Völkermord Herero

Was, wenn du erfährst, dass ein historisches Verbrechen von vor über 100 Jahren die Gegenwart Namibias und Deutschlands bis heute prägt? Der Völkermord an den Herero und Nama war nicht nur der erste Genozid des 20. Jahrhunderts, sondern ein düsteres Musterbeispiel für Kolonialismus, Rassismus und die zerstörerische Kraft von Vorurteilen. In diesem Artikel lernst du, wie aus Landraub und Diskriminierung in Deutsch-Südwestafrika ein Drama von Aufstand, systematischer Vernichtung und späterer Aufarbeitung entstand – und warum dieser Genozid in Namibia bis heute Relevanz hat.

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Springe zu einem wichtigen Kapitel

    Vorgeschichte: Kolonialismus in Deutsch-Südwestafrika

    Deutsch-Südwestafrika – das heutige Namibia – war am Anfang des 20. Jahrhunderts von tiefgreifenden sozialen und politischen Veränderungen geprägt. Bereits ab dem 19. Jahrhundert hatten europäische Mächte begonnen, Afrika unter sich aufzuteilen. Die deutsche Kolonialherrschaft begann offiziell 1884 und war Teil des weltweiten Imperialismus, der als eines der wichtigsten Kolonialismus Beispiele gilt.

    Für viele Herero und Nama, zwei miteinander konkurrierende, aber auch kooperierende Bevölkerungsgruppen, bedeutete die Ankunft der Deutschen eine dramatische Wende. Land wurde enteignet, Viehherden dezimiert, und traditionelle soziale Strukturen massiv gestört. Die deutsche Kolonialverwaltung förderte Siedlerinteressen und privilegierte oft weiße Farmer. Ein typisches Beispiel: Das fruchtbare Weideland der Herero war begehrt, und Überschuldung, Betrug und Rinderpest führten zu wachsender Verarmung und kulturellem Identitätsverlust bei den Herero wie auch bei den Nama.

    Beide Gemeinschaften hatten bereits zuvor immer wieder um Ressourcen gekämpft, wurden jedoch durch die Kolonialpolitiken zu neuen Bündnissen und Widerständen getrieben. Besonders problematisch war das rassistische Verhalten vieler Kolonialbeamter und Siedler, das auch in offener Gewalt und Diskriminierung mündete. Diese explosive Mischung legte den Grundstein für spätere Aufstände und trieb viele Herero und Nama in eine ausweglose Lage.

    Schon die Vorgeschichte zeigt: Der Völkermord an den Herero und Nama war kein plötzlicher Ausbruch, sondern ein Ergebnis jahrzehntelanger kolonialer Unterdrückung, Machtmissbrauchs und systematischer Ausbeutung.

    Die Aufstände der Herero und Nama

    Im Januar 1904 explodierte die angestaute Wut in einem organisierten Aufstand der Herero. Unter dem charismatischen Anführer Samuel Maharero griffen Herero-Krieger gezielt deutsche Siedlungen, Farmen und militärische Einrichtungen an. Das Hauptziel: die Rückgewinnung von Land, Würde und Selbstbestimmung.

    Die deutsche Schutztruppe war zunächst zahlenmäßig unterlegen und konnte dem Aufstand kaum effektiv begegnen. Es zeigt sich, wie gefährlich unterschätzte strukturelle Ungleichheiten werden können: Der Glaube an rassistische Überlegenheit hinderte die Kolonialherren oft daran, lokale Dynamiken zu verstehen.

    Kurze Zeit später schlossen sich auch die Nama, angeführt von Persönlichkeiten wie Hendrik Witbooi und Jakob Morenga, dem Widerstand gegen die Kolonialherrschaft an. Sie lernten dabei gezielt aus den Fehlern der Herero und verfolgten eine Guerillataktik, die den Deutschen deutlich zusetzte.

    So wendete sich das Blatt: Wenige Monate dauerten die erfolgreichen Überfälle, ehe die deutsche Reichsleitung Verstärkung schickte und einen für die Epoche beispiellos brutalen Vernichtungskrieg einzuleiten begann.

    Die Umsetzung des Völkermords: Kriegsgräuel und Vernichtungsbefehl

    Ab Frühjahr 1904 begann die systematische Zerschlagung des Herero-Widerstands. Generalleutnant Lothar von Trotha, ein Militär mit kompromissloser Härte, wurde von Berlin entsandt – eine Figur, die heute für die deutsche Kolonialverbrechen emblematisch ist.

    Nach der entscheidenden Schlacht am Waterberg (August 1904) flohen zehntausende Herero in die unbarmherzige Omaheke-Wüste. Der sogenannte Vernichtungsbefehl von Trotha (Oktober 1904) verbot jegliche Gnade. Wasserquellen wurden blockiert, Flüchtende gejagt, und auch Frauen und Kinder wurden rücksichtslos getötet oder zurückgetrieben – das Ziel war eindeutig: Die Herero sollten als ethnische Gruppe ausgelöscht werden. Trothas Worte sind berüchtigt: 'Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen.'

    Auch die Nama, die ab Oktober 1904 zum offenen Widerstand griffen, traf ein ähnliches Schicksal. Nach dem Tod ihrer Anführer wurden auch sie systematisch verfolgt, interniert und zum Teil zu Tode gebracht.

    Die nächsten Jahre prägten sich im kollektiven Gedächtnis Namibias ein: Zwangsarbeit, Konzentrationslager – etwa in Lüderitzbucht – sowie Massensterben durch Hunger, Gewalt und gezielte Vernachlässigung. Von 80.000 Herero überlebten Schätzungen zufolge weniger als 20.000, bei den Nama starben etwa 10.000 von ursprünglich 20.000 bis 25.000 Menschen. Damit gelten der Völkermord Herero und das Schicksal der Nama als erster Genozid des 20. Jahrhunderts.

    Lothar von Trotha – Täterprofil und seine Rolle im Genozid Namibia

    Wer war Lothar von Trotha? Der Generalleutnant, geboren 1848, galt als kompromissloser Soldat der wilhelminischen Expansion. Seine Erfahrungen hatte er zuvor bereits in China (Boxeraufstand) und Tansania (Majimaji-Aufstand) gesammelt – beide Male mit brutaler Repressionspolitik.

    In Namibia agierte Trotha mit rücksichtsloser Effizienz. Der weltweit berüchtigte Vernichtungsbefehl, aber auch der indirekte Tod durch Hunger und Durst in der Omaheke-Wüste, stammen direkt von ihm. Trotha rechtfertigte dies als Notwendigkeit im 'Rassenkampf' – eine perfide Verdrehung rassistischer Ideologie und moderner Kriegsführung.

    Bis heute gilt Trotha als Symbol für die Kombination aus kolonialer Hybris, unreflektiertem Rassismus und zynischer Effizienz, die den Genozid in Namibia zum Inbegriff deutscher Kolonialverbrechen machte.

    Konzentrationslager und die systematische Vernichtung

    Nach den Kämpfen wurden zehntausende Herero und Nama in Konzentrationslager interniert – meist unter freiem Himmel oder in primitiven Verschlägen. Orte wie Shark Island erlangten wegen ihrer Grausamkeit traurige Berühmtheit.

    Die Zustände in den Lagern waren katastrophal: Hunger, Misshandlungen, Krankheiten und Zwangsarbeit führten dazu, dass über die Hälfte der Internierten starb. Frauen, Männer und Kinder wurden zu körperlich anstrengender Arbeit gezwungen, etwa bei Eisenbahnbau oder im Minenbetrieb – mit tödlichen Konsequenzen.

    Viele Überlebende trugen lebenslange körperliche und psychische Schäden davon. Die Methoden der Entrechtung und systematischen Zerstörung waren so umfassend, dass Historiker*innen sie als Blaupausen für spätere Kolonialverbrechen sehen.

    Gesellschaftliche und politische Folgen des Genozids in Namibia

    Kaum ein zweites Beispiel für Genozid Namibia zeigt so drastisch, wie nachhaltig Gewalt Gesellschaften zerstören kann. Die Überlebenden der Herero und Nama wurden nach dem Genozid enteignet, oftmals in Reservate umgesiedelt und ihrer Rechte beraubt.

    Die politischen, rechtlichen und ökonomischen Folgen waren gravierend: Viele ehemalige Deutsche Siedlungsgebiete blieben bis zur Unabhängigkeit Namibias 1990 in Händen von Nachkommen deutscher Kolonialisten. Die soziale Ungleichheit zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen wirkt bis heute nach.

    Erinnerung und Trauma: Die Herero und Nama vergleichen den Genozid oft mit einer offenen Wunde – mit jährlichen Gedenktagen (Hererotag, Witbooi Heroes’ Day) wird der Opfer gedacht, doch gesellschaftliche Heilungsprozesse bleiben schwierig. Der Genozid ist ein extremes Beispiel dafür, wie Kolonialismus Traumata in Gesellschaften über Generationen hinweg vererbt.

    Aufarbeitung und aktuelle Debatten: Erinnerung, Entschädigung und Versöhnung

    Obwohl der Völkermord Herero und Nama bereits sehr früh international diskutiert wurde, dauerte es Jahrzehnte, bis offizielle Stellungnahmen deutscher Regierungen folgten. Erst lange nach der Unabhängigkeit Namibias und nach anhaltendem Druck durch namibische Opferverbände und die UN hat sich der deutsche Staat zur historischen Verantwortung bekannt.

    2015 bezeichnete das Auswärtige Amt die Ereignisse erstmals offiziell als Völkermord – ein Meilenstein, der in Wissenschaft und Politik intensiv diskutiert wird. In jahrelangen Verhandlungen zwischen Deutschland und Namibia wurde 2021 ein sogenanntes 'Versöhnungsabkommen' unterzeichnet, das die historische Schuld anerkennt und finanzielle Hilfen für Projekte zur Entwicklung und Versöhnung in Namibia zusichert.

    Die Debatten sind aber nicht abgeschlossen. Viele Herero- und Nama-Nachfahren sehen die vorgeschlagenen Summen und die Form der Entschädigung als unzureichend. Zentral ist auch die Forderung nach Rückgabe von Gebeinen, die lange in deutschen Sammlungen lagerten, und die Diskussion um kulturelle Souveränität und Gerechtigkeit. Stimmen aus Namibia kritisieren zudem, dass ihre Communitys nicht ausreichend einbezogen wurden.

    Die Diskussion um das koloniale Erbe, um Genozide als Teil der deutschen Identität und um Wiedergutmachung ist lebendig wie nie. Heute gehören Projekte wie Musealisierung, Schulpartnerschaften und Bildungsarbeit zum Versuch, Brücken zu schlagen und die Ereignisse von damals wirklich aufzuarbeiten.

    Der Völkermord an den Herero und Nama im Spiegel internationaler Erinnerungs- und Rechtspolitik

    Der Genozid Namibia wird nicht nur in Deutschland und Namibia, sondern weltweit als Wendepunkt im Umgang mit kolonialen Verbrechen diskutiert. Juristisch betrachtet war die Anerkennung als Völkermord ein Präzedenzfall für die Entwicklung des modernen Völkerrechts und der Menschenrechte.

    Die Herero und Nama fordern seit Jahrzehnten eine juristische Verfolgung und materielle Entschädigung. 2018 wurde vor einem US-Gericht gegen die Bundesrepublik Deutschland geklagt, bislang jedoch ohne Erfolg. Die Rückgabe von Gebeinen und die symbolischen Entschuldigungen sind wichtige, aber aus Sicht der Nachfahren der Opfer nicht ausreichende Schritte.

    Vieles bleibt im Fluss: Die Weltgemeinschaft steht weiter vor der Aufgabe, Kolonialgeschichte ehrlich aufzuarbeiten. Namibia Kolonialismus steht damit weiter als Mahnung für zukünftiges politisches und ethisches Handeln – in Afrika genauso wie in Europa.

    Schlussfolgerung

    Der Völkermord an den Herero und Nama markiert einen Zivilisationsbruch und steht als eindringliche Mahnung im globalen Gedächtnis. Er zeigt, wie systematischer Kolonialismus, Rassismus und ökonomische Ausbeutung zu Genozid führen können – mit Folgen, die das Leben in Namibia bis heute prägen. Trotz langer Verzögerung und vielfacher Verdrängung ringen Deutschland, Namibia und die betroffenen Communities auch im 21. Jahrhundert mit der Vergangenheit. Die Anerkennung als Genozid, Debatten um Wiedergutmachung, der Umgang mit kolonialen Artefakten und die Forderung nach echter Versöhnung sind Themen, die unsere Sicht auf Geschichte, Verantwortung und Menschenrechte grundlegend verändern. Wer die Geschichte des Völkermordes an den Herero und Nama kennt, versteht, wie wichtig eine ehrliche Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit für ein gerechtes Zusammenleben der Zukunft ist. Beschäftige dich deswegen weiter mit Fragen zu Kolonialismus, Genozid und Erinnerung – und hinterfrage die komplexen Beziehungen zwischen historischem Unrecht und heutigen Debatten.

    Völkermord an den Herero und Nama - Das Wichtigste

    • Der Völkermord an den Herero und Nama war der erste Genozid des 20. Jahrhunderts und prägt die Geschichte Namibias und Deutschlands bis heute.
    • Auslöser waren Landraub, Diskriminierung und rücksichtsloser Kolonialismus durch die deutsche Kolonialverwaltung.
    • Der Aufstand der Herero (1904) und später der Nama führte zu brutalen Vergeltungsmaßnahmen und einem systematischen Vernichtungsbefehl durch General Lothar von Trotha.
    • Konzentrationslager, Hunger und Zwangsarbeit führten zur Vernichtung großer Teile der Herero- und Nama-Bevölkerung.
    • Die Aufarbeitung des Genozids ist bis heute nicht abgeschlossen – Themen wie Entschädigung, Rückgabe von Kulturgütern und gesellschaftliche Versöhnung bleiben zentral.

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    Völkermord Herero

    Häufig gestellte Fragen zum Thema Völkermord Herero

    Was war der Völkermord an den Herero und Nama?
    Der Völkermord an den Herero und Nama war ein gezieltes Vernichtungsverbrechen, das das Deutsche Kaiserreich zwischen 1904 und 1908 im damaligen Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) an den Bevölkerungsgruppen der Herero und Nama beging. Nach Aufständen gegen die Kolonialherrschaft wurden systematisch zehntausende Menschen getötet – durch Schlachtungen, Verfolgung in die Wüste (was zu massenhaftem Verdursten führte) und durch Haft in Konzentrationslagern mit katastrophalen Bedingungen. Schätzungsweise 100.000 Menschen kamen ums Leben, das entspricht bis zu 80% der Herero und etwa 50% der Nama im damaligen Gebiet. Dieser Völkermord gilt als eines der ersten großen Genozide des 20. Jahrhunderts und ist ein zentrales Beispiel für deutsche Kolonialverbrechen.
    Wie lief der Herero-Aufstand ab?
    Der Herero-Aufstand begann im Januar 1904, als sich die Herero unter Führung von Samuel Maharero gegen die zunehmende Unterdrückung und Landenteignung durch die deutsche Kolonialmacht erhoben. Zunächst hatten die Herero militärische Erfolge, doch die Deutschen verstärkten ihre Truppen und reagierten mit großer Härte. Im Oktober 1904 befahl Generalleutnant Lothar von Trotha den Vernichtungskrieg: Herero, die sich nicht ergaben, sollten getötet werden. Viele wurden in die wasserlose Omaheke-Wüste getrieben, wo sie verdursteten. Ab 1905 erhoben sich auch die Nama, die ein ähnliches Schicksal erlitten. Der Aufstand endete 1908 mit der systematischen Zerschlagung des Widerstands und Internierung der Überlebenden in Konzentrationslagern.
    Warum spricht man von Genozid in Namibia?
    Man spricht vom Genozid (Völkermord) in Namibia, weil das Vorgehen der deutschen Kolonialmacht gezielt auf die physische Vernichtung der Herero und Nama abzielte – durch direkte Tötung, das Verwehren von Fluchtwegen und Nahrung sowie Zwangsarbeit in Konzentrationslagern mit extrem hoher Sterblichkeit. Der Befehl von Lothar von Trotha und die systematische Vernichtungspolitik zeigen deutlich: Der Tod der Bevölkerungsgruppen war vorgesehen, nicht Nebeneffekt. Nach heutiger Definition erfüllen diese Taten eindeutig die Kriterien für einen Genozid, weshalb Deutschland den Völkermord auch offiziell anerkannt hat.
    Welche Rolle spielte Lothar von Trotha?
    Lothar von Trotha war der Kommandierende General der deutschen Kolonialtruppen in Deutsch-Südwestafrika während des Aufstands. Er erließ im Oktober 1904 den berüchtigten 'Vernichtungsbefehl', in dem er die totale Auslöschung der Herero anordnete: 'Innerhalb der deutschen Grenzen wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr erschossen.' Später weitete er diese Praxis auch auf die Nama aus. Sein militärischer Ansatz setzte auf Einschüchterung, Gewalt und Vernichtung und wurde zum furchtbaren Symbol kolonialer Brutalität. Sein Befehl und seine Taten sind einer der Gründe, warum der Begriff Völkermord heute im Zusammenhang mit Namibia verwendet wird.
    Wie wird der Völkermord an den Herero und Nama heute in Deutschland und Namibia aufgearbeitet?
    Die Aufarbeitung des Völkermords ist ein komplexer und noch andauernder Prozess. In Namibia wurde 2025 erstmals ein offizieller Gedenktag („Genocide Remembrance Day“) eingeführt, der an die Opfer erinnert. Deutschland hat 2021 den Völkermord offiziell anerkannt und die moralische, historische und politische Verantwortung übernommen. Es gibt Rückgaben von Kulturgütern (z.B. die Bibel und Peitsche von Hendrik Witbooi), gemeinsame Forschungsprojekte und kulturelle Kooperationen. Eine bilaterale Erklärung zur Aufarbeitung wurde paraphiert, Gespräche über Entschädigungen und konkrete Hilfsprojekte laufen weiter. Für viele Nachkommen und Opfergemeinschaften bleibt die Anerkennung, die öffentliche Entschuldigung und tatsächliche finanzielle Entschädigung ein wichtiges und kontrovers diskutiertes Thema.
    Gab es Entschädigungen für Nachkommen der Herero und Nama?
    Bislang gab es keine direkten individuellen Entschädigungen für die Nachkommen der Opfergruppen. Deutschland hat jedoch Hilfsgelder für Entwicklungsprojekte zugesagt, die speziell den betroffenen Gemeinschaften zugutekommen sollen. Die konkrete Ausgestaltung und Gerechtigkeit dieser Maßnahmen werden aber weiterhin von Vertreter*innen der Herero und Nama kritisch gesehen. Sie fordern oft direkte Entschädigungszahlungen und eine stärkere Partizipation an Entscheidungsprozessen. Die Debatte um angemessene Formen der Wiedergutmachung ist sowohl in Namibia als auch in Deutschland noch nicht abgeschlossen.
    Wie wird das Thema in Schulen behandelt?
    Das Thema wird heute zunehmend im Schulunterricht behandelt, sowohl in Namibia als auch in Deutschland. In namibischen Schulen ist der Völkermord ein zentrales Thema der nationalen Geschichtsbewältigung und Identität. In Deutschland war die Thematisierung lange Zeit unterrepräsentiert, wird aber aktuell stärker in Lehrpläne integriert – häufig im Kontext von Kolonialismus, Völkermord und Erinnerungskultur. Das Ziel ist es, kollektive Verantwortung aufzuzeigen und die Bedeutung für Gegenwart und Zukunft zu verdeutlichen. Lehrmaterialien werden laufend aktualisiert und Initiativen wie der Rückblick auf Kolonialverbrechen sollen Schüler*innen mutigen Umgang mit komplexer Vergangenheit lehren.
    Welche Folgen hat der Völkermord bis heute?
    Die Folgen des Völkermords sind bis heute in Namibia und bei den Nachkommen der Opfergruppen spürbar. Viele Herero und Nama leiden weiterhin unter Landverlusten, gesellschaftlicher Marginalisierung und wirtschaftlichen Benachteiligungen, die auf die Kolonialzeit zurückgehen. Auch das kollektive Trauma und die Suche nach Gerechtigkeit prägen die Identität und das Selbstbewusstsein der Gemeinschaften. In der internationalen Politik sind die Ereignisse zu einem Sinnbild für die Notwendigkeit ethischer Aufarbeitung kolonialer Vergangenheit geworden – sowohl für Deutschland als auch für Namibias nationale Identität.
    Wie wird die Erinnerungskultur an den Völkermord gepflegt?
    In Namibia wird mit dem offiziellen Genocide Remembrance Day am 28. Mai der Erinnerung an die Opfer Raum gegeben. Gedenkveranstaltungen, Museen und Denkmäler künstlerischer und politischer Art spielen dabei eine wichtige Rolle. In Deutschland gibt es zunehmend Projekte zur Erinnerung und Aufklärung, darunter Ausstellungen, Bildungsinitiativen und die Rückgabe von Kulturgütern. Ziel ist es, Verantwortung zu übernehmen, Raum für das Gedenken und die Debatte zu schaffen und die Vergangenheit nicht zu verdrängen, sondern als Teil der deutschen Geschichte zu verstehen.
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    Gabriel Freitas ist AI Engineer mit solider Erfahrung in Softwareentwicklung, maschinellen Lernalgorithmen und generativer KI, einschließlich Anwendungen großer Sprachmodelle (LLMs). Er hat Elektrotechnik an der Universität von São Paulo studiert und macht aktuell seinen MSc in Computertechnik an der Universität von Campinas mit Schwerpunkt auf maschinellem Lernen. Gabriel hat einen starken Hintergrund in Software-Engineering und hat an Projekten zu Computer Vision, Embedded AI und LLM-Anwendungen gearbeitet.

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