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Häufig wird zur Ideenfindung auf der Arbeit oder auch im Alltag das Brainstorming eingesetzt, bei dem alle Einfälle festgehalten werden. Diese Vorgehensweise basiert auf einer Technik, die auch ähnlich in der psychoanalytischen Gesprächssituation eingesetzt wird. Sie nennt sich die freie Assoziation.
[Die Psychoanalyse gilt] als Theorie mit Aussagen über Entwicklung, Struktur und Funktion der menschlichen Psyche, als Methode zur Untersuchung seelischer Vorgänge und Krankheiten und als ein therapeutisches Verfahren. (Sigmund Freud, 1923: Handwörterbuch der Sexualwissenschaft)
Die Psychoanalyse ist eine Theorie der Tiefenpsychologie, die unter anderem eingesetzt wird, um psychische Erkrankungen zu behandeln. 1980 von Sigmund Freud gegründet, beschäftigt sich diese Richtung der Psychologie mit der Rolle des Unterbewusstseins.
Auch heute findet die Psychoanalyse noch Verwendung. Allerdings basiert diese nicht mehr vollständig auf den ursprünglichen Annahmen Freuds. Bereits zu seinen Lebzeiten entwickelten einige seiner Anhänger neue Theorien auf Basis der klassischen Psychoanalyse, die schließlich zur Gründung verschiedener Schulen der Tiefenpsychologie führten. Beispiele hierfür sind unter anderem die Selbstpsychologie und die Objektbeziehungstheorie.
Die Psychoanalyse basiert auf den Vorstellungen der Tiefenpsychologie, die sich mit dem Unterbewusstsein und dessen Einfluss auf das Erleben und Verhalten von Personen beschäftigt. Dabei gehören unterschiedliche Modelle zu den Grundannahmen der Psychoanalyse. Vier dieser Grundannahmen über das menschliche Verhalten lernst Du im Folgenden kennen.
Eines der Grundannahmen der Psychoanalyse ist, dass die Psyche eines Menschen in die drei Instanzen "Es", "Ich" und "Über-Ich" gegliedert ist. Diese Instanzen besitzen jeweils verschiedene Aufgaben, die das Individuum in seinem Verhalten beeinflussen:
Die nachfolgende Abbildung verdeutlicht die verschiedenen Einflüsse, die von außen auf das Individuum einwirken, sowie das Wirken der Instanzen innerhalb der Person.
Abbildung 1: Das InstanzenmodellQuelle: wikipedia.org
Bei der Psychoanalyse wird davon ausgegangen, dass psychische Krankheiten durch ein Ungleichgewicht zwischen den beiden Instanzen "Es" und "Über-Ich" ausgelöst werden können. Mittlerweile ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass moralisches Verhalten und Triebe in verschiedenen Regionen des Gehirns verortet sind. Die vollständige Trennung der menschlichen Psyche in drei Teilbereiche wird jedoch in der Regel nicht mehr vertreten.
Du willst mehr über die drei Instanzen lernen? Dann schau Dir z. B. auch die Erklärung zum "Instanzenmodell" an.
Das Phasenmodell beschäftigt sich mit der Entwicklung von Kindern. In der Psychoanalyse wird davon ausgegangen, dass die psychische Entwicklung von Kindern in Phasen abläuft. Diese Phasen beziehen sich jeweils auf verschiedene Körperregionen, die von dem Kind näher betrachtet und zum Lustgewinn eingesetzt werden. Welche Phasen welche Entwicklungsaufgaben beeinflussen, zeigt diese Tabelle:
Phase | Körperregion | Entwicklungsaufgabe |
Orale Phase | Mund, Lippen und Zunge | Entwicklung sozialen Vertrauens |
Anale Phase | Anus | Entwicklung von Selbstkontrolle und Selbstwertgefühl |
Phallische Phase | Genitalien | Entwicklung der Geschlechterrolle und Übernahme von Werten und Normen |
Latenzphase | - | Geistige Entwicklung |
Genitale Phase | Genitalien | Entwicklung der Sexualität und Partnerschaft |
Aus der Phasenlehre lässt sich die Neurosenlehre ableiten. Hier besteht die Annahme, dass psychische Erkrankungen die Folge von Störungen während einer der Kindheitsphasen sind. Diese prägenden Ereignisse sollen in der Psychoanalyse bewusst gemacht werden und dadurch eine andere Herangehensweise und neue Bewältigungsstrategien ermöglichen.
Die Existenz dieser Phasen konnte bisher nicht wissenschaftlich belegt werden und auch der Nachweis auf die Auswirkungen im Erwachsenenalter existiert nicht. Genauere Informationen zum "Phasenmodell der psychosexuellen Entwicklung" findest Du in der Erklärung dazu.
In der Traumdeutung werden Träume als abstrakte Manifestation von Problemen der Träumenden gesehen. Diese sind unter anderem auf Erinnerungen aus der Kindheit zurückzuführen. Auch das Instanzenmodell tritt bei der Interpretation der Träume wieder hervor. Träume sind demnach eine Darstellung der unterdrückten Wünsche und Bedürfnisse des "Es", die durch das "Ich" auf abstrakte Art und Weise dargestellt werden und somit das Bewusstsein erreichen.
Durch die Interpretation der Traumbilder soll aufgedeckt werden, welchen Ursprung momentane Probleme und psychische Erkrankungen haben. Dieses Wissen soll dem oder der Betroffenen helfen, anders mit Problemen umzugehen und somit eine Besserung zu erreichen.
In der Psychoanalyse wird zwischen dem Unbewussten, dem Vorbewusstsein und dem Bewussten unterschieden. Diese drei Formen enthalten unterschiedliche Gedanken und Gefühle der Menschen. Bekannt ist dieses Erklärungsmodell der Tiefenpsychologie auch unter der Bezeichnung "Eisberg-Modell". Dieses siehst Du in der folgenden Abbildung:
Abbildung 2: Das Eisberg-ModellQuelle: quentn.com
Die verschiedenen Bewusstseinsebenen besitzen also unterschiedliche Inhalte, die auf den Menschen einwirken. Dabei werden die unangenehmen Erfahrungen und Gefühle in der Regel in das Unterbewusstsein verschoben. Die darauffolgende Tabelle erläutert die Inhalte der verschiedenen Bewusstseinsebenen noch einmal genauer.
Bewusstseinsart | Erklärung/ Inhalt |
Unterbewusstsein |
|
Vorbewusstsein |
|
Bewusstsein |
|
In bestimmten Situation ist es für den Menschen wichtig, gewisse Gedanken und Gefühle zu verdrängen und damit in das Unterbewusstsein zu verschieben. Dies ist ein Abwehrmechanismus der menschlichen Psyche, der auch als Verdrängung bezeichnet wird.
Abwehrmechanismen sind Schutzfunktionen der menschlichen Psyche, um starke Belastungen auszuhalten. In der Tiefenpsychologie gehen diese vom "Ich" aus, um Konflikte zwischen den Instanzen abzuschwächen und störende Impulse des "Es" oder "Über-Ich" zu verhindern. Neben der Verdrängung existieren noch weitere Arten von Abwehrmechanismen.
Laut der Psychoanalyse kommen verdrängte Erinnerungen in bestimmten Situationen wieder hervor. Die Abwehrmechanismen versagen und lösen psychische Erkrankungen, beispielsweise Angstzustände oder Depression, aus. Die Therapie versucht dabei anzusetzen und die Auslöser der Störungen durch die psychoanalytische Gesprächssituation hervorzuholen.
Mehr Informationen über das Unterbewusstsein findest Du in den Erklärungen "Das Unbewusste" und "Eisbergmodell Freud". Auch zu den "Abwehrmechanismen" kannst Du Dich genauer reinlesen.
Die Theorie der Psychoanalyse beschäftigt sich hauptsächlich mit den Einflussfaktoren der Kindheit und der Triebbefriedigung auf das Verhalten erwachsener Personen. Dabei geschehen die wichtigen Prozesse im Unterbewusstsein des Menschen und erreichen das Bewusstsein nicht. Die Psychoanalyse als therapeutisches Verfahren beruht auf diesen Theorien und versucht, das Unbewusste für den Menschen erreichbar zu machen.
Das therapeutische Verfahren der Psychoanalyse hat zum Ziel, die Ursachen der psychischen Erkrankung aufzudecken. Sie kann aber auch dazu verwendet werden, die eigene Persönlichkeit zu erforschen und sich selbst weiterzuentwickeln.
Dazu wird das Unterbewusstsein der betroffenen Person genauer betrachtet. Bei der Psychoanalyse besteht die Annahme, dass Probleme auf Geschehnissen in der Kindheit basieren und durch unbewusste Vorgänge im Inneren des Menschen ausgelöst werden. Psychische Erkrankungen werden also durch unbewusste, problematische Kindheitserinnerungen ausgelöst.
In der psychoanalytischen Therapie wird es den Patienten oder Patientinnen durch die Bewusstmachung dieser Erinnerungen möglich, ihre innere Balance wiederherzustellen. Als Grundlage dieses Prozesses bei der Psychoanalyse dient das Gespräch zwischen Patienten oder Patientin und Psychotherapeut oder Psychotherapeutin.
Die Gesprächssituation innerhalb der Psychoanalyse kann zu zweit im direkten Austausch mit dem Psychotherapeuten oder der Psychotherapeutin stattfinden, aber auch in einer Gruppe durchgeführt werden. Dabei wird das Leben der Patienten oder Patientinnen besprochen und unbewusste Konflikte aus der Kindheit aufgedeckt. Das Aufdecken dieser Probleme ermöglicht den Menschen, neue Lösungswege zu wählen, da die Ursache der psychischen Erkrankung bewusst wird.
Diese Herangehensweise kommt durch die bereits erwähnten Modelle zustande. Das topographische Modell enthält die Vorstellung, dass sich der Großteil der Gedanken und Empfindungen im Unterbewusstsein befindet. Aus diesem Grund versuchen Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen das Unbewusste sichtbar zu machen, um dort Informationen über Vergangenes zu erhalten.
Dort werden schließlich Erinnerungen gesucht, die auf Probleme in den verschiedenen Kindheitsphasen nach dem Phasenmodell hinweisen. Wenn dies nicht der Fall ist, wird nach einem Problem nach dem Instanzenmodell gesucht. Hier wird versucht zu ermitteln, weshalb die Instanzen nicht im Gleichgewicht sind.
Die psychoanalytische Gesprächssituation zeichnet sich dabei durch die Anwendung sieben verschiedener Techniken aus. Diese lauten:
Wenn Du Genaueres über die einzelnen Techniken erfahren möchtest, findest Du weitere Informationen in der Erklärung "Techniken der Psychoanalyse ".
Zudem beschäftigt sich die Psychoanalyse auch mit der Deutung von Träumen, denn in ihnen sah Freud die abstrakte Manifestation von Problemen der Träumenden. Aus diesem Grund können Traumtagebücher geführt werden, in denen direkt nach dem Aufwachen die Träume festgehalten werden, sodass sie nicht sofort wieder in Vergessenheit geraten. Im Anschluss werden die Träume mit dem Therapeuten oder der Therapeutin analysiert. Durch die Interpretation der Traumbilder soll in Erfahrung gebracht werden, welchen Ursprung momentane Probleme und psychische Erkrankungen haben.
Die Technik der freien Assoziation entstand durch eine Beobachtung Joseph Breuers, einem damaligen Kollegen Freuds, als dieser eine Patientin behandelte. Aus ihren häufig unverständlichen und verworrenen Aussagen erkannte er Zusammenhänge ihrer Krankheit und den Erinnerungen aus ihrer Kindheit.
Die freie Assoziation ist eine Methode zur Erforschung des menschlichen Lebenswegs und unbewusster Konflikte, die in der Psychoanalyse angewendet wird. Dabei werden Gedanken ohne Filter, also frei ausgesprochen.
Die freie Assoziation hilft in der Psychoanalyse dabei, die eigenen unbewussten Erfahrungen ins Bewusstsein zu holen. Dabei sollen die Patienten und Patientinnen ihre Gedanken vollkommen frei äußern, ohne sie als unwichtig, unpassend oder unangenehm einzustufen. Hier werden Einfälle zu verschiedenen Personen, Sachen, Situationen und Träumen laut ausgesprochen.
Neben der freien Assoziation existieren noch einige weitere Techniken der Psychoanalyse. Welche das sind, erfährst Du in der Erklärung "Techniken der Psychoanalyse ".
Vor der Psychoanalyse wird in einem Erstinterview zwischen Patient oder Patientin und den Therapierenden vereinbart, dass alle Gedanken frei und ohne Einschränkungen ausgesprochen werden sollen. Es wird geklärt, wie genau in den zukünftigen Sitzungen vorgegangen werden soll.
Im Anschluss wird versucht, eine möglichst hohe Entspannung des Patienten oder der Patientin zu erreichen. Dazu wird häufig der bekannte Aufbau der Psychoanalyse verwendet, bei der die Person auf einem Sofa liegt, während dahinter der Psychoanalytiker oder die Psychoanalytikerin sitzt. Eine Form dieses bzw. eines ähnlichen Aufbaus siehst Du in der folgenden Abbildung.
Abbildung 3: Die psychoanalytische GesprächssituationQuelle: freepik.com
Da hierbei der Blickkontakt zwischen den beiden Parteien größtenteils verhindert wird, soll sich der Patient oder die Patientin unbeobachtet fühlen. Durch das Liegen auf der Couch wird außerdem für eine "Schlafposition" gesorgt und dadurch eine Entspannung des Körpers herbeigeführt. Dies soll die Entstehung von inneren Bildern fördern.
Diese Methode wird jedoch nicht immer und notwendigerweise angewandt. Ein bestimmtes Vertrauen zwischen dem Patienten oder der Patientin und dem Therapeuten oder der Therapeutin muss jedoch bestehen, damit keine wichtigen Empfindungen verschwiegen werden. Einen möglichen Ablauf einer solchen Therapiesitzung findest Du im folgenden Beispiel.
Eine Patientin befindet sich bei der Psychoanalyse und liegt entspannt auf der Couch. Dabei spricht sie über den vergangenen Tag auf der Arbeit. Schließlich erwähnt sie, dass sie zuvor einen Blumenstrauß für den Geburtstag ihrer Kollegin eingekauft hat.
Währenddessen kommt ihr der Gedanke, dass sie dort ebenfalls die Lieblingsblumen ihrer Mutter gesehen hatte. Statt diesen Gedanken nun als unwichtig abzutun oder nicht zur Geschichte zugehörig, spricht sie diesen Einfall laut aus.
Dadurch wird ihr eine weitere Erinnerung ins Gedächtnis gerufen. Sie erinnert sich daran, wie sie neben dem Esstisch mit den Blumen darauf stand und ihre Eltern dabei beobachtete, wie diese sich stritten. Sie beschreibt diese Situation und erklärt schließlich auch ihre Gefühle dazu.
Somit verwandelte sich die Gesprächssituation über die Arbeit hin zu einem Gespräch über die Gedanken und Gefühle über eine bereits länger vergangene Situation.
Auch außerhalb der Psychoanalyse wird die freie Assoziation verwendet. Wenn beispielsweise Kreativität gefragt ist, wird durch ein sogenanntes Brainstorming die Ideenfindung angeregt. In Interviews kann die freie Assoziation in Form einer offenen Frage gefunden werden, die dazu anregt, sich frei Gedanken dazu zu machen.
Du willst mehr über Kreativität lernen? Kein Problem, klick dich einfach in die Erklärung "Kreativität Psychologie" rein!
Zudem existiert die Technik des sogenannten automatischen Schreibens, bei der spontane Einfälle als Notizen festgehalten werden, um im späteren Verlauf Inspirationen daraus ziehen zu können. Die freie Assoziation kann ebenfalls in der Psychiatrie und der Psychotherapie zum Einsatz kommen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist der Rorschachtest. Die folgende Abbildung stellt ein Beispielbild eines solchen Tests dar.
Abbildung 4: Beispielbild RorschachtestQuelle: wikipedia.org
Der Rorschachtest wurde entwickelt, um die Persönlichkeit eines Menschen zu erfassen. Dazu werden einer Person zehn verschiedene Bilder gezeigt, auf denen Tintenkleckse in verschiedenen Formen zu sehen sind.
Die Testperson soll nun interpretieren, was sie in diesen Mustern sieht und welche Aspekte dabei für besonders wichtig gehalten werden. Dabei existieren weder richtige noch falsche Aussagen.
Obwohl diese Vorgehensweise in der Psychiatrie oder Psychotherapie eingesetzt wird, existieren Uneinigkeiten über die tatsächliche Aussagekraft dieses Tests.
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