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Klassengesellschaft

Mit der Industrialisierung erlebte Deutschland als Kaiserreich die Entwicklung zu einer modernen Industriegesellschaft. Dabei gab es vor allem gesellschaftliche Veränderungen, denn der industrielle Kapitalismus brachte eine neue Klassengesellschaft hervor. Besonders der Marxismus kritisierte diese Klassengesellschaft.

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Klassengesellschaft

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Mit der Industrialisierung erlebte Deutschland als Kaiserreich die Entwicklung zu einer modernen Industriegesellschaft. Dabei gab es vor allem gesellschaftliche Veränderungen, denn der industrielle Kapitalismus brachte eine neue Klassengesellschaft hervor. Besonders der Marxismus kritisierte diese Klassengesellschaft.

Klassengesellschaft Definition

Anhand dieser Definition kannst Du Dir merken, was der Begriff Klassengesellschaft bedeutet:

Eine Klassengesellschaft ist im einfachsten Sinne eine Gesellschaft, die in verschiedene Klassen aufgeteilt ist. Diese Klassen zeichnen sich durch soziale Ungleichheiten aus.

Allerdings werden die Ungleichheiten hier nicht durch die Geburt vererbt, wie in der feudalen Gesellschaft. Vielmehr handelt es sich bei einer Klassengesellschaft um funktionale gesellschaftliche Unterschiede zwischen einzelnen Gruppen bzw. Klassen. Dennoch haben theoretisch alle Bürger*innen die gleichen Rechte in einer Klassengesellschaft. Nur in der Praxis werden diese Rechte nicht gleich ausgeübt.

Im Mittelalter-Set kannst Du Dir noch einmal die Erklärung zum Feudalismus durchlesen.

Die Mitglieder einer Klasse haben den gleichen sozialen Status und meistens auch eine ähnliche wirtschaftliche Lage, sowie Lebensbedingungen.

Klassengesellschaft Deutschland

Mit der Industrialisierung veränderte sich auch die soziale Struktur in Deutschland. Insbesondere der Kapitalismus veränderte die Gesellschaftsstruktur nachhaltig. Menschen fanden sich in sozialen"Klassen" wieder, die sich nun nach ihrem Beruf, Besitz und Leistungsfähigkeit richteten. Die Einteilung der Klassen nach marktbedingten Klassen stammt von Max Weber, einem deutschen Soziologen.

Für Max Weber war der Besitz von materiellen Gütern ausschlaggebend. Deshalb waren die Klassen nach Weber auch marktbedingt, da die Klassen von ihrer ökonomischen Situation am Markt abhängig waren. Je mehr Besitz eine Person hatte, desto größer waren ihre gesellschaftlichen Chancen.

Nach Karl Marx, einem deutschen Philosophen und Ökonom hingegen, war das entscheidende Merkmal für die Zugehörigkeit einer Klasse die Beteiligung zu den Produktionsmitteln.

Weber unterschied die Klassen durch zwei Merkmale:

  • Der unterschiedliche Besitz von Gütern, der entsprechend mit mehr oder weniger Chancen innerhalb der Gesellschaft einhergeht.
  • Die unterschiedliche Qualität der Arbeit, die Menschen bieten. Das bedeutet die Unterscheidung von ungelernter Arbeit bis zu spezialisierten Technikern oder Wissenschaftlern. Weber nannte dies "Berufsklassen".

Ein großer Unterschied zur Ständegesellschaft war, dass soziale Klassen deutlich instabiler sind. Auf- und Abstieg sind innerhalb der Klassen möglich (soziale Mobilität) und richten sich, basierend auf dem Prinzip des Kapitalismus, nach der ökonomischen Position am Markt.

Klassengesellschaft Industrialisierung

Die gesellschaftlichen Klassen während der Industrialisierung waren nach einer sozialen Hierarchie geordnet:

  • Unterschicht (unzureichendes Einkommen)

    • Bettler*innen und Arme

    • Tagelöhner*innen

    • Industriearbeiter*innen

  • Bäuer*innen

  • Kleinbürgertum (gesichertes Einkommen)

    • Handwerkende

    • Beamte und Geschäftstreibende

    • Angestellte

  • Bildungsbürgertum

    • Ärzte

    • Lehrer*innen

    • Ingenieure

  • Großbürgertum (hohes Einkommen)

    • Unternehmende

    • Gutsbesitzende

    • Hohe Offiziere, Beamte und Geistliche

  • Adel

Fragst Du Dich, warum einige Berufsbezeichnungen gegendert sind und andere nicht? Frauen arbeiteten im 19. und frühen 20. Jahrhundert nicht in allen Bereichen. Bestimmte Berufe, wie zum Beispiel das Beamtentum, waren den Männern vorbehalten. Sicherlich gab es Ausnahmen, doch im Regelfall wurde Frauenarbeit beschränkt.

Gewinner der Industrialisierung waren Unternehmer*innen, Kapitalbesitzer*innen und Bankiers. Als kleine, aber einflussreiche Gruppe bildeten sie nun das sogenannte Großbürgertum.

Durch die Neuentwicklung der Gesellschaftsgruppen entstand auch ein Mittelstand. Zum Mittelstand zählten Beamte, Angestellte oder Selbstständige mit gesichertem Einkommen. Besonders Angestellte waren eine Neuerung, denn durch die Industrialisierung hatten Unternehmen nun neben Arbeiter*innen auch Bedarf an einer effizienten Verwaltung (zum Beispiel Einkauf, Buchhaltung, Personalverwaltung).

Klassengesellschaft Modell

Die nachfolgende Abbildung zeigt das Modell der Klassengesellschaft während der Industrialisierung. Demnach steht der Kapitalismus an der Spitze der Gesellschaft, denn die Klassen sind nach ihrem Einkommen bestimmt. An der untersten Stelle steht das einfache Bürgertum. Obwohl diese Klasse für die anderen Klassen vorsorgte und die Grundlage für die Nahrungsversorgung bildete, hatte sie keine politische und soziale Macht.

Klassengesellschaft Pyramide des kapitalistischen Systems StudySmarter

Abbildung 1: Die Pyramide des kapitalistischen Systems

Klassengesellschaft Marx

Die Gesellschaftstheoretiker Karl Marx und Friedrich Engels machten die Klassengesellschaft zu einem wichtigen Bestandteil ihrer Lehre. Der Marxismus legte den Fokus der Industriegesellschaft auf zwei Klassen, die sich besonders unterschieden und miteinander ein schwieriges Verhältnis hatten. Diese Klassen sind das Proletariat und die Bourgeoisie.

Lies Dir die Erklärung "Marxismus" bei StudySmarter durch, wenn Du mehr über diese Gesellschaftslehre erfahren möchtest.

Proletariat

Den Begriff "Proletariat" gibt es schon seit der Römerzeit.

  • Im alten Rom bezeichnete das Proletariat die freien Bürger*innen.
  • Sie waren land- und besitzlos und mussteb deshalb lohnabhängig arbeiten.
  • Diese Bürger*innen hatten besonders viele Nachkommen, die "Proles".

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts tauchte der Begriff wieder im Zusammenhang mit der Französischen Revolution auf und beschrieb die Menschen des vierten Stands, also Menschen, die nicht dem Adel, dem Klerus oder dem mitbestimmenden Bürgertum angehörten.

Im 19. Jahrhundert etablierte sich die Bezeichnung des Proletariats dann als Synonym für die verarmte Arbeiterschicht im Zusammenhang mit der Industrialisierung. Auch wurden Proletarier*innen nun als "Klasse" in der Gesellschaft wahrgenommen. Das Proletariat stand im Gegensatz zur Bourgeoisie. Marx bezeichnete die Gruppe von Lohnabhängigen, die ihre Arbeitskraft an Unternehmer "verkauften" als Proletarier*innen. Diese Klasse umfasste mehr als ein Drittel der Bevölkerung.

Bourgeoisie

Generell beschreibt das Wort "Bourgeoisie" (französisch für "Bürgertum") die wohlhabenden Bürger*innen. Der Begriff bezieht sich nur auf die Bürger*innen des Großbürgertums, also die vermögenden Menschen mit sozialem Einfluss. Im Zusammenhang mit dem Marxismus bezeichnete die Bourgeoisie die herrschende soziale Klasse in der Gesellschaft. Außerdem wurde die Bourgeoisie im Marxismus auch mit Kapitalisten gleichgesetzt, welche die Arbeiter*innen ausbeuteten, da die Mitglieder der Bourgeoisie im Besitz der Produktionsmittel waren.

Klassengesellschaft Beispiel

Hier findest Du noch einmal die Eigenschaften von Proletariat und Bourgeoisie beispielhaft zusammengefasst:

ProletariatBourgeoisie
  • haben nur ihre Arbeitskraft
  • bekommen geringe Löhne
  • sind abhängig von ihrer Beschäftigung
Nicht gleichberechtigt→ Hierarchie, in der Kapital übergeordnet ist
  • Besitz von Kapital/ Produktionsmitteln
  • Marktkenntnisse
  • technisches Wissen
  • "Herr-im-Hause-Stand"
  • Kontrolle über ihre Angestellten
  • gesellschaftlicher und politischer Einfluss

Ungleichheit in der Industrialisierung

Mit fortschreitender Industrialisierung rückte die Ungleichheit zwischen den gegensätzlichen Lebenswelten von Bourgeoisie und Proletariat immer mehr den Fokus der Gesellschaft.

Einerseits lebten die Bürger*innen im Reichtum, während die Bürger*innen andererseits mit harter Arbeit um ihre Existenz bangen mussten. Zwischen den Klassen der Bourgeoisie und des Proletariats bestand daher keine Chancengleichheit.

Dieser Konflikt zwischen Kapital und Arbeit wurde auch in der Politik aufgegriffen (z. B. durch die Soziale Frage).

Auch die soziale Frage nahm indirekt Bezug auf die Klassenunterschiede. Mehr dazu findest Du in der passenden Erklärung.

Klassenkampf

Daraus entwickelte sich der Begriff "Klassenkampf", welcher den Kampf des Proletariats für Gleichheit beschreibt. Angehörige des Proletariats erkannten ihre gemeinsamen sozialen und politischen Interessen und begannen sich in Gewerkschaften, Vereinen und in der sozialdemokratischen Partei zu organisieren.

  • Die ausgebeutete Klasse revolutionierte gegen die ausbeutende Klasse, denn den Gewerkschaften standen Unternehmer und deren Verbände gegenüber.
  • Die Unternehmen organisierten eigene Betriebsgewerkschaften, die dem Interesse des Unternehmens verpflichtet waren.
  • Außerdem fertigten sie sogenannte schwarze Listen an, auf denen sozialdemokratisch orientierte Arbeiter gelistet waren, die nicht mehr Beschäftigt werden sollten.

Karl Marx sah das Ende des Klassenkampfs als Beginn einer klassenlosen Gesellschaft. Dafür müsse aber zuvor eine "Diktatur des Proletariats" stattfinden, um dann in einem Übergang die "Aufhebung aller Klassen" einzuleiten.

Um den Klassenkampf noch besser zu verstehen, liest Du Dir am besten die Erklärung zum Marxismus durch.

Klassengesellschaft - Das Wichtigste

  • Klassengesellschaft Definition: In einer Klassengesellschaft ist die Gesellschaft in soziale Klassen eingeteilt.
  • Klassengesellschaft Deutschland: Während der Industrialisierung bildeten sich im deutschen Kaiserreich zwei Klassen heraus:
    • das Proletariat, die einfachen Arbeiter
    • die Bourgeoisie, das herrschende Bürgertum
  • Klassengesellschaft Marx: Nach dem Marxismus herrschte ein Klassenkampf zwischen Bourgeoisie und Proletariat.
  • Der Marxismus wollte den Klassenkampf beenden.

Nachweise

  1. Abbildung 1: Die Pyramide des kapitalistischen Systems (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pyramid_of_Capitalist_System.jpg) licensed by CC0 (https://creativecommons.org/share-your-work/public-domain/).

Häufig gestellte Fragen zum Thema Klassengesellschaft

Der Klassenkampf beschreibt den Kampf des Proletariats für Gleichheit. Angehörige des Proletariats erkannten ihre gemeinsamen sozialen und politischen Interessen und begannen sich in Gewerkschaften, Vereinen und in der sozialdemokratischen Partei zu organisieren. Die ausgebeutete Klasse revolutioniert gegen die ausbeutende Klasse, denn den Gewerkschaften standen Unternehmer und deren Verbände gegenüber.

Die Klassengesellschaft ist eine Gesellschaft, die in verschiedene Klassen aufgeteilt ist. Diese Klassen zeichnen sich durch soziale Ungleichheiten aus.

Zur Zeit der Industrialisierung gab es die folgenden Klassen:


  • Die Unterschicht (unzureichendes Einkommen)

    • Bettler und Arme

    • Tagelöhner

    • Industriearbeiter

  • Bauern

  • Kleinbürgertum (gesichertes Einkommen)

    • Handwerker

    • Beamte und Geschäftsleute 

    • Angestellte

  • Bildungsbürgertum

    • Ärzte

    • Lehrer

    • Ingenieure

  • Großbürgertum (hohes Einkommen)

    • Unternehmer

    • Gutsbesitzer

    • Hohe Offiziere, Beamte und Geistliche

  • Adel

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