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Imperialismus Japan

Im Zeitalter des Imperialismus war Japan eine der wenigen nicht europäischen Nationen, die sich Kolonien aneignete. Besonderes Interesse zeigte der Inselstaat an Korea. Dazu begab sich Japan in zahlreiche Auseinandersetzungen und Kriege mit anderen Staaten. 

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Im Zeitalter des Imperialismus war Japan eine der wenigen nicht europäischen Nationen, die sich Kolonien aneignete. Besonderes Interesse zeigte der Inselstaat an Korea. Dazu begab sich Japan in zahlreiche Auseinandersetzungen und Kriege mit anderen Staaten.

Grundsätzlich bezeichnet "Imperialismus" ein Expansionsbestreben. Das Zeitalter des Imperialismus begann im 19. Jahrhundert. Die Hochphase des Imperialismus ereignete sich dabei von 1880 bis 1918. Mehr dazu findest Du in der Erklärung "Imperialismus".

Japan Imperialismus Geschichte

Um den japanischen Imperialismus zu verstehen, hilft es, sich die Geschichte des Landes seit dem 17. Jahrhundert anzusehen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts isolierte das Tokugawa Shōgunat, Japan vom Handel und Einfluss ausländischer Staaten. Nur mit den Niederlanden und China wurde eingeschränkter Handel weiterhin geduldet.

Ein Shōgunat war der Verwaltungsapparat eines Shōgun. Ein Shōgun war ein militärischer Anführer der Samurai. Samurai wiederum bezeichnete Krieger.

Das Tokugawa Shōgunat war eine feudalistische Militärregierung in Japan von 1603 bis 1868.

Auch wenn es zur Zeit des Tokugawa Shōgunats noch einen japanischen Kaiser gab, war der Shōgun der faktische Herrscher Japans. Der Kaiser nahm lediglich eine religiöse und repräsentative Rolle ein.

Etwa 220 Jahre hielt die Isolation Japans an. Mitte des 19. Jahrhunderts versuchten allerdings die USA und europäische Staaten Handel mit Japan zu erzwingen. 1853 griff die USA dann zur Kanonenbootdiplomatie.

Mit Kanonenbootdiplomatie sind diplomatische Auseinandersetzung unter Zwang durch die Bedrohung von Kanonenbooten gemeint.

Der Kommodore Matthew Perry fuhr mit vier Schiffen in einen Hafen nahe Edo ein.

Edo war damals der Herrschaftsort des Tokugawa Shōgunats. Heute ist Edo die japanische Hauptstadt Tokio.

Am 31. März 1854 bedeckte die Belagerung des Hafens die Unterzeichnung des Vertrags von Kanagawa. In dem Vertrag wurde festgelegt, dass die Amerikaner die Häfen Shimoda und Hakodate für Versorgungszwecke nutzen dürften. Kurze Zeit später handelten auch Großbritannien und Russland Verträge mit Japan aus. Dadurch war die Isolationspolitik Japans beendet.

Am 29. Juli 1858 wurde der Vertrag von Kanagawa durch den "japanisch-amerikanischen Freundschafts- und Handelsvertrag", auch Harris-Vetrag genannt, ersetzt. Dieser Vertrag war ein ungleicher Vertrag. Darin wurde die Öffnung von fünf japanischen Häfen für die Amerikaner beschlossen, auch der Hafen Edos.

Ungleiche Verträge wurden im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zwischen den Imperialmächten auf der einen Seite und China, Japan, Persien, Siam und Korea auf der anderen Seite geschlossen. Die Verträge gelten als "ungleich", da die Imperialmächte in die Souveränität der Vertragspartner eingriffen und die Bestimmungen mehr oder weniger erzwungen haben.

Siam entspricht dem heutigen Thailand und Persien dem heutigen Iran. Während Japan Mitte des 19. Jahrhunderts noch auf der Seite der benachteiligten Vertragspartner stand, entwickelte sich Japan nach der Meiji-Restauration (also der Wiedereinsetzung des Kaisers) zu einer Imperialmacht und schloss selbst ungleiche Verträge ab.

Imperialismus Japan Zusammenfassung

Durch die wirtschaftliche Öffnung Japans, bestand die Befürchtung, dass die europäischen Großmächte oder die USA versuchen würden, Japan zu kolonialisieren. Allerdings kam Japan dem zuvor, indem die Nation selbst zur Kolonial- und Imperialmacht wurde.

Imperialismus Japan – Aufstieg zur Kolonialmacht

Dazu durchlebte Japan eine politische Veränderung. Das ohnehin schon von Aufständen und Schulden geplagte Tokugawa Shōgunat versetzte das Land mit dem Vertrag von Kanagawa und den daraus resultierenden Öffnungen der Häfen in Unruhe. Die japanischen Feudalherren, Daimyō, und Teile des Hofadels lehnten sich gegen den Shōgun auf und bildeten eine Allianz zur Wiederherstellung des Kaisertums. Nach mehreren blutigen Auseinandersetzungen musste sich der Shōgun 1867 geschlagen geben und übergab seine Autorität wieder an den Kaiser. Von da an herrschte Mutsuhito als Tennō ("Kaiser").

Der Kaiser wurde nicht mit seinem Namen, sondern mit Tennō angesprochen. Nach Mutsuhitos Tod 1912 wurde er als Meiji bekannt. Deshalb wird in der Geschichtsschreibung auch die Wiedereinsetzung des Kaisers in Japan als Meiji-Restauration bezeichnet. Die Meiji-Restauration dauerte von der Wiederherstellung der Macht des Tennō und dem Ende des Shōgunats 1867/1868 bis zum Einsetzen der Verfassung des Japanischen Kaiserreichs 1890 an.

Mit der Machtübernahme des Tennō änderten sich nicht nur die politischen Verhältnisse in Japan, sondern auch die gesellschaftlichen. Da das Shōgunat an sich abgeschafft wurde, wurde auch die Feudalherrschaft und das Ständesystem abgeschafft. Alle Japaner und Japanerinnen wurden direkte Untertanen des Kaisers.

Die 1890 eingeführte Verfassung machte Japan zu einer konstitutionellen Monarchie und gründete offiziell das Kaiserreich Groß-Japan. Dabei orientierte sich Japan an den Verfassungen europäischer Staaten, wie dem Bürgerlichen Gesetzbuch im Deutschen Kaiserreich.

Grundsätzlich ging der Regierungswechsel Japans mit einer Modernisierung, Industrialisierung und Militarisierung des Landens nach europäischem und amerikanischem Vorbild einher. Durch umfangreiche Reformen entwickelte sich das japanische Kaiserreich zu einer modernen Großmacht, die den westlichen Mächten dank technologischer Entwicklung, rasantem Wirtschaftswachstum und effizienter Rüstungspolitik auf Augenhöhe begegnen konnte.

Imperialistische Expansionspolitik Japan

Bereits vor der offiziellen Gründung des Kaiserreiches ging Japan verschiedenen Expansionsbestreben nach, um seinen politischen Einfluss im Pazifikraum und Ostasien auszudehnen und seine Wirtschaftskraft zu steigern.

Beispielsweise einigten sich Japan und Russland im Vertrag von Sankt Petersburg 1875 über die Aufteilung mehrerer Inselgruppen. So wurde Sachalin an Russland abgetreten, um dafür die Kurilen unter japanische Kontrolle zu bringen.

Seit Jahrzehnten bestand ein Konflikt über Sachalin, da sowohl Japan als auch Russland Anspruch auf die Insel erhoben.

Imperialismus Japan Ziele

Hier sind die Ziele von Japans Imperialismus einmal zusammengefasst:

  • nicht selbst kolonisiert zu werden;
  • zur imperialistischen Großmacht aufsteigen;
  • umliegende Gebiete und Inseln kolonisieren;
  • Russland und die USA an einer Ausbreitung hindern.

Um die Ziele zu erreichen, schreckte Japan nicht vor kriegerischen Auseinandersetzungen zurück. Besonders wichtig für den japanischen Imperialismus waren der Japanisch-Chinesische Krieg und der Russisch-Japanische Krieg.

Japanisch-Chinesischer Krieg

Im folgenden Abschnitt geht es um den Ersten Japanisch-Chinesischen Krieg von 1894 bis 1895.

Bevor der Krieg ausbrach, kam es bereits zu Spannungen zwischen den beiden Kaiserreichen. China war jahrhundertelang die dominante Macht im ostasiatischen Raum. Doch mit der Modernisierung Japans änderten sich die Machtverhältnisse. Japan wollte sich beweisen und dazu sein Einflussgebiet erweitern. Deshalb richtete sich der japanische Blick zunächst nach Korea.

Das Königreich Korea wiederum war jahrhundertelang stark von China beeinflusst worden. Erst im Jahre 1875 erkannte China Korea als unabhängigen Staat an. Daraufhin wollte Japan seine Chance ergreifen und Korea für andere Staaten unzugänglich machen. Unter einer ähnlichen Kanonenbootdiplomatie, wie die USA sie in Japan angewendet hatte, zwang Japan Korea 1876 zum Japanisch-Koreanischen-Freundschaftsvertrag.

Dieser Vertrag war ebenfalls ein ungleicher Vertrag und bestätigte Japan in seiner neuen Rolle als Großmacht. Zwar kannte Japan mit dem Vertrag Koreas Unabhängigkeit an, allerdings musste Korea drei Häfen für Japan öffnen. Der Großteil der koreanischen Güter ging fortan nach Japan. Insbesondere die Kohle- und Erzproduktion benötigte Japan für die Industrialisierung.

1882 drohte der Interessenkonflikt um Korea zu eskalieren. Nach andauernden Hungersnöten, Unzufriedenheit mit der Regierung und Spaltung in pro-japanische und pro-chinesische Lager, kam es innerhalb der koreanischen Bevölkerung zu Unruhen. Die japanischen Abgesandten flohen von der Insel, während China Soldaten nach Korea schickte. Letztlich wurde die Situation durch den Vertrag von Chimulpo friedlich gelöst.

1884 und 1885 kam es erneut zu Spannungen in Korea, nachdem erst eine pro-japanische Truppe die Regierung an sich gerissen und dann die pro-chinesische Regierung ihre Macht wiedererlangt hatte. Um weitere Konflikte zu vermeiden, einigten sich beide Kaiserreiche im Vertrag von Tientsin 1885 darauf, ihr Militär zurückzuziehen und nur nach Ankündigung Truppen nach Korea zu senden.

Im Jahr 1894 war dann der Donghak-Aufstand der Auslöser für den Japanisch-Chinesischen Krieg.

Donghak-Aufstand

Der Donghak-Aufstand war eine Bauernrebellion gegen die Tyrannei der in Korea herrschende Joseon-Dynastie. Das Volk forderte Sozialreformen und Vertreibung der ausländischen (vor allem der japanischen) Besatzer.

Um die Rebellion niederzuschlagen, bat der koreanische König Gojong im Juni 1894 um militärische Unterstützung, woraufhin China etwa 2.800 Mann nach Korea entsandte. Die Aufständischen wurden jedoch schon vom japanischen Militär niedergeschlagen, das den mit Bogen und Schwertern bewaffneten Bauern um ein Vielfaches überlegen war.

Japan sah die Entsendung der chinesischen Truppen als Verletzung des Tientsin-Vertrags, und sandte so selbst eine Truppenstreitkraft von über 8.000 Mann nach Korea aus. Mehrere Verhandlungsversuche, um die Lage zu entspannen, scheiterten am Interessenkonflikt der Kaiserreiche. Während Japan eine Reformation der koreanischen Regierung forderte, verlangte China den Abzug der japanischen Truppen. Beide Seiten lehnten die Forderungen des anderen ab.

Japan setzte schließlich seine Interessen mit Gewalt durch, indem es den königlichen Palast Koreas in Seoul besetzte. Nachdem der koreanische König gefangengenommen wurde, stellte Japan eine neue pro-japanische Regierung auf. Diese gewährte Japan das Recht, die chinesischen Truppen gewaltsam aus Korea zu vertreiben. China erkannte die neue Regierung Koreas nicht an, sodass es am 01. August 1894 zum Krieg zwischen Japan und China über Korea kam.

Japanisch- Chinesischer Krieg – Kriegsverlauf

Die chinesischen Truppen waren der japanischen Mannschaft vor Ort zahlenmäßig deutlich unterlegen. Zusätzlich hatte Japan durch die Modernisierung und Industrialisierung erhebliche Vorteile in der Kriegsführung. Auch strategisch gelang es der japanischen Armee, die chinesische einzukesseln und die Versorgung abzuschneiden.

Am 26. März 1895 konnte die japanische Armee die Pescadores-Inseln mit geringen Verlusten unter japanische Kontrolle bringen, wodurch Formosa (heutiges Taiwan) vom Festland Chinas abgeschnitten wurde. China musste schließlich kapitulieren und unterschrieb am 17. April 1895 schließlich den Friedensvertrag von Shimonoseki.

Japanisch-Chinesischer Krieg – Folgen

Die wichtigste Folge des Japanischen-Chinesischen Krieges für Japans Imperialismus war, dass Japan die Insel Formosa und die Pescadores-Inseln als Kolonien gewann und so zur Kolonialmacht wurde. Korea wiederum wurde unabhängig von China. Somit war der Weg für Japans Einflussnahme frei. Des Weiteren musste China seine Häfen für japanischen Handel öffnen und eine hohe Goldsumme an Japan als Entschädigung zahlen.

Allerdings durfte Japan nicht alle im Krieg eroberten Gebiete behalten. Russland, Frankreich und Deutschland zwangen Japan, die Liaodong-Halbinsel an China zurückzugeben.

Durch den Sieg wurde Japan zur dominierenden Macht in Ostasien. Das begünstigte auch Japans weiteres Vorgehen, Kolonien zu erwerben. Dabei geriet das Land immer mehr mit Russland in einen Interessenkonflikt. Besonders die Mandschurei und Korea wollten beide Staaten für sich einnehmen.

Bereits kurz nach dem Japanisch-Chinesischen Krieg löste Russland Japan als dominierende Macht in Korea ab, da Russland den koreanischen König gefangen nahm. Zusätzlich pachtete Russland die Liaodong-Halbinsel mit dem Hafen Port Arthur für 25 Jahre. Weiterhin provozierte Russland Japan, indem russische Truppen nach dem Boxeraufstand in der Mandschurei stationiert blieben.

Der Boxeraufstand war ein Aufstand in China zwischen 1899 und 1901 gegen das imperialistische Vorgehen der USA, Japans und Europa in China. Eine Allianz aus acht Staaten, darunter Japan und Russland, halfen China den Aufstand zu bändigen, indem sie Soldaten schickten.

Russland bedrohte Japan also zunehmend und lehnte Verhandlungen mit ihm ab. Deshalb wandte sich Japan an Großbritannien für eine Allianz. Mit der Anglo-Japanischen Allianz, die 1902 gegründet wurde, wollte Großbritannien den Pazifik besser kontrollieren und Russland eindämmen. Japan wiederum wollte einen europäischen Verbündeten gegen Russland.

Letztlich führte der Konflikt zum Russisch-Japanischen Krieg, der von 1904 bis 1905 stattfand.

Russisch-Japanischer Krieg

Der entscheidende Auslöser des Krieges war ein gescheiterter Kompromissversuch. In St. Petersburg schlug der japanische Botschafter vor, dass Russland Japans Vormachtstellung in Korea anerkennen würde und Japan sich im Gegenzug von der Mandschurei fernhalten würde. Da Russland nicht mit einem Krieg rechnete und kein Gebiet aufgeben wollte, wurde der Vorschlag ignoriert.

Der Tennō beschloss am 04. Februar 1904, Russland anzugreifen. In der Nacht vom 08. Februar 1904 begann der japanische Angriff auf Port Arthur. Die Kriegserklärung folgte am 10. Februar 1904.

Kriegsverlauf

In der Theorie war die russische Armee den japanischen Truppen zahlenmäßig überlegen. Allerdings dauerte die Verschiebung von Truppen innerhalb Russlands mehrere Wochen und auch die Kriegsschauplätze waren weit verteilt.

Des Weiteren unterschätze Russland Japan. So wurde beispielsweise mit einem Angriff auf Port Arthur gerechnet, aber keine Vorbereitungen getroffen.

Mit der Zeit breitete sich der Russisch-Japanische Krieg auf alle Interessengebiete Japans und Russlands aus. So wurde sowohl an Land, als auch auf See in der Mandschurei und Korea gekämpft. Zu den wichtigsten Kriegsgeschehnissen gehörte die Belagerung von Port Arthur durch Japan von Juli/August 1904 bis zum 02. Januar 1905. Russland war gezwungen, seinen dortigen Stützpunkt aufzugeben und verlor so einen strategischen Hafen.

Bei den weiteren Schlachten von Mukden im Februar und März 1905 und der Schlacht von Tsushima am 28. Mai 1905 verlor Russland ebenfalls. Zusätzlich gelang es Japan Sachalin zu besetzen.

Sachalin war die Insel, über die sich Russland und Japan früher schon einmal gestritten hatten.

Die Lage für Russland war aussichtslos, sodass der russische Zar Nikolaus II. sich auf Verhandlungen einließ. Bei den Verhandlungen übernahm der US-Präsident Theodore Roosevelt eine vermittelnde Rolle ein. Am 05. September 1905 wurde der Russisch-Japanische Krieg durch den Vertrag von Portsmouth beendet.

Folgen

Grundsätzlich brachte der Vertrag von Portsmouth Japan einen Schritt näher zur Gründung von Kolonien. Russland musste sein Pachtgebiet auf Liaoyang mit Port Arthur an Japan abgeben. Auch der südliche Teil Sachalins fiel an Japan. Die Mandschurei wiederum wurde in das chinesische Einflussgebiet eingeteilt.

Im Hintergrund wurden weitere wichtige Abmachungen getroffen. Die USA erkannten Japans Vormachtstellung in Korea an, dafür akzeptierte Japan die Herrschaft der USA über die Philippinen. Außerdem verlängerten Japan und Großbritannien ihre Allianz.

Der Sieg Japans im Russisch-Japanischen Krieg veränderte das Verhältnis zwischen Japan und den europäischen Großmächten sowie den USA. Zum ersten Mal in der modernen Geschichte wurde eine europäische Großmacht von einem asiatischen Land geschlagen. Durch den neu gefundenen nationalen Stolz und die politische und militärische Elite sah sich Japan bestärkt darin, seine imperialistische Expansionspolitik fortzuführen.

Protektorat Korea

Am 17. November 1905 wurde Korea durch den Japan-Korea-Protektoratsvertrag zu einem japanischen Protektorat erklärt.

In einem Protektorat, auch Schutzstaat, wird die Verteidigung und internationale Vertretung eines Gebietes von einem anderen Staat übernommen.

Damit verlor Korea seine Unabhängigkeit. Das Gerichtssystem und die Verwaltung Koreas wurden japanisiert.

Kolonie Korea

Ein Protektorat war Japan nicht genug, zumal sich die koreanischen Menschen gegen den japanischen Einfluss auflehnten. Somit zwang Japan Korea am 22. August 1910 zum Abschluss des Japan-Korea-Annexionvertrags. Korea wurde so offiziell eine Provinz Japans. Das koreanische Staatsoberhaupt musste alle Rechte an den japanischen Kaiser abtreten. Fortan wurde die neue Provinz Chōsen genannt. Faktisch war Korea also seit 1910 eine Kolonie Japans.

Obwohl Japan behauptete, dass Chōsen ein gleichberechtigter Teil Japans war, waren kaum koreanischstämmige Menschen in der japanischen Regierung und höheren Gesellschaft vertreten.

Japan übte Kontrolle über die koreanische Bevölkerung aus. So wurden ihnen das Recht auf Versammlung, auf Organisation sowie die Rede- und Pressefreiheit genommen. Japanisch wurde als Sprache festgelegt und ab 1915 als einzige Sprache in Schulen geduldet. Shintō, eine Art Ideologie und Religion, wurde in Chōsen als Staatsreligion festgelegt. Andere Glaubensrichtungen wurden verdrängt. Besonders Kinder und Jugendliche sollten dem Shintō folgen.

Die japanische Regierung setzte jedoch auch ihre modernen Ansätze in Korea durch. So wurden Frauen und Männer in der Berufstätigkeit gleichgesetzter und Bildung wurde für jeden zugänglich.

Wirtschaftlich wurde Korea vollständig von Japan abhängig. Japan bestimmte, wo die Provinz gefördert wurde und wo nicht. So ließ Japan den Norden Chōsens industriell aufbauen und den Süden für die Landwirtschaft nutzen. Jedoch ging es weniger darum, Chōsen wirtschaftlich aufzubauen, sondern mehr darum, Chōsen für die Versorgung Japans zu nutzen.

1919 kam es zu Unruhen, die im Tod von über 550 Koreanern und Koreanerinnen mündete. Danach gründete sich am 10. April 1919 eine koreanische Exilregierung in Shanghai. Die Proteste hatten eine Wirkung auf die japanische Behandlung der koreanischen Bevölkerung. Zwischenzeitlich wurden koreanische Traditionen wieder zugelassen und die koreanische Sprache an Schulen akzeptiert.

Die bekannteste Widerstandsbewegung gegen die japanische Herrschaft war die Bewegung des ersten März. Aus der Bewegung bildete sich auch die Exilregierung. Zuvor hatte die Bewegung am 01. März 1919 eine koreanische Unabhängigkeitserklärung verkündet, woraufhin die Proteste vom japanischen Militär niedergeschlagen wurden.

Mit dem Ausbruch des Zweiten Chinesisch-Japanischen Kriegs 1937 verschärfte sich die japanische Kontrolle über Korea wieder. Die koreanische Bevölkerung sollte vollständig an die japanische angeglichen werden. Japan benötigte möglichst viele Menschen für die Kriegsanstrengungen. Ziel war es, die koreanische und japanische Bevölkerung zu vereinen. Dabei wurden Japaner und Japanerinnen jedoch stets als "überlegen" angesehen. So durften beispielsweise keine Eheschließungen zwischen japanischen und koreanischen Menschen stattfinden. Im Zuge des Krieges wurde dann 1938 ebenfalls die koreanische Sprache im privaten Gebrauch verboten und das Tragen von koreanischen Trachten untersagt.

Als letzter Versuch, die beiden Bevölkerungen anzugleichen, wurden die koreanischen Menschen ab 1940 aufgefordert, ihre Namen ins Japanische umzuwandeln. Diese Regelung wurde aufgezwungen, indem es Essensmarken, Post und behördliche Kommunikation nur noch für Menschen mit japanischem Namen gab.

Außerdem wurde die koreanische Bevölkerung für den Zweiten Chinesisch-Japanischen Krieg zur Zwangsarbeit und Prostitution gezwungen. Koreanische Mädchen und Frauen wurden verschleppt und an der Front von japanischen Soldaten vergewaltigt. Schätzungen gehen von etwa zwei Millionen koreanischen Zwangsarbeitern und -arbeiterinnen aus.

Die Frauen und Mädchen, die für den Krieg zwangsprostituiert wurden, werden "Trostfrauen" genannt. Der Ausdruck beschönigt die Tatsache, dass sie vergewaltigt wurden. Trostfrauen stammten aus allen besetzten Gebieten und Kolonien Japans sowie aus Japan selbst.

Mandschurei

Nachdem die Mandschurei nach dem Russisch-Japanischen Krieg an China übergeben wurde, wollte Japan seinen Einfluss dort trotzdem nicht mindern. Japan war an den Rohstoffen in der Mandschurei interessiert. So baute Japan die Südmandschurische Eisenbahn und ließ den Bau von der Kwantung-Armee überwachen. Als Teil der Kaiserlich Japanischen Armee entwickelte sie sich mit der Zeit zur größten japanischen Armee-Einheit.

Japan legte es auf einen Konflikt mit China über die Mandschurei an. Nach dem Mudken-Zwischenfall am 18. September 1931 besetzte die Kwantung-Armee die militärisch schwache Mandschurei.

Beim Mucken-Zwischenfall legte die japanische Armee eine Sprengstofffalle in der Mandschurei.

Der Zwischenfall führte zur Mandschurei-Krise, bei der die Kwangtung-Armee die Mandschurei besetzte. Am 18. Februar 1932 erklärte die Mandschurei ihre Unabhängigkeit, dabei wurde sie jedoch von Japan geführt. Der neue, unabhängige Staat hieß Mandschukuo und war faktisch ein Marionettenstaat Japans.

Weitere japanische Kolonien

Korea war Japans Hauptkolonie. Doch es gab noch einige weitere japanische Kolonien:

  • 1879 wurden die Ryūkyū-Inseln in das japanische Gebiet integriert.
  • Im Ersten Weltkrieg kämpfte Japan an der Seite der Alliierten und bekam durch den Versailler Vertrag mehrere ehemalig deutsche Kolonien zugesprochen.
  • Im Verlauf des Zweiten Chinesisch-Japanischen Krieges eroberte Japan Teile der chinesischen Küste.
  • Als sich der Zweite Chinesisch-Japanische Krieg in den Zweiten Weltkrieg ausbreitete, eroberte Japan weitere Teile Asiens. Darunter Thailand, Französisch-Indochina, Niederländisch-Indien, die Philippinen und Malaysia.

Zweiter Weltkrieg – Ende des japanischen Imperialismus

Mit der Niederlage im Zweiten Weltkrieg musste Japan seine Kolonien abgeben.

Der Zweite Chinesisch-Japanische Krieg überschnitt sich mit dem Zweiten Weltkrieg im Pazifik.

Spätestens mit der Kapitulation Japans am 15. August 1945 verlor Japan alle im Krieg eroberten Gebiete und seine Kolonien. Die alliierten Mächte hatten es sich zum Ziel gesetzt, Japans Imperialismus einzudämmen. In der Folge wurde Japans Kolonien unabhängige, oder an die Siegermächte abgegeben. Korea wurde in eine sowjetische und eine US-amerikanische Besatzungszone aufgeteilt.

Die Siegermächte waren sich einig, dass Korea nach der langen Zeit als Kolonie erst wieder aufgebaut werden müsste. Allerdings kam es 1950 zum Koreakrieg zwischen den beiden Teilen Koreas.

Formosa (Taiwan) wurde wieder an China übergeben. Nach dem chinesischen Bürgerkrieg flüchtete die unterlegene Seite nach Taiwan und gründete dort ihren eigenen Staat, der bis heute nicht von der Volksrepublik China anerkannt wird.

Mandschukuo wurde als Mandschurei wieder in China eingegliedert.

Japan hat ein gespaltenes Verhältnis zu den ehemaligen Kolonien und bis heute kaum Vergangenheitsbewältigung betrieben.

Japan: Kolonien

Hier kannst Du Dir noch einmal einen Überblick über die Kolonien in Japan verschaffen.

KolonieZeitpunkt des Erwerbs
Ryūkyū-Inseln1879
Formosa1895
Pescadoren-Inseln1895
Südlicher Teil Sachalins1905
Korea1910
Kiautschou1919 (bereits 1922 an China übergeben)
Palauinseln, Karolinen, Marshallinseln, Nördliche Marianen (ehemalige deutsche Kolonien)1919
Mandschurai (Mandschukuo-Staat)1932
Besetzung der chinesischen Küste1937–1942
Burma, Britisch-Malaya, Singapur, Borneo, Hongkong, Niederländisch-Indien1942
Phillipinen, Salomonen, nördlicher Teil Neuguineas1942

Nicht alle hier aufgeführten Kolonien werden in der Erklärung erwähnt. Die wichtigste Kolonie war Korea, deshalb wird Korea auch im Detail erklärt.

Insulares Großmachtstreben

In Bezug auf den Imperialismus Japans stellt sich die Frage, inwieweit die Insellage das Großmachtbestreben beeinflusst hat.

Mit insulares Großmachtbestreben ist hier das imperialistische Verlangen eines Inselstaates, der zur Großmacht werden will, gemeint.

Die Lage als Inselstaat stellte für Japan eine besondere Situation dar. Ein Inselstaat hat keine direkten Nachbarn und ist so leichter, beziehungsweise anders zu verteidigen. Angriffe können nur über den Seeweg erfolgen. Gleichzeitig ist ein Inselstaat aber auch nicht so eng mit seinen Nachbarn verbunden (zum Beispiel wirtschaftlich). Dadurch besteht eine weniger reale Bedrohung.

Einerseits kann diese fehlende Bedrohung in der Theorie dafür sorgen, dass ein Inselstaat nicht so sehr danach strebt, sich als Großmacht zu beweisen. So war es in Japan während des Tokugawa Shōgunats, als der Inselstaat isoliert wurde. Andererseits kann die Insellage auch eine gewisse Sicherheit versprühen und so das Großmachtstreben anregen. So konnte Japan nur über den Wasserweg angegriffen werden. Nach der Modernisierung der Armee zur Zeit des Kaiserreichs entstand dadurch eine zusätzliche Sicherheit.

Imperialismus Japan – Das Wichtigste

  • Nach der Wiederherstellung des Kaiserreichs, wollte Japan Kolonien erwerben, um nicht selbst kolonialisiert zu werden.

  • Japans Ziel war es, mit den europäischen Großmächten mitzuhalten und die Vormachtstellung in Ostasien zu erlangen.

  • Der Erste Chinesisch-Japanische Krieg (1894 – 1895) und der Russisch-Japanische Krieg (1904 – 1905) machten Japan zur Großmacht.

  • Japans wichtigste Kolonie war Korea (seit 1910). Die Bevölkerung wurde japanisiert und so kontrolliert.

  • Mit dem Zweiten Weltkrieg verlor Japan seine Kolonien.


Nachweise

  1. Japanlink.de: Japanischer Militarismus. (21.09.2022)

Häufig gestellte Fragen zum Thema Imperialismus Japan

Nein, Japan war nie eine Kolonie. Um nicht eine Kolonie der USA zu werden, öffnete es seine Grenzen und begann selbst, Kolonialgebiete zu erwerben.

Der japanische Imperialismus ist das japanische Expansionsbestreben zur Zeit des Japanischen Kaiserreichs im späten 19. Jahrhundert und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 

Japan war ab circa 1630 außenpolitisch und wirtschaftlich isoliert, da das Tokugawa Shōgunat keinen Einfluss von Außen duldete. Die Isolierung hielt bis Mitte des 19. Jahhunderts an. 1854 wurde Japan erstmals gezwungen seine Häfen für ausländische Schiffe zu öffnen.

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