung. In einigen Bereichen wird Aggression mit Kampf gleichgesetzt. Das ist nicht richtig, denn in der Natur reicht das Drohen und Imponieren aus, ohne dass es zu einem Kampf führt.

Aggressionsverhalten – Tiere

In der Tierwelt wird das Aggressionsverhalten genutzt, um für Nahrung zu sorgen oder sich vor Angreifern zu verteidigen. Es kommt zu Auseinandersetzungen beispielsweise dann, wenn das eigene Revier überschritten wird und die Grenzen nicht respektiert werden. Das kann sowohl zwischen Artgenossen (intraspezifisch) als auch Vertretern anderer Arten (interspezifisch) passieren.

Durch Drohen und Imponieren versuchen sich die Gegner gegenseitig einzuschüchtern, sodass es zu einem Abbruch der Auseinandersetzung kommt. Der Verlierer ergreift größtenteils die Flucht oder gibt auf. Passiert das nicht, kommt es zum eigentlichen Kampf. Hierbei kann es zu Tötungen und schweren Verletzungen kommen.

Interspezifische Aggression (zwischenartliche Aggression) bezeichnet das Aggressionsverhalten zwischen unterschiedlichen Tierarten. Unter Raubtieren ist das etwa üblich, denn diese leben von anderen Tierarten. Im Laufe der Evolution haben sich diese darauf spezialisiert. Das ist z. B. an ihren Zähnen zu erkennen. Ihre Eckzähne sind dafür gemacht, Beute zu fangen.

Intraspezifische Aggression (innerartliche Aggression) bezeichnet Aggressionsverhalten innerhalb einer Tierart. Diese Verhaltensweisen haben selten den Nutzen den Konkurrenten zu töten, sondern eher den Konkurrenten zu beeindrucken bzw. einzuschüchtern. Es wird überwiegend eingesetzt, um limitierte Ressourcen wie Nahrung und Geschlechtspartner zu sichern. Aus Sicht der Evolution ergibt das auch Sinn.

Der Beschädigungs- und Kommentkampf

Bei Tieren beginnen die Auseinandersetzungen, mit Droh- und Imponierverhalten. Das kann so aussehen: Zähne werden gefletscht, das Tier knurrt und/oder stellt seine Haare auf.

Reicht das nicht aus, um den Konkurrenten einzuschüchtern, kommt es zum Kampf. Dabei wird zwischen zwei Arten von Kämpfen unterschieden: dem Beschädigungskampf und dem Kommentkampf.

Beim Beschädigungskampf wie auch der Begriff Beschädigung vermuten lässt – verletzten oder gar töten sich die jeweiligen Tiere.

Beim Kommentkampf werden die Waffen der Tiere genutzt, um den Konkurrenten so weit einzuschüchtern, dass es nicht zum eigentlichen Kampf kommt. Bei Tieren, die tödliche Waffen besitzen, werden diese für die Einschüchterung meist nicht benutzt. Piranhas benutzen, statt ihren Zähnen, ihre Flossen, Giftschlangen ihren Körper, statt ihrer giftigen Zähne und Antilopen stemmen ihre Stirn gegeneinander, statt mit ihren Hörnern zu schlagen.

Die Demutshaltung

Am Ende eines Kampfs kommt es zu einer sog. Demutshaltung des Unterlegenen. Diese Haltung kann aussehen wie das Gegenteil der Haltung während der Drohung: Das Tier verkleinert seinen Körperumriss oder präsentiert empfindliche Weichteile. Der Überlegene wird dadurch motiviert, den Kampf abzubrechen, sodass der Unterlegene fliehen und sich in Sicherheit bringen kann. Dieses Demutsverhalten löst bei dem Überlegenen überwiegend eine Tötungshemmung aus.

Aggressionsverhalten – beim Menschen

Bei Menschen kann der Begriff „Aggressionsverhalten“ in emotionale und instrumenteller Aggression unterschieden werden.

Emotionale Aggression ist in der Regel eine Reaktion auf Provokationen und Situation, in denen physisches oder psychisches Leid entsteht. Die Aggression äußert sich impulsiv und ist emotionsgesteuert. Beispiel wäre eine Schlägerei, mit dem Ziel, den Anderen zu verletzen.

Instrumentelle Aggression hingegen beschreibt aggressives Verhalten, welches als Methode genutzt wird, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Der Nutzen der Handlung bzw. das Ziel steht im Vordergrund und die geschädigte Person ist mehr oder wenig "Mittel zum Zweck". Somit ist das Schaden einer Person - im Vergleich zur emotionalen Aggression - nicht das primäre Ziel.

Beispiel: Leonard beklaut seine Eltern, um sich ein neues Computerspiel zu kaufen.

Laut dem Prinzip der sog. doppelten Quantifizierung, hängt die Intensität oder Stärke eines Verhaltens, sowohl von äußeren Bedingungen, wie aggressionsauslösende Reize, als auch von inneren Bedingungen, wie Antrieb und Bereitschaft, ab. Mehr zu Aggressionstheorien erfährst Du weiter unten!

Aggressionsverhalten – Formen

Sowohl beim Menschen als auch bei Tieren gibt es verschiedene Formen, wie sich Aggression äußern kann. Deshalb kann sie auch in verschiedene Kategorien unterteilt werden:

  • Direkte und indirekte Aggression

  • Psychische (bzw. emotionale) und physische Aggression

  • Fremdaggression und Autoaggression

Direkte und indirekte Aggression

Die direkte Aggression ist offensichtlich sichtbar, z. B. in Form von physischer Gewalt, während die indirekte Aggression ihr gegenübersteht und nicht immer klar erkennbar ist, von wem die Aggression ausgeht. Teilweise wird die Aggression auch gegen ein Ersatzobjekt gerichtet (z. B. das Treten gegen eine Wand bei einem Wutanfall). Folgende Beispiele sollen Dir den Unterschied noch einmal veranschaulichen:

In der Schule verbreitet Lars Gerüchte über seinen Klassenkameraden Luis, weil er ihn nicht leiden kann. Da, dass Lars ihm die Gerüchte nicht ins Gesicht sagt, sondern seinen Freunden, handelt er dadurch indirekt aggressiv. Lars fügt ihm einen sozialen Schaden hinzu, da er durch die Verbreitung der Gerüchte dem ‚Ansehen‘ von Luis schadet.

Andersherum handelt er direkt aggressiv, wenn er Luis direkt beleidigen würde.

Psychische und physische Aggression

Wie die Namensgebung verrät, handelt es sich bei der psychischen Aggression um seelische Gewalt, wie Ausgrenzung, Mobbing oder Ähnliches. Sie kann verbal z. B. als Beleidigungen, Drohungen und Vorwürfe stattfinden und nonverbal mithilfe von Gesten, Umgangsformen und mimische Äußerungen.

Zur physischen Aggression zählt jegliches aggressives Verhalten, was eine körperliche Schädigung einer anderen Person zur Folge hat. Dazu zählt körperliche Gewalt, wie Schubsen, Treten oder Beißen, aber auch Vandalismus und Sachbeschädigungen gehören dazu.

Fremdaggressives Verhalten und Autoaggression

Wichtig zu wissen ist, dass Aggression sich sowohl gegen Andere richten kann (sog. Fremdaggression), aber sich auch gegen die eigene Person richten kann. Die Aggression gegen sich Selbst wird auch als Autoaggression bezeichnet und kann sich z. B. als selbstverletzendes Verhalten äußern.

Aggressionsverhalten – Theorien

Es gibt sehr viele unterschiedliche Erklärungsansätze - die sogenannten Aggressionstheorien - für das Auftreten von aggressivem Verhalten.

Aggressionstheorien bei Tieren

In der Tierwelt ist es so, dass Aggressionsverhalten eingesetzt wird, um das eigene Überleben zu sichern. Das liegt daran, dass die Ressourcen sehr knapp begrenzt sind. Unter den Tieren entsteht daher um Ressourcen ein Wettbewerb, genauer gesagt eine Konkurrenz, die oftmals zu Kämpfen führt. Hierbei hat das aggressive Verhalten zunächst die Funktion den Gegner zurückzudrängen, zu verletzen und im schlimmsten Fall sogar zu töten.

Ressourcen sind zum Beispiel: Nahrung, Geschlechtspartner oder Territorien.

Bei Tieren wurde allerdings festgestellt, dass viele Verhaltensweisen nicht ausschließlich aggressive Funktionen haben, sondern auch in nicht aggressiven Kontexten vorkommen. Das Beißen eines anderen Tieres z. B. tritt auch bei der Paarung auf. Das bedeutet, dass dieselben Verhaltensweisen auf unterschiedliche innere Bedingung zurückzuführen sind, wie Konkurrenz, Feindseligkeit und Sexualtrieb.

Aggressionstheorien bei Menschen

Bei Menschen haben verschiedene Wissenschaftler unterschiedliche Annahmen für die Ursachen von Aggression postuliert. Hier erhältst Du eine kurze Übersicht, über die wichtigsten Theorien.

Triebtheorie nach Sigmund Freud

Freud ging davon aus, dass der Mensch Triebe und Bedürfnisse hat, die nicht verhindert werden können und angeboren sind. Kann der Mensch diese Bedürfnisse nicht befriedigen, entsteht als Folge Aggression.

Das Problem bei der Triebtheorie ist, dass sie nicht empirisch nachweisbar ist. Außerdem wurde festgestellt, dass das Ausleben von Aggression zu einem weiteren Anstieg von Aggression führt.

Modelllernen nach Albert Bandura

Diese Theorie besagt, dass Aggression und aggressives Verhalten erlernt sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass aggressives Verhalten genutzt wird, erhöht sich auch, wenn auf das Verhalten eine Belohnung folgt (nach dem Prinzip der operanten Konditionierung). Weiterhin wird angenommen, dass aggressives Verhalten nicht allein durch persönliche Erfahrung erlernt werden kann, sondern auch durch Beobachtungen.

Die Frustration-Aggression-Hypothese

Als Ursache für Aggressionsverhalten bei Menschen stellte der Psychologe John Dollard die Hypothese, dass Aggression immer eine Folge einer Frustration sei. Diese Idee wurde damit begründet, dass frustrationsbedingte Aggression die Wahrscheinlichkeit vergrößern würde, die eigenen Bedürfnisse durchzusetzen. Dieser Zusammenhang war der erste Schritt, der die sog. antiautoritäre Erziehung einleitete.

Unter antiautoritärer Erziehung versteht man eine Erziehungsphilosophie, bei denen Eltern wenig Autorität ausüben und Kindern viel Eigenständigkeit und Selbstverantwortung zugestanden wird.

Heutzutage gilt diese These überholt und die Ursachen für aggressives Verhalten ist nicht auf eine Bedingung (monokausal) zurückzuführen. Man spricht von Multikausalität.

Weitere Theorien zur menschlichen Aggression versuchte der Verhaltensforscher Konrad Lorenz mit Erkenntnissen zu belegen, die er bei Tieren gewann, indem er ihre Verhaltensweisen genau beobachtete. Er ging davon aus, dass Menschen einen Sexualtrieb und einen Todestrieb (Zerstörungstrieb) besitzen. Die Idee war, dass sich der Todestrieb sowohl nach innen richten, etwa bei selbstschädigendem Verhalten, als auch nach außen richten kann, etwa bei zerstörerischem Verhalten.

Aggressionsverhalten – Das Wichtigste

  • Aggression beschreibt die Bereitschaft zu drohen oder zu kämpfen als auch das Verhalten, das daraus resultiert.
  • In der Tierwelt wird Aggressionsverhalten genutzt, um limitiere Ressourcen wie Nahrung, Territorien oder Geschlechtspartner zu sichern.
  • Kommt es trotz Drohen und Imponieren zu einem Kampf, wird zwischen Beschädigungskampf und dem Kommentkampf unterschieden.
  • Beim Menschen wird in emotionale und instrumentelle Aggression unterteilt. Dabei kann sich das Aggressionsverhalten verschieden äußern: direkt oder indirekt, psychisch oder physisch, fremdaggressiv oder autoaggressiv.
  • Es gilt mittlerweile die Idee, dass aggressives Verhalten unterschiedliche Ursachen haben kann. Man spricht von Multikausalität.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Aggressionsverhalten

Es gibt die interspezifische Aggression und die intraspezifische Aggression. Interspezifische Aggression bezieht sich auf Aggressionverhalten zwischen unterschiedlichen Tierarten. Intraspezifische Aggression bezieht sich auf Aggressionsverhalten innerhalb der selben Tierart.

Aggressives Verhalten kann sich verschieden äußern. Beim Menschen kann verbal (in Form von Beleidigungen, Drohungen und Vorwürfen), non-verbal (Gesten und Mimik, Schreien), psychisch (Ausgrenzung des Anderen) oder physisch (in Form von Gewalt) auftreten.

Unter aggressivem Verhalten versteht man sowohl die Bereitschaft zu drohen, imponieren oder zu kämpfen als auch das Verhalten, das daraus resultiert. Das Ziel ist es, den Anderen zu stören, zerstören oder einzuschüchtern.  

Plötzliche Aggressionen können verursacht werden als Reaktion auf psychisches oder physisches Leid. Sie können aber auch als instrumentelle Aggression vorkommen. Hierbei wird das aggressive Verhalten als Methode genutzt, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

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