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In diesem Artikel findest du eine Übersicht über den Wettlauf um Afrika. Was der Wettlauf um Afrika überhaupt ist und von welchen Nationen Afrika kolonisiert wurde, wird dir hier alles erklärt.
Dieser Artikel gehört zum Fach Geschichte und erweitert das Thema des Imperialismus.
Abb1: Kongokonferenz 1884 Karikatur
via welt.de
Der Wettlauf um Afrika beschreibt den Zeitraum von 1880 bis zum Ersten Weltkrieg, in dem der gesamte Kontinent Afrika von europäischen Mächten kolonialisiert wurde. Dies geschah zur Hochphase des Imperialismus.
Vor 1880 definierte der informelle (oder auch indirekte) Imperialismus die Kolonialisierung der einzelnen Länder. Das heißt, es wurde nur indirekt, durch militärische oder wirtschaftliche Überlegenheit, Einfluss auf die Kolonie genommen. Auch wenn die Kolonialmacht als Verwaltungsmacht herrschte, blieben bereits vorhandene politische Strukturen meist erhalten, indem einheimische Machthaber von der Kolonialmacht unterstützt wurden. Diese Art des Imperialismus wurde jedoch kaum in Afrika durchgesetzt. Dort wurde die Kolonialisierung meist vom direkten Imperialismus geleitet.
Ab 1880 wurde der informelle Imperialismus immer mehr zum direkten (oder auch formellen) Imperialismus. Die europäischen Großmächte begannen, die lokalen Autoritäten zu unterdrücken und sie durch neue Machthaber und Herrschaftssysteme zu ersetzten. So sollte die Kolonie nicht nur das Rechtssystem, sondern auch die Kultur und die Sprache der Kolonialmacht übernehmen.
Die europäischen Großmächte waren vor allem an den Handelsmöglichkeiten interessiert, die Afrika ihnen eröffnete. Die Kolonien in Afrika waren nicht nur weitere Absatzmärkte, in denen europäische Ware verkauft und Handel betrieben werden konnte. Afrika war auch reich an Ressourcen, die von den europäischen Mächten gebraucht wurden.
Bodenschätze wie Kupfer oder Zinn, und Naturalien wie Baumwolle, Tee und Kautschuk waren besonders begehrt und konnten durch billige Arbeitskräfte vor Ort (Sklavenarbeit) gewinnbringend für die Kolonialmächte abgebaut bzw. geerntet werden. Unter anderem wurden auch Kostbarkeiten wie Gold, Diamanten und Elfenbein nach Europa exportiert.
Hinweis! Die Kolonialisierung Afrikas bot den europäischen Mächten viele wirtschaftliche Vorteile. Oft begründeten die Kolonialmächte die Kolonialisierung anderer Staaten jedoch mit dem "Sozialdarwinismus". Die Europäer hielten sich demnach für die "überlegene Rasse" und rechtfertigten so den Imperialismus und die Unterwerfung der nach ihrer Ansicht "unterlegenen Rassen".
Neben den wirtschaftlichen Faktoren, waren auch die Gebiete und Wasserwege Afrikas von großer strategischer Bedeutung für die europäischen Großmächte. Der Sueskanal galt zum Beispiel als wichtigster Wasserweg, um die Märkte Indiens und Chinas von Afrika aus zu erschließen. Deshalb bemühte sich vor allem Großbritannien, diesen Kanal unter seine Kontrolle zu bringen.
Zu Beginn lieferten sich vor allem Großbritannien und Frankreich einen Wettlauf um Afrika. Beide Großmächte begannen schon vor der Kongokonferenz, bei der Afrika offiziell aufgeteilt wurde, Gebiete in Afrika zu kolonialisieren.
Nachdem Frankreich Algerien 1830 annektiert hatte, begann es sein Herrschaftsgebiet in Nord-, West-, und Zentralafrika auszudehnen. Der eigentliche Wettlauf begann mit der französischen Herrschaftsübernahme in Tunesien 1881 und der Besatzung Ägyptens durch die Briten.
Nachdem Großbritannien Ägypten 1882 besetzt hatte, fielen schließlich auch der Sudan im Norden, sowie die Kap-Kolonie, Rhodesien und Kenia im Süden unter britische Herrschaft. Um die britischen Kolonien zu vereinen und um Verwaltung und Handel zu erleichtern, wurde der Kap-Kairo-Plan Ende des 19. Jahrhunderts entworfen.
Der Kap-Kairo-Plan war ein riesiges Eisenbahnprojekt, dass die britischen Kolonien durch eine durchgehende Eisenbahnlinie verbinden sollte. Diese Verbindung sollte von Kairo (Ägypten) im Norden, bis in die Kap-Kolonie, den südlichsten Punkt Afrikas, reichen.
Der Kap-Kairo-Plan ist auf Eigentümer der British South Africa Company, Cecil Rhodes zurückzuführen. Rhodes Ziel war es, den britischen Kolonialbesitz zu vereinen, die Mobilität des Militärs zu erhöhen und den Handel zu fördern.
Eine Eisenbahnlinie quer durch den gesamten afrikanischen Kontinent zu bauen, war eine enorme technische Herausforderung. Obwohl viele Teile der Linie in Betrieb genommen werden konnten, scheiterte der Plan einer durchgehenden Verbindung. Durch die störenden Interessen der anderen Kolonialmächte, die Herausforderungen des afrikanischen Klimas und letztendlich die Dekolonisation nach dem Zweiten Weltkrieg, konnte die Eisenbahnverbindung nie fertiggestellt werden.
Abb2: Karikatur - The Rhodes Colossus (1892)
via commons.wikimedia.org
Der Wettlauf um Afrika brachte viel Konfliktpotential mit sich. Um Auseinandersetzungen zwischen den Großmächten zu verhindern und um die Kolonisierung Afrikas friedlich und geordnet stattfinden zu lassen, trafen sich die europäischen Großmächte 1884 bis 1885 auf der Kongokonferenz in Berlin.
Der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck berief die Kongokonferenz ein, um Reglungen für die Handelsfreiheit am Kongo und am Niger festzulegen. Tatsächlich diente die Konferenz aber dazu, Afrika unter den einzelnen Großmächten aufzuteilen.
Hinweis! Die Grenzen und Kontrollbereiche, die von den europäischen Großmächten auf der Kongokonferenz festgelegt wurden, nahmen keinerlei Rücksicht auf die ethnische oder kulturelle Zugehörigkeit der Einheimischen.
Zur Zeit der Kongokonferenz waren die meisten Gebiete Afrikas bereits unter der Herrschaft einer Kolonialmacht. Nur Kongo war offiziell noch keine Kolonie. Doch schon 1876 hatte Belgien damit begonnen, Land im Kongo aufzukaufen und Straßen und Städte zu errichten (siehe: Belgische Kolonien). So konnte der belgische König die anderen Großmächte überzeugen, den Kongo Belgien zu überlassen. Dabei wurde Kongo jedoch nicht eine Kolonie Belgiens, sondern Privateigentum des belgischen Königs, Leopold II.
Mit der Festlegung des Kolonialbesitzes der einzelnen Großmächte und der Übergabe des Kongos an die belgische Krone, war Afrika nun vollständig aufgeteilt.
Frankreich und Großbritannien hatten mit Abstand den größten Kolonialbesitz in Afrika. Während Frankreich größtenteils ein riesiges Gebiet in Nord-West-Afrika kontrollierte, war der britische Kolonialbesitz über ganz Afrika, vor allem entlang der wichtigen Seewege, verteilt.
Die restlichen Gebiete Afrikas wurden Kolonialbesitz von Belgien, Deutschland, Italien, Spanien und Portugal.
Abb. 3: Karte von 1913, die die Aufteilung Afrikas durch die europäischen Mächte zeigt
via commons.wikimedia.org
Wie auf der Karte zu sehen ist, waren alle Länder Afrikas, bis auf Abessinien und Liberia, Kolonialbesitz einer europäischen Großmacht.
Abessinien (heute: Äthiopien) wurde offiziell nie kolonialisiert. 1935 besetzte Italien im Abessinien-Krieg die Hauptstadt Addis Abeba sowie weitere Teile des Landes. Der italienische König übernahm daraufhin die Rolle des äthiopischen Kaisers, wobei jedoch andere Teile des Landes unter äthiopischer Herrschaft blieben.
Äthiopien sieht die Herrschaft Italiens daher nur als zeitweise Besetzung Italiens an, und nicht als Unterwerfung durch eine Kolonialmacht. Trotzdem regierte Italien Abessinien für mehrere Jahrzehnte und verübte viele Kolonialverbrechen gegen die äthiopische Bevölkerung.
Liberia war nie Kolonialbesitz einer Großmacht. Das Gebiet Liberias wurde als Teil von der britischen Kolonie Sierra Leone von der American Colonization Society aufgekauft, um nach der Abschaffung der Sklaverei in Amerika den befreiten Sklaven zu ermöglichen, nach Afrika zurückzukehren. Liberia sollte die erste Republik Afrikas werden.
Hinweis! Der Name Liberia bedeutet "das Land der Befreiten".
Glückwunsch!
Jetzt weißt du alles, was du zum Wettlauf um Afrika wissen musst. Wenn du mehr über Kolonien in Afrika oder über den Imperialismus erfahren möchtest, findest du auf StudySmarter noch weitere spannende Artikel zu diesen Themen!
Afrika wurde auf der Kongokonferenz in Berlin, die vom 15. November 1884 bis zum 26. Februar 1885 stattfand, aufgeteilt.
Alle Länder Afrikas, bis auf Abessinien und Liberia, waren Kolonialbesitz einer europäischen Großmacht.
Die vierzehn Teilnehmerstaaten der Kongokonferenz haben Afrika aufgeteilt. Diese waren vor allem die europäischen Kolonialmächte.
Frankreich und Großbritannien hatten mit Abstand den größten Kolonialbesitz in Afrika. Während Frankreich größtenteils ein riesiges Gebiet in Nord-West-Afrika kontrollierte, war der britische Kolonialbesitz über ganz Afrika, vor allem entlang der wichtigen Seewege, verteilt.
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