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Prägung Biologie

Tiere und Menschen eignen sich im Laufe ihres Lebens Kenntnisse und Kompetenzen durch verschiedene Lernformen an. Eine dieser Formen nennt sich Prägung.

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Tiere und Menschen eignen sich im Laufe ihres Lebens Kenntnisse und Kompetenzen durch verschiedene Lernformen an. Eine dieser Formen nennt sich Prägung.

In der Verhaltensbiologie bezeichnet die Prägung eine irreversible Form des Lernens. Sie geschieht in der sensiblen Phase des Lebens. In dieser Phase werden Reize aus der Umwelt so sehr verinnerlicht, dass sie im weiteren Lebensverlauf wie angeboren wirken.

Die Prägung in der Biologie

Verhaltensweisen, die durch das Prägungslernen erlernt werden, können zunächst wie angeboren wirken. Sie können daher von wirklich angeborenen Verhaltensweisen wie den Instinkthandlungen und Reflexen abgegrenzt werden. Außerdem gibt es bestimmte Merkmale, die speziell beim Lernen durch Prägung vorkommen.

Lernformen in der Biologie

Die Prägung kann im Rahmen der Biologie von anderen Lernformen abgegrenzt werden. Es wird zwischen Lernen durch Nachahmung, Versuch und Irrtum sowie durch Spielen und Einsicht unterschieden.

Beim Lernen durch Nachahmung übernehmen Tiere und Menschen bestimmte Verhaltensweisen von anderen. Beim Versuch und Irrtum wird durch das Begehen von Fehlern gelernt. Beim Lernen durch Spielen üben Kinder soziale Rollen, indem sie beispielsweise Verkäufer oder Lehrer spielen. Lernen durch Einsicht geschieht durch die gedankliche Zusammensetzung von bereits erlernten Kenntnissen. Der Unterschied von Prägungslernen zu all diesen Formen sind seine bestimmten Merkmale.

Merkmale von Prägungen

Eine Prägung ist im Leben nicht mehr nachholbar und kann nur innerhalb einer bestimmten Zeitspanne – der sensiblen Lebensphase – stattfinden. Je nach Tierart kann die sensible Phase zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden und die Länge dieser Phase kann ebenfalls sehr unterschiedlich sein.

Eine Prägung ist zudem irreversibel. Das bedeutet, dass die Verhaltensweisen so abgespeichert sind, dass sie ein Leben lang im Gedächtnis bleiben. Ein weiteres Kennzeichen ist die starke Begrenzung der Inhalte, die durch Prägung gelernt werden. Beispielsweise wird nur eine bestimmte Reaktion auf ein bestimmtes Objekt erlernt.

Die sensible Phase kann auch als "kritische Periode" bezeichnet werden. Sie ist eine Lebensspanne, in der ein Lebewesen während seiner Verhaltensentwicklung besonders empfänglich für bestimmte Erfahrungen ist. Solche Erfahrungen haben hier ihre maximale Wirkung. Die Phase kann einige Stunden, über Tage bis zu mehreren Wochen andauern.

Die Funktion der Prägung in der Biologie

Prägung hat die Funktion, dass essenzielle Verhaltensweisen, die teilweise für das Überleben wichtig sind, nachträglich erlernt werden können. Es handelt sich um Verhaltensweisen, die nicht angeboren sind und durch die Prägung ein Leben lang verinnerlicht werden.

Prägung – der AAM

Um die Zusammenhänge beim Vorgang einer Prägung zu verstehen, ist es wichtig, dass du weißt, was der angeborene Auslösemechanismus (AAM) ist. Der AAM gilt als Schnittstelle zwischen einem Schlüsselreiz und einer angeborenen Instinkthandlung. Durch Erfahrung bzw. durch Prägung wird der AAM zu einem erworbenen Auslösemechanismus (EAM). Beim EAM handelt es sich also um einen durch Erfahrung ergänzten Auslösemechanismus. Dieser ist irreversibel und kann im Falle einer Fehlprägung nicht mehr abgeändert werden.

Prägung angeborener Auslösemechanismus StudySmarter

Abbildung 1: Vorgang bei der Prägung

Ein Schlüsselreiz ist ein Reizmuster, aus welchem eine Instinktbewegung folgt. Schlüsselreize können beispielsweise Warnrufe, Berührungen oder in der Tierwelt Balzlaute sein. Dabei hat der AAM die Aufgabe herauszufiltern, welcher Reiz für die Auslösung der Instinktbewegung relevant ist oder nicht. In der Prägungsphase werden dann weitere relevante Schlüsselreize erlernt.

Prägung – Arten

In der Verhaltensbiologie gibt es viele verschiedene Prägungsarten. Es wird jedoch grundsätzlich zwischen den beiden Prägungsformen der Objektprägung und motorischen Prägung unterschieden.

Objektprägung und motorische Prägung

Die Objektprägung meint allgemein den Lernvorgang, durch den ein Tier auf ein bestimmtes Objekt geprägt wird. Zu ihr werden die Nachfolgeprägung, die sexuelle Prägung, Prägung auf den eigenen Nachwuchs sowie die Ortsprägung gezählt. Bei motorischen Prägungen geht es um solche, bei denen sich ein Tier bestimmte Handlungen aneignet.

Ein bekanntes Beispiel der motorischen Prägung ist die Gesangsprägung bei Singvögeln. Hier werden zunächst die Gesänge von Vorbildern gespeichert. Anschließend werden die gespeicherten Informationen in motorische Aktionen des eigenen Stimmapparats umgesetzt.

Nachfolgeprägung

Bei der Nachfolgeprägung geht es darum, dass Lebewesen noch lernen müssen, wer die Mutter ist. Diese Prägung beschreibt konkret das Annähern an alle Objekte in der Umgebung, die sich bewegen und regelmäßige Laute von sich geben, in den ersten Stunden nach dem Schlüpfen.

Bekannt ist hierfür das Verhalten von Gänseküken nach dem Schlüpfen. Nach wenigen Minuten der Annäherung an die Mutter folgen sie ihr nahezu bedingungslos. Experimente konnten aber auch zeigen, dass die Küken in Brutschränken sogar auf einen Fußball oder auf eine Holzkiste geprägt werden können.

Prägung Nachfolgeprägung Gänseküken StudySmarter

Abbildung 2: Prägung der Gänseküken

Sexuelle Prägung

Die sexuelle Prägung meint das Erlernen von Merkmalen des jeweils anderen Geschlechts. Dies hat den Zweck, spätere Geschlechtspartner erkennen zu können. Diese Prägung geschieht noch lange vor der Entwicklung von Sexualität, da sie ebenfalls in der sensiblen Phase stattfindet. Tiere können beispielsweise später bei der Balz Präferenz zu jener Tierart zeigen, von der sie aufgezogen wurden.

Prägung auf den eigenen Nachwuchs

Bei der Prägung auf den eigenen Nachwuchs geht es um das Erlernen von Merkmalen des eigenen Nachwuchses. Das soll dazu dienen, dass das Muttertier den Nachwuchs auf Dauer wiedererkennen kann. Die Prägung auf den eigenen Nachwuchs konnte bei Tieren, die in größeren sozialen Gruppen leben, nachgewiesen werden.

Zum Beispiel leckt eine Ziegenmutter hierzu ihr geborenes Junges ab und ist Experimenten zufolge ungefähr eine Stunde lang besonders aufnahmefähig für den Geruch ihres Jungen. So lernt die Mutter, dass es ihr Junges beim Milchsaugen dulden kann. Es ist also wichtig, dass ein Kontakt zwischen Mutter und Junges in der sensiblen Phase – also direkt nach der Geburt – stattfindet. Ansonsten würde die Mutter ihr eigenes Kind abwehren.

Prägung Nachwuchs StudySmarter

Abbildung 3: erfolgreiche Prägung auf den Nachwuchs

Ortsprägung

Die Ortsprägung meint das Erlernen von Eigenschaften eines bestimmten Ortes. Sie bewirkt, dass wandernde Tiere diesen Lebensraum wieder aufsuchen können.

Beim Lachs geschieht die Ortsprägung aufgrund einer Geruchsprägung. Der Lachs erlernt den typischen Geruch seines Heimatgewässers. Der atlantische Lachs zum Beispiel wird in Süßwasser geboren. Nach bis zu 2 Jahren wandert er in Richtung Meer und verlässt somit seinen Geburtsort. Nach weiteren 2 – 3 Jahren wandert der Lachs wieder zurück zum Geburtsort, um dort zu laichen. Der Lebenszyklus fängt dann wieder von vorne an.

Nahrungsprägung

Durch die Nahrungsprägung entsteht eine dauerhafte und irreversible Fixierung auf bestimmte Nahrungsmittel. Das, was ein Tier in der sensiblen Phase an Nahrung auffindet, kann für die anschließende Nahrungswahl entscheidend sein. Umgekehrt kann es aber auch dazu führen, dass verdorbenes Essen durch einen daraus entwickelten Ekel ein Leben lang vermieden wird.

Nahrungsprägungen kommen bei einigen Wirbeltieren vor, wie:

  • Schildkröten
  • Schlangen
  • Haushühnern
  • Iltis

Prägung – Fehlprägung

Ein Problem bei der Prägung stellt die Fehlprägung dar. Wenn Tiere von Menschen anstelle von ihren leiblichen Eltern aufgezüchtet werden, kann das in zweierlei Hinsicht zum Problem werden. Einerseits kann es passieren, dass der Mensch von den Tieren aufgrund der frühkindlichen Prägung als Sexualpartner identifiziert wird. Andererseits kann es passieren, dass sie anfangen, den Menschen anzugreifen. Das liegt daran, dass er als innerartlicher Konkurrent eingestuft werden kann.

Fehlprägungen in freier Wildbahn

In freier Wildbahn ist eine Fehlprägung noch gravierender. Hierzu ein paar Beispiele:

Wenn Vögel beispielsweise den arttypischen Gesang und die Kontaktrufe nicht erlernen, so können sie nicht mit ihren Artverwandten kommunizieren.

Wenn Wildschweine den eigenen Sprachgebrauch ihrer Gruppe nicht lernen, so werden sie von ihren Artgenossen angegriffen bis es schließlich zum Tod kommen kann.

Wenn Tiere auf falsche Nahrung geprägt werden, haben die Tiere nie gelernt, welche Nahrung sie in freier Wildbahn aufsuchen müssen. Dann können die Tiere sich nicht selbst ernähren und nehmen teils unverträgliche Nahrung zu sich.

Prägung beim Menschen

Bei Kindern kommen ebenfalls wie bei Tieren sensible Phasen im Leben vor. Diese Phase ist maßgeblich dafür, welches Bild sich ein Kind von der Welt bildet. Das geschieht durch die Wiederholung von bestimmten Situationen bzw. Erfahrungen in den ersten Lebensjahren. Die ersten Lebensjahre bilden also auch beim Menschen die sensible Phase.

Beim Menschen gibt es lediglich Hinweise auf Prägungen, jedoch noch keine wissenschaftlichen Nachweise! Es ist daher geeigneter, hier von prägungsähnlichen Lernvorgängen zu sprechen. Prägung ist per Definition irreversibel, das trifft so nicht auf den Menschen zu.

Kinder können von positiven als auch negativen Erfahrungen "geprägt" werden. So können sie lernen, dass die Welt ein gefährlicher Ort ist, wenn sie mit Vernachlässigung und traumatischen Erlebnissen in der Prägungsphase konfrontiert werden. Umgekehrt können sie aber auch lernen, dass die Welt ein sicherer Ort ist, wenn positive Erfahrungen gemacht werden.

Prägung Biologie - Das Wichtigste

  • In der Verhaltensbiologie bezeichnet die Prägung eine irreversible Form des Lernens
  • Sie findet in der sensiblen Phase des Lebens statt
    • In dieser Phase werden Reize aus der Umwelt so sehr verinnerlicht, dass sie im weiteren Lebensverlauf wie angeboren wirken
  • Es kann zwischen der Objekt-, Nachfolge-, sexuellen-, Nahrungs-, Orts- und motorischen Prägung sowie der Prägung auf den eigenen Nachwuchs unterschieden werden
  • Bei Kindern kommen ebenfalls wie bei Tieren sensible Phasen im Leben vor
  • Das geschieht durch die Wiederholung von bestimmten Situationen bzw. Erfahrungen in den ersten Lebensjahren
    • Beim Menschen gibt es jedoch nur Hinweise auf Prägungen, aber noch keine Nachweise

Nachweise

  1. Abb. 2: Foto Gans von ArtTower auf Pixabay
  2. Abb. 3: Foto Ziegen von congerdesign auf Pixabay

Häufig gestellte Fragen zum Thema Prägung Biologie

Es kann zwischen der Objektprägung und der motorischen Prägung unterschieden werden. Die Objektprägung meint allgemein den Lernvorgang, durch den ein Tier aus ein bestimmtes Objekt geprägt wird. Bei motorischen Prägungen geht es um solche, bei denen sich ein Tier bestimmte Handlungen aneignet. Außerdem gibt es noch die Nachfolgeprägung, Ortsprägung, sexuelle Prägung sowie die Nahrungsprägung.

Bei Kindern kommen ebenfalls wie bei Tieren sensible Phasen im Leben vor. Diese Phase ist maßgeblich dafür, welches Bild sich ein Kind von der Welt bildet. Das geschieht durch die Wiederholung von bestimmten Situationen bzw. Erfahrungen in den ersten Lebensjahren.

Bei der Nachfolgeprägung geht es darum, dass Lebewesen noch lernen müssen, wer die Mutter ist. Diese Prägung beschreibt konkret das Annähern an alle Objekte in der Umgebung, die sich bewegen und regelmäßige Laute von sich geben, in den ersten Stunden nach dem Schlüpfen.

Die Objektprägung meint allgemein den Lernvorgang, durch den ein Tier aus ein bestimmtes Objekt geprägt wird.

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