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Appetenz

Hattest Du schon einmal so richtig Appetit auf Pizza und hast den weiten Weg zu Deiner Lieblingspizzeria in Kauf genommen, obwohl Du eigentlich total müde warst? Appetit bezeichnet das Begehren oder Verlangen nach – meist einer ganz bestimmten Art von – Nahrung. Damit stellt Appetit eine im Alltag sehr geläufige Sonderform eines Phänomens dar, das in der Biologie und Psychologie als Appetenz bezeichnet wird.

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Hattest Du schon einmal so richtig Appetit auf Pizza und hast den weiten Weg zu Deiner Lieblingspizzeria in Kauf genommen, obwohl Du eigentlich total müde warst? Appetit bezeichnet das Begehren oder Verlangen nach – meist einer ganz bestimmten Art von – Nahrung. Damit stellt Appetit eine im Alltag sehr geläufige Sonderform eines Phänomens dar, das in der Biologie und Psychologie als Appetenz bezeichnet wird.

Appetenz Definition

Der Begriff Appetenz stammt aus der klassischen vergleichenden Verhaltensforschung und wurde insbesondere von Konrad Lorenz und Nikolaas Tinbergen geprägt.

Appetenz (von lat. appetentia, "Verlangen, Begierde") bezeichnet in der Biologie und Psychologie angeborene Triebe, die das Verhalten in Richtung eines bestimmten Ziels lenken.

Konrad Lorenz (1903-1989) war ein österreichischer Zoologe, Nobelpreisträger und einer der wichtigsten Vertreter der klassischen vergleichenden Verhaltensforschung (Ethologie). Nikolaas Tinbergen (1907-1988) war ein niederländischer Zoologe und Ethologe. Ethologie bedeutet in etwa die "Wissenschaft von den Gewohnheiten", sie beschäftigt sich mit den Lebensgewohnheiten von Tieren.

Mehr über die "Vergleichende Verhaltensforschung" erfährst Du in der ausführlichen Erklärung!

Bei dem durch Appetenz ausgelösten Verhalten wird zwischen ungerichtetem und gerichtetem Appetenzverhalten unterschieden:

  • ungerichtetes Appetenzverhalten: aktive Suche nach bestimmten Schlüsselreizen; diese lösen das gerichtete Appetenzverhalten aus
  • gerichtetes Appetenzverhalten: ein auf einen Schlüsselreiz hin orientiertes Verhalten mit dem Ziel, die Appetenz zu reduzieren

Je höher die Appetenz, desto stärker wächst der innere Druck, das entsprechende Verhalten zu zeigen, um das Verlangen zu stillen. Am Ende einer Kette von Appetenzverhalten erfolgt die sogenannte Endhandlung. Sie bewirkt eine Reduktion der Appetenz. Das folgende Beispiel zeigt Dir, wie Appetenz zu Appetenzverhalten führt:

Ein Beispiel für Appetenz ist Durst. Ein durstiger Löwe wird zunächst eher ziellos loslaufen, um nach Wasser zu suchen (→ ungerichtetes Appetenzverhalten). Sobald er Wasser (→ Schlüsselreiz) wittert, wird er gezielt darauf zulaufen, um zu trinken (→ gerichtetes Appetenzverhalten). Alle Verhaltensweisen, die er bei seiner Suche nach Wasser zeigt, gehören zum Appetenzverhalten: Laufen, Klettern, Springen und Schnuppern. Das Trinken stellt schließlich die Endhandlung dar, die zur Reduktion der Appetenz führt. Je stärker sein Durst, desto weitere Strecken wird der Löwe laufen, um an eine Wasserstelle zu kommen.

Das Gegenteil von Appetenz ist Aversion.

Aversion (von lat. aversio, "Abwendung") bezeichnet die Tendenz, auf bestimmte angeborene oder erlernte Reize mit Vermeidung oder Abwehr zu reagieren.

Beispiele für aversive Reize sind Schmerzen oder unangenehme Gerüche.

Bedingte Appetenz

Durst ist ein Beispiel für einen angeborenen Trieb, der das Überleben sichert, indem er bestimmte Verhaltensweisen auslöst. Der angeborene Reiz, der Durst auslöst, ist ein Flüssigkeitsmangel im Körper. Appetenz und Appetenzverhalten können jedoch auch durch erlernte Reize ausgelöst werden. Dann spricht man von bedingter Appetenz.

Bedingte Appetenz ist eine Form der Appetenz, die durch bedingte (erlernte Reize) ausgelöst wird.

Ein bedingter Reiz entsteht durch klassische Konditionierung:

  1. Ein angeborener Schlüsselreiz löst Appetenz aus. Ein neutraler Reiz löst keine Reaktion aus.
  2. Der angeborene und der neutrale Reiz treten mehrmals gemeinsam auf und werden dadurch miteinander verknüpft.
  3. Anschließend löst auch der vormals neutrale Reiz allein Appetenz aus. Er ist zum konditionierten oder bedingten Reiz geworden.

Wenn Du mit dem Thema "Klassische Konditionierung" noch nicht vertraut bist, klick Dich in die ausführliche Erklärung rein!

Bedingte Appetenz – Beispiel

Das folgende Beispiel zeigt Dir noch einmal ausführlich, wie ein neutraler Reiz zu einem bedingten Reiz wird und anschließend bedingte Appetenz auslöst:

Ist ein Hund hungrig (Appetenz), wird er sich auf die Suche nach Futter begeben. Sobald er Futter (angeborener Schlüsselreiz) sieht oder riecht, wird er sein Verhalten gezielt darauf ausrichten, um zu fressen. Ein roter Plastiknapf (neutraler Reiz) löst zunächst kein Verhalten bei dem Hund aus. Wird der Hund nun aber daran gewöhnt, jeden Tag aus dem roten Plastiknapf zu fressen, so wird der Plastiknapf irgendwann zum bedingten Reiz. Wenn der Hund hungrig ist, wird er gezielt zu dem roten Napf laufen und dort nach Futter suchen.

Bedingte Appetenz – bedingte Aktion: Unterschied

Ein mit der bedingten Appetenz verwandtes Prinzip ist die bedingte Aktion.

Eine bedingte Aktion ist eine Verhaltensweise, die als Ergebnis eines Lernvorganges gezeigt wird, um eine positive Verstärkung (Belohnung) zu erreichen.

Eine bedingte Aktion entsteht als Ergebnis einer instrumentellen oder operanten Konditionierung:

  1. Ein zunächst neutrales Verhalten (eine neutrale Aktion) wird zufällig und selten ausgeführt. Das Verhalten hat weder positive noch negative Konsequenzen für das Individuum.
  2. Das neutrale Verhalten wird mehrfach durch eine folgende Belohnung positiv verstärkt.
  3. Das vormals neutrale Verhalten wird immer häufiger gezeigt, um die Belohnung zu erhalten und ist dadurch zum bedingten Verhalten (bedingte Aktion) geworden.

Zum Thema "Operante Konditionierung" kannst Du ebenfalls noch einmal in der ausführlichen Erklärung nachlesen.

Auch die Appetenz spielt bei der bedingten Aktion eine Rolle. Die bedingte Aktion wird nämlich nur gezeigt, solange Appetenz in Richtung der Belohnung besteht. Das folgende Beispiel veranschaulicht diesen Zusammenhang:

Im Käfig einer Ratte befindet sich ein Hebel. Beim Erkunden des Käfigs und zufälligen Bewegungen (neutrales Verhalten) drückt die Ratte gelegentlich auf den Hebel. Jedes Mal, wenn sie den Hebel drückt, erhält sie eine Belohnung in Form von Futter.

Nach einigen Wiederholungen lernt die Ratte das Drücken des Hebels mit dem Futter zu verknüpfen. Das Drücken des Hebels ist zur bedingten Aktion geworden. Die Ratte wird den Hebel nun gezielt drücken, um Futter zu erhalten. Allerdings nur, solange sie Hunger (Appetenz) verspürt. Hat sie keinen Hunger, wirkt das Futter nicht mehr als Belohnung und die Ratte wird den Hebel nicht mehr drücken.

Bedingte Appetenz und bedingte Aktion unterscheiden sich also in den folgenden Punkten:

Bedingte AppetenzBedingte Aktion
Ein vormals neutraler Reiz wird durch klassische Konditionierung zum bedingten Reiz.Eine vormals neutrale Aktion (Verhalten) wird durch operante Konditionierung zur bedingten Aktion.
Der bedingte Reiz löst eine bedingte Appetenz aus.Die bedingte Aktion löst eine positive Konsequenz (Belohnung) aus.
Auf die bedingte Appetenz folgt ein Appetenzverhalten.Die Belohnung führt dazu, dass die bedingte Aktion wiederholt gezeigt wird, solange Appetenz in Richtung der Belohnung besteht.

Appetenz – Bedeutung in der Psychologie

In der Psychologie bedeutet der Begriff Appetenz etwa so viel wie Lust, Verlangen, Streben, Begierde oder Drang und bezieht sich also in erster Linie auf den Menschen. Eine besonders wichtige Bedeutung hat in der Psychologie die sexuelle Appetenz.

Sexuelle Appetenz ist das Verlangen nach sexueller Befriedigung. Dazu gehört auch das Bedürfnis, die eigene sexuelle Attraktivität zu steigern. Ist die sexuelle Appetenz gehemmt, empfindet die betroffene Person ein reduziertes oder gar kein sexuelles Verlangen mehr. Bei extrem hohem sexuellem Verlangen spricht man dagegen von gesteigerter sexueller Appetenz.

Unterschiedlich starke sexuelle Appetenzen sind eine häufige Ursache für Konflikte in Paarbeziehungen. Hat ein*e Partner*in eine deutlich höhere sexuelle Appetenz, kann das zu Unzufriedenheit bezüglich der Häufigkeit der sexuellen Kontakte führen.

Appetenz-Konflikt

Meist tritt nicht nur eine Art von Appetenz auf einmal auf, sondern mehrere gleichzeitig – beispielsweise Hunger und Durst. Erfordern verschiedene Arten von Appetenz verschiedene Verhaltensweisen, kann es zu Appetenz-Konflikten kommen. Dabei werden drei Arten von Konflikten unterschieden:

  • Appetenz-Appetenz-Konflikte
  • Appetenz-Aversions-Konflikte
  • Aversions-Aversions-Konflikte

Appetenz-Appetenz-Konflikt

Ein Appetenz-Appetenz-Konflikt tritt immer dann auf, wenn verschiedene Appetenzen gleichzeitig auftreten und sich gegenseitig widersprechende Appetenzverhalten erfordern. Wenn also zwei positive Optionen bestehen, die nicht gleichzeitig erreicht werden können, müssen Individuen sich entscheiden, welcher Appetenz sie folgen. Das hängt in der Regel davon ab, welche Appetenz den stärkeren Druck auslöst, also dringender ist. Vielleicht kennst Du selbst auch den Appetenz-Appetenz-Konflikt aus dem folgenden Beispiel:

Stell Dir vor, Du bist mehrere Stunden lang gewandert und hattest weder Wasser noch Brotzeit dabei. In der nächsten Ortschaft findest Du eine Gastwirtschaft. Dein Geld reicht aber nur, um Dir entweder etwas zu essen, oder etwas zu trinken zu kaufen. Du musst Dich also entscheiden, welche Appetenz gerade dringender ist. In den meisten Fällen ist Durst die dringendere Appetenz, da der Mensch deutlich länger ohne Nahrung als ohne Wasser auskommen kann. Du wirst Dich also sehr wahrscheinlich für das Getränk entscheiden und hungrig nachhause gehen.

Appetenz-Aversions-Konflikt

Ein Appetenz-Aversions-Konflikt (auch Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt) entsteht, wenn ein Ereignis sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringt. Während man die Vorteile aufsuchen möchte, möchte man die Nachteile eigentlich vermeiden. Dadurch entsteht eine Ambivalenz.

Ambivalenz (von lat. ambo, "beide" und valere, "gelten") ist die Bezeichnung für das Erleben eines inneren Konfliktes, der durch widersprüchliche Gedanken, Wünsche und Gefühle ausgelöst wird.

Im besten Fall wird eine Entscheidung durch eine sorgfältige Kosten-Nutzen-Analyse getroffen. Im schlimmsten Fall führt ein Appetenz-Aversions-Konflikt zur Handlungsunfähigkeit, wenn man sich nicht entscheiden kann. Das folgende Beispiel zeigt, wie ein Appetenz-Aversions-Konflikt aussehen kann:

Stell Dir vor, Du hast Dich im obigen Beispiel für das Getränk entschieden und beschlossen, etwas zu essen, wenn Du nachhause kommst. Als Du zuhause ankommst, erwartet Dich im Kühlschrank gähnende Leere. Das einzig Essbare, was Du in der ganzen Wohnung finden kannst, sind angetrocknete Nudeln vom Vortag mit einer Soße, die Du eigentlich überhaupt nicht magst. Es ist Sonntagabend und Du wohnst außerhalb des Bereichs sämtlicher Lieferdienste.

Du wägst kurz Kosten und Nutzen gegeneinander ab: Die Nudeln sind zwar schon angetrocknet und schmecken Dir eigentlich überhaupt nicht. Aber immerhin sind sie nicht verdorben und Dein Magen knurrt inzwischen wirklich furchtbar. Daher entscheidest Du Dich dafür, die Nudeln zu essen.

Aversions-Aversions-Konflikt

Ein Aversions-Aversions-Konflikt entsteht dann, wenn zwei Alternativen bestehen, die eigentlich beide vermieden werden wollen. Hier muss also das kleinere Übel gewählt werden. Auch das folgende Beispiel kennst Du vielleicht so oder so ähnlich aus Deinem Alltag:

Stell Dir vor, Du stehst morgens auf und musst in die Schule. Eigentlich fährst Du gerne mit dem Fahrrad, denn die Busfahrt kostet Geld, dauert länger und der Bus ist meistens unangenehm voll. Heute regnet es aber in Strömen. Du stehst also vor der Wahl, klatschnass in der Schule anzukommen oder die unangenehme und teure Busfahrt in Kauf zu nehmen. Da Du Dich nicht erkälten willst, entscheidest Du, dass die Busfahrt in diesem Fall das kleinere Übel ist.

Appetenz - Das Wichtigste

  • Appetenz (von lat. appetentia, "Verlangen, Begierde") bezeichnet in der Biologie und Psychologie angeborene Triebe, die das Verhalten in Richtung eines bestimmten Ziels lenken.
  • Bedingte Appetenz ist eine Form der Appetenz, die durch bedingte (erlernte Reize) ausgelöst wird.
  • Bei einem Hund entsteht bedingte Appetenz beispielsweise, wenn ein Futternapf (→ neutraler Reiz) mehrmals mit Futter (→ natürlicher Schlüsselreiz) präsentiert wird und dadurch zum bedingten Reiz wird, der bedingte Appetenz auslöst.
  • Bedingte Appetenz & bedingte Aktion unterscheiden sich in dem Lernprozess, der zuvor stattgefunden hat: Bedingte Appetenz entsteht durch klassische Konditionierung, eine bedingte Aktion durch operante Konditionierung.
  • Es gibt verschiedene Formen von Appetenz-Konflikten:
    • Appetenz-Appetenz-Konflikte: Mehrere gleichermaßen attraktive Optionen verlangen unterschiedliche Verhaltensweisen.
    • Appetenz-Aversions-Konflikte: Eine Option hat sowohl Vor- als auch Nachteile
    • Aversions-Aversions-Konflikte: Ein Individuum muss sich zwischen verschiedenen gleichermaßen unangenehmen Optionen entscheiden.

Nachweise

  1. Lorenz. (1978). Vergleichende Verhaltensforschung. Grundlagen der Ethiologie. Springer.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Appetenz

Die Bedingte Appetenz ist eine Form der Appetenz, die durch bedingte (erlernte Reize) ausgelöst wird. Ein bedingter Reiz entsteht durch klassische Konditionierung.

Appetenzverhalten ist das durch Appetenz ausgelöste Verhalten. Dabei wird zwischen ungerichtetem und gerichtetem Appetenzverhalten unterschieden:

  • ungerichtetes Appetenzverhalten: aktive Suche nach bestimmten Schlüsselreizen; diese lösen das gerichtete Appetenzverhalten aus
  • gerichtetes Appetenzverhalten: ein auf einen Schlüsselreiz hin orientiertes Verhalten mit dem Ziel, die Appetenz zu reduzieren

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